Scythe-Hüter des Todes - Neal Shusterman [ab 14 Jahren]

  • Meine Zusammenfassung
    Stellen Sie sich eine Zukunft vor, in der alles erforscht ist, was zu erforschen ist. Die Menschheit hat einen Weg gefunden, ewig zu leben und auch eine große Bevölkerung mit erneuerbaren Ressourcen zu versorgen. Jeder kann jederzeit sein Alter und Aussehen zurücksetzen lassen; Krankheiten sind verschwunden und größere Verletzungen können jederzeit dank herausragender Technik sofort geheilt werden.


    Doch ein Problem bleibt: Die Menschheit kann nicht ewig weiter wachsen und einige müssen sterben. Dafür verantwortlich sind die Scythe, die dazu verpflichtet sind, eine bestimmte Anzahl an Menschen jährlich „nachzulesen“. Doch nicht alle von ihnen tun dies, ohne einen gewissen Gefallen daran zu finden.


    Als Citra und Rowan, zwei Teenager, von einem Scythe dazu auserkoren werden, seine Lehrlinge zu sein, ändert sich ihr Leben von Grund auf. Doch nur einer von beiden wird am Ende den Ring der Scythe tragen dürfen – und es gibt eine weitere Auflage, die beide später erfahren – und keinem von beiden gefällt.


    Meine Meinung
    Es ist immer leichter, eine Rezension zu schreiben, wenn man etwas an einem Buch zu kritisieren hat. Schwierig wird es in einem Fall wie bei Scythe, bei dem mich das Buch vom ersten Kapitel an gefesselt und bis zum Schluss begeistert hat. Über die gesamten 516 Seiten habe ich mich nicht einmal gelangweilt und fand die Handlung niemals schleppend. Das Buch hat mich immer wieder mit mehreren Plottwists, als Handlungswendungen überrascht und geschockt. Das Buch ist realistisch und futuristisch zugleich und hat ausgeprägte Charaktere, die sich gut ergänzen und den Leser hin und wieder überraschen.
    Ich würde Scythe nicht unter dem Genre der Jugendliteratur einordnen, sondern es jedem empfehlen zu lesen. Natürlich stehen zwei Teenager im Mittelpunkt des Geschehens, aber das bedeutet nicht, dass es nur für diese Zielgruppe geeignet ist. Auch Erwachsene können vieles aus dem Buch lernen. Sich einmal ganz darauf einzulassen, wie es wirklich wäre, in einer solchen Zukunft zu leben und was es bedeuten würde, selbst „nachgelesen“ zu werden, treibt den menschlichen Verstand zunächst einmal an eine Grenze. Denn einerseits wünscht man sich unendliches Leben, andererseits sieht man in dem Buch auch die Probleme, die damit auf einen persönlich zukommen. Der Autor hat dies meiner Meinung nach erstaunlich auf den Punkt gebracht.
    Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung und ich warte nun gespannt auf die Fortsetzung. Das Buch schließt zwar rund ab – die Hauptproblematiken wurden soweit behandelt – aber es wird spannend weitergehen, da bin ich mir sicher. Von mir 10 von 10 Punkten!

  • Wir befinden uns in einer Welt, in der die Menschen nicht mehr sterben müssen. Es gibt keinen Hunger mehr, keine Krankheiten, keine Kriege, keine Armut. Nicht mehr die Menschen selbst lenken die Geschicke der Welt, sondern eine Art Supercomputer, der Thunderhead, sorgt für Wohlstand überall und für jeden. Doch wenn keiner mehr stirbt, im Gegenzug aber dennoch weiterhin Kinder zur Welt kommen, wäre die Welt irgendwann überbevölkert. Die Entscheidung über Leben und Tod ist die Einzige, die nicht dem Thunderhead überlassen wird, sie wird durch die Scythe getroffen. Deren Aufgabe ist es, Menschen nach bestimmten Kriterien auszusuchen. Ihre Arbeit wird nicht „töten“ genannt, sondern „Nachlese“ und sich ihnen zu widersetzen, ist streng verboten.


    Citra und Rowan sind normale Jugendliche, bis sie eines Tages bei unterschiedlichen Gelegenheiten dem Scythe Faraday (Scythe benennen sich bei ihrer Ernennung nach großen Wissenschaftlern oder Persönlichkeiten) begegnen, der sie beide als Auszubildende zu sich nimmt. Beide sind zuerst wenig begeistert und reißen sich sicher nicht um die Aussicht, Todesengel zu werden. Doch nach und nach ändern sie ihre Meinung, denn sie erkennen, dass auch diese Arbeit von jemandem getan werden muss. Bald schon strengen sich beide sehr an, um am Ende derjenige zu sein, der Scythe werden darf.


