Teufelsfrucht - Tom Hillenbrand

  • DER INHALT (kopiert aus der Kurzbeschreibung):


    Der ehemalige Sternekoch Xavier Kieffer hat der Haute Cuisine abgeschworen und betreibt in der Luxemburger Unterstadt ein kleines Restaurant, wo er seinen Gästen Huesenziwwi, Bouneschlupp und Rieslingpaschtéit serviert. Doch dann bricht eines Tages ein renommierter Pariser Gastro-Kritiker tot in seinem Restaurant zusammen – und plötzlich steht Kieffer unter Mordverdacht. Als dann noch sein alter Lehrmeister spurlos verschwindet, beschließt der Luxemburger, die Ermittlungen selbst in die Hand zu nehmen; sie führen ihn bis nach Paris und Genf. Dabei stößt er auf eine mysteriöse, außergewöhnlich schmackhafte Frucht, auf gewissenlose Lebensmittelkonzerne und egomanische Fernsehköche. Immer tiefer taucht Kieffer in die von Konkurrenzkampf und Qualitätsdruck beherrschte Gourmetszene ein – und erkennt, was auf dem Spiel steht.


    ISBN 978-3-462-04287-0



    DER AUTOR (aus dem Buch):


    Tom Hillenbrand, geb. 1972, studierte Europapolitik, volontierte an der Holtzbrinck-Journalistenschule und war Ressortleiter bei SPIEGEL ONLINE. Der begeisterte Hobbykoch und Foodie verliebte sich während eines mehrmonatigen Luxemburger EU-Praktikums in das Großherzogtum. Er lebt in München. "Teufelsfrucht" ist sein erster Roman.


    MEINE MEINUNG:


    Mehr sollte man an Inhalt auch nicht wissen, um den Krimi - ja, man kommt wirklich zwischendurch immer mal wieder davon ab, es wirklich für einen Krimi zu halten, aber nach dem Ende bin ich doch überzeugt, die Lösung eines Kriminalfalls miterlebt zu haben - wirklich noch genießen zu können. Was man auch während des Lesens genießen kann, sind die zahlreichen Gerichte und Zutaten, die Tom Hillenbrand mit einfließen lässt und die einem beim Lesen das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen.


    Besonders detailliert und liebevoll fand ich die Beschreibung der Stadt Luxembourg - ob nun realistisch oder nicht, kann ich nicht beurteilen, aber auf jeden Fall möchte ich nun sehr gerne dort hin reisen und nicht nur die zahlreichen Gerichte, sondern auch die Stadt kennenlernen. Aber durch eben genau solche detaillierten Beschreibungen rückt die tatsächliche Geschichte "Warum musste der Kritiker sterben?" in den Hintergrund. Ich finde das aber nicht weiter schlimm, denn man hat bei Hillenbrands bilderreicher Sprache nie das Gefühl, dass etwas auf der Strecke bleibt und etwas an Entwicklung verlorengeht, nur weil es gerade eben um Essen und nicht um "klassische" Krimikost geht.


    Leider fand ich das Ende etwas abrupt, ich hätte noch gerne weitergeschmökert. Am Ende des Buches (schade - ich hätte es schon am Anfang gebraucht, dann hätte ich es auch nutzen können, so habe ich es erst zu spät gesehen) ist eine Aufzählung der verwendeten kulinarischen Fachbegriffe. Toll wären auch noch ein oder zwei Rezepte gewesen, zumindest von den häufigst erwähnten Lieblingsgerichten von Xavier. Wenn diese zwei bis drei Punkte nicht gewesen wären, hätte das Buch auf jeden Fall eine Höchstwertung verdient gehabt!

  • Trotz der vielversprechenden Leseprobe hatte ich eher einen lauen kulinarisch angehauchten Krimi à la Peter Mayle erwartet – und bekam so viel mehr :-]:


    Tom Hillenbrand ist m. E. eine nahezu perfekte Mischung aus spannender Krimiunterhaltung, Lokalkolorit und Hintergrundinformation geglückt. An seiner klaren Sprache, mit der er die Dinge auf den Punkt bringt ohne sich auf Nebenschauplätzen zu verzetteln, merkt man den journalistischen Hintergrund. Ich hatte zu jeder Zeit das Gefühl, er weiß wovon er spricht. Vor allem, wenn er ausführliche Einblicke in die skrupellosen Machenschaften der Nahrungsmittelindustrie und ihrer biochemischen Labors gibt. Aber auch wenn er scharfzüngige und ironische Seitenhiebe auf Europaparlamentarier und andere sich wichtig nehmende Zeitgenossen austeilt.


