Das Rosie-Projekt - Graeme Simsion

  • Dons Leben folgt Regeln und das ist auch gut so. Egal, ob es sich ums Essen, Trainieren, Arbeiten oder Schlafen handelt, für Don hat alles einen festen Plan und einen festen Termin. Soziale Interaktionen erachtet er als wenig hilfreich, nichtsdestotrotz wünscht er sich eine Ehefrau. Was wäre da naheliegender als ein Fragebogen, mit dem er schon vor dem ersten Date jede unpassende Kandidatin herausfiltern kann? Don legt sofort los und sein Fragebogen scheint eine sehr gute Methode zu sein. Doch dann kam Rosie...


    "Das Rosie-Projekt" ist der Erstling von Graeme Simsion und er hat mich begeistert. Zugegeben, ich war zuerst skeptisch, ob mich eine romantische Geschichte aus den Socken hauen kann, doch der Humor des Autors und seine doch leicht verrückten Figuren konnten mich überzeugen.


    Die Geschichte wird von Don höchstselbst erzählt. Und somit weiß man schon ab Seite 1, dass das Leben für Don nicht ganz so "normal" abläuft wie für uns. Don ist ein logisch denkender, zielgerichteter und nun ja, sozial völlig unbegabter Mann. Wer Dr. Dr. Sheldon Cooper aus "The Big Bang Theory" kennt, weiß, was ich meine. Und genau dieser Mann sucht eine Frau und zwar nach ganz nüchternen und wissenschaftlichen Vorgaben. Schon allein dieser Umstand hat mich vor Lachen brüllen lassen.


    Seine Interaktionen mit Rosie haben ihr übriges zu meiner Begeisterung hinzugetan. Allerdings, und das rechne ich Graeme Simsion sehr hoch an, macht sich der Autor in keiner Sekunde über das Verhalten von Don lustig. Don selbst erkennt selbstreflektierend, dass er nicht so wie andere Menschen handelt. Doch das ist für ihn okay. So enthält der Roman trotz all seines Humors und Witzes eine ernste und zugleich sehr wichtige Lektion. Das fand ich toll.


    Der Stil von Simsion ist sehr gut und locker zu lesen. Die Erzählweise seiner Hauptfigur passt perfekt zu seinem Verhalten. Ich hatte Don schon nach den ersten Sätzen ins Herz geschlossen.


    Fazit: ein grandioses, bewegendes und zugleich herzliches Debüt. Mehr davon!!

  • Es ist schon etwas her, dass ich das Buch gelesen habe, aber ich weiß, dass ich es sehr schön fand und oft über Dons Eigenheiten (und darüber wie Rosie ihn zeitweise durcheinander brachte) sehr lachen musste. Ich habe das Buch vor etwa einem Monat beendet, aber komischerweise ist mir nicht viel in Erinnerung geblieben, also kann ich von keinem nachhaltigen Eindruck sprechen. Aber während des Lesens genoss ich das Buch sehr. Den Schreibstil empfand ich als sehr angenehm und die Seiten flogen nur so dahin. Beide Hauptfiguren fand ich sehr sympathisch, jede auf ihre eigene Art.


    Sehr witzig fand ich Don selbst. Seine Genauigkeit bzw. Planung beim Entwerfen des Fragebogens, seine ausgeklügelte Art zu kochen anhand eines genauen Plans - einfach umwerfend. Es hat schon sehr viel Spaß gemacht, ihm dabei "zuzusehen" und ich musste sehr oft grinsen und schmunzeln. Ein sehr warmherziges Buch, welches ich für kalte Herbst- und Wintertage empfehlen kann, das sich aber auch im Sommer als Urlaubslektüre eignen würde.


    Ich bin noch nicht sicher, ob ich die Fortsetzung lese, habe hier auch Angst, dass es nicht so toll werden kann, aber vielleicht leihe ich es später in der Bibliothek aus, da kann mir nicht viel passieren. :lache

    With love in your eyes and a flame in your heart you're gonna find yourself some resolution.


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  • Ich kann mich auch noch sehr gut an das Rosie-Projekt erinnern.


    Ich denke schon, dass das manchmal echt so ist, dass man so "festgefahren" ist in dem was man will und vor allem was man nicht will, dass man das Schöne neben den Pfaden nicht mehr sieht. Und meistens ist es dann auch das, was einem wirklich gut tut :heisseliebe


    Wünscht sich nicht jeder ab und zu mal eine Rosie, die einen von Weg abbringt?


