Testleserunde in Zusammenarbeit mit dem Wunderlich Verlag ab: 25. November 2014 (mit Autor)

  • Ich schau Mal ob das Buch just zum Zeitpunkt der Leserunde gelesen werden will ... Bücher haben da ihren ganz eigenen Willen Wolke trag mich bitte für die LR ein aber ohne Verlosung da ich mir das Buch schon gekauft habe.

  • Ich möchte sehr gern mitlesen. :wave
    Die Geschichte interessiert mich sehr und das Cover finde ich wunderschön.


    Zitat

    Original von Cyriacos
    Und in jedem von uns schlummern solche Erinnerungen. Was ich von Euch und Ihnen gerne wissen würde: Die Geschichte an einer Zugfahrt in so dunkler Zeit - gibt es da bestimmte Erinnerungen? Erinnerungen an Erzählungen von Menschen, die das eine oder andere selbst noch gesehen und erlebt haben? Oder einfach Erinnerungen an eine eigene, ganz besondere Reise mit einem Zug, die sich in Ihrem und Eurem Gedächtnis eingegraben haben, auch wenn sie in erfreulicheren Zeiten stattfand?


    Ich könnte mir vorstellen, dass das interessante Geschichten sind, über unsere eigentliche Erzählung von einer Welt in Flammen hinaus.


    Vor einiger Zeit bin ich sehr oft Zug gefahren und habe leider kein spezielles Erlebnis zu erzählen. Aber immer wieder kam ich mit den Zugfahrenden ins Gespräch. Ob es nun die alte Dame war, die ans Meer fuhr oder mit einem Ehepaar sprach, das seine Kinder besuchte.
    Die Gespräche, obwohl man sich nicht kannte, waren immer interessant, weil die Menschen schon Einiges verrieten und ich auch. Vielleicht hat es damit zu tun, dass man sich nie wiedersieht und sich auf einer "glücklichen Reise" befindet und deswegen mehr erzählt. Zugfahren verbindet irgendwie.

  • Mir ist aktuell beim Hören des Hörbuchs erst wieder deutlich geworden, wie stark die Eisenbahn und die Eisenbahner als Uniformträger mit der deutschen Geschichte verknüpft sind. Ich bin in einer durch die Mauer geteilten Familie aufgewachsen. Familienbesuche mussten von den Behörden Ost stets erst genehmigt werden, man brauchte einen Reisepass mit einem speziellen Foto, auf dem das Ohr frei lag (selbst dreijährige Kinder brauchten einen Pass). Die Reise mit der Bahn nach Berlin oder in die DDR durch das "sozialistische Ausland" war mit Angst vor dem herrischen Gehabe der "Grenzorgane" und ihren Leibesvisitationen verknüpft. Familien hatten Angst, ihre Kinder würden in Anwesenheit der Grenzer etwas Provozierendes plappern, einer der Erwachsenen würde deshalb verhaftet und die Familie würde getrennt. Verboten war die Einfuhr von Zeitungen und Comics in die DDR, verboten war speziell die Ausfuhr von Briefmarken u. a. Wertgegenständen aus der DDR in die BRD. Nach diesen Dingen wurde an der Grenze angeblich gesucht. Wer sich in der DDR etwas gekauft hatte, musste bei der Ausreise den Kassenbeleg dafür bei sich haben.


    Ein Wochenendbesuch in Berlin war kaum weniger aufwändig, auch als Transitpassagier brauchte man für die Bahnfahrt einen Reisepass. Gefahren bin ich als Jugendliche allein später oft im Zug Paris-Warschau, der über Bahnhof Zoo fuhr und den für mich ein Hauch von Abenteuer umwehte. Ich kannte noch niemanden, der je in Warschau gewesen war. In Paris waren bloß einige Väter im Zweiten Weltkrieg gewesen.