    Stellenweise werden die wissenschaftlichen Aspekte von Forschung und Experimenten recht detailliert ausgeführt. Ich fand diese Passagen höchst interessant und auch sehr verständlich erklärt. Man merkt deutlich auf welcher Seite der Autor steht, trotzdem werden die Argumente der „Anderen“ nicht völlig unter den Tisch gefegt. Gelernt habe ich u. a. was ein Karpologe ist, diesen Begriff hatte ich bisher noch nie gehört.


    Über den Inhalt des eigentlichen Krimiplot gibt schon der Klappentext ausreichend Auskunft, deshalb möchte ich darauf nicht näher eingehen. Obwohl es auch hier trotz einiger Toter eher unblutig zugeht ist es von Beginn an spannend, der Aufbau logisch und nachvollziehbar und das Ende nahezu perfekt, genau passend, in jeder Hinsicht!


    Auch die handelnden Personen waren für mich absolut gelungen! Jeden Einzelnen konnte ich mir richtig gut vorstellen mit all seinen Stärken und Schwächen. Am meisten Spaß hatte ich mit der Figur des Leonardo Esteban von Ritterdorf! Klar, ein bisschen überzeichnet, aber der pure Genuss, wie sein südamerikanisches Temperament und grenzenloses Ego auf den eher lethargisch-gemütlichen Kieffer trifft.


    Für einen Krimi, der nur ca. 300 S. umfasst, ist das Buch ungewöhnlich vielschichtig, die einzelnen Komponenten jedoch sehr gelungen in einander gefügt, Langeweile kommt zu keiner Sekunde auf. Der Sprachstil hat ebenfalls voll meinen Geschmack getroffen. Auf einem gewissen Niveau aber nicht abgehoben, humorvoll bis ironisch-sarkastisch, nicht zu blumig, aber doch anschaulich genug, um den Lesern die Reize des Schauplatzes Luxembourg deutlich vor Augen zu führen. Ich glaube, ich muss mal wieder hinfahren.
    Von mir gibt es eine 100%ige Leseempfehlung. Ein weiteres Buch dieses Autors würde ich mir sofort kaufen.


    Edit: Eigentlich bin ich ganz froh, dass keine Rezepte abgedruckt waren. Nach meinen bisherigen Erfahrungen lässt der eigentliche Inhalt bei diesen Büchern meist sehr zu wünschen übrig.

  • Darauf freu ich mich auch schon, steht schon hier im Regal, die Leseprobe war sehr viel versprechend! :-]


    Edit: Wird seit gestern gelesen und ist fast fertig... richtig gut!!!! :-]

  • Ich habe es auch bei vorablesen gewonnen. Hier ist meine Meinung:



    Bei Teufelsfrucht handelt es sich um einen Krimi der anderen Art. Der Schreibstil von Thomas Hillenbrand ließ sich einfach und schön runterlesen. Das einzige, was manchmal etwas schwierig war, waren die Fachausdrücke, bei denen ich nicht immer genau wußte, was gemeint war, so das ich hinten nachgeschlagen habe. Zum Glück habe ich das Küchenlatein schon am Anfang entdeckt, da kein Verweis vorhanden ist. Ansonsten wirklich angenehm zu lesen und lehrreich.


    Der Krimi beginnt in Papua - Neuginea auf der Suche nach einer noch in der Welt unbekannten Frucht, der Chatwa. Der Foodscout Aaron Keitel erhofft sich mit der Entdeckung und Verbreitung das große Geld. Dann der Sprung nach Luxemburg. Das kleine Restaurant Deux Eglises von Xavier Kiefer hat Besuch von einem Kritiker. Doch plötzlich fällt dieser tot um. Xavier begibt sich eigenmächtig auf Spurensuche. Und der Gastrokritiker bleibt nicht die einzige Leiche. Xavier gerät selbst in Verdacht, doch das schreckt ihn nicht ab. Mit Hilfe seiner Freunde sucht er weiter nach Erklärungen. Bis er nachher sogar selbst in Lebensgefahr gerät. Alles hängt mit dieser neuen Frucht zusammen.


