Ismaels Orangen - Claire Hajaj

  • In Claire Hajaj Roman Ismaels Orangen geht es um die Unterschiede der Kulturen, das Anderssein und niemals ankommen und die eigene Identität im nahöstlichen Pulverfass. Die Protagonisten scheinen zunächst einmal, wie Teile eines Puzzles aus ihrer Welt gefallen und als Leser fühlt man Jude und Salim eigentlich gut aufgehoben im London der sechziger und siebziger Jahre. Sie- eine Nachfahrin von Holocaust Überlebenden mit Hang zur Literatur und Freiheit, kann nur wenig mit dem jüdischen Glauben und dem gerade in Entstehung befindlichen Staat Israel anfangen, als sie auf Salim trifft. Er- der verarmte palästinensische Flüchtling unter Karrieredruck hat dank seines schwächlichen Vaters und dessen betrügerischer arabischer Freunde den schönsten Ort auf Erden verloren, einen Orangenhain in Jaffa und strebt nun in England einen Beruf an, der Ihn in der Welt des Westens verankern soll. Die freie Welt ist ihm Verheißung und Ansporn zugleich. Er will hineinpassen in das gesellschaftliche Gefüge und nicht zuletzt in die teuren Maßanzüge.


    Längst scheint die Vergangenheit vergessen. Doch nicht nur durch die Beziehung zu Jude ist Salim gezwungen Farbe zu bekennen und sich seiner Herkunft zu stellen. Denn Judes jüdische Familie will keinen palästinensischen Eselstreiber in der Verwandtschaft. Und umgekehrt passt angeblich keine Jüdin in den erlauchten Kreis der arabischen Machowelt, die nur Rache, aber keine Liebe kennt. Jude und Salim denken zunächst, dass nichts ihrer Liebe etwas anhaben kann und ziehen nach Kuwait, um von all dem zu fliehen und die ersehnten Ziele zu erreichen. Doch niemand ist eine Insel und die Versprechen des Westens verlieren bald an Anziehungskraft.


    Claire Hajaj entwirft mit Salim eine fürwahr vielschichtige Persönlichkeit. Ein Mann der nirgends Zuhause ist, dauernd zwischen den Stühlen sitzt, ein von Emotionen hin- und hergerissener junger Mann, ein Einser-Student und tollkühner Träumer, dem die eigene palästinensische Sippschaft Fallgruben aushebt, ein verbitterter Versager, ein innig Liebender, der aufgrund seines Temperaments bisweilen zum Familiendespoten degeneriert. Alles in einem. Der Orangenhain ist sein Garten Eden, ein im Grunde biblisches Versprechen. Leserherz, was willst du mehr? Nun, eine passend vielschichtige Frauenfigur, als Gegenüber, wäre nicht schlecht gewesen. Jude bleibt etwas eindimensional und löst bei mir keine Jubelstürme aus. Sie ist sein seelischer Anker, obwohl sie selbst stärkeren Rückhalt von ihrem Angetrauten bräuchte.


    Manchmal habe ich mir beim Lesen noch stärkere Verstrickung in zeitgeschichtliche Begebenheiten gewünscht, auch ein etwas süffigeres Ende wäre in meinem Interesse gewesen. Doch die Autorin hat sich vor allem, um die innere Zerrissenheit der heimatlosen Protagonisten gekümmert. Das ist ihr gutes Recht und sie hat die Aufgabe auch wirklich gut gemeistert. Phasenweise konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen. Meisterlich erzählt sind vor allem die Passagen, in denen aus Sal ein Salim wird und er seinem Vater plötzlich viel näher steht, als seinen amerikanischen Selbstverwirklichungsträumen. Claire Hajaj schildert das Leben, ohne poetische Bilder. Sie orientiert sich an der Realität und lässt nur ab und an sprachlich ihre Muskeln spielen, in dem sie sehr gekonnt Vergleiche, als Stilmittel einsetzt. Das Gut und Böse denken, was in der Region nicht gering verhaftet ist, zerschmettert sie auf dem Altar der Wahrheit. Ganz stark, die Konstruktion des Romans. Hier greift ein Rädchen ins Andere und lässt nie Langeweile aufkommen. Insgesamt ein gelungener Roman. Leseempfehlung!


    8 von 10 Punkten

  • Auch ich durfte das Buch im Rahmen der Testleserunde lesen.
    Ein großes Dankeschön an Wolke und den Verlag für das Leseexemplar.


    Da bereits mehrfach die Handlung zusammengefasst wurde, komme ich gleich zu meiner persönlichen Meinung.


    Es ist mein erstes Buch zum Thema Nahost-Konflikt und ich war ziemlich gespannt was ich neues erfahre/lerne.


    Der erste Abschnitt in dem Judith und Ismael erst einmal vorgestellt werden und dann zueinander finden, war für mich der interessanteste Teil.
    Ich habe keinerlei Leseprobleme mit den Glossar-Wörtern gehabt - ich habe aber auch nicht jedes Wort nachgeschaut.
    Besonders interessant fand ich die verschiedenen Herausforderungen, die Judith und Ismael in ihrer Kindheit und Jugend bewältigen mussten. So hat jeder sein Päckchen zu tragen als sich beide kennen und lieben gelernt haben.
    Ich habe das positive Gefühl beim Lesen richtig genossen, weil beide (meistens) so positiv, über alle Barrieren hinweg, ihre Beziehung und ihre Zukunft sehen.


    Der zweite Teil, Jahre später, fand ich wiederum mühsamer zu lesen.
    Das berufliche Scheitern Ismaels und seine negative Haltung gegenüber seiner Familie hat mich ganz schön runter gezogen.
    Ich musste mich teilweise zum weiter lesen zwingen. Die ganze positive Einstellung aus dem ersten Teil ist verschwunden. Die eigentliche Entwicklung, warum es soweit gekommen ist, bekommt man nicht mit, da es einen großen Zeitsprung gibt.


    Grundsätzlich habe ich bei der Geschichte nicht mir einer solchen Wendung und dem Ende gerechnet. Zu Beginn habe ich gehofft, es gibt ein wunderbares Happy End.
    Das Ende ist jedoch trotz allem stimmig...


    Auch wenn die Stimmung mich teilweise ganz schön runter gezogen hat, bereue ich es nicht gelesen zu haben und würde es auch wieder lesen.


    Von mir bekommt das Buch 7 von 10 Tage.

    ... Liebe, die, weil sie nie genung bekommt,
    stets schon im Augenblick lebt, der noch kommen wird.
    Marcel Proust

  • Zitat

    "Alle hier sind Träumer, Salim. Die Juden träumen von einer Heimat, die Araber davon, dass alles so bleibt, wie es ist. Dein Vater träumt vom Reichtum. Sogar ich träume. Und wenn die Träume wichtiger werden als das Leben, ist man bereit alles zu tun, damit sie in Erfüllung gehen."


    Dies ist ein Zitat von Salims Mutter ganz am Anfang des Buches. Die Aussage zieht sich für mich wie ein roter Faden durch diese Geschichte und durch das Leben von Salim, dem palästinensischen Jungen, der von heute auf morgen heimatlos wird, weil Israel Jaffa und somit auch die Orangen-Farm seines Vaters für sich beansprucht.


    Claire Hajaj erzählt Salims Geschichte - und die seiner jüdischen Frau Judith - auf eine sehr ehrliche Weise, in einer klaren Sprache, die mich von der ersten bis zur letzten Seite in den Bann gezogen hat. Allerdings ist dies definitiv kein Roman allein über die Liebesgeschichte zweier Personen, sondern viel mehr.
    Die Geschichte dieser beiden Menschen, mit so unterschiedlichen Wurzeln, ist auch auf diesen großen uralten Konflikt zwischen den beiden Völkern übertragbar. Man merkt hier deutlich, die Herkunft der Autorin selbst. Sie weiß, worüber sie schreibt und sie kennt die Region und deren Geschichte und die Auswirkungen auf Familien. Das hat mich beim Lesen immer wieder sehr beeindruckt.
    Es geht hier nicht um „die große Politik“, sondern um die Menschen, die davon betroffen sind, und was dieser Konflikt aus ihnen macht.


