Der Zopf von Laetitia Colombani

  • Entweder sie verhungern beide, weil sie kein Geld mehr haben, um sich Essen zu kaufen; oder sie finden eine mildtätige Seele, die sie ernährt.

    Oder sie geraten in eine ähnlich demütigende Abhängigkeit wie zuvor.


    Falls sie es widererwarten bis zu ihren Verwandten schaffen, werden sie dort kaum mit offenen Händen empfangen, denn das sind ja auch Dalits, die am Existenzminimum herumkrebsen.

    Viel Hoffnung sehe ich da nicht für die Erfüllung ihrer Träume - solange es einigermaßen realistisch zugehen sollte.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Diana Wynne Jones: Howl's Moving Castle

  • Spontankauf, das Ebook ist gerade im Angebot. Der Kilopreis :grin und einige Rezensionen wirkten überzeugend.


    ASIN/ISBN: 359614583X

    Bombay 1975. Vier Menschen treffen aufeinander. Ihre Schicksale verknüpft Rohinton Mistry meisterlich zu einem großen Roman. Wir bedgenen Dina Dalal, einer Frau Anfang Vierzig und Maneck Kohlah, einem Studenten aus dem Gebiet des Himalaja; dem unglaublich optimistischen Ishvar Darji und seinem widerspenstigen Neffen, zwei Schneidern, die vom Land in die Stadt geflohen sind.

    Seine großen erzählerischen Bögen spannt Misty von den grünen Tälern des Himalaja bis in die Straßen von Bombay. Er erzählt von Rajaram, dem Haarsammler; dem geschäftstüchtigen Bettlermeister, Herr über eine Bettlerarmee; oder Mr Valmik, einem Korrekturleser, der eine Allergie gegen Druckerschwärze entwickelt.

    ›Das Gleichgewicht der Welt‹ läßt den indischen Subkontinent vor den Augen der Leser entstehen - ein Kosmos, der nur auf den ersten Blick fremd erscheint.

    Danke für den Tipp, ich habe mir das Buch gleich gegönnt :grin

  • Drei Frauen, drei Leben, drei Kontinente – dieselbe Sehnsucht nach Freiheit

    Ich finde diese Aussage in der Kurzbeschreibung trifft nicht zu. Diese Frauen und ihre Motivationen sind so unterschiedlich, dass sie gar nicht dieselbe Sehnsucht nach Freiheit haben können.

    Bei Smita ist es eher die Sorge um die Zukunft ihrer Tochter, die sie veranlasst ihre scheussliche Lebenssituation zu verlassen.

    Giulia strebt auch nicht nach Freiheit sondern sie bemüht sich das Familienunternehmen zu retten.

    Sarah wird unfreiwillig freigestellt. Sie will gesund werden und dann vielleicht wieder ihre anerkannte Position zurück erobern. Das hat auch nicht viel mit "Sehnsucht nach Freiheit" zu tun.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Diana Wynne Jones: Howl's Moving Castle

  • Ich habe mir ja über weite Strecken des Buches vorgestellt, wie die drei Frauen sich echt begegnen könnten. Da war eigentlich nur die Lösung, dass Giulia und Sarah nach Indien reisen. Giulia, weil sie Kamal geheiratet hat und mit ihm in seine Heimat (oder zu Haar-Lieferanten) reist. Sarah, weil sie durch einen Guru zur Heilung in die selbe Gegend geschickt wird, in der Smita niedrige Tempeldienste verrichtet.

    glaubst du aber, daß Sarah ihr Leben und Gesund werden einem Guru in die Hand legen würde :gruebel dazu ist sie doch viel zu abgeklärt

  • glaubst du aber, daß Sarah ihr Leben und Gesund werden einem Guru in die Hand legen würde :gruebel dazu ist sie doch viel zu abgeklärt

    Vielleicht als letzte Hoffnung, wenn sie alle medizinischen Möglichkeiten durch hat.


    Sie hat sich ja auch sonst gern etwas vorgemacht - hat gedacht, sie käme gut ohne Mann, Freunde oder andere Hilfe aus.

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    :lesend Diana Wynne Jones: Howl's Moving Castle

  • Aber gerade weil sie ja alles alleine stemmen will, kann ich mir das nicht vorstellen... Und hinzu kommen vielleicht auch Gedanken wie : "Was werden die Leute wohl sagen oder über mich denken, wenn ich jetzt einem Guru glaube ?" :wave

  • :knuddel1 Man könnte da einen ganzen Roman drum herum spinnen, wie die toughe Anwältin einem Guru auf den Leim geht.

    Gerade Leute, die gern alles selber schaffen wollen, sind anfällig für esoterische Gedanken, die ihnen weis machen, dass sie aus eigener Körperbeherrschung ihren Zustand verändern können.

    Von "was die Leute sagen" ist sie durch ihre Krankheit auch etwas distanzierter geworden.

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    :lesend Diana Wynne Jones: Howl's Moving Castle

  • Sarah ändert ihr Leben ja auch in weiten Teilen gravierend. Wieder mehr Zeit für Kinder und neuen Mann, eigene Kanzlei usw. Da könnte man auch noch anderes einflechten. Es braucht ja nicht unbedingt einen Guru, um nach Indien zu reisen. Es gibt ja auch noch Yoga, Tantra und Ayurveda bspw.

  • Sarah halte ich für viel zu rational, um einem Guru zu folgen.

    Sie hat sich ja auch sonst gern etwas vorgemacht - hat gedacht, sie käme gut ohne Mann, Freunde oder andere Hilfe aus.

    Naja, was heißt vorgemacht. Ihr war die Karriere wichtig und dafür hat sie gelebt, für Haushalt und Kinderbetreuung hat sie Magic Ron engagiert, Hilfe hatte sie schon. Sie hat immerhin keine finanziellen Nöte und Abhängigkeiten. Und warum sollte man nicht auch als Single zufrieden sein? Besser als aus Geldgründen in einer unglücklichen Beziehung zu verharren.

  • Besser als aus Geldgründen in einer zu glücklichen Beziehung zu verharren.

    :chen (ein freudscher Versprecher?) eine zu glückliche Beziehung - tja, manche vertragen zu viel Glück einfach nicht ... :rofl


    :gruebel würde aber auch zu Sarah passen: nur was sie sich selber erarbeitet hat, ist ihr von Wert, egal was es sie privat auch kostet

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  • Und warum sollte man nicht auch als Single zufrieden sein?

    Sicher kann man sich auch als Single ganz komfortabel einrichten. Aber Sarah scheint doch eher Probleme zu haben, ihre Beziehungen stabil auszubauen.


    Übrigens kommt es mir doch eher unwahrscheinlich vor, dass sie ihre Schwangerschaften so geheim halten konnte, weil ihre Männer anscheinend ebenfalls Anwälte waren und im Kollegenkreis werden sie doch mit ihren neuen Kindern angegeben haben. Dergleichen spricht sich doch rum. Schließlich scheinen sie auch ordentlich verheiratet gewesen sein.

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    :lesend Diana Wynne Jones: Howl's Moving Castle

  • So, nun steige ich auch ein und auch gleich wieder aus.

    Ich habe das Buch zu zwei Dritteln gelesen und höre jetzt auf. Meine Lesezeit ist momentan mehr als knapp, und da lese ich lieber etwas, was mich interessiert und packt.


    Das Buch ist ganz nett geschrieben, aber mehr auch nicht für meinen Geschmack. Weder überzeugt mich die Ausführung der Idee mit dem Zopf aus den drei Handlungssträngen, die für mein Empfinden nicht zu Ende gedacht oder geschrieben ist, noch packen mich die drei erzählten Leben so sehr, dass ich weiterlesen muss.


    Kein Buch für mich und dafür, dass es lange auf der Bestsellerliste steht, für mein Empfinden überschätzt.


    Aber wie gesagt, alles persönlicher Lesegeschmack.

  • Ich bin mit dem Buch inzwischen auch durch und mochte es. Mir hat gut gefallen, dass man am Ende tatsächlich eine Verbindung zwischen diesen sehr unterschiedlichen Lebensgeschichten erkennen konnte.


    Das Ende war mir dann aber zu abrupt - ich hätte gern gewusst, wie es weitergeht, insbesondere, ob Smita ihr Ziel erreicht und ob sie es ihrer Tochter ermöglichen kann, eine Schule zu besuchen.


    Sarah war mir am Ende nicht mehr so unsympathisch. Sie tat mir eher leid - sie hat sich völlig über den Job definiert, der dann mit der Krankheit plötzlich wegbricht. Sie scheint sich dann zwar aufzurappeln und will etwas Neues anfangen, eine eigene Kanzlei gründen, aber mir scheint das unwahrscheinlich.


    Oder besser gesagt: Ich tue mich schwer damit, die Ereignisse zeitlich einzuordnen. Die Geschichten sind für mich geschrieben wie Zeitraffer-Aufnahmen, dadurch wirket es alles so "locker-flockig" - das trifft sowohl auf Sarahs als auch auf Giulias Geschichte zu.

  • Mir ging es so mit dem Nachfolgebuch "Das Haus der Frauen". Da es recht kurz war hab ich es am Stück gelesen, aber richtig gepackt hat es mich nicht. Aber auch das steht immernoch in den Bestsellerlisten.


    Ich fand den Zopf dann doch noch beser, da hab ich die Struktur dahinter verstanden. Auch wenn ich da auch besonders mit Sarah meine Probleme hatte....

  • Was hat euch am Buch gefallen?

    Mir hat das Buch nicht so gut gefallen. Mich hat die sehr einfache Sprache extrem gestört, außerdem dass das Ende vorhersehbar war.

    Ich denke gerne selbst. Colombani hat das Denken meistenteils für mich übernommen, das mag ich gar nicht. Die Maxime "Show, don't tell" ist ihr anscheinend nicht geläufig. Insgesamt ist mir dieser Roman für die durchaus besprechenswerten Themen viel zu flach und oberflächlich.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Bei Guilia hat mich beeindruckt, dass sie sich zum Schluss durchgesetzt hat. Wozu die Unterstützung von Kamal sicher einen großen Teil beigetragen hat.

    Gerade diese Entwicklung hat mich massiv aufgeregt. Diese "Fügung" ist so unwahrscheinlich, dass die Geschichte an dieser Stelle auf dem Niveau eines Groschenromans bewegt. Kamal schwingt den großen Zauberstab und alles fügt sich, inklusive Mutter und die störrischen Schwestern.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Ich habe mir ja über weite Strecken des Buches vorgestellt, wie die drei Frauen sich echt begegnen könnten. Da war eigentlich nur die Lösung, dass Giulia und Sarah nach Indien reisen. Giulia, weil sie Kamal geheiratet hat und mit ihm in seine Heimat (oder zu Haar-Lieferanten) reist. Sarah, weil sie durch einen Guru zur Heilung in die selbe Gegend geschickt wird, in der Smita niedrige Tempeldienste verrichtet.

    Ich denke, dass Buch ist von vorneherein so angelegt, dass es noch Fortsetzungen davon geben soll. Deine Begegnungsidee dann die Story für das zweite Buch. Schnell schreiben, Tante Li, dann wirst du reich. :grin

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Das ist aber auch der einzige Unterschied. Ich finde dies mit dem Verschweigen von gleich zwei Schwangerschaften etwas unglaubwürdig. Eine war davon auch noch eine Zwillingsschwangerschaft.

    Das fand ich auch sehr unglaubwürdig. Auch, dass Sarah ausgerechnet ihre Kollegin beim Arzt trifft, die ihre Krankheit entdeckt... Auch sehr unwahrscheinlich.

    Diese vielen Zufälle und Fügungen haben mir den Lesespaß sehr verdorben.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin