Warum ver- oder beurteilen Menschen bestimmte Bücher?

  • Verzeih, wenn Du ein Problem mit meinem Posting zu einem Buch hast, hätte ich mir gewünscht Du sprichst mich an und fragst nach.


    Ich lese hier nun einen entrüsteten Aufschrei der völlig aus einem Zusammenhang herausgerissen ist, und der dazu aufruft, die Schar der solidarisch entrüsteten auzurufen, den Schuft anzuprangern, der es wagt, sich auf seine Weise ein begründetes Urteil zu bilden. Nach meinem Urteil sind pauschale Antworten auf eine pauschale Frage wenig geeignet zu einer sachlichen Debatte.

  • Ach was, licht! ;-) Klar ist der Thread aus diesem Zusammenhang entstanden, aber die Frage dahinter ist ja an und für sich nicht uninteressant.


    Nun gut... ich gebe zu, bestimmte Arten von Frauenbüchern vorzuverurteilen. Lange zurückliegende Lektüre etlicher Bücher dieses Genres haben mich dazu gebracht. :grin


    Damit tue ich bestimmt dem einen oder anderen Buch dieses Genres Unrecht und ich muß zugeben, daß es auch wahre Perlen gibt (Dora Heldt oder Franziska Stalmann etwa schreiben tolle Bücher, gehören aber auch in die Frauenbuch-Schublade). Aber 90% davon ist halt einfach nur seichter Schmonzes.


    Aber das ist nur meine Meinung. Ich respektiere genauso, wenn jemand dieses Genre liebt und dafür meine heißgeliebten Cozy Krimis kacke findet. ;) Die Welt ist bunt, auch wir Eulen sind es.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Ehrlich gesagt hatte ich mich auch ein wenig darüber gewundert, wie man eine zeilenlange Beurteilung eines Buches einfach anhand des Klappentextes schreiben kann.
    Klar, oft hat man nur den Klappentext als Entscheidungshilfe über Kauf oder Nichtkauf, aber ob es fair ist gegenüber den Autoren, sie wegen des Klappentextes zu verdammen?

  • Doch, das Recht, Bücher zu verurteilen, ohne sie gelesen zu haben, nehme ich mir ab und an auch heraus. Bei manchen reicht mir einfach eine nicht endende Berichterstattung mit einigen Auszügen aus dem Buch, um zu wissen, dass ich dafür mein Geld nicht ausgeben werde.

  • Be-/verurteilen sollte man kein Buch, das man nicht zumindest teilweise gelesen hat (Ich habe nur zweihundert Seiten von "Tochter der Erde" geschafft und ja, ich verurteile dieses Buch)
    Es gibt viele Bücher, die ich aufgrund des Genres nicht kaufe, es gibt Abteilungen der Buchhandlung, die ich nie betreten habe. Aber in die Diskussion über ein solches Buch würde ich mich dann auch nicht einbringen (können, wollen, dürfen).
    So weit ich weiß schreiben die wenigsten Autoren ihre Klappentexte selbst, ich lese auch lieber die ersten Seiten eines Buches, um mir ein Bild zu machen.

    Logisch: Wer immer den anderen hinterherläuft, wird niemals Erster sein.

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  • Zitat

    Original von Telefonhexe
    (…) ich kann nicht verstehen, warum Menschen bestimmte Bücher ver- oder beurteilen OBWOHL sie sie nicht gelesen haben bzw. niemals vorhaben zu lesen.
    Telefonhexe


    Hallo, Telefonhexe


    Vielleicht liegt es daran, dass ich Lustleserin bin, aber spontan und nicht ganz jugendfrei fällt mir folgender Vergleich ein:
    Damit ich fundiert begründen kann, warum ich mit dieser oder jener Person absolut nicht ins Bett gehen will, muss ich nicht vorher mit ihr geschlafen haben.
    Das kann man nicht vergleichen? Warum denn nicht?


    Grüssli, blaustrumpf

    Wer einmal aus dem Schrank ist, passt nicht mehr in eine Schublade.
    Aber mein Krimi passt überall: Inge Lütt, Eine Bratsche geht flöten. ISBN: 978-3-89656-212-8. Erschienen im Querverlag

  • Zitat

    Original von licht
    Verzeih, wenn Du ein Problem mit meinem Posting zu einem Buch hast, hätte ich mir gewünscht Du sprichst mich an und fragst nach.


