Karin Seemayer - Bergleuchten

  • Klappentext

    Göschenen, 1872: Helene begleitet ihren Vater oft auf seinen Fahrten über den gefährlichen Gotthardpass. Als ein Tunnel durch den Berg gebaut werden soll, fürchten die Fuhrhalter um ihre Existenz, die Bergarbeiter aus Italien sind Anfeindungen ausgesetzt. Auch wenn ihre Eltern dem Mineur Piero ein Zimmer auf ihrem Hof anbieten, weiß Helene, dass sie eine Verbindung zu dem temperamentvollen Italiener niemals billigen würden – und doch geht er ihr nicht mehr aus dem Kopf. Als es im Tunnel immer häufiger zu schweren Unfällen kommt, muss sie schon bald um Pieros Leben bangen.


    Über die Autorin

    Karin Seemayer, geboren 1959, machte eine Ausbildung zur Reiseverkehrskauffrau und war beruflich und privat viel unterwegs. Die meisten ihrer Romanideen sind auf diesen Reisen entstanden. Allerdings musste die Umsetzung warten, bis ihre drei Kinder erwachsen waren. Heute lebt sie im Taunus.


    Mein persönliches Fazit

    Das Buch hat mir insgesamt ganz gut gefallen.

    Am interessantesten fand ich dabei den historischen Hintergrund, vor dem die Geschichte spielt. Der Gotthardtunnel und seine Entstehung sind ein tolles Setting. Und es ist der Autorin auch gut gelungen, die Entstehung dieses Bauwerks in die Story einzubinden, ohne den Leser mit allzu vielen Details zu langweilen. Die Beschreibungen der Orte, der Berge und Wiesen fand ich sehr gelungen. Ich konnte mir mühelos die Bergwiesen und das Bergpanorama vorstellen.

    Auch die Darstellung der Dorfbewohner war für dieses Buch gut ausgearbeitet. Ja, den Figuren fehlt es hier und da ein wenig an Tiefe. Dafür sind die Dorfbewohner mit ihren unterschiedlichen Facetten, die kulturellen Umstände der damaligen Zeit und auch die sozialen Gepflogenheiten sehr schön beschrieben. Es fällt sehr leicht sich vorzustellen, wie sich dieses beschauliche Örtchen von den Arbeiten und Arbeitern regelrecht überrannt gefüllt haben muss.

    Die Liebesgeschichte zwischen Helene und Pierro war wirklich schön und hat die Geschichte für mich abgerundet.


    Insgesamt ein angenehm leicht zu lesendes Buch, dem an einigen Stellen ein kleines bisschen mehr Dramatik doch ganz gut getan hätte, das ich aber trotzdem sehr gerne gelesen habe, weil das Gesamtpaket einfach stimmig ist.


    ASIN/ISBN: 3746639840

  • Göschenen ist ein kleines Dorf auf der Schweizer Seite des Gotthards. Hier lebt Helene mit ihren Eltern, der Vater ist Fuhrhalter und sie unterstützt ihn dabei. Als dann ein Tunnel gebaut werden soll, ist das Dorf gespalten. Die Fuhrhalter werden durch den Tunnel arbeitslos, was tun also.


    Helenes Vater beschließt die Aufträge zu nutzen und sich das Geschäft nicht entgehen zu lassen, die Zukunft wird schon zeigen was danach kommt und verhindern kann er den Bau eh nicht. So transportiert er Materialien und nimmt einen der Arbeiter bei sich auf.


    Piero ist Mineur und manchmal ein wenig aufsässig. Er lässt sich die schlechten Arbeitsbedingungen nicht immer gefallen und macht auch mal den Mund auf. Als er dann Helene näher kommt stellt sich die Frage, ob es eine Zukunft für die beiden geben kann.


    Karin Seemayer schildert in ihrem Buch nicht nur den Bau des Tunnels. Die Veränderung von Göschenen ist auch ein großes Thema. Was macht es mit einem Dorf, wenn plötzlich hunderte Fremde dort leben, die in diesem Fall ja auch aus Italien kamen und eine eigene Kultur mitgebracht haben.


    Wir erleben so die acht Jahre, die der Bau des Tunnels gedauert hat hautnah mit. Die Arbeitsbedingungen sind mehr als schlecht, Der Umgang mit dem damals neuen Dynamit führt zu mehreren Unfällen. Es gibt immer wieder Tote, durch Explosionen, Einbrüche und auch Krankheiten. Göschenen wächst, es ziehen viele Arbeiter mit ihren Familien zu, Geschäfte, Wirtshäuser und Hotels werden gebaut. Und es kommt zu Spannungen zwischen den Einheimischen und den Zugewanderten.


    Mir hat das Buch ausgesprochen gut gefallen. Ich hatte Göschenen bildlich vor Augen und konnte mich gut in die Charaktere einfühlen. Die Mischung aus Liebesgeschichte und dem Tunnelbau fand ich gut ausgewogen und passend, da sich hier auch die Vorurteile und die gesellschaftlichen Hürden gezeigt haben.