    Ich finde das dieser Krimi eine gute Idee war und gut umgesetzt wurde. Er setzt sich von den typischen Krimis sehr ab. Wer aber unbedingt die große Spannung erwartet, wird hier aber etwas enttäuscht sein. Trotzdem ist es sehr unterhaltsam und interessant.


    Der Autor hat den Leser nebenbei durch die kulinarische Küche geführt. Das sehr detailliert und sehr verlockend. Dabei hat er auch in einem das Gefühl geweckt, einmal Luxemburg besuchen zu wollen, um dort einmal die heimische Küche auszuprobieren.

  • Dieser Erstling von Tom Hillenbrand hat es wirklich in sich!
    Der Luxemburger Koch Xavier Kieffer betreibt ein kleines, aber feines Restaurant. Obwohl er bei einem Sternekoch in die Lehre gegangen ist, hat er keine Ambitionen zum Starkoch.
    Sein beschauliches Leben gerät aus den Fugen, als ein Restaurantkritiker in seinem Lokal tot zusammenbricht. Selbst in den Verdacht der örtlichen Polizei geraten, stellt er auf eigene Faust Ermittlungen an. Dabei wird er tatkräftig von seinem Freund Pekka Vatanen, einem Finnen, der für die EU arbeitet und der Chefin des besagten Restaurantkritikers, Valerie Gabin unterstützt.
    In der Küche seines verschwundenen Lehrherren beginnt er seine Suche und findet eine ihm unbekannte Frucht, die stark aromatisierende Fähigkeiten zu haben scheint.
    Mittlerweile zieht die Geschichte immer größere Kreise, und es wird auch für Xavier gefährlicher. Die Eigenschaften der Frucht wecken das Interesse skrupelloser Geschäftsleute, denen kein Preis dafür zu hoch ist…
    Mit diesem Roman bekommt man so ganz nebenbei einen weiteren Eindruck davon, was uns Verbrauchern womöglich so alles in Fertigprodukten serviert wird. Die Informationen aus der Welt des Lebensmitteldesigns sind zahlreich, und mich haben sie zum Nachdenken gebracht. Natürlich ist es nur eine Geschichte, aber die Bilder, mit denen hier so manche künstliche Lebensmittel beschrieben werden, sind schon recht heftig. Ich für meinen Teil werde wohl künftig genauer drauf achten, ob da, wo Käse drauf steht, auch Kuhmilch drin ist!!

  • Meine Meinung:


    Hach ja, war das schön, lecker, anregend... ein bißchen eklig. Also diese Sache mit der Tiefkühlpizza aus Eiweiß, welches man aus Pilzkulturen gewinnt, die auf Sägemehl und Fischabfällen wachsen, das hätte jetzt nicht wirklich sein müssen, ich liebe Tiefkühlpizza... ähm liebte... Mist!
    Aber zurück zu meiner Meinung, ein ganz hinreißender Krimi, der ein wenig an die Eifelkrimis von Jacques Berndorf erinnert, nicht nur wegen der regionalen Nähe, sondern auch durch Stil und erzählweise. Dazu das leckere Essen, hier hätte ich mir wirklich sehr ein paar Rezepte zu den Gerichten gewünscht, die einem das Wasser im Munde zusammen laufen ließen. Eine solide Geschichte, die Spannung weckte, nicht gänzlich fern der Realität war und mich fesselte.
    Das Ende war mir ein bißchen zu platt, dafür gibts ein kleines Pünktchenabzug, da hätte ich mir mehr wirkliches Ermitteln und weniger stolzes Erzählen des Superbösewichtes gewünscht. Aber sonst... absolute Leseempfehlung für jeden der etwas Spannendes und leicht zu lesendes konsumieren möchte, mir hat es sehr gut gefallen.