    Aus der Sicht von Judith und Salim lernen wir auch die politische Geschichte dieser Region ein wenig kennen, die sie immer dem jeweiligen Alter der beiden entsprechend erzählt. Dabei wertet sie nicht oder schlägt sich auf eine Seite. Das lässt mich die Geschichte als sehr authentisch empfinden. Für mich war das kein einfaches Buch, sondern traurig, ehrlich, aber auch ein beeindruckendes Leseerlebnis.


    Ich vergebe 9 Punkte für einen Roman, der mich nachhaltig beschäftigt und an den ich derzeit immer denken muss, wenn der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern in den Medien thematisiert wird.

  • Ich durfte "Ismales Orangen" von von Claire Hajaj auch hier im Forum im Rahmen der Leserunde lesen. Nachdem nun einige Tage vergangen sind, seit ich das Buch beendet habe, möchte ich nun gerne meine Rezension schreiben.


    Der Roman beginnt zuerst einmal in Jaffa, wo wir Salim und seine Familie kennenlernen, die ihre Heimat und ihre Existenzgrundlage verlieren. Nicht nur, dass die Familie sich gezwungen sieht, die heimische Orangenplantage zu verlassen, sie verlieren auch die Besitzansprüche für den Grundbesitz und werden von einem ehemaligen Freund betrogen, der das Grundstück auch noch in ihren Namen verkauft bzw. Entschädigungsansprüche in Anspruch nimmt...



    Auf der anderen Seite treffen wir auf Judith, die in England aufwächst und aufgrund ihres Glaubens (sie ist Jüdin) von ihren Mitschülerinnen ausgegrenzt wird.


    Als junge Studenten lernen sich die beiden später kennen und verlieben sich ineinander. Aller Widerstände ihrer Familien zum Trotz, heiraten die beiden und gründen sogar eine Familie. Salim jedoch kann einfach nicht vergessen, was er und seine Familie erlebt haben, die Kränkungen, die er in seinem Arbeitsleben erfährt und die Sorge darum, in welcher Kultur seine beiden Kinder erzogen werden, treiben langsam aber sicher einen Keil in die Familie.


    Für mich ist es schwer in Worte zu fassen, was da passiert. Zuerst sind die beiden nur Sal und Jude, ein Paar, dass unglaublich verliebt und idealistisch ist. Und plötzlich ist es so, als würden die beiden nicht mehr dieselbe Sprache sprechen. Und man leidet mit ihnen allen mit, mir Sal, mit Judith und mit den Kindern der beiden.


    Der Autorin ist es gelungen, dass mir dieses Buch noch lange im Gedächtnis bleiben wird.


    Ich vergeb 8 von 10 Eulenpunkten und bedanke mich nochmal herzlich für mein Exemplar des Buches!

    "Ein Buch muß die Axt sein für das gefrorene Meer in uns."

    Franz Kafka, Brief an Oskar Pollak, 27. Januar 1904






    :lesend

  • Eine Geschichte über eine Liebe, die eigentlich nicht sein sollte. Salim ist Araber und wird zusammen mit seiner Familie von den Juden von seinem geliebten zu Hause vertrieben. Judith ist Jüdin und hat damit bereits zu Schulzeiten ihre Probleme. Salim und Judith lernen sich kennen und lieben. Doch kann ihre Liebe zu Zeiten des Krieges um Israel bestehen?


