'Trümmerkind' - Seiten 224 - Ende

  • Ich teile die Kritik weiterhin nicht so und kann auch mit Aussage wie "die Figuren bleiben blass" nicht viel anfangen. Allerdings hätte ich mir am Ende auch noch mehr Aufklärung darüber gewünscht, was nun Fiktion und was Realität ist.


    Vielleicht hätte sich die Autorin insgesamt mehr Zeit lassen sollen? Der Inhalt hätte für wesentlich mehr Buchseiten gereicht.

    Mehr Seiten hätten dem Buch vielleicht wirklich gut getan.

  • Borrmanns Schreibstil ist schon etwas speziell, aber das macht ihn auch so einzigartig und aus meiner Sicht einzigartig gut. Sie schreibt ja immer weniger als sie eigentlich aussagt. Bei ihr schwingen immer viele Aussagen implizit mit, sie lässt ganz viel Gelegenheit für eigene Gedanken. Ich fand das richtig gut bei "Wer das Schweigen bricht", aber das war auch mein erstes Buch von ihr und da war das alles ja noch neu für mich. Ich empfinde ihre Bücher fast als kleine Kunstwerke. ;):love:

  • In einer Amazon-Rezension mit einem Stern steht:

    "Die Story springt zwischen den 40er und den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts hin und her. So wird es unmöglich, zu den einzelnen Figuren eine Beziehung aufzubauen, zumindest mir. Man muss sich doch aber mit der einen oder anderen Figur zumindest etwas identifizieren können, oder nicht?"

    :grin


    Das spiegelt sich ja hier im Forum auch in einigen Meinungen wider. Dieses "muss" im letzten Satz wäre bei mir maximal ein "kann". Das dieses Identifizieren ein Kriterium beim Lesen ist, kenne ich aber auch erst seit dem Austausch im Forum. Früher - alleine - wäre ich nie auf die Idee gekommen, dass dies wichtig oder überhaupt möglich ist. :unverstanden

    Borrmann schreibt mit Sicherheit kein Gefühlskino.

  • Ich bin ja eine der wenigen hier (oder der beiden) in der Runde, die das Buch nicht unbedingt mochte. Das liegt aber nicht daran, dass ich zu den Figuren keine Beziehung aufbauen oder ich mich nicht mit ihnen identifizieren konnte. Darum geht es mir eigentlich eher weniger. Das braucht ein Buch auch für mich nicht, um ein gutes Buch zu sein, mich zu fesseln und zu beeindrucken.


    Ich finde, dass auf diesen wenigen Seiten viel zu viel erzählt werden soll bzw. viel zu viele Themen aufgegriffen, denen die Autorin nicht gerecht werden kann. Ich lese parallel dazu "Heimatmuseum" von Siegfried Lenz, der sich zum großen Teil ebenfalls mit dem Kriegsende, Flucht u. ä. beschäftigt, habe zeitgleich "Der Reisende" von Ulrich Alexander Boschwitz als Hörbuch gehört, was beides ein Grund sein könnte, warum mir "Trümmerkind" zu oberflächlich ist.

    Außerdem gefällt mir einfach Borrmanns Schreibstil auch nicht wirklich. Und das wiederum ist einfach reine Geschmackssache. Ich verstehe deine bzw. eure Begeisterung für sie als Autorin, ich teile sie nur eben nicht. Beides ist völlig in Ordnung und die Leserunde fand ich auch gut. Ein Buch muss mir nicht gefallen, damit das gemeinsame Lesen mir Spaß macht.

  • Das dieses Identifizieren ein Kriterium beim Lesen ist, kenne ich aber auch erst seit dem Austausch im Forum. Früher - alleine - wäre ich nie auf die Idee gekommen, dass dies wichtig oder überhaupt möglich ist.

    Männer sehen das in der Regel auch etwas anders als weibliche Leser, wobei man das natürlich nicht verallgemeinern kann. Ich habe bei gerade beim Lesen eher den "männlichen" Blick auf ein Buch, glaub ich.

    Meine Schwiegertochter z.B. liest gerade ein Buch, das meinen Sohn und mich begeistert hat. Sie mag es nicht sonderlich, weil sie alle Personen unsympathisch findet. Ich hatte auch keine der Figuren besonders ins Herz geschlossen, finde das aber nicht weiter wichtig, weil die Romanidee und deren Ausgestaltung klasse ist.

    So gehen die Ansichten und Geschmäcker eben auseinander - was aber auch sehr bereichernd sein kann :).

  • Von mir ist die Rezi jedenfalls nicht, denn ich schreibe keine Rezis bei amazon.


    Vielleicht noch mal zum letzten Mal:

    Ich brauche bei einem Buch weder ein Happyend noch sympathische Figuren.

    ( Einer meiner liebsten Klassiker ist "Wuthering Heights", bei dem es keine einzige sympathische Figur gibt:grin)

    Und Gefühlskino und rosa Zuckerguss muss ich erst recht nicht haben!