  • Meine Rezension
    Da ich kulinarische Romane gerne mag, war ich nach den ersten Rezensionen natürlich schon sehr gespannt auf dieses Buch und musste es sofort haben… und auch sofort lesen!


    Und ich kann euch nur zustimmen: das Buch ist ein sehr unterhaltsames Schmankerl! Zum Inhalt und der Story muß ich ja nichts mehr erzählen.


    Der Protagonist Xavier Kieffer ist sehr sympathisch angelegt; obwohl er das Zeug zum Sternekoch hätte, hat er keine Ambitionen (mehr), sich diesen Streß aufzuhalsen und kocht lieber in seinem kleinen rustikalen Restaurant luxemburgische Spezialitäten. Auch Pekka Vatanen, Xaviers finnischen Freund fand ich sehr sympathisch angelegt, ebenso wie Valérie Gabin.


    Dank Felix Benz’ Buch Wok’n’Roll wusste ich schon einiges an Begriffen und fühle mich so in Profiküchen schon einigermaßen heimisch *zwinker*, dennoch fand ich das Glossar am Buchende ebenso hilfreich wie interessant.


    Ich fand den Prolog mit dem Food Scout Aaron Keitel schon sehr vielsagend und fragte mich stets, wann wir ihm wieder begegnen werden… und der Chatwa, der quasi köstlichsten Frucht der Welt. Was es damit auf sich hat und die die Pläne der Foodmanager sind, lässt einen in der Tat schaudern. Wobei vieles dabei sicherlich nicht gänzlich an den Haaren herbeigezogen ist, man erinnere sich nur an die Sache mit dem ekligen Kunst-Analogkäse auf der Fertigpizza *schauder*


    Ein Buch, das Lust auf leckere Küche macht (nein, nicht diesen grausligen gepanschten Kram) und der unheimlich viel Lokalkolorit ausstrahlt. Am liebsten möchte man sofort eine kleine Freßtour nach Luxemburg unternehmen und dort unter anderem im Deux églises speisen.


    Ein netter kleiner Krimi zum Mitraten, der mir unheimlich Spaß bereitet hat. So möchte ich gerne öfter unterhalten werden! Den Autor werde ich auf jeden Fall im Auge behalten. :lupe

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Ein Foodscout findet eine Frucht, die so einiges in der Küche durcheinander wirbeln wird. Noch ist nicht bekannt was und wie sie (be-)wirkt, aber das sie Potenzial hat, um den Markt zu verändern, steht jetzt schon für Keitel fest.
    Kieffer, ein Koch mit eigenem kleinem Restaurant in Luxemburg, bekommt Besuch. Ein alleinstehender Mann mit einem gesunden Appetit und einer besonderen Ausstrahlung. Diese jedoch geht verloren, denn der Mann fällt vor dem Restaurant tot um. Was ist geschehen? War etwas mit dem Essen nicht in Ordnung? Und war es (wie angenommen) ein Kritiker? Kieffer hat das Talent ein Sternekoch zu sein, doch will er sich nicht dem Druck und dem Streß der Sterneküche aussetzen. Nun hat er einen toten Kritiker und ein geschlossenes Restaurant. Er geht auf die Suche nach dem Warum und Wieso. Dabei trifft er auf die Verlegerin des "Sternebuches" und erfährt so manches Neue. Auch sein Freund kann ihn Hilfe verschaffen. Die neuen Informationen sind jedoch nicht ganz so ungefährlich wie angenommen - zumal Kieffer noch die Reste der Teufelsfrucht findet und somit die volle Wirkung der Frucht entdeckt. Nun steckt er mittendrin oder zwischen den Fronten Lebensmittelindustrie, Küche und Geheimhaltung.


    Das Buch bietet etwas Spannung (nicht ganz so sehr wie ein typischer Krimi), viele leckere Gerichte (leider ohne Rezept) und jede Menge Wein. Das Ende zieht sich etwas in die Länge, aber insgesamt unterhält das Buch den Leser gut und lässt ihm Einblicke in das kleine Luxemburg gewinnen.

