Erfahrungen mit dem Novum-Verlag?

  • Dass Buchhändler ja auch nicht unendlich viel Platz haben. Wie entscheiden die denn, ob ein Buch in den Handel kommt oder nicht? Angenommen man hat jetzt ein Buch geschrieben und ein Verlag würde es verlegen, wie tritt der dann an die ganzen Buchhandlungen heran? Der kann doch nicht jede einzelne Buchhandlung im Land anschreiben und sie davon überzeugen, dass man ein gutes Buch geschrieben hat...

    Ich glaube (Betonung: Sicher bin ich mir da nicht), zumindest die großen Verlage bringen in gewissen Abständen Kataloge heraus, die sie an die Buchhandlungen versenden. Die Buchhändler sichten dann und schauen, was sie sich ins Haus holen. Davon ab gibt es die Kataloge der Großhändler und Verzeichnisse lieferbarer Bücher, an die so ziemlich alle Verlage und Distributoren ihre Veröffentlichungen melden. Das bedeutet nicht, dass ein bestimmtes Buch dann im Laden steht, aber zumindest in den Onlineshops, und der Händler kann es auf Nachfrage bestellen.


    Einen interessanten und amüsanten Einblick in die Arbeit vor Ort bietet der Blog Buchpanda.

  • EmmaBzy, ich glaube, R. Bote wollte mal aufzeigen, welche Möglichkeiten es überhaupt gibt, um ein Buch in den Handel zu bringen. Natürlich sagt das aber nichts über die Qualität eines Buches aus. Ich glaube, jeder Autor ist sich bewusst, dass ein gutes Buch auch viel Arbeit bedeutet, und dass man das meistens alleine nicht so gut hin bekommt, wie wenn man es in Zusammenarbeit mit jemanden machen würde. Allein durch das Lektorat müsste ja das Buch deutlich an Qualität dazu gewinnen...

    Also wie gesagt, ich finde es sehr gut, dass es so viele verschiedene Möglichkeiten gibt, und man einfach das wählen kann, was einem am besten liegt. Das ist ja auch eben individuell abhängig und es ist schon klar, dass man mit einem Angebot alleine nicht alle Bedürfnisse stillen kann.

    Naja ob sich da wirklich jeder Autor dem bewusst ist, wage ich mal zu bezweifeln. Ich denke eher, viele nehmen an, es braucht dazu viel weniger Arbeit als es letztlich wirklich ist. Darum denken wohl auch viele, sie machen alles alleine. Und dann kommt eben nicht viel dabei raus. Dann schmeißt man sein Buch halt mal ins Internet und wartet ab was passiert. Wenn dann die Geschichte völlig unbeachtet bleibt und niemand sie liest, ist man enttäuscht. Würde da man von vornherein wissen auf was man sich einlässt, würden viele gar nicht anfangen oder sich Hilfe holen. Soll jetzt nicht heißen, wenn man es wirklich machen möchte und ein Ziel ist, dass man es nicht versuchen sollte. Man sollte aber sich im klaren sein, was es bedeutet und was für Arbeit das alles ist. Wenn da jeder etwas mehr reflektiert, gibt es danach nicht solche Enttäuschungen. Für mich ist das eben der Hauptgrund wieso einige Menschen enttäuscht sind. Natürlich haben auch andere Sachen da Mitschuld, letztlich hängt aber vieles von der Person selbst ab. Wie geht man an das Projekt heran und wie sind die Erwartungen? Sind die überhaupt erfüllbar oder realistisch? Bei den Punkten muss man dann halt auch mal ehrlich zu sich selbst sein.

    Man kann doch auch das Schreiben als Hobby ansehen. Als Entspannung wie eben auch andere Sachen (Sport, Musik, Malen,...) Da gehen die Menschen doch auch ganz anders an die Sache heran. Mir ist schon klar, dass man dann irgendwann den nächsten Schritt gehen möchte. Kann ich auch völlig nachvollziehen und man sollte es auch machen wenn man Lust dazu hat. Man sollte aber auch immer realistische Vorstellungen haben und wissen worauf man sich einlässt. Man darf sich auch nicht zu stolz sein Hilfe anzunehmen oder lieber noch mal ein wenig mehr zu üben bevor man den nächsten Schritt geht.

