'Der Löwensucher' - Seiten 593 - 701

  • Nach den ersten Seiten kommt mir ein Verdacht, Blumenthal sagt, sein Großvater hätte nur Töchter gehabt also kann Avram nicht der Sohn des Onkels sein sondern müsste der Sohn von Isaacs Mutter sein, die wahrscheinlich bei den Unruhen damals vergewaltig wurde, also nur mal so als Idee.


    Wie sich Isaac in seinem Jammer verhält erinnert mich sehr an Hiob.
    Doch da ist der rettende Gedanke an Avram, der das Geschäft retten könnte, nur, wie, wenn er keinen Kontakt aufnehmen soll.


    Weiter im Text, das Buch wird eines meiner Jahreshighlights, das weiß ich jetzt schon.

  • Isaac zieht also tatsächlich in den Krieg und kommt mit schweren Depressionen zurück. Seine Mutter holt tatsächlich nochmal die Axt raus um ihn von seiner Trinkerei in den Bars, der er zunehmend verfällt, abzuhalten.


    Er erfährt, dass seine ehemalige Firma inzwischen einen anderen Namen hat, sein ehemaliger Kompagnion Hugo betreibt sie unter seinem Namen und war sehr erfolgreich.
    Mit etwas Zureden steigt er als Teilhaber wieder ein und sie sind weiter erfolgreich und Isaac kann sich den Traum von einem Haus in einer guten Wohngegend erfüllen.
    Gerade als er seiner Mame und Tate stolz einweihen will und ihnen ihr neues Zuhause zeigen, schlägt das Schicksal erneut zu, und er wird von seinem Vater als Mörder und Verräter beschimpft und weggeschickt.
    Seien Mutter sieht er nicht einmal aber das wird sie nicht verkraften zumal sie vermutlich unter einer schweren Krankheit leidet.

  • Die Szene mit dem Vater fand ich beinahe unerträglich, wenn auch aus dessen Sicht natürlich verständlich.
    Wenn man mal addiert, was der Isaac, hey, das war der Typ, der das kleine Hündchen gerettet hat!... was der so alles im Laufe seiner von uns beobachteten paar Jahre hat verkraften "dürfen"... Verschwinden des Vaters, Ausreise mit Mutter und Schwester, unstete Lebensverhältnisse mit konträren Auffassungen der Eltern, was aus ihm werden soll, gestörte Beziehungen zu der Mutter nicht genehmen Freunden, die immer wieder geänderte Geschichte um die Mutter, das Aufkommen der Grauhemden, die chaotische Beziehung zur dieser Yvonne, das Scheitern in seiner Ausbildung, das ständige Übers-Ohr-gehauen-Werden von Hugo, das Chaos mit den Tanten, der Krieg...
    Okay, KZ oder Babi Yar ist noch schlimmer, aber der hat doch wirklich enorm viel überstehen müssen... :yikes
    :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Isaac kommt mit Depressionen aus dem Krieg zurück und Hugo fragt ihn in seiner Firma, welchen Job er übernehmen will. Das fand ich schon hammerhart, die Firma wurde ja nur durch Isaacs Geld möglich :pille


    Es sagt sich aus der Lesersicht so einfach, er hätte schon vorher bei Hugo vorsichtig sein müssen, aber Hugo war der einzige, der immer wieder an seiner Seite war.


    Ansonsten hatte er bisher in seinem Leben wirklich jede Menge an Schicksalsschlägen ertragen müssen, ich hoffe, daß irgendwoher nochmal etwas Positives kommt.

  • Zitat

    Original von maikaefer
    Die Szene mit dem Vater fand ich beinahe unerträglich, wenn auch aus dessen Sicht natürlich verständlich.
    Wenn man mal addiert, was der Isaac, hey, das war der Typ, der das kleine Hündchen gerettet hat!... was der so alles im Laufe seiner von uns beobachteten paar Jahre hat verkraften "dürfen"... Verschwinden des Vaters, Ausreise mit Mutter und Schwester, unstete Lebensverhältnisse mit konträren Auffassungen der Eltern, was aus ihm werden soll, gestörte Beziehungen zu der Mutter nicht genehmen Freunden, die immer wieder geänderte Geschichte um die Mutter, das Aufkommen der Grauhemden, die chaotische Beziehung zur dieser Yvonne, das Scheitern in seiner Ausbildung, das ständige Übers-Ohr-gehauen-Werden von Hugo, das Chaos mit den Tanten, der Krieg...
    Okay, KZ oder Babi Yar ist noch schlimmer, aber der hat doch wirklich enorm viel überstehen müssen... :yikes
    :wave


    Stimmt, deshalb auch mein Vergleich mit Hiob.

