Tatort - Das Sonntag-Abend-TV-Programm - ab 13.09.2020

  • Was mich viel mehr interessiert, ist die Frage, ob die von dir zu Kriminalfilmen (und dem, von dem man meint, es seien solche) im TV geäußerte Kritik sich auf Kriminalromane übertragen ließe. Dies ist ja ein Bücherforum, daher könnte ich mir vorstellen, dass die Erörterung dieser Frage hier auf Interesse stößt.

    Lieber Dieter,


    dazu möchte ich anmerken, dass ich vor Kurzem einen Termin mit einer Dame beim ORF hatte, die über die Entstehung von Kriminalfilmen im Fernsehen erzählte. Beim Fernsehen ist man ständig auf der Suche nach Ideen für neue Kriminalfilme. Leider nur ganz selten ist die Basis ein Buch. Weil die Umsetzung schwierig ist, sprich innere Monologe, Figurenpsychologie, Kulisse usw. Ein Roman muss erst zu einem Drehbuch umgeschrieben werden. Und da bleibt meist nicht viel vom Roman übrig. Literatur und Film sind unterschiedlicher, als man meinen möchte.


    Tatort schaue ich nach wie vor gerne. Vor allem, weil es doch immer wieder Überraschungen gibt. Positive wie negative.


    LG

  • Schwacher "Polizeiruf" – von den ansonsten sehr guten Kritikern von TV Today mit vollen drei Punkten bewertet. Muss verdammt gut gewesen sein das Zeug, das sie vorher rauchten.

    Ein Amoklauf an einer Schule. Nach Littleton, als Eric Harris und Dylan Klebold mehr als ein Dutzend Menschen ermordeten, gab es deren viele. Harris war ein Psychopath, Klebold gibt Rätsel auf. Er hat wohl einfach „nur“ mitgemacht. Auf dieses dürre Resümee kam eine Doku, die wirklich recht tief gebohrt hatte. Und tatsächlich: Ich sah ein Video, in dem Klebold ein Jahr zuvor interviewt wurde. Ein smarter, intelligenter Junge, der seine Zukunft plante ...

    Es gibt unter Amokläufern natürlich auch Sadisten, aber zumeist gehen tiefe Kränkungen der Tat voraus. Hier hätte man in dem Polizeiruf was machen können ...

    Aber hier wusste man die meiste Zeit nicht, worum es eigentlich geht. Der Amokläufer hatte einen Hang zu Verschwörungstheorien. Reptiloide, die die DNA der Menschheit kapern? An so einen Quatsch können nur Idioten glauben. Außerirdische! Es gibt immer mal wieder Berechnungen ernstzunehmender, hochbegabter Wissenschaftler, nach denen es zwischen 10 und 50 technische Zivilisationen in der Milchstraße gebe. Wir werden es aber nicht erfahren. :grin Der nächste Stern ist 4 Lichtjahre entfernt. Man stelle sich vor: vier lange Jahre! In jeder einzelnen Sekunde 300000 Kilometer. Das sprengt die menschliche Vorstellungskraft. Darüber hinaus geht man mittlerweile davon aus, dass intelligentes Leben eben doch viel seltener auftritt als man gemeinhin vermutet. Es sind gleich eine ganze Latte schier unglaublicher Zufälle, die Leben auf der Erde ermöglichten. Da ist die Zahl von 100 000 000 000 Sternen in der Milchstraße gar nicht mehr so groß ...

    Aber ich schweife ab. Offenbar ist der Junge Werkzeug eines anderen Schülers gewesen, der seine persönlichen Rachegelüste durch ihn befriedigte. Mein Güte! Selten dämlich. Schade, das Thema macht was her. Sie haben's vermasselt.

  • Grausam schlecht. Fernab der Realität. Das Verhalten dieser Kommissarin war mehr als lächerlich und hätte sogar ggf. zum Auschluß von Beweismitteln führen können. Wahrscheinlich haben die Macher dieses Tatortkrimis zuviele US-Krimis gesehen.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Lieber Dieter,


    dazu möchte ich anmerken, dass ich vor Kurzem einen Termin mit einer Dame beim ORF hatte, die über die Entstehung von Kriminalfilmen im Fernsehen erzählte. Beim Fernsehen ist man ständig auf der Suche nach Ideen für neue Kriminalfilme. Leider nur ganz selten ist die Basis ein Buch. Weil die Umsetzung schwierig ist, sprich innere Monologe, Figurenpsychologie, Kulisse usw. Ein Roman muss erst zu einem Drehbuch umgeschrieben werden. Und da bleibt meist nicht viel vom Roman übrig. Literatur und Film sind unterschiedlicher, als man meinen möchte.


    Das stimmt, das Problem löst man aber oft recht schnell, indem man eben den Romanautor auf keinen Fall das Drehbuch schreiben lässt bzw. nur als Co-Autor mitarbeiten lässt, und so wird das meistens auch gehandhabt.

    In Amerika gehen die Filmrechte von Romanen permanent über den Tisch, und viele amerikanische Autoren orientieren sich ohnehin sehr am rationell arbeitenden Film und schreiben auch so handlungsreich, dass die Bücher verfilmbar sind. Das bringt Geld. Und manchmal nicht zu knapp!

    In Deutschland funktionierte es gut bei belletristischen deutschen Bestsellern, die dann auch als Film international bekannt wurden: „Das Boot“, „Das Parfüm“, „Die Blechtrommel“

    Beim Fernsehen hingegen ist das gar nicht nötig. Man spart sich so auch die Kohle für die Filmrechte.

    Die Masse der Plots werden fix von Drehbuchautoren auf dem Reißbrett gefertigt (nach ehernen Regeln), Tiefe vermisst man oft bei Fernsehfilmen/TV-Movies, um mich mal euphemistisch zu artikulieren. Die Drehbuchautoren schreiben zumeist einen Pitch von maximal 3 Seiten Länge und reichen ihn ein. Und 3 Seiten sind schon sträflich lang. Je kürzer, desto besser. Mehr wird sowieso auch gar nicht erst gelesen. :lache Reicht auch aus, auch weil sich dann bei der Umsetzung sowieso jeder einmischt :grin

    Es gibt immer wieder Ausnahmen: Die sehr originellen Krimis, in denen Ulrich Mühe einen Rechtsmediziner mimte, stammen fast alle aus der Feder von Gregor Edelmann, der mit Film vorher 0 am Hute hatte. Aber eben mit Theater, und die Grundmechanismen des Geschichtenerzählens sind eben seit Tausenden von Jahren dieselben.

    Ich selbst habe mal ein Treatment für eine Fernsehserie geschrieben. Gedreht wurde es nicht :schlaeger, aber bezahlt. :grin