    Der Einstieg in die Geschichte ist mir nicht ganz so leicht gefallen. Es tauchen immer wieder arabische Wörter auf, die zwar am Ende des Buches übersetzt werden, allerdings ging mir das ständige nachschlagen mit der Zeit auf die Nerven und hat den Lesefluss erheblich gestört. Ich habe die Fremdwörter dann einfach überlesen, meistens werden diese sowieso im selben Satz noch erläutert. Nach einiger Zeit war ich allerdings voll und ganz in der Geschichte drinnen und es hat mir immer mehr gefallen. Es wird zuerst Salims und Judiths Vorgeschichte erzählt, als beide noch Jugendliche sind, bevor sie sich dann schlussendlich kennenlernen.


    Am Schluss war ich ein wenig hin- und hergerissen. Es geht alles ziemlich schnell und die Zeitabstände werden immer größer. Dennoch habe i ch das Buch am Schluss regelrecht verschlungen.
    Insgesamt fand ich das Buch wirklich gelungen, hätte mir allerdings an manchen Stellen mehr Tiefgang gewünscht. Insgesamt ging mir alles ein wenig zu schnell und am Schluss geht es leider nur noch um Salim und Jude kommt zu kurz..


    Fazit: Schöne Geschichte, die zum Nachdenken anregt. Ich vergebe 8 von 10 Punkten.

    Einige Bücher soll man schmecken, andere verschlucken und einige wenige kauen und verdauen.

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  • Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen.
    Mit dem Prolog hatte ich so meine Probleme den zu Anfang konnte ich damit überhaupt nichts anfangen erst nach Beendigung des Buches habe ich ihn nochmals gelesen dann gab er auch Sinn und hat das Ende abgerundet.
    Insgesamt kam Sal´s innerer Konflikt recht gut rüber, ich hätte mir aber doch gewünscht das an einigen Stellen, gerade bei den Zeitsprüngen auf das ein oder andere zumindest kurz nocheinmal eingegangen wäre das hätte beim Verständnis geholfen und viele Handlungen besser greifbar und verständlich gemacht.
    Der Schreibstil ist ansonsten gut verständlich und flüssig.
    Ein Buch das trotz kleiner Schwächen auf alle Fälle lesenwert ist

  • Danke an Wolke und den Verlag, dass ich dieses Buch in einer Leserunde lesen durfte!


    Die Aufmachung des Buches finde ich sehr hübsch und auch den Glossar fand ich hilfreich. Einzig eine Karte hätte ich mir doch sehr gewünscht, damit ich beim Lesen ein besseres Gefühl für die Lage der Orte bekommen hätte.


    Den Schreibstil des Buches fand ich schön und angenehm, sowie flüssig zu lesen. Anfangs hatte ich leichte Einstiegsschwierigkeiten, die sich jedoch rasch legten, einfach auch weil es mein erstes Buch zum Nahost-Konflikt war und ich somit sehr an der Thematik interessiert war. Der Autorin ist es meiner Meinung nach, gut gelungen, den Konflikt zwischen Israel und Palästina für den Leser verständlich zu machen und eventuell sogar zu weiteren Nachforschungen anzuregen.


    Der Handlung folgen wir durch zwei Charaktere - Jude und Salim, die wir schon von der Kindheit an, begleiten. Vor allem den Blick auf die Thematik durch die Augen des kleinen Salim fand ich sehr schön. Leider ist dieser nur von kurzer Dauer, denn im Buch werden häufig große Zeitsprünge von ganzen Jahrzehnten unternommen. Das fand ich manchmal etwas schade, da es mir einfach etwas zu schnell ging. Vor allem das Ende kam so plötzlich, dass es mir etwas vorkam, als würden die Geschehnisse (übertrieben gesagt) schnell runtergerattert.


    Ich finde, Salim hat deutlich mehr Platz in der Geschichte als Jude und gerade auf seine innere Zerissenheit wird das Augenmerk gelegt. Das fand ich sehr spannend und interessant. Dennoch hätte ich mir auch bei Jude manchmal mehr Tiefe gewünscht, zum Beispiel wird sie erst relativ spät in die Geschichte eingeführt.
    Deshalb hatte ich auch ab und an das Gefühl, das Buch tendiere mehr zur Seite der Araber, obwohl es eindeutig beide Seiten, die der Israeli und die der Palästinenser aufzeigt. Gerade dass die Geschichte von zwei Seiten gezeigt wird, gefällt mir gut.


