Weil sie das Leben liebten - Charlotte Roth

  • Weil sie das Leben liebten - Charlotte Roth


    Buchinfo:
    Broschiert: 512 Seiten
    Verlag: Knaur TB (1. Juni 2016)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3426517299
    ISBN-13: 978-3426517291
    Größe und/oder Gewicht: 12,6 x 3,4 x 19 cm


    Über den Autor:
    Charlotte Roth, Jahrgang 1965, ist Berlinerin, Literaturwissenschaftlerin und seit zehn Jahren freiberuflich als Autorin tätig. Charlotte Roth hat Globetrotter-Blut und zieht mit Mann und Kindern durch Europa, hält an ihrem Koffer in Berlin aber unverbrüchlich fest. Sie lebt heute in London, liebt aber Berlin und Tiere über alles.


    Inhaltsangabe:
    Berlin Ende der 1920er Jahre: Die junge Franka hat nur einen Wunsch – sie möchte Zoologie studieren. Ihre strengen Eltern und die Weltwirtschaftskrise machen ihren Traum zunichte, doch immerhin gelingt es ihr, eine Stelle als Tierpflegerin im Berliner Zoo zu bekommen. Die Arbeit mit den geliebten Tieren geht ihr über alles, ihnen schenkt sie ihre ganze Liebe – nicht den Menschen. Nur ganz allmählich fasst sie Zutrauen zu dem Tierarzt Carl, der vom Leben ähnlich gebeutelt wurde wie sie. Dann lernt sie den faszinierenden Adam kennen und lieben. Doch Adam ist Sinti, und inzwischen haben die Nazis die Macht in Deutschland ergriffen. Adams Leben ist in höchster Gefahr, und Franka ist bereit, für ihn zu kämpfen – und für ihre Tiere. Fortan weiß sie nicht mehr, wem sie trauen kann …


    (AMAZON)


    Meine Meinung:
    Ein typisches Charlotte Lyne/Roth-Buch!
    Das Cover gefiel mir gut, es erinnert an "Als wir unsterblich waren" und "Als der Himmel uns gehörte", an die es in etwa auch zeitlich anschließt bzw. sich überlappt, zu denen es jedoch, vom politischen Hintergrund abgesehen, keinerlei Bezug aufweist. Die Coverinnenseiten zeigen interessante Fotos vor und nach dem zweiten Weltkrieg, wobei mich irritiert, dass sie "Tiergarten" betitelt sind, der "Zoo" aber immer "Zoo" und nicht "Tiergarten" oder "Tierpark" genannt wurde, außerdem steht links unter dem einen Elefanten "Sehr böse"(?!). In die Irre führt auch der Rückseitentext, der im Gegensatz zur Amazon-Info den Tierarzt unterschlägt und gleich die Liebesgeschichte mit dem Sinto (nicht, wie es in der Inhaltsangabe heißt, "Sinti"!) Adam alias Tokeli andeutet, welchem die Protagonistin jedoch erst relativ spät im Buch begegnet. Vorn prangt ein leuchtend-orangefarbener Aufkleber, auf dem groß "SPIEGEL-BESTSELLER" und dann kleiner "Autorin" steht. Auf dem Buch selbst steht "ROMAN", Amazon ordnet es unter "Bücher > Belletristik > Gegenwartsliteratur" ein, ich habe es aber, damit es nicht wieder Hickhack gibt, dieses Mal gleich die Historische Romane-Rubrik gewählt, zumal das Buch 1945 endet, genau wie die letzte Unterkategorie dieser Rubrik.
    Die zwischenmenschliche Beziehung des Hauptpaares ist natürlich wieder höchst problematisch, gehauen wird auch wieder, mehr oder weniger doll, auch, wenn es den Hauenden meist mehr schmerzt als den Gehauenen.
    Meine Lieblinge waren ein dicker blauäugiger Winfried und die Tiere, sogar das spuckende Lama, auf das immer mit "Vasco das Lama" Bezug genommen wurde, worauf hin mein Hirn immer "Vacso da Gama" echote. Einige Wortspiele wie "die Kinder, die Macht hatten" kamen mir gefühlsmäßig etwas zu oft, sträflich oft erfolgte die Erwähnung leckerer Malzbonbons, die ich gleich beim nächsten Einkauf irgendwo aufzutreiben versuchen werde.
    Hinten befinden sich ein interessantes Glossar und einige ebenso informative Autorinnenanmerkungen - fast ein Nachwort. Einige Namen und Fakten aus dem Zoo bis hin zum Tiere spendenden KaDeWe-Chef habe ich anschließend ergooglen können und einige Fotos gefunden.


    Fazit: Neben zwei historischen Lyne-Romanen, an deren Titel die Autorin nach eigenem Bekunden nicht mehr erinnert zu werden wünscht, und neben dem ersten Roth-Roman drängelt sich dieses Buch hier auf dem obersten Treppchen.


    Tipp: Wer mehr über Sinti-Verfolgung lesen mag, dem sei das tolle Buch von S. Bart empfohlen:
    Deutscher Meister


    Bewertung: 10 von 10 möglichen Eulenpunkten

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

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  • Zum Thema Tiergarten und Zoo:


    In Berlin gibt es ja den Tiergarten und den Zoo. Den einen im Osten und den anderen im Westen der Stadt. Deswegen sollte man tunlichst vermeiden, den Zoo mit Tiergarten oder Tierpark (was ja nur eine Beschreibung der Nutzung ist) zu bezeichnen. In dem Fall sind Tiergarten und Zoo einfach die Namen der jeweiligen Lokalitäten.


    Danke für die Rezi! Ich freu mich schon auf das Buch, hab's auch schon auf dem Reader ;-)

  • Zitat

    Original von streifi
    Zum Thema Tiergarten und Zoo:


    In Berlin gibt es ja den Tiergarten und den Zoo. Den einen im Osten und den anderen im Westen der Stadt. Deswegen sollte man tunlichst vermeiden, den Zoo mit Tiergarten oder Tierpark (was ja nur eine Beschreibung der Nutzung ist) zu bezeichnen. In dem Fall sind Tiergarten und Zoo einfach die Namen der jeweiligen Lokalitäten. ...


    :dafuer
    Der Berliner Tierpark wurde erst 1955 gegründet, der kann im Buch noch nicht vorkommen. Tiergarten ist ein Stadtteil.

  • Zitat

    Original von streifi
    Zum Thema Tiergarten und Zoo:


    In Berlin gibt es ja den Tiergarten und den Zoo. Den einen im Osten und den anderen im Westen der Stadt. Deswegen sollte man tunlichst vermeiden, den Zoo mit Tiergarten oder Tierpark (was ja nur eine Beschreibung der Nutzung ist) zu bezeichnen. In dem Fall sind Tiergarten und Zoo einfach die Namen der jeweiligen Lokalitäten.


    Danke für die Rezi! Ich freu mich schon auf das Buch, hab's auch schon auf dem Reader ;-)


    Also deine Info stimmt so nicht.


    Zoo- Im Westteil der Stadt
    Tierpark- Im Osten der Stadt


    Beide beherbergen Tiere.


    Tiergarten ist ein Stadtteil wie Buchdoktor schon angemerkt hat.


    Ist das Glossar im eBook auch vorhanden?


    Ja ist es. :grin

  • So gestern Abend ausgelesen.


    Es war wieder ein Vergnügen dieses Buch zu lesen. Den anderen Büchern gegenüber fand ich es allerdings, ich weiß nicht recht wie ich es sagen soll, wuseliger trifft es gut.


    Die Geschichte war sehr bewegend, alle Personen sind mir mehr oder weniger ans Herz gewachsen. Die Viecherei traf mitten ins Herz.


    Auf jedenfall wurden zu oft berlinerische Sprüche gekloppt, wie man so schön sagt. Ein zwei Mal weniger hätte es auch getan.


    "Quatsch mit Soße sage ich nicht sehr oft":zwinker

  • Ich bin gerade noch dabei und wegen der Unklarheiten in Bezug auf Tierpark und Zoo habe ich mal gegoogelt und die Geschichte hier bezieht sich auf den ZOO, den neben dem Bahnhof selbigen Namens als im ehemaligen Westteil der Stadt.
    Ich war Ende der 60er Jahre mal dort und kann mich an die Fotos der Tore erinnern. Die sind ja auch auf den Umschlagseiten zu sehen so kann eigentlich gar keine Verwirrung auftreten.


    Was die Handlung anbelangt, es plätschert. Und es hat mir eindeutig zu viel Viecherei. Aber warten wird ab, vielleicht wird es ja noch was.

  • Nachdem ich heute Nacht das Buch beendet habe nun meine ganz persönliche Meinung dazu:


    Die Autorin Charlotte Roth (bei goodreads gibt es übrigens noch eine dieses Namens) hat mit diesem dritten Buch unter diesem Pseudonym den im 3. Reich verfolgten, missbrauchten, gequälten Sinti und Roma gewidmet.


    Hauptperson Franka leidet in ihrer Kindheit. Unter ihren lieblosen Eltern, ihrem Lehrer, der sie auf schamlose, ekelhafte Weise berührt, vor der ganzen Klasse wohlbemerkt und nur von ihrem Onkel Gerhard behütet und unterstützt wird. Ihre gemeinsame Liebe zu den Tieren wird die Basis für Frankas zukünftiges Leben.
    Dann ist da Adams Familie, ein Sinti, der das Leben liebt und Kirschla, die ihn liebt, beides Menschen, die einen gleich für sich einnehmen.


    Was im Buch erst unterschwellig spürbar ist wird nach und nach für Franka aber vor allem für die Familie von Adam und Kirschla zur grausamen Gewissheit. Die Nazis treten auf den Plan und trachten allen, die nicht da rein passen nach dem Leben.


    Das Thema treibt nicht nur die Autorin um. Aber sie kämpft für das Nichtvergessen mit ihren Büchern und mit Worten die einem den Atem rauben.
    Auch wenn ich die Viecherei erst im Laufe des Buches ins Herz geschlossen habe, sah ich die Zerstörung des Zoos und seiner Tiere bei den Bombenangriffen mit Frankas und Carls Augen, was dem Geschick Charlotte Roths zu verdanken ist Gefühle zu transportieren.


    Wenn mir auch zuviel Quatsch mit Soße darin vorkam, Anita, die Zoosekretärin benutzt das oft dreimal auf einer Buchseite, hat mich das Schicksal der Protagonisten sehr berührt.
    Verzweiflung nützt ja nichts mehr, geschehen ist geschehen. Was im Buch auch anklingt über Schuld vergeben oder was zählt jetzt schon zum Verbrechen, wann fängt es an, was kann man, was muss oder darf man vergeben???


    Eine Frage die wohl nur die Betroffenen beantworten können.


    Trotz der Thematik halte ich dieses Buch für das schwächste in der Reihe und vergebe 7 Punkte

  • Mir hat dieser Roman wieder besser gefallen, als sein Vorgänger. Das mag an der Thematik liegen. Da interessieren mich die Tiere doch mehr als die Olympiade.


    Ich bin immer erstaunt, wie gut Charlotte Roth faktisch schreiben kann. Wenn es jedoch an den Umgang der Figuren miteinander geht, wird es immer ein wenig holperig. Oder eher holzig. Unnatürlich.


    In "Weil sie das Leben liebten" war das für mich am Anfang auch ein Grund, nicht mehr weiterzulesen. Beim zweiten Versuch war das immer noch so, aber es wurde nach einiger Zeit besser.
    Für mich persönlich sprechen die Figuren immer noch mit zu viel Pathos. Spitznamen werden fast schon zu Tode geritten.


    Trotzdem hat mich das Thema natürlich gefesselt und am Ball bleiben lassen.


    Von mir gibt es 8 gute Punkte.

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“



  • Mir ging es wie dir, dieser 3. Band gefiel mir auch besser als der mit den Olympischen Spielen....
    Ich fand ihn im ganzen sehr gut.

  • Ich habe mir das Buch gekauft, da mir die beiden vorherigen Romane der Autorin sehr gut gefallen haben. Obwohl mir klar war, dass das grundsätzliche Thema, nämlich Zoo, nicht meins ist, habe ich mich überzeugen lassen, genau wie es bei den olympischen Spielen der Fall war.