    Wenn man da so vorgeht, bleiben wohl viele Enttäuschungen aus. Letztlich sollte es einem Spaß machen und man soll daran ja nicht verzweifeln. Heutzutage gibt es ja wirklich schon sehr viele Sachen und jeder wird da was finden, was zu einem passt. Und ein wenig mehr die Menschen selbst in die Verantwortung nehmen, schadet da meiner Meinung nach auch nicht. Wenn ich die passende Einstellung habe und realistische Ziele verfolge, bin ich auch nicht so anfällig für irgendwelche Träumereien. Da sehe ich die Menschen sicherlich noch mehr in der Verantwortung.

    Aber wie gesagt, wenn das Schreiben einem Spaß macht, soll man es weiter verfolgen. Man sollte üben, üben, üben und am Ende schauen was rauskommt. Eventuell ist man dann ja mal an einem Punkt angekommen, an dem es wirklich reicht. Um an den Punkt zu kommen gibt es viele Hilfestellungen, diese sollte man nutzen und sich immer weiterentwickeln. Dann drücke ich jedem die Daumen, dass er oder sie mal sein eigenes Buch herausbringen kann.

  • Hallo zusammen!

    R.Bote, alles klar, danke! Sehr interessant, wie diese Bücherauswahl vonstatten geht. Danke auch für den Blogartikel. Werde ich mir gleich dann in Ruhe durchlesen. Also wichtig ist sowieso, dass man mit seinem Buch irgendwie präsent ist… denn sonst weiß ja niemand was von dem Buch…

    EmmaBzy, ja klar, ob das jedem Autor auch bewusst ist - das kann man nicht wissen…

    Aber ich geh mal davon aus, dass sich die meisten schon ordentlich informieren werden, welche Möglichkeiten sie haben. Und dann kann man ja einfach das Beste für sich auswählen.

    und es heißt ja nicht, dass man dann nicht auch noch einen anderen Weg einschlagen kann, wenn man sich jetzt schon für einen entschieden hat. Selbst wenn man schon mal sein Buch ins Internet gestellt hat, kann man ja im Nachhinein sein Glück auch noch bei einem Verlag versuchen.

    Ich bin da aber ganz bei dir, man sollte einfach seinem Hobby nachgehen und die Zeit wird zeigen, was sie bringt. Vieles ergibt sich auch von alleine. Das hat man ja auch bei vielen Bestsellern schon gesehen. :D Da hatten die Autoren ja sicher auch nicht die Intention, ein Buch zu schreiben, das die ganze Welt kennenlernt. ;-)

    Danke jedenfalls noch mal für die vielen zahlreichen Antworten. Es war wirklich sehr interessant, mal etwas hinter die Kulissen im Buchmarkt zu schauen und zu wissen, dass jeder seinen Weg finden kann. :D

  • Entschuldigt, wenn es vielleicht etwas unangebracht wirkt, dass sich ein neues Forenmitglied gleich in so einen intensiven Austausch einklinkt und ich muss gestehen, auch nicht jeden einzelnen Kommentar intensiv gelesen zu haben. Daher sind meine Argumente möglicherweise schon (mehrfach) genannt worden.

    Natürlich geben ich denen auch Recht, die schreiben, dass solche DKZV vor allem davon leben, dass die Unwissenden nicht aussterben. Auf anderen Plattformen werden immer wieder Fragen zu eben solchen DKZV gestellt.

    Was ich aber auch oft lese, ist die Verunsicherung, da Neuautoren nicht immer auf den ersten Blick erkennen können, ob es sich um einen richtigen Verlag oder einen DKZV handelt. Und wenn sie dann um Rat bitten, können auch "alte Hasen" nicht immer gleich erkennen. Es wird immer wieder auch darüber berichtet, dass alles sehr umschrieben wird und manche DKZV scheinen auch erst nach sehr Euphorie verbreitenden Verhandlungen mit den gezückten Rechnungen hervor zu kommen.

    Früher hieß es meist: Wenn man nicht unter Verlagsvertrag genommen wird, ist man nicht gut genug. Nur die schlechten Autoren gehen ins SP und sollten das tunlichst auch nicht an die große Glocke hängen, da das keine gute Eigenwerbung ist.

    Die Zeiten haben sich - zumindest teilweise - geändert, aber das ist noch längst nicht überall angekommen.

    Und ja, gerade im Bereich der SPler gibt es viele, die nicht das Potential zu Bestsellerautoren haben. Da muss man nichts schönreden.