    Ich lese hier nun einen entrüsteten Aufschrei der völlig aus einem Zusammenhang herausgerissen ist, und der dazu aufruft, die Schar der solidarisch entrüsteten auzurufen, den Schuft anzuprangern, der es wagt, sich auf seine Weise ein begründetes Urteil zu bilden. Nach meinem Urteil sind pauschale Antworten auf eine pauschale Frage wenig geeignet zu einer sachlichen Debatte.


    Lieber Licht,


    ich glaube, du missverstehst da etwas. Vielleicht habe ich mich auch strategisch unklug ausgedrückt bzw. diese Frage zu einem falschen Zeitpunkt zur Debatte gestellt. Deine Aussage - mit der ich im übrigen gut leben kann bzw. über die wir bei Gelegenheit mal im Chat diskutieren können - war lediglich der Tropfen, der das Fass in mir zum überlaufen brachte.


    Gruß


    Telefonhexe

  • Wenn das so ist, dann habe ich das völlig falsch verstanden oder auch in den falschen Hals bekommen. Ich bitte also von ganzem Herzen um Entschuldigung, sollte Dich mein Ausbruch verletzt haben.


    Ich hatte mich schon gewundert, denn ich hatte einen anderen Eindruck von Dir. Konflikte auf so unsachliche Weise auszutragen hätte ich Dir nie zugetraut. Wenn ich nun ein Fass zum überlaufen gebracht habe, so ist das sicher OK und dann steht Dein Posting auch in einem andern Licht.


    Allerdings bleibe ich bei meiner Auffassung, daß ich da gar nicht pauschal urteilen würde. Es wird immer wieder Bücher geben, die völlig nichtssagende oder banale Klappentexte haben, weil der Lektor einfach schlecht drauf war oder oder oder. Hinterher entpuppt sich das Buch als großartig. Ich lese daher Klappentexte schon kaum noch.
    In diesem speziellen Fall hat mir eine Buchvorstellung jedoch einen Eindruck von einem Buch vermittelt, der mich einfach nur abschreckt. Ich gehe denn doch davon aus, daß inhaltlíche Aussagen eines Klappentextes ernst gemeint sind. Wenn mir diese, die ja für das Buch stehen sollen, aber schon (verzeih) hahnebüchen erscheinen ... Ich muss den Satz nicht vollenden.
    Auf nen Gespräch im Chat freue ich mich.
    Liebe Grüße
    Licht

  • Gewisse Vorurteile gegenüber bestimmten Büchern hab ich genauso wie ich sie gewissen Menschen gegenüber habe.
    Deswegen heißen sie ja Vorurteile, weil man sie vor einer genauen Betrachtung fällt.


    Bezüglich gewisser Personen sollte man diese Vorurteile immer wieder hinterfragen und nachforschen, bis man sich ein weniger im Voraus getroffenes Urteil bilden kann.


    Aber muss ich das auch gegenüber Büchern? Ich denke nicht unbedingt.
    Ich habe z.B. auch Vorurteile gegenüber Werken, die als Frauenliteratur mit entsprechendem Schnulzcover daherkommen. Sowas will ich nicht genauer erforschen, dazu ist mir meine Zeit zu schade, da genügen mir dann die (Vor-) Urteile anderer.


    Kaufentscheidungen treffe ich oft an Hand von Klappenetxten, das ist auch ein Vorurteil. Mag sein, dass ich so einigen guten Büchern Unrecht tue, weil der Klappentext Mist, das Buch aber hervorragend ist. Aber da es so viele hervorragende Bücher gibt, kann ich sie sowieso nicht alle jemals lesen...


    Ein Buch, das ich jedoch nicht gelesen habe, dazu kann ich dann nur sagen, warum ich es nicht lesen will, aber keien Aussagen über die tatsächliche Qualität treffen, nur über die erwartete.


    Liebe Grüße, Kim

  • Ich beurteile Bücher, auch ohne sie gesehen zu haben. Zumindest kategorisiere ich sie anhand der Marketingmaßnahmen und des Klappentextes und fälle damit für mich schon ein Urteil.
    Ehrlich gesagt, habe ich das in meinem Beruf der Buchhändlerin zwangsläufig lernen müssen. Denn bei 50 000 Neuerscheinungen im Jahr wird es schwierig, alles zu lesen. Und trotzdem wollen Kunden Beurteilungen von mir hören....


    Ver-urteilen kommt allerdings sehr selten vor. Ich verurteile Bücher aber auch schon gelegentlich ungelesen, wenn ich z.b. von der Autorin schon etwas gelesen habe und das Muster kenne.
    Oder ich verurteile Bücher, wenn allzu offensichtlich wird, daß es eine tausendste billige Kopie eines Bestsellers ist. Mag sein, daß ich dann dem ein oder anderen Buch unrecht tue, aber so ist das nun mal.
    Und die Vorverurteilungen haben sich immer bestätigt, wenn ich das Buch dann trotzdem noch gelesen habe. Sei es aus Neugier oder aus dem Gefühl heraus, erst wirklich mitreden zu können, wenn ich es gelesen habe.
    Beispiel: Eva Hermans Buch hätte ich nicht lesen müssen. Es hat mich nur zu der Erkenntnis gebracht, daß es noch schlimmer ist, als ich im Vorfeld geurteilt und gedacht hatte.


    Ich habe aber gelernt, Bücher öffentlich (auch hier im Forum) erst zu verurteilen und verreißen, wenn ich es wirklich gelesen habe.

    :lesend
    If you can read, you can empathize, luxuriate, take a chance, have a laugh, hit the road, witness history, become enlightened, turn the page, and do it all again
    Oprah Winfrey

  • Ist das denn da nicht auch die Frage, ob es dabei überhaupt um das spezielle Buch geht? Oft wird gesagt "les ich nicht, ist nix" und dabei geht es dann gar nicht um das Buch, sondern eher um das Genre oder um das Thema.


    Im Übrigen finde ich Klappentexte sind ganz großer Mist, da bezweifle ich sehr oft, daß der Klappentextverbrecher das Buch überhaupt gelesen hat. Warum lässt man den nicht einfach auch vom Autor schreiben? :grin Ich lese mittlerweile Klappentexte, wenn ich das Buch durchhabe. Kann man prima drüber ablachen :fetch

  • Zitat

    Original von Telefonhexe
    ich kann nicht verstehen, warum Menschen bestimmte Bücher ver- oder beurteilen OBWOHL sie sie nicht gelesen haben bzw. niemals vorhaben zu lesen. Irgendwie scheine ich dafür zu plondt zu sein oder zu doof oder zu dämlich, ich weiß es nicht.


    Das kann ich dir im Falle des von dir vorgestellten Buches von James Tabor (The Jesus Dynasty) in der Tat ganz sachlich erklären:
    Ich bin nicht nach dem reißerischen Klappentext gegangen, sondern habe im Internet recherchiert, wobei ich auf einige Berichte und Artikel über das Buch gestoßen bin sowie auch auf die Website des Autors zu diesem Buch. D.h. ich habe mich durchaus mit den Behauptungen des Autors auseinandergesetzt, aber binnen sehr kurzer Zeit festgestellt, daß diese Behauptungen auf vagen Analogieschlüssen, ad-hominem-Argumentationen, einer sattsam bekannten, derzeit wieder sehr beliebten Verschwörungstheorie über die Entwicklung des frühen Christentums und angeblichen geheimnisvollen und bereits wieder verschwundenen Funden, zu denen es keine wissenschaftliche Auswertung gibt, basieren. Also alles nichts als heiße Luft, rhetorisch zu einem Wälzer aufgeblasen, der präzise den Zeitgeist trifft.


    "Ein Schelm wer Übles dabei denkt."


    Wenn ein Thrillerautor wie Dan Brown sich solche und ähnliche Behauptungen zu eigen macht und einen Reißer daraus zimmert, ist das in Ordnung, solange er keinen Anspruch darauf erhebt, im Besitz einer Wahrheit zu sein (die ihn angeblich ebenso in Gefahr bringt wie seine Helden :lache).
    Bei einem Sachbuchautor wird es allerdings von vornherein kritischer, weil man diesem eine weitaus höhere Seriosität bezüglich der angegebenen Daten und der daraus entwickelten Theorien zuschreibt.


    Wenn dann auch noch Klappentext, Werbung etc. mit den wissenschaftlichen Kompetenzen des Verfassers hausieren gehen, dann wird ernsthaft ein Anspruch auf Solidität erhoben, dem die Inhalte des Buches sich auch stellen müssen.


    Die umfangreichen Angaben auf der Website tun das allerdings nicht einmal ansatzweise.

  • Also ich verurteile viele Bücher :grin Komischerweise die meisten Bestseller. Aber sagen tu ich nie was ich mir da drüber denk. Bleibt ja immerhin jedem selbst überlassen, was er sich antun will :grin

  • Ich unterscheide zwischen Beurteilen und Verurteilen.


    Ein Buch beurteilen im Sinne von wie ist es sprachlich, stilistisch, von der Spannung her, finde ich es gut zu lesen, spricht mich das Thema im Zusammenhang mit dem Plot an usw. finde ich schier unmöglich ohne es gelesen zu haben. Es kommt ja auch immer darauf an, was ich nun gerade beurteilen möchte. Das kann m.E. auch auf einer neutralen Ebene geschehen.


    Verurteilen hingegen kann ich ein Buch auch ohne es gelesen zu haben - um auf Jandas Beispiel und Eva Herman zurück zu kommen. Ihr Buch werde ich nicht lesen und verurteile insbesondere was sie damit bezweckt und schon allein deswegen werde ich dieser Dame nicht mehr Aufmerksamkeit schenken als sie ohnehin schon erhält (auch wenn dies sicherlich niemandem auffällt :lache).

  • Zitat

    Original von Vamp
    Also ich verurteile viele Bücher :grin Komischerweise die meisten Bestseller. Aber sagen tu ich nie was ich mir da drüber denk. Bleibt ja immerhin jedem selbst überlassen, was er sich antun will :grin


    In welcher Hinsicht verurteilst du die meisten Bestseller?

  • ich kann solche bücher namens
    KANU, KÜSSE, KANADA oder
    MÄDCHEN, MACHOS, VOLL VERLIEBT oder wie die alle heißen nicht ausstehen!!!!
    die sind so was von flach das gibts garnicht! ich muss gestehen ich hab nie so richtig eines gelesen aber ich finde bei solchen büchern braucht man das nicht um darüber zu urteilen

  • Ich habe auch eine Meinung, die von Vorurteilen geprägt ist, von gewissen Autoren, deren Bücher ich nicht lese. Allerdings würde ich niemals eine Beurteilung dieser Bücher vornehmen. Erst wenn man einen Teil des Buches gelesen hat, steht es meiner Meinung nach Jemandem zu, darüber zu urteilen.
    Es erinnert mich an die Diskussionen über das Eva Herrman Buch, das schon verrissen wurde, ehe es in den Geschäften zu bekommen war. Das fand ich lächerlich. Ich bin übrigens kein Leser dieses Buches, deshalb kann ich es auch nicht beurteilen. Meine Vorurteile, für dieses Buch Geld auszugeben, sind zu groß. :grin

  • Zitat

    Original von Hype
    ich kann solche bücher namens
    KANU, KÜSSE, KANADA oder
    MÄDCHEN, MACHOS, VOLL VERLIEBT oder wie die alle heißen nicht ausstehen!!!!
    die sind so was von flach das gibts garnicht! ich muss gestehen ich hab nie so richtig eines gelesen aber ich finde bei solchen büchern braucht man das nicht um darüber zu urteilen


    Hallo, Hype


    Wie steht es denn beispielsweise mit "Götter, Gräber und Gelehrte"?
    :grin
    Grüssli von blaustrumpf

    Wer einmal aus dem Schrank ist, passt nicht mehr in eine Schublade.
    Aber mein Krimi passt überall: Inge Lütt, Eine Bratsche geht flöten. ISBN: 978-3-89656-212-8. Erschienen im Querverlag