  • Man nehme:

      - eine sympathische Hauptperson mit viel Liebe zum Kochen und gutem Essen,
      - viele eingebaute Küchengeheimnisse aller Art,
      - eine vielseitige und anschaulich beschriebene Lokalisation,
      - ein paar Verbrechen, die aber eher untergehen, als hochgekocht werden,
      - einige äußerst vielseitige und skurrile Nebenpersonen, die dem Gericht zusätzliche geschmackliche Nuancen verleihen, sowie
      - einen Hauch Liebe.

    Diese Zutaten werden äußerst vorsichtig verrührt und gekonnt in Worte gefasst. Heraus kommt ein unterhaltsames Buch aus dem Kochmilieu, das nicht nur Lust auf gutes Essen, sondern durch die bildliche Beschreibung auch auf den Besuch Luxemburgs macht.


    Hillenbrand hat bezüglich Essen und seiner Herstellung eine eindeutige Meinung, die er auch immer wieder deutlich macht und vertritt. Es ist eine Gradwanderung zwischen Unterhaltung und Information, die meiner Meinung nach aber gut gelöst wurde. Besser als die Aufklärung über Fertignahrung haben mir aber die Küchenszenen gefallen, in denen man als Leser hautnah miterleben kann, wie es in einer gehobenen Küche zugeht. Diese besondere Genießeratmosphäre wird durch die zahlreiche Verwendung von Essens- und Küchenbegriffen betont. Diese werden zumindest teilweise im hinten angefügten Glossar erklärt und bei allen anderen Fachausdrücken störte es das Lesevergnügen nicht, wenn man sie nicht verstand.


    Die Krimihandlung ist zwar der Aufhänger des Buches, spielt aber eine eher untergeordnete Rolle. Eine etwas durchdachtere Geschichte hätte besser in das Gesamtgericht gepasst, doch das Drumherum hat für die schwache Krimihandlung durchaus entschädigt.


    Fazit: Schmackhaftes Buch aus viel Kochatmosphäre, Lokalkolorit und einer Prise Krimi. Lange Zeit bin ich zwischen 7 und 8 Punkten geschwankt, habe mich dann aber doch für 8 entschieden.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • "Teufelsfrucht" fand den Weg zu mir als Empfehlung meines Buchhändlers. Nachdem ich dieses Buch verschlungen hatte und begeistert bin, zeigt es mir, das dieser mich richtig gut kennt was meinen Büchergeschmack betrifft. Voll ins Schwarze getroffen!
    Die Geschichte ist insgesamt so stimmig wie ein gut durchdachtes und zubereitetes Mehrgangmenü, viele verschiedene fein aufeinander abgestimmte Komponenten fügen sich zu einem Gesamtwerk das überzeugt. Die Krimihandlung wurde geschickt mit in die Geschichte von Xavier Kieffer verwoben, welcher sich nach dem Tod des Gastrokritikers in seinem Restaurant auf Spurensuche begibt.
    Die Figuren sind so vielschichtig, lebendig, so dass ich das Gefühl hatte mitten drin zu sein. Dazu trug auch die tolle Atmosphäre des Buches bei, gut beschrieben hatte ich sämtliche Schauplätze vor Augen und fühlte mich wie gesagt mitten drin in der Geschichte, hatte den Eindruck ich sitze mit Xavier und Pekka im Garten bei einem Gläschen Rivaner...
    Auch die landessprachlichen Einschläge sowie die Begriffe aus der Küche trugen zur Abrundung dieses gelungenen Buches bei.
    Dieses Buch ist eines der wenigen, welches ich mit Ungeduld, Spannung und voller Begierde gelesen habe weil es einfach so gut geschrieben war, und nicht nur weil ich wissen wollte wie es weiter geht. Schade, das dieses Lesevergnügen bereits vorrüber ist, aber T. Hillenbrand werde ich auf jeden Fall im Auge behalten, er ist für mich eine der Neuentdeckungen!

  • Zuerst einmal: ich habe dieses Buch durchaus gerne, und vor allem ausgesprochen flott, an nur zwei Tagen gelesen. Es hatte etliche "Zutaten", die für ein flüssiges und spaßiges Lese-Erlebnis sorgten: Erstens, einen sympathischen Helden (einen hochbegabten Koch, der dennoch lieber sein eigenes, gemütliches Restaurant betreibt, anstatt Sterne zu scheffeln). Zweitens, liebevoll recherchierte Örtlichkeiten - so ganz nebenbei lernte man einiges über Luxembourg, sowie etliche französische Landschlösser. Drittens, eine Handlung, die gänzlich unangestrengt Spannung mit Information verband - vorgeblich ein Krimi, der den Leser dennoch mit einer Fülle an hoch interessanten Details aus Küche, EU-Bürokratie und Lebensmittelchemie versorgte. Viertens, eine Grundthese, die hochaktuell ist und jeden Leser aufrütteln sollte - die Machenschaften internationaler Lebensmittel-Konzerne Fünftens, eine Handvoll verschrobener Nebencharaktere - besonders der trinkfeste Finne, ein Freund unseres Protagonisten, hat mir gefallen. Aber auch der Starkoch Esteban hatte es in sich!


    Dennoch, ein kleiner Nachgeschmack bleibt - das Rezept ist gut, die Stimmung des Lesers am Ende auch, aber die Würzung und tatsächliche Ausführung dürften demnächst gerne noch ein wenig professioneller sein. Denn ein Krimi ist das Buch dann doch nur zum Teil. Unter "Krimi" würde ich vor allem eine ausgeklügelte Ermittlung mit vielen Überraschungen verstehen. Doch hier haben wir es eher mit einer Art "unfreiwilligen James Bond" zu tun. Denn der Protagonist stolpert eher durch eine Handlung, die es am Ende ein wenig mit Knalleffekten übertreibt.


    Der Koch Xavier Kieffer hat weder wirkliches Ermittlungsgeschick, noch Kombinationsgabe, noch geht er wirklich planvoll vor. Im Gegenteil - so bricht er beispielsweise zur entscheidenden Phase seiner Nachforschungen nach Genf auf, ohne vorher zu wissen, ob er überhaupt irgendwo am Ort des Geschehens unterkommen wird. Erst von unterwegs ruft er per Handy seinen alten Kumpel Esteban an, und - nein tatsächlich - er bekommt einen Job. Na sowas! Auch hat mich gewundert, dass der Betreiber eines kleinen, angeblich eher unbekannten Lokals in der Luxemburger Altstadt angeblich so viel Geld haben soll, um ständig die unvorhergesehenen Wendungen der Handlung mitzumachen. Auch kommt für meinen Geschmack der eigentliche Ermittler, Kommissar Manderscheid, ein wenig tumb daher, und vor allem kommt er erst viel zu spät im Buch darauf, dass Xavier auf eigene Faust ermittelt. Das wirkt unglaubwürdig, und hat ja auch komischerweise kaum Konsequenzen.


    Mir kommt es so vor, als sei die Handlung quasi vom Autor zuerst erfunden worden - und dann wurde sie nur noch um den gewünschten Helden "herum gebaut". Das soll nicht allzu negativ klingen - doch Tatsache bleibt, dass "echte Krimis" wesentlich logischer begründen, warum der Held aufbricht, dass sie wahrscheinlicher geplottet sind, und auch nicht in einem James-Bond-Finale enden. Das hätte eben zu James Bond gut gepasst, stimmte aber nicht so recht mit der Charakterisierung dieses liebenswerten Provinzkochs überein.


    Am Ende relativiert sich mein Eindruck dann doch dadurch, dass ich von der Fülle der gereichten Informationen aus Küche und Keller doch sehr angetan war. Obwohl ich Vegetarier bin, konnte ich die Liebe zum Kochen spüren, die aus dem ganzen Buch spricht. Und über die Verrenkungen der EU-Bürokratie musste ich herzlich lachen! Auch hier wird die persönliche Sachkenntnis des Autors Tom Hillenbrand deutlich. Er ist zweifellos ein guter Koch, und ein Kenner internationaler Bürokratie. Nur eines ist er noch nicht: ein wirklich gewiefter Krimi-Autor.

  • Per Zufall hörte ich im Radio die Buchtipps, darunter war dieses Erstlingswerk des Autors. Die Zusammenfassung hat mich überzeugt und jetzt, ein paar Tage später, habe ich diesen wunderbaren kulinarischen Krimi leider schon beendet.
    Eine herrliche Mischung zwischen Krimi, Spitzenköchen, Lebensmittelintrigen und himmlischen Gerichten ist in diesem Buch vereint.
    Ich hoffe, dass der Autor bald mehr von seinem Können veröffentlicht.

