Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)
Sie ist die Königin des Mittelalters: Eleonore von Aquitanien, bewundert, verleumdet, legendenumwoben.
1137 heiratet Eleonore, die schönste Frau ihrer Zeit, den König von Frankreich. Doch die Ehe scheitert. Eleonore tut das Unerhörte: sie lässt sich scheiden. Während ihr Name überall in den Schmutz gezogen wird, heiratet sie erneut: Henry Plantagenet, den König von England. Mit ihm regiert sie, steht im Zenit ihrer Macht. Doch wie soll sie handeln, als Henry sie betrügt? Wird sie aus Rache ihre Söhne zur Rebellion anstacheln und alles aufs Spiel setzen – auch ihr eigenes Leben?
Erfolgsautorin Sabine Weigand lässt Eleonore selbst ihr Leben erzählen, das größer ist als jeder Roman.
Autorin (Quelle: Verlagsseite)
Sabine Weigand stammt aus Franken. Sie ist promovierte Historikerin und arbeitete als Ausstellungsplanerin für Museen. Historische Originaldokumente sind der Ausgangspunkt vieler ihrer Romane, wie ›Die Markgräfin‹, ›Das Perlenmedaillon‹, ›Die Königsdame‹, ›Die Seelen im Feuer‹ und ›Die silberne Burg‹. In ›Die Tore des Himmels‹ gestaltet sie das Leben der Hl. Elisabeth, in ›Das Buch der Königin‹ das Schicksal der deutschen Kaiserin Konstanze. Jetzt wendet sie sich einer ganz Europa prägenden Gestalt zu: ›Ich, Eleonore. Königin zweier Reiche‹.
Allgemeines
Erschienen als Hardcover am 20.08.2015 bei FISCHER Krüger, 592 Seiten
Prolog, drei Hauptteile (Bücher) mit Kapiteleinteilung nach Ort und Zeit, bzw. Erzähler oder Quelle, Nachwort der Autorin mit bibliographischen Tipps
Zusatzmaterial: Landkarten und Wappen im vorderen und hinteren Einband, erweiterter Familienstammbaum der Eleonore von Aquitanien, Personenverzeichnis, Glossar
Erzählperspektiven: sowohl Erzählung in der dritten Person als auch Ich-Erzählung
Handlungsort und -zeit: Rahmenerzählung: auf dem Weg von Kastilien nach Frankreich im Jahr 1200, Rückblickende Erzählung der Protagonistin: verschiedene Orte in Frankreich, England und auf dem Weg ins Heilige Land im Zeitraum von 1130 bis 1199
Zum Inhalt
Im Jahr 1200 begibt sich Eleonore /Aliénor von Aquitanien, ehemalige Königin von Frankreich und England, im Alter von 76 Jahren auf die mühsame und gefahrvolle Reise nach Kastilien, um eine ihrer Enkelinnen abzuholen und zu deren Hochzeit mit dem französischen Thronfolger Ludwig zu geleiten. Sie entscheidet sich für Blanca/Blanche, die ihrer Meinung nach der künftigen Aufgabe als Königin Frankreichs am besten gewachsen sein wird. Blanche interessiert sich sehr für ihre legendenumwitterte Großmutter und lässt sich während der langen Reise nach Bordeaux von dieser aus deren langem Leben erzählen.
So gewinnt Blanche Einblicke in das wechselvolle Leben und die Psyche einer Frau, die Königin zweier Reiche, Mutter und Großmutter mehrerer Könige und Königinnen und eigenverantwortliche Regentin in ihrem Erbland Aquitanien war. Aliénor berichtet mit schonungsloser Ehrlichkeit von ihren beiden gescheiterten Ehen, dem komplizierten und von Rivalitäten bestimmten Familiengefüge, das im Aufstand ihrer Söhne gegen deren dominanten Vater Henry II gipfelte, sie erzählt vom Märtyrertod des Thomas Becket und sie lässt auch den Kreuzzug ins Heilige Land, der ihr den Ruf einer schamlosen Ehebrecherin einbrachte, nicht aus...
Beurteilung
Der Roman ist in drei "Bücher" gegliedert, die sich mit der Zeit bis zum Ende der Ehe mit Ludwig VII von Frankreich (1152), bis zum Scheitern der Ehe mit Henry II von England (ca 1173) und mit der Zeit von Aliénors Gefangenschaft bis zum Tod ihre Sohnes Richard I (Löwenherz) (1199) befassen. Die Rahmenhandlung spielt im Jahr 1200, die Kapitel sind mit den jeweiligen Reisestationen der beiden Frauen betitelt. Teilweise erzählt Aliénor ihrer Enkelin direkt aus ihrem Leben (Ich-Erzählung), es gibt jedoch auch sehr viele Abschnitte, in denen in Rückblenden das Geschehen der thematisierten Ereignisse als Erzählung in der dritten Person präsentiert wird. Dazwischen gibt es Kapitel, die aus der Sicht weiterer Personen (Aliénors Ehemänner und Kinder) geschildert werden oder aus zeitgenössischen Quellen zitiert sind. Diese unterschiedliche Gestaltung der einzelnen Abschnitte fordert dem Leser einiges an Konzentration ab, hat aber auch den großen Vorteil, durch den Wechsel der Perspektiven ein vieldimensionales Bild der Romanfiguren zu zeichnen, das es erlaubt, sich eine eigene - nicht rein subjektive - Meinung zu bilden.
Die Romanfiguren sind fast alle historische Persönlichkeiten, deren Leben die Autorin äußerst gründlich recherchiert hat. Im Nachwort gibt sie bibliographische Informationen zu den wichtigsten Biographien und zeitgenössischen Quellen (lateinische Chroniken), die sie zu Rate gezogen hat.
Die Charakterisierung der Romanfiguren ist sehr gelungen, besonders beeindruckend ist es, wie authentisch Aliénor dargestellt wird: Sie ist zwar eine ehrgeizige und willensstarke Frau, die sich nicht ins weibliche Rollenbild ihrer Zeit pressen lassen will, aber sie ist ausdrücklich keine "Heldin des 21.Jahrhunderts vor historischer Kulisse", sondern bleibt in vielerlei Hinsicht eine der mittelalterlichen Denkweise und Weltsicht verhaftete Persönlichkeit.
Der Erzählstil ist anschaulich, manchmal etwas derb und verleitet gerade durch Letzteres oft zum Schmunzeln. Wie schon in ihren Romanen über die Heilige Elisabeth von Thüringen und Konstanze von Sizilien versteht es Sabine Weigand erneut, in einem flüssigen, höchst unterhaltsamen Erzählstil komplexes historisches Wissen nahezu "nebenbei" zu vermitteln. Auch der Leser, der sich mit der Geschichte Englands und Frankreichs, bzw. der Persönlichkeit Aliénors bisher nicht beschäftigt hat, dürfte aufgrund des Zusatzmaterials keine Verständnisprobleme haben. Es wäre allerdings vorteilhaft gewesen, das umfangreiche Personenverzeichnis voranzustellen, statt es im Anhang unterzubringen.
Fazit
Ein (weiteres) großartiges Werk einer Autorin, deren Bücher nicht nur Liebhaber anspruchsvoller historischer Romane begeistern können, sondern auch auf der Lektüreliste von Geschichtsstudenten stehen sollten!
10 Punkte