Der Junge im gestreiften Pyjama – John Boyne (Ab 12 Jahren)

  • Zitat

    Original von Bartlebooth


    Verstehe ich nicht. Ist es nun "durchweg glaubwürdig" oder "gelingt es nur bedingt".


    Ich habe versucht zwischen vermuteter Autorenabsicht und Gelingen zu unterscheiden. Ich denke es ist naheliegend, dass das eine rein technische Frage der Erzählperspektive ist. Ich habe ein Kind als Erzähler, also versuche ich glaubwürdig aus dieser Perspektive zu erzählen. Ich glaube, dass das durchaus eine schriftstellerische Herausforderung ist. Das ist die vermutete Absicht. Furor und Aus-wisch als Begriffe finde ich da durchaus passend.


    Tatsächlich (siehe meinen Kommentar weiter vorne in diesem Thread) sehe ich einige erzählerische Schwächen in dem Buch. Die Perspektive ist nicht durchweg konsistent, da wird hin- und hergesprungen und diesbezüglich wird doch ziemlich geschludert. Das ist nun einmal ein heikles Thema und naive Erzähler in Romanen, die in der Nazizeit spielen, werden überhaupt sehr schnell angegriffen (war da nicht mal was mit Walser?) und da wäre mehr Sorgfalt durchaus wünschenswert gewesen. Zum Teil ist das Endresult tatsächlich ärgerlich, aber ich würde dem Autor nie böse Absichten unterstellen wollen. Höchstens fehlendes Können.

  • Hallo Googol,

    Zitat

    Original von Googol
    Furor und Aus-wisch als Begriffe finde ich da durchaus passend.


    Und genau hierfür würde mich eine Begründung interessieren. Denn, siehe meinen beitrag, die Begriffe sind phonetisch nicht schwierig und können gewöhnlich von einem Fünfjährigen korrekt ausgesprochen werden.


    Zitat

    Original von Googol
    ...aber ich würde dem Autor nie böse Absichten unterstellen wollen. Höchstens fehlendes Können.


    Mir fällt es - wegen der auffälligen Auswahl der Begriffe - einfach schwer, hinter diesem - tja, wie nenn ich's? - Stilmittel? - keine Absicht zu vermuten. Ob sie erzählerischer oder sonstiger Natur ist, keine Ahnung. Von "böse" habe ich allerdings nichts gesagt.


    Um es noch einmal zu verdeutlichen: Wollte man eine kindliche Schwierigkeit mit der Artikulation darstellen, sollte man doch eher schwierig zu artikulierende Wörter falsch artikulieren lassen, oder?

  • Zitat

    Original von Bartlebooth
    Um es noch einmal zu verdeutlichen: Wollte man eine kindliche Schwierigkeit mit der Artikulation darstellen, sollte man doch eher schwierig zu artikulierende Wörter falsch artikulieren lassen, oder?


    Also ich erinnere mich mit Schrecken an so manche Artikulationsschwäche als Kind. Man gewöhnt sich eine bestimmte falsche Aussprache an oder verwechselt einfach Wörter, wird von den Erwachsenen vielleicht auch nicht korrigiert und bleibt dann erst einmal dabei. Ob das nun immer phonetisch besonders anspruchsvolle Begriffe waren, wage ich zu bezweifeln.


    Irgendwas muss der Autor einfach versuchen, um der Erzählung einen naiven Anstrich zu verpassen. Worauf wir uns vielleicht einigen können ist, dass es durchaus etwas Formelhaftes hat. Ich denke, was du zu wenig durchsichtig findest finde ich zu durchsichtig. Beides ist suboptimal.

  • Zitat

    Original von Googol


    Also ich erinnere mich mit Schrecken an so manche Artikulationsschwäche als Kind. Man gewöhnt sich eine bestimmte falsche Aussprache an oder verwechselt einfach Wörter, wird von den Erwachsenen vielleicht auch nicht korrigiert und bleibt dann erst einmal dabei. Ob das nun immer phonetisch besonders anspruchsvolle Begriffe waren, wage ich zu bezweifeln.


    Der Erstspracherwerb ist gewöhnlich mit vier oder fünf Jahren so ziemlich abgeschlossen. Einzlene Wörter können auch dann noch falsch ausgesprochen werden. Das gibt sich aber gewöhnlich recht schnell.
    Du magst dich an eigenartig ausgesprochene Wörter erinnern - aber das war sicherlich nicht mehr im Alter von 10 Jahren bzw. in der vierten Klasse. Falls doch, warst du mit Sicherheit in logopädischer Behandlung ;-).


    Zitat

    Original von Googol
    Irgendwas muss der Autor einfach versuchen, um der Erzählung einen naiven Anstrich zu verpassen. Worauf wir uns vielleicht einigen können ist, dass es durchaus etwas Formelhaftes hat. Ich denke, was du zu wenig durchsichtig findest finde ich zu durchsichtig. Beides ist suboptimal.


    Natürlich hat das etwas Formelhaftes und ich habe auch zwei Interpretationsmöglichkeiten dafür geliefert. Ich glaube nicht, dass diese beiden Wörter einfach nur ausgewählt wurden, um kindliche Naivität auszudrücken. Um Naivität auszudrücken - darüber ließe sich reden, führt aber in die genannten Komplikationen.

  • Von diesem Buch habe ich schon was gehört. Und wie ich sagen muss, muss dies ja ein klasse Buch sein!!
    Ich kann mir das auch klasse vorstellen, wie ein Junge nicht weiß was hinter dem Zaun abgeht, und von dort dann einen Jungen kennenlernt, der ihm dann seine Lebensumstände erzählt, die natürlich völlig anders sind als seine.


    Das Buch muss ich unbedingt mal lesen!

  • :-( Ehrlich gesagt hat es mir gar nicht gefallen und ich war sogar irgendwie wütend nach dem Lesen...


    Meine Meinung: Ich habe das Buch an einem Nachmittag durchgelesen, denn es ist mit seinen relativ groß gedruckten Buchstaben und den großen Zeilenabständen ein wenig auf die angegebene Seitenzahl gestreckt worden. Geschrieben ist es so, als ob der Neunjährige Bruno die ganze Handlung schreibt, allerdings verzichtet der Autor auf die Ich-Perspektive, setzt aber bewusst einfache Formulierungen und Sätze ein, so dass dieser Eindruck entsteht. Was mir daran nicht gefallen hat, ist, dass Bruno so sehr naiv ist, dass er seine Lage nicht begreift, dass er nicht sieht, wie die Menschen um ihn herum leiden, ja sogar als vor seinen Augen ein jüdischer Hausangestellter misshandelt wird, scheint er nicht zu verstehen, was da passiert.
    Er übersieht den Hunger seines neuen Freundes,und als er ihn zu begreifen scheint, so hinterfragt er ihn nicht, wie es jedes Kind tun würde. Er denkt, die Menschen auf der anderen Seite des Zaunes wären dort einfach nur nicht ganz freiwillig (wie er ja auch) hingezogen und würden ihre Tage mit Spielen und Unterhaltung verbringen - und das, obwohl er den großen Kummer, den Hunger, die blauen Flecken von seinem Freund Schmuel und auch der abkommandierten Hausangestellten sieht...Dieser so sehr naive Bruno, der absolut nicht begreift, was sich da um ihn herum abspielt, der das so offensichtliche Leid nicht bemerkt, hat auf der anderen Seite eine unglaubliche Fähigkeit zum Sarkasmus und bemerkt selbst die leisesten Untertöne in Streitgesprächen und liefert sich für sein Alter erstaunlich intelligente und ironische Wortgefechte mit seiner Schwester - Und genau das ist es, was mich letztlich so enttäuscht hat: Die Naivität, die einfach nicht authentisch ist.


    Kinder in einem Alter von Neun Jahren sind sehr gut in der Lage zu verstehen, was um sie herum geschieht und wenn sie das nicht tun, so hinterfragen sie die Geschehnisse - Bruno weiß z.B. noch nicht einmal, welchen Beruf sein Vater hat. Der Führer, der die Familie besucht und den Vater befördert, so dass er als Kommandant des Lagers Auschwitz mit seiner Familie an diesen Ort zieht, wird von ihm "Furor" genannt und der Ort selbst, heißt bei ihm "Aus Wisch" (trotz Verbesserungen seitens seiner Schwester) - Teilweise fragte ich mich beim Lesen, ob er eventuell einen Hörschaden hat, verwarf dass aber wieder, weil der Autor nichts darüber erwähnte.
    - Für mich insgesamt ein ärgerliches Buch, da es versucht, mit den Gefühlen der Leser zu spielen und bei mir den Eindruck erweckt, dass sich ein Autor mit diesem Thema, dass ja fast immer eine Garantie für Aufsehen ist, ins Gespräch bringen wollte. - Zu offensichtlicher Populismus und zu offensichtlich auf "Shocking" ausgelegt, um mich zu berühren, aber es scheint ihm doch gelungen, was die vielen positiven Rezensionen zeigen.

  • Was ich nicht ganz verstehe: die Naivität in der Erzählperspektive wird doch schon im Titel deutlich gemacht. Es wird auch schnell deutlich, dass es sich hier um eine Fabel handelt, die sehr viel mit Vereinfachungen arbeitet. Das ist keine realistische Erzählung. Erzählungen in der (nahen) dritten Person sind auch nicht ungewöhnlich und sind oft fast ebenso nah am Erzähler wie in einer Ich-Erzählung. Die Kritik, die ich hier hauptsächlich lese, hat wenig mit der erfolgreichen oder unerfolgreichen Umsetzung der Idee zu tun, sondern die Idee selber wird kritisiert ("das darf man nicht", "das ist ärgerlich"). Das ist zwar eine legitime Diskussion, aber doch schon fast eher eine Meta-Diskussion ("für wen ist das Buch?", "erfüllt es einen Zweck?", "ist es gar populistisch?").

  • Mir persönlich hat das Buch ganz gut gefallen. Es kam natürlich an "Die Bücherdiebin" bei weitem nicht ran. Dafür fehlte die Tiefe und auch die sprachliche Ausgereiftheit. Dieses Buch deutet nur an. Die tieferen Gedanken macht sich der Leser.


    Nachhaltig wird das Buch für mich sicher nicht sein. Dafür war die Geschichte einfach zu einfach gestrickt. Die Moral von der Geschichte allerdings fand ich ganz gut.


    Ich habe selber einen 9jährigen Sohn, aber er ist nicht so naiv wie Bruno. Entweder wurde dieses Kind bewusst von den Eltern klein und naiv gehalten, oder der Autor hat eine falsche Einschätzung von neunjährigen Kindern. Bruno kam mir eher wie fünf oder sechs vor.


    Ansonsten gibt es von mir 8 Punkte. Für mich eine andere Art von Buch aus dieser so düsteren und schrecklichen Zeit.

  • Zitat

    Original von Googol
    Was ich nicht ganz verstehe: die Naivität in der Erzählperspektive wird doch schon im Titel deutlich gemacht. Es wird auch schnell deutlich, dass es sich hier um eine Fabel handelt, die sehr viel mit Vereinfachungen arbeitet. Das ist keine realistische Erzählung.


    Naja, man müsste erst einmal begreifen, was diese Einordnung soll, dh wo die Parallelen zur Gattung "Fabel" sind, die man nicht einfach auf "nicht realistisch" reduzieren kann. "Der Junge im Gestreiften Pyjama" ist ja einfach keine Fabel, wenn er auch genauso unrealistisch ist wie eine. Was eine Fabel allerdings auch ist: Exemplarisch. Und hier könnte eine Diskussion ansetzen. Ist "Der Junge..." exemplarisch? Gibt es eine (für Fabeln typische) Moral von der Geschicht?


    Zitat

    Original von Googol
    Die Kritik, die ich hier hauptsächlich lese, hat wenig mit der erfolgreichen oder unerfolgreichen Umsetzung der Idee zu tun, sondern die Idee selber wird kritisiert ("das darf man nicht", "das ist ärgerlich"). Das ist zwar eine legitime Diskussion, aber doch schon fast eher eine Meta-Diskussion ("für wen ist das Buch?", "erfüllt es einen Zweck?", "ist es gar populistisch?").


    Was ist denn "die Idee" von John Boyne? Auschwitz aus Sicht eines Kindes darzustellen? Das gelingt offensichtlich nicht, und dafür gab es hier doch schon sehr viele Argumente weitab einer Metadiskussion. Was ist etwa an meinen Hinweisen auf die schiefe Struktur der "kindlichen" Naivität "meta"? Wieso kritisiere ich damit "die Idee" selbst? Oder der Hinweis auf die nicht gegebene Authentizität der Naivität von Eskalina? Das ist doch eine Anmerkung zur Technik nicht zur Legitimität der Idee?

  • Ich hab das Buch jetzt nicht gelesen und nach den Rezensionen hier werd ich ihm auch wohl fernbleiben. Denn mit der Naivitaet des Jungen haette ich auch so meine Probleme.


    Klingt damit nicht auch ein wenig durch, dass es durchaus fuer viele Deutschen moeglich war total naiv zu bleiben, nichts von den Schrecklichkeiten mitzubekommen? Damit mein ich jetzt nicht, dass Otto Normalverbraucher damals haette wissen muessen was in den KZ los war. Aber er hat z.B. sicherlich mitbekommen, dass der juedische Laden nebenan irgendwann mal zu war bzw. einen anderen Besitzer bekam u.a.


    Wer sich fuer ein Kinderbuch interessiert, das aus Kindersicht zeigt wie man mit den damaligen moralischen Fragen umgehen koennte, dem empfehle ich Hitler's Daughter. Auch hier geht es um ein (fiktives) Kind, das sehr abgeschirmt in der Naziideologie aufwaechst. Und es wird gezeigt, wie es doch noch mitbekommt, was in dem Land falsch und entgegen ihres Moralverstaendnisses laeuft und dass selbst ein Kind vielleicht nicht alles sehen und verstehen kann aber doch immerhin etwas und auch etwas tun kann.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

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  • Zitat

    Original von Bartlebooth


    Naja, man müsste erst einmal begreifen, was diese Einordnung soll, dh wo die Parallelen zur Gattung "Fabel" sind, die man nicht einfach auf "nicht realistisch" reduzieren kann. "Der Junge im Gestreiften Pyjama" ist ja einfach keine Fabel, wenn er auch genauso unrealistisch ist wie eine. Was eine Fabel allerdings auch ist: Exemplarisch. Und hier könnte eine Diskussion ansetzen. Ist "Der Junge..." exemplarisch? Gibt es eine (für Fabeln typische) Moral von der Geschicht?


    Zumindest nennt der Autor das Buch eine Fabel: "The Boy in the Striped Pyjamas: A Fable". Und schon sind wir wieder bei der Frage ob der Autor seine Ziele erfolgreich umsetzt. Wenn das Buch nicht als Fabel funktioniert dann funktioniert das Buch nicht (was ja durchaus möglich ist).


    Aber wenn z.B. die Verbindung Naivität/Deutschland/Nazizeit direkt zu einer Abwehrhaltung führt und man sich ohnehin nicht auf das Buch einlaßen kann und will, ja, dann ist es tatsächlich eine Meta-Diskussion.

  • Zitat

    Original von Googol
    Zumindest nennt der Autor das Buch eine Fabel: "The Boy in the Striped Pyjamas: A Fable". Und schon sind wir wieder bei der Frage ob der Autor seine Ziele erfolgreich umsetzt. Wenn das Buch nicht als Fabel funktioniert dann funktioniert das Buch nicht (was ja durchaus möglich ist).


    Das würde ich so gar nicht unbedingt sehen. Marketingabteilungen und auch Autoren kennen sich ja beileibe nicht immer in literarischer Terminologie aus. Falls die Bezeichnung bewusst gewählt wurde und nicht einfach, um dem ganzen den Anstrich "ist halt ein Märchen" zu geben (was ich allerdings vermute), dann könnte man sich immer noch darüber Gedanken machen, ob man die Tatsache, dass hier keine sprechenden Tiere mit exemplarischen menschlichen Eigenschaften vorkommen, übersehen möchte. Ich habe aber den Eindruck, dass (Boyne und) der Verlag mehr auf Effekt, wie Eskalina angemerkt hat, als auf Konsistenz setzen (setzt).


    Zitat

    Original von Googol
    Aber wenn z.B. die Verbindung Naivität/Deutschland/Nazizeit direkt zu einer Abwehrhaltung führt und man sich ohnehin nicht auf das Buch einlaßen kann und will, ja, dann ist es tatsächlich eine Meta-Diskussion.


    Also, ich glaube, wir haben nicht die gleiche Vorstellung davon, was eine Metadiskussion ist. Eine Abwehrhaltung, die sich aus der Tatsache speisen würde, dass man die Verbindung von Nazizeit und Naivität nicht angemessen fände, wäre eine Diskussion auf manifestester Textebene und keinesfalls "meta". Die verbindung des geschichtlichen Moments mit der pseudokindlichen Perspektive ist doch geradezu ein Konstruktionsprinzip des Textes, oder?

  • Genau wie hestia habe ich das Buch nach der Bücherdiebin gelesen wodurch es ja schon eine direkte Gegenüberstellung zu einem Buch gab, dass über das Selbe Thema geschrieben wurde. - Vergleichen sollte man die beiden Bücher aber dennoch nicht.


    Ich habe das Buch auf englisch gelesen und fand es flüssig und leicht zu lesen.
    Nur leider habe ich während des Lesens nich herausfinden können was mit "Out-With" gemeint war (also Aus-Wisch).
    Nachdem ich hier die Diskussionen zu den "Sprachfehlern" des Jungen gelesen habe, muss ich Bartlebooth zustimmen. Es ist schon ziemlich unwahrscheinlich, dass Bruno es nicht schafft die Wörter auszusprechen bzw. zuzuordnen.
    Auch die Naivität hat mich extrem gestört, die man so gesehen nicht von einem neunjährigen Jungen erwarten kann.
    Auch Shmuel hat eine solche Naivität, die ich in Anbetracht dessen, was in Ausschwitz passiert ist eigentlich nicht mehr vorhanden sein müsste.
    Dass man direkt neben einem Konzentrationslager wohnt und nichts mitbekommt, während man doch andauernt auf Lager schaut bzw. Erkundungen macht ist für mich nicht plausibel.


    Andererseit gefiel mit dieser Schreibstil aus Brunos Sicht auch, wobei er eher die Sichtweise jüngerer Kinder zu dieser Zeit widerspiegelt.


    7/10 Punkte

  • Ich hab das Buch vor ca. einer Woche gelesen und es hat mich wirklich berührt. Ich wusste um was es ging, als ich es gekauft habe. Mein alter Geschichtslehrer hat uns davon "vorgeschwärmt" ...
    Besonders bedrückend fand ich die Stellen, in denen man selber merkt, was da wirklich vor sich geht, aber Bruno es nicht begreift.


    Und natürlich


    Was mich jedoch auch gestört hat ist, dass Bruno anscheinend nie in der Hitlerjuged oder ähnlichem gewesen zu sein scheint. Das erscheint mir wirklich sehr unrealistisch, besonders da sein Vater ein hoher Nazi war und dann sollen seine eigenen Kinder nichts vom Judenhass mitbekommen haben.... sehr unwahrscheinlich.


    Am Ende des Buches musste ich weinen, nicht in 1.Linie wegen Brunos oder Schmuels Geschichte, sondern wegen den wahren Schicksalen, die wirklich hinter solchen Zäunen ihr Ende fanden.

    Schliesslich, morgen ist auch ein Tag. (Scarlett O'Hara)

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  • The Boy in the Striped Pajamas
    John Boyne
    , Oktober 2007
    David Fickling Books, ISBN: 0385751532
    Seiten: 240


    Auf das Buch bin ich durch Zufall gestoßen, der seltsame Klappentext hat mich sofort angesprochen und die sehr guten Meinungen darüber haben dann den Rest erledigt. Das Buch hätte ich damals eigentlich gar nicht kaufen dürfen, da ich Bücherfasten gemacht habe, aber wozu hat man denn Schwestern? Sie war so lieb und hat für mich einen 5-Euro-Gutschein von lesen.de geopfert und mir das Buch bestellt. Danke nochmal dafür...
    Das Buch ist bereits auf Deutsch mit dem Titel "Der Junge im gestreiften Pyjama" übersetzt worden.



    Inhalt:
    Berlin 1942
    When Bruno returns home from school one day, he discovers that his belongings are being packed in crates. His father has received a promotion and the family must move from their home to a new house far far away, where there is no one to play with and nothing to do. A tall fence running alongside stretches as far as the eye can see and cuts him off from the strange people he can see in the distance.
    But Bruno longs to be an explorer and decides that there must be more to this desolate new place than meets the eye. While exploring his new environment, he meets another boy whose life and circumstances are very different to his own, and their meeting results in a friendship that has devastating consequences.



    Über den Autor:
    John Boyne wurde 1971 in Dublin, Irland, geboren, wo er auch heute lebt. Er ist der Autor von sechs Romanen, darunter »Der Junge im gestreiften Pyjama«, der zwei Irische Buchpreise gewann, für den »British Book Award« nominiert war und vor kurzem verfilmt wurde. John Boynes Romane wurden in über dreißig Sprachen übersetzt. (http://www.fischerverlage.de/autor/John_Boyne/18702)



    Meine Meinung:
    Der Titel "The Boy in the Striped Pajamas", zu deutsch "Der Junge im gestreiften Pyjama", entspricht dem Inhalt des Buches. Denn einerseits freundet sich Bruno mit einem Jungen an, der auf der gegenüberliegenden Seite des Zauns lebt und ständig einen gestreiften Pyjama tragen muss. Andererseits erfährt Bruno durch diesen Schlafanzug, wie es ist anders zu sein in der Sicht bestimmter Personen.


    Das Cover ist ganz nüchtern in hellblauen und weißen Streifen gehalten, der Titel steht in den Streifen in schwarz. Ansonsten ist noch der Hinweis angebracht, dass das Buch bald ein "Major Motion Picture"ist, d. h. verfilmt wird. Mittlerweile ist das Buch schon verfilmt, da am 9. März bereits die DVD dazu veröffentlich wird. Ich habe allerdings nicht mitbekommen, dass der Film in den deutschen Kinos gelaufen wäre...
    Außergewöhnlich am Umschlagtext ist, dass man nicht- wie sonst üblich - eine Inhaltsangabe des Romans findet, sondern Kritiken über das Buch, einen Hinweis auf die Hauptperson, Bruno, und einen Satz, den ich später noch erwähnen werden.
    Diese Umschlagtextgestaltung soll dazu dienen, dass der Leser unvoreingenommen an das Buch herangehen kann und das habe ich schließlich auch getan.


    Das Buch erzählt die Geschichte vom 9-jährigen Bruno, der in Berlin mit seinen Eltern, seiner Schwester Gretel und dem Hauspersonal in einem stattlichen Haus lebt. Sein Vater ist anscheinend ein wichtige Person im Heer und deshalb muss die Famlie auch umziehen. Sie wohnen nun in neuen, viel kleinerem Haus, in dem es Bruno anfangs gar nicht gefällt. Eines Tages sieht er dann einen riesigen Zaun und gegenüber jenem scheinen Menschen zu leben. Er fragt sich dann wieso dieser Zaun da ist und was das wohl für Menschen sind. Die Eltern weichen seinen Fragen bezüglich des Zauns aus, nur seine Schwester versucht ihm zu erklären was es damit auf sich hat. Da Bruno, wenn er groß ist, Entdecker werden will, erkundet er die Umgebung des neuen Zuhauses. Dort gibt es nur dieses eine Haus und einen Zaun, hinter dem viele kleine Häuser stehen. Bruno ist einsam, da er keine Freunde hat, aber dann begegnet er Shmuel,der hinter dem Zaun lebt und freundet sich mit ihm an...


    Das Englisch ist leicht zu lesen, dazu trägt wohl auch bei, dass das ganze Buch aus der Sicht eines 9-Jährigen geschrieben ist. Man erfährt Brunos kindliche Gedankengänge, seine Empfindungen und auch seine Hilflosigkeit. Ich hatte am Anfang keine Probleme in die Geschichte hineinzufinden, vielmehr übte das Buch eine Sog-Wirkung auf mich aus, was wohl auch dran liegt, dass ich an dem Thema, das das Buch behandelt, interessiert bin.


    Bruno hat eine sehr gute Beobachtungsgabe und ist für sein Alter zum Teil schon sehr reif, an einer Stelle sagt er z. B. "But there was something about the new house that made Bruno think that no one ever laughed there; that there was nothing to laugh at and nothing to be happy about." Das hat er bereits bemerkt, als sie im neuen Haus angekommen sind. Im Laufe des Buches macht er eine Entwicklung durch, er scheint einer der wenigen im Buch zu sein, die sich für Andere interessieren und sich Sorgen machen. Die Freundschaft, die er zu Shmuel entwickelt, zeugt auch von Reife, denn beide können nicht miteinander spielen, da sich durch den Zaun getrennt sind, aber sie unterhalten sich über alles Mögliche u. a. erzählt Shmuel dann Bruno auch seine Geschichte.


    Ich denke, dass der Autor das Buch exemplarisch gesehen haben will, denn die Eltern von Bruno haben keine Vornamen und auch der Nachname der Familie bleibt unbekannt. Deshalb erfährt man wahrscheinlich auch nichts Konkretes über Brunos Aussehen, nur, dass er für sein Alter klein ist. Vermutlich sollen keine bestimmten Personen dargestellt werden, sondern einfach ein Szenario, wie es damals zugetragen haben könnte. Es hätten auch andere Personen sein können.


    Die Kapitel sind sinnvoll unterteilt und die Überschriften der jeweiligen Kapitel geben bereits einen Vorgeschmack auf das, was alles noch passieren wird. Die kindliche Erzählweise hat mich keinesfalls gestört, ein Buch über den Holocaust aus der Sicht eines Kindes habe ich noch nicht gelesen, aber ich empfand es als erfrischend anders, wobei erfrischend im diesem Zusammenhang eher unpassend ist.


    Der Autor macht immer wieder Andeutungen auf das 3. Reich, aber erwähnt nie explizite Fakten. Das Haus, in dem Bruno nun lebt, wird im Buch "Out-With" genannt, was man leicht mit Ausschwitz in Bezug bringen kann. Der Führer wird zwar nie ausdrücklich genannt, aber das Wort "Fury", was Raserei, Wut, Furie, bedeutet könntet schon darauf hindeuten. Auch sonst macht der Autor viele Andeutungen, die er aber dann doch wieder fallen lässt, was natürlich zum Spannungsaufbau beiträgt.


    Als Gretel und Bruno sich gegenseitig zu erklären versuchen, was hinter dem Zaun ist, kommt die kindliche Denkweise gut zum Vorschein, denn sie sehen beide nur Positives: Farmen und ländliche Landschaften. Sie denken, dass die Leute dort genauso leben wie sie.


    Einem Zitat von Brunos Hauslehrer über Bücher kann ich nicht zustimmen, Bruno fragt ihn, ob Bücher nicht wichtig seien, daraufhin antwortet der Lehrer: "Books about things that matter in the world, of course. But not story-books. Not books about things that never happened." Dem kann ich ganz und gar nicht zustimmen, da auch "Ficition" wichtig ist und das nicht nur für die Fantasie....


    Bis auf ein paar kleine Mängel (der letzte Satz und dass Bruno gar nichts von der Grausamkeit in Out-With mitbekommt) hat mir das Buch wirklich sehr gut gefallen. Es bewegt und wie liest man oft "mit Sicherheit wird dieses oder jene Buch nicht so schnell vergessen werden" - bei diesem Buch stimmt es tatsächlich, jedenfalls für mich. Es gipfelt in einem traurigen, wenn auch vorhersehbaren Finale, welches den Leser aber trotzdem wie ein Schlag trifft. Ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen, da es mich derart in den Bann gezogen hat und so küre ich es zum Monatshighlight im Februar 2009. Eigentlich könnte ich noch viel mehr über dieses Buch sagen, aber es muss auch irgendwann mal Schluss sein...


    Im Anhang der Ausgabe, die ich gelesen habe, befindet sich ein Interview mit dem Autor, bei dem der Leser erfährt, warum er ein solches Buch geschrieben hat, wie er es geschrieben hat usw. Auf jeden Fall sehr interessant zu lesen.


    Zum Schluss noch der weiter oben erwähnte Satz, den der Autor den Lesern mitgeben will: "Fences like this exist all over the world. We hope you never have to encounter one."


    Fazit: "The Boy in the Striped Pajamas" ist ein bewegendes Buch, das die Geschehnisse des Holocaust aus der Sicht eines Neunjährigen beschreibt. Ein wirklich lesenswertes Jugendbuch, auch für Erwachsene.


    Ich vergebe 5 von 5 möglichen Punkten.

  • Hallo!


    Ich fand diese Buch sehr gut und kann mich den positiven Rezis nur anschließen, 9 von 10 Punkten.


    Allerdings habe ich auch das Gefühl, dass ich was anders verstanden habe:



    Meiner Meinung nach hat Bruno kein Sprachproblem, sondern er spricht immer von "Furor", weil er es so verstanden hat, denn er wird ja doch recht von seinen Eltern aus der ganze Sache rausgehalten und "Auschwisch" entsteht doch, weil er es auf polnisch geschrieben auf der Holzbank liest, oder?


    Aber auch wenn ich es falsch verstanden haben sollte, kann ich es als Stilmittel akzeptieren, denn das Buch soll man gerade lesen, OHNE zu wissen um was es geht. ich habe das Hörbuch gehört und wusste nicht um was es geht.



    Und zur Naivität des Jungen:


    Bruno wächst in dem Teil der Gesellschaft auf, dem es schon recht gut ging bevor Hitler an die Macht kam. Trotz seiner liberalen Großmutter scheint er immer recht preußisch von seinem Vater erzogen worden sein und seine Mutter hat eh, wie es der Zeit entsprach, nicht viel zu sagen. Er ging auf eine "bessere" Schule und hatte wohl auch Freunde nur aus dieser "höheren" Schicht. Woher soll er es denn wissen??? Wer soll denn hin gegangen sein um ihm mitzuteilen, dass sein Vater an der Judenvernichtung teilnimmt, geschweige denn es eine solche gibt?


    Selbt wenn man (Auto-)Biographien von jüdischen Kindern in diesem Alter liest wird immer ganz deutlich dass auch diese nicht wussten, was genau mit ihnen geschah, auch ihnen versuchte man bis zuletzt, wenn auch aus anderen Motiven, die Realität zu verklären!


    Ich denke es ist ein beeindruckendes Buch und ich wünschte nur es könnten noch mehr Menschen lesen OHNE vorher etwas von dem Inhalt zu wissen. Gerade sie Effekt ist doch gewollt und das besondere.


    Allgemein zum Hörbuch: Absolut zu empfehlen, tolle Stimme, nicht gekürzt!

  • Der Inhalt ist ja bekannt, weshalb ich hier mal meine gekürzte Rezension reinschreibe.


    Zum Schreibstil


    Das Buch ist aus der Sicht des kleinen Brunos geschrieben. Obwohl der Autor nicht die Ich-Form benutzt, merkt man dem Geschrieben deutlich an, dass da ein Kind die Geschichte erzählt. Die Sätze sind einfach gehalten und leicht zu verstehen, sodass man die fast 300 Seiten schnell durchgelesen hat. In diesem Sinne handelt es sich also um leichte Lektüre. Doch wie sieht es mit dem Inhalt aus?


    Die Thematik


    Zunächst einmal halte ich es für eine originelle Idee die Holocaust-Geschehnisse aus der Sicht eines Kindes zu erzählen. Man bekommt die Möglichkeit, in eine andere, weniger ernste und vielleicht auch unvoreingenommenere Perspektive zu schlüpfen.
    Bruno ist ein Kind und somit unerfahren, neugierig, manchmal auch etwas trotzig und naiv. Der Führer heißt bei ihm „Furor“ und Auschwitz wird zu „Aus-Wisch“. Zum einen kann man das seinem kindlichen Verständnis zuschreiben, zum anderen vielleicht auch als bewusst gewähltes Stilmittel des Autors ansehen.
    Der Führer kommt bei Brunos Familie zu Besuch und wirft damit die Welt des Jungen durcheinander – er sorgt also auf gewisse Weise für Aufsehen (Furore). Auschwitz war das größte Vernichtungslager in der NS-Zeit, tausende von Menschenleben wurden dort sinnlos weg- oder auch ausgewischt. Brunos Begriffsverständnis ist also gar nicht so weit hergeholt.
    Doch genau in diesen Abänderungen liegt meines Erachtens eines der größten Probleme des Werkes.


    Offiziell gehört das Buch in die Kategorie „Jugendbuch“. Die Altersempfehlung liegt bei ca. 13 Jahren aufwärts. Mir stellt sich somit die Frage, ob Kinder oder Jugendliche überhaupt wirklich verstehen können, worum es geht, wenn keine einzige Tatsache beim Namen genannt wird. Das Wort Auschwitz wird kein einziges Mal erwähnt, selbst dann nicht als Brunos Schwester ihren kleinen Bruder belehrt, wie der Ort richtig heißt. Statt des Namens findet man drei Pünktchen. Von Brunos Vater erfährt man nur, dass er Soldat oder Kommandant ist und bereits im Ersten Weltkrieg gedient hat. Ebenso fällt das Wort Jude im Ganzen nur zwei- bis dreimal.


    In einigen Rezensionen wurde „Der Junge im gestreiften Pyjama“ hoch gelobt und als Einstiegsliteratur in die Thematik empfohlen. Ich habe versucht mich beim Lesen in die Position eines Kindes zu versetzen und bin zu dem Entschluss gekommen: Wie soll ich Fragen stellen, wenn ich nicht weiß, wonach ich überhaupt fragen soll?
    Durch die konstante Vermeidung der Aussprache von Tatsachen wird dem Leser zwar vermittelt, wie wenig von den Grausamkeiten zu Bruno durchgedrungen ist, andererseits wird der Inhalt dadurch zu einer bloßen Geschichte eines kleinen Jungen und seiner Familie herabgesetzt.
    Ich wünsche nicht, dass Kinder durch ein Jugendbuch in Angst und Schrecken versetzt werden, jedoch finde ich, dass man grade in diesem Genre mit dieser Thematik als Autor eine große Verantwortung hat und zur Aufklärung beitragen sollte. Dem entgegen bleibt jedoch alles unausgesprochen und das Ende, das im übrigen sehr schnell herbeigezogen wird, lässt sinngemäß verlauten, dass solch furchtbare Geschehnisse in unserem Zeitalter nicht mehr vorkommen können.
    Erwachsene, die den geschichtlichen Hintergrund kennen, können in diesen letzten Zeilen eine versteckte Warnung und einen Funken Ironie erkennen. Die Frage ist nur, ob Kinder, die mit dem Thema noch nicht oder kaum in Berührung gekommen sind, dies auch können oder durch diese Schlussfolgerung zu blauäugig an die Sache herangehen.


    Ein weiterer Pluspunkt, den so mancher Rezensent dem Buch zuschrieb, war, dass es sehr bewegend sei. Viele Leser mussten Schlucken oder haben gar geweint. Als Erwachsene kann ich dem zustimmen. Jedoch rührte mich nicht so sehr das Geschriebene, sondern vielmehr die Bilder und das Wissen über die Konzentrationslager, die ich beim Lesen vor Augen hatte. Das Buch ist also bewegend, weil man genau weiß, was wirklich hinter Brunos kindlichen Beobachtungen steckt und dass man daran nichts Aufregendes oder Heiteres finden kann.


    Fazit


    Für mich hat „Der Junge im gestreiften Pyjama“ als Kinder- oder Jugendbuch eindeutig zu wenig Gehalt. Es fehlt an kindgerechter Aufklärung und an den Stellen, wo diese durchaus möglich gewesen wäre, wechselt der Autor das Thema und richtet den Blick auf vollkommen banale Ereignisse.
    Das Potential, das in der Thematik steckt, wurde nicht ausgeschöpft, die Tatsachen fast vollkommen verschwiegen und somit auf gewisse Weise sogar verharmlost.
    Ich bin mir nicht sicher, ob kindliche Leser das genauso sehen, kann mir jedoch vorstellen, dass es für sie bloß eine spannende, traurige Geschichte sein könnte ohne besonderen Hintergrund.
    Als Einstiegslektüre empfehle ich dieses Buch also nur, wenn es gemeinsam mit den Eltern gelesen oder bearbeitet wird. Jugendlichen mit Grundkenntnissen wird jedoch eine interessante Perspektive angeboten.


    Erwachsene Leser werden aus dem Buch mehr herausziehen können, da mit dem entsprechenden geschichtlichen Wissen und den erschütternden Bildern im Kopf ein starker Kontrast zwischen kindlicher Unschuld und brutaler Grausamkeit entsteht. Der Verlauf der Geschichte wird in jedem Fall erschüttern und bewegen.
    Auf einer Skala von 1 bis 5 Sternen bekommt das Buch von mir drei. Wichtig ist, wer es liest.

  • Der neunjährige Bruno wächst in einer finsteren Zeit auf, doch er ist wohlbehütet und weiß nichts von dem Grauen, das sich rund um ihn herum abspielt.


    Als sein Vater eine leitende Position erhält, muß die Familie umziehen. Doch sein neues Zuhause ist ein Ort, den es eigentlich nicht geben sollte. Ein Ort, der nicht für Kinder gedacht ist und an dem seltsame Dinge vorgehen. Bruno musste in Berlin seine alten Freunde zurücklassen, doch in Aus-Wisch scheint es keine Kinder zu geben; bis er eines Tages auf einem Streifzug Schmuel begegnet, dem Jungen im gestreiften Pyjama. Endlich hat er Ansprache – doch er ahnt auch, dass es besser ist, diese Freundschaft für sich zu behalten.


    Doch das Ausmaß dessen, was sich vor seinen Augen abspielt, kann er noch immer nicht begreifen: zu jung ist er, um zu verstehen….


    Diese Fabel ist ebenso bedrückend wie schmerzvoll. Der Leser weiß sehr schnell, wer der Furor ist und was es mit Aus-Wisch auf sich hat. Man möchte Bruno warnen, man weiß, wie seine Neugierde enden kann und kann doch nichts dagegen tun.


    Das Grauen wird subtil geschildert und ohne, daß der Autor in Details geht, spürt der Leser ganz genau, was hier alles passiert, was nicht im Buch steht. Beklemmend!


    Ein starkes, beeindruckendes Buch, das ich als sehr empfehlenswert erachte. Ein Buch, das wie Herr Palomar in seiner Rezi bereits bemerkte, den Leser sprachlos zurücklässt.


    @ Herr Palomar


    Bruno erschien mir allgemein sehr naiv, desinteressiert (obwohl er ja mal Forscher werden will) und unbedarft, er hinterfragt auch bei Schmuel offensichtliche Dinge - wie z.B. woher kommen die blauen Flecke – nicht, lenkt das Thema wieder auf sich zurück und daher fand ich es eigentlich glaubwürdig, dass er selbst in Berlin nichts von der politischen Lage mitbekommen hat.


    Es wurde bereits verschiedentlich genannt, dass dieses Buch eigentlich Bestandteil der Schullektüre werden sollte – dem kann ich mich nur anschließen!

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Ich habe das Buch heute ausgelesen und es hat mich sehr berührt. An manchen Stellen wirkt Bruno auf mich auch etwas übertrieben naiv, aber trotzdem fand ich das Bett ganz toll. Sein Vater war ja wohl auch sehr einschüchternd und hat nicht offen über seine genauen Arbeitsschritte gesprochen, da ist es ein bisschen verständlich, dass Bruno nicht so arg viel weiß.


    @"Furor"
    im Englischen sagt Bruno ja immer "Fury", das macht etwas mehr Sinn (=die Furie / Wut) und "Out-With" statt Ausschwitz.



    Das Ende hat mich sehr getroffen und den Blick noch einmal auf die Schicksale hinter den Zäunen gelenkt. :-(