    Einmal stellte sich mir in meinem Abteil ein älterer Amerikaner vor (auf dem Weg nach Paris!), der sich offenbar seit Warschau ziemlich gelangweilt hatte. Nach dem Abtasten, ob ich mich mit ihm verständigen konnte, trug er mir sein Problem vor. Er hatte in Polen ein Geschenk gekauft, für das es dort kein Einwickelpapier gab. Mit Hilfe eines Wollfadens von meinem Strickzeug wollte er wenigstens annähernd das Aussehen eines Geschenks bewerkstelligen. Zum Ausgleich lud er mich in den Mitropa-Speisewagen ein. (In einem Speisewagen hatte ich noch nie gesessen, wir nahmen uns für die Fahrt immer Stullen von zu Hause mit.) Ich weiß zwar nicht mehr, was für ein Geschenk ich da mit Schleifen verziert habe - die Mitropa-Brötchen waren jedenfalls sehr, sehr lecker.

  • Da würde ich auch sehr gerne mitlesen, denn meine Oma hat immer viel aus dieser Zeit erzählt und so interessieren mich solche Geschichten immer gerade auch wenn sie wahr sind oder wenigstens einen wahren Kern haben.

  • Zitat

    Original von Cyriacos
    Und in jedem von uns schlummern solche Erinnerungen. Was ich von Euch und Ihnen gerne wissen würde: Die Geschichte an einer Zugfahrt in so dunkler Zeit - gibt es da bestimmte Erinnerungen? Erinnerungen an Erzählungen von Menschen, die das eine oder andere selbst noch gesehen und erlebt haben? Oder einfach Erinnerungen an eine eigene, ganz besondere Reise mit einem Zug, die sich in Ihrem und Eurem Gedächtnis eingegraben haben, auch wenn sie in erfreulicheren Zeiten stattfand?Ich könnte mir vorstellen, dass das interessante Geschichten sind, über unsere eigentliche Erzählung von einer Welt in Flammen hinaus.


    Und wo sind jetzt bitte eure "Eisenbahngeschichten"?


    Einfach nur anmelden gilt nicht :grin.

  • Och, Karthause, ich glaub schon, dass diese Geschichten spannend wären. :-) Ich bin ganz begeistert, wie groß das Interesse an unserer Leserunde ist; noch viel begeisterter bin ich allerdings von diesen Geschichten.


    Ich finde Ihre Erinnerung alles andere als belanglos, Lumos. In dieser Geschichte sind so viele spannende Aspekte versammelt – ein geheimnisvoller Fremder aus einer Stadt mit klingendem Namen, einer exotischen Stadt. Ein undurchschaubarer Bürgerkrieg dazu und Ihre eigene persönliche Lebenssituation in diesem Augenblick, die erste Zufahrt ganz allein. Das ist ein Moment, der aus bestimmten Gründen im Gedächtnis bleibt, über das eigentliche Ereignis hinaus. Das ist es, was eine Geschichte von einem bloßen zufälligen Ereignis unterscheidet. Alle diese Geschichte, die ich hier lese, sind im Grunde Stoff für einen Roman.


    Das ist ja eine irre Geschichte mit der Brücke, Dreamchen. Jeden Morgen ein Abenteuer. – Ich musste da spontan an meinen eigenen Schulbus denken, der morgens und mittags über eine Kanalbrücke fuhr. Aussteigen mussten wir nie, doch ein paar Jahre nach der Wiedervereinigung wurde dann bekannt, dass diese Brücke – so nahe an der innerdeutschen Grenze – bis 1990 vermint gewesen war. Im Krisenfall wäre sie gesprengt worden. Da kam die Gänsehaut dann deutlich zeitversetzt. Auch die Geschichte Ihrer Mutter: Wie ein Roman, der sich tatsächlich zugetragen hat.


    Bei dem was Sie schreiben, Minusch, muss ich einen Roman (eigentlich eher Novelle) von Ian McEwan denken: „Der Trost von Fremden“. Wenn wir unterwegs sind, sind wir immer auf den Trost, die Güte, das Wohlwollen von Fremden angewiesen. Reisen ist eine Ausnahmesituation, und die Beobachtung, dass man bereit ist, Fremden gegenüber etwas preiszugeben, mit dem man bei vertrauten vertrauten Personen sehr zögerlich wäre, erscheint mir absolut zutreffend. Menschen sind seltsame Leute (ist aus „The Full Monty“, glaub ich).


    Das sind Erfahrungen, an die ich mich zum Teil auch selbst erinnere, Buchdoktor. Wobei ich mit Reisen Paris-Warschau leider nicht mithalten kann. Aber die durch die Teilung zerrissenen Familien, ja, das kenne ich auch noch. Die Grübelei, was man nun verschicken durfte und was nicht. Die „Bravo“ kam regelmäßig mit dem Vermerk „Pornographie“ zurück. Also nicht allein die Bravo, sondern auch der ganze Rest der Sendung. Und die Kontrollen an der Grenze, der Abgleich mit dem Ausweis. Es gab da einen Spruch mit „Gänsefleisch“ – kennt den noch jemand? Bei uns kam noch hinzu, dass die Grenze fast in Sichtweite war. Vom Bahnhof auf dem Nachbargrundstück ging ein Gleis ab, das nach ein paar hundert Metern blockiert war. Dort war die Grenze, die Welt zu Ende. Begegnungen wie Sie sie schildern (der Amerikaner hieß aber nicht Paul Richards? ;) ) – das sind diese Momente, in denen man begreift, dass man sich selbst ein wenig historisch zu werden beginnt.


    Vielleicht ist das der Grund, aus dem ich immer etwas skeptisch bin mit dem Konzept des Historischen Romans. Historisch ist nämlich das, was wir jeden Tag erleben. _Wir_ sind historisch.

    "Ich bin nicht der Meinung, dass jemand, der eine andere Meinung hat als ich, nur deswegen kritisiert werden muss. Er muss dann kritisiert werden, wenn er etwas vertritt, was nicht echt ist." (Helmut Schmidt)

  • "Cyriacos" ist der bürgerliche Name von George Michael, den ich vor fünfzehn Jahren offenbar richtig toll fand (die "Older"-CD ist grandios). Damals habe ich die Mailadresse angelegt, die mir jetzt wieder in den Kopf kam. Alle anderen laufen über meine Autorenseite, und ich bin ja nicht gelüftet. Ich hab das unbesehen als Nick übernommen, und jetzt kann ich's nicht mehr ändern. :-)

    "Ich bin nicht der Meinung, dass jemand, der eine andere Meinung hat als ich, nur deswegen kritisiert werden muss. Er muss dann kritisiert werden, wenn er etwas vertritt, was nicht echt ist." (Helmut Schmidt)

  • Danke für die prompte Antwort, Cyriacos.
    So langsam geht es mir auch besser von der Hand, alles Übungssache :grin.


    Auf das "Lüften" bin ich jetzt doch gespannt. Wird das irgendwann der Fall sein?
    Eigentlich bin ich diesbezüglich nicht besonders neugierig, aber wenn man sich hier im Thread austauscht und zudem noch so lange vergrabene Begebenheiten aus einem herausgelockt werden....dann interessiert es mich eben doch ein wenig ;-).


    Und eine Frage noch: Ist es ok, wenn wir dich/sie hier mit "du" ansprechen?
    Im Forum bei uns ist das Usus, aber selbstverständlich respektieren wir auch, wenn du/sie lieber beim "sie" bleibst. Wir müssen es nur wissen :grin.