    Ich freue mich schon auf den Nachfolger.

    “Lesen ist das Trinken von Buchstaben mit den Augen.” H. Lahm


    :lesend Erik Axl Sund - Scherbenseele


    SuB 01.09.: 159
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  • In diesem Buch steckt eine ganz besondere, sehr warmherzige Liebesgeschichte. Genetiker Don berichtet in Ich-Form von seinem „Ehefrauen-Projekt“, das bald durch das „Vaterschaftsprojekt“ von Rosie unterbrochen wird. Einzigartig ist dieses Buch, da Don mit Asperger-Syndrom die Welt aus dem Blickwinkel des Logischen und Strukturierten betrachtet. Gefühle bleiben außen vor und so erkennt er erst langsam, welche Frau zu ihm passt. Don sieht sich dabei mit durchaus mit kritischen Augen und viel Selbstironie, was zu einer angenehmen Leichtigkeit und vielen Schmunzelmomenten führt, wobei man immer mit dem Erzähler und nie über ihn lacht.


    Das Buch erzählt zwischen den Zeilen, ganz nebenbei, sehr viel über Toleranz und Anderssein und rückt eine ganz andere Weltsicht in den Blickwinkel. Verbunden mit einer sensiblen Liebesgeschichte eine besondere, gut gelungene Mischung!


    Das Rosie-Projekt wäre somit ein (seltener) Anwärter auf 10 Punkte, allerdings ziehe ich doch einen ab. Und zwar habe ich mich während des Lesens öfters die gleiche Frage gestellt wie Rita:


    Zitat


    ... auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob jemand wie er - egal wie groß die Liebe ist - wirklich so weit aus seinem inneren Gefängnis ausbrechen kann, wie er es tut.


    Da hätte ich mir zumindest ein, zwei erklärende Sätze des Autors im Nachwort dazu gewünscht.


    Fazit: Ein wunderbarer und einfühlsamer Roman über einen Außenseiter, der ganz ungeplant die große Liebe findet. Ein sehr empfehlenswertes Buch auch für Leute, die mit Liebesgeschichten sonst nichts anfangen können. 9 Punkte

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Hmm, den vielen Begeisterungsstürmen kann ich mich nicht uneingeschränkt anschliessen. Es war gut, keine Frage. Es war teilweise auch sehr witzig und Rosie war mir auch sehr sympatisch. Nur mit Don bin ich irgendwie nicht ganz warm geworden. Für mich war es ein lockerleichte Unterhaltung, aber nichts, was für mich eine Anwärter für ein Monats- oder Jahreshighlight ist.


    7 von 10 Punkten von mir.

  • Das Buch habe ich schon öfter im Buchladen gesehen, konnte mich aber nicht so recht überreden wenigstens den Klappentext zu lesen.
    Nach euren tollen Rezis kommt das Buch auf jeden Fall auf meine Wunschliste.

  • Zitat

    Original von Piamaus
    Hmm, den vielen Begeisterungsstürmen kann ich mich nicht uneingeschränkt anschliessen. Es war gut, keine Frage. Es war teilweise auch sehr witzig und Rosie war mir auch sehr sympatisch. Nur mit Don bin ich irgendwie nicht ganz warm geworden. Für mich war es ein lockerleichte Unterhaltung, aber nichts, was für mich eine Anwärter für ein Monats- oder Jahreshighlight ist.


    7 von 10 Punkten von mir.


    Deiner Meinung schließe ich mich größtenteils an. Außer, dass es bei mir umgekehrt war: ich fand Don ziemlich klasse, dafür konnte ich mit Rosie nicht viel anfangen. Mir hätte es richtig gut gefallen, wenn Rosie


    Bei mir reicht es aber wegen guter Unterhaltung immerhin zu 8 guten Punkten. Den Nachfolger werde ich als Taschenbuch dann sicher auch irgendwann lesen.

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“

  • Ich bin schon öfter um das Buch herumgeschlichen und nun habe ich es von einer Freundin geliehen bekommen. Ich konnte mich gleich mit Don anfreunden und natürlich verliebt er sich ungeplant, denn so etwas kann man einfach nicht planen. Sehr unterhaltsam. Ob ich das zweite lesen möchte, weiß ich nicht, meist sind die Anschlußbücher nicht so gut....mal sehen.

  • Ich habe das Buch gerade im Urlaub gelesen und finde es großartig. Don (ich nehme an, er hat das Asperger-Syndrom) erinnert mich an den Androiden Data aus Raumschiff Enterprise :-].
    Eine herzerwärmende Liebesgeschichte, ich fand Don zum Knuddeln, auch wenn er das gar nciht gerne mag. Eun wirklich wunderbares Buch, das mir an einigen Stellen herzhaftes Lachen, aber auch ein paar Tränchen beschert hat.
    Ich werde mich an den Nachfolger heranwagen und hoffen, dass ich nicht enttäuscht werde.

  • Dieser Debütroman las sich köstlich wie ein locker-luftiges Soufflé ... doch dann war da so etwas wie eine versteckte kleine Gräte im nächsten Happen (die äußerst billige Wendung, dass Don Tillman für sein illegales fingiertes "Savant"-Projekt schlagartig zum innovativen Wissenschaftsheroe mutiert und das bedrohliche Damoklesschwert eines ruhmlosen Rausschmisses PLÖTZLICH abgewendet war). Ab da habe ich nur mehr um Luft geröchelt. Von nun an windet sich Don problemlos wie eine geölte Weinbergschnecke aus jedem (erzähltechnischen) Schlamassel heraus, inklusive aus dem dramaturgischen "Knaller" auf der letzten Romanseite (Marke: Champagner-Korken), aufgrund welcher trivialgenetischen (Un-)Kenntnisse das "Vater-Projekt" 29 Jahren zuvor eigentlich ausgelöst worden war.

  • Also ich fand das Buch und seine beiden Hauptpersonen schlicht umwerfend. Den besonderen Reiz macht die besondere Idee dahinter aus. Endlich mal nicht ein Liebesroman nach dem Motto "Sie wird sitzen gelassen, geht aufs Land/ in eine neue Stadt/ einen neuen Job und verliebt sich dort in den zunächst als arrogant empfundenen Nachbarn/ Chef/ Landarzt. Das Rosie Projekt ist erfrischend anders, schön geschrieben und war für mich eine echte Entdeckung. Eine klare Leseempfehlung. Den Nachfolger habe ich schon auf meinem Nachtschränkchen liegen. Ich freu' mich drauf.

  • Zitat

    Original von Lese-rina
    Das Buch erzählt zwischen den Zeilen, ganz nebenbei, sehr viel über Toleranz und Anderssein und rückt eine ganz andere Weltsicht in den Blickwinkel. Verbunden mit einer sensiblen Liebesgeschichte eine besondere, gut gelungene Mischung!


    Da ich das Buch dank dir gelesen habe, mag ich auch wenigstens den Teil von deinem Leseeindruck zitieren, den ich genau so (nur vielleicht in anderen Worten :grin) resümiert hätte.


    Ich versuche irgendwie auf das Buch zurückzublicken und die Sicht, die ich bei Liebesromanen sonst so habe wie "xyz hat mich emotional so berührt" - die habe ich hier nicht - aber das empfinde ich nicht als schlimm oder störend.


    Mir hat Don mit seiner rationalen Sicht viel gezeigt. Ich habe ihn verstanden und habe ihn nicht an einer Stelle des Buchs mal "wachrütteln" wollen...sondern ihn durchweg so genommen wie er ist. Mit allen Facetten...obwohl ich laut dem Don-Test nur eher wenig Don in mir habe (42%). Andererseits habe ich eine ganz andere Sicht auf eine Liebesgeschichte kennengelernt, die sich eben auch abseits der gefühlsbetonten Seite bewegt...wie Don entdeckt, dass das, was er da fühlt, Liebe sein könnte...großartig.


    Mit Rosie konnte ich mich weder gänzlich identifizieren, noch habe ich sie besonders gemocht oder als störend empfunden. Das tat der Geschichte aber keinen Abbruch, weil sie so an Dons Sicht hängen blieb und ich so in seinem Blick gefangen war, dass ich bei ihm war...und das, was sie für ihn war, war sie an der Stelle dann auch für mich...


    Daher hat mich auch die Geschichte um Daphne sehr berührt oder auch Claudia, wo mir auch Dons Entwicklung noch einmal so richtig aufgefallen ist, als er immer mehr in das Leben seiner besten Freunde "hineinspürt".


    Mit ein paar kleinen Kritikpunktanteilchen wie u. a. dem, was killerbinchen gespoilert hat, gebe ich dem Buch 9 Punkte.