    Jetzt sind da also Neuautoren, die versuchen sich einen Überblick zu verschaffen, was aber auch sehr erschlagend wirken kann. Sie schreiben verschiedene Verlage an, denn sie hoffen ja auf Verlagsvertrag, um nicht zu den SPlern gehen zu müssen, von denen man doch immer sagt, dass sie keine richtigen Autoren wären. Und dann sind da eben auch DKZV dabei, weil man nicht immer gleich erkennt, was man da für einen seriösen Verlag hält.

    Und schon sehr schnell kommen dann lobende Antworten eben dieser DKZV. Neuautor ist glücklich. Er hat einen Verlag gefunden und das ist doch schon einmal ein Zeichen, dass er gut genug sein muss, nicht, wie diese hoffnungslosen SPler.

    Und dann kommt die Aufrechnung, mit all den blumigen Versprechungen - die man ja nie einzuhalten gedenkt. Der Neuautor denkt, in seine Zukunft zu investieren, darf nach Ablauf einer Frist meist noch einmal Lagerbestände abkaufen - die es tatsächlich nie gegeben hat, aber DKZV war ja so schlau, verbindliche Klauseln einzubauen, um ordentlich abzusahnen.

    Eine sehr teure Lehre, die den Neuautor nicht einen Schritt weiterbrachte, nur ärmer machte.

    All das wurde hier schon hinlänglich diskutiert.

    Worauf ich eigentlich hinaus will ist, dass es doch aber gerade heute umso wichtiger ist aufzuklären, Neuautoren über Möglichkeiten zu informieren und sie immer wieder zu warnen.

    Mag jeder seine eigene Meinung über SP haben, aber wenigstens tut das niemandem weh oder treibt in den finanziellen Ruin.

    Es gibt so viele gesetzliche Anpassungen, Impressumpflicht, Transparenzverpflichtungen,... Was mich etwas wurmt, ist die Tatsache, dass es scheinbar noch keine verbindlichen Regelungen gibt, um eben gerade DKZV schon frühzeitig als solche kenntlich zu machen.

    Auch mit solchen Kennungen wird es immer Menschen geben, die darauf hereinfallen. Aber wenn es nach und nach immer weniger werden, dann haben die DKZV, die mit der Hoffnung von Neuautoren spielen, langfristig doch auch keine Chance mehr am Markt.

    Liebe Grüße,

    Sylvia


    Tippfehler sind special-effects meiner Tatstatur und dürfen mit "Ahhh!" und "Ohhh!" bestaunt werden!  8)

  • SylvisFeder :


    Es gibt vier auch für Anfänger sehr einfach zu erkennende Hauptmerkmale von DKZV:


    1. Sie verlangen Geld von den Autoren

    2. Ihre Bücher sind in keiner Buchhandlung vorzufinden und liegen auf siebenstelligen Amazon-Rängen

    3. Buchbesprechungen erscheinen, wenn überhaupt, in belanglosen Lokalpostillen

    4. Sie stehen auf dieser Liste


    Wer zu blöd ist, sich ordentlich zu informieren, bevor er eine so weitreichende Entscheidung trifft, der ist schlicht und ergreifend selbst schuld und hat es wahrscheinlich auch nicht besser verdient.

  • Ergänzend: Alles, was man zum Thema DKZV, aber auch allgemein zu Verlagsverträgen und schwierigen Anbietern wissen muss, findet man hier: https://www.aktionsbuendnis-faire-verlage.com/ Fairlag bietet neuerdings auch einen Service zur Prüfung vorgelegter Verlagsverträge an - kostenlos.

  • Ich weiß, dass sie Geld verlangen und nicht die anfangs blumig gesprochenen Leistungen erbringen.

    Was ich meine ist, dass es für Neuautoren oft aber auch sehr unübersichtlich ist. Dazu dann noch die immer noch vielfache Verdammung, dass man nur zum SP übergeht, wenn man zu schlecht für Verlage wäre.

    Ist es dann naiv - ich finde "dumm" zu hart - einem DKZV auf den Leim zu gehen? Ja, natürlich ist es naiv.

    Und es ist auch toll, dass verschiedene Plattformen Listen führen.

    Allerdings, meine ich, dass eine großflächigere Aufklärung da vorteilhafter wäre. Und die wäre wiederum nur möglich, wenn auch DKZV sich frühzeitig, eventuell durch Kennzeichnungen, outen müssten.

    Das könnte allein schon da beginnen, dass geregelt würde, mit der Bezeichnung "Verlag" auch bestimmte Dienstleistungen verbinden zu müssen.