    Teilweise fand ich diese Geschichte jedoch etwas langatmiger, daher sehe ich es auch als schwächsten der bisherigen Romane an, trotzdem habe ich mich am Ende gut unterhalten und auch gut informiert geführt. Das Schicksal der Sinti und Roma war mir nicht mehr so deutlich vor Augen und auch der Aufwand, der um die Tiere getrieben wurde, war sehr interessant geschildert und neu für mich.


    Von mir 8 Punkte

  • Mir hatten die zwei bisherigen Romane von Charlotte Roth gut gefallen, deshalb mußte ich diesen auch unbedingt haben. Allerdings ist auch meine Meinung die, daß es ihr schwächstes Buch ist.


    OK ich mag Tiere sehr gerne, aber hier war es mir schon zuviel, vor allem wurde es teilweise auch sehr langatmig erzählt und ausgewalzt. Sinti, das Thema fand ich dagegen sehr interessant. Tja und mir ging es ähnlich wie Findus "Quatsch mit Soße" hatte ich irgendwann über ebenso das Blockmalz-Gelutsche und manchen Kosenamen :-(


    Von mir 7 Eulenpunkte

  • Ich bin beruhigt, dass es anderen ähnlich geht. Ich mag die Bücher der Autorin sehr, finde aber das sie manchmal sprachlich zu sehr ausufert oder mein Lesegeschmack ändert sich.


    Ist jetzt bei Charlotte Roth so und ist bei Carmen Lobato ebenfalls so. Die ersten beiden Bücher super und jetzt hänge ich im 3. Buch fest :-(

  • Richie


    Habe Deine Frage jetzt erst gelesen.


    Ich habe es angefangen und nach 250 Seiten beiseite gelegt. Ich finde es nicht schlecht, es konnte mich allerdings nicht so fesseln wie schon andere Bücher der Autorin. Und es mag daran liegen, dass ich zur Zeit ständig mit den Bücher hin und her springe und selten ein Buch in einem Rutsch lese.


    Bis vor ein paar Jahren konnte ich stundenlang wegtauchen und lesen. Wenn ich jetzt mal 2 Stunden am Stück dabei bin, ist das viel.

  • Als ich im Oktober bei der Lesung zu "Weil sie das Leben liebten" war, hatte Charlotte gerade den nächsten Roman abgegeben. Ich habe gerade in meinen Notizen von dem Abend nachgeguckt, dort steht Manuskript hat 770 Seiten, die auf 700 nun gekürzt werden. Das stimmt, er wird mit 704 Seiten angekündigt. Der Buchtitel hat sich auch nicht mehr geändert, den hatte ich mir auch genauso aufgeschrieben.


    Anfang Juli erscheint der nächste Roth: Bis wieder ein Tag erwacht


    Zitat

    Der große Résistance-Roman der Bestseller-Autorin und eine dramatische Liebesgeschichte aus dem besetzten Frankreich von Bestseller-Autorin Charlotte Roth.
    Ein Roman über die Kraft der Liebe, den Kampf für die Freiheit und den Mut zum Leben
    Ein verwunschenes Küstendorf in der Provence in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts: Über alle Klassenunterschiede hinweg wachsen fünf Kinder miteinander auf: Nathalie, die Bürgerstochter, Fabrice und Didier, die Brüder vom Schloss, und das Mauerblümchen Delphine sowie Nathalies algerischer Diener Salah. Doch auf dem Weg zum Erwachsenwerden zerbricht ihre kleine geborgene Welt: Nathalie ist in Didier verliebt, dieser aber bringt den Mut nicht auf, um sie zu kämpfen. Als die enttäuschte Nathalie nach Paris flieht, stürzt sie sich in einen Tanz auf dem Vulkan und begegnet dem Deutschen Alwin, der zum ersten Mal erahnt, wie die Freiheit schmeckt. Doch das zaghafte Glück und alle Hoffnung finden ein jähes Ende, als Frankreich über Nacht im Krieg steht. Der zweite Weltkrieg beginnt, und aus Freunden werden Feinde, auf Seiten von Résistance und Besatzungsmacht stehen sich die, die sich gestern noch liebten, auf Leben und Tod gegenüber. Plötzlich müssen die jungen Leute Entscheidungen treffen - nicht mehr nur über ihr eigenes Schicksal, sondern über die Zukunft ihres Landes und sogar der halben Welt.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)