  • Titel: Teufelsfrucht
    Autor: Tom Hillenbrand
    Verlag: Kiepenheuer und Witsch
    Erschienen: April 2011
    Seitenzahl: 303
    ISBN-10: 3462042874
    ISBN-13: 978-3462042870
    Preis: 8.99 EUR


    Das sagt der Klappentext:
    Der ehemalige Sternekoch Xavier Kieffer hat der Haute Cuisine abgeschworen und betreibt in der Luxemburger Unterstadt ein kleines Restaurant, wo er seinen Gästen Huesenziwwi, Bouneschlupp und Rieslingpascht‚it serviert. Doch dann bricht eines Tages ein renommierter Pariser Gastro-Kritiker tot in seinem Restaurant zusammen - und plötzlich steht Kieffer unter Mordverdacht. Als dann noch sein alter Lehrmeister spurlos verschwindet, beschließt der Luxemburger, die Ermittlungen selbst in die Hand zu nehmen; sie führen ihn bis nach Paris und Genf. Dabei stößt er auf eine mysteriöse, außergewöhnlich schmackhafte Frucht, auf gewissenlose Lebensmittelkonzerne und egomanische Fernsehköche. Immer tiefer taucht Kieffer in die von Konkurrenzkampf und Qualitätsdruck beherrschte Gourmetszene ein - und erkennt, was auf dem Spiel steht.


    Der Autor:
    Tom Hillenbrand, geboren 1972, studierte Europapolitik, volontierte an der Holtzbrinck-Journalistenschule und ist heute Ressortleiter bei Spiegel Online. Der begeisterte Hobbykoch und Foodie verliebte sich während eines mehrmonatigen Luxemburger EU-Praktikums in das Großherzogtum.


    Meine Meinung:
    Gute Krimiunterhaltung – ohne Frage. Man kann sich ohne Wenn und Aber dem Urteil des FEINSCHMECKERS anschließen, der diesen Krimi als „Spannend, unterhaltsam, und, fürchten wir, gar nicht so unrealistisch“ bezeichnete. Das was Tom Hillenbrand erzählt, wäre so sicher auch in der Realität möglich – und das macht dann allerdings etwas nachdenklich. Immer wieder interessant sind auch die Einschübe des Autors, in denen er der EU-Bürokratie auf die Finger schaut. Leider übertreibt er nicht, bauscht auch nicht auf – nein, die EU-Bürokratie arbeitet wirklich so. Mit einem kleinen Augenzwinkern nimmt der Autor aber auch die Kochshows aufs Korn, die ja schon fast inflationär das Fernsehgeschehen prägen. Kein Fernsehsender wo nicht gekocht, gelafert und gelichtert, geküchenschlachtet oder gepromidiniert wird. In den handelnden Personen meint man Wesenszüge des einen oder anderen Promi-Kochs wiederzuerkennen, aber da mag ich mich auch irren. In jedem Falle aber sind die Protagonisten dieser Geschichte „lebensecht“, wirken nicht konstruiert oder unrealistisch – passen halt in den zurzeit überhandnehmenden Küchen- und Kochhype. Die Handlung ist in sich stimmig und logisch und auch der Fan etwas rasanterer Szenen kommt durchaus an einigen Stellen auf seine Kosten. Gute Krimiunterhaltung. Lesenswert. Dafür gibt es freundliche 7 Punkte.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Teufelsfrucht von Tom Hillenbrand ist doch mal eine ganz andere Art von Krimi.
    Ein Gastrokritiker bricht in einem kleinen Luxemburger Restaurant vergiftet zusammen. Der Besitzer und Koch des Lokals macht sich auf eigene Faust auf die Suche nach dem Täter und findet so allerhand heraus.
    Es geht um Sterneküche, um Lebensmittelmanipulationen und eine seltsame Frucht, hinter der scheinbar so einige her sind.


    Wie schon gesagt: eine neue Art von Krimi, zumindest für mich. Unterhaltsam, allerdings haben mich die vielen französischen Begriffe gestört, aber das muss man wohl bei einem Buch über gehobene Küche hinnehmen.


