'Es war einmal Aleppo' - Seiten 406 - Ende

  • Das Restaurant klingt toll. Schade, dass es hier bei mir in der Gegend sowas nicht gibt.


    Zitat

    Original von Mulle
    Ach, bitte wundert euch nicht: Im eBook gibt es Rezepte, die sind im Buch nicht drin, weil wir ein paar Seiten sparen mussten, um den Preis zu halten.
    Ich kann euch die aber gerne hier reinkopieren!


    Ja, bitte!

  • Bitteschön - einmal ein paar einfache syrische Rezepte:


    Rezepte


    Wer nun die Gerichte nachkochen möchte, mit denen Shirvan Antonias Eltern um den Finger wickelt, kann mit diesen Köstlichkeiten beginnen.


    Muschalfata
    Eine scharfe Paprikasauce, die zu Brot, hellem Fleisch, weißem Fisch oder Gemüse passt.
    Viele Syrer reichen sie mit frisch gebackenem Fladenbrot als Vorspeise. Sie ist sehr gut vorzubereiten und hält sich in einem verschlossenen Glas und mit etwas Olivenöl bedeckt gut zwei Wochen im Kühlschrank.


    500g rote Paprika
    300g grüne Paprika
    1 bis 2 rote Zwiebeln
    3 bis 4 Knoblauchzehen
    1 EL geräuchertes Paprikapulver
    1 EL Rosenpaprikapulver
    etwas Chilipulver oder Cayennepfeffer
    200ml natives Olivenöl
    Salz & Pfeffer
    etwas frische Petersilie


    Paprika entkernen, Zwiebeln schälen, beides in grobe Stücke schneiden, salzen, pfeffern. Die Knoblauchzehen im Ganzen hinzugeben und alles mit ein wenig Olivenöl mischen. Dann im Ofen bei 200° Umluft etwa 20 Minuten backen, bis das Gemüse weich ist.
    Anschließend abkühlen lassen und in einem hohen Gefäß mit dem Olivenöl und den Gewürzen pürieren, dabei abschmecken. Mit frischer Petersilie servieren.



    Arabisches Fladenbrot
    Eine ganz einfache, schnelle Methode, das leckere arabische Brot selbst zu backen. Es kann fantasievoll abgewandelt oder beliebig gefüllt werden. Reicht für etwa 15 Fladenbrote.


    500g helles Mehl
    10g frische Hefe
    je 1 TL Salz und Zucker
    2 EL Olivenöl
    ca. 250ml lauwarmes Wasser


    Das Mehl in eine Schüssel geben, eine Vertiefung hineindrücken, alle anderen Zutaten hineingeben und nach und nach das Wasser dazugießen und verrühren, dann mit einem Mixer oder von Hand kneten. Nach 30 Minuten Ruhezeit zwei Pfannen auf den Herd stellen und erhitzen. Den Teig noch einmal durchkneten und Kugeln von der Größe von Golfbällen formen und zu Fladen plattdrücken. Diese werden nun einzeln in die erste Pfanne gelegt – die zweite stellt man oben drauf, sodass das Brot eingepresst zwischen den beiden Pfannen gebacken wird. So kann man fettfrei backen, es ist aber auch möglich, etwas Olivenöl in die Pfanne zu geben, um einen anderen Geschmack zu erreichen.
    Das Brot ist in weniger als einer Minute gebacken. Es ist fertig, wenn es die unregelmäßigen dunklen Stellen bekommt, die seinen Charakter ausmachen.



    Fatteh Dajaj
    Ein köstliches Hauptgericht mit Hähnchen und Brot für vier Personen. Serviert man es ohne Vorspeise, sollte man Reis oder Bulgur dazu reichen, in dem Fall die Saucenmenge ruhig etwas erhöhen.


