'Der Seewolf' - Buch 1, Kapitel 06 - 12

  • Ich bin mit dem zweiten Teil fertig. Er endent mit etlichen Schlägereien. Larsen und Johanson verprügeln Johnson, Leach verprügelt den Koch und die Jäger schießen sich gegenseitig an.


    Die Handlung besteht im Wesentlichen aus zwei Aspekten. Grausame und brutale Szenen wechseln sich mit philosophischen Gesprächen zwischen Hump und Larsen ab.


    Am interessantesten finde ich die Gespräche der beiden Männer und ihre völlig konträren Ansichten über das Leben.
    Für Hump ist das Größte wonach ein Mensch streben kann, das selbstlose Handeln für andere. Allerdings ist er auch in Reichtum aufgewachsen und musste sich nie um sein eigenen überleben kümmern. Seine Meinung wurde geprägt von seiner Bildung, die er in Schule und Universität erhielt. Seine Meinung hat er von seinen Lehrern übernommen. Larsen dagegen hat immer kämpfen müssen und sich seine Meinung ohne Schulbildung selbst gebildet. Für ihn bedeutet Macht Recht und Schwäche unrecht. Jeder ist sich sebst der Nächste. Das Leben als solches hat keinen Sinn, nur das eigene Leben ist wichtig.


    Aus der jeweiligen Sicht kann ich beide Meinungen verstehen und bin gespannt wie es weitergeht. Freunde werden die beiden wohl nicht....

  • Zitat

    Original von LauraJane
    Ich bin mit dem zweiten Teil fertig. Er endent mit etlichen Schlägereien. Larsen und Johanson verprügeln Johnson, Leach verprügelt den Koch und die Jäger schießen sich gegenseitig an.


    Ja, das ist auffällig. Es wird reichlich geprügelt und gerempelt, eine raue Männerwelt in rauer Umgebung.


    Zitat

    Die Handlung besteht im Wesentlichen aus zwei Aspekten. Grausame und brutale Szenen wechseln sich mit philosophischen Gesprächen zwischen Hump und Larsen ab.


    Am interessantesten finde ich die Gespräche der beiden Männer und ihre völlig konträren Ansichten über das Leben.
    Für Hump ist das Größte wonach ein Mensch streben kann, das selbstlose Handeln für andere. Allerdings ist er auch in Reichtum aufgewachsen und musste sich nie um sein eigenen überleben kümmern. Seine Meinung wurde geprägt von seiner Bildung, die er in Schule und Universität erhielt. Seine Meinung hat er von seinen Lehrern übernommen. Larsen dagegen hat immer kämpfen müssen und sich seine Meinung ohne Schulbildung selbst gebildet. Für ihn bedeutet Macht Recht und Schwäche unrecht. Jeder ist sich sebst der Nächste. Das Leben als solches hat keinen Sinn, nur das eigene Leben ist wichtig.


    Aus der jeweiligen Sicht kann ich beide Meinungen verstehen und bin gespannt wie es weitergeht. Freunde werden die beiden wohl nicht....


    Hump bringt dieses Philisophieren ja aus seiner Jugend und seiner ganzen Erziehung mit. Larson hat sich alles selber angeeignet.
    Die beiden öffnen einander neue Welten. Die Welt des Geistigen, der Bildung steht her gegen die Körperlichkeit und den Kampf ums Überleben. Eigentlich ist es Hump, der hier mehr zu gewinnen hat, an Kraft und Reife und Lebenserfahrung.

  • Zitat

    Original von Clare
    Hump bringt dieses Philisophieren ja aus seiner Jugend und seiner ganzen Erziehung mit. Larson hat sich alles selber angeeignet.


    Interessanterweise war Jack London, der aus ärmlichen Verhältnissen stammte, selbst Autodidakt, las früh Bücher um sich zu bilden und hat es schließlich aus eigener Kraft zu literarischen Ruhm geschafft. Vielleicht klingt deswegen auch eine Spur Sympathie für den herrschsüchtigen Wolf Larsen mit, dem neben dem beruflichen Alltag auch Bildung ein Bedürfnis ist.
    Auf der anderen Seite: Als 17jähriger war Jack London Matrose auf einem Robbenfängerschiff und beobachtete analytisch wie es Humphrey tut.



    Kapitel 10: Van Weyden bringt eine elementare Frage vor. Hätte Wolf Larsen bei seinen Fähigkeiten und Durchsetzungsvermögen mehr aus sich machen können, seine Kraft auch für gutes einsetzen können?
    Vermutlich schon, wenn die Bedingungen eines harten Lebens nicht eine bestimmte Richtung vorgegeben hätte.

  • Zitat

    Original von Herr Palomar


    Kapitel 10: Van Weyden bringt eine elementare Frage vor. Hätte Wolf Larsen bei seinen Fähigkeiten und Durchsetzungsvermögen mehr aus sich machen können, seine Kraft auch für gutes einsetzen können?
    Vermutlich schon, wenn die Bedingungen eines harten Lebens nicht eine bestimmte Richtung vorgegeben hätte.


    Ich glaube das ist auch der Grund warum Wolf Larsen so verbittert ist. Er weiß das aus ihm etwas anderes hätte werden können.

  • Zitat

    Original von LauraJane


    Ich glaube das ist auch der Grund warum Wolf Larsen so verbittert ist. Er weiß das aus ihm etwas anderes hätte werden können.


    Meinst du? Ich weiß nicht. Einerseits versucht er seine eigenen Grenzen zu durchbrechen, aber weiter geht er nicht. Er verändert sich dadurch nicht, wird nicht empathischer, liebenswürdiger, sozialer. Er hat seinen Herrscheranspruch, und darüber geht er nicht hinaus.

  • Puh, dieser Abschnitt endet ja mit viel roher Gewalt. Es wird geprügelt bis das Blut fließt. Das sind ganz schön brutale und grausame Szenen.


    Ich finde es trotzdem immer noch sehr interessant dieses Buch zu lesen. Mir gefallen auch die Schilderungen des Alltags auf dem Schiff mit seinen engen Begrenzungen. Leider habe ich nur selber überhaupt keine Ahnung von Schiffen oder vom Segeln und kann deswegen mit einigen Ausdrücken ( zum Beispiel über die Segel, die Masten , die Schiffdecks usw.) gar nichts anfangen. In meinem Buch gibt es zwar hinten ein Glossar, aber ich mag nicht ständig dorthin blättern und nachlesen. Ich kann mir trotzdem alles recht gut vorstellen.


    Zitat

    Original von Herr Palomar


    Kapitel 10: Van Weyden bringt eine elementare Frage vor. Hätte Wolf Larsen bei seinen Fähigkeiten und Durchsetzungsvermögen mehr aus sich machen können, seine Kraft auch für gutes einsetzen können?
    Vermutlich schon, wenn die Bedingungen eines harten Lebens nicht eine bestimmte Richtung vorgegeben hätte.


    Ja Larsen ist die interessanteste Person in dem Roman. Ich finde es schon wirklich erstaunlich, welche Fähigkeiten er sich selber angeeignet hat, ohne die geringste Schulbildung. Nicht nur dass er Bücher zu verschiedenen Themen liest, sondern auch die höhere Mathematik hat er sich selbst beigebracht. Er muss ein sehr intelligenter Mann sein.
    Andererseits ist er einfach nur grausam und brutal.
    Ich denke auch, dass Larsen mit anderen Bedingungen in seinem Leben etwas anderes daraus hätte machen können. Aber ob er deswegen ein besserer Mensch geworden wäre ?? Das bezweifele ich dann doch. Ich glaube auch nicht, dass er dann ein liebenswürdigerer oder gefühlvollerer Mensch geworden wäre. Er hätte es wahrscheinlich nur zu einer anderen Position geschafft, als nur ein Kapitän auf einem Robbenfänger zu sein.

  • Den zweiten Teil habe ich zum Teil gelesen und gehört, da ich mir gestern das Hörbuch gekauft hatte.


    Die meisten Matrosen bereuen es, auf der "Ghost" angeheurt zu haben, aber ich denke, den meisten wird wohl kaum eine andere Wahl geblieben zu sein.


    Gegen Ende hin kam prügelt sich ja so ziemlich jeder mit jeden. Also auf dem Schoner brodelt es ordentlich, ich bin gespannt, wie lange dir Ordnung noch gehalten werden kann.


    Larsen entsammt aus ärmlichen Verhältnissen und hat sich sein Wissen autodidaktisch beigebracht, vielleicht hätte er es auch zu etwas anderes bringen können, was ihn mehr erfüllt hat, aber am Ende haben die Umstände wohl nicht gepasst.

  • Zitat

    Original von Clare


    Meinst du? Ich weiß nicht. Einerseits versucht er seine eigenen Grenzen zu durchbrechen, aber weiter geht er nicht. Er verändert sich dadurch nicht, wird nicht empathischer, liebenswürdiger, sozialer. Er hat seinen Herrscheranspruch, und darüber geht er nicht hinaus.


    Ja er ist mit seinem Leben nicht zufrieden. Er gibt den anderen die Schuld weil er nie eine Chance hatte etwas anderes aus sich zu machen. Ich glaube darum ist er so grausam und gemein.

  • Kap.11: Ich finde es ziemlich originell von Jack London, für die philosophisch-literarischen Diskussionen zwischen Van Weyden und Larsen nicht etwa Shakespeare zu wählen sondern Rubaiyat von Omar Khayyám, den persischen Philosophen und Dichter. Van Weyden und Larsen interpretieren ihn gegensätzlich.


    Ich erinnere mich an den Roman Samarkand von Amin Maalouf, in dem das Leben Khayyms und seine Vierzeiler thematisiert werden. Dort wird Khayyam positiv und lebensbejahend verehrt.


    Kap.12: Der weinende und klagende Cookie kann einem leid tun, ... fast!

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Interessanterweise war Jack London, der aus ärmlichen Verhältnissen stammte, selbst Autodidakt, las früh Bücher um sich zu bilden und hat es schließlich aus eigener Kraft zu literarischen Ruhm geschafft. Vielleicht klingt deswegen auch eine Spur Sympathie für den herrschsüchtigen Wolf Larsen mit, dem neben dem beruflichen Alltag auch Bildung ein Bedürfnis ist.
    Auf der anderen Seite: Als 17jähriger war Jack London Matrose auf einem Robbenfängerschiff und beobachtete analytisch wie es Humphrey tut.


    Diese Parallelen fand ich auch sehr interessant. Ich habe vor kurzem eine Doku über Jack Londons Leben gesehen. Daher hat er auch sein Wissen über die ganzen Fachbegriffe aus der Seefahrt.


    Insgesamt fand ich die Szenen sehr brutal und manchmal etwas ausufernd.

  • Den Schreibstil finde ich angenehm zu lesen, naja die Prügeleien müssen halt sein, sie gehören dazu.


    Larsen hat sich autodidaktisch alles selbst beigebracht, das finde ich schon eine Leistung. Hump mit seiner Bildung kommt aus der genau entgegengesetzten Gesellschaftsseite.


    Und sein Schiff Ghost zu nennen, das verursacht bei mir leichten Grusel

  • Dieser Abschnitt hatte es in sich. So viel Gewalt hab ich selten irgendwo gelesen. Dieser Wolf Larsen ist wirklich ein beeindruckender Charakter. Ich frag mich nur, wo die Agressivität her kommt. Warum ihm Leben nichts wert sind, habe ich ja schon begriffen bzw. ansatzweise verstanden.


    Ich mag an Humphrey, dass er sich eingesteht, dass er ein Weichei ist.
    "Das Leben der Arbeiterklasse erscheint mir jetzt in einem ganz anderen Licht. ich wusste nicht, daß Arbeiten so schrecklich sein kann." Seite 63 in meiner Ausgabe. Das sagt doch alles aus, was ihn bisher ausgemacht hat. Schlimm, wenn einer so verwöhnt ist, dass er arbeiten erst in so einer Situation begreift.


    Ganz großartig fand ich Kapitel 8, in dem sich der Kapitän und Humphrey wie der König und der Hofnarr, wie er selber sagt, annähern. Ich sehe das aber ganz anders. Im Grunde erklärt Humphrey dem körperlich überlegenen Kapitän die Literatur und ich denke, dass er schon auf eine Art dankbar dafür ist. Ich selber mag es ja auch immer wieder, dazu zu lernen und aus dem Grund kann ich den Wesenszug an dem Wolf gut leiden. Ich bin gespannt, wo das noch hin führt.


    Ich kann auch sehr gut verstehen, dass Humphrey den Koch hasst. So ein widerwärtiger Kerl. Ich denke aber, dass der sich noch irgendwie rächen wird. Feige rächen wird, falls er nicht vorher von irgendwem tot geschlagen wird.


    Auf den Bruder vom Wolf bin ich sehr gespannt. Der scheint ja nur bösartig zu sein.


    Zitat

    Original von Clare


    Hump bringt dieses Philisophieren ja aus seiner Jugend und seiner ganzen Erziehung mit. Larson hat sich alles selber angeeignet.
    Die beiden öffnen einander neue Welten. Die Welt des Geistigen, der Bildung steht her gegen die Körperlichkeit und den Kampf ums Überleben. Eigentlich ist es Hump, der hier mehr zu gewinnen hat, an Kraft und Reife und Lebenserfahrung.