    Die Geschichte lies sich gut lesen und ich bin nur so durch die Seiten geflogen. Ich kann das Buch daher nur empfehlen, vor allem auch, weil es mal einen Teil der Geschichte zeigt, über den noch nicht so viel geschrieben wurde.


    9 von 10 Punkte

  • Historisch hoch interessant, die Liebesgeschichte war dramatisch, aber vorhersehbar


    Ich habe bei der Bewertung zwischen 3,5 und 4 Sternen geschwankt, vergebe aber letztendlich 4 Sterne aufgrund des unverbrauchten Thema bei einem hervorragend recherchierten historischen Roman.

    Liebesgeschichten sind grundsätzlich etwas weniger mein favorisiertes Genre, bei historischen Romanen nehme ich sie aber gerne in Kauf, wenn sie mich mitreißen können und auch überraschen.

    Die Liebesgeschichte hier hat mir schon gut gefallen und hat mich gepackt, auch wenn vieles für mich persönlich etwas vorhersehbar und klischeehaft gewesen ist.

    Dennoch habe ich mitgefiebert und habe mich gut unterhalten gefühlt, unter anderem auch deswegen, weil mir die Protagonisten (und auch einige Nebenfiguren) sehr sympathisch waren.

    Das Buch selber habe ich sehr schnell gelesen, der Schreibstil ermöglicht einen sehr angenehmen Lesefluss.

    Allerdings haben hierbei ein paar Rechtschreibfehler das Leseerlebnis etwas negativ geschmälert. Das fand ich schon schade.

    Davon abgesehen fand ich das Thema einfach sehr interessant und war teilweise wirklich entsetzt, unter welchen Arbeitsbedindungen die damaligen Schutterer und Mineure arbeiten mussten. Man merkt dem gesamten Roman eine umfangreiche Recherche an, was mir sehr gut gefallen hat.

    Besonders, wie die italienischen Arbeiter und ihre Familien das Leben der Menschen in diesem kleinen Bergdorf in der Schweiz auf den Kopf gestellt haben, fand ich sehr spannend zu lesen.

    Dazu kommen wirklich schöne Landschaftsbeschreibungen, die sehr atmosphärische Bilder im Kopf entstehen lassen.


    Fazit: Unglaublich interessantes Thema, historisch sehr gut recherchiert und dabei unterhaltsam durch eine packende, wenn auch etwas vorhersehbare Liebesgeschichte.

  • Ein sehr spannender historischer Roman über ein Thema, das noch nicht so sehr bekannt ist.

    Der Bau des Gotthardtunnels in Göschenen und Airolo.


    Genau dieses Thema hat mich ungemein gereizt, da ich das sehr interessant finde.


    1872 - das Dorf Göschenen in der Schweiz wird vor die Tatsache gestellt, daß hier der Bau des Gotthardtunnels begonnen werden soll - gleichzeitig in Airolo, auf der Südseite des Gotthardmassivs, bis sie sich in der Mitte sozusagen treffen werden.


    In das kleine 300 Seelendorf Göschenen strömen daraufhin 100te Menschen, die Mineure, Ingenieure und Planer des Tunnels....

    Das Dörfchen verändert sich, Hotels, Läden usw. werden errichtet und das Dorf wächst stetig.


    Damit sind nicht alle Bewohner einverstanden, erst recht die Fuhrhalter haben Angst um ihre Zukunft - waren sie es doch bisher, die Waren und anderes über den Gotthardpaß brachten.

    Zukünftig wird das dann von der Eisenbahn übernommen werden.

    Es kommt zu Spannungen.


    Franz Herger, Vater von Helene und Fuhrhalter macht das Beste draus und fährt Waren für die Baugesellschaft und nutzt die Zeit bis zur Fertigstellung des Tunnels.


    Durch den Zustrom der Bauarbeiter lernt Helene auch Piero kennen, einen Mineur aus dem Piemont, der am Bau beteiligt ist.


    Eine Liebe, die aussichtslos scheint, sind doch ihre Eltern gegen eine Verbindung mit einem "Fremden"...



    Der Bau des Tunnels wird sehr gut beschrieben, wie beschwerlich es damals war, voranzukommen, wie Sprengstoff verwendet wurde um die Tunnel in den Berg zu treiben und wie risikoreich die Arbeit damit war.


    Die unmenschlichen Arbeitsbedingungen unter denen die Arbeiter leiden mußten, Krankheiten, Unfälle und Zeitdruck werden sehr realistisch erzählt.

    Man bekommt ein gutes Bild davon, wie es damals zugegangen sein muß.

    Die Darstellungen wirkten sehr lebensecht - bzw. in dem Fall eben eher unmenschlich. Eben sehr realistisch.


    Auch über die Sitten, die zu der Zeit in der Schweiz herrschten, wie schwer es zu der Zeit besonders Frauen hatten. Die Strenge, die oft noch angewandt wurde in Bezug auf Verhalten.


    Wunderbar gelungen sind auch die Beschreibungen von Göschenen, die Berge, Täler und Wiesen, die Höfe und Umgebung waren nahezu fühlbar.


    Auch die Darstellung der einzelnen Charaktere, sei es Haupt oder auch Nebencharaktere, die ich sehr gut gezeichnet finde. Vom liebenswerten bis zum verbitterten Menschen bietet der Roman alle Facetten.


    Der Schreibstil ist so flüssig und spannend, daß das aufhören zwischendurch nicht leicht ist.


    Fazit

    Ein spannender Roman über den Bau des ersten Gotthardtunnels mit seinen Arbeitsbedingungen und den Auswirkungen auf die Bewohner des Dörfchen Göschenen, in dem die Bohrungen beginnen.

    Beschrieben anhand liebevoll gezeichneter Figuren, dargestellt durch eine Liebesgeschichte, Freundschaften und die typischen Eigenheiten des Schweizer Dörfchens.


    Ich kann es sehr empfehlen, gerade auf für Leser, die sich für die Entwicklungen der damaligen Zeit interessieren.

  • Der Roman Bergleuchten handelt vom Bau des Gotthardtunnels vor 150 Jahren. Das Buchcover hebt sich ab auf den Buchhandelstischen – es zeigt tatsächlich eine alte Illustration aus den 50er Jahren vom Bergmassiv, damals in einem Werbeprospekt verwendet. Der Buchtitel „Bergleuchten“ ist prägnant und bereits auf der ersten Seite bekommt man die Erklärung des Begriffes.


    Zum Bau von Tunneln hatte ich mir nicht zuvor Gedanken gemacht, was sicher auch daran liegt, im Flachland zu leben Den Gotthardpass habe ich als Kind auf dem Weg in den Urlaub nach Italien passiert, und auch von der Schweiz weiß ich nicht viel.


    Bewusst habe ich erst die über 40 Seiten lange Leseprobe gelesen, bevor ich entschlossen war, das Buch (einer für mich bis dato unbekannten Autorin) lesen zu wollen und ich mir sagte "das ist zwar aus meinem favorisierten Genre, doch andere Zeit, anderes Land UND interessantes Thema - ja, das ist gut- über den Tellerrand für Abwechslung sorgen". Ich lese auch sonst Bücher zu Themen, mit denen ich mich nicht zuvor beschäftigt habe – das bringt neues Wissen und erweitert auch den Horizont.


    Ich mochte sehr schnell das Buch, die Protagonistin Helene, der von ihrem Vater mehr zugetraut wird, als anderen jungen Frauen in der Zeit. Er lässt sie ein Pferdefuhrwerk lenken zum Waren transportieren, ihre Meinung ist gefragt und wird gehört, sie spricht Probleme an und sie ist redegewandt. Sie muss nicht nur der Mutter im Haushalt und bei den Tieren helfen und handarbeiten.


    Die Handlung wird ruhig geschildert, unaufgeregt und nach einem Fünftel aus zwei Blickwinkeln. Mir gefällt die Unterteilung in viele Kapitel, verleitet dies, schnell noch ein weiteres zu lesen. Ohnehin habe ich den Roman sehr gern gelesen und ungern bei Seite gelegt.


    Der Roman beschreibt mir, als Außenstehende eindrucksvoll die Szenen, die Lokalität und Mentalität, das Leben und die Arbeit dort vor 150 Jahren. Göschenen im Kanton Uri ist ein Dorf und durch den Tunnelbau kommen Fremde und auch Arbeiter für dies enorme Projekt aus z.B. Italien für Jahre zum Mitleben in ihr Dorf. Der Wohnraum kann nicht da sein, die kleinen Läden und die wenige Restauration reichen nicht aus. Die jungen Männer flirten mit den Töchtern des Dorfes, die auch das Unbekannte spannend finden und manch eine hofft auch, das Bergdorf zu verlassen. Das Leben im Dorf verändert sich. Es ist eine Zeit des Umbruchs, die Älteren haben Angst und fühlen sich bedroht von dem Fortschritt. Ein Tunnel durch den Gotthard bedeutet dies das Aus für Fuhrleute, die seit Generationen Waren über die Berge transportieren? Verständliche Angst, ist gut vorstellbar.

    Die vielen jungen Männer arbeiten zu harten Bedingungen und immer im Risiko ihr Leben zu verlieren. Arbeitssicherheit/ Fürsorge für die Angestellten – sind kein Thema.


    Helene verliebt sich in einen Italiener und auch er ist einfach glücklich mit ihr. Er erkennt Missstände beim Tunnelbau, zeigt die Gefahren und Risiken auf und lehnt sich auch auf mit der Obrigkeit. So gerät er in große Gefahr.


