Historische Romane = Schund?


  • Dann fehle ja nur noch ich und das Meckertantentrio ist komplett. :grin


    Vielleicht würden wir etwas weniger meckern, wenn man auf Ausdrücke wie "Schund" und "Müll" verzichten würde, denn die klingen für mich ganz eindeutig nach negativer Wertung, auch wenn manche Leute es vielleicht nicht so meinen.
    Natürlich kann ich meinen Mitmenschen sagen, dass man ihre Meinung oder ihre Arbeit für Quatsch, Schrott, unterirdischen Blödsinn u.ä. hält. Aber muss man sich dann wirklich wundern, wenn sie sauer werden?
    Das menschliche Zusammenleben klappt meiner Meinung nach meistens besser, wenn man ein wenig Rücksicht aufeinander nimmt. Natürlich kann ich jemanden, der ständig gekränkt ist, vorwerfen, eine doofe Mimose zu sein. Ich kann mich aber auch fragen, ob es nicht auch ein wenig an mir liegt, dass er so reagiert.


    Letztendlich lassen sich in diesen threads doch hauptsächlich Leute darüber aus, dass viele der heutzutage publizierten Bücher nicht ihren Vorstellungen von einem guten Buch entsprechen. Aber wie ich schon x-mal gesagt habe: wer es nicht mag, der braucht es nicht zu lesen.
    Ja, die meisten historischen Unterhaltungsromane enthalten eine Liebesgeschichte. Meines Wissens tun das die meisten literarischen Werke ebenso. Es gibt in der Unterhaltungsliteratur allerdings eine Tendenz zur romantischen Überhöhung der Liebe und zum Happy End, vor allem, wenn die Bücher eine weibliche Zielgruppe haben. Das ist tatsächlich etwas, das die meisten Leserinnen wollen. Nicht alle Autoren sind glücklich mit diesen Vorgaben, manche versuchen, sie ein wenig zu modifizieren, andere passen sich an und schließlich gibt es sicher auch noch Autoren, die einfach gern so etwas schreiben. Also lasst sie das doch in Gottes Namen einfach machen.


    Dann sind wir noch fleißige Lieschen, die sich mit solchen Albernheiten wie Recherche herumschlagen. Wie können wir nur derart unsere Zeit verschwenden? Ich war ja immer der sicher völlig abartigen Meinung, dass eine möglichst realistische Beschreibung einer vergangenen Epoche zu einem guten historischen Roman gehört, aber wie ich nun von Magali erfahren habe, liege ich da wohl falsch. :-)
    Jetzt mal ernsthaft: es gibt tatsächlich Autoren, die mit dem historischen Hintergrund eher spielerisch umgehen und sich ganz bewusst vordergründig um künstlerische Aspekte des Textes kümmern. Diese Romane würde ich dann tatsächlich der Literatur zuordnen.


    Aus welchem Grund ein Autor sich für einen bestimmten Ort oder eine bestimmte Epoche entscheidet, weiß nur der Autor allein. Ja, es gibt auch da bestimmte Vorgaben seitens der Verlage, aber es gibt ebenso viele Autoren, die versuchen, dagegen anzugehen und ihre eigenen Ideen durchzusetzen.


    So, das ist dann aber mein letzter Beitrag zu diesem thread, nicht, weil ich sauer bin, sondern weil ich meinen nächsten Schundroman mit Liebesgeschichte nächste Woche abgeben muss und ziemlich im Stress bin. Also werde ich jetzt mal weiter meinen Beitrag zum kulturellen Niedergang des Abendlandes leisten. :wave


    Viele Grüße


    Tereza

  • Heul!


    Ich bin kein Lieschen.
    Ich bin nicht fleissig.
    Und ich moecht bitte mit Tomaten fuer DAS beschmissen werden, was ich GESAGT hab.


    Also:
    Ich habe nix dagegen, dass einer meine Romane Schund nennt.
    Das ist mir voellig schnuppe.
    Muell ist auch okay. Ramsch, Scheiss, Kitsch, ich hab da keine Beruehrungsaengste, und koennte, wenn ich Lust haette, auch noch lustige Eigenbenennungen beitragen.