    Warum ich diesmal nicht so angetan war von Borrmanns Roman, habe ich in den Abschnitten mehrmals erklärt.

    Ich kann verstehen, dass und was ihr am Buch mögt, aber ich muss das nicht teilen. Das gemeinsame Lesen und der Austausch haben mir trotzdem Freude gemacht!:knuddel1

  • Männer sehen das in der Regel auch etwas anders als weibliche Leser, wobei man das natürlich nicht verallgemeinern kann. Ich habe bei gerade beim Lesen eher den "männlichen" Blick auf ein Buch, glaub ich.

    Meine Schwiegertochter z.B. liest gerade ein Buch, das meinen Sohn und mich begeistert hat. Sie mag es nicht sonderlich, weil sie alle Personen unsympathisch findet. Ich hatte auch keine der Figuren besonders ins Herz geschlossen, finde das aber nicht weiter wichtig, weil die Romanidee und deren Ausgestaltung klasse ist.

    So gehen die Ansichten und Geschmäcker eben auseinander - was aber auch sehr bereichernd sein kann :).

    Jetzt bin ich neugierig. Welches Buch liest deine Schwiegertochter denn gerade?

  • Ich bin schon länger durch, hatte aber noch keine Zeit hier was zu schreiben.


    Mir hat das Buch auch sehr gut gefallen, alle drei Erzählstränge konnten mich auf ihre Art fesseln, wobei mir der um die "Dietzens" am besten gefallen hat.


    Vielleicht hätte sich die Autorin insgesamt mehr Zeit lassen sollen? Der Inhalt hätte für wesentlich mehr Buchseiten gereicht.

    Ein paar Seiten mehr hätten dem Buch bestimmt nicht geschadet. Vor allem in der zweiten Hälfte ging dann doch alles sehr schnell.

  • Ich habe eh ein Faible für dystopische Fantasy und so was wie Scythe hatte ich noch nicht gelesen, gerade die philosophischen Aspekte im Hintergrund fand ich hochinteressant. Nun warte ich auf die Fortsetzung, die mein Sohn grad liest.

    Wir haben einen Deal gemacht, weil wir öfter Bücher tauschen, ich kaufe den zweiten Teil von Lost in Fuseta und er die Fortsetzung von Scythe :-].

  • So, ich habe auch fertig gelesen.

    Genau wie Saiya lässt mich das Buch mit einem leicht enttäuschten Gefühl zurück.

    Da kann ich euch nur zustimmen. Es ist das schwächste Buch von Borrmann, das ich bisher gelesen habe. Vor allem sprachlich finde ich es nur gewöhnlich. Inhaltlich erinnert es mich sehr an "Gestorben wird immer", das auch 2016 erschienen ist. :gruebel Da ist "Trümmerkind" allerdings doch um Welten besser.

    Trotzdem finde ich nicht, dass es oberflächlich ist. Es ist eher so, dass diese Zeit in vielen Familien und Lebensläufen eine Grauzone ist und so empfinde ich das hier auch.


    Zum Thema Wahrheit und Fiktion: In habe ein Interview mit der Autorin gesehen, in dem sie sagt, dass es diese Trümmermorde wirklich gegeben hat, die bis heute ungeklärt sind. Sie hat versucht, den Toten eine (Lebens)-Geschichte zu schreiben.

    Edit: Hamburger Trümmermörder

    Das Interview gibt es leider nur auf Youtube.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

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  • Den Wikipediaeintrag habe ich auch schon gelesen, dazu gibt es noch ein paar andere Zeitschriftenartikel dazu. Borrmann hielt sich - was die vier Opfer anbelangt - sehr eng an die Historie. Das Buch von Cay Radermacher "Der Trümmermörder" lese ich bestimmt auch irgendwann.

  • Mich hat das Buch etwas zwiegespalten zurück gelassen. Ich habe vorher noch kein Buch der Autorin gelesen, habe daher keine Vergleichsmöglichkeit. Mir hat der Stil des Buches sehr gefallen und die Geschichte/n fand ich auch sehr spannend. Vielleicht hätte es den Figuren und der Geschichte gut getan, wenn das Buch dicker gewesen wäre....so kam mir alles ein wenig zu schnell vor, eher wie eine lange Kurzgeschichte.....(finde gerade nicht die richtigen Worte um das zu erklären..:gruebel)

    Ich fand Schluss für mich nicht befriedigend. Hätte Joost nicht einen DNS Test machen können, um seine Familienzugehörigkeit zu klären? Oder gab es das noch nicht Anfang der 90er?

    Aber ansonsten fand ich das Buch gut, ich empfehle es gerne weiter und werde sicher weitere Bücher der Autorin lesen.

  • Ich fand Schluss für mich nicht befriedigend. Hätte Joost nicht einen DNS Test machen können, um seine Familienzugehörigkeit zu klären? Oder gab es das noch nicht Anfang der 90er?

    DNA Tests gab es damals zwar schon, allerdings steckten die Verfahren noch in den Kinderschuhen und die Verwandten waren ja schon 50 Jahre tot,