  • Cyriacos


    Wir mußten Gott sei dank nur einmal die Woche fahren.Die Hinfahrt um 6 Uhr morgens im Dunkeln (während des Winters) und die ganze Brücke hat geknarzt und sich irgendwie bewegt war so eine Horrorgeschichte für sich .. jedesmal wenn alle Leute auf der anderen Seite angekommen waren hörte man ein deutliches Ausatmen :grin jeder war erleichtert. Irgendwie hatte man immer das Gefühl jetzt bricht das Ding gleich irgendwo auseinander.
    Wäre jetzt schon sehr interessant wer Sie wirklich sind... und nein wir sind nie neugierig :lache



    Lumos ..kleiner Tipp .. markieren...kopieren..einfügen :rofl


    Edit: ich brauch meine Rechtschreibfehler noch :grin

  • Gut, der Name ist schwierig. Ich vertipp mich auch ständig. Ist ja schon wieder eine Umgewöhnung, nachdem ich in den letzten Wochen schon dauernd die Unterschrift Benjamin Monferat üben muss.


    Was das Pseudonym anbetrifft: Schwierig. Was soll ich dazu sagen: Ich bin ja nur der Autor. ;-) Ernsthaft: Ich vermute, dass mein Verlag sich da etwas überlegt hat. Und weiterhin vermute ich, dass er sich etwas überlegt hat, das in den nächsten Wochen stattfinden wird, denn für den Oktober stehen schon zwei Lesungen an (in Gifhorn, Niedersachsen und Kaiserslautern, Rheinland-Pfalz). Könnte mir höchstens vorstellen, dass ich dann aus dem Bücherlager mit verstellter Stimme ... Aber wohl doch eher nicht.


    Und ob Duzen oder Siezen: Ich hatte das bewusst offen gelassen und "Sie und Ihr" geschrieben, um das nach Belieben offen zu lassen. Selbstverständlich ist das Duzen vollkommen in Ordnung und sehr viel einfacher. :-)


    Diese Brücke, Dreamchen: gruselig. Ganz, ganz gruselig. Übrigens haben wir auch im Buch so eine Brücke ... Aber das geht jetzt zu weit. Und das Gefühl kenne ich. Ich entsinne mich an einen Flug in den Urlaub mit einer richtig horrorhaften Landung, nach der ich spontan den Boden geküsst habe. :anbet - Und, nein: Ich bin nicht Benedikt XVI. auf der Suche nach einer neuen Herausforderung.

    "Ich bin nicht der Meinung, dass jemand, der eine andere Meinung hat als ich, nur deswegen kritisiert werden muss. Er muss dann kritisiert werden, wenn er etwas vertritt, was nicht echt ist." (Helmut Schmidt)

  • Hier wäre ich sehr gern dabei.
    Spannende Eisenbahngeschichten? Leider nein. Nur eine, leider völlig unpolitische und auch bar jeder Geheimnisse.
    Ich war noch ein sehr junges Käferchen und dementsprechend natürlich leicht zu beeindrucken. Ein anderes kleines Mädchen, nur unbedeutend älter als ich, hatte einen winzigen grauen Hartgummispielzeugesel bei sich. Jeden neu zugestiegenen Passagier fragte sie, Esel in der Faust versteckt:
    "Willst du mal den kleinsten Esel der Welt sehen?"
    Jeder stimmte zu.
    Sie zeigte den kleinen Esel.
    "Willst du jetzt den größten Esel der Welt sehen?"
    Wieder Zustimmung.
    Aus einer auf ihrem Röckchen oder Kleidchen aufgenähten Tasche zog sie einen Spiegel mit einem Kettchen (wie so ein Vogelkäfigspiegel?) hervor und ließ den jeweils Angesprochenen hineinschauen.
    Jeder musste lachen. Eine heitere Stimmung im Abteil, eine kurzweilige Reise und im Nachhinein ein leichtes Staunen, dass keiner böse reagierte, denn es war ja eigentlich eine kleine Frechheit. :grin
    Danke an Wolke fürs Eintragen.
    Allen einen schönen Sonntag. :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)