    Ich hab gerade einen Liebesroman geschrieben, in den ich frisch und feucht verknallt bin, und ob ihr den Schund nennt oder Muell oder Nachbar's Lumpi oder MacDonald Burger, ist mir Jacke wie Hose, nur dass ihr den lest, haett' ich nicht so super gern, aber da man, wenn man sein Zeugl verscherbelt, damit ja leben muss, wuerd ich auch daran nicht sterben - schon gar nicht weit ab vom Schuss, wo ich nur mitkriege, was ich mir reinziehe, denn das Internet geht bekanntlich zu mit einem Klick.
    Und wenn man mal von seinem Rumgeschreibsel und Rumgeinternetsel zur Seite glotzelt und zufaellig eine Zeitung in der Blickzone findelt, gibt's ja auch Schlimmeres, gell?


    Nur wenn einer das Gilgamesch-Epos Roman nennt o.ae. ("erlebbare Vergangenheit", hach, schmelz), muss ich aufstehen und Nee sagen, obwohl mir das auch schnuppe sein koennte, aber das war schon in der Schule so, das bin eben ich, und um darueber nachzudenken, warum, bin ich zu faul, also mach ich's und gut ist. Und jetzt klick ich hier endgueltig zu und wuensch noch froehliche Stuendchen.


    P.S.: Eventuell war der Ausdruck "meine Freunde in Schutz nehmen" missverstaendlich, aber ich hab wirklich nur Gilgamesch (und Enkidu, indeed) gemeint.

  • Tereza


    warum darf man nicht die Frage stellen, ob historische Romane Schund sind?
    Niemand hier hat behauptet, daß sie es samt und sonders sind.
    Es wurde sofort differenziert.


    Ich könnte verstehen, wenn sich eine Autorin ärgert, wenn man sie offen nennt: die schreibt historischen Schund. Keine von Euch Aufgeregten wurde persönlich angegriffen.
    Vielleicht solltet Ihr Euch mal überlegen, warum Ihr Euch umgehend angegriffen fühlt?


    Zur Recherche:


    das ist ein grundlegender Punkt: gehört zu einem guten Roman tatsächlich eine 'realistische' Beschreibung?
    Und was ist 'realistisch' in einem Roman?


    Die Leserinnen mögen das, für sie macht es 'Geschichte erlebbar'. Das wünschen sie. Sie möchten Mittelalter, Antike, die Fahrt auf der Titanic fühlen. Ein historischer Unterhaltungsroman ist für sie erlebbare und erlebte Geschichte.


    Das ist aber kein künstlerischer Aspekt, kein ästhetischer.
    Das ist aber die Art Arbeit, die in einem Roman stecken soll. Daraus ergibt sich auch die Wahl der Epoche, jedenfalls bei historischen Romanen.
    Bei der Unterhaltung dagegen zählt, was der Markt will.


    Unterhaltung ist meiner Meinung desto besser, je mehr sie künstlerische Aspekte im Auge behält und Ausstattungsrealismus hintan stellt. Intelligente Betrachtungen, Beobachtungen, schlüssige Figurenzeichnung sind wichtiger, als die Frage, ob man 1268 auf dreibeinigen Hockern saß und Eisen- oder Holzkellen zum Umrühren hatte.
    Historische Unterhaltungsromane haben nicht vorneherein einen Bonus, weil AutorInnen immensen Rechercheaufwand getrieben haben. Das ist eine Art des Denkens, die sich auf einem Buchmarkt, auf dem es hauptsächlich ums Geld geht, natürlich ausbreiten muß. Das ist meßbar. Künstlerisches zu messen ist schwieriger.


    zu Deinem letzten Absatz:


    So, wie Du möchtest, daß man Dich Deine Art Romane schreiben läßt, so haben Leserinnen auch das Recht, darüber zu diskutieren, ob sie es nun für gute, mittlere oder schlechte Unterhaltung halten.



    Charlie


    heiß heute, ja?


    Geh und trinke einen Pimm's auf Eis, das kühlt ab.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus


  • Entschuldigung, aber die Romane wurden ja schon wegen der Cover abqualifiziert. Frau drauf ist gleich Schund. Wenigstens kam es bei mir so an, ich mag es missverstanden haben. Eine solche Pauschalisierung finde ich ärgerlich.