    7 von 10 Punkten

  • Vorab gesagt: Ich habe diesen Krimi verschlungen!
    Woran das lag, ist für mich gar nicht so leicht fest zu machen.
    Xavier Kieffer ist eine liebenswerte, erfrischend unperfekte Hauptperson, auch wenn seine kriminalistischen Fähigkeiten begrenzt und seine privaten Ermittlungen nicht sonderlich originell sind.

    Was mich wirklich an das Buch fesselte, war die fein abgeschmeckte Mischung aus kulinarischen Spezialitäten, deren Namen allein schon Appetit auf mehr machten, und die fachlichen Hintergrundinformationen, mit denen wir im Roman versorgt wurden und die mich beim Lesen des Öfteren nicken ließen. So ist dieser Roman, der auch Problematiken unserer Ernährung wie die Verwendung von Neurotransmittern thematisiert, nicht nur ein Krimi, den man nach Lösung des Falles wieder aus der Hand legt, sondern auch ein Buch, dass auch zum weiteren Nachdenken anregt.


    Von mir 8 Punkte und eine Leseempfehlung!

  • Das ist ein Krimi ganz nach meinem Geschmack.
    Die Handlung ist gut geschrieben und durchgehend spannend, die Protagonisten werden so lebendig geschildert, dass man sie zu kennen glaubt.
    Auch die Örtlichkeiten werden sehr liebevoll beschrieben.


    Mindestens genauso spannend wie die Krimi-Handlung fand ich den Einblick in die Küchen und den Alltag von Sterneköchen und die Mauscheleien der Lebensmittelindustrie.
    Ich habe diesen Krimi fast in einem Satz durchgelesen und mir dann sofort die anderen Bücher aus dieser Reihe bestellt.


    Von mir gibt es 9 Punkte.

  • Seitdem ich mich in den letzten Jahren verstärkt mit Nachhaltigkeitsthemen auseinandersetze, hat dieses Buch bei mir einen ganz aktuellen Nerv getroffen – auch wenn es schon vor zehn Jahren veröffentlicht wurde.

    Mir hat das Buch ganz ausgezeichnet gefallen, die thematische Auseinandersetzung mit dem großen Schweizer Lebensmittelkonzern halte ich leider überhaupt nicht an den Haaren herbeigezogen... Ich esse zum Beispiel schon seit vielen Jahren keinen Joghurt mit zugesetztem Erdbeeraroma mehr. Nachdem ich mal in einer Doku gesehen habe, wie dieses Aroma hergestellt wird, kommen mir nur noch echte Früchte in den Joghurt. Üblicherweise vermeide ich aber eher das Ansehen solcher Doku-Sendungen, das Leben danach wird sonst ganz schön anstrengend. <X

    Komplett neu war für mich, dass Natriumglutamat auch schizoide Episoden hervorrufen kann.

    Der Autor weist allerdings auch darauf hin, dass bestimmte Produkte bei der großen Zahl an Konsumenten nicht anders zur Verfügung gestellt werden können, Stichwort ist hier die Vanille.

    Auch wenn mich das Thema besonders angesprochen hat - es ist kein Fachbuch, sondern ein solider Krimi, der sich an der Lebensmittelindustrie aufhängt und auch ohne jegliche Vorkenntnisse gut zu verstehen und spannend geschrieben ist.


    Im Gegensatz dazu fand ich die Auseinandersetzung mit der Sterne-Küche amüsant. Für mich hat dieser Teil den Krimi sehr aufgelockert, auch wenn ich nicht sicher bin, dass dies vom Autor so beabsichtigt war. ;)


    Der Held des Romans ist ein Typ mit Ecken und Kanten, dass ist mir persönlich viel sympathischer als glattgeleckte Super-Ermittler. Die Szene in der Berghütte am Ende fand ich etwas sehr dick aufgetragen, sie hat bei mir aber auch keine negativen Gefühle hinterlassen.


    Insgesamt fand ich dieses Buch einfach nur gut. Die Lust, Luxemburg mit dem Auto nicht nur zu durchqueren, sondern einmal gezielt hinzufahren, gab es noch obendrauf. :thumbup: