'Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert' - Seiten 007 - 086

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    Original von Luckynils
    Habe gestern den ersten Abschnitt fertig gelesen. Ein schöner Schreibstil und die beiden Protagonisten gefallen mir schon mal sehr gut.
    Was mich nur etwas stutzig gemacht hat: Marcus durfte direkt mit zu Harry ins Gefängnis.....finde ich etwas seltsam, wenn man bedenkt, wie lange es hier dauern kann, bis ein Nicht-Familienmitglied eine Besuchserlaubnis bekommt. Ebenso für mich etwas unglaubwürdig, das er einfach so auf das Grundstück eines Tatorts darf und in dem Haus wohnen darf. Ist ja schließlich keine Bagatelle, sondern eine Mordanklage..... :gruebel


    Das ist mir nicht aufgefallen, weil ich keine Ahnung habe, ob es so schwierig ist. Harry wollte doch ausdrücklich, dass Marcus kommt. Aber stimmt, seltsam, dass das so einfach ging. Wie gesagt, ist mir gar nicht bewusst geworden.

  • Zitat

    Original von Luckynils
    Ebenso für mich etwas unglaubwürdig, das er einfach so auf das Grundstück eines Tatorts darf und in dem Haus wohnen darf. Ist ja schließlich keine Bagatelle, sondern eine Mordanklage..... :gruebel


    Auf das Grundstück darf er nur teilweise. Der Teil mit dem Fundort der Leiche ist abgesperrt. Und ob man nach 30 Jahren noch viele Mordspuren in einem Haus finden kann? Aber selbst wenn man das kann, ist das nicht soo unrealistisch. Tatsächlich ist es gerade in Amerika NICHT so, wie es uns die Filmindustrie vorgaukelt. Gerade in Kleinstädten nimmt man es mit der Forensik nicht sooo genau. Habe da schon diverse Reportagen über tatsächliche Mordermittlungen gesehen, wo nur geschlampt wurde bei den ländlichen Ermittlern. Aus Unwissenheit, Desinteresse oder weil sie sich ja sicher waren, den Täter schon zu kennen. Sicherlich hätte Dicker da noch mehr drauf eingehen können, aber ist ja auch eigentlich KEIN Krimi auch wenn es Tote und die Suche nach einem Mörder gibt. ;-)

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Die Hexenholzkrone 2 - Tad Williams

    Trophäe - Gaea Schoeters



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

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    Original von hollyhollunder


    Auf das Grundstück darf er nur teilweise. Der Teil mit dem Fundort der Leiche ist abgesperrt. Und ob man nach 30 Jahren noch viele Mordspuren in einem Haus finden kann? Aber selbst wenn man das kann, ist das nicht soo unrealistisch. Tatsächlich ist es gerade in Amerika NICHT so, wie es uns die Filmindustrie vorgaukelt. Gerade in Kleinstädten nimmt man es mit der Forensik nicht sooo genau. Habe da schon diverse Reportagen über tatsächliche Mordermittlungen gesehen, wo nur geschlampt wurde bei den ländlichen Ermittlern. Aus Unwissenheit, Desinteresse oder weil sie sich ja sicher waren, den Täter schon zu kennen. Sicherlich hätte Dicker da noch mehr drauf eingehen können, aber ist ja auch eigentlich KEIN Krimi auch wenn es Tote und die Suche nach einem Mörder gibt. ;-)


    Ich fand die Erklärung des Anwaltes hier sehr einleuchtend. Es ist einfach ein Grenzfall. Und so unrealistisch ist es nun auch nicht, dass Quebert jemanden bittet, nach seinem Haus zu sehen.
    Die Polizei geht ja scheinbar davon aus, dass das Haus nicht der Tatort war.


    Was die Besuchserlaubnis angeht, sind ja zwischen der Verhaftung und Marcus Fahrt nach Aurora ein paar Tage vergangen. Roth hatte sicherlich als Queberts Anwalt Zeit genug, eine Besuchserlaubnis zu beantragen. Harry hat ja auch sonst keine Angehörigen.


    Allerdings muss ich auch sagen, dass mich diese vermeintlichen Ungereimtheiten überhaupt nicht stören. Ich erwarte in Bezug auf diese Dinge keine realistische Geschichte. Für mich geht es hier um andere Dinge bzw. Entwicklungen.

    "There is beauty in imperfections. They made you who you are. An inseparable piece of everything…" Arcane

  • Die Geschichte um Harry hat mich gleich in seinen Bann gezogen. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Harry etwas mit dem Mord an zu tun hat. Ich frage mich eher, wer möchte Harry den Mord unterschieben und warum? Was mich etwas wundert ist, dass die Polizei sich gleich auf Harry eingeschossen hat. Nur weil die Leiche sein Manuskript in den Händen hält und auf seinem Grundstück gefunden wurde.


    Ich bin schon gespannt wie es weiter geht.

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    Original von Saiya


    Ich fand die Erklärung des Anwaltes hier sehr einleuchtend. Es ist einfach ein Grenzfall. Und so unrealistisch ist es nun auch nicht, dass Quebert jemanden bittet, nach seinem Haus zu sehen.
    Die Polizei geht ja scheinbar davon aus, dass das Haus nicht der Tatort war.


    Es stand im Buch, dass das Haus durchsucht worden war, aber nichts gefunden wurde. Daher darf Marcus auch in das Haus. Das Haus hat kein Siegel der Polizei bekommen, ist also nicht zum Tatort/Fundort zugehörig. Ich finde es auch logisch, dass Quebert will, dass Marcus nach seinem Haus sieht, das ja wohl auch nie abgeschlossen war, sondern immer offen und von jedem zu betreten.

  • Gestern Abend habe ich diesen ersten Abschnitt beendet.


    Das Buch liest sich sehr flüssig - und sehr spannend. Es ist eines der wenigen Bücher, in denen die Kapitel rückwärts gezählt werden. Also scheint sich der Leser von hinten zum Kern vorzulesen...


    Ich glaube auch an Harry's Unschuld - er wäre sonst auch nicht so schockiert und traurig über Nolas Tod gewesen. Außerdem - warum hätte er dem Gärtner den Auftrag zu graben genau an dieser Stelle zu geben?


    Nur am Rande:
    Mein Mann hatte diesen Band und den zweiten Teil beide bereits gelesen... Ich ist gar nicht aufgefallen, dass der gleiche Schriftsteller die jeweilige Geschichte erzählt. Zu seiner Ehrenrettung muss ich dazu sagen, daß zwischen den beiden Büchern locker ein Jahr (und viele andere Romane) lagen... :chen

  • Hallo zusammen,


    Auch wenn ich im Moment fast gar keine Zeit fürs Forum habe, diese Leserunde will ich trotzdem durchziehen. Das Buch hat mir bisher hervorragend gefallen, gerade wegen der vielen Punkte, an denen ich hin und her gerissen bin:


    Ob ich Marcus mag, weiß ich noch nicht so ganz genau - einerseits ja, weil ich Loyalität über alles schätze. Aber die Geschichten aus seiner Jugend, wo ihm das Rampenlicht über alles ging und er dafür auch zu zwielichtigen Methoden griff - den Versuch, mit angeblich ehrenamtlicher Arbeit zu erklären, warum er nicht besser abgeschnitten hat, fand ich ziemlich daneben - tragen nicht gerade dazu bei, die Sympathie zu festigen. Mit Harry gehts mir ähnlich - einerseits ein treuer Freund, andererseits die Liebesbeziehung zu einer Fünfzehnjährigen.


    Ich bin ziemlich hin und her gerissen, klar soll man nicht urteilen, bevor man alle Fakten kennt, aber als Mutter und ehemalige Erzieherin läufts mir da schon etwas kalt den Rücken runter. Ich hätte mit fünfzehn sicher nicht die Konsequenzen einer Beziehung mit einem zwanzig Jahre älteren Mann überblickt. Schwierig triffts ganz gut. (Den Spoiler habe ich bewusst nicht gelesen, Clare)


    Die Beschreibung der Schreibblockade finde ich hervorragend. Da kann man auch als Laie wirklich mitfühlen. Außerdem kenne ich das Gefühl, mir selbst im Weg zu stehen, weil ich etwas perfekt machen will, nicht nur einfach ganz gut, kenne ich ebenfalls.


    Auf jeden Fall habe ich mit beiden Charakteren Mitgefühl, unabhängig davon, dass ich noch nicht sicher bin, ob ich sie mag.


    Das Buch unterscheidet sich in der Hinsicht sehr stark von der letzten Leserunde - hier fühle ich mit den Charakteren, ganz anders als beim Steinbeck, wo ich bis zum Ende Beobachter geblieben bin. Hab ich eigentlich schon mal gesagt, was für eine Bereicherung die Querbeeteulen für meinen Lesestoff darstellen?

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    Original von Ellemir
    Ob ich Marcus mag, weiß ich noch nicht so ganz genau - einerseits ja, weil ich Loyalität über alles schätze. Aber die Geschichten aus seiner Jugend, wo ihm das Rampenlicht über alles ging und er dafür auch zu zwielichtigen Methoden griff - den Versuch, mit angeblich ehrenamtlicher Arbeit zu erklären, warum er nicht besser abgeschnitten hat, fand ich ziemlich daneben - tragen nicht gerade dazu bei, die Sympathie zu festigen.


    Ich kann nicht sagen, dass ich Marcus besonders mag. Ich stehe eher neutral zu dieser Figur, will heißen, dass er mir, wäre er nicht der Erzähler, eher egal wäre :wow Ich finde ihn wenig greifbar, positiv oder negativ. Ein bisschen langweilig, ein bisschen inkonsequent, ein bisschen naiv...Entwicklung fehlt mir bei ihm etwas. Er ist der Erzähler, okay, aber er ist auch handelnde Figur. Da müsste mehr sein, finde ich.

  • Zitat

    Original von Clare


    Ich kann nicht sagen, dass ich Marcus besonders mag. Ich stehe eher neutral zu dieser Figur, will heißen, dass er mir, wäre er nicht der Erzähler, eher egal wäre :wow Ich finde ihn wenig greifbar, positiv oder negativ. Ein bisschen langweilig, ein bisschen inkonsequent, ein bisschen naiv...Entwicklung fehlt mir bei ihm etwas. Er ist der Erzähler, okay, aber er ist auch handelnde Figur. Da müsste mehr sein, finde ich.


    Meine große Sympathie für Marcus ist einfach sehr geprägt von dem zweiten Buch von Dicker. Dort ist die Geschichte nicht so neu und rasant, dafür sind die Figuren und deren Entwicklung im Fokus (und übrigens hervorragend gelungen). Das trifft insbesondere auf Marcus zu. Ich kann das deshalb schwer trennen.

    "There is beauty in imperfections. They made you who you are. An inseparable piece of everything…" Arcane

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  • Ich habe das Hörbuch gehört. Ich fand die Familiengeschichte an sich nicht neu, eher typisch amerikanisch und auch vorhersehbar. Aber die Figuren haben es mir wirklich angetan. Ich habe sie ein paar Tage lang vermisst, als ich mit den Buch fertig war. :-)

    "There is beauty in imperfections. They made you who you are. An inseparable piece of everything…" Arcane

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    Original von Clare
    So, jetzt ist das Buch auf meine Geburtstagswunschliste gewandert, wo du es so empfiehlst. :kiss


    Das ehrt mich. Aber die Rezi-Schreiber sind hier ja sehr gespalten. Ich bin jedenfalls gespannt, was du dazu sagst. :-)

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  • So, ich bin jetzt auch dabei und kann sagen, dass mich der Roman schon gepackt hat. Ich mag es, wenn ausschweifend erzählt wird, gerne auch nicht unbedingt chronologisch, und man so nach und nach Einblick in Personen und Geschehnisse bekommt.


    Marcus ist ein Schaumschläger, der es sich gerne leicht macht, auch schon mal auf Kosten anderer. Mich wundert nicht, dass er nichts mehr auf die Beine bringt, immerhin würde er an seinem ersten Roman gemessen.


    Über Harry kann man noch wenig sagen. Dass sich ein Erwachsener in eine 15jährige verliebt, kann ich aber schon nachvollziehen, in dem Alter kann ein Mädchen, nicht nur äußerlich, schon ganz schön erwachsen sein. Der kurze Eindruck von Nola, den wir bisher hatten, gefiel mir. Sicher, dass Davonlaufenwollen ist nicht ok. Im Moment kann ich mir noch nicht vorstellen, dass Harry Nola getötet haben sollte. Warum hätte er die Gärtner an genau der Stelle graben lassen sollen, zumal Nola auch nicht sehr tief lag. Andererseits ist er vielleicht durch Marcus Besuch, der kurz vorher stattfand, aufgewühlt worden und wollte es jetzt endlich zu Ende bringen. Dann hätte er aber auch einfach zur Polizei gehen können.


    Die Erklärung, warum Harry bereits damals verdächtigt wurde, ist ein bisschen dürftig, er war ein Fremder und hatte das verdächtige Auto, aber davon gab es sicher einige.


    Bedeutet die Nachricht an Marcus - Fahr nach Hause - dass doch jemand anders dahinter steckt oder beruht sie auf der allgemeinen Aufgebrachtheit der Einwohner?


    Warum zählen die Kapitel rückwärts? Weil es uns zum Anfang zurückführt, wenn das Buch bereits geschrieben ist?

  • Zitat

    Original von hollyhollunder


    Ob das Verlagsgeschäft tatsächlich so schnell einen Bestseller-Autor vergisst? Wenn ich denke, wie lange G.R. Martin für seine Bücher braucht und alle reden ständig drüber. :grin



    Ich denke, wenn nach dem ersten Roman nichts mehr kommt, ist das sicher so, wenn jemand schon viele Erfolgsromane hatte, wartet es sich geduldiger.

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    Original von Rouge


    Also ich habe das zweite Buch ja auch schon gelesen und ich muss sagen, mir hat es auch wahnsinnig gut gefallen.
    Clare, ich könnte mir denken, dass es ein Buch für Dich ist.
    :-)


    Ich vertraue den Empfehlungen von lieben Eulen, die mich kennen mehr als Rezis.
    Wenn ihr alle beide das sagt... :kiss

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    Original von PMelittaM
    Die Erklärung, warum Harry bereits damals verdächtigt wurde, ist ein bisschen dürftig, er war ein Fremder und hatte das verdächtige Auto, aber davon gab es sicher einige.


    Warte mal noch ein bisschen. Über die damaligen Verdächtigungen erfährt man später mehr, aber immer schön löffelchenweise. :grin


    Zitat

    Bedeutet die Nachricht an Marcus - Fahr nach Hause - dass doch jemand anders dahinter steckt oder beruht sie auf der allgemeinen Aufgebrachtheit der Einwohner?


    Die Vermutung liegt nahe, dass er da jemand gibt, der ihn dort weg haben will. Wer...
    Es passt einer unbekannten Person gar nicht, dass Goldman rumschnüffelt und die Sache nicht ruhen lässt.


    Zitat

    Warum zählen die Kapitel rückwärts? Weil es uns zum Anfang zurückführt, wenn das Buch bereits geschrieben ist?


    So richtig weiß ich das immer noch nicht, obwohl ich schon im letzten Abschnitt bin. Vielleicht erklärt Saiya es mir, dann, die wahrscheinlich fertig ist. ;-)

  • Zitat

    Original von Clare
    So richtig weiß ich das immer noch nicht, obwohl ich schon im letzten Abschnitt bin. Vielleicht erklärt Saiya es mir, dann, die wahrscheinlich fertig ist. ;-)


    Das erklärt sich tatsächlich erst am Ende.

    "There is beauty in imperfections. They made you who you are. An inseparable piece of everything…" Arcane