'Jahre aus Seide' - Seiten 369 - 436

  • Ich glaube auch, dass man sich gerne auch immer sagt, das trifft doch nur die anderen. In Deutschland gab es ja zu dem Zeitpunkt schon länger mehr keine antisemitischen Übergriffe mehr. Und was in Russland passiert, gilt ja für Deutschland nicht. Verdrängen funktioniert da schon gut.

  • . Außerdem habe ich das Gefühl, dass Karl sich sehr an das Leben in Krefeld klammert und sich deswegen solche Vorkehrungen auch nicht erlaubt.

    Das stimmt. Er hat sich dort Wohlstand und Ansehen gesichert, es ist seine Heimat, wer verlässt die schon gerne.

  • Das Hin und Her bei den Überlegungen, ob man bleiben soll oder nicht, kann ich gut verstehen. Keiner wusste, was auf sie zukommt und man hat ja auch immer noch an den Rechtsstaat geglaubt. Alles aufgeben, keine Sicherheiten mehr haben und auch die Familie vielleicht trennen müssen, um ins Unbekannte zu ziehen, ist schon ein sehr waghalsiger Schritt.

  • In diesem Abschnitt passiert so viel. Ruth findet in Kurt ihren ersten Freund und ich finde die beiden einfach wunderbar. Wie die beiden sich vorsichtig annähern und es immer inniger wird.


    Dann das Wochenendhäuschen das ein ganz toller Rückzugsort ist und ausschließlich der Erholung dient.


    Dann die Fahrt zur Weltausstellung. Ich konnte mir Ruth so richtig vorstellen, wie sie neugierig alles erkundet und ihre Begeisterung über all die Neuigkeiten.


    Ach wenn doch alles so harmonisch weitergehen würde!!!

  • In diesem Abschnitt spürt man zwar deutlich, dass die politische Lage immer kritischer wird und man den Juden immer mehr zusetzt, aber andererseits scheint die Familie noch viel zu verdrängen. Mit dem Rückzugsort an der Kull und dem Ausflug zur Weltausstellung bewahrt man sich ein Stückchen heile Welt.

    Insofern war der Kauf des Grundstücks auch eine tolle Aktion von Karl, auch wenn ich erst mal nicht verstanden habe, weshalb er dafür Geld ausgibt, dass die Familie womöglich noch dringend für ihre Ausreise benötigt. Aber vermutlich hoffen alle noch, dass es nicht so schlimm wird und die Familie in Deutschland bleiben kann.

    Dass wir wissen, dass das nicht so sein wird, hinterlässt ein ganz schön flaues Gefühl im Magen. :(

  • hier wird immer deutlicher, das auch die Familie sich vor den Repressalien nicht verstecken kann. Noch ist es nicht soooooo schlimm, das sie nicht mehr leben können, ihnen geht es noch gut, aber Martha bekommt (warum auch immer) eine Nervenerkrankung, die mit Kuren behandelt werden muss. Irgendwie kam mir da so spontan der Gedanke: sie ist nie in den Drucksituationen gewesen, wie viele andere Frauen: Arbeiten, Haushalt, Kindererziehung, politischen Druck. Martha hat immer.... sagen wir ein privilegierteres Leben führen können. Ob das der Auslöser für die Erkrankung war, ob ihr bewusst wurde, das ihre "Samtzeit" vorbei ist?


    Ruth findet ihren ersten Freund. Schön zu erleben, wie diese zarte Liebe entsteht und weiter lebt..... Mal sehen, ob die beiden zusammen bleiben können, ob oder was sie trennt bzw. ob sie sich wieder finden.