    Die Geschichte hat hier und da kleine Schwächen, wie zB mangelnder Tiefgang bei einzelnen Charakteren, wie Sophie oder Rafan oder eben, dass die Handlung oft zu schnell verlief.
    Trotzdem hat die Autorin mit viel Gefühl ein sehr berührendes und auch trauriges Buch geschrieben, das zeigt, wie Krieg und Hass zwischen zwei Religionen ganze Familien auseinanderreißen und zerstören kann, wie es aber auch einzelne Personen innerlich zerreißt und vor allem auch Nachwirkungen auf unschuldige Menschen hat, die eigentlich nichts mehr mit dem Krieg und vor allem dem Hass auf die jeweils andere Seite zu tun haben.
    Insgesamt hat es mir gut gefallen und ich würde es auch empfehlen. Ein fröhliches Buch ist es allerdings nicht!


    Ich vergebe 8 Punkte.


    edit: Rechtschreibfehler getilgt

    ____________
    SUB: 300+ ?


    Liebe Grüße, Jacky :wave

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  • Meine Rezi steht hier auch noch aus.


    Auch ich habe dieses Buch im Rahmen der Leserunde gelesen. Dafür nochmals vielen Dank an Wolke für die Organisation und den Verlag für die Bereitstellung des Buches.


    Eine sehr berührende Geschichte, die den immer noch andauernden Konflikt zwischen Israel und Palästina sehr gut darstellt. Eine berührende Geschichte die mich immer noch beschäftigt und nachdenklich zurücklässt.


    Etwas schade fand ich dann die schnelle restliche Abhandlung der Geschichte, deshalb vergebe ich 7 Punkte für dieses Buch.


    Viele Grüße :wave

  • Zur Geburt von Salim Al-Ismaeli wurde ein Orangenbaum gepflanzt. Er ist jetzt sieben Jahre alt, Sohn eines palästinensischen Orangenzüchters und möchte jetzt endlich die ersten Früchte seines Baumes ernten. Doch es kommt anders. Der Krieg bricht aus und die ganze Familie muss fliehen. Seitdem hat Salim nur einen Gedanke. Eines Tages zu seinem Baum zurückzukehren und wieder in Israel zu leben.
    Zur selben Zeit wächst Judith in England auf. Sie möchte einfach nur ein normales Leben führen, denn Sie ist Jüdin und Tochter von Holocaust-Überlebenden.
    In den Sechzigern begegnen sich Judith und Salim und verlieben sich ineinander. Somit nimmt das Schicksal seinen Lauf.



    Am Anfang des Buches hatte ich Schwierigkeiten, da ich mit dem Nahostkonflikt nicht so gut vertraut bin. Hinzu kamen die vielen arabischen Wörter. Durch das viele Nachschlagen habe ich öfters den Faden verloren. Aber das Durchhalten hatte sich für mich gelohnt. Ab ca. Seite 100 war ich dann von dem Buch und seiner Geschichte gefesselt und wollte nun unbedingt wissen, wie sie ausgeht.


    Ich vergebe 8 Punkte.

  • Der Roman erzählt die Geschichte einer Jüdisch-palästinensischen Ehe. Mutig möchte man meinen. Mut, Trauer, Wut, Enttäuschung und immer wieder Hoffnung waren auch meine Gefühle, die während des Lesens aufkamen. Ich wurde entführt in eine Welt, von der ich noch nicht so viel gelesen habe. Gerade dieses Fremde zog mich in seinen Bann.


    Gerne hätte ich noch mehr Details zur politischen Lage erfahren. Außerdem waren mir die arabischen, hebräischen & türkischen Ausdrücke des Guten zu viel.



    Von mir gibt es dennoch 8 Punkte für diese außergewöhnliche Geschichte.

  • Arbeite gerade meine Rezensionen auf...


    Ich muss gestehen, dass ich zwar gut in das Buch reingekommen bin, da ich die Sprache sehr flüssig und schön fand, aber dass ich Schwierigkeiten hatte mit den geschichtlichen Hintergründen, da ich darüber so gut wie nichts weiß. Das zeigt auch schon, dass ich ohne euch Eulen dieses Buch vermutlich niemals gelesen hätte und da hätte ich wirklich Einiges verpasst!


    Gut gefallen haben mir die Art und Weise wie die Autorin die Situationen aus verschiedenen Blickwinkeln beschreibt und wie man oft ohnmächtig mit ansehen muss wie Vieles zerstört wird oder verfällt. Die Figuren sind gut beschrieben und dargestellt. Ich konnte sowohl Salims inneren Konflikt gut nachvollziehen und auch Judiths ständiges Problem, dass sie doch eigentlich noch zur Familie gehören will wird gut beschrieben.
    Allerdings konnte ich irgendwann Salims Problem nciht so ganz verstehen. Alles auf seine Kindheit zurückzuführen finde ich waghalsig, vor allem da er so viel erreicht hat in seinem Leben und auch zwischen den Kulturen. Allein sein Verhalten führt dann meiner Meinung nach zu den tragischen Geschehnissen, weil Judith hat doch auch gelernt damit umzugehen... Das war mir dann ein wenig zu schlecht nachvollziehbar!
    Auch die großen Zeitsprünge haben mir manchmal zu schaffen gemacht.
    Mich zum Weinen zu bringen bekommt aber nochmal Pluspunkte, das ist nciht einfach!


    Alles in allem hat mir das Buch aber sehr gut gefallen!
    8 von 10 Punkte

  • Salim Al-Ismaeli lebt 1948 auf einer Orangenbaumplantage in Palästina. Der siebenjährige wartet darauf, dass sein Orangenbaum die ersten Früchte trägt, als jüdische Truppen in seine Heimat einmarschieren und seine Familie nach Nazareth flieht. Man hört das Heulen der Sirenen, das Quietschen von Reifen und die Schreie der Menschen, während um sie herum die Bomben einschlagen.


    Der Hauptstrang dieses Romans handelt von Salim, der als Student in London seine spätere Ehefrau Jude kennenlernt. Sie ist Jüdin. Der Konflikt, der sich schon allein aus den beiden Familiengeschichten ergibt, ist eine Belastung für die junge Beziehung. Beide halten jedoch zusammen und mit der Geburt der Zwillinge scheint das Familienleben perfekt. Offenbar kann man seine Vergangenheit aber nie abstreifen. Das merkt das junge Paar, als Salims Bruder als PLO-Kämpfer Unterstützung von Salim fordert. Für welche Seite er sich auch entscheidet, wird er einen der beiden verletzen.


    Die britische Autorin mit den Israelischen Wurzeln verdeutlicht in ihrem Roman, wie schwer es ist, Familiengeschichte und Zukunft miteinander zu verbinden. Sie erzählt ihre Geschichte aus Sicht der beiden Liebenden, die vom Wunsch getrieben werden, ihren eigenen Frieden zu finden, jedoch in ihrem Umfeld immer wieder auf Schwierigkeiten stoßen. Nicht nur, dass ihre Familien immer wieder in Zorn geraten, wenn es um verlorenes Land geht und eine unausgesprochene Schuldzuweisung im Raum steht. Besonders Marc, der Sohn der beiden, spürt diese Zerrissenheit und wird damit in seinem Leben nicht fertig. Diese Tragik lässt sich von der kleinen Familie auf das ganze Volk übertragen. Über allem schwebt die Hoffnung, dass irgendwann ein Nebeneinander ohne Waffen möglich ist.


    Claire Hajajs Debüt fordert, dass der Leser in die Geschichte eintaucht. Der Zugang ist zwar weit offen, gelingt aber nur denjenigen, die sich unvoreingenommen der Geschichte nähern. Der Konflikt im nahen Osten schwelt seit Jahrtausenden und oft hat man den Eindruck, dass niemand mehr weiß, wo der Auslöser war. Beide Völker bestehen nur noch aus Schmerz. Die Situation wird hier auf eine Familie reduziert, deren Ziel es ist, die Liebe zueinander siegen zu lassen. Beide Seiten dürfen ihre Sicht auf die Dinge darlegen und ernten dafür Verständnis beim Leser. Von daher ist das Buch absolut lesenswert für politisch Interessierte.

  • Die süße Jaffa-Orange ist in der ganzen Welt bekannt. Nicht bekannt war mir, daß die Jaffa-Orange in früheren Tagen als Symbol für die positive arabisch-jüdische Beziehung angesehen wurde. Insofern steht der Titel „Ismaels Orangen“ von Claire Hajaj für viele Elemente des Lebens ihres Protagonisten Salim Al-Ismaeli. Als Sohn eines Orangenzüchters in Jaffa aufgewachsen, fühlt sich Salim Zeit seines Lebens dem Orangenhaus, in dem er aufgewachsen ist, eng verbunden. Jedem Sohn wurde zur Geburt ein Baum im Garten gepflanzt, doch bevor Salim die ersten Früchte seines Baums ernten kann, bricht in Palästina Krieg aus und er und seine Familie müssen nach Nazareth fliehen. Von dort führt Salims Weg nach England, wo er in den sechziger Jahren Judith, Tochter von Holocaust-Überlebenden, kennen lernt. Obwohl ihre Beziehung aufgrund ihrer Herkunft schwierig ist, finden sie zusammen, und müssen ihre Kulturen als Paar in Einklang bringen, was durch ihr Umfeld nicht einfacher wird. Ein steiniger Weg bis hin zur Zerreißprobe nimmt seinen Lauf. Liebe, Hass und Rache sind die bestimmenden Emotionen in Salims Leben.


    Der erste Teil von Claire Hajajs Roman „Ismaels Orangen“ fesselte mich mit der flüssig erzählten Geschichte von Salims und Judiths Kindheit vor dem Hintergrund des Nahostkonflikts. Insbesondere Salims Erlebnisse ließen Bilder in meinem Kopf entstehen. Lediglich einige seltsame Metaphern rissen mich gelegentlich aus dem Erzählstrom heraus. Da die Schwierigkeit einer Beziehung unterschiedlicher Kulturen und die Frage, wie sehr die eigene Vergangenheit das Handeln eines Menschen beeinflusst, viel Potential zeigte, störte mich das nur wenig. Die eingestreuten arabischen und jiddischen Wörter empfand ich nicht störend sondern interessant. Viele davon sind bei uns bekannt, und für bekannte wie unbekannte hilft das beigefügte Glossar weiter. Leider hat die Autorin dieses Potential aus meiner Sicht aber im Folgenden nicht ausgeschöpft. Ihr Erzählstil ist zunehmend mehr von Klischees durchsetzt, was m. E. dazu führt, daß sich bei Lesern ein unzutreffendes Meinungsbild bezüglich Beziehungen zwischen zwei so unterschiedlicher Kulturen wie der arabischen und der jüdischen festigen kann. Zum Ende hin empfand ich das Handeln der Protagonisten, insbesondere das von Salim, unrealistisch.


    Claire Hajaj behandelt in ihrem Roman „Ismaels Orangen“ die Schwierigkeiten einer Beziehung zwischen zwei sehr unterschiedlichen Kulturen, aber auch die Frage, wie sehr den Menschen seine Herkunft und seine Vergangenheit prägen und leiten, und inwieweit Schicksalsschläge sich auf die Veränderungsfähigkeit eines Menschen auswirken. Schade, daß es der Autorin nach einem vielversprechenden Anfang nicht gelungen ist, die die Liebes- und Familiengeschichte ihrer Protagonisten ohne Klischees und Brüche zu erzählen.


    6 von 10 Punkten