Gegenwart oder Vergangenheit?

  • Hallo Bücherfreunde,

    Ich und meine Freundin schreiben gerade ein Buch und sind uns nicht einig in welcher Zeitform wir schreiben wollen. Es ist ein Fantasy Roman. Ich bin der Meinung, dass es schöner und spannender klingt, wenn es in der Gegenwart geschrieben ist und der Leser das Gefühl hat dabei zu sein und es gerade geschieht. Meine Freundin findet, dass es in der Vergangenheit schöner ist.


    Was denkt ihr? Das Gefühl haben bei der Geschichte dabei zu sein, eine der Personen zu sein oder das Gefühl zu haben dir wird die Geschichte gerade von jemandem erzählt? Was ist spannender?


    Danke im voraus für eure Meinung. :)

    Evelyn

  • Hallo Evelyn,

    die Zeitform hat eigentlich wenig mit der Spannung zu tun. Da zählen andere Kriterien.

    Bei Fantasy würde ich generell eine Vergangenheitsform wählen, weil es meist näher an Mittelalterromantik angelehnt ist.

    LG

    Li

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Tom Liehr: Im wechselnden Licht der Jahre

  • Wenn's gut gemacht ist, ist beides schön zu lesen. Ich bin mehr der konservative Typ; ich mag im Prinzip die Vergangenheitsform lieber und habe generell nichts gegen eine gewisse Distanz zum Geschehen, wenn ich lese. Andererseits habe ich gerade einen (historischen) Roman gelesen, der in der Ich-Form und im Präsens erzählt war, und er hat mir gut gefallen.


    Wenn ihr euch gar nicht einigen könnt, würfelt es aus ;).

    Meine Bewertungsskala: 1-4 Punkte: Mehr oder minder gravierende formale Mängel (Grammatik, Rechtschreibung, Handlung). 5/6 Punkte: lesbar. 7/8 Punkte: gut. 9/10 Punkte: sehr gut. Details und Begründung in der Rezi.

  • Abend


    Ich gebe Tante Li recht, allerdings bin ich auch kein Freund der Gegenwartsform.

    Ich denke, man muss auch beachten, für welche Zielgruppe der Roman ist. Young adult ist z.B. oft in der Gegenwartsform und bei Jugendlichen sehr beliebt.

  • Also ich werde mit der Gegenwarts-Form in Büchern generell nicht warm. Wenn ein Autor das stilistisch nicht wirklich beherrscht, klingt das für mich eher nach Sachbuchtext oder Drehbuch-Anweisung und einfach nicht sehr spannend. Irgendwie empfinde ich beim Lesen oft auch eine gewisse Kälte und Distanz zum Geschehen, also eigentlich genau das Gegenteil, was du zu erreichen hoffst. Es gibt bestimmt Genres oder Themen, wo das gut funktioniert, aber gerade bei Fantasy oder historischen Romanen würde ich es unpassend finden. Es ist sicherlich eine persönliche Geschmacksfrage, vielleicht mögen es viele sogar, aber mein Fall ist es nicht.


    Ich sehe das ähnlich wie Tante Li, dass Spannung nicht durch die Verwendung einer bestimmten Zeitform erreicht wird. Durch die Wahl der falschen Form kann sie wohl aber zunichte gemacht werden, denke ich.


    Das Kriterium, das du anführst, "Das Gefühl haben bei der Geschichte dabei zu sein, eine der Personen zu sein" hat meiner Meinung nach ebenso wenig mit der gewählten Zeitform zu tun, sondern eher damit, wie die Figuren gestaltet sind und ob sie Tiefe und eine glaubwürdige Geschichte haben, ob es Protagonisten gibt, mit denen man sich identifizieren kann, ob der Autor eine fesselnde Schreibweise hat, eher solche Dinge.

  • Vergangenheitsform. Gegenwartsform liest sich für mich immer wie ein 3-Sat-Film, der für blinde Menschen kommentiert wird. Oder wie eine Regieanweisung. Ich hab das nie verstanden, was da weniger distanziert sein soll. Ich hab da immer so eine dumpfe, eintönige Stimme im Kopf, wenn ich ein Buch lese, das in der Gegenwartsform geschrieben ist. Ich lese die nur, wenn ich gar nicht an dem Buch vorbei komme.


    Ich möchte es lieber erzählt bekommen. Ich hab aber bei der Gegenwartsform auch nicht mehr das Gefühl, dabei zu sein.