    Doch obwohl für die Scythe ein strenger Kodex gilt, gibt es auch zwischen ihnen Unterschiede und Meinungsverschiedenheiten. Citra und Rowan werden in interne Machtkämpfe und Intrigen hineingezogen.


    Aber hier beginnt die Handlung weniger philosophisch und eher actionreich zu werden. Beide Teile haben mir gut gefallen, zuerst die Darstellung einer Welt, in der es alle gut haben, was aber auch zu Langeweile und Überdruss führt und später der Kampf gegen die Scythe, die den Kodex auf ihre Weise auslegen und in erster Linie an ihre eigene Macht denken.


    Die Grundidee ist spannend und regt zum Nachdenken an. So ganz verstanden habe ich die Funktionsweise des Thunderhead nicht, aber das ist auch nicht nötig, um der Handlung folgen zu können. Die moralischen Aspekte des Scythe-Lebens werden durch die Lehrlinge und ihre Ausbildung gut dargestellt. Die beiden Protagonisten machen eine glaubwürdige Entwicklung durch und man folgt ihnen so gerne und gespannt.


    Das Buch ist der Auftakt einer Trilogie, kann aber grundsätzlich auch erst einmal für sich stehen. Natürlich hat es am Ende einen kleinen Cliffhanger, der neugierig auf den Folgeband macht, die wichtigsten Entwicklungen dieses ersten Teils werden aber abgeschlossen.


    Auf Englisch erscheint Band 2 im Januar 2018 und ich hoffe, die deutsche Übersetzung lässt nicht zu lange auf sich warten, denn diese Reihe werde ich sicher weiterverfolgen!

  • Ich habe das auch schon seit einer Weile auf meinem Ama-Wuzel.
    Wird dann zeitnah gekauft. Danke.


    LG, irri

    Irrlicht und Hexe (7. Hexenregel: Unterschätze nie die Kraft des Wortes - es hat eine besondere Kraft, es kann befreien, anstoßen und verändern, aber auch verletzen und zerstören)

  • Tolles Buch! Es braucht ein wenig, bis es so richtig in die Gänge kommt, aber dann lässt einen die Geschichte nicht mehr los. Der Autor selbst schreibt, bei den ganzen Dystopien, die in den letzten Jahren den Markt beherrschten, wollte er gern eine Utopie schreiben, doch ich bin nach dem Lesen nicht ganz sicher, ob diese Utopie nicht letzten Endes doch ein Alptraum ist. Was macht es mit dem Menschen, wenn ein Leben ewig andauert? Wenn selbst der Tod im Normalfall rückgängig gemacht werden kann? (Gelangweilte Teenies haben in dieser Utopie ein makaberes Hobby: Selbstmord - je spektakulärer, desto besser) Ist nicht gerade die Tatsache, dass uns nur eine begrenzte Zeit zur Verfügung steht, der Motor, der uns antreibt, etwas erreichen zu wollen? Diese Fragen haben sich vielleicht auch die Erbauer von Citras und Rowans Welt gestellt, denn sie haben der menschlichen Unendlichkeit eine Sollbruchstelle eingebaut: die Scythe. Menschliche Todesboten, die auswählen, wer von den ansonsten ewig Weiterlebenden einen endgültigen Tod erleiden wird. Keine ganz ungefährliche Macht - denn nicht jeder Scythe ist den Verlockungen, die sie bereit hält, gewachsen. Ein Riss geht durch die Gemeinschaft der Scythe, und Rowan und Citra geraten mitten zwischen die Fronten, als Sythe Farrady sie beide zu seinen Lehrlingen ernennt. Einer von beiden wird am Ende des Jahres zum Scythe ernannt - und seine erste Aufgabe wird es sein, den anderen den Tod zu bringen ...

    Ich erwähnte es eingangs bereits: tolles Buch! Die Geschichte hat alles, was eine gute Geschichte braucht - Figuren mit Ecken und Kanten, Herausforderungen, die sie an den Rand des Erträglichen bringen und eine spannende Handlung mit überraschenden Wendungen. Das Beste: obwohl es (mindestens) eine Fortsetzung gibt, lässt sich der erste Band als in sich geschlossene Geschichte mit befriedigendem Ende lesen. Fazit: 10 Punkte.

  • In einer Epoche nach dem Jahr 2042 hören die Menschen auf, die Zeit zu zählen. Die Fortentwicklung der Menschheit wird für abgeschlossen erklärt, da offenbar alles perfekt ist. Alte Berufe aus der uns bekannten Epoche werden nicht mehr benötigt. Da die Menschen weder altern noch an Krankheiten sterben können, muss darüber entschieden werden, wer zu beseitigen ist, um Platz für Nachwuchs zu schaffen. Ein gemeinnütziger Orden ist für die Auswahl und Beseitigung überflüssiger Menschen zuständig, die Scythe. Aus ihrer Aufgabe haben die Scythe offenbar eine Wissenschaft gemacht und sich dazu einen strengen Kodex gegeben. Citra und Rowan werden beide als Lehrlinge der Scythe erwählt und sollen am Ende ihrer Ausbildung gegeneinander um ihr Leben und damit um die Nachfolge ihres Meisters Faraday kämpfen. Beide sind starke Persönlichkeiten mit hohen moralischen Ansprüchen an ihr Handeln. Sie wurden ausgewählt, weil sie der Tätigkeit der Scythe kritisch gegenüberstehen und nicht wegen ihres Ehrgeizes als Scythe Macht über andere zu erlangen. Während sie noch mit dem Berichtsheft kämpfen, Toxikologie pauken und Kampfkünste trainieren, erkennen die beiden Scythe-Schüler bald, dass nicht jeder Scythe seiner Aufgabe auf ethischer Ebene gewachsen ist. Am Ende stehen sich nicht nur Citra und Rowan im Kampf gegenüber, sondern mehrere Wertsysteme. Wie weit ein Kandidat im Kampf um einen Posten zu gehen bereit ist und welche Fähigkeiten für eine so machtvolle Führungsposition erwünscht sind, entwickelt sich hier zu einer überraschend tiefgründigen Dystopie.


    Wie alle Scythe müssen Citra und Rowan Berichte schreiben. Unterhalb des Texts werden Auszüge aus Tagebüchern verschiedener Figuren ergänzt, die der Geschichte eine erstaunliche Tiefe geben. Als Kontrast zur Perspektive der beiden 16-Jährigen kommen in den Berichten lebenserfahrene Ordensmitglieder zu Wort, die ihr Tun reflektieren können, aber auch das genaue Gegenteil davon. Was diese Persönlichkeiten ausmacht, wie sie ihre Welt sehen und welche Werte sie antreiben, empfand ich als mindestens so spannend wie die bevorstehende Auslese zwischen Citra und Rowan. Deutlich wurde mir besonders, was Faraday von einem Durchschnitts-Scythe unterscheidet und wie stark jede vermeintlich funktionierende Gemeinschaft durch persönlichen Egoismus und Lobbyismus bedroht ist. Ein unerwartetes Highlight.


    10 von 10 Punkten

  • Inhalt:

    Citra und Rowan leben in einer Welt, in der Armut, Kriege, Krankheit und Tod besiegt sind. Aber auch in dieser perfekten Welt müssen Menschen sterben, und die Entscheidung über Leben und Tod treffen die Scythe. Sie sind auserwählt, um zu töten. Sie entscheiden, wer lebt und wer stirbt. Sie sind die Hüter des Todes. Aber die Welt muss wissen, dass dieser Dienst sie nicht kalt lässt, dass sie Mitleid empfinden. Reue. Unerträglich großes Leid. Denn wenn sie diese Gefühle nicht hätten, wären sie Monster.

    Als Citra und Rowan gegen ihren Willen für die Ausbildung zum Scythe berufen werden und die Kunst des Tötens erlernen, wächst zwischen den beiden eine tiefe Verbindung. Doch am Ende wird nur einer von ihnen auserwählt. Und dessen erste Aufgabe wird es sein, den jeweils anderen hinzurichten …


    Rezension:

    Citra und Rowan leben in einer Welt, in der es keine Regierungen, keine Kriege und keine Krankheiten gibt. Die Menschen haben den Tod besiegt, sodass das Scythetum benötigt wird.

    Die Scythe entscheiden, welche Menschen nachgelesen werden müssen, wer leben darf, wer sterben muss.

    Citra und Rowan werden unfreiwillig zu Lehrlingen eines Scythe der alten Schule, doch am Ende kann nur einer zum Scythe werden.


    "Die Hüter des Todes" ist der erste Band von Neal Shustermans Scythe Trilogie, der hauptsächlich aus den personalen Erzählperspektiven von den sechzehn Jahre alten Citra Terranova und Rowan Damisch erzählt wird. Ab und an durfte man auch in die Perspektiven von Nachlese-Opfern schlüpfen.

    Nach jedem Kapitel konnte man zudem aus den Nachlese-Tagebüchern von verschiedenen Scythe lesen, was ich sehr interessant fand!


    Mit den Charakteren habe ich mich etwas schwergetan. Vielleicht lag es wieder mal an der personalen Erzählperspektive, mit der ich manchmal so meine Probleme habe, aber ich hatte das Gefühl einfach keine Bindung zu Citra und Rowan aufbauen zu können.

    Citra hat mir dabei noch deutlich besser gefallen, als Rowan. Sie ist sehr direkt, ehrlich und ehrgeizig. Rowan ist wie Citra sehr klug, aber auch berechnend und seine Entwicklung hat mir leider nicht so gut gefallen, wie die von Citra.


    Die beiden werden von Scythe Faraday als Lehrlinge ausgewählt, wobei die beiden überhaupt nicht die Absicht haben zum Scythe zu werden. Doch sie beginnen ihre Lehre und lernen, wie man auf verschiedenste Wege Leben beenden kann. Am Ende kann jedoch nur einer der beiden zum Scythe werden und die erste Amtshandlung des neuen Scythe soll darin bestehen, den Unterlegenen zu töten.


    Die Handlung und auch die Welt haben mir sehr gut gefallen! Es gibt keine Regierung, keine Krankheiten, der sogenannte Thunderhead regelt das Leben, die Menschheit weiß alles, was es zu wissen gibt und hat den Tod besiegt. Doch in einer so perfekten Welt werden die Scythe benötigt, damit es zu keiner Überbevölkerung kommt.

    Neal Shusterman stellt im Verlauf der Handlung sehr viele spannende Fragen und die Geschichte ließ sich sehr gut lesen. Doch ich konnte einfach nicht mit Citra und Rowan mitfiebern, sodass mich die Handlung eben leider nicht komplett packen konnte.

    Schade, denn ich habe schon so viel Positives über die Reihe gehört und hatte mir viel von diesem Auftakt versprochen! Vielleicht ein wenig zu viel, wobei ich die Begeisterung auch verstehen kann, denn die Handlung und auch die Idee sind einfach vielversprechend, sodass ich sehr gespannt bin, wie sich die Geschichte von Citra und Rowan weiterentwickeln wird!


    Natürlich durfte auch eine Liebesgeschichte nicht fehlen. Diese stand überhaupt nicht im Fokus der Geschichte, was mir aber gut gefallen hat!

    Die aufkeimenden Gefühle sind allerdings nicht wirklich bei mir angekommen, außerdem ging mit die Entwicklung dann viel zu schnell, als das ich sie nachvollziehen konnte, sodass die Liebesgeschichte mir leider nicht gefallen hat.


    Fazit:

    "Scythe - Die Hüter des Todes" von Neal Shusterman ist ein vielversprechender Auftakt, von dem ich mir allerdings etwas mehr erhofft hatte.

    Die Idee und die Welt fand ich sehr spannend und auch die Handlung ließ sich sehr gut lesen. Allerdings bin ich absolut nicht mit Citra und Rowan warm geworden, konnte nicht mit ihnen mitfiebern, sodass ihre Geschichte mich eben leider nicht komplett fesseln konnte.

    Ich vergebe gute drei Kleeblätter.

  • Ich teile eher den Leseeindruck von Chianti, aber dazu gleich ausführlich mehr.


    Die Geschichte selbst beginnt faszinierend, zog mich in ihren Bann und auch die Wechsel von Scythe-Tagebucheinträgen zu den Erzählungen von Rowan und Citra gefielen mir sehr gut. Das lag allerdings für mich, wie mir erst bei einem einschneidenden Erlebnis im Buch bewusst wurde, an Scythe Faraday, der für mich das Charisma versprühte, was andere Scythe nur dadurch versprühten, dass es immer wieder so geschrieben stand, als besäßen sie welches. Wirkliche Sympathien habe ich daher erst nur zu ihm, später auch ein wenig zu Scythe Marie Curie aufbauen können. Die Hauptfiguren gefielen mir am Anfang durch die Anleitung Faradays und das, was es für sie bedeutete sehr gut, später dann insbesondere durch die Komponente Scythe Goddard immer weniger. Normalerweise mag ich die Antagonisten in den Büchern ja auch, weil sie anziehend beschrieben werden, weil da ein Funke steckt, aber das war hier nicht so. Die Szenen haben mich am Anfang gestört, später nur noch genervt, insbesondere bei allem, was am / im Pool stattfand.


    Die Lehren aus den Tagebüchern wurden auch immer weniger interessant für mich mit fortschreitender Seitenzahl, es gab ein paar Lichtblicke, aber eben auch nicht mehr. Ich habe leider kein richtiges Interesse die Reihe fortzusetzen. 7 Punkte.