Tatort - Das Sonntag-Abend-TV-Programm?

  • Da liegst du falsch, Tom. Ich habe das zufällig vorgestern im Schauspielermagazin Castmag gelesen, das bei uns auf Arbeit rumlag.

    Früher war das mal so: 25000 für einen Tatort. Das war aber lange noch nicht alles: Lief er noch einmal, gab es nochmal die Hälfte (oder aber das ganze Honorar, das weiß ich nicht mehr genau), bei jeder weiteren Ausstrahlung immer 10 Prozent. Manche Tatorte laufen sieben oder acht mal (also auch die Ausstrahlungen in den dritten Programmen), da könnt ihr euch ausrechnen, was da zusammenkommt. Dann kommen noch die Ausschüttungen der VG Wort hinzu. Ich gehe also jede Wette ein, dass die 85000 kein Druckfehler sind.

    Jetzt haben die ÖR also offenbar das Buy-out der Privaten übernommen, d.h. eine einmalige Auszahlung. Damit ist alles abgegolten.


    Lohnenswert ist auch der Rundfunk. Ich habe mit einem 45 Min.-Hörspiel insgesamt ca. 15000 Euro verdient, mit meinem ersten Buch 10x weniger, obwohl der Aufwand für das Schreiben des Romans mindestens 10x größer war. :lache

  • ICh seh das hie genauso wie den Dschungel oder den Let’s Dance Thread ;-) Ich kucke Tatort nach Ermittlern, manche kann ich einfach nicht sehen... Köln mag ich einfach, ich fand es aber etwas seltsam, dass man mit einem Disziplinarverfahren und einem Strafverfahren am Hals noch am aktuellen Fall weiter ermitteln darf :gruebel Ich hätte da eine zeitweilige Suspendierung bis zur Klärung erwartet....


    Insgesamt fand ich das gestern sehr schräg... Und meine Kinder haben beschlossen, dass sie froh sind auf einer Ponyhof Schule sind. Da würden wohl nicht alle das Handy zücken, während einer von nem anderen zusammengeschlagen wird. Zumindestens hoffen wir das....

  • Der Rostocker "Polizeiruf" ist ein Muss, Charly Hübner und Anneke Kim Sarnau gehören meiner Meinung nach zu den besten Besetzungen bei deutschen Krimireihen. Aber das gestern fand ich über weite Strecken etwas zäh und überbemüht, zu gewollt schmutzig und brutal. Es gab tolle Szenen und Dialoge zum Niederknien, und die Darsteller haben sich mächtig ins Zeug gelegt - Katharina Behrens als Beate Hövermann allen voran. Trotzdem fand ich den Fall, der spannend anfing, mit der Zeit immer uninteressanter, und die Aufklärung und Motivlage schließlich lapidar. Schön aber, dass die horizontale Erzählweise weiter durchgehalten wird (allerdings etwas überdramatisiert).


    Ich gäbe höchstens sechs von zehn möglichen Punkten.

  • Ja. Und das gehörte zu den Elementen, die den Kernkonflikt, das aus den Fugen geratene Verhältnis zwischen Meister und Schüler, diese Welt aus Gier und Profit als Aspekte des männlichen Selbstbewusstseins, in den Hintergrund gedrängt hat. Es war aber einfach zu viel von allem, fand ich. Tolle Einzelszenen, aber insgesamt etwas missraten.

  • Ein Polizeifilm. Eine Fallstudie. Wir sehen, was Film kann. Handwerklich großartig gemacht. Perfekter Einsatz der Handkamera und zahlreiche weitere Finessen. Wir sind mittendrin, so nervös und angespannt wie die Polizisten selbst. Sehr authentisch.

    Großartig! 9/10


    Ansonsten würde ich in Anbetracht der dürren Tatort-Geschichten der letzten Monate gern mal wieder einen guten alten Whodunnit mit ausgefeiltem Plot sehen, der kombinatorischer Logik die Ehre erweist, eindeutige Motive aufzeigt und eine klare Auflösung bietet … so zum Wochenausklang, meine ich ...

