'Die Manufaktur der Düfte' - Seiten 217 - 334

  • Ich frage mich beim Lesen permanent, ob ich in dieser Zeit hätte leben wollen. Aus der Retrospektive und mit dem heutigen Wissen liest sich vieles sehr nett und angenehm. Wesentlich ursprünglicher halt. Ob es damals auch angenehm war, ist wohl sehr vom gesellschaftlichen Stand abhängig. Aber ich würde gerne mal die deutschen Städte von früher bereisen und besichtigen.


    Nun ist auch Sophie tot. Sie war dann wohl eins der ersten Automobilopfer ... aus Übermut. Schade. Ihre Tagebucheinträge waren zwar wegen der kleinen Schreibschrift recht mühselig zu lesen, aber jedesmal interessant.


    Das Sascha einfach nur am falschen Bahnhof war, ist ja an Tragik kaum auszuhalten. Sie hätte die deutsche Piefigkeit bei den Ribots vielleicht besser ausgehalten. Ähnlichen Standesdünkel und Traditionen kannte sie ja auch aus ihrer eigenen Familie. Allerdings wäre Fritz mit ihr auch niemals nach Amerika gefahren und hätte wohl das ganze Neue nicht kennengelernt.


    Das Verhalten von Saschas Vater ist schon komisch: Wenn er sie mit Kind verstößt, dann hätte er sie auch gleich zu Fritz gehen lassen können. Nun hat keiner was davon.

  • Ich frage mich beim Lesen permanent, ob ich in dieser Zeit hätte leben wollen. Aus der Retrospektive und mit dem heutigen Wissen liest sich vieles sehr nett und angenehm. Wesentlich ursprünglicher halt. Ob es damals auch angenehm war, ist wohl sehr vom gesellschaftlichen Stand abhängig. Aber ich würde gerne mal die deutschen Städte von früher bereisen und besichtigen.

    Beim Bereisen und Besichtigen wäre ich dabei. Aber vor allem als Frau hätte ich damals nicht leben wollen. Nett und angenehm war es wohl auch eher vom Mittelstand an aufwärts.

    Mir geht es aber auch so, dass ich hier alles so anschaulich beschrieben finde und richtig im Buch, den Figuren und den Orten versinke.

    Sophie hat ja am Ende noch ein klein wenig persönliches Glück empfinden dürfen. Ich fand es sehr mutig von ihr, Fritz persönlich ihre Gefühle und Vorhaben für die Zukunft zu erklären.

    Wie kaltherzig Käthe den kleinen Viktor einfach weggeschickt hat. Immerhin stand da ihr Enkelkind vor ihr. Das kann man vielleicht nur nachvollziehen, wenn man die strengen gesellschaftlichen Regeln und die Lebensweise wirklich kennt.


    Das Verhalten von Saschas Vater ist schon komisch: Wenn er sie mit Kind verstößt, dann hätte er sie auch gleich zu Fritz gehen lassen können. Nun hat keiner was davon.

    Das hat mich ein bisschen an Tolstoi erinnert. Auch in Russland lebte man damals ja nach strengen gesellschaftlichen Regeln.

    Ich bin schon etwas weiter im Buch. Obwohl die Leserundenabschnitte ja klar gekennzeichnet sind, habe ich einfach darüber hinaus gelesen.

  • Das was mit Viktor passiert ist doch einfach nur zum K...! :cursing: Erst Käthe die das arme Kind wegschickt ohne überhaupt mal nachzufragen ob das Kind überhaupt noch jemand anderen auf der Welt hat, es ist doch auch ihr Enkel, diese Kaltschnäuzigkeit war furchtbar. Und als Fritz dann über Rosa schließlich doch noch zu seinem Sohn findet stellen sich alle gegen ihn. Dass es für Sopie eine große Demütigung ist versteh ich ja noch, vor allem im Zusammenhang mit dem was Fritz dann sagt, aber bei der restlichen Familie gehts ja offenbar nur noch ums Geld. Carl und Emma haben sich ganz offensichtlich schon als Fritz' Erben gesehen (vielleicht auch Konrad, gerade jetzt wo er als erster einen Sohn vorweisen kann) und sofort wird mit Gericht und Erbstreitigkeiten gedroht. Kein Funken Freude für den Bruder, der jede Hoffnung auf einen Sohn schon aufgegeben hatte. Nein, also Mitgefühl hatte an der Stelle wirklich nur Sophie verdient. Fritz war ihr gegenüber klar auch ein Stück weit rücksichtslos (er hätte das ganz klar vorher schon mit ihr besprechen sollen anstatt sie vor versammelter Verwandtschaft vor vollendete Tatsachen zu stellen), aber ich habe seine aufrichtige Freude verstanden. Naja wenigstens muss Viktor sich was das finanzielle angeht erst mal keine Sorgen mehr um seine Zukunft machen, auch wenn er sich wohl eine Familie erhofft hatte.

    Immerhin erfahren wir nun tatsächlich was damals das Problem war... so eine dumme Kleinigkeit wie der falsche Bahnhof. :nerv Das sind Probleme die dank Smartphones heutzutage nicht mehr passieren könnten. :grin


    Ich halte es Leo sehr zugute, dass er die Affäre mit Sophie nicht publik gemacht hat, um die Familie in Schande zu bringen und seine Rache zu üben, sie kann ja am wenigsten dafür. Und noch mehr Respekt dafür, dass er zurückkam, als seine Familie ihn brauchte, weil Christian den Arm verloren hat. Wenigstens hatte der es überlebt.

    In diesem Kapitel finden sich sehr viele Paare, weil es halt das beste ist, weil sie von der sozialen Schicht oder der Arbeit gut zusammenpassen, aber in den wenigsten Fällen spielt die Liebe eine Rolle. Offenbar ist die LIebe hier in dem Buch eher der große "Buhmann", wenn Paare sich in Liebe finden passieren ihnen fast nur schreckliche Sachen. :lache


    Bezüglich des Arbeiters bei Ribot, der sein Augenlicht bei einem Siede-Unfall verloren hat und so großzügig mit 5 Monatslöhnen abgefunden wurde, hat der zu dieser Zeit dann schon in irgendeiner Form von einer der Versicherungen von Bismarck profitiert, habe ich mich gefragt. :gruebel


    In diesem Abschnitt kam dann auch das berühmte Goldschlägerhandwerk von Schwabach zu seinem Auftritt, ich fand es mindestens so interessant wie Lisette, als Hans alles erklärt hat. Ich hab vor einiger Zeit in Schwabach mal eine Nachspeise mit Blattgoldflocken gegessen, war schon ein komisches Gefühl. *g*


    Leicht irritiert war ich ja ehrlich gesagt von dieser eigenartigen Schafkopfrunde der Schwabacher Honoratioren auf der Nackten. WTF? :lache Da würde mich ja interessieren, woher das bekannt ist. Stand das in Fritz' Tagebuch oder war das damals generell in Mode?


    Die Gründung dieser Privatbank... man kennt ja den Verlauf der Geschichte, ich bin gespannt wie die Weltwirtschaftskrise (die damalige) sie darauf auswirken wird.


    Dass die Geschichte mit Sophie und Robert kein gutes Ende nimmt war mir eigentlich gleich klar. Ich hatte zwar erst gedacht, dass sich herausstellen würde, dass Robert just an DEM Tag einen tödlichen Autounfall hatte, aber dann hatte sie die glorreiche Idee ihn zu "überraschen". Berühmte letzte schlechte Ideen...

    Den Spruch von der Freiheitsstatue finde ich so schön, den höre / lese ich immer wieder gern, auch wenn er in diesen Tagen offenbar keine Gültigkeit mehr hat. *seufz*


    Die gute Gusti ist ein kleiner Tausendsassa. :lache Die eingesperrte Lisette ruft schon nach ihr, da ist Gusti noch gar nicht mit Konrad aus Amerika nach Schwabach gekommen. Und bei der Verkündung, dass Fritz einen Sohn hat, rennt Gusti einerseits mit Sophie aus dem Zimmer und gleichzeitig sitzt sie mit Konrad mit schockierten Gesichtern da.

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Beim Bereisen und Besichtigen wäre ich dabei. Aber vor allem als Frau hätte ich damals nicht leben wollen. Nett und angenehm war es wohl auch eher vom Mittelstand an aufwärts.

    Richtig. Aber das Problem war, je besser Du materiell abgesichert warst, desto weniger Selbstbestimmung hast Du letzten Endes gehabt, wie man ja auch bei Lisette sehr schön gesehen hat. Ich finde die viktorianische Äre / Kaiserzeit auch sehr interessant, aber dauerhaft dort leben, nein, sicher nicht.