    Ja, das stimmt, aber Humphrey bringt ihm Allgemeinwissen bei. Das ist auch nicht zu verachten.


    Ich kann mir nicht helfen, aber ich habe ein wenig Sympathie für den Wolf übrig. Nicht, wenn er brutal und böse und gemein wird, sondern in den Phasen dazwischen. Er ist auch nur ein Mensch und auf irgend eine Art gefrustet. Das muss raus. Ist zwar falsch, wie er das macht, aber womöglich hat er es nicht anders gelernt. Wäre er in der Welt von Humphrey aufgewachsen, wäre er womöglich ein ganz anderer.

  • Zitat

    Original von Booklooker


    Ich kann mir nicht helfen, aber ich habe ein wenig Sympathie für den Wolf übrig. Nicht, wenn er brutal und böse und gemein wird, sondern in den Phasen dazwischen. Er ist auch nur ein Mensch und auf irgend eine Art gefrustet. Das muss raus. Ist zwar falsch, wie er das macht, aber womöglich hat er es nicht anders gelernt. Wäre er in der Welt von Humphrey aufgewachsen, wäre er womöglich ein ganz anderer.


    :write :write

  • Ich glaube, ihr seid alle schon beim nächsten Buch und ich holpere hier nur langsam hinterher, oder? Ich kam die letzte Zeit leider nicht so zum Lesen, wie ich es gerne gehabt hätte.


    In diesem Abschnitt wurde mir fast ein wenig zu viel philosophiert. Die Handlung als solche kam kaum voran. Allerdings lässt sich hierüber etwas über die Denkweise der beiden Hauptpersonen Hump und Wolf erfahren. Die beiden stehen sich von ihrer Entwicklung diametral gegenüber und prallen nun frontal aufeinander. Beide sind schwer bewaffnet: Wolf mit Muskeln und Hump mit Bildung. Von Humps Veränderung durch die Schiffsreise erfährt man eine Menge, Wolfs Gedanken bleiben derzeit noch im Dunkeln. Je mehr ich lese, desto interessierter bin ich auch, mir im Anschluss die filmische Umsetzung mit Raimund Harmstorf anzugucken.

  • Ich bin vermutlich noch weiter zurück als Du, xexos. Seit Weihnachten hatte ich eine Leseflaute, die ich mit einem anderen Buch gerade überwunden habe. Dieses hier hat das Zeug dazu, wieder eine Flaute (sic!) auszulösen, weshalb ich es nun endgültig abbreche und mich aus der Leserunde zurückziehe.


    Nicht jedoch ohne mit einiger Verwunderung festgestellt zu haben, daß ich ein Mal sogar mit Wolf Larsen gleicher Meinung war, bei mir Seite 90 (etwa 2 Seiten vor dem Ende des 8. Kapitels):
    Aber mit nichts Ewigem vor mir als dem Tod, für eine kurze Zeitspanne diesem gärenden Wimmeln und Schlängeln bestimmt, das Leben genannt wird, würde es mir unmoralisch erscheinen, irgendeine Handlung zu vollbringen, die ein Opfer wäre. Jedes Opfer, das mich ein einziges Wimmeln oder Schlängeln einbüßen läßt, ist töricht, denn es ist unrecht gegen mich selbst und eine böse Sache. Ich darf kein einziges Wimmeln oder Schlängeln einbüßen, wenn ich von dem Gärungsstoff das meiste haben soll. Auch wird die ewige Bewegungslosigkeit, die mich ereilt, nicht leichter oder schwerer gemacht durch die Opfer oder Eigennützigkeiten aus der Zeit, als ich mich in Gärung befand und wimmelte.


    Ich würde es zwar anders ausdrücken, aber im Prinzip sehe ich das genau so.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

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  • Zitat

    Original von xexos
    Ich glaube, ihr seid alle schon beim nächsten Buch und ich holpere hier nur langsam hinterher, oder? Ich kam die letzte Zeit leider nicht so zum Lesen, wie ich es gerne gehabt hätte.


    Ich bin auch erst gestern mit dem "Seewolf" fertig geworden. Im Moment geht es mir leider auch so, dass ich nur sehr wenig zum Lesen komme.


    Ich lese Deine Kommentare hier auf jeden Fall noch interessiert mit! :wave