  • Da bin ich bei Dir, magister wigbold. Toll geschnitten, exzellent inszeniert, beeindruckend gespielt. Und thematisch ebenfalls ein Volltreffer: Wie das Netzgeschnatter, vorauseilendes Sicherheitsdenken, Trittbrettfahrerei und andere Phänomene in der Welt der Polizei ankommen und wahrgenommen werden. Das war sehr spannend und kurzweilig. Und klug. So etwas hat man selten. Ich würde sogar noch ein Pünktchen mehr geben, vor allem im Vergleich mit dem lahmen und lähmenden Herumgetapse der Kölner Altherrenriege vorige Woche. Die alten Herren aus München zeigen, wie's gehen kann.

  • WWM gestern? Solide gemacht, sehr gut besetzt, manchmal ziemlich überraschend, eine gelungene Milieustudie im Wortsinn. Das Whodunnit ging ein bisschen unter; viel spannender war, was sich zwischen Lübke und dem Jungen entwickelt hat. Angenehm zurückhaltende Hauptdarsteller, viele Zwischentöne - ein guter Krimiabend.

  • Ein gut gemachter Tatort, sehr realistisch in Bezug auf den Hamburger Kiez. Es war richtig wohltuend, das auf eine verlogene Romantisierung des Rotlichmilieus verzichtet wurde. Es ist dort nämlich eher dreckig, deprimierend und insofern wurde die Hoffnungslosigkeit sehr gut dargestellt.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Ich fand den Tatort auch richtig gut. Im Gegensatz zu den Folgen mit Schweiger kam dabei ein richtiges Hamburg-Feeling auf, das, wie Voltaire ganz richtig schrieb, von wenigen unausrottbaren Klischees abgesehen, erstaunlich realistisch unterfüttert wurde. Sehr schön, dass auch die kotzenden, nervig herumkreischenden Junggesellinnenverabschiederinnen ihren Platz zugewiesen bekamen. ;)

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Das war ja völlig banane gestern. :pille Vollgepumpt mit dusseligen Militärklischees, lahmen Verschwörungstheorien und halbgaren wissenschaftlichen Adaptionen, dazu ein dramaturgischer Überbau, der hinten und vorne nicht funktionieren wollte - und eine völlig überflüssige Nebenhandlung mit der angedeuteten Affäre zwischen Furtwängler und dem Mann ihrer Partnerin. Das ganze steril (in Alufolie) verpackt. Sensationell unglaubwürdig das Ad-hoc-Ausprobieren des (geheimen?) Manipulationshelms nebst CGI-Selbstverstümmelung. Grausig.

  • Jetzt muss ich mich als Saarländer doch mal zu Wort melden. Im Vergleich zu früheren Zeiten hat mir der saarländische Tatort in neuer Besetzung richtig gut gefallen ...

    „Streite niemals mit dummen Leuten. Sie werden dich auf ihr Level runterziehen und dich dort mit Erfahrung schlagen.“ (Mark Twain)

  • Ein eher schwacher Tatort. Immer mindestens einen Meter an der Realität vorbei.

    Ich staune immer - das trifft aber auf sehr viele andere Krimis auch zu - es schreibt nie jemand mit. Die haben ihre ganzen Akten offenbar im Kopf. Bewundernswert. Ich habe das nie gekonnt. Habe immer Aktenvermerke angefertigt, damit ich mich auch nach ein paar Wochen immer an irgendwelche Gespräche erinnern konnte.


    Und niemand in den Krimis unterscheidet zwischen einer Befragung und einer Verantwortlichen Vernehmung.


    Ach ja, niemand kann gezwungen werden ins Röhrchen zu pusten - es sei denn es liegt einer richterliche Verfügung zur Entnahme einer Blutprobe vor.


    Alles Dinge die bei ordentlicher und sorgfältiger Recherche hätte vermieden werden können.


    Und wo ich gerade beim Meckern bin: Ich bin genervt von den diversen Privatleben der Ermittler. Alles kaputte Typen? Normalos gibt es da offenbar nicht mehr.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Ich habe seit langem wieder mal einen Tatort komplett geschaut.


    Der Plot war gut, die Figuren empfand ich als gut aufgestellt, allerdings etwas zu eindimensional. Die beiden Väter als Altnazi und Kinderquäler waren doch sehr plakativ böse - keiner hat gegen die beiden Alten gemuckt... der 'Lonely wolf' und das 'Weichei' haben mir ganz gut gefallen.


    Interresant fand ich die Farbgebung, der ganze Film war in einem 'bleached' Ton gedreht, den ich am Anfang störend fand, aber im Ganzen dann gut gepasst hat.


    :thumbup: