Historische Romane = Schund?

  • Wieso werden eigentlich historische Romane vielerorts immer noch als Schund bezeichnet, verspottet...?


    Ich für meinen Teil lese gerne welche zum Beispiel der Autoren Scarrow, B. Cornwell, U. Schiewe um nur 3 davon zu nennen. Diese Autoren würde ich aber nie in die Ecke von Kitsch, Schnulzen oder ähnlichem stellen. Bei Autoren wie Sabine Ebert, Iny Lorentz... bin ich aber der Meinung das Sie immer noch dieses Vorurteil bestätigen und leider trägt auch manches Buchcover bzw. deren Beschriftung dazu bei...


    Wie ist eure Meinung?

  • Einige scheren wohl alles aus dem Genre der historischen Romane über einen Kamm. Was ich nicht nachvollziehen kann, da es ja wohl einen Unterschied zwischen kitschigen Titeln wie "Wie verführe ich einen Duke?" und z.B. den Romanen von Rebecca Gablé gibt. Der Weltbestseller "Die Säulen der Erde" von Ken Follett ist ebenfalls ein historischer Roman. Dieses Buch habe ich im letzten Jahr selbst gelesen und finde in keinster Weise, dass es da irgendwas dran zu belächeln oder verspotten gibt.


    Solche Leute lesen selber nichts aus dieser Ecke und können somit eigentlich gar nicht mitreden. Für mich klingen z.B. auch auf den ersten Blick alle Kriminalromane gleich, weil ich mit diesem Genre einfach nichts am Hut habe. (Nichts für ungut, liebe Krimi-Eulen! :grin )


    Außerdem.. Schund gibt es in jedem Genre! Völlig genre-unabhängig habe ich mittlerweile den Eindruck, dass heutzutage jeder noch so talentfreie, anspruchslose, zehnfach abgekupferte Bockmist veröffentlicht wird. :rolleyes Aber das ist jetzt wieder ein anderes Thema. :wave

  • Das historische Roman ist heute ein Sammelbegriff für Bücher mit zum Teil sehr unterschiedlicher Schwerpunktsetzung, deren gemeinsames Merkmal ist, das sie in einer früheren Zeit spielen (oder es vorgeben):


    Es gibt Romane, die vor historischer (oder angeblich historischer) Kulisse spielen, z. B. historische Abenteuerromane, historische Kriminalromane, historische Liebesromane, erotische Romane, historische Familiensagas und Ähnliches, was wohl für die meisten Romane zutrifft, die im 21. Jahrhundert als historische Romane etikettiert werden:


    Beispiele:
    - Die Wanderhuren-Serie von Iny Lorentz ist z. B. eine Mischung aus Abenteuerroman mit Liebesgeschichte und ein wenig Krimi vor einem "Mittelaltersetting", das zwar durch die Nennung und das Vorkommen von historischen Personen in der ersten Hälfte des 15. Jh. platziert ist, genauso gut aber könnten diese Romane auch hundert Jahre früher oder später spielen.


    - Die Waringham-Romane von Rebecca Gablé sind eine englische Familiensaga vor historischen Hintergrund. Die Epoche der Rosenkriege ist insofern passend, als ein historisches Setting hier notwendig ist, das es halbwegs glaubwürdig macht, dass die Akteure/innen alles Mögliche erleben und erleiden müssen. Aber genauso gut hätte Gablé einen anderen Bürgerkrieg wählen können oder ihre Familiensaga in einem anderen Land spielen lassen können, wo es zu dieser Zeit ebenfalls eine politisch unsichere Lage gab.


    Die Idee, Geschichte am Beispiel eines fiktiven Helden vorzuführen, die Gablé aufgreift, findet sich bereits bei Sir Walter Scott (Anfang des 19. Jh.), der vielen auch als "Erfinder" des historischen Romans gilt. Bei jenen seiner Romane, in denen Scott diese Erzählform tatsächlich verwendet , ist sein fiktiver Held nur der Aufhänger, um historische Geschehnisse zu erzählen (auch wenn er so etwas wie eine eigene private Geschichte hat). Bei Gablé dagegen ist es umgekehrt - die private Geschichte des Helden und seiner Familie steht im Zentrum, die historischen Geschehnisse bleiben letztlich nur die Kulisse.


