'Als der Himmel uns gehörte' - Seiten 197 - 290

  • James und Alberta freunden sich immer mehr an und ich finde es erstaunlich, wie sehr sie sich ähneln. Sie steht jetzt zwischen zwei Männern. Ob sich einer der beiden verletzten wird und sie deswegen später Schirmherrin der Paralympics wird?
    Ich hoffe, es ist nicht James, denn ich bin ihm absolut verfallen. Die Szene am Meer ist soooo schön. Allerdings bin ich mir bei der Konstellation des Kleebatts doch sehr unsicher. Alberta macht ja eigentlich deutlich, dass sie für Hannes mehr empfindet und will Auguste mit James verkuppeln. Dennoch funkt es zwischen James und Alberta und ich glaube, sie ist sich selber noch unsicher, wie es in ihrem Herzen aussieht. Aber ich finde es toll, dass sie gegen eine Hochzeit ist! Das würde im Moment auch nicht zu ihr passen, sie hat noch so viel vor.


    Dafür gibt es jetzt Klarheit in Bezug auf James' Familie - endlich. Ich freue mich schon darauf, die Mütter kennenzulernen, das scheinen außergewöhnliche Frauen zu sein. Die Art, wie die Familie zueinander gefunden hat, lässt auf jeden Fall vieles an James deutlicher werden und erklärt, wieso er so geworden ist. Ich kann da aber die Familienmitglieder voll und ganz nachvollziehen, mir ginge es an ihrer Stelle nicht anders.


    Es ist wirklich beklemmend, wie sehr die Wahlen von 1932 schon ihren Schatten auf die Zukunft werfen. Mir geht es beim Lesen immer so wie dem Vater der Zwillinge, ich verdränge es und genieße den Unfug, den die Vier da treiben, bis man wieder durch eine kleine Bemerkung auf die Bedrohung durch die Nationalsozialisten aufmerksam gemacht wird.
    Wie widerlich die beiden Nazis auch mit Giselher sprechen - besonders über das Wort Menschenmaterial bin ich gestolpert. Grausig, das mag man sich gar nicht recht vorstellen.
    Allerdings habe ich auch hier eine Frage: Violas Mutter war keine Jüdin, damit ist sie auch keine, obwohl der Vater Jude war. Wurde das auch nicht unterschieden? Eigentlich dürfte ihr keine Gefahr drohen, oder?


    Übrigens unglaublich, wie James den Sieg verschenkt. Passt zu ihm, aber ich kann Albertas Zorn verstehen. Das bestätigt alle Vorurteile gegenüber reichen verwöhnten Bengeln, die nie für etwas kämpfen mussten. Aber er scheint es einzusehen und zu bereuen und wird sich der nächsten Olympiade bestimmt mit mehr Ernsthaftigkeit stellen.


    Jenny ist jetzt bei Alberta um Antworten auf noch unbekannte Fragen zu erhalten.
    Mich durchfuhr übrigens ganz kurz der Gedanke, ob Fred vielleicht Augustes Sohn ist. Keine Ahnung, wie ich drauf kam, mal sehen ob was dran ist.

  • Dass sogenannten "Mischlingen ersten Grades" nach den Nuernberger Rassengesetzen keine Gefahr drohte, stimmt leider nicht. Aber die Nuernberger Rassengesetze sind noch nicht erlassen, die meisten Menschen - einschliesslich der Betroffenen - wissen also noch nicht, wie sich ein "Mischling ersten Grades" definiert. Die allerdings, die durch die ersten Gesetze mit "Arierparagraphen" betroffen sein werden (z.B. Lehrende an Universitaeten gehoerten bereits 1933 dazu!) und ihren "Ariernachweis" erbringen muessen, werden es nur allzu schnell lernen - lange vor den Nuernberger Rassegesetzen.


    Auf Viola trifft leider noch etwas ganz anderes zu.


    Aber das moechte ich natuerlich nicht gern vorwegnehmen.

  • Danke für den Hinweis. Da bin ich nicht so fit drin, ich werde mal ein wenig über die Nürnberger Gesetze nachlesen. Mischling ersten Grades...da musste ich als erstes an einen Hund denken. Einfach unvorstellbar.

  • Zitat

    Original von Schwarzes Schaf


    Übrigens unglaublich, wie James den Sieg verschenkt. Passt zu ihm, aber ich kann Albertas Zorn verstehen. Das bestätigt alle Vorurteile gegenüber reichen verwöhnten Bengeln, die nie für etwas kämpfen mussten. Aber er scheint es einzusehen und zu bereuen und wird sich der nächsten Olympiade bestimmt mit mehr Ernsthaftigkeit stellen.


    Mir fehlen noch ein paar Seiten des Abschnitts gerade hat Alberta ihrem Vater erklärt, dass sie nicht mit ihm zurückfährt.


    Ich vermute ja fast, dass James den Sieg absichtlich verschenkt hat, damit Hannes nicht in ein zu tiefes Loch fällt. Dass er sich allerdings dazu bereit erklärt die ganze deutsche neue Bekanntschaft zu sich einzuladen ist doch verwunderlich. Schließlich gab es ja schon den ersten Weltkrieg und die Deutschen waren ja nirgends sonderlich beliebt.


    Das Angebot der Nazis Giselher zum Chef der Auswahl der Olympiamannschaft zu machen ist ja heftig. Vor allem, dass der Großvater Julias das auch och eingefädelt hat. Ne wirklich. Aber klar alter preussischer Adel, will ihre Schäfchen ins trockene bringen.


    Und sicher weiß er, dass sein Gut, wenn es Viola erben sollte verloren wäre. So soll es doch lieber der Ehemann bekommen. Ich hoffe nur, Giselher erweist sich dessen als würdig und schützt Viola dann auch.

  • Ich denke, James war zu Beginn auch überrascht davon, wie sehr er die Deutschen dann doch mag. Er hatte am Anfang auch Vorurteile, die sich dann aber nicht bestätigt haben.
    Und es passt zu seiner unbekümmerten und sorglosen Art. Er hat neue Freunde gefunden, und ob das nun Briten, Deutsche oder Araber sind, interessiert ihn vermutlich weniger. Er schaut seine Schwester ja auch absichtlich so unschuldig an, er weiß also genau dass es eigentlich nicht gern gesehen wird, aber es juckt ihn einfach nicht.

  • Bei der Szene im Gutshaus bekam ich Gänsehaut. Diese Dialoge, Hesewitz versucht es auf die charmante Art und von Tschammer und Osten sagt es direkt. Giselher sieht noch immer nicht was Sache ist oder er verdrängt es.


    Ob Alberta Guste einen Gefallen damit macht, sie mit James zu verkuppeln. Hoffentlich kommt für Guste nicht das böse Erwachen. James fliegt ja alles nur so zu,aber Alberta hat das richtig erkannt.


    Jennifer trifft auf Alberta. Bei der bildhaften Beschreibung von Alberta lief Kopfkino ab.


    Jeder der Protagonisten hat bei mir Sympathiepunkte.

  • In diesem Abschnitt spürt man förmlich, wie sehr Alberta die 'Freiheit', in den Vereinigten Staaten zu sein, genießt. Da kann sie (mit Hilfe von James :zwinker) letztlich sogar Guste mitreißen. Und, Albi bekommt schon mal einen Vorgeschmack darauf, den olympischen Traum zu leben. Wie schön das doch gewesen sein muss, gerade zur damaligen Zeit.


    James und Hannes sind recht unterschiedlich, ganz abgesehen von ihrer Herkunft. Umso schöner finde ich, dass James die Freundschaft mit Hannes so wichtig ist. Wie er sich nach Hannes' Olympiaritt um diesen kümmert, ist einfach nur toll. Sowas bringt eben nur echte Freundschaft zutage. Sein Angebot, alle mit nach England zu nehmen, finde ich auch klasse. Vor allem, da sie längst noch nicht wissen, was sie daheim in Deutschland erwarten wird.


    Das Gespräch zwischen Gisel und den Nazis fand ich auch einfach nur :yikes Beim Lesen hat's mich regelrecht geschütttelt..... Ich denke auch, dass Violas Großvater das nur einfädelt, weil sonst (in absehbarer Zeit) sein Gut verloren gehen würde. Und, mit einem echten deutschen Ehemann Violas is da vielleicht doch noch was zu machen :bonk :pille


    Als wieder der Wechsel ins Jahr 2011 erfolgte, war ich ein bisschen erstaunt :staun so versunken war ich im Jahr 1932.


    Jennifer ist nun also bei Alberta eingetroffen.... die Beschreibung der knapp Hundertjährigen Dame hat mir gefallen. Man kann sich gut vorstellen, dass sie sich die Direktheit (die so typisch für sie als 17 jährige gewesen ist) bis ins hohe Alter bewahrt hat.

  • Ich habe ja zwischendrin gedacht, dass was aus Albi und James wird, aber anscheinend mag sie den gutmütigen Hannes doch mehr. Dafür hat sich Guste in den lebenslustigen James verguckt. Ich drücke beiden die Daumen, dass es hält, denn sie hätten ein wenig Glück verdient.


    Gisel und die Nazis....weia. Wobei ich die beiden SA-Männer schon fast komisch fand. Der eine voll überzeugt und der andere übersetzt es gesellschaftskonform. Das entbehrt nicht einer gewissen Komik.


    Jennifer und Gregory haben miteinander geschlafen :wow Das hat mich überrascht. Aber schön, dass sie zur Urgroßmutter fahren. Ich bin schon gespannt auf die Familiengeheimnisse.

  • Ich finde wir erleben hier an Hannes und an anderen gerade mit wie aus Nazigegnern und aus politisch neutralen Mitläufer und Opportunisten werden. Das sind dann gefährliche Leute, gerade wenn man Skrupel hat die man über Bord werfen muss wird man oft schlimmer als die deren Skrupellosigkeit erst viel später als normal an Grenzen stößt.

  • Oh ja, James bin ich auch total verfallen! :heisseliebe
    Aber auch Hannes finde ich toll, auch wenn er mir mit seinem Minderwertigkeitsgefühl, so verständlich es auch ist, manchmal auf die Nerven geht.


    Zitat

    Original von christabel



    Das Gespräch zwischen Gisel und den Nazis fand ich auch einfach nur :yikes Beim Lesen hat's mich regelrecht geschütttelt..... Ich denke auch, dass Violas Großvater das nur einfädelt, weil sonst (in absehbarer Zeit) sein Gut verloren gehen würde. Und, mit einem echten deutschen Ehemann Violas is da vielleicht doch noch was zu machen :bonk :pille


    Das Gespräch fand ich auch einfach nur heftig! Ich hatte gehofft, dass Gisel die beiden ganz schnell vor die Tür setzt, Konsequenzen hin oder her, aber dafür ist er wohl einfach zu sehr Duckmäuser.
    Noch schlimmer ist natürlich der Großvater, hat im Gegensatz zu vielen anderen den Weitblick zu erkennen, wohin das mit den Nazis führen könnte und das einzige was ihn interessiert ist, seine eigenen Schäfchen ins Trockene zu bringen, egal mit welchen Mitteln.

  • Zitat

    Original von Zwergin



    Das Gespräch fand ich auch einfach nur heftig! Ich hatte gehofft, dass Gisel die beiden ganz schnell vor die Tür setzt, Konsequenzen hin oder her, aber dafür ist er wohl einfach zu sehr Duckmäuser.
    Noch schlimmer ist natürlich der Großvater, hat im Gegensatz zu vielen anderen den Weitblick zu erkennen, wohin das mit den Nazis führen könnte und das einzige was ihn interessiert ist, seine eigenen Schäfchen ins Trockene zu bringen, egal mit welchen Mitteln.


    Zumindest hat er noch das Wohl seiner Enkelin im Sinn, dafür würde er wohl viel verkaufen.

  • Zitat

    Original von beowulf
    Ich finde wir erleben hier an Hannes und an anderen gerade mit wie aus Nazigegnern und aus politisch neutralen Mitläufer und Opportunisten werden. Das sind dann gefährliche Leute, gerade wenn man Skrupel hat die man über Bord werfen muss wird man oft schlimmer als die deren Skrupellosigkeit erst viel später als normal an Grenzen stößt.


    :write
    So habe ich das beim Lesen auch empfunden. Ich finde das hier sehr gut gelungen. Jede Person aus Albertas Geschichte ist auf eine oder andere Art betroffen und das wird hier auf eine sehr ruhige Art erzählt.

  • Nachdem mich die Arbeit und jetzt eine Erkältung ein bisschen ausgebremst haben, habe ich eben den dritten LR-Abschnitt beendet.


    James, Hannes, Alberta und Auguste in Los Angeles - was für eine wunderschöne Zeit, und wie schön die vier einander nahe stehen. Besonders die Freundschaft zwischen Hannes und James berührt mich, weil sie so verschieden sind und sich gegenseitig so hoch schätzen. Das ist auch, ehrlich gesagt, der Wesenszug an James, den ich am meisten mag. Ansonsten ist er mir zu sehr Strahlekind. Ins Herz schließen würde ich ihn auch sofort, aber berühren können mich eher Charaktere wie Hannes. Ich kann Alberta da auch verstehen, dass sie sich - wenn auch vor allem unbewusst - nicht so recht zwischen beiden entscheiden kann, weil sie beide auf ihre Art und Weise etwas versprechen, wonach man sich sehnen kann.


    Hannes scheitert mit Loki - das war zu erwarten und tat trotzdem weh. Ich fand die Szenen übrigens ganz großartig von dir geschrieben, Charlie - und ich war dankbar, dass du Hannes Niederlage kurz abgehandelt hast. Ich glaube, wenn es zunächst mit Loki funktioniert hätte und er erst vor Schluss gescheitert wäre, hätte mir der arme Hannes richtig leid getan.


    Giselbert macht Bekanntschaft mit zwei Nazis - unter mit anderem mit Hans von Tschammer und Osten, der mir schon einmal in Sachbüchern über den Weg gelaufen ist. Das war mir persönlich richtig unheimlich, weil es die Präsenz der Nazis nach den Sommerwahlen 1932 so extrem zeigt - und weil das Auftauchen einer realen Figur den Schrecken für mich noch greifbarer macht. "Menschenmaterial" - das ist der Begriff, über den ich auch gestolpert bin.


    Ich weiß nicht, warum, aber ich rechne Violas Großvater die Sorge um seine Enkelin an. Sicher hat er auch materielle Interessen - aber ich glaube, dass er auch irgendwie darauf hofft, dass Viola geschützt sein wird, wenn Gisel sich mit den Nazis gut stellt. Das kann man als opportunistisch bezeichnen - aber mit dem weisen Blick der Spätgeborenen fällt uns das natürlich leicht. Seien wir froh, dass wir nicht wissen, wie wir uns damals verhalten hätten.


    Jennifer ist bei ihrer Urgroßmutter angekommen und Alberta trägt zwei Goldmedaillen um den Hals. Hat sie beide gewonnen, im Einzel und im Team? Oder ist eine vielleicht auch ein Erinnerungsstück an einen der Männer, die 1936 erfolgreich waren?


    Ich bin nach wie vor unheimlich beeindruckt, wie vollkommen nahtlos Fiktion und Historie hier ineinander übergehen. :anbet

    SUB 220 (Start-SUB 2020: 215)


    :lesend Susanne Michl u. a. - Zwangsversetzt. Vom Elsass an die Berliner Charité. Die Aufzeichnungen des Chirurgen Adolphe Jung (1940 - 1945)

    :lesend Antonio Iturbe - Die Bibliothekarin von Auschwitz

    :lesend Anthony Doerr - Alles Licht das wir nicht sehen (Hörbuch)

  • Ach herrje, ich stehe beim Lesen ja eigentlich so gar nicht auf kitschige Romanzen oder klischeebeladene Bad Boys die eigentlich doch glatt sind und einen weichen Kern haben.... aaaber ich habe eine Schwäche für Cowboys und generell Männer mit Pferdeverstand. Ich fürchte ich hab' mich also irgendwie entgegen meiner ganzen "Prinzipien" auch irgendwie etwas verliebt. :heisseliebe :yikes :grin


    Mir gefällt der Handlungsstrang in der Vergangenheit nach wie vor besser, und das liegt nicht nur an James. Ich werde leider vor allem mit O'Reilly nicht so warm, aber auch mit Jennifer und ihrer Familie nich. Mich sprechen die Figuren einfach noch nicht so an. Allerdings treffen wir ja jetzt auch Alberta in der Gegenwart, also hoffe ich, dass sich das ändert. Die offensichtliche Verbidnung zum Behindertensport ist wohl Fred und ich kenne selber eine junges Mädel mit Zerbralpalsie, das mit Team GB trainiert und finde es toll was für Möglichkeiten es in GB für den behindertensport gibt. Fänd es also irgendwie schön, wenn da die Verbindung hergestellt wird. Jetzt muss ich aber dringend weiterlesen um zu wissen, wie es mit Kleeblatt weiterging, auch wenn ich fürchte, dass das kein Happy End haben wird. :-(



    Zitat

    Original von beowulf
    Ich finde wir erleben hier an Hannes und an anderen gerade mit wie aus Nazigegnern und aus politisch neutralen Mitläufer und Opportunisten werden. Das sind dann gefährliche Leute, gerade wenn man Skrupel hat die man über Bord werfen muss wird man oft schlimmer als die deren Skrupellosigkeit erst viel später als normal an Grenzen stößt.


    So ein bisschen habe ich das ja auch schon im Kommentar zum letzten Abschnitt angedeutet, und kann dir hier voll und ganz zustimmen. Ich finde es gut, wie die verschiedenen Aspekte und Facetten trotz allem relativ unaufgeregt und nach wie vor ohne erhobenen Zeigefinger heraus gearbeitet werden. Ich will ja auch kein Geschichtsbuch oder Zeitzeugenbericht lesen, aber viele Unterhaltungsromane die sich mit dem Thema beschäftigen lesen sich ganz ähnlich oder aber behandeln diese Themen viel zu oberflächlich. Find ich wirklich ganz geschickt gemacht bisher. :)