    Ansonsten diskutiert meinetwegen weiter.


    Viele Grüße


    Tereza

  • Ich möchte die Historischen Romane nicht als Schund bezeichnen. Es gibt vielleicht mal hier und da einen Ausrutscher, den gibt es aber in jedem Genre von Romanen.
    Der einem gefällt das Buch, dem anderen nicht. Es ist wie in der Schule der eine Lehrer mag den Aufsatz, der andere nicht. Eben Geschmacksache


    Hemingway, Mann, Folett, Prange, Fontane, Hesse eine Auswahl der Männlichen Schriftsteller da kam mir bis jetzt noch kein Schund unter.....


    Unsere weiblichen Schriftstellerinnen zbs. Charlotte Roth, E. Büchle, J. Blum, Steyer, Kinkle usw. ich möchte keine von ihnen vergessen, haben bis jetzt gute Büche geliefert......


    Ich möchte auch nicht nur trockene Historie Lesen, ein wenig Liebesgeschichte darf schon dabei sein..... Das ganze sollte aber auch gut rescheschiert sein und real.



  • Es ging um den Eindruck, den diese Cover vermitteln. In dem Fall mir. Alles sieht gleich aus. Und beim zweiten Blick sehr ähnlich.
    Zudem sind die Cover bewußt romantisiert durch den gewählten Bildausschnitt. Andere sind geradezu sexistisch, weil die Frau ohne Kopf abgebildet wird. Die Verlage setzen auf Ähnlichkeiten. Wer zu einem der Sorte greift, die greift zum zweiten und dritten.
    Mit solchen Covern wird 'Kunst' vorgegaukelt, etwas 'Höheres', Gebildeteres'. Da komme ich schon auf die Frage, wie es denn dann um den Inhalt bestellt ist.


    Andere Leserinnen zieht eben das magisch zu dem Tisch.


    Ich weiß auch, daß AutorInnen bei der Covergestaltung nichts mitzureden haben. Könnten sie es, sähe manches Buch besser aus.
    Es ist nicht schön, damit leben zu müssen, daß Leserinnen möglicherweise vom Vorfeld abgeschreckt werden durch bescheidene Anwiesungen aus der Marketingabteilung.


    Trotzdem muß man darüber reden können.


    edit: Tipfehler

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    K. Kraus

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  • Buchcover schrecken (mich) bereits vom Anfassen eines Buch ab, wenn sie jeden gesunden Menschenverstand vermissen lassen. Wie wahrscheinlich ist es, dass Frauen vor 300 Jahren mit Dekolletes bis zum Bauchnabel oder penibel gezupften Augenbrauen herumgelaufen sind? Unwahrscheinlich. Wie wahrscheinlich ist es, dass männliche Sexobjekte wie Navy Seals halbnackt arbeiten? Unwahrscheinlich, wenn sie nicht ständig verletzt sein wollen und damit von weiteren Heldentaten abgeschnitten.

  • Einfach mal dieses Buch lesen. Es erleuchtet - gerade auch die Klugscheisser!


    Es gab mal eine Zeit in Deutschland, da wurden Autoren wie Feuchtwanger u.a. als Verfasser von "Schund" bezeichnet. Man sollte daher aufpassen, dass man sich nicht mit denen gemein macht, die dafür verantwortlich waren.


    Dieser Eindruck drängt sich dem unbeteiligten Leser hier teilweise auf.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Buchdoktor


    eben.
    Danke.
    Was ist mit den halbnackten Wikingern?
    Wenn ich die so sehe, frage ich mich, wieso man überhaupt auf die Idee gekommen ist, Rüstungen zu entwickeln.
    :lache


    Aber Achtung bei gezupften Augenbrauen bei Frauen, das war immer wieder mal Mode. Der Ausschnitt kann schön tief sein auch schon im 16. Jahrhundert , es kommt einfach darauf an, ob man Adel oder Nicht-Adlige beschreibt.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von Voltaire
    Einfach mal dieses Buch lesen. Es erleuchtet - gerade auch die Klugscheisser!


    Es gab mal eine Zeit in Deutschland, da wurden Autoren wie Feuchtwanger u.a. als Verfasser von "Schund" bezeichnet. Man sollte daher aufpassen, dass man sich nicht mit denen gemein macht, die dafür verantwortlich waren.


    Dieser Eindruck drängt sich dem unbeteiligten Leser hier teilweise auf.


    Du meinst nicht den unbeteiligten Leser, Du meinst den unbedarften. Ich laß mir von Nazis nicht meine Wörter wegnehmen.
    :-)


    Aber daß Du mich nicht angebrüllt und arrogant genannt hast, verletzt mich jetzt doch in meinen Gefühlen.
    Tief.


    :cry :cry :cry

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Es gab auch einmal eine Zeit in Deutschland (das war sogar noch bis in die 1970er Jahre so), da wurden Romane, die von Frauen geschrieben wurden, ohne Rücksicht auf ihre Inhalte automatisch als Frauenromane bezeichnet und schon deswegen als Trivialliteratur eingestuft.
    Das war die Zeit, wo z. B. eine Autorin gut tat ihre historischen Bücher unter männlichen Pseudonym zu publizieren, wenn sie nicht sofort in die Schublade Schund- und Trivialliteratur abgeschoben werden wollte.


    Interessant ist schon, dass so etwas mit den Büchern von Männern noch nie vorgekommen ist, dass sie als Männerromane und daher gleich auch automatisch zur Trivialliteratur erklärt wurden.


    Solche Fehlurteile und Vorurteile in der Vergangenheit ändern aber nichts daran, dass es am Buchmarkt schon immer, da ist das 21. Jh. keine Ausnahme, nun einmal auch schlechte Bücher gegeben hat und gibt, und ich habe noch nie davon gehört, dass die durch "Todschweigen" automatisch besser geworden sind.


    Ein Merkmal von denen ist übrigens, dass sie sich gewöhnlich als gute, gehaltvolle Bücher oder sogar "Meisterwerk" tarnen, also versuchen, etwas zu sein, was sie nun einmal nicht sind, weswegen sie mir besonders übel vorkommen. Ich gebe jedenfalls einen "ehrlichen" Schundroman, der sich nicht besser macht, als er wirklich ist, da den Vorzug.


    Das Cover ist mir übrigens gleichgültig, mich hat immer schon der Inhalt interessiert und nicht die Verpackung.

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    Die gefährlichsten Unwahrheiten sind Wahrheiten, mäßig entstellt. (Georg Christoph Lichtenberg)

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  • Zitat

    Original von Voltaire
    Einfach mal dieses Buch lesen. Es erleuchtet - gerade auch die Klugscheisser!


    Es gab mal eine Zeit in Deutschland, da wurden Autoren wie Feuchtwanger u.a. als Verfasser von "Schund" bezeichnet. Man sollte daher aufpassen, dass man sich nicht mit denen gemein macht, die dafür verantwortlich waren.


    Dieser Eindruck drängt sich dem unbeteiligten Leser hier teilweise auf.


    Nicht Dein Ernst, oder? Niemand hier will irgendwelche Bücher verbieten, die Autoren müssen auch nicht fürchten, dass einer von uns hier beschließt, sie zu töten, weil sie "Schund" verfassen. Auch die Leser müssen nicht um ihr Leben fürchten.


    Wenn sich jemand "mit denen gemein macht", dann wohl eher derjenige, der anderen die Meinungsfreiheit madig machen will mit dem ewigen Totschlag-Argument: ja, aber bei den Nazis.


    Wenn ich was Schund finde, sag ich das auch. Und freue mich, in einer Zeit zu leben, in der ich das bedenkenlos tun kann. Und da ich niemandem das Lesen oder Verfassen von Schund verbieten will und allen ein langes, glückliches Leben wünsche, mache ich mich auch nicht gemein mit Verbrechern.


    Du überrascht mich immer wieder. Wie man bei dieser Diskussion den Bogen spannen kann zum Dritten Reich. Da gehört schon viel Phantasie zu. Und meiner Meinung nach auch eine gehörige Portion Niveaulosigkeit.