    Die DKZV versprechen Leistungen, die sie nicht einhalten. Das ist nun einmal so. Sie beschreiben Vertriebswege, die sie nie gehen. Allein da merken die darauf hereinfallenden Autoren oft erst, dass sie belogen wurden, wenn sie bereits verbindliche Verträge eingegangen sind.

    Und natürlich ist es auch ihre eigene Schuld, wenn sie das vorher nicht prüfen und sich umschauen, ob die Angaben des DKZV korrekt sind.

    Aber ist es deshalb trotzdem in Ordnung, dass diese DKZV unter falschen Versprechen schalten und walten können, wie sie wollen?

    Die Impressumpflicht wurde unter Anderem eingeführt, um Verbraucher vor betrügerischen Maschen zu schützen, die Widerrufsfrist für eBooks aus ähnlichen Gründen, insbesondere, weil es zahlreiche Betrugsfälle gab, wo urheberrechtlich freie Texte, unter Angaben falscher Inhaltsangaben, zu einem Kauderwelsh zusammen geschustert und als "Bücher" verkauft wurden.

    Gerade im letzteren Fall kann man natürlich auch denken "Was kauft man sich denn die Katze im Sack, anstatt zuvor eine LP anzuschauen?"

    Aber trotzdem da der Verbraucher naiv war, hat die Gesetzgebung gehandelt und gesagt, dass dann eben auch der naive Verbraucher ein wenig mehr Schutz zu bekommen hat. Finde ich auch völlig in Ordnung.

    Ich fände es da einfach auch richtiger, wenn eben bestimmte gesetzliche Regelungen, wie Dienstleistungsbeschreibungen oder vertragliche Widerrufsfristen, etc., angepasst würden.

    Das würde immer noch nicht alle davon abhalten, auf DKZV hereinzufallen, aber eben deren Klientel deutlich schrumpfen lassen können.

    Parallel weiter Aufklärung betreiben, ist auch wichtig. Aber alles zusammen könnte vielleicht erst wirklich deutlich Veränderungen bringen.

    Liebe Grüße,

    Sylvia


    Tippfehler sind special-effects meiner Tatstatur und dürfen mit "Ahhh!" und "Ohhh!" bestaunt werden!  8)

  • Ich war früher auch energisch dieser Überzeugung: Die Bezeichnungen verbieten, gegen diese Leute vorgehen, ihnen engere Grenzen setzen. Aber unterm Strich ist es nichts weiter als ein erfolgreiches Geschäftsmodell. Firmen befriedigen die Eitelkeit, bedienen sich der grassierenden Selbstüberschätzung, erfüllen Träume oder suggerieren zumindest, die Traumerfüllung anbieten zu können. DKZV sind längst nicht die einzigen Unternehmen, die auf diesem Feld spielen. Alles, was mit Casting, mit Modelagenturen, mit dem Herstellen von Fotomappen, mit Material und Lehrgängen für aufstrebende Künstler zu tun hat, alle Schauspielschulen, Gesangsschulen und Autorenkurse, all das sind (auch) Leute, die damit Geld verdienen, dass viele Menschen mehr wollen, als sie eigentlich können. Deutschland sucht inzwischen seit gefühlt hundert Jahren den Superstar, doch gefunden wurde noch kein einziger, aber all diese Kläuse und Bärbels, die sich im Casting lächerlich gemacht haben, waren Kanonenfutter, das viel Geld eingebracht hat (und das nie in ihren Taschen landete). Wer nicht singen kann und sich trotzdem dabei filmen lässt, ist zumindest zu einem Gutteil selbst schuld. Und möglicherweise war dieser hochnotpeinliche Moment auf RTL trotzdem der Höhepunkt des bisherigen Lebens.


    Es ist in Ordnung, aufzuklären, aber meiner inzwischen langjährigen Erfahrung nach sind es überwiegend nicht die falschen, die dort landen. Ja, ich erinnere mich schmerzhaft an jenen Moment auf der Leipziger Buchmesse vor sieben oder acht Jahren, als eine Ommi vor mir stand, Glückstränen in den Augen, und mir stolz erzählte, sie hätte einen Verlag für ihre Lebensgeschichte gefunden, an der sie quasi lebenslang geschrieben hatte. Aber ich bin auch nicht wenigen DKZ-Autoren begegnet, die einen trotzigen Stolz auf das, was sie da tun, pflegen. Denen ist bewusst, dass sie auf dem "richtigen" Buchmarkt keine Chance hätten, aber sie bekommen (irgend)etwas für ihr Geld, sie bilden ein Bollwerk, sie sind eine eigentümliche Gemeinschaft. Ja, das meiste Geld ist wirklich verschossen, dient alleine dazu, die Champagnerkeller der "Verlags"besitzer zu füllen, aber, hey, das ist der Weg, den das meiste Geld geht, das wir ausgeben, um uns gut zu fühlen.


    Die Ommi muss man schützen. Die, die diesen trotzigen Stolz pflegen, sind genau da, wo sie hinwollten. Nicht vergessen: Viele, die bei DKZV landen, machen da nicht nur ein Buch, sondern gleich mehrere.

  • ... Alles, was mit Casting, mit Modelagenturen, mit dem Herstellen von Fotomappen, mit Material und Lehrgängen für aufstrebende Künstler zu tun hat, alle Schauspielschulen, Gesangsschulen und Autorenkurse, all das sind (auch) Leute, die damit Geld verdienen, dass viele Menschen mehr wollen, als sie eigentlich können. Deutschland sucht inzwischen seit gefühlt hundert Jahren den Superstar, doch gefunden wurde noch kein einziger, aber all diese Kläuse und Bärbels, die sich im Casting lächerlich gemacht haben, waren Kanonenfutter, das viel Geld eingebracht hat (und das nie in ihren Taschen landete). Wer nicht singen kann und sich trotzdem dabei filmen lässt, ist zumindest zu einem Gutteil selbst schuld. Und möglicherweise war dieser hochnotpeinliche Moment auf RTL trotzdem der Höhepunkt des bisherigen Lebens...


    ... Ja, ich erinnere mich schmerzhaft an jenen Moment auf der Leipziger Buchmesse vor sieben oder acht Jahren, als eine Ommi vor mir stand, Glückstränen in den Augen, und mir stolz erzählte, sie hätte einen Verlag für ihre Lebensgeschichte gefunden, an der sie quasi lebenslang geschrieben hatte. Aber ich bin auch nicht wenigen DKZ-Autoren begegnet, die einen trotzigen Stolz auf das, was sie da tun, pflegen. Denen ist bewusst, dass sie auf dem "richtigen" Buchmarkt keine Chance hätten, aber sie bekommen (irgend)etwas für ihr Geld, sie bilden ein Bollwerk, sie sind eine eigentümliche Gemeinschaft. Ja, das meiste Geld ist wirklich verschossen, dient alleine dazu, die Champagnerkeller der "Verlags"besitzer zu füllen, aber, hey, das ist der Weg, den das meiste Geld geht, das wir ausgeben, um uns gut zu fühlen.


    Die Ommi muss man schützen. Die, die diesen trotzigen Stolz pflegen, sind genau da, wo sie hinwollten. Nicht vergessen: Viele, die bei DKZV landen, machen da nicht nur ein Buch, sondern gleich mehrere.

    Da gebe ich Dir auch absolut Recht!

    Gerade bei einigen der DKZV-Nutzern ist tatsächlich ein extremes Ego vorhanden und sie erheben sich auch nur allzu gern über andere.

    Ein Paradebeispiel durfte ich erleben, als ich mich mit einem festen Grund zum SP entschied, meine Selbstständigkeit anmeldete, mir aber auch immer im Klaren war, dass ich damit eben kaum ein weltweit gefeierter Bestsellerautor werde. Möchte ich dennoch mein Buch verkaufen können? Ja, natürlich!

    Aber ich suche dabei den Austausch mit Lesern, höre mir Kritik an, um daran wachsen zu können und bei nachfolgenden Projekten mögliche Fehler zu vermeiden.

    Eine Dame, die über DKZV veröffentlicht, begegnete mir immer öfter sehr von oben herab. Ich sei ja nur ein poliger SPler, während sie Verlagsautorin sei.

    Ich war neugierig - und auch verstimmt, dass sie mich und meine Bücher abwertete, ohne sie zu kennen. Also googelte ich und konnte schnell sehen, dass ihr "Verlags-Buch", ein recht schnell zu lesendes Werk, da nicht sehr umfangreich, meiner Meinung nach auch völlig überteuert, über DKZV zu bekommen ist und sie überall anpries, es gäbe bald einen Teil 2 vom Erstwerk.

    Nur, außer über den DKZV und ihrer eigenen HP, konnte ich keinen Vertrieb erkennen.

    Ich hätte nun ebenfalls spötteln können oder aber grantig sein. Aber ich dachte mir, dass man diese Sorte Menschen eben selbst lernen lassen muss. Sie möchte sich über diese "unfähigen SPler" erheben. Bitte, nur keine Zwänge!