    Ich spreche sehr gern eine Leseempfehlung aus, jedoch wohl eher für die digitale Variante. Leider, so kann ich es nur bezeichnen, hat das Korrektorat entweder geschlafen oder seinen Job nicht gemacht. Im Buch wimmelt es vor vertauschten oder fehlenden Buchstaben. In dieser Form habe ich dies noch nie gesehen. Wer nicht den Rechtschreibblick hat, wird viele Fehler nicht bemerken und kann darüber hinweglesen. Ich sah es als meine persönliche Verpflichtung möglichst viele Fehler zu finden und aufzulisten, damit in einer hoffentlich zweiten Auflage diese Fehler korrigiert werden. Die Autorin tut mir unendlich leid, dass ihr Verlag nicht sein Bestes getan hat vor der Veröffentlichung ihres Babys. Ich bin ein Fan vom Preis-/ Leistungsverhältnis des Aufbau-Verlags und von vielen tollen Autoren und Büchern begeistert und hoffe, diese Fehlerignoranz werde ich bei keinem Verlag noch einmal erleben.

    Eine andere gute Alternative bietet das Hörbuch, welches von einer Schweizerin gelesen wird, die bei der wörtlichen Rede schweizerisch angehaucht gesprochen hat.


    Ich freue mich, nach dem Buch auch noch ein wenig beim Thema verweilen zu können, durch Infos aus dem www. und am 28.7. und 4.8. werden auf 3SAT die beiden Teile der Gotthard-Verfilmung gezeigt.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Ein Filmtitel aus den dreißiger Jahren lautet „Der Berg ruft“. Im Jahr 1872 ruft auch ein Berg oder vielmehr ein Schweizer Bauunternehmer namens Louis Favre, der einen Tunnel durch den Gotthard bauen will. Von zwei Seiten wird ein Loch in den Berg getrieben und in einigen Jahren soll es einen durchgängigen Tunnel geben, der den Transport über den Gotthard einfacher machen wird. Es strömen viele italienische Arbeiter nach Göschenen und nach Airolo. Die Einwohner der kleinen Orte sind nicht begeistert von Favres Vorhaben, doch die meisten fügen sich und nehmen den zusätzlichen Verdienst gerne mit. Auch Fuhrhalter wie Franz Herger wissen, dass sie die Pläne nicht verhindern können und machen ihre Geschäfte mit der Gotthardbahn-Gesellschaft. Hergers Freund Urs Gisler dagegen will sich nicht den Realitäten fügen und setzt damit viel aufs Spiel.


    Es ist ein gigantisches Unternehmen, den Tunnel durch den Berg zu treiben. Viele der Arbeiter werden dabei verletzt oder sterben. Die Bedingungen im Tunnel sind fürchterlich und kräftezehrend. Doch den Arbeitern bleibt nichts anderes übrig als durchzuhalten, müssen sie doch ihre Familien versorgen. So dauert es lange bis es zum Streik kommt, weil sie bessere Arbeitsbedingungen haben wollen. Aber auch Favre steht unter Druck, hat er sich doch auf ruinöse Vertragsbedingungen eingelassen. Am 29. Februar 1880 gelingt der Durchstich, was für die Arbeiter nach all der Schufterei unter schlimmsten Bedingungen ein besonderes Erlebnis ist. Favre selbst hat dieses Ereignis selbst nicht mehr erlebt.


    Vor diesem Hintergrund spielt die Geschichte von Helene Herger und dem Mineur Piero Caretti. Piero findet Unterkunft auf der Hergerhof und verliebt sich in die Tochter des Fuhrhalters. Doch Helenes Eltern würden diese Beziehung nie dulden.


    Wieder einmal konnte mich die Autorin Karin Seemayer mit ihrer Geschichte begeistern. Der Schreibstil ist wirklich fesselnd, so dass mich gut mit den Personen fühlen konnte. Die historischen Fakten sind perfekt recherchiert. Mich haben nicht nur die Verhältnisse im Tunnel erschüttert, sondern auch die katastrophale Unterbringung der Arbeiter. Das beschauliche 300-Seelen-Dorf Göschenen verändert sich von einem Tag zum anderen total. Spannungen bleiben nicht aus.


    Alle Charaktere sind wunderbar und authentisch dargestellt. Besonders gut gefallen hat mir Helene, die eine ungewöhnliche und starke junge Frau ist. Sie weiß genau, was sie will, doch das Schicksal meint es nicht immer gut. In Paula Bissig hat sie eine gute Freundin, die zu ihr steht und sie unterstützt. Aber auch Peter Gisler ist ein patenter junger Mann, auf den man sich verlassen kann. Schade, dass sein Vater Urs so verbohrt ist. Piero ist auch ein sympathischer Mensch, der mit Widrigkeiten in seinem Leben zu kämpfen hat.


    Sowohl der recht technische Teil dieses spannenden Romans, als auch die Liebegeschichte haben mir gut gefallen. Ich kann das Buch nur empfehlen!


    10/10

  • 1872. Die Schweizer und die Italiener beschließen aus zwei Richtungen den ersten Gotthard-Eisenbahntunnel zu bauen. Ein Großprojekt, angelegt auf 7 Jahre Bauzeit. Auf der schweizerischen Seite wird Göschen zum Hauptquartier der Baufirma um Louis Favre. Zeitweise bis zu 1600 Menschen mussten in dem kleinen Bergdorf Quartier finden. Kein Wunder, dass sich für die Bewohner alles änderte. Und nicht jeder davon begeistert war. Während Unterkünfte, ein Krankenhaus und eine Schule gebaut wurden, formierte sich vor allem unter den dort ansässigen Fuhrunternehmern Widerstand gegen den Tunnel, der ihnen mutmaßlich in der Zukunft die Existenzgrundlage nehmen würde, wenn alles auf den Schienen in kurzer Zeit durch den Berg transportiert werden würde. Aber auch die Tunnelarbeiter waren unzufrieden. Louis Favre, der wegen unterschriebener Knebelverträge unter großem Zeit- und Erfolgsdruck stand, stellte die Arbeitssicherheit hinter der Schnelligkeit der Bauarbeiten zurück und sowohl der Umgang mit Sprengstoff, als auch mangelnde Hygiene und schlechte Luftversorgung in dem stetig länger werdenden Tunnel waren mehr als einmal lebensbedrohlich für die Arbeiter.

    Im Mittelpunkt des Geschehens steht neben dem realen Tunnelbau die Liebesgeschichte des Italieners Piero und der Schweizer Fuhrhändlerstochter Helene.


    Wer Karin Seemayers Bücher kennt weiß, dass er neben gut recherchierten historischen Fakten auch eine unterhaltsame fiktive Rahmenhandlung bekommt. Über den Bau des Gotthard-Tunnels wusste ich wenig und umso interessanter war es mehr darüber zu erfahren. Dass Helene und Piero einem schnell ans Herz wachsen macht die Geschichte noch schöner und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Für mich war es ein Schmöker, wie ich ihn gerne habe. Dicke Leseempfehlung.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • BERGLEUCHTEN von Karin Seemayer



    Das Zeitalter der Industrialisierung bringt Veränderungen in die Lebens- und Arbeitsweise der Menschen in Europa. In diesem Roman von Karin Seemayer werden die Auswirkungen bis ins hinterste schweizer Dorf deutlich gezeichnet. Der Warentransport in Nord-Süd-Richtung über die Alpen muss sich den neuen Erfordernissen anpassen. Das heißt, die alten Saumpfade und Straßen für Fuhrwerke reichen nicht mehr aus und für die Eisenbahn müssen direktere Wege gefunden werden.

    Kleinere Durchstiche in unwegsamem Gelände gab es schon, aber diesmal ist ein ganz großes Unternehmen geplant. Mit dem eben erst erfundenen Dynamit soll schneller als vormals ein Tunnel von 15 km Länge durch den St. Gotthard gesprengt werden. Louis Favre glaubt es in nur acht Jahren zu schaffen und überzeugt die zu diesem Zweck gegründete Gotthardbahngesellschaft von seinem Angebot.



    Vor diesem geschichtlichen Hintergrund spielt die fiktive Geschichte der Menschen, die im Dorf Göschenen leben und arbeiten. Helene Herger ist das einzig überlebende Kind von Anna und Franz, der den Warentransport von seinen Vorfahren weiterführt – inzwischen mit Pferdegespannen, die sich auf den für sie zugeschnittenen Wegen durchs Gebirge arbeiten. Helene darf den Vater auf manchen Fahrten begleiten und sogar selbst lenken an den einfacheren Stellen. Anna hätte sie lieber mit hausfraulichen Arbeiten im Haus gehalten.

    Göschenen ist der Ort, von dem der Tunnel durch das Bergmassiv beginnt. Hier lagern die Baumaterialien und die Arbeiter strömen hauptsächlich von Italien zu den neuen Verdienstmöglichkeiten. Hier brauchen sie Quattiere und Lebensmittel. Hastig gebaute Unterkünfte reichen kaum aus für den Ansturm und die Bauleitung kümmert sich wenig um die Unterbringung und Lebensumstände. Wem die miserablen Bedingungen nicht passen kann leicht durch neue Arbeiter ersetzt werden.

    So dauert es Jahre bis sich die Mineure und Schutterer zu einem spontanen, schlecht organisierten Streik erheben, der von den schweizer Behörden gewaltsam aufgelöst wird.

    Piero ist einer der Arbeiter, der als Mineur im Stollen fast von Anfang an arbeitet. Er hat das Glück ein eigenes Zimmer auf dem Fuhrhalterhof der Hergers zu bekommen. Helene ist von ihm fasziniert und sucht seine Bekanntschaft entgegen der Vorbehalte ihrer Eltern. Zu spät erkennen diese, was sich da entwickelt.



    Ich habe diesen Roman besonders im Hinblick auf die geschichtlichen, sozialen und technischen Ausführungen gern gelesen. Diese sind sehr sorgfältig recherchiert und in leicht verständlicher Form hervorragend in den Handlungsverlauf integriert. Der fein gezeichnete Spannungsbogen gibt schöne Würze und treibt das Lesen voran. Die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Protagonisten sind in Einzelheiten zuweilen schockierend und geben ein gutes Bild von den Härten der damaligen Welt.

    Die Liebesgeschichte(n) bringen die Gefühle einzelner Romanfiguren dem Leser näher. Von mir aus hätte es hier nicht solche Dramatik gebraucht und die Freizügigkeit in sexuellen Dingen scheint mir nicht in diesem Ausmaß in das historische Umfeld zu passen - klingt eher nach moderner Sicht auf die Selbstbestimmung der Frau.



    Schreibstil und Sprache fand ich besonders schön und leichtgängig. Die Betrachtung der Natur und Wettereindrücke geben dem Geschehen Farbe und Harmonie. Davon bekommt man auf dem Cover einen Vorgeschmack - auf dem der Titel nicht ganz so glücklich prangt. Ich hoffe für künftige Leser, dass der Text für die nächste Auflage sorgfältiger auf Druckfehler abgesucht und korrigiert wird. Insgesamt eine gute Leseempfehlung von mir.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Tom Liehr: Im wechselnden Licht der Jahre

  • Darum geht’s

    Göschenen, 1872: Als der Bau des Gotthardtunnels geplant wurde, stand das beschauliche Dorf am Fuße des Gotthardmassivs bereits Kopf. Es gab viele kritische Stimmen und gar Missmut unter den Einwohnern gegen das ambitionierte Projekt. Viele fürchteten um Ihre Existenz und auch die Sorge vor den fremden Arbeitern, die erwartet wurden, war groß. Auch der Fuhrhalter Franz Herger war zwiegespalten. Doch er war bereit, sich mit der Situation zu arrangieren und das Beste draus zu machen. Seine Tochter Helene stand dem Ganzen ebenfalls offen und mit wachem Interesse gegenüber. Als sie den temperamentvollen, italienischen Mineur Piero kennenlernt, verändert sich so einiges in ihrem Leben. Sie verliebt sich in ihn. Doch ihre Familie ist gegen diese Verbindung.


    So fand ich’s

    Kleine Anmerkung vorneweg: Ich habe dieses Buch abwechslungsweise gelesen und gehört. Es war eine Art Experiment, das mit „Bergleuchten“ besonders gut geklappt hat. Die beiden Medien haben sich wunderbar ergänzt.


    Wenn man heutzutage in einem Schweizer Bergkanton aufwächst, sind die Fahrten durch die Bergtunnels selbstverständlich, da sie so manches Tal mit der „Außenwelt“ verbinden – also aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken sind. Ich muss gestehen, dass ich daher bis jetzt nicht so viele Gedanken über die Entstehung dieser Bauwerke nachgedacht hatte. Umso spannender war es für mich, in Karin Seemayers „Bergleuchten“ einzutauchen. Und wie ich das konnte!


    Die Autorin nimmt die Leser hier auf eine eindrückliche und gleichzeitig auch unterhaltsame Zeitreise mit zu den Anfängen eines der ambitioniertesten Bauwerke Europas der damaligen Zeit. Man spürt auf jeder Seite, wieviel Herzblut Karin Seemayer in diese Geschichte gesteckt hat und vor allem auch wieviel akribische und fundierte Recherchearbeit hinter diesem Buch steckt.


    Der Erzählstil empfand ich als sehr angenehm und der Wechsel zwischen der Geschichte um Helene und Piero und den geschichtlichen Ereignissen rund um den Tunnelbau sind für mich perfekt aufeinander abgestimmt. Die Beschreibungen von Land und Leute sind sehr lebendig und bildlich, so dass ich mir stets alles gut vorstellen konnte. Und selbst die technischen Details, die ich sonst in Büchern gerne Mal überfliege, sind hier sehr informativ und gleichzeitig spannend in die Geschichte verpackt.


    Meiner Meinung nach hat die Autorin auch den Charakter der Bergler sehr gut hinbekommen. Man spürt beim Lesen förmlich die Atmosphäre der rauen Bergwelt. Dieses besondere Flair hat übrigens auch die Erzählerin des Hörbuchs, Sophie Hutter, perfekt hinbekommen. Sie ist selbst Schweizerin und spricht die direkte Rede mit dem typischen Schweizer Akzent. Das vermittelt zusätzlich einen Touch von Lokalkolorit und mir persönlich gab es ein heimatliches Gefühl.


    „Bergleuchten“ war und ist für mich ein richtiges Lesehighlight. Auch der Titel ist meiner Meinung nach perfekt gewählt. Einerseits wird im Buch das “Bergleuchten”, das es so nur in den Bergen gibt, wunderschön beschrieben. Es erzählt aber auch vom Leuchten in den Herzen der Bergler, die hier zwar nicht immer nur positiv wegkommen. Aber die meisten von ihnen sind trotz der rauen Schale Menschen mit dem Herzen am rechten Fleck.


    Es wundert also bestimmt niemanden, dass es von mir eine absolute Leseempfehlung gibt. Meiner Meinung nach ein Muss für alle, die historische Romane lieben.

  • Dieser Tunnel wird ein Jahrhundertbau. Er wird Europa verändern. (Seite 47)


    Meine Meinung


    Bergleuchten. Es sei zugegeben, daß ich mit diesem Titel und diesem Cover so manchen Romaninhalt verbunden habe, aber gewißlich nicht das, was mich dann erwartet hat. Dabei passen Titel wie Coverabbildung, wie man so schön sagt, wie die Faust aufs Auge. Die Abbildung entstammt einem Werbeplakat der SBB für die Gotthardbahn, und auch der Buchtitel wird bald verständlich.


    Von der Autorin hatte ich bisher die großartige und unbedingt empfehlenswerte Amisch-Trilogie gelesen. Ich war einerseits gespannt, wie sie an dieses so ganz andere Thema (Eisenbahntunnelbau) herangeht und andererseits, ob dies mit ähnlich hohen Niveau wie bei den Amisch-Büchern geschieht. Um es gleich vorweg zu nehmen: die Antwort auf Letzteres lautet eindeutig „ja“. Die Autorin bringt dem Leser ein eisenbahnhistorisches Thema so gekonnt nahe, daß man in einen spannenden Roman verpackt quasi nebenbei eine ganze Menge über den Bau von Tunneln lernt. Sicher baut man die heute ganz anders als im 19. Jahrhundert, aber die grundlegenden Probleme wie Wassereinbruch oder Belüftung sind heute die selben wie damals.


    Schade allerdings, daß der Verlag dieser inhaltlich so guten Publikation nicht die notwendige Sorgfalt hat angedeihen lassen. Selten habe ich ein Buch gelesen, das dermaßen vor Satzfehlern strotzt wie dieses - offensichtlich hat man das Korrektorat eingespart. Dabei hätte man beim Lesen des Manuskriptes schon erkennen können, daß Sparen am falscher Stelle dem Endergebnis abträglich ist. Auch wäre eine Landkarte für Menschen wie mich, die von der Geographie der Schweiz eher wenig Ahnung haben, sehr hilfreich gewesen. Eine einfache Zeichnung hätte es schon getan; ich habe meine Eisenbahnbibliothek „befragt“ und bin fündig geworden.*


    Über den Bau von Eisenbahntunneln habe ich mir, es sei zugegeben, nie sonderlich Gedanken gemacht, obwohl ich mich seit meiner frühen Kindheit für die Eisenbahn an sich interessiere. Das könnte sich nach der Lektüre dieses Romans allerdings ändern. Die Autorin hat auf grandiose Weise ihre Romanhandlung mit Informationen über den Bau eines Tunnels verbunden, so daß man am Ende des Buches eine ungefähre Vorstellung davon hat, mit welchen Problemen die Tunnelbauer zu rechnen haben und was zu berücksichtigen ist. Es versteht sich, daß das nicht so weit geht, daß man selbst einen Tunnel bauen könnte, aber in groben Zügen kann man die Thematik nachvollziehen.


    Recht bald wird deutlich, daß es bei so einem Unterfangen nicht nur beim Bau, sondern auch in der Umgebung Schwierigkeiten auftreten. Göschenen war ein „verschlafenes Bergdorf“; doch als der Bau begann, strömten hunderte, wenn nicht gar tausende fremder Arbeiter, meist aus Italien, hierhin, und alles veränderte sich. Diese mußten untergebracht und versorgt werden und wollten ihre Freizeit verbringen. Zudem waren nicht alle Einheimischen mit dem Bau einverstanden, vor allem nicht die Fuhrhalter, die um ihre Existenz bangten. Streitigkeiten und unschöne Szenen bleiben nicht aus, Freunde entzweien sich, neue Bündnisse entstehen.


    Es ist eigentlich wie heute noch: die Einen sind dafür, die Anderen dagegen und bringen dies mehr oder weniger drastisch zum Ausdruck. Und dann gibt es die, welche die Gunst der Stunde für ihr Geschäft nutzen und auch die letzte freie Kammer zu Wucherpreisen vermieten. Also eigentlich nichts Neues und alles wie seit Jahrhunderten gehabt.