    500g Hähnchenfleisch (Brust oder Keule, in möglichst großen Stücken)
    ca. 1 Liter Gemüsebrühe
    300g Naturjoghurt
    150g Tahina (Sesampaste)
    2 dünne arabische Fladenbrote (gekauft oder selbstgebacken)
    1 Zitrone
    4 Knoblauchzehen
    50g Pinienkerne
    Salz & Pfeffer
    3 Kapseln Kardamom
    3 Lorbeerblätter
    50g Granatapfelkerne
    Kräuter, z. B. Minze oder Petersilie


    Zunächst wird das Geflügelfleisch in der Brühe mit ein paar Lorbeerblättern darin aufgesetzt und zum Kochen gebracht. Es muss gerade so lange köcheln, bis das Fleisch gar ist. (Einfach macht man es sich, wenn man das Fleisch in mundgerechte Würfel schneidet, so verliert es aber mehr an Geschmack.) Das gegarte Fleisch klein zupfen.
    Das Fladenbrot ebenfalls in Stücke schneiden und mit zwei fein zerdrückten Knoblauchzehen in einer Pfanne mit etwas Olivenöl unter Rühren knusprig anbraten.
    Das Brot herausnehmen und die Pinienkerne in der Pfanne anrösten, aber keine Farbe annehmen lassen.
    Den restlichen Knoblauch mit Joghurt, Tahina, dem Zitronensaft und dem zerstoßenen Kardamom pürieren, mit Salz und Pfeffer würzen.
    Fleisch, Brotwürfel und Joghurtsauce mischen, mit Kräutern, Pinien- und Granatapfelkernen bestreuen.



    Halawet bill jibn
    Meine Lieblingsspeise! Grießröllchen mit Mozzarella, bekannt im gesamten arabischen Raum. Ein ungewöhnliches Dessert für vier bis sechs Personen, das die Mühe wert ist. In Deutschland kann ich mir dieses Gericht auch als süße Zwischenmahlzeit gut vorstellen. In Syrien bringt man es oft als Gastgeschenk mit, wenn man eine Einladung erhält. Es lässt sich wunderbar vorbereiten, ohne Kühlung zwei, drei Tage aufbewahren und vielleicht zu einem Picknick mitnehmen.
    Die Creme, Ashta oder Quschta genannt, kann man selbst zubereiten, mir ist aber noch kein Rezept gelungen, daher greife ich auf eine Alternative zurück.


    150g Weizengrieß
    150g Wasser
    200g Mozzarella
    1 EL Rosenwasser
    100g Pistazien (geschält)
    2 kleine Dosen Ashta-Cream, alternativ türkisches Kaymak
    oder 300g leicht gesüßter Frischkäse oder Mascarpone


    Für den Attir (Sirup)
    100g Zucker
    50ml Wasser
    1 EL Rosenwasser
    1 EL Zitronensäure


    Zunächst werden Wasser und Zucker für den Attir-Sirup aufgekocht und dann so lange köcheln gelassen, bis die Flüssigkeit dicklich wird und sich zart golden verfärbt. Das dauert sicher 10-15 Minuten. Rosenwasser und Zitronensäure einrühren und abkühlen lassen.
    Zwischenzeitlich das übrige Wasser mit dem Grieß verrühren und ebenfalls köcheln lassen. Den kleingeschnittenen Mozzarella dazugeben und mit einem Holzlöffel rühren, rühren, rühren, bis sich alles zu einer Masse verbunden hat. Das dauert mindestens 10 Minuten und ist anstrengend, denn der Teig wird sehr zäh und neigt zum Anbrennen, wenn man nicht rührt. Nicht aufgeben, es lohnt sich!
    Sirup und Grieß-Käse-Masse müssen nun ein wenig abkühlen.
    Wenn beides handwarm ist, träufelt man einen Löffel Sirup auf eine glatte Arbeitsplatte und verteilt ihn dort. Darauf kommt ein faustgroßes Stück Grießmasse. Dieser wird nun mit den Händen zu einem dünnen, glatten Rechteck gedrückt und geformt, etwa 10cm hoch und beliebig breit. Das klingt schwieriger, als es ist, der Teig erinnert an Knetmasse und lässt sich gut bearbeiten.
    Mit der Creme bestreichen, dabei am Rand etwas Platz lassen, und dann von der breiten Seite aus einrollen. Man hat nun eine Art »Wurst« vor sich, die man in beliebig breite Scheiben schneidet (ich mag mundgerechte, kleine Häppchen am liebsten, die meisten Syrer sind eher für größere Portionen, die man wie Kuchen mit der Gabel isst). Am Schluss mit einem Hauch Sirup beträufeln und mit gehackten Pistazien garnieren.
    Auf diese Weise den ganzen Teig verarbeiten. Und keine Angst: Die Arbeitsfläche lässt sich später mit sehr heißem Wasser hervorragend reinigen.
    Guten Appetit!

  • Das Hähnchen werde ich jedenfalls irgendwann nachkochen, je nach dem wann ich Granatäpfel bekomme.


    Ansonsten zu diesem Abschnitt: Am Ende ist mir alles zu harmonisch. Sicherlich ist es super, dass der Umsetzungsantrag von Schirvan stattgegeben wurde und er bei seinem Bruder leben kann.
    Im Moment geht es durch die Gerichte, dass der Asylstatus nicht für alle Syrer unbegrenzt ist. http://www.ndr.de/nachrichten/…isen-Klage-ab,ovg132.html


    Toni, 16 Jahre, darf jetzt die Wochenenden in Köln verbringen. So kann sich die elterliche Sorge ändern. Selbst Alex verliebt sich. :lache

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • So, auch ich habe das Buch nun zu Ende gelesen. Ein paar noch relativ unsortierte Gedanken dazu:


    Jetzt, nachdem ich das ganze Buch gelesen habe, muss ich sagen, du hattest Recht mit deiner Einleitung auf dem letzten Eulentreffen - du hast wirklich ein sehr wichtiges Buch geschrieben. Gerade weil du in dem Buch auch Raum gelassen hast für die Stimmen, die gegen die Aufnahme von Flüchtlingen (oder halt nach dem Sankt-Florians-Prinzip dafür sind, zu helfen, aber bitte nicht vor der eigenen Haustür). Die Eltern von Toni kommen trotz ihrer Einstellungen sympathisch rüber, man versteht die Ängste und Bedenken auch.


    Ich finde es gut, dass es für Toni und Shirvan ein Happy End gibt und in der Familie ein Umdenken eingesetzt hat. Mulle, du hast völlig recht, ein anderes Ende wäre falsch gewesen, hätte ein falsches Signal gesetzt. Das Buch muss einfach mit der Aussage enden, dass es möglich ist, den Menschen hier zu helfen, wenn auch leider nicht allen.


    Gerade das Thema Wirtschaftsflüchtlinge finde ich schwierig. Ich denke, jeder kann verstehen, dass man versucht, für sich selbst und für seine Kinder das Beste will, aus einer Situation entkommen will, die keine Zukunft bietet. Jede Grenze, die man da zieht, ist irgendwie künstlich - reicht es, nicht akut von Gewalt und Krieg bedroht zu sein? Ist es ein verständlicher Grund, zu fliehen, wenn man zuhause die Familie nicht satt bekommen kann? Ist medizinische Versorgung ein Menschenrecht?


    Ich bin immer wieder dankbar, dass ich diese Entscheidung für mich und meine Kinder nicht treffen muss, frage mich aber natürlich auch, welche Verantwortung man da gegenüber denen hat, für die diese Fragen bittere Realität ist. Bei dieser Frage geht mir immer wieder eine Zeile aus einem Lied durch den Kopf


    Wir sind nichts besondres, hatten nur viel Glück,
    Auserwählte kriegen halt das größte Kuchenstück


    (Heinz Rudolph Kunze: Aller Herren Länder)


    Ich werde mit Sicherheit noch eine Rezension bei Amazon einstellen, das Buch hat es verdient. Ich möchte aber noch ein oder zwei Tage darüber nachdenken, was ich schreiben möchte, um dem Buch gerecht zu werden.


    Auch von mir ein Danke für die Rezepte - ich werde sicher das eine oder andere ausprobieren (aber dabei davon absehen, den Küchenboden als Arbeitsfläche zu verwenden :rofl)

  • Zitat

    Original von xexos
    Auch die ganze Gestaltung des Restaurants ist klasse. Man glaubt, wirklich im Orient gelandet zu sein. In der ersten Etage ist noch ein separater Shisha-Raum. Machen wir doch ein Aleppo-Special beim nächsten Treffen. Es werden sich sicher noch ein paar weitere dazu entscheiden.


    Also ich wäre mit Sicherheit dabei.

  • Ich muss leider gestehen, dass ich die letzten 200 Seiten in einem Rutsch gelesen habe und somit erst hier wieder was von mir geben mag. Sonst spoiler ich noch.



    Kann das so unterschreiben!
    Ich fand die Liebesgeschichte gerade auch deswegen passend. Natürlich muss es nicht so laufen, man kann ja auch nur befreundet sein. Aber es ist trotzdem unglaublich schön! Wobei ich es mir noch viel schwieriger vorstelle, wenn jmd eben kein so gutes Englisch spricht wie Shirvan. Was sind da so deine Erfahrungen Mulle? Wie viele sprechen gut Englisch, die bei uns ankommen/ankamen?


    Ich möchte mich auch bedanken! Es passiert wirklich selten, aber ich musste hier echt weinen! ;-(


    Habe das Buch auch schon sehr oft empfohlen, da war ich noch auf den 1. 100 Seiten. :grin


    Meinen Freund interessiert es leider nicht so. Aber er ist auch so schon sehr gut informiert immer...


    Frau Schäfer fand ich auch soooo toll!!! Und eine Abwechslung zu manchen wirklichen alten Leuten. Im Krankenhaus hab ich da doch so einige rassistische Kommentare erlebt...



    Mulle : vieeeeeeelen Dank für die Rezepte! Das muss ich unbedingt probieren. Ich hab sooo Appetit bekommen beim Lesen! :knuddel1
    Hat es schon jmd von euch nachgekocht?
    Muss erstmal versuchen die Zutaten zu kriegen. :rofl Der türkische Laden hier hat ja wieder zu gemacht. :-(


    Zitat

    Original von Ellemir
    Jetzt, nachdem ich das ganze Buch gelesen habe, muss ich sagen, du hattest Recht mit deiner Einleitung auf dem letzten Eulentreffen - du hast wirklich ein sehr wichtiges Buch geschrieben. Gerade weil du in dem Buch auch Raum gelassen hast für die Stimmen, die gegen die Aufnahme von Flüchtlingen (oder halt nach dem Sankt-Florians-Prinzip dafür sind, zu helfen, aber bitte nicht vor der eigenen Haustür). Die Eltern von Toni kommen trotz ihrer Einstellungen sympathisch rüber, man versteht die Ängste und Bedenken auch.


    Ich finde es gut, dass es für Toni und Shirvan ein Happy End gibt und in der Familie ein Umdenken eingesetzt hat. Mulle, du hast völlig recht, ein anderes Ende wäre falsch gewesen, hätte ein falsches Signal gesetzt. Das Buch muss einfach mit der Aussage enden, dass es möglich ist, den Menschen hier zu helfen, wenn auch leider nicht allen.


    G


    Finde das Happy End auch in Ordnung so bzw mir gefallen ja happy ends allgemein. Gerade, weil es eben im echten Leben oft nicht so ausgeht! Aber das mit Köln finde ich dann doch ok so. Manche haben ja doch mal Glück, warum nicht "unser" Shirvan? Und ja, alles andere hätte irgendwie die Hoffnung am Ende zerstört!


    Ich finde das Buch auch gerade deswegen so toll, weil andere Leute ihre Meinung auch sagen dürfen und man zumindest manche Aussagen auch nachvollziehen kann. Wobei ich trotzdem nicht wirklich glaube, dass man Flüchtlingsgegner damit überzeugen kann. Hab mir aber mal überlegt all die Argumente aufzuschreiben, damit man was hat um die Vorurteile zu entkräften. Aber wie gesagt, ich hab da echt Glück und hatte noch nie mit Gegnern direkt zu tun...

  • Jenny, auch von mir vorab: Vielen Dank für das Buch! Es ist so wichtig, dass es geschrieben wurde, und ich hoffe, es werden noch Unmengen an Menschen lesen.


    Ich habe die letzten 140 Seiten quasi in einem Rutsch gelesen - das ist mir schon lange nicht mehr passiert. Danach tat mir der Kiefer weh und da erst ist mir aufgefallen, dass ich in manchen Szene richtig die Zähne zusammengebissen habe - bei den Pöblern vor der Unterkunft, die Feuerwerkskörper reinwerfen, ging mir echt die Hutschnur hoch. Wieviel Bosheit muss man in sich haben, um traumatisierte Menschen mit sowas zu foltern. Das war auch die Stelle im Buch, bei der mir die Tränen kamen, weil mich das Gefühl der Hiflosigkeit fast erdrückt hat.


    Umso mehr Balsam auf die Seele war dann die Lichterkette zum Schutz der Unterkunft. Insbesondere Frau Schäfer und ihre Ladies vom Bridge-Club und die Handballerinnen, die "Schrei nach Liebe" singen. Und als Tonis Vater sagt, er sei stolz auf seine Tochter, hat mir auch das das Herz gewärmt.


    Frau Schäfer hat mich an ein Ehepaar im Saarland erinnert, beide jenseits der 80. Die haben einen jungen Syrer bei sich aufgenommen und auch erzählt, dass sie damals bei der Flucht aus Ostpreußen nur überlebt haben, weil gutherzige Menschen ihre Familien aufgenommen haben.


    Das Ende fand ich auch gut, auch wenn es mir bei Alex etwas zu dick aufgetragen war - ich hätte gerne mehr von seinem Wandel mitbekommen, immerhin hat ihn sein Vater ja noch aus dem Mob herausgeholt, der vor der Unterkunft randalierte.


    Alles in allem ein sehr, sehr beeindruckendes Buch, aus dem ich viel mitgenommen habe und an das ich mich noch sehr, sehr oft erinnern werde. Minimale Abzüge mache ich wegen des mir minimal zu fluffigen Endes und auch, weil ich mir noch ein paar Grautöne mehr in der Figurenzeichnung gewünscht hätte. Aber da das Buch so perfekt funktioniert, ändert das nichts an einer vollen 5-Sterne-Wertung und an einem großartigen Leseerlebnis.

    SUB 220 (Start-SUB 2020: 215)


    :lesend Susanne Michl u. a. - Zwangsversetzt. Vom Elsass an die Berliner Charité. Die Aufzeichnungen des Chirurgen Adolphe Jung (1940 - 1945)

    :lesend Antonio Iturbe - Die Bibliothekarin von Auschwitz

    :lesend Anthony Doerr - Alles Licht das wir nicht sehen (Hörbuch)

  • Vielen, vielen Dank euch allen fürs Lesen, Kommentieren, Rezensieren, Weitersagen .... :blume


    Das bedeutet mir sehr viel und wenn ich mit meinen "Recherchehelfern" vor dem PC sitze und ihnen die Reaktionen zeigte, sind die immer richtig gerührt und ergriffen, weil sich Menschen mit ihren Geschichten auseinandersetzen und so tief darauf einlassen.
    Das bedeutet denen so viel und gibt auch denen Mut, die im Alltag eher Distanz und Ablehnung erleben.
    Manchmal bekomme ich per WhatsApp Nachrichten. "Du hast auf Amazon neue Sterne!" oder "Die Deutschen lieben unser Buch!" :grin


    Zum Ende: Ich hätte so so gerne noch ein Gespräch zwischen Alex und Shirvan eingebunden, aber es hat dramaturgisch leider absolut nicht gepasst. Das Gespräch wäre ein paar Wochen, viellleicht zwei Monate nach der Demo vor dem Heim gewesen - und dann nochmal zwei Monate bis zum Outro, das ja um Weihnachten herum spielt .... das ging leider einfach nicht, damit zerschießt man sich den Aufbau und ich hätte den Höhepunkt mit der Demo und dem Vorfall in des Vaters Büro ruiniert. Da muss man sich dann leider entscheiden und so fielen die (vielen) Gespräche mit Alex in die Zeit, die das Buch überspringt. Dadurch wirkt das natürlich etwas plötzlich, das ist mir bewusst. Aber imerhin liegen 4 Monate dazwischen. Da kann man sich als 18jähriger schon mal entwickeln, finde ich :)

  • Mal eine Frage an Mütter mit Schulkindern. Wie wird das eigentlich in der Schule behandelt? Gerade bei der Menge von Flüchtlingen, werde mal welche zum Unterricht eingeladen oder in einer AG zur Diskussion?

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Lesebiene ()

  • Meine Kinder hatten in der vierten Klasse einen Flüchtling in der Klasse. Da haben sie wohl auch mal darüber gesprochen, warum er hier ist. Aber richtig Thema war es eher nicht. Wohl zu schwierig für Grundschüler, noch dazu vierte Klasse, die sich ja mehr mit ihrem Übertritt beschäftigen sollen. Die Integration des Jungen hat aber gut geklappt, für die Kids hat es keinen Unterschied gemacht und die Jungs waren eh froh um jede Unterstützung. ( wir hatten 5 Jungs und 15 Mädels in der Klasse :lache)


    Meine Nachbarin ist Lehrerin an der hiesigen Mittelschule, die meinte das es schon ein großes Thema bei ihnen ist, wohl auch, weil sie recht viele Flüchtlinge an der Schule haben und deren Schicksal durchaus immer wieder Thema ist.
    Ihr habe ich das Buch auch empfohlen, habe aber noch keine Rückmeldung.....

  • In den Klassen meiner Kinder wird es eher am Rande thematisiert - aus einem ziemlich nachvollziehbaren Grund:
    In all diesen Schulklassen sind Kinder, die erst kürzlich in Deutschland angekommen sind, und die sollen einfach nicht zu sehr vorgeführt und getriggert werden. Mitleid ist ja oft das allerletzte, was ihnen weiterhilft, stellt sich aber unweigerlich ein, wenn man intensiver über das Thema recherchiert.


    Zu diesem Thema kann ich euch aber noch die Jungs von German LifeStyle ans Herz legen.
    Die beiden machen uA witzige Videos zum Thema Integration, gehen aber auch in Schulen und halten Vorträge. Sehr coole Typen.
    Und irre mutig! Sie übersetzen und teilen regelmäßig Fahndungsaufrufe. Durch ihr Zutun wurde bereits ein potentieller IS-Terrorist von anderen Syrern festgesetzt. Dass sie dadurch auf den Todeslisten vom IS ganz nach oben rutschen, lächeln die weg.

  • Zitat

    Original von Mulle
    Zum Ende: Ich hätte so so gerne noch ein Gespräch zwischen Alex und Shirvan eingebunden, aber es hat dramaturgisch leider absolut nicht gepasst. Das Gespräch wäre ein paar Wochen, viellleicht zwei Monate nach der Demo vor dem Heim gewesen - und dann nochmal zwei Monate bis zum Outro, das ja um Weihnachten herum spielt .... das ging leider einfach nicht, damit zerschießt man sich den Aufbau und ich hätte den Höhepunkt mit der Demo und dem Vorfall in des Vaters Büro ruiniert. Da muss man sich dann leider entscheiden und so fielen die (vielen) Gespräche mit Alex in die Zeit, die das Buch überspringt. Dadurch wirkt das natürlich etwas plötzlich, das ist mir bewusst. Aber imerhin liegen 4 Monate dazwischen. Da kann man sich als 18jähriger schon mal entwickeln, finde ich :)


    Danke für die Erklärung - schade finde ich es zwar immer noch, aber jetzt ist es nachvollziehbar für mich.

    SUB 220 (Start-SUB 2020: 215)


    :lesend Susanne Michl u. a. - Zwangsversetzt. Vom Elsass an die Berliner Charité. Die Aufzeichnungen des Chirurgen Adolphe Jung (1940 - 1945)

    :lesend Antonio Iturbe - Die Bibliothekarin von Auschwitz

    :lesend Anthony Doerr - Alles Licht das wir nicht sehen (Hörbuch)

  • Zitat

    Original von Nightflower
    Wobei ich es mir noch viel schwieriger vorstelle, wenn jmd eben kein so gutes Englisch spricht wie Shirvan. Was sind da so deine Erfahrungen Mulle? Wie viele sprechen gut Englisch, die bei uns ankommen/ankamen?


    Hmm, ganz schwer zu sagen. Wir hatten eine Gruppe, da sprach niemand mehr als ganz einfaches Englisch (hier allerdings überwiegend Leute aus Irak, Afghanistan und Uzbekistan). Aus Sicht der Deutschlehrerin war das meine Lieblingsgruppe - die lernten am schnellsten :-) Einfach, weil sie es MUSSTEN.
    In einer anderen Gruppe sprachen die meisten gut bis perfekt Englisch (schwierig für die Deutschstunden - sehr gut für die Interviews) und in der dritten hielt es sich die Waage.


    In Syrien ist es so, dass nicht an jeder Schule Englisch unterrichtet wird, es wird an den Universitäten auch nicht verlangt, dass man eine Fremdsprache spricht.
    Die jüngeren Leute sprechen es aber eigentlich fast alle sehr gut, weil sie über Internet amerikanische Filme und Serien sehen.

  • Zitat

    Original von Lesebiene
    Mal eine Frage an Mütter mit Schuldkindern. Wie wird das eigentlich in der Schule behandelt? Gerade bei der Menge von Flüchtlingen, werde mal welche zum Unterricht eingeladen oder in einer AG zur Diskussion?


    Das kommt auf das Alter der Kinder an und auf die Situation. Und es ist auch an jeder Schule unterschiedlich.
    An den Schulen, die meine Kinder besuchen, gibt es nicht wenige Flüchtlingskinder.


    An der Grundschule hier gibt es eine sog. "Willkommensklasse", in der die Kinder jeden Tag in einigen Stunden gesondert unterrichtet werden, insbesondere in Deutsch. Zu den anderen Stunden kommen sie dann in die jeweiligen Klassen. Auch die Eltern nehmen am Schulleben der jeweiligen Klassen, denen ihre Kinder zugeordnet werden, wie alle anderen Eltern auch teil. Unter den Kindern selbst sind die Erlebnisse, die die neuen Klassenkameraden gemacht haben, in diesem Alter gar kein Thema. Die nehmen sich gegenseitig einfach so an.


    An der Schule meiner großen Kinder ist das etwas anders. Dort sind viele Schüler aktive Helfer in den beiden "internationalen Klassen" (so heißen sie dort). Es wurde auch einen Verein gegründet, der sich u. a. aktiv in der Flüchtlingshilfe und auch gegen Rechts einsetzt. Hier arbeiten viele engagierte Lehrer, Eltern und Schüler freiwillig mit. Da in diesen Klassen auch unbegleitete Jugendliche unterrichtet werden, für die auch eine Betreuung nach der Schule angeboten wird, wird an der Schule das Thema Flucht und die Ursachen etwas mehr thematisiert. Persönliche Erfahrungen werden allerdings nicht öffentlich besprochen (siehe Mulles Einwand). Aber die Lehrer sind auch für Fragen offen, informieren und unterstützen das alles sehr.


    Mulle : Danke für den Link zu "German LifeStyle", die Jungs kannte ich bis jetzt noch nicht. :-)

  • Zitat

    Original von Mulle


    Hmm, ganz schwer zu sagen. Wir hatten eine Gruppe, da sprach niemand mehr als ganz einfaches Englisch (hier allerdings überwiegend Leute aus Irak, Afghanistan und Uzbekistan). Aus Sicht der Deutschlehrerin war das meine Lieblingsgruppe - die lernten am schnellsten :-) Einfach, weil sie es MUSSTEN.
    In einer anderen Gruppe sprachen die meisten gut bis perfekt Englisch (schwierig für die Deutschstunden - sehr gut für die Interviews) und in der dritten hielt es sich die Waage.