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Richtig. Aber das Problem war, je besser Du materiell abgesichert warst, desto weniger Selbstbestimmung hast Du letzten Endes gehabt, wie man ja auch bei Lisette sehr schön gesehen hat. Ich finde die viktorianische Äre / Kaiserzeit auch sehr interessant, aber dauerhaft dort leben, nein, sicher nicht.

    Ich meinte das auch schichtübergreifend, dass ich als Frau damals nicht hätte leben wollen.

  • In diesem Abschnitt kam dann auch das berühmte Goldschlägerhandwerk von Schwabach zu seinem Auftritt, ich fand es mindestens so interessant wie Lisette, als Hans alles erklärt hat. Ich hab vor einiger Zeit in Schwabach mal eine Nachspeise mit Blattgoldflocken gegessen, war schon ein komisches Gefühl. *g*

    Die genaue Beschreibung dieses Handwerks fand ich auch richtig spannend und sehr interessant.

  • Offenbar ist die LIebe hier in dem Buch eher der große "Buhmann", wenn Paare sich in Liebe finden passieren ihnen fast nur schreckliche Sachen.



    Leicht irritiert war ich ja ehrlich gesagt von dieser eigenartigen Schafkopfrunde der Schwabacher Honoratioren auf der Nackten. WTF? Da würde mich ja interessieren, woher das bekannt ist. Stand das in Fritz' Tagebuch oder war das damals generell in Mode?

    Tja, die Liebe... ich hab mal mit einem Ägypter darüber diskutiert, wie deren Konzept der Verheiratung und Ehe ist. Hab ihm gesagt, dass ich das ganz schlecht fände, dass die Eltern die Braut aussuchen und es zu erzwungenen Ehen (vor allem für die Frauen) kommt. Da hat er damit gekontert, dass angesichts unserer Scheidungsraten die Liebe und freiwillige Heirat wohl auch keine Garantie sei...


    Die Schafkopfrunde ist verbürgt. Eine der vielen Geschichten über alte Zeiten, die man sich in Schwabach erzählt. Ich kenne jemanden, dessen Urgroßvater dabei war...


    O Gott, und die Gusti! Ich werde immer kleiner... Werd ich alt? Hab ich Probleme mit der KOnzentration? Und könntest Du, Paradise, bitte in Zukunft mein Geschreibsel Korrektur lesen ;-)))

  • Die Schafkopfrunde ist verbürgt. Eine der vielen Geschichten über alte Zeiten, die man sich in Schwabach erzählt. Ich kenne jemanden, dessen Urgroßvater dabei war...

    Cool. Solche Annekdoten zu erzählen bzw. zu hören macht bestimmt viel Spaß. :lache

    O Gott, und die Gusti! Ich werde immer kleiner... Werd ich alt? Hab ich Probleme mit der KOnzentration? Und könntest Du, Paradise, bitte in Zukunft mein Geschreibsel Korrektur lesen ;-)))

    Ich steh jederzeit zur Verfügung. :lache Ist ja nicht weiter wild, ich muss sagen, in Büchern die mich ansonsten so fesseln, finde ich so kleine Fehler nicht weiter schlimm. Ich hab mich nur gewundert, als Lisette eingesperrt wurde, wer denn die Gusti sein soll und hatte erst mal auf irgendein Dienstmädchen getippt.

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • In diesem Kapitel finden sich sehr viele Paare, weil es halt das beste ist, weil sie von der sozialen Schicht oder der Arbeit gut zusammenpassen, aber in den wenigsten Fällen spielt die Liebe eine Rolle. Offenbar ist die LIebe hier in dem Buch eher der große "Buhmann", wenn Paare sich in Liebe finden passieren ihnen fast nur schreckliche Sachen. :lache

    Da dürfte manch einer, der das Buch wegen dem Klappentext gekauft hat, etwas enttäuscht sein. :lache


    Die genaue Beschreibung des Goldschlägerhandwerks fand ich auch sehr interessant.


    Dass Käthe den armen Viktor wegschickt passt zu ihr, das hatte ich gleich erwartet, als er auf sie trifft.

  • Ich finde es führt ein bisschen in die falsche Richtung. Ich vermute der Verlag wollte da gerne die Kundschaft ansprechen die offenbar zur Zeit recht begeistert Frauenschicksale um die Jahrhundertwende lesen. Im Prinzip nicht verkehrt, wenn diese Leserschaft dadurch Dich und Deine Werke für sich entdecken. Andererseits kann es dann natürlich auch dazu führen, dass andere eher abgeschreckt werden, wie zum Beispiel der gute xexos der nach anfänglichem Zögern bei der Anmeldung zur Leserunde von dem Buch jetzt doch recht begeistert war.

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Als Käthe Viktor verjagt hat war ich sowas von wütend! Wie kann man ein Kind einfach so davon jagen! :fetch:schlaeger Gut, sie hat damit der Familie 4 Jahre Ruhe erkauft, aber sie hätte wohl in Kauf genommen, dass ihr Enkel dabei auch draufgeht.

    Als es dann rauskommt reagiert die Familie ja wirklich biestig. Alle nur aufs Geld aus....

    Auch dass Lisette das Glück verwehrt wurde hat mich echt aufgeregt.


    Und zum Schluß Sophie: Da findet sie endlich etwas Glück und dann dieser dumme Unfall! Ich hätte ihr echt gewünscht, dass sie noch ein paar Jahre mit ihrem Robert hat.


    Dass Sasha am falschen Bahnhof stand ist ja wirklich tragisch. Allerdings frage ich mich, ob sie mit Fritz glücklicher geworden wäre. Und ob Fritz mit ihr zusammen weniger arbeitswütig geworden wäre. Eigentlich ist er ja nur mit seiner Firma verheiratet.


    Ich bin mal gespannt, ob wie noch mehr von Leo und seiner Familie zu hören bekommen.


    Zum Layout: Ich finde es jetzt nicht so kitschig und auch halbwegs zur Zeit passend.

    Im Klappentext ist übrigens auch ein Fehler, Hans ist ja keiner der Fabrikarbeiter.... Generell ist der Klappentext recht irreführend, schliesslich geht es ja nicht hauptsächlich um die Liebe in der Familie Ribot. Und Sasha hatte ja nur einen kleinen Auftrtitt.


    Manchmal wünsche ich mir auch ne Zeitmaschine... allerdings hätte ich gerne eine, wo ich nur kucken kann und nicht interagieren ;-) so ne Art Fernseher in die Vergangenheit.

  • Bin mit dem Abschnitt noch nicht durch... die Wartezeit beim Arzt war kürzer als gedacht. ;)


    In diesem Abschnitt kam dann auch das berühmte Goldschlägerhandwerk von Schwabach zu seinem Auftritt, ich fand es mindestens so interessant wie Lisette, als Hans alles erklärt hat. Ich hab vor einiger Zeit in Schwabach mal eine Nachspeise mit Blattgoldflocken gegessen, war schon ein komisches Gefühl. *g*

    Hans' Erklärungen fand ich auch sehr faszinierend!


    Und mit haben auch in diesem Abschnitt wieder die Erwähnungen von Produkten und Firmen gefallen, die es heute noch gibt (z.B. Steiff, Coca Cola)

  • Ich finde es führt ein bisschen in die falsche Richtung. Ich vermute der Verlag wollte da gerne die Kundschaft ansprechen die offenbar zur Zeit recht begeistert Frauenschicksale um die Jahrhundertwende lesen. Im Prinzip nicht verkehrt, wenn diese Leserschaft dadurch Dich und Deine Werke für sich entdecken. Andererseits kann es dann natürlich auch dazu führen, dass andere eher abgeschreckt werden, wie zum Beispiel der gute xexos der nach anfänglichem Zögern bei der Anmeldung zur Leserunde von dem Buch jetzt doch recht begeistert war.

    Das sehe ich auch so.

    Wenn nicht Sabine Weigand drauf gestanden hätte, hätte ich es nicht gekauft.

  • Dass Sasha am falschen Bahnhof stand ist ja wirklich tragisch. Allerdings frage ich mich, ob sie mit Fritz glücklicher geworden wäre. Und ob Fritz mit ihr zusammen weniger arbeitswütig geworden wäre. Eigentlich ist er ja nur mit seiner Firma verheiratet.

    Ich könnte mir aber vorstellen, dass Sascha schon durch die andere Art der Erziehung besser mit dieser Rolle klargekommen wäre, weil sie eben von Anfang an nicht die Freiheiten gewohnt war, die Sophie kannte.

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Fritz wäre vielleicht nicht mal so erfolgreich geworden, da er ja dann sicher keinen Ausflug nach Amerika gemacht hätte.


    Das Cover sieht halt etwas nach Mädchenbuch ;) aus, aber es enthält stattdessen auch noch einen hohen politischen, kulturgeschichtlichen und wirtschaftlichen Anteil. Das zeigt mir das Cover eher nicht, auch wenn es grundsätzlich recht schön ist.