  • Zitat

    Original von Findus
    Nach den ersten Seiten kommt mir ein Verdacht, Blumenthal sagt, sein Großvater hätte nur Töchter gehabt also kann Avram nicht der Sohn des Onkels sein sondern müsste der Sohn von Isaacs Mutter sein, die wahrscheinlich bei den Unruhen damals vergewaltig wurde, also nur mal so als Idee.


    .


    Diesen Verdacht habe ich auch.
    Bei dem Besuch musste Isaac ja auch erst im Auto warten.

  • Isaac liebt seinen Vater und möchte unbedingt seinen Segen haben, bevor er in den Krieg zieht. Deshalb ist es noch dramatischer, als er später von ihm als Mörder fortgeschickt wird.
    Er hat wirklich kein leichtes Leben und doch kommt es mir nicht vor als hätte der Autor übertrieben. In dieser schwierigen Zeit, als Jude oder als Schwarzer war so eine Anhäufung von Ungerechtigkeiten und Schicksalsschlägen bestimmt nicht einmal selten.

  • Wenn ich mir so manche Nachrichtenberichte ansehe, weiß ich nicht ob das so viel besser ist heutzutage. Hat sich alles nur verschoben. Rassismus blüht doch an allen ecken und Enden :-(

  • Zitat

    Original von Findus
    Wenn ich mir so manche Nachrichtenberichte ansehe, weiß ich nicht ob das so viel besser ist heutzutage. Hat sich alles nur verschoben. Rassismus blüht doch an allen ecken und Enden :-(


    Es wird jetzt darüber geredet und geschrieben, rassisstische Anzeigen werden aufgenommen, was früher vielleicht nicht der Fall war. Ich weiss nicht, ob es heute mehr Rassissmus gibt, oder ob heute nur weniger davon unter den Teppich gekehrt wird.

  • Ich glaube oder hoffe, im Allgemeinen schon weniger zumindest hier bei uns, die Leute sind einfach aufgeklärter und offener in ihrer Denkweise. Früher war Rassismus teilweise ja amtlich abgesegnet was heute die Gesetze nicht mehr zulassen. Übergriffe gibt es leider trotzdem, die eben auch durch die Medien bekannter werden.

  • S. 596 " Das Schicksal hat alle drei Frontstellungen seines Lebens überrannt wie Sturmtruppen".


    Das kann man wohl sagen.
    Angesichts der Geschehnisse fällt es mir schwer, meine Eindrücke in Worte zu fassen.
    Wollte man das ausführlich tun, könnte daraus fast ein weiterer Roman werden ;-).


    Mit Ehrlichkeit kommt man nicht weit, diese Erkenntnis bringt Isaac zu einer folgenschweren Entscheidung, mit der er nicht fertig wird - und die ihn in den Krieg treibt. Aus dem er erst mal als Wrack zurückkommt.


    Hugo ist und bleibt ein opportunistischer Schuft, aber der durch den Krieg hart gewordene Isaac setzt sich durch.


    Den einen Traum seiner Mutter, nämlich die Familie zu retten, hat er zerstört, und das kostet ihn die Liebe seiner Eltern, die ihn sein Leben lang getragen hat.
    Den zweiten Traum erfüllt er - nur hat das überhaupt keine Bedeutung mehr.


    Wenn man so über alles nachdenkt..., was hat ihn letztlich in diese Lage und zu diesen schrecklichen Entscheidungen gebracht? Der Antisemitismus? Das Schicksal? Sein Naturell? Wahrscheinlich alles zusammen - irgendwie.


    Zitat

    Original von Findus
    Nach den ersten Seiten kommt mir ein Verdacht, Blumenthal sagt, sein Großvater hätte nur Töchter gehabt also kann Avram nicht der Sohn des Onkels sein ...


    Darüber habe ich mir auch Gedanken gemacht. Aber die weiteren Ereignisse ließen mich das komplett vergessen. Ob das wohl noch geklärt wird im letzten Abschnitt :gruebel?

  • Fast hätte ich mir gewünscht alles über die Geschehnisse im Krieg zu erfahren. Aber dann wären es wohl noch einmal hundert Seiten mehr geworden. Hugo bleibt seiner Linie treu und wir können eben so sicher sein, dass Isaac ihm sein fragwürdiges Verhalten irgendwie durchgehen lässt. Die Geschäftsbeziehung zwischen den beiden finde ich insgesamt etwas unglaubwürdig. :schlaeger


    Ansonsten bleibt das Buch auf hohem Niveau. Macht einfach Freude zu lesen.