    Dann gibt es Romane, bei denen es um die Vermittlung von historischen Fakten geht. (Was nicht in jedem dieser Romane wirklich gelungen ist.) Dazu gehören z. B. Romanbiographien über Personen, die tatsächlich gelebt haben oder gelebt haben dürften (z. B. die "Herrin der Kathedrale" v. Nadja und Claudia Beinert über Uta von Naumburg, Romane über Elisabeth I., Alienor von Aquitanien, die Hl. Elisabeth etc.), Romane, die ein historisches Ereignis in den Mittelpunkt stellen (z. B. "Zorn des Himmels" von Richard Dübell über das Magdalenenhochwasser), oder bei denen der Schwerpunkt darauf liegt, dass eine bestimmte Zeit (z. B. "Der Name der Rose" von Umberto Eco) oder das Leben in einer bestimmten Region erzählt werden soll (z. B. "Colorado Saga", "Mazurka" und andere Romane von James A. Mitchener).


    Die (objektive) Abgrenzung zwischen den beiden Blöcken ist nicht immer einfach, da auch bei jenen historischen Romane, bei denen es um die Vermittlung von historischen Fakten geht, ein Weg zur Übermittlung gewählt werden muss, sodass eine richtige Geschichte und nicht einfach nur ein Sachbericht erzählt wird.
    Historische Fakten sind keineswegs immer so, dass sie sich von selbst zu einer flüssigen Geschichte verbinden, was dramaturgische Abweichungen bzw. Hinzufügungen notwendig macht. Gibt es kaum historisch belegte Fakten, hat Schriftsteller/in viel Freiraum, der gefüllt werden darf.


    Hinzu kommen noch Mischformen, z. B. Romane, in denen es neben dem Haupthandlungsstrang um eine historische Person noch weitere Handlungsstränge um fiktive Figuren gibt.


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    Bei einer objektiven Beurteilung eines historischen Romans ist zu berücksichtigen, dass zwei Aspekte zu bewerten gibt.
    - Damit der Roman zumindest kein Müll ist, muss er jene (objektiven) Kriterien erfüllen, die nun einmal einen lesbaren Roman ausmachen: z. B. einen schlüssigen / glaubwürdigen Handlungsablauf, eine sinnfällige Verknüpfung der einzelnen Handlungsstränge, glaubwürdige Erzählperspektive/n, plausible Charaktere (wenigstens die Hauptfigur und wichtigen Nebenfiguren sollten nicht zu Pappemacheetypen verkommen und so etwas wie einen Charakter haben), sprachliche Gestaltung.


    - Bei einem historischen Roman kommt noch die Umsetzung der historischen Fakten hinzu. Ein gelungener historischer Roman ist gewöhnlich eine Auflösung von historischen Fakten in die Handlung. Diese sollten nicht einfach nur schmückendes Beiwerk sein, sondern für die Handlung relevant. Abweichungen von historischen Fakten und fiktive Ergänzungen sollten aus der Handlung heraus begründet wirken. Zudem sollten die Figuren und der historische Hintergrund eine gewisse historische Authentizität haben.


    Um das zu erreichen, ist neben Einfühlungsvermögen und Schreibfertigkeit aber auch eine gute Recherche notwendig und dazu gehört z. B. Lektüre von qualitativer Sekundärliteratur, die oft nur über die Bibliothek zu kriegen ist, kritischer Umgang mit den Quellenwerken und der Sekundärliteratur etc. Das bedeutet aber einen zusätzlichen Arbeitsaufwand, der, wenn er wirklich ernstgenommen wird, doch längere Zeit in Anspruch nehmen müsste. (Ein weiteres Problem ist außerdem, dass die Historiker/innen in den letzten Jahren immer wieder Neues entdeckt haben. Was also vor 5 oder 10 Jahren noch historisch stimmig war, kann heute schon längst überholt sein.)


    Allerdings ist hier auch zwischen Romanen zu unterscheiden, bei denen es um die Vermittlung von historischen Fakten geht und Romanen vor historischer Kulisse. Bei Romanen vor historischer Kulisse muss diese eigentlich nicht wirklich historisch sein. Wenn der Prinz und Markenderin auf dem Weg nach Italien sind, um vom Papst eine Dispens für ihre zukünftige Ehe einzufordern, reicht es eigentlich, wenn die beiden zu Pferd oder Fuß, aber nicht mit dem Auto unterwegs sind. Wenn ich so etwas gerne lese, erwarte ich von solchen Romanen weniger Historizität als Eskapismus, den Ausflug in eine exotische Welt, die im Roman eben als Mittelalter ausgegeben wird.