    In Syrien ist es so, dass nicht an jeder Schule Englisch unterrichtet wird, es wird an den Universitäten auch nicht verlangt, dass man eine Fremdsprache spricht.
    Die jüngeren Leute sprechen es aber eigentlich fast alle sehr gut, weil sie über Internet amerikanische Filme und Serien sehen.



    Alles klar. Ich danke dir für die Antwort! :knuddel1

  • Ich bin immer noch ziemlich ergriffen von dem Buch. Es gab Geschichten, die mir ans Herz gegangen sind und Geschichten, bei denen ich sehr traurig war. Ein rundum sehr gelungenes Buch um das Thema Flüchtinge und Wirtschaftsflüchlinge, über die verschiedenen Einstellungen der Deutschen und der Politik, die Hilfslosigkeit und die Helferbereitschaft, alles ohne große Umschweife dargestellt. Das ganze eingeflochten in eine beginnende Liebesgeschichte zwischen einer Deutschen und einem Syrer.


    Ein sehr informatives und sehr berührendes Buch, dass Hoffnung macht. Ich verstehe jetzt wesentlich besser viele Zusammenhänge. Sehr gut fand ich, dass auch die Wirtschaftsflüchtlinge hier eine Rolle gespielt haben und die Erklärung dazu, dass es nämlich teilweise wirklich darum geht, seine Kinder gesund groß zu bekommen. Wobei es natürlich auch die anderen gibt, die e sich hier einfach gut gehen lassen wollen.


    Mir gefielen auch sehr die kleinen Nebenrollen, wie Frau Schäfer, oder die Mitarbeiterin vom Baumarkt, die im Hintergrund trotzdem sehr wirksam waren. Gänsehaut bekam ich bei der Menschenkette, die sich gebildet hat, als der Mob vor dem Camp stand. Die alten Bridge-Damen und die Handballmädels mit ihrem „Schrei nach Liebe“ haben mich sehr berührt.


    Der Vater hat die Liste vernichtet und sogar Alex ist von seiner Meinung abgewichen.


    Ich habe in diesem Buch viel gelitten, aber auch viel gelernt, verstehe jetzt viele Hintergründe besser und kann nun auch die Asylanten in den Camps besser verstehen. Es sind zu viele mit zu vielen verschiedenen Hintergründen, dass es da nicht öfters eskaliert, gerade bei den jüngeren (ich denke an junge Männer wie Adwar), ist schon bemerkenswert.


    Im Moment schwirrt noch alles und die Rezi folgt etwas später. Auf jeden Fall bin ich dankbar, dass Mulle diesen Roman geschrieben hat und er hat von mir die volle Punktzahl verdient.

    :lesend Cristina di Canio - Die Buchhandlung der Träume

    --------------------
    Hörbuch: Jean-Luc Bannalec - Bretonische Verhältnisse

    Hörbuch: Peter Beer - Achtsamkeit statt Angst und Panik

    SuB: 319

  • Liebe Büchereulen,
    vermutlich bin ich schon viel zu spät, das tut mir sehr Leid, dass ich nicht früher hier mitgeschrieben habe! War durch mein Praktikum (im Bereich Flüchtlingshilfe übrigens) und auch davor sehr beschäftigt, habe aber eure Diskussionen begeistert mitverfolgt und das Buch verschlungen, wobei ich immer wieder an meine eigenen Erfahrungen erinnert wurde. Wie ich auf Facebook bei dir unbekannterweise schon kommentiert habe, Mulle, hier eine persönliche Rezi für dich im entsprechenden Thread. (Habe leider kein Amazon)

    Lieblingsautoren u a: Alexander Moritz Frey, Hilary Mantel,...

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