Wie kommt das Buch zu seinem Cover?

  • Ich bin wirklich, wirklich ganz ahnungslos, also bitte keine falschen Absichten unterstellen. :wave


    Wie kommt denn ein Buch zu seinem Cover?


    Hintergrund meiner Frage ist, dass ich eine Bekannte habe, die unglaublich tolle Fotos macht und ganz, ganz oft denk ich mir, dass ich ein Buch mit so einem Cover sofort kaufen würde. Ich hab ihr das schon ein paar Mal gesagt und sie hat es als nettes Kompliment abgetan; ich mein das aber ernst.


    Deswegen würd ich am liebsten zu ihr sagen: "Schick das Foto an Verlag xy, vielleicht haben die einen Foto-für-Buch-Vorrat-Pool". Gibts so was wirklich?


    Gibt es extra Buchcoverdesigner?
    Und wie kommts, dass manche Bücher ähnliche Cover haben? Und wie kommts, dass fremdsprachige Bücher, dasselbe Cover haben wir ein deutsches, anderes, Buch?
    In Italien hab ich mal das deutsche Cover von "New Moon" auf einem Buch gesehen, dass mit Vampiren gar nichts zu tun hatte. Wie kommts?


    Mein Googeln hat mir leider nicht weiter geholfen (obwohl ich befürchte, eine wirklich schlechte Googlerin zu sein, aber das ist eine andere Geschichte :rolleyes ).


    Als unabhängig von meiner Bekannten interessiert mich das Thema wirklich. :wave

  • Danke für die interessanten Fragen, würde mich auch interessieren.


    Zitat

    Original von Prombär
    In Italien hab ich mal das deutsche Cover von "New Moon" auf einem Buch gesehen, dass mit Vampiren gar nichts zu tun hatte. Wie kommts?


    Es fällt mir, seit ich bei den Eulen bin, auch verstärkt auf, daß manche Cover mit dem Inhalt des Buches so überhaupt nix zu tun haben. Ich vermute, daß das daran liegt, daß die Cover nicht vom Autoren oder Lektor gewählt werden, sondern von einer Marketingabteilung. Es ist ja in erster Linie von Interesse, ein Buch möglichst oft zu verkaufen, um in den Rankings (Spiegel-Bestsellerliste, Amazon, etc pp) möglichst weit oben zu landen. Ob der Kunde dann am Ende mit dem Buch zufrieden ist, steht auf einem anderen, meist nicht so sehr beachteten, Blatt.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Ich meine, es gäbe auch so eine Art "Katalog", aus dem dann irgendwelche Cover ausgesucht werden, die halt irgendwie zum Genre passen.
    Hatte da mal was gelesen - Genaueres weiß ich nicht mehr, aber es erklärte, wieso das Cover so häufig eben nicht zum Buch passt.


    Zitat

    Und wie kommts, dass manche Bücher ähnliche Cover haben? Und wie kommts, dass fremdsprachige Bücher, dasselbe Cover haben wir ein deutsches, anderes, Buch?


    Werbung. Gleiche Zielgruppe, ähnliches Cover.
    Und bei Büchern im Ausland: Andere Zielgruppe (weil anderer Geschmack), anderes Cover.
    Wohnungen sehen im Ausland ja auch meist anders aus als in Deutschland.

    Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
    Kurt Tucholsky

  • Bei größeren Belletristikverlagen wird die Ausstattung der Bücher sehr früh geplant, weil die Programmbroschüren u.ä. lange vor der Publikation hergestellt werden. In aller Regel reden von der Programmleitung über das Lektorat bis zu den Buchhandelsvertretern alle mit - manchmal sogar die Autoren. Einige Verlage kümmern sich um die Ausstattung selbst, meistens aber werden Agenturen damit beauftragt (die dann mit der Ausstattungsabteilung zusammenarbeiten). Was die genau machen, hängt auch vom Budget ab - ein Cover, für das ein Foto aus einem Fundus etwas verfälscht und um ein paar Grafiken ergänzt wird, kostet weniger als ein Cover, für das eine Originalzeichnung oder ähnliches hergestellt wird. Relativ häufig ist es so, dass die Grafiker in den Agenturen auf die üblichen Fotodatenbanken zurückgreifen; es gibt auch Fotografen und Fotoagenturen, die explizit Fotos für solche Zwecke herstellen, beispielsweise "Bobsairport". Das geschieht seltener auf Zuruf - meistens suchen sich die Grafiker was aus dem jeweiligen Fundus. Dafür gibt es dann Datenbanken und Suchmaschinen. Im Impressum der Bücher steht dann etwas wie "Gestaltung: Agentur XY unter Verwendung eines Fotos von AB."


    Aber auch solche Fotos bzw. deren Verwendung kosten natürlich Geld. Vor allem bei historischen Romanen greift man gerne auf rechtefreie Bilder von historischen Gemälden zurück. Bei Pop- und Comedyromanen gibt es manchmal Originalgrafiken, also Malereien, die nur für den Roman entstehen. Als Faustregel gilt: Das Cover muss ein Eyecatcher sein. Der Zusammenhang zum Buchinhalt ist natürlich auch ein Aspekt, aber nicht immer der wichtigste.


    Im übrigen versuchen viele Fotografen - auch Laien -, ihre Fotos in solchen Datenbanken unterzubringen, um an den Rechten zu verdienen.

  • Ich glaube, das kann sehr unterschiedlich sein. Bei kleineren Verlagen hat der Autor mitunter auch zumindest ein Mitspracherecht, bei größeren zählt eher die PR-Abteilung. Vielleicht schickst du mal eine PN an agu (Andrea Gunschera), die entwirft auch Cover.

  • Es mag den Fall geben, dass Autoren explizit ein Mitspracherecht eingeräumt wird, aber das dürfte auch bei kleineren Verlagen die Ausnahme sein, zumal dort die Budgets noch schmaler sind, wohingegen jeder neue Entwurf Geld kostet. Grundsätzlich ist das Marketing - wozu übrigens auch die Titelei zählt, also der Name, unter dem der Roman dann verkauft wird - Verlagssache. Und die Gestaltung ist keineswegs nur Aufgabe der PR-Abteilung. Tatsächlich arbeiten in dieser Hinsicht in aller Regel alle zusammen, vom Lektorat bis zu den Buchhandelsvertretern. PR und Ausstattung sind für die Durchführung zuständig.

  • Zitat

    Original von Prombär
    Hintergrund meiner Frage ist, dass ich eine Bekannte habe, die unglaublich tolle Fotos macht und ganz, ganz oft denk ich mir, dass ich ein Buch mit so einem Cover sofort kaufen würde. Ich hab ihr das schon ein paar Mal gesagt und sie hat es als nettes Kompliment abgetan; ich mein das aber ernst. Deswegen würd ich am liebsten zu ihr sagen: "Schick das Foto an Verlag xy, vielleicht haben die einen Foto-für-Buch-Vorrat-Pool". Gibts so was wirklich?


    Verlagen direkt Fotos anzubieten, davon rate ich Euch entschieden ab. Wer gern mal den Markwert seiner Fotos testen möchte, kann sich mit Fotolia befassen oder mit Istockfoto. Davor sollte man sich aber intensiv mit dem deutschen Foto- und Persönlichkeitsrecht beschäftigt haben.


    Fotos als Buchcover schätze ich persönlich nicht besonders. Zum einen, weil bestimmte Verlage ein entsprechendes Image mit ihren Covern aufgebaut haben, das man sinnvollerweise nicht abkupfert, zum anderen, weil Fotos sehr viel stärker der Mode unterliegen als Buchcover vom Grafiker und entsprechend schnell angestaubt wirken können.

  • Bei den Selfpublishern sieht's dann, was das Mitspracherecht betrifft, wieder genau umgekehrt aus: Die gestalten entweder komplett selbst oder benutzen Vorlagen des Distributors, die sie in gewissem Umfang (meist Einbinden eines eigenen Fotos an dafür vorgesehenen Stellen) anpassen können.

  • Längst nicht alle Selbstveröffentlicher machen ihre Cover selbst, man muss das ja schließlich auch professionell können.
    Rund um die Szene ist also auch ein Markt für Buchcoverdesigner entstanden. Das wäre vielleicht ebenfalls ein Anhaltspunkt für deine Freundin. In den entsprechenden Netzwerken passiert viel über Empfehlungen.
    Einige Seiten für Stockfotos (Fotopool für Coverdesigner und andere) wurden ja schon genannt, es gibt z.B. auch noch Shutterstock.

  • Interessantes Thema.
    Am 17.10. will ich wieder nach Frankfurt zur Buchmesse fahren, da erfährt man auch sehr viel über das Verlagswesen und auch wie man selbst ein Buch herausbringen kann und all sowas!"