    Nun wird die Handlung nicht von einer Baustelle, sondern von Figuren getragen. Viele davon haben historische Vorbilder, wie auch die meisten der geschilderten Ereignisse historisch belegt sind. Man mag gar nicht glauben, daß die Familie Herger mit Helene, Piero oder Peter Gisler fiktive Gestalten sind, so gut hat die Autorin deren Schicksal ins Buch eingewebt. Man freut sich mit ihnen, hadert mit ihnen, leidet mit ihnen. Und das ist auch mein einziger Kritikpunkt: es ist eine Menge Drama enthalten, so daß es mir mit dem Dramafaktor irgendwann zu viel des Dramas wurde. Etwas weniger davon hätte mir besser gefallen, die Nerven geschont und der Qualität des Buches keinen Abbruch getan. Aber das ist möglicherweise Ansichtssache.


    Es mag seltsam klingen, aber bei allem Drama wurde das Buch dann plötzlich doch hochemotional. Erstaunlich deshalb, weil zu meinem eigenen Erstaunen das Emotionalste in diesem Buch - ein Loch war. Ein einfaches Loch durch Fels und Gestein. Ein Nichts - und manchmal doch Alles.


    Davon (vom Dramafaktor) abgesehen hat mir der Roman außerordentlich gut gefallen. Sollte ich jemals durch den Gotthardtunnel fahren (was allerdings eher unwahrscheinlich ist), werde ich sicherlich an dieses Buch denken und eine Vorstellung davon haben, wie er erbaut wurde.



    Mein Fazit


    Umrahmt von einer fesselnd erzählten Geschichte um Helene Herger und ihre verbotene Liebe Piero entwirft die Autorin ein überaus lebendiges Bild vom Bau des Gotthardtunnels und der Leistung, die dahinter steckt. Sei es die der Ingenieure, vor allem aber die der einfachen Arbeiter. Unbedingt lesenswert.



    * = „Enzyklopädie des Eisenbahnwesens in 10 Bänden“ von Dr. Freiherr von Röll, Band 5, Karten Seiten 355 und 362, Artikel „Gotthardbahn“ und „Gotthardtunnel“; 2. neu bearbeitete Auflage, Urban & Schwarzenberg Berlin/Wien 1914; Nachdruck Archiv Verlag, Braunschweig 2000

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

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  • Ein wunderschöner historischer Roman, der ein bedeutendes Ereignis der Schweiz zum Thema hat, nämlich den Bau des Gotthard-Eisenbahntunnels 1872 – 1882. Die große Stärke des Buches ist für mich die Lebendigkeit und Anschaulichkeit, mit der die geschichtlichen Ereignisse geschildert werden. Ich war als Leserin hautnah dabei, war mit den Arbeitern im Stollen, bin mit den Fuhrmännern über den Pass gefahren und habe mitgefiebert, ob sich die beiden Tunnelenden mitten im Berg treffen. Die Autorin hat dabei genau und detailgetreu recherchiert und die wichtigsten Ereignisse rund um den Bau des Eisenbahntunnels sehr geschickt in ihre Romanhandlung eingebaut. Dabei ist vor allem auch die Atmosphäre dieser Jahre spürbar und stimmig.


    Hauptperson des fiktiven Teils ist Helene, eine sympathische Fuhrwerkstochter, deren bislang beschauliches Leben mit Beginn der Bauarbeiten in Göschenen auf den Kopf gestellt wird. Ich habe sie gerne dieses aufregende Stück ihres Lebens begleitet, auch wenn ich nicht immer alle Handlungen von ihr nachvollziehen konnte. Natürlich kommt auch die Liebe in Helenes Leben nicht zu kurz, wobei ich persönlich auf die Dramatik der Liebesgeschichte verzichten hätte können, für mich hat der Tunnelbau genügend Aufregung geboten. Doch das ist natürlich Geschmackssache und durch viele kleine Details ist es zum Glück auch für mich nie ins Klischee abgedriftet.


    Neben Helene und ihrer Familie begegnen wir vielen anderen historischen und fiktiven Personen aus der Schweiz und Italien. Sie wurden genauso lebendig geschildert wie die Beschreibungen des beeindruckenden Bergpanoramas. Da braucht man keine Filme mehr – mit so einem Buch entstehen die Bilder ganz automatisch im Kopf! Ich brauche eigentlich gar nicht mehr zu erwähnen, dass sich das Buch leicht und sehr angenehm liest. Gewünscht hätte ich mir nur eine Karte, um die räumlichen Entfernungen noch besser vor Augen zu haben. Büchereulen haben hier einen entscheidenden Vorteil: in der dazugehörigen Leserunde hat die Autorin dankenswerterweise sehr viel interessantes Hintergrundmaterial und auch Bilder eingestellt! :thumbup:


    Fazit: Ein für mich sehr empfehlenswertes Buch, das sich mit einem außergewöhnlichen Thema beschäftigt. Dabei haben mich vor allem die historischen Schilderungen zum Tunnelbau begeistert, so dass ich ausgezeichnete neun von zehn Eulenpunkten vergebe.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Macht es Sinn, die beiden Threads zu vereinen, Wolke ?

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Tom Liehr: Im wechselnden Licht der Jahre