    Da aber am aktuellen Buchmarkt gewöhnlich nicht zwischen tatsächlich historischen Romanen und Romanen vor historischer Kulisse unterschieden wird, dürfte hier bereits ein Grund liegen, warum historische Romane im 21. Jh. einen schlechten Ruf haben.


    Weiter kommt hinzu, dass wirklich gute Romane inzwischen selten sind und zurzeit am Buchmarkt einfach die schlechten Romanen die Oberhand haben. Das ist bei den historischen Romanen nicht viel anders.
    Ein Grund ist sicher auch, dass am Buchmarkt immer weniger die tatsächliche Qualität zählt. Es dominieren die Erfolgsquote, der Massenproduktionsdruck und Vermarktung. (Neulich hat mir jemand erzählt, dass inzwischen bereits auch hier Kriterien wie ein bestimmtes Alter als Handicap gesehen werden.)


    Hilary Mantle, die wirklich großartige historische Romane geschrieben hat, hat für diese über Jahre recherchiert. Die meisten Autoren/innen, die den Buchmarkt mit historischen Romanen dominieren, veröffentlichen ihre Bücher gewöhnlich im Abstand von 1 - 2 Jahren. Das ist selbst für eine solide Recherchearbeit knapp, zudem das Buch in dieser Zeit noch geschrieben, gedruckt und publiziert werden muss. Auch das dürfte ein Grund für die mangelnde Qualität vieler historischer Romane sein.

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    Die gefährlichsten Unwahrheiten sind Wahrheiten, mäßig entstellt. (Georg Christoph Lichtenberg)

    Dieser Beitrag wurde bereits 3 Mal editiert, zuletzt von Teresa ()

  • Zitat

    Original von beowulf
    Schund liegt im Auge des Betrachters.


    :write


    Mir gefällt der Ausdruck Trivialliteratur besser, weil er genauer beschreibt, was manche Leute stört, was aber vielen gut gefällt.


    Auch andere Genres sind "verschrieen". Z.B. Fantasy gilt auch oft als trivial - oder Schlimmeres.


    Wie in jedem Genre gibt es da solche und solche Literatur. Und für jeden ist etws Passendes dabei, denke ich. Verallgemeinerungen und Gemeinplätze.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend

    T.J. KLune - Mr Parnassus Heim für magisch Begabte


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Ich bin von Teresas Ausführungen begeistert. Es zeigt auf, wie vielfältig das Genre des historischen Romans ist und eben überhaupt nicht über einen Kamm (Schund) geschoren werden kann.


    Ich habe auch schon viele als historische Romane angepriesene Bücher gelesen und mich dann gefragt, was das denn wohl für eine Geschichte sei. Das passiert aber auch bei allen anderen Genres.


    Vor einiger Zeit hörte man an allen Ecken, dass der historische Roman tot sei. Man gehe jetzt lieber zu Familiensaga auf der südlichen Halbkugel über. Zum Glück haben ja beide einen Platz im Regal gefunden.


    Ansonsten gehe ich mit Beos Aussage mit. Was dem einen seine Krähe, ist dem anderen Nachtigall, oder so ähnlich. Manch einer liebt eben die exakte Wiedergabe der Fakten, der andere will sich einfach in eine vergangene Zeit träumen.

  • Mir ist noch nicht aufgefallen dass das ganze Genre "historische Romane" als Schund gelten.
    Im Gegenteil.
    Was höchstens mal fällt ist "Weiberbücher". Aber das ist ja nun nicht unbedingt negativ ;-)

  • Zitat

    Original von Büchersally
    Ich bin von Teresas Ausführungen begeistert. Es zeigt auf, wie vielfältig das Genre des historischen Romans ist und eben überhaupt nicht über einen Kamm (Schund) geschoren werden kann.


    :write

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Zitat

    Original von rombie
    Ich für meinen Teil lese gerne welche zum Beispiel der Autoren Scarrow, B. Cornwell, U. Schiewe um nur 3 davon zu nennen. Diese Autoren würde ich aber nie in die Ecke von Kitsch, Schnulzen oder ähnlichem stellen. Bei Autoren wie Sabine Ebert, Iny Lorentz... bin ich aber der Meinung das Sie immer noch dieses Vorurteil bestätigen und leider trägt auch manches Buchcover bzw. deren Beschriftung dazu bei...


    Könnte es sein, dass Du vielleicht Vorurteile gegen weibliche Autoren hast, was übrigens bis in die 1990er Jahre als selbstverständlich gesehen wurde?


    Jedenfalls sind deine Nicht-Schund-Autoren/innen Scarrow, Cornwell und Schiewe Männer.
    Deine Schund-Autoren/innen sind dagegen Frauen (oder haben sich für die Publikation als Frau entschieden. (Ebert ist eine Frau und das Ehepaar, das unter dem Pseudonym Lorentz publiziert, hat sich jedenfalls mit der Wahl eines weiblichen Autorennamen dafür entscheiden, als Frau zu "gelten".)


    Vielleicht könntest Du auch ein wenig ausführen, warum Ebert und Lorentz für Dich Schund sind, die anderen drei aber nicht.

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    Die gefährlichsten Unwahrheiten sind Wahrheiten, mäßig entstellt. (Georg Christoph Lichtenberg)

  • Ich lese Iny Lorentz und auch Sabine Ebert nicht mehr, ebenso wie andere Autoren und Autorinnen. Überwiegend liegt das daran, dass ich Wert lege auf eine haltbare Verknüpfung zwischen der konkreten Geschichte und der historischen Geschichte. Deine Romane aus China würden in der Türkei nicht funktionieren, da sie die historischen Ereignisse an fiktiven Personen personalisieren. Ganz konkrete historische Ereignisse. Da kann man schon nicht fünfzig Jahre vor oder zurück. Iny Lorentz schreiben meist Bücher, da kommt es in der Zeitschiene nicht so sehr darauf an, ob das jetzt dann oder da war, da die erzählte Geschichte im Vordergrund steht, quasi wie auf der Bühne Text und die historische Geschichte ist Kulisse. Schund ist Iny Lorentz deshalb noch lange nicht. Die haben einige recht gute Bücher geschrieben. Es ist nur ein anderer Ansatz, einer der offensichtlich gut ankommt und gut verkauft, aber deshalb nicht mir gefallen muss.

  • beowulf Ich glaube, du verwechselst Teresa mit Tereza Vanek (Tereza hier bei den Eulen) ;-)


    @Topic


    Das Problem bei so allgemeinen Aussagen wie die im Eingangsthread ist einfach, dass die meisten Genres so unterschiedliche Romane beinhalten und sich außerdem auch noch im Laufe der Zeit reichlich verändert haben, wie Teresa ja schon sehr ausführlich schrieb. Vieles, was früher (= bei Erscheinen) als trivial oder Schund empfunden wurde, zählt heute zu den Klassikern des jeweiligen Genres.
    Was mich aber wirklich interessieren würde: stimmt denn die Behauptung der Threaderöffnerin überhaupt? Ist der historische Roman wirklich als Schund verschrien? Mir ist ein derartiges Vorurteil nur im Zusammenhang mit Fantasy, Horror oder auch Krimi begegnet, aber nicht im Zusammenhang mit historischen Romanen.

  • Also allgemein hab ich auch noch nicht gehört, dass Historische Romane Schund sein sollen.
    Ich bin auch kein Fan von historischen Liebesromanen, daher lese ich sie einfach nicht, würde sie aber nicht als Schund bezeichnen. Jeder hat doch einen anderen Geschmack und dem einen gefällt dies, dem anderen was anderes.
    Außerdem gibt es in jedem Genre noch mal Untergenres, die einem vielleicht nicht so zusagen. Ich mag z. B. Fantasy, aber eher Urban und Dark Fantasy, keine reine Fantasy in völlig erfundenen Welten. Ich glaube, das heißt dann High Fantasy, oder?


    Außerdem habe ich in letzter eher den Eindruck, dass Historische Romane wieder einen kleinen Boom erleben. Oder kommt mir das nur so vor?

  • In jedem Genre entwickelt sich irgendwann ein populärer "Mainstream", eine Fülle von immer gleichen oder gleich klingenden Plots und Personenkonstellationen, einfach weil sich diese Geschichten gut verkaufen. Vielen Lesern geht es um mehr oder weniger anspruchslose, nicht belastende oder fordernde Lektüre, dort ist das Mittelalter eine fiktive Klischee- oder Traumwelt, so realistisch wie Mittelerde oder Gor.


    Diese Bücher dienen allein der Unterhaltung, und mehr können sie aufgrund des regelmäßigen Ausstoßes binnen Jahresfrist garnicht sein.


    So what?


    By the way: Ich habe gerade den neuen Scarrow angefangen - "Schwert und Säbel", oder "Messer und Gabel" oder... - dessen Textniveau für mich kaum über die "Leselöwen Rittergeschichten" hinausgeht....


    Soviel zu den Männern in diesem Genre...

  • Zitat

    Original von Bodo
    dessen Textniveau für mich kaum über die "Leselöwen Rittergeschichten" hinausgeht....



    Hey, sach nix gegen die Leselöwen - die werden mir in letzter Zeit immer vorgelesen :grin


    Und wenn Du im nächsten März ein paar davon in der Tasche haben solltest, könntest Du Glück haben, daß auch Dir daraus vorgelesen wird.......

  • Ein Problem liegt sicher auch an der Vermarktung von Büchern, die bei einem Buchverlag publiziert wurden - jedenfalls habe ich inzwischen den Eindruck, dass im 21. Jahrhundert jeder Schwindel zulässig ist, solange sich Buch und Autor/in gut vermarkten lassen.


    Zumindest im 20. Jahrhundert habe ich es nicht erlebt, dass ich an Bücher geraten bin, die das, was bei der Vermarktung angepriesen wurde, nicht im geringsten erfüllten, also tatsächliche Mogelpackungen waren. (Dass bei der Vermarktung die Qualitäten eines Buches stark übertrieben wurden, kam im 20. Jh. zwar vor, aber damals hatte eine solche Vermarktung wenigstens noch irgendetwas, was ihr diese Berechtigung gab.)


    Was aber passiert, wenn ich z. B. in einem Genre das lese, was als besonders gut, herausragend und ähnlich angepriesen wird, und dann feststellen muss, dass diese Bücher weder mit Blick auf die Kriterien des Genre noch als gelungenes Buch überzeugen? Ich bekomme natürlich den Eindruck, dass in diesem Genre tatsächlich nur mehr Müll publiziert wird.


    Bei den historischen Romanen, die zurzeit am deutschen Buchmarkt (ob deutschsprachiges Buch oder nur Übersetzung) sind, gibt es zurzeit zwar viele Bücher, von denen behauptet wird, dass sie außergewöhnlich oder herausragend sind, aber die wenigstens dieser Bücher sind es tatsächlich.


    In den wenigstens Fällen waren diese Bücher tatsächlich Mogelpackungen, in den meisten Fällen waren diese Bücher eigentlich nicht wirklich schlecht zum Lesen, nur halt weder außergewöhnlich noch herausragend, sondern eben Durchschnitt. Wahrscheinlich wäre es besser, in jedem Fall ehrlicher gewesen, sie als gutes Lesefutter unter Hervorhebung ihrer tatsächlichen Qualitäten zu vermarkten.


    Wahrscheinlich ist es gerade diese "Unehrlichkeit" der Vermarktung die letztlich zur Folge hat, dass der Eindruck entsteht, dass historische Romane ohnehin nur mehr Schund sind.


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    Noch eine Klarstellung: Ich bin nicht Tereza Vanek.

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    Die gefährlichsten Unwahrheiten sind Wahrheiten, mäßig entstellt. (Georg Christoph Lichtenberg)

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  • Zitat

    Original von Bodo
    By the way: Ich habe gerade den neuen Scarrow angefangen - "Schwert und Säbel", oder "Messer und Gabel" oder... - dessen Textniveau für mich kaum über die "Leselöwen Rittergeschichten" hinausgeht....


    Soviel zu den Männern in diesem Genre...


    Wobei allerdings Scarrows 4-Teiler über Napoleon vs. Wellington mit zum besten gehört, was ich in diesem Genre je gelesen habe. Nicht zuletzt weil sie, soweit ich mich erinnern kann, ohne fiktives Personal ausgekommen sind.


    Was jetzt nicht heißen soll, dass männliche Autoren besser sind, nur zu Scarrows Verteidigung. Der Fairness halber, der Geschlechtervorwurf wurde vom Themeneröffner gar nicht gebracht, es mag Zufall sein, dass er mit den Herren bislang glücklicher war.

  • Meine Lieblingsautoren sind überwiegend weiblich, auch auf dem Gebiet des historischen Romans, aber auch bei Krimis. Allerdings gibt es gerade bei den historischen Romanen einige überragende Autoren männlichen Geschlechts um nur Titus Müller Und Richard Dübell zur nennen, wenn auch meine Lieblingsbücher von eher polarisierenden Damen wie Viola Alvarez und Charlotte Lyne stammen.