    Aber wenigstens kann man meine Bücher eben nicht nur beim sogenannten Verlag und auf meiner HP kaufen.

    Ich muss mich auch ums Marketing selbst kümmern, aber das war mir im Vorfeld bewusst, als ich mich entschied. Sie hat es erst im Nachhinein begriffen.

    Diesen Menschen ist dann auch nicht zu helfen.

    Aber genauso pflichte ich Dir bei, dass man andere Menschen, wie die Ommi, schützen muss, weil sie diese rasanten Veränderungen, die schon viele überfordern, die sich jederzeit auf dem Laufenden zu halten versuchen, einfach nicht kennen.

    Da ist es für mich schon ein Unterschied, ob man bekannte Tatsachen bewusst ignoriert, um sich selbst als Autor zu feiern oder ob man aus Unwissenheit auf's Kreuz gelegt wird.

    Liebe Grüße,

    Sylvia


    Tippfehler sind special-effects meiner Tatstatur und dürfen mit "Ahhh!" und "Ohhh!" bestaunt werden!  8)

  • Die Ommi muss man schützen. Die, die diesen trotzigen Stolz pflegen, sind genau da, wo sie hinwollten. Nicht vergessen: Viele, die bei DKZV landen, machen da nicht nur ein Buch, sondern gleich mehrere.

    Ja, es wäre ein Trugschluss, dass durchwegs alle dort Gelandeten ahnungslose Opfer seien. Sind sie nicht.

    DKZV sind nicht dasselbe wie Kaffeefahrt- oder Enkeltrickbetrüger.

    Die Informations- und Aufklärungsmöglichkeiten über DKZV sind riesig. Ihre Kunden fallen daher keineswegs immer auf sie herein, sondern wollen diese Verträge schließen. Man muss sie nicht verstehen. Aber man muss sie auch nicht beweinen.

  • Ja, es wäre ein Trugschluss, dass durchwegs alle dort Gelandeten ahnungslose Opfer seien. Sind sie nicht.

    DKZV sind nicht dasselbe wie Kaffeefahrt- oder Enkeltrickbetrüger.

    Die Informations- und Aufklärungsmöglichkeiten über DKZV sind riesig. Ihre Kunden fallen daher keineswegs immer auf sie herein, sondern wollen diese Verträge schließen. Man muss sie nicht verstehen. Aber man muss sie auch nicht beweinen.

    Das wollte ich auch auf keinen Fall ausdrücken, mit dem, was ich weiter oben schrieb. Auch, wenn ich mit dem Zitat nicht angesprochen wurde.

    Ich denke aber, dass es ja ein bunt gemischtes Klientel von Nutzern der DKZV gibt.

    Selbstverständlich solche, die sich ihres Vorgehens völlig bewusst sind und dann auch selbst schuld bleiben.

    Aber eben auch Menschen, wie die Oma, die eben besser beraten wäre, etwas mehr an die Hand genommen zu werden, um sich aufklären zu lassen.

    Und dann sind da eben noch diejenigen, die noch immer mit der Information leben, dass SP nur etwas für die Verlags-Versager ist.

    Und natürlich gibt es im Bereich SP auch sehr viele Werke, die berechtigt keine Verlage finden würden. Das kann niemand bestreiten.

    Allerdings ist das doch, wenn man ehrlich ist, bei DKZV nicht anders. Da wird doch auch jeder Schund unter Vertrag genommen, solange der Verfasser dafür ordentlich zahlt.

    Inzwischen entscheiden sich aber auch immer öfter Autoren bewusst für SP. Und auch wenn man die doch verhältnismäßig seltenen Sahnestücke suchen muss, empfinde ich die Möglichkeit des SP ein deutliches Stirnbieten gegen Abzocken von DKZV.

    Liebe Grüße,

    Sylvia


    Tippfehler sind special-effects meiner Tatstatur und dürfen mit "Ahhh!" und "Ohhh!" bestaunt werden!  8)

  • Ich verfolge die Diskussionen (anfangs ging es ja nur um die Frage nach dem NOVUM Verlag) mit großer Aufmerksamkeit und möchte gerne auch meine Erfahrung dazu abgeben.