  • Isaac hat Avrom betrogen ... das einzige was der über den Anwalt gemacht hat war die Wahrheit aufzudecken mehr nicht.


    Ich habe es nie so verstanden das Avrom Isaac dazu aufgefordert hat jemanden zu betrügen, eigentlich hat Isaac Avrom bestohlen.


    Geld um eine Chance zu ergreifen hatte er damals Isaac ja gegeben, wenn der aber nicht *lernt* und sein Verhalten verändert, seine Blickwinkel nicht überdenkt und verändert dann hat er sich die Konsequenzen selbst anzurechnen.



    Ich bewerte Charaktere,Romanfiguren sowieso nicht.
    Etwas zu *bewerten* bedeutet für mich dass es eine einizige richtige Sichtweise und empfinden gibt und das ist nicht so. Ich möchte nich *bewertet* werden also bemühe ich mich nach Kräften das auch in keiner Weise zu tun, weder bei Romanfiguren noch bei Menschen :-)

  • Mame hat wieder die Axt rausgeholt, ich mag sie wirklich :-)


    Im Übrigen finde ich auch, das Isaac so viel durchmachen musste für sein jungens Leben, das hätte für mehrere Leben gereicht. Dennoch gibt es Millionen Menschen, die ein ähnliches Leid mit sich herumtragen müssen. So etwas mal vor Augen gehalten zu bekommen ist ein harter Brocken.

    Mögen wir uns auf der Lichtung am Ende des Pfades wiedersehen, wenn alle Welten enden. (Der Turm, S. King)


    Wir fächern die Zeit auf, so gut wir können, aber letztlich nimmt die Welt sie wieder ganz zurück. (Wolfsmond, S. King)


    Roland Deschain

  • Zitat

    Original von krokus
    Mame hat wieder die Axt rausgeholt, ich mag sie wirklich :-)


    Im Übrigen finde ich auch, das Isaac so viel durchmachen musste für sein jungens Leben, das hätte für mehrere Leben gereicht. Dennoch gibt es Millionen Menschen, die ein ähnliches Leid mit sich herumtragen müssen. So etwas mal vor Augen gehalten zu bekommen ist ein harter Brocken.


    Ja, Mames Axt ist das, was Isaac offensichtlich braucht, um wieder zur Besinnung zu kommen. Andererseits frage ich mich, WIE man nach allem, was er im Krieg erlebt hat, überhaupt wieder zur Besinnung kommen kann.


    Hugo is wieder mal ganz typisch Hugo..... gut, dass Isaac ihn schon so lange kennt und daher weiß, wie er mit ihm umgehen muss (auch, um seinen Anteil an der Firma zu retten bzw. drauf zu bestehen).


    Schlimm fand ich wieder mal das Ende des Abschnitts..... sein Tate, zu dem er seit vielen Jahren schon aufsah, beschimpft ihn als Dieb und Mörder und jagt ihn aus dem Elternhaus :yikes


    Geht's wirklich noch schlimmer ?? ?(

  • Zitat

    Original von christabel


    Ja, Mames Axt ist das, was Isaac offensichtlich braucht, um wieder zur Besinnung zu kommen. Andererseits frage ich mich, WIE man nach allem, was er im Krieg erlebt hat, überhaupt wieder zur Besinnung kommen kann.


    (


    Ja, Mame hats mit der Axt.


    Es mussten ja alle Männer mit den Greueln des Krieges wieder normal werden.

  • Zitat

    Original von Richie
    Isaac kommt mit Depressionen aus dem Krieg zurück und Hugo fragt ihn in seiner Firma, welchen Job er übernehmen will. Das fand ich schon hammerhart, die Firma wurde ja nur durch Isaacs Geld möglich :pille
    ...


    Es war nicht sein Geld, es war das Geld, mit Gitelle einen Teil der Verwandschaft nach Südafrika hätte holen können. Isaac hat die Firma mit gestohlenem Geld finanziert. Das war ein schwerer Fehler und auch menschlich sehr fragwürdig und hat mich in diesem Abschnitt richtig enttäuscht.
    Zu seiner Mutter wird es kein zurück geben.
    Die verlorenen Geschwister kann auch kein Haus der Welt ersetzen.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin