'Trümmerkind' - Seiten 224 - Ende

  • Umständehalber habe ich das Buch gestern Abend bzw. letzte Nacht zu Ende gelesen.

    Da das Buch ja in so gut wie allen Bereichen nur an der Oberfläche kratzt, liest sich ja auch entsprechend leicht. Ich finde, dass das den Themen nicht gerecht wird. Vielleicht reicht es für einen guten Krimi (da kenne ich mich ja nicht so aus), aber die Verknüpfung von Kriminalhandlung und gesellschaftlichen/politischen/historischen Themen habe ich woanders schon besser gelesen.


    Dass mir das Buch - bis auf die Dietzens - nur so "geht so" ;-) gefallen hat, habe ich ja schon deutlich gemacht. Den Epilog fand ich da fast schon lustig. Es wirkt als wollte Mechthild Borrmann unbedingt ein Happy End vermeiden. In der Danksagung erwähnt sie das Hamburger Staatsarchiv, das ihr bei der Recherche geholfen hat. Leider erwähnt sie nicht, was Tatsache und was Fiktion ihres Buches ist. Das hätte mich interessiert und dem Buch gut getan, finde ich.


    Das Buch will alles sein, historischer Roman, Familiengeschichte und Krimi, wird dabei aber keinem Genre wirklich gerecht. Durch die wenigen Seiten wirkt die Geschichte auf mich deshalb auch oberflächlich und distanziert. Es ist unterhaltsam geschrieben und liest sich locker flockig weg. Aber mir reicht das für ein sehr gutes Buch nicht.

  • So, ich habe auch fertig gelesen.

    Genau wie Saiya lässt mich das Buch mit einem leicht enttäuschten Gefühl zurück.

    Die Figuren blieben für mich, bis auf die Handlungsebene von Agnes und ihren Kindern, doch recht blass und auf Distanz. Die Gesamtgeschichte fand ich zwar gut gedacht, aber die Autorin konnte mich nicht überzeugen und die Geschichte mich nicht mitnehmen. Viele geschichtlich interessante Themen wurden angerissen, aber blieben meist nur oberflächlich und für mich einseitig behandelt.


    Den Epilog fand ich da fast schon lustig. Es wirkt als wollte Mechthild Borrmann unbedingt ein Happy End vermeiden.

    Ich kann den Schluss so nicht nachvollziehen, besonders dass Anne wieder mit Thomas zusammen lebt, "aber nicht verheiratet", und auch nicht, was das mit dem gelesenen Buch zu tun haben soll. Brauchte sie einen Schluss?:unverstanden

    Hätte nur noch gefehlt, dass Joost noch irgendwo im Gutshof DNA des kleinen Konrad findet und zweifelsfrei beweisen kann, das sie eine Person sind.

    Das Buch will alles sein, historischer Roman, Familiengeschichte und Krimi, wird dabei aber keinem Genre wirklich gerecht.

    Besser hätte ich es nicht zusammenfassen können.

  • Nun hatte ich endlich Zeit und bin ähnlich fix hindurchgeflogen wie ihr zuvor.


    Genau wie bei euch Clare und Saiya hat sich meine Sicht auf dieses Buch nicht geändert. Mir gefiel es ausnehmend gut bis zum Ende.

    Das Buch will alles sein, historischer Roman, Familiengeschichte und Krimi, wird dabei aber keinem Genre wirklich gerecht.

    War es dein erstes Buch dieser Autorin, Saiya? Vielleicht hast du es schon mal geschrieben, aber ich weiß es nicht mehr.

    Für mich war es das Vierte, glaub ich. Und soweit ich mich erinnere, ist genau das ihre Art zu schreiben, ein Mix aus historisch-zeitgeschichtlich, Familiengeschichte und Krimi. Und für mein Empfinden gelingt ihr das ausgesprochen gut. Mich hat jedes einzelne ihrer Bücher gefesselt und überzeugt.

    Du hast schon recht, es geht in keinem dieser Bereiche wirklich in die Tiefe, aber mir reicht es vollkommen, wie sie die Themenbereiche anreißt bzw. ausführt. Zu keinem Zeitpunkt habe ich die Geschichte als oberflächlich empfunden, kann aber verstehen, dass je nach Erwartungshaltung gerade bei solch sensiblen Themen dieser Eindruck bleibt.

    Es ist letztlich, wie immer, Geschmackssache.

  • Luise war letztlich der Prototyp jener, die sich schuldig gemacht haben und nicht bereit waren in irgendeiner Form dafür Verantwortung zu übernehmen. Die werden immer anderen zugewiesen. Jämmerlich und weinerlich - nicht leicht für Anna, die Erkenntnis was sie für eine Mutter hat und wer sie über Jahre hinweg geprägt hat.


    Die Figuren blieben für mich, bis auf die Handlungsebene von Agnes und ihren Kindern, doch recht blass und auf Distanz.

    Das waren sie für mich auch, nur hat es mich nicht gestört.

    Eher im Gegenteil. Bei solch intensiven Geschichten brauche ich die Distanz.

  • Lumos ich habe mit euch zusammen Die andere Hälfte der Hoffnung gelesen. Das Buch hat mir besser gefallen und mich viel mehr berührt. Aber auch hier war es der Erzählstrang (es gab nur 2), der wenig mit Krimi zu tun hatte, der mich mehr gefesselt hat. An diese (von mir so wahrgenommene) Oberflächlichkeit und Distanziertheit wie hier, kann ich mich nicht erinnern, im Gegenteil.

  • Lumos ich habe mit euch zusammen Die andere Hälfte der Hoffnung gelesen. Das Buch hat mir besser gefallen und mich viel mehr berührt. Aber auch hier war es der Erzählstrang (es gab nur 2), der wenig mit Krimi zu tun hätte, der mich mehr gefesselt hat. An diese (von mir so wahrgenommene) Oberflächlichkeit und Distanziertheit wie hier, kann ich mich nicht erinnern, im Gegenteil.

    Ein Gedächtnis wie ein Sieb :S.

    Ja, diese Geschichte war nicht ganz so komplex was die Erzählstränge angeht und ein anderes Thema. Aber ungeheuer berührend und mehr unter die Haut, das stimmt.


    Aber, wie gesagt, bei diesen Kriegs- und Nachkriegsgeschichten bin ich persönlich für ein bisschen Distanz immer dankbar.

  • Auch ich bin durch. Die Trümmermorde wurden nach 50 Jahren aufgeklärt. Die Schuldigen sind zwischenzeitlich verstorben. In den Wirren der Nachkriegszeit fiel nicht auf, dass eine Familie verschwunden ist. Auch bedingt durch die zwei verschiedenen politischen Systeme. So konnte Luisa unbehelligt mit falschen Namen leben. Sie zeigte bei dem Verhör wenig Einsicht. Letztendlich hat sie durch den Suizid sich vor der Verantwortung gedrückt.

    Es war nicht der erste Roman der Autorin, den ich gelesen habe. Es ist bekannt, dass sie diese Mischung aus Familiengeschichte und Krimi macht.

    Hätte nur noch gefehlt, dass Joost noch irgendwo im Gutshof DNA des kleinen Konrad findet und zweifelsfrei beweisen kann, das sie eine Person sind.

    Die Möglichkeit besteht ja noch. Es gibt ja noch das Familiengrab.:grin

  • Ich verstehe, was du meinst. Ich muss auch nicht das oder jedes Grauen bis ins Detail geschildert haben.

    Das muss ich erst recht nicht haben. Das meine ich auch nicht, wenn ich von "distanziert" spreche. Was ich damit meine, habe ich u. a. versucht im ersten Beitrag dieses Threads hier zu erklären. Ist mir scheinbar nicht gelungen. ;-)

  • Das muss ich erst recht nicht haben. Das meine ich auch nicht, wenn ich von "distanziert" spreche. Was ich damit meine, habe ich u. a. versucht im ersten Beitrag dieses Threads hier zu erklären. Ist mir scheinbar nicht gelungen. ;-)

    Ich glaube zu wissen, was du meinst, Saiya . Distanz bedeutet nicht nur weniger detailliertes Beschreiben von Emotion und Grauen. Ich nehm noch mal das Beispiel von Die Farben des Himmels. Auch dort wird das persönliche Drama von Christina irgendwie "dinstanziert" beschrieben und ich spürte keine Bindung an die Figuren, und doch ging es mir richtig unter die Haut, so dass ich mich beim Lesen oft bedrückt gefühlt habe.

    Hier war das nicht der Fall. Trotz der dramatischen Ereignisse und traumatisierenden Situationen konnte ich das Buch "locker" lesen.

  • Ich glaube zu wissen, was du meinst, Saiya . Distanz bedeutet nicht nur weniger detailliertes Beschreiben von Emotion und Grauen. Ich nehm noch mal das Beispiel von Die Farben des Himmels. Auch dort wird das persönliche Drama von Christina irgendwie "dinstanziert" beschrieben und ich spürte keine Bindung an die Figuren, und doch ging es mir richtig unter die Haut, so dass ich mich beim Lesen oft bedrückt gefühlt habe.

    Hier war das nicht der Fall. Trotz der dramatischen Ereignisse und traumatisierenden Situationen konnte ich das Buch "locker" lesen.

    Danke für das Beispiel! Genau das meine ich. :knuddel1

  • Ich teile die Kritik weiterhin nicht so und kann auch mit Aussage wie "die Figuren bleiben blass" nicht viel anfangen. Allerdings hätte ich mir am Ende auch noch mehr Aufklärung darüber gewünscht, was nun Fiktion und was Realität ist.


    Vielleicht hätte sich die Autorin insgesamt mehr Zeit lassen sollen? Der Inhalt hätte für wesentlich mehr Buchseiten gereicht.

  • Ich teile die Kritik weiterhin nicht so und kann auch mit Aussage wie "die Figuren bleiben blass" nicht viel anfangen. Allerdings hätte ich mir am Ende auch noch mehr Aufklärung darüber gewünscht, was nun Fiktion und was Realität ist.


    Vielleicht hätte sich die Autorin insgesamt mehr Zeit lassen sollen? Der Inhalt hätte für wesentlich mehr Buchseiten gereicht.

    Was mich betrifft, ist es wohl einfach so, dass diese Art Geschichte oder dieses Genre (wie immer man es nennen will) einfach nicht mein Ding ist. Wahrscheinlich werden wir gegenseitig die Abneigung oder Begeisterung dafür nie wirklich teilen können. :wave