    Vor vielen, vielen Jahren lehnte ich ein Angebot des NOVUM Verlages ab, ein Manuskript zu veröffentlichen. Der Preis der Veröffentlichung war mir zu hoch. Ich erinnere mich an einen 4stelligen Schillingbetrag. Jenes Manuskript ist inzwischen vernichtet, und das ist gut so. Jahre später, auch dank des MONTSEGUR Autorenforums und der dort erhaltenen Aufklärungen und workshops, fand ich "richtige" Verlage, also solche, die für Druck, Lektorat, Korrektorat, Cover usw. NICHTS verlangen und sogar ein kleines Honorar zahlen.

    Der NOVUM Verlag erhielt Auszeichnungen und Preise - vor allem von der lokalen österreichischen Politik - weil er ein gewinnorientiertes Unternehmen führt - Arbeitsplätze in der Region schafft usw. - nicht, weil er Autor*nnen zum Erfolg führt.


    Ich erinnere mich noch sehr gut an das aufregende Gefühl, eine Chance zu bekommen, ein vermeintlich gutes Werk veröffentlicht zu sehen. Ja, es veröffentlichen viele bewusst bei DKZ-Verlagen und zahlen bewusst für eine Veröffentlichung, die ihnen diese Kosten nie einbringen wird. BOD z.B. macht es viel billiger - aber es macht auch Arbeit. So wie SP Arbeit macht, das jedoch bei etwas Glück gute Gewinne einbringen kann.


    Was ich abschließend sagen möchte, ist, dass wir alle im gleichen Boot sitzen. Wir möchten schreiben und veröffentlichen. Wenige schaffen es bis ganz nach oben an die Spitze. Die meisten veröffentlichen und verdienen ein wenig zum Brotberuf dazu. Corona hat die Lage weiter verschärft. Wenn die Verkaufszahlen in einem Verlag beim ersten Buch nach einem Jahr nicht gut genug sind, bekommst du keine Chance auf ein zweites Buch. Pech gehabt. Ich spreche aus eigener Erfahrung.


    So ist es, ein hartes Geschäft. Und trotzdem lieben wir Bücher und schreiben wir Bücher und finden hoffentlich genug Leser*nnen.


    Herzlichst,

    Sayyida

    (Christine Neumeyer)

  • Hallo, Sayyida.


    Diese Art des Genderns (Autor*nnen und Leser*nnen) ist mir bislang noch nicht oft begegnet. Was es nicht alles gibt. ;) Wie spricht man das aus?

    Was ich abschließend sagen möchte, ist, dass wir alle im gleichen Boot sitzen.

    Sitzen wir wirklich alle im gleichen Boot, nur weil wir alle das Interesse haben, Bücher zu schreiben, zu veröffentlichen und für diese Bücher Leser zu finden? Ich finde, dass das eine recht pauschale und ziemlich raumgreifende Gemeinsamkeit ist. Sitze ich im gleichen Boot wie Sebastian Fitzek, Andreas Eschbach oder Juli Zeh? Oder wie dieser Typ, der seine Oma umgebracht hat, um die erste Romanveröffentlichung beim DKZV finanzieren zu können?* Ich bin da nicht ganz sicher. Um ehrlich zu sein: Ich bin eher unsicher. Nein, ich bin sogar ganz sicher, dass ich Dir sicher nicht zustimme. Damit will ich nicht gegen Solidarität und gemeinsames Auftreten und das Füreinander-Eintreten argumentieren, sondern gegen diese Art von Sippenhaft, die alle Leute, nur, weil sie sich "Autoren" (oder meinetwegen auch "Autor*nnen" oder "Autor*_i_*innen") schimpfen, plötzlich in einem Boot versammelt, aus dem sie gemeinsam und ziemlich bedröppelt auf das haiverseuchte Meer starren. So ist das nicht. Wir haben alle ganz unterschiedliche Ausgangssituationen, ganz unterschiedliche Erwartungen und Träume, unterschiedliche Ansprüche, sowohl an uns selbst, als auch an das, was mit unseren Werken geschieht, ganz unterschiedliche Themen und Botschaften - und, nicht zuletzt, unterschiedliche Talente. Ich würde mir nie anmaßen, einer Juli Zeh zuzurufen: "Hey, Juli, alte Kumpelin, wir sitzen doch im selben Boot, oder, eh?" Und ich würde diesem Typen mit der Oma einen fetten Stinkefinger zeigen, käme er auf die Idee, mich auf diese Art anzukumpeln.


    Schreiben ist einfach, erzählen ist nicht einfach. Viele Leute verwechseln das. Viele Leute, die das nicht verwechseln, haben trotzdem nichts zu sagen - oder nichts, das viele andere Leute interessieren könnte. Ich sitze mit denen nicht in einem Boot (von dem ich fürchte, dass es auch überhaupt nicht existiert). Ich habe meine Geschichten und meinen Anspruch und mein ganz persönliches Verständnis von diesem Beruf, von dieser Profession. Ich habe meine Erfahrungen und meine Erwartungen und mein ganz persönliches Kompromissgefüge. Ich will mir da nicht reinreden lassen und verbiete mir das, wenn es andere versuchen. Diese sehr unscharfe und weit gefasste Definition vom Autorensein spricht mich nicht an.


    (* ich kann mir vorstellen, dass es diesen Typen gibt, aber bis der Beweis angetreten ist, bleibt er fiktiv)

  • (...) diese Art von Sippenhaft, die alle Leute, nur, weil sie sich "Autoren" (oder meinetwegen auch "Autor*nnen" oder "Autor*_i_*innen") schimpfen, plötzlich in einem Boot versammelt, aus dem sie gemeinsam und ziemlich bedröppelt auf das haiverseuchte Meer starren. So ist das nicht. (...)

    Richtig, so ist das nicht. Und dennoch gibt es offenbar diesen unbändigen Wunsch vieler Menschen, Autoren zu sein oder sich wenigstens so nennen zu können. Da reicht oft ein BoD, ein SP oder gar die bloße Erklärung "an einem Buch zu arbeiten", um sich mit Schriftstellern in einem Boot wähnen. Diese Leute bevölkern auch in großer Zahl sogenannte Autorenforen und -vereine. Ich kenne da welche.

  • Ich glaube, der Grund, warum immer wieder so viele auf diese DKZ-Verlage hereinfallen ist der Wunsch nach Selbstbestätigung, natürlich auch nach Ruhm und Geld. Es ist doch wie beim Lotto. Die Chancen sind minimal, aber jeder glaubt, dass es ausgerechnet ihn treffen müsste. So ist der Mensch gestrickt, so muss er gestrickt sein, sonst würde sich überhaupt nichts vorwärtsbewegen. Und hier ist die Psyche die treibende Kraft, die alle hieb- und stichfesten Argumente wegwischt und den Verstand komplett abschalten kann. In meinem facebook-account inserieren ständig sympathische Verlage, die sehnlichst darauf warten, die Ergüsse talentloser Schreiberlinge in die Bestsellerlisten zu bringen. Hunderte von begeisterten Antworten von Lesern, die alle an einem Buch schreiben oder demnächst schreiben wollen und es für völlig normal halten, dafür zu bezahlen. Wie hat doch Schiller schon so messerscharf erkannt: Gegen Dummheit kämpfen Götter selbst vergeblich.

  • Ich meine die gemeinsame Begeisterung für das Buch als Verbindung. Sippenhaft meine ich nicht. Keiner muss für die Schuld oder Dummheit anderer einstehen. Da ist jeder für sich, muss die Konsequenzen seines Handels tragen. Selbstverständlich gibt es Unterschiede. In jedem Fall habe ich Verständnis für Menschen, die schreiben und veröffentlichen möchten und denke, eine gewisse Solidarität kann am Beginn vor Fehlern bewahren. Wenn ich gefragt werde, rate ich von DKZ ab. Wenn ich nicht gehört werde, dann ist es eben so.



    lG

  • Huhu, Sayyida.


    "Wir sitzen alle im selben Boot" und "Wir teilen die Begeisterung für das Buch als Verbindung" sind aber zwei unterschiedliche Paar Schuhe. Nee, das eine sind Skischuhe und das andere Handschuhe. 8)


    Und übrigens kenne ich nicht wenige Autoren, die überhaupt nicht sonderlich begeistert sind, weder aktiv, also im Sinne eines euphorischen Umgangs mit dem eigenen Job, noch passiv, also als Leser, und sie sind trotzdem gut dabei, mehr oder weniger. Darüberhinaus und ganz unter uns: Ich halte einige mir persönlich bekannte Autoren für ziemliche Arschlöcher. Und mich deucht, in allen Berufs- und Interessengruppen gibt es solche. Manchmal bin ich das sogar selbst. ;)


    Wir müssen das nicht vertiefen. Ich bin jedenfalls immer skeptisch bei sehr allgemeinen und möglichst viele Menschen umspannenden Rufen nach dieser Art von Solidarität. Ich suche mir gerne selbst und dann etwas genauer aus, wem gegenüber ich mich solidarisch fühle und auch zeigen möchte.