'Die Erfindung der Flügel' - Teil 2

  • Ich habe mir so Gedanken gemacht, ob Sarahs Mutter, die nun wirklich keine Sympathieträgerin ist, sich nie etwas anderes vorgestellt hat als 10 Kinder zu bekommen und dem Haushalt ihres Mannes vorzustehen. Aber sie kannte es auch nicht anders.

    Wie ist sie so geworden, so verbittert, herrisch, lieblos?

    Ich glaube das war die Szene, als sie Sarah sozusagen getröstet hat, als ihr alle Bücher etc. genommen wurden. Da habe ich für mich gespürt, dass die Mutter auch früher ein eher rebellisches Mädchen gewesen war, aber auf dieselbe Art gebrochen wurde wie Sarah. Das Verständnis und die Hilfe hatte sich da aber bereits erschöpft. Im Prinzip war sie von ihrem Mann verlassen worden, als dieser Probleme in seiner Arbeit bekam. Ob das nun Parkinson war oder ein anderes Nervenleiden, sie war von d an auf sich gestellt und wohl auch ziemlich einsam.

    Die Töchter galten nichts, auf die konnte sie nicht zählen und die Söhne hätten ihre Mutter nie mehr als den Konventionen geschuldet unterstützt.

  • Ich habe dummerweise den Fehler gemacht, den Wikipedia-Eintrag zu Sarah Grimke zu lesen, nachdem ich hier erfahren habe, dass der Roman auf einer wahren Geschichte beruht. ich habe mir damit die Spannung zum großen Teil verdorben. Schon die Artikelüberschrift war zu viel.


    Also macht das nicht!!!

    Oh, das ist aber ärgerlich :wow.

    Danke für den Hinweis, aber ich schaue mir weitere Infos schon länger immer erst nach Beendigung des Buches an. Es sei denn, ich weiß sowieso, wie es ausgeht, bei bestimmten historischen Figuren und will nur mein Wissen etwas auffrischen.

    Sie ist es, die Handful ein Beispiel ist, ein Beispiel für Widerstand im Kleinen und aufrechte Haltung, für Selbstbewusstsein. Wäre Handful ohne Mutter im Haus der Grimkes aufgewachsen, hätte sie sich mit Sicherheit ganz anders entwickelt, denke ich.

    Das wäre gut möglich. Man kann nicht so genau sagen, wieviel die Gene ausmachen und wieviel das Umfeld.



    Eigentlich finde ich, dass sowohl Sarah als auch Handful Sklaven sind. Sarah muss sich in ein Leben Zwängen, dass sie ganz und gar nicht leben möchte.

    Ein wirklich interessanter Aspekt und interessant, dass du das hier schon so siehst.

    Im nächsten Abschnitt, den ich gerade beendet habe, kommt genau diese Aussage zur Sprache, nicht wörtlich, aber inhaltlich :wow :thumbup:.

    Ich denke, wenn Sarah nicht aus einer Juristenfamilie kommen würde, wäre ihr Berufswunsch wahrscheinlich schon ein anderer. Sie ist wissbegierig und will doch vor allem mehr vom Leben als nur Ehefrau und Mutter zu sein und in zwanzig Jahren zehn Kinder zu bekommen.

    Sie hat einen außerordentlichen Verstand und den konnte sie, solange sie durfte, in erster Linie an juristischen Dingen schulen. Insofern hast du bestimmt recht, wäre es eine Medizinerfamilie gewesen, hätte sie sich möglicherweise für diesen Bereich interessiert.

  • Sie hat einen außerordentlichen Verstand und den konnte sie, solange sie durfte, in erster Linie an juristischen Dingen schulen. Insofern hast du bestimmt recht, wäre es eine Medizinerfamilie gewesen, hätte sie sich möglicherweise für diesen Bereich interessiert.

    Ärztin hätte auch gut zu ihr gepasst, und das hätte sie genau so wenig werden können.


    Es sei denn, ich weiß sowieso, wie es ausgeht, bei bestimmten historischen Figuren und will nur mein Wissen etwas auffrischen.

    Aber über Sarah Grimke wusstest du nicht im Vorfeld schon Bescheid, oder?

    Das würde mich jetzt aber sehr deprimieren.


    Ich muss gestehen, ich musste erstmal nachschlagen, was "Abolitionismus" ist.:wow

  • Den Begriff kannte ich aus diversen Dokumentationen und Büchern. Sarah Grimké war mir aber auch kein Begriff, die Quäker schon. Sind die nicht schon in Onkel Toms Hütte aktiv?? Oder bei Tom Saywer? Auf jeden Fall hab ich schon von ihnen gelesen und über den Abolitionismus.

  • Tom Sawyer und Huck Finn gehörten zu den Helden meiner Kindheit. Ich weiß nicht, wie oft ich die Geschichten gelesen habe.

    Irgendwann will ich sie nochmal lesen, ob sie mir auch heute noch gefallen - keine Ahnung.

    Onkel Toms Hütte habe ich tatsächlich nie gelesen, als Kind bzw. Jugendliche ist es mir nicht in die Hände gefallen und später gab es dann wohl zu viel anderes. Aber eigentlich ein Klassiker, den man gelesen haben sollte, oder :/?

  • Am Anfang von dem Abschnitt gibt es eine Szene, die mich sehr berührt hat. Als Handful und ihre Mutter versuchen rauszufinden, wieviel sie eigentlich wert sind und Handful in diesem Buch die Liste liest, in der alle Gegenstände und auch Sklaven auf einen Wert geschätzt werden.

    Und wie stolz sie dann zuerst ist, als sie erkennt, dass sie selber mehr wert ist als alle anderen weiblichen Sklaven. Das hat mich irgendwie total erschüttert. Wie muss es denn sein, wenn jemand anderes darüber bestimmt, wieviel ein Mensch wert ist? Wie fühlt man sich denn, wenn man seinen eigenen Wert liest? Das ist doch einfach furchtbar, oder?

  • Und wie stolz sie dann zuerst ist, als sie erkennt, dass sie selber mehr wert ist als alle anderen weiblichen Sklaven. Das hat mich irgendwie total erschüttert. Wie muss es denn sein, wenn jemand anderes darüber bestimmt, wieviel ein Mensch wert ist? Wie fühlt man sich denn, wenn man seinen eigenen Wert liest? Das ist doch einfach furchtbar, oder?

    Tja, aber wie ist es denn heute?? Wie wird der Wert eines Menschen gemessen. Wieviele messen sich an ihrer finanziellen Situation, an ihrem beruflichen Erfolg??

    Aber ja, das ist furchtbar, vor allem, wenn man von anderen auf diese Weise begutachtet wird. Sklavenmärkte waren nicht viel besser als Pferdeschauen.

  • Und wie stolz sie dann zuerst ist, als sie erkennt, dass sie selber mehr wert ist als alle anderen weiblichen Sklaven. Das hat mich irgendwie total erschüttert. Wie muss es denn sein, wenn jemand anderes darüber bestimmt, wieviel ein Mensch wert ist? Wie fühlt man sich denn, wenn man seinen eigenen Wert liest? Das ist doch einfach furchtbar, oder?

    Einfach furchtbar!

    Handful und Charlotte haben Glück, weil sie so begabt und mit ihren Nähkünsten unentbehrlich für den Grimke-Haushalt sind.

    Die Gutachter damals unterscheiden sich vielleicht gar nicht so viel von den Kollegen, die heute den Kuckuck auf irgendwas kleben.

    Aber Menschen mit so einem Zahlenwert zu bemessen, ist wirklich entwürdigend.

  • Auch ich danke für die Warnung - ich wollte schon Google anschmeißen. Spar ich mir dann auf und mache es erst, wenn das Buch ausgelesen ist.;)


    Ich halte die Mutter für ziemlich unglücklich und verbittert. In der Szene in Abschnitt 1 kam es so rüber, als würde sie mit ihrer Härte versuchen, Sarah ihr eigenes Unglück zu ersparen. Funktioniert natürlich nicht.


    Auch ich habe gleich an die Quäker gedacht - aber wie soll sie mit Quäkern in Kontakt kommen? Ihre Möglichkeiten sind da ja schon sehr beschränkt. Und der Weg von einer Anglikanerin bis zur Quäkerin ist schon sehr weit.


    Die Szene, wie sie ihren Wert herausfindet, hat mich auch sehr berührt. Besonders, dass am Ende der Liste die alte Sklavin steht, die quasi abgeschrieben ist. Nach einem ganzen Leben als Sklavin für andere noch einen Wert von 1 Dollar - das ist wirklich kaum erträglich.

  • Auch ich danke für die Warnung - ich wollte schon Google anschmeißen. Spar ich mir dann auf und mache es erst, wenn das Buch ausgelesen ist.

    Gute Entscheidung!


    Ich halte die Mutter für ziemlich unglücklich und verbittert. In der Szene in Abschnitt 1 kam es so rüber, als würde sie mit ihrer Härte versuchen, Sarah ihr eigenes Unglück zu ersparen. Funktioniert natürlich nicht.

    Ich finde auch, dass die Mutter, und ich mag sie auch nicht, eine tragische Figur ist. Sie macht, was sie kennt, etwas anderes kann und weiß sie nicht. Ich möchte nicht verteidigen, wie sie sich den Sklaven und ihren Kindern gegenüber verhält, aber ich kann nachvollziehen, wie es dazu kam.

    Auch ich habe gleich an die Quäker gedacht - aber wie soll sie mit Quäkern in Kontakt kommen? Ihre Möglichkeiten sind da ja schon sehr beschränkt. Und der Weg von einer Anglikanerin bis zur Quäkerin ist schon sehr weit.

    In ihrer Heimatstadt gab es auch Quäker.