    Man möchte manchmal Kannibale sein, nicht um den oder jenen aufzufressen, sondern um ihn auszukotzen.


    Johann Nepomuk Nestroy
    (1801 - 1862), österreichischer Dramatiker, Schauspieler und Bühnenautor

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  • Ich finde diese Diskussion ist total überflüssig.


    Literatur ist schon immer Geschmackssache wie Musik und Filme auch.


    Ich kann ein Buch total doof finden, jemand anders empfindet es ganz anders. Nur weil mich ein Buch nicht unterhält, ist es noch lange kein Schund und umgekehrt. Für jedes Buch gibt es einen Leser und sowohl Autor als auch Leser haben Respekt verdient.

  • Nur eine kleine Idee, die mir in den Sinn kommt, wenn ich mir die Beiträge von tschuly82, voltaire und Charlie durchlese:


    Wäre es nicht gleich am besten, wenn wir eine neue Forumsregel verabschieden, wie z. B.:
    "Ab sofort ist es verboten, Bücher als schlechte Bücher, Schund oder Müll zu bezeichnen. Diskussionen zu solchen Themen sind ebenfalls untersagt. Außerdem ist es verboten, über Bücher, die als historische Romane im Buchhandel vermarktet werden, überhaupt zu diskutieren."


    :grin

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    Die gefährlichsten Unwahrheiten sind Wahrheiten, mäßig entstellt. (Georg Christoph Lichtenberg)

  • Dann hättest Du eine Menge Beiträge weniger.
    :grin


    Es ist einfach ein Thema, auf das man schnell empfindlich reagiert, weil es eine persönlich angeht. Es geht im Kern darum, was man liest, wie man liest und von AutorInnenseite darum, was man schreibt und wie.


    Es ist schwierig, das Thema sachlich zu diskutieren.
    Daß etwa das Argument: ein Buch ist halt Geschmackssache, so beliebt ist (nicht nur hier), liegt vor allem daran, daß es ein Totschlagsargument ist. Es behauptet, Lektüre wäre über jeden Zweifel erhaben.
    Das ist aber falsch. Das, was gelesen wird, kann nicht nur, sondern muß immer diskutiert werden.
    Es ist die persönliche Buchauswahl, die man aus der Diskussion nehmen darf. 'Darüber will ich nicht reden', ist erlaubt.


    Vielleicht sollte man sich einmal darüber klarwerden, was Geschmack ist. Wie wenig das ist. Wie sehr von Moden abhängig. Und wie wenig 'Geschmack' als Argument zu einer echten Einschätzung taugt.


    Es geht eben nicht darum, ob eine Einzelne ein Buch 'doof' findet. Sondern warum es so ist.
    Mit Respekt hat das auch nichts zu tun. Dabei fehlt z.B. die Frage, wie ein Thema im Buch dargestellt wird. Wenn jemand z.B. Bücher schreibt, in denen historische Gegebenheiten verdreht werden, zugleich aber für historische Recherche gelobt werden will, sehe ich nicht, woher ich Respekt nehmen soll?
    Wenn jemand ein paar historische Fakten nimmt und eine simple Liebesgeschichte damit garniert, ist das trotzdem eine simple Liebesgeschichte und sonst nichts.


    Es hat viel mit der Menge der Unterhaltungsliteratur zu tun, die auf den Markt geworfen wird. Die erste breite Diskussion über 'Schundliteratur' gab es im Kaiserreich, so ca. ab den späten 1880ern. Damals gab es eine der ersten Buch - bzw. Zeitschriftenschwemmen in einem Industrieland.
    Die Frage hat also auch mit Orientierung in einem unüberisichtlich gewordenen Gebiet zu tun.
    Eine deutliche Absenkung der Zahl der Neuerscheinungen/Jahr täte gut.
    Böse Worte, ich weiß.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von magali
    Eine deutliche Absenkung der Zahl der Neuerscheinungen/Jahr täte gut.


    Nur aus Traditionalismus - mein üblicher Einwurf: Wie willst Du die Verlage dazu bringen, bei einer Absenkung der Neuerscheinungszahlen lieber auf ein niveauloses, aber stark verkäufliches Buch zu verzichten, um stattdessen ein Buch zu veröffentlichen, daß zwar 2040 den Literaturnobelpreis bekommt, bis dahin aber wie blei in den Regalen liegt?


    Zitat


    Es hat viel mit der Menge der Unterhaltungsliteratur zu tun, die auf den Markt geworfen wird. Die erste breite Diskussion über 'Schundliteratur' gab es im Kaiserreich, so ca. ab den späten 1880ern. Damals gab es eine der ersten Buch - bzw. Zeitschriftenschwemmen in einem Industrieland.
    Die Frage hat also auch mit Orientierung in einem unüberisichtlich gewordenen Gebiet zu tun.


    Meinst Du, "Schund" wäre in einem übersichtlicheren Markt leichter zu erkennen? Oder leichter zu definieren? Der Leser würde, wenn der Schund nicht als Massenerscheinung in praktisch immer gleicher Verpackung daherkommen würde, den Schund besser erkennen und ihn entsprechend meiden? :gruebel

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von LeSeebär ()

  • Zitat

    Original von Teresa
    Nur eine kleine Idee, die mir in den Sinn kommt, wenn ich mir die Beiträge von tschuly82, voltaire und Charlie durchlese:


    Wäre es nicht gleich am besten, wenn wir eine neue Forumsregel verabschieden, wie z. B.:
    "Ab sofort ist es verboten, Bücher als schlechte Bücher, Schund oder Müll zu bezeichnen. Diskussionen zu solchen Themen sind ebenfalls untersagt. Außerdem ist es verboten, über Bücher, die als historische Romane im Buchhandel vermarktet werden, überhaupt zu diskutieren."


    :grin


    Dummes Zeug!
    Mit keinem Wort habe ich irgendwo gefordert, was du meinst als Forumsregel aufstellen zu müssen. Ich äußere lediglich meine Meinung, fordere aber keine Verbote. Zudem habe ich auch nicht gefordert, irgendwelche Diskussionen zu untersagen.
    Es gibt Beiträge, da rollen sich mir die Fußnägel auf, sowie dieser der werten Teresa.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Mir gefällt die Diskussion und ich habe schon viel gelernt. Warum sich einige "Diskutanten" so angepisst fühlen, kann ich nicht nachvollziehen (das soll aber nichts heißen). Von mir aus kann das so weitergehen. Ich schau immer wieder gerne rein. :wave

  • LeSeebär


    Die Zahl der Neuerscheinungen ist tatsächlich leicht gesunken, die Verlage reagieren schlicht darauf, daß sie allmählich ernsthafte Absatzprobleme bekommen (könnten?).
    Ich werde sie nicht dazu bringen, ich gebe zu, daß es mir leid tut.


    Ich weiß nicht, ob ein Roman, der zur Literatur und nicht zur einfacheren Unterhaltung gehört, automatisch 'wie Blei in de Regalen liegt.'
    Das wird oft und oft angeführt. Ich halte das für einen Vorwurf, der sich bewußt oder unüberlegt aus dem Dogma der steigenden Gewinne speist.
    Auch von einfacher gestrickten Romanen bleiben viele liegen. Es bleiben überhaupt viele liegen. Sehr, sehr viele.
    Das halte ich für ausschlaggebend.
    Den meisten Neuerscheinungen ist es nicht vergönnt, überhaupt in Buchhandlungen zu liegen zu kommen, geschweige denn, in größerer Zahl verkauft zu werden. Neue Bücher werden in kürzester Zeit remittiert. Es ist erschreckend, wie schnell der Durchlauf ist. In den USA spricht man seit einiger Zeit von der Bestsellermaschine.


    Die zu große Zahl der Neuerscheinungen schadet den Leserinnen. Ehe man kapiert hat, daß da ein Buch ist, das man vielleicht als Leserin toll fände, ist es schon weg. Oder man findet es nie.
    Auch AutorInnen haben Schaden dadurch. Sie sind ein Name unter vielen, wie soll man sie finden? Entdecken? Wie sich für A entscheiden und nicht für B oder M oder XYZ?
    Das gilt für Literatur wie für Unterhaltung.
    Von daher rührt meine Forderung nach weniger Neuerscheinungen.


    Die seichten, die sich verkaufen wie geschnitten Brot - der Schund aus Mehlstaub und Treibmitteln aus der Brotfbnrik :grin - , sind erstens mal gar nicht so häufig pro Jahr, zum zweiten vom Zufall abhängig. Kein Verlag kann sich darauf verlassen, daß es jedes Jahr einen Reißer gibt. Vierzehn Tage auf der Bestsellerliste macht auch schon glücklich.


    Grundsätzlich ist die Bereitschaft immer noch da bei Verlagen, Vielfalt zu liefern. Das sagen mir jedenfalls diejenigen Verlagsprogramme, die ich hin und wieder beäuge, Literatur und Kinder- und Jugendbuch.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von magali ()

  • Ein historischer Roman wird nicht dadurch besser das gut und sauber recherchiert wurde. Er wird damit nur historisch korrekt!


    Auch Karl May hat recherchiert, was seine Werke allerdings auszeichnet ist die farbige Schilderung von Gegenden und Menschen, die er nie gesehen hat, denen er nie begegnet ist.
    Sehr oft bin ich über "Fakten" gestolpert, bei denen ich dachte: "Das kann niemals wahr sein, dann aber herausfand das sie historisch richtig waren. Das sich aber jemand irgendetwas zuknöpfte bevor Knöpfe zu diesem Zweck benutzt wurden ist mir nie aufgefallen.
    (Das mit den Knöpfen habe ich aus einem Taschenbuch von dtv, in dem es um die Erfindung und Herkunft ganz alltäglicher Gegenstände geht.)


    Robert Löhr lässt in seinem Buch "Krieg der Sänger" eine fiktive Figur als Nibelungenlieddichter auftreten - vollkommener Unsinn, aber der Typ ist großartig, passt in die Geschichte... So what?


    Ist es nicht wichtiger ein "gutes Garn zu spinnen", eine interessante und spannende Geschichte zu erzählen, Figuren zu erschaffen denen der Leser atemlos zu folgen gezwungen ist?
    Ob Herzog Wilhelm der Ungeduldige bis zum nässenden Furunkel am Arsch historisch korrekt geschildert ist interessiert mich nicht die Bohne, wenn er ansonsten farblos und langweilig ist - auch ein Furunkel am Arsch hält maximal zwei Seiten...


    Nichts gegen Recherche, aber ich denke nicht nur für mich sind da andere Dinge an einem Buch wichtiger.


    Was nun die Vielfalt angeht: Manche betrachten sie als Segen, loben die große Auswahl welche wir Leser haben - aber wenn ich aus zwei Dutzend Cheeseburgern einen aufesse, war es trotzdem bloß ein Cheeseburger...



    Vielleicht würde uns allen, vor allem aber den Autorinnen, ein wenig mehr Gelassenheit guttun!


    Irgend eine Dumpfbacke nennt euer neues Meisterwerk Schund! So what?
    Hat er nächtelang über alten Texten und über dem Internet gebrütet um irgend ein Detail richtig hinzukriegen, was eh keiner bemerkt? Hat er Stunden damit zugebracht eine Formulierung so auszufeilen, das sie nicht nur sachlich aussagt was ihr schreiben wolltet, sondern "passt"?
    Nein, hat er nicht!
    Er vergleicht nur das , was er gelesen hat mit eurem Text und kommt zu dem Schluß: Schund.


    Und ich gestehe freimütig: Ich bin auch so einer.
    Ich sehe die immer gleichen Cover auf Büchern über herumhurende Zuckerbäckerinnen und denke: Schund!


    Dabei habe ich nix davon gelesen, von den Klappentexten einmal abgesehen, und diese sind nicht gerade dazu geeignet meine Meinung zu revidieren oder mich mit den beschriebenen Werken näher zu befassen.
    Schund!


    Ich bin bloß ein verschrobener arroganter Buchhändler, der eigentlich kein Recht hat das als Schund zu verurteilen, mit dem er seinen Lebensunterhalt bestreitet.
    Ich tue es dennoch.


    Im Gegenzug wird vieles das ich gerne lese von anderen des öfteren als Schund bezeichnet.
    Ich hingegen finde es großartig!
    So fuckin' what?