Jonas Jonasson - Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand

  • Hallo,
    ich habe dieses Thema abonniert, weil ich Rezessionen über das Buch im Titel lesen möchte. Bitte diskutiert den "Gefällt mir" button an anderer Stelle weiter! Danke
    Ute

  • Zitat

    Original von Rosenstolz
    Und ich habe mir nun eben das Hörbuch in der Bücherei vorbestellt. Darauf freue ich mich jetzt richtig. :-] Es soll toll gelesen sein............



    Oh, davon gibt es auch eine Hörbuch-Fassung? Das wußte ich gar nicht. Da muss ich gleich mal gucken gehen... :-)

  • An diesem Buch bin ich auch schon ein paar mal vorbeigeschlichen, dank, dieser wunderbaren Beurteilungen werde ich es mir doch wünschen, kaufen oder tauschen (mal sehen!), da mein Opa selbst 102 Jahre alt geworden ist (Jahrgang 1906) und viel erlebt hat (wollte ich immer zusammen mit meinem Vater mal aufschreiben, leider ist mein Vater mit 68 J. schon gestorben..) dafür hat mein Opa Ordnerweise Material hinterlassen. Irgendwann habe ich gewiss Zeit, diese mal zu ordnen und vielleicht ein Buch daraus zu machen (mal sehen... :-))
    Bis dahin, werde ich mir erstmal dieses Buch zu Gemüte führen.

  • Auf langweilige Reden zu seinem hundertsten Geburtstag hat Allan Karlsson keine Lust. Er steigt in Puschen aus dem Fenster seines Altersheims und macht sich davon. Auf dem Weg zur Bushaltestelle, Hauptsache ersteinmal Abstand zwischen sich und das Heim bringen, nimmt er einen fremden Koffer mit. Das Verschwinden dieses Koffers setzt eine Reihe von schrägen Ereignissen in Gang. Ein Hundertjähriger in Puschen kann wohl kaum verloren gehen, sollte man glauben. Allan findet eine Unterstützergruppe, mit der gemeinsam er vor der Kofferbesitzergruppe flieht. Auf der Pro-Allan-Seite sind eine Draisine und sogar ein Elefant im Einsatz. Presse und Polizei überschlagen sich mit sonderbaren Theorien und blamieren sich bei ihrer Suche nach Allan samt Koffer bis auf die Knochen.


    Die Aufmüpfigkeit hatte schon in Allans Familie gelegen. Sein Vater war klassenbewusster Revolutionär, seine Mutter demonstrierte bis kurz vor der Entbindung für die Frauenrechte. Allan konnte als Sprengstoffexperte im Laufe seines langen Lebens nahezu jedem Diktator und Staatschef schon einmal zu Diensten sein. Stalin, Mao, Churchill, der Geheimdienst des Schah von Persien, gleich mehrere amerikanische Präsidenten fühlten sich ihm durch gemeinsame Erlebnisse verbunden. Wer Schnaps brennen kann und sich wie Allan im richtigen Moment doof zu stellen versteht, kann auch Kriege und Diktaturen überleben.


    Wie der Autor seine schrägen Ideen mit der Weltgeschichte zur Deckung bringt, finde ich bewunderungswürdig. Die Art, in der ein paar Figuren um die Ecke gebracht und unbürokratisch entsorgt werden, erinnert mich an Arto Paasilinna. Dass es dabei auf den ersten Blick mehr Leichen als Tote zu geben scheint, ist Teil des Spaßes. Wer Paasilinna nicht witzig findet, wird mit Jonasson wahrscheinlich nicht glücklich. Mit dem wildbewegten Leben seines Helden Allan Karlsson hat Jonasson einen skurrilen Roman vorgelegt, der nicht nur komische Momente hat.

  • Currywurst mit Schlagsahne

    An seinem hundertsten Geburtstag steigt Allan Karlsson aus dem Fenster seines Altenheimzimmers und verschwindet. Nun, er verschwindet nicht wirklich, sonst würde der Roman an dieser Stelle enden. Tatsächlich beginnt mit dem Fensterausstieg eine Odyssee durch Schweden, die letztlich auf Bali endet. Zwei Todesopfer gibt es auf diesem Weg, und man verrät nicht zu viel, wenn man erwähnt, dass Karlsson keiner von diesen Toten ist.


    Eingebettet in eine mehr oder (aus meiner Sicht: überwiegend) weniger amüsante Rahmenhandlung wird die Vita der Hauptfigur erzählt, denn Karlsson hat in seinem bewegten Leben so gut wie jeden Diktator getroffen und mit fast allen Mächtigen zu tun gehabt - so gut wie immer zufällig, aber meistens mit enormer Wirkung. Karlsson war es, der die ausschlaggebende Idee für die Atombombe lieferte, und kurz darauf hat er das Geheimnis den Russen verraten. Und Karlsson hat letztlich auch den Fall der Sowjetunion verursacht. Er hat den Himalaya mehrfach überquert und in Teheran im Knast gesessen. Er hat Wladiwostok in Schutt und Asche gelegt. Und vieles mehr. Ja, ohne Karlsson wäre die Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts anders verlaufen. Ganz anders.


    Während der Lektüre dieses "Schelmenromans" war ich fortwährend auf der Suche nach der Metapher, nach dem Schlüssel, der Gemeinsamkeit. Wofür steht Allan Karlsson? Für die Beliebigkeit der Geschichte? Für die Dummheit der Mächtigen? Für den Karlsson in uns allen? Ist Karlsson ein Appell, ein Gleichnis, eine Abrechnung? Oder doch nur irgendeine lustige Geschichte, die mit der Geschichte spielt? Zu einer abschließenden Lösung bin ich nicht gekommen. Dafür ist das Ganze auch zu plakativ, zu direkt und zu linear. Und, mit Verlaub, zu belanglos erzählt.


    Vor allem aber die Sprache des Romans war es, die mich gegen den Text eingenommen hat. Achtung! Lustig! schreien einem die simplen Sätze entgegen, die lakonisch sein sollen, vor Naivität überquellen und irgendwann schrecklich ermüden. Das gilt vor allem auch für die Rahmenhandlung, die nie wirklich spannend ist, dafür meistens vorhersehbar. Das Buch ist fraglos originell, aber das ist Schlagsahne auf einer Currywurst auch.

  • Ich brauchte einige Seiten, um mich an den kauzig-ausschweifenden Stil des erzählenden Lügenbarons zu gewöhnen. Und natürlich wirkt das Buch bisweilen ein wenig überkonstruiert und die vielen Wiederholungen und Überzeichnungen sind manchmal ein wenig zu viel des Guten.


    Aber - selten habe ich so viel geschmunzelt und gelacht wie bei diesem Lesevergnügen - und das spricht eindeutig für das Buch. Jonasson zeigt mit einem Übermaß an Liebenswürdigkeit die vielen Widersprüche und Schwächen des Menschen samt seiner unzähligen destruktiven Lebensanschauungen auf.


    Hinter seinem "Schelmenkonstrukt" liegt noch eine andere Ebene, eine holistische, in der scheinbar unmaßgebliche Handlungen eines Individuums Einfluss auf die Weltgeschichte haben.


    Der Autor schreibt ein neues Buch. Ich werde es auf jeden Fall lesen!

  • Das scheint einer der Bestseller zu sein, die wohl diesen Status zu Recht verdienen. Wuerd es auch gerne lesen. Nur schade, dass es (noch?) nicht auf englisch erschienen ist. Macht es schwieriger fuer mich dran zu kommen. Meine Erfahrungen mit Uebersetzungen aus den skandinavischen Sprachen ist zudem, dass die englischen meist etwas besser sind als die deutschen ...

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Ganz ehrlich, ich fand's schrecklich. Zum Einen deshalb, weil ich kein Interesse daran habe, mich durch politische Großereignisse zu lesen - auch wenn die Art und Weise, wie der Leser durch ein Politikjahrhundert geführt wird, ganz pfiffig angelegt ist (die Glaubwürdigkeit des Ganzen mal ganz, ganz hinten angestellt ...) Aber dann ist da auch noch der Humorfaktor, mit dem ich überhaupt nichts anfangen konnte. Das Trottelverhalten einiger Protagonisten, so lustige Sachen wie ein Elefant, der sich auf einen Menschen setzt ... Überhaupt klingt alles so nach: Haha, dieser Satz sollte lustig sein, bitte lachen! Skandinavische Krimis gefallen mir oftmals wirklich gut, aber Humormäßiges von da oben scheint nicht mein Fall zu sein - Arto Paasilinna finde ich beispielsweise ebenfalls unterirdisch.

  • Zitat

    Original von Gringo Grinder
    Ganz ehrlich, ich fand's schrecklich.


    So könnte man meinen Leseeindruck auch zusammenfassen - der Humor und die gesamte Geschichte inkl. der Plattheit der Protagonisten schreit ja zum Himmel ... Wie so ein Buch ein Bestseller werden kann, ist mir unverständlich. :pille Tom's Vergleich mit der Currywurst mit Schlagsahne finde ich sehr treffend. :chen

    "Es gibt einen Fluch, der lautet: Mögest du in interessanten Zeiten leben!" [Echt zauberhaft - Terry Pratchett]

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  • :-( Das ist dann wohl mal wieder der Nachweis dafür, daß ich völlig anspruchslos bin - ich fand's toll. Abgesehen vom Schluß vielleicht, der mir insgesamt etwas zu schiedlich-friedlich ausfiel.


    Ansonsten habe ich mich herrlich amüsiert über diesen unpolitischen, vorgeblich unbedarften Schweden, in dem sich hundert Jahre Weltgeschichte konzentrieren. Ich wäre auch nie auf die Idee gekommen, nach einer Moral oder sonstigen "Message" in dem Buch zu suchen. Eigentlich genügte mir die "fabula".


    Fabulieren, das kann Jonasson. Und man merkt, daß es ihm Spaß macht. Interessanterweise fand ich dabei auch die Sprache nicht im mindesten ermüdend. Vielleicht war nicht alles perfekt erzählt, mag sein. Aber ganz ehrlich? Es hat mich nicht die Bohne gestört. Ich habe mich jeden Tag gefreut, weiterlesen zu dürfen.


    Neun von zehn Punkten.

    Meine Bewertungsskala: 1-4 Punkte: Mehr oder minder gravierende formale Mängel (Grammatik, Rechtschreibung, Handlung). 5/6 Punkte: lesbar. 7/8 Punkte: gut. 9/10 Punkte: sehr gut. Details und Begründung in der Rezi.

  • Ich finde das ist ein tolles Buch, das eben absolut nicht perfekt geschrieben wurde, aber trotzdem fesselt. Nicht wie ein guter Krimi, aber auf seine Art packt einen die Geschichte dann doch.


    Das erste mal hab ich das Buch in die Hand genommen, als ich in der Stadt knapp 2 Stunden Zeit totschlagen musste - natürlich mache ich das am liebsten im Buchladen.
    Ich hab mir den Hundertjährigen geschnappt, obwohls eigentlich nicht mein Genre ist und der Titel nicht mal besonders interessant klingt, aber ich steh halt auf Elefanten (bezogen auf das Cover, nicht auf den alten Mann). Ich habe also angefangen zu lesen und bin dann irgendwann nach einer oder anderthalb Stunden wieder "zu mir gekommen". Angetan von Jonas Jonassons flapsigem Humor und dem flüssigen Schreibstil verging die Zeit wie im Fluge.
    In dem Hundertjährigen habe ich meinen eigenen Großvater erkannt, der zwar noch lange nicht so alt ist, aber durchaus genauso... stur? Stramm? Anders? Platt-witzig?


    Wie auch immer, "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand" ist sicher keine hyper-anspruchsvolle Lektüre, aber ein schönes Buch zum entspannen und schmunzeln- zumindest für Leute, die etwas platten und manchmal morbiden Humor schätzen.
    Wer eine Geschichte lesen möchte, die einen gut unterhält, die man für die alltäglichen Dinge des Lebens aber auch mal aus der Hand legen und später wieder aufnehmen kann, der sollte das Buch unbedingt mal antesten.

    She crouched with her hand out. What the hell was she doing…
    “Here, kitty, kitty, kitty.”
    Oh my God, she was retarded and I was going to kill Jim.
    *Currans POV*

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Flammenkatze ()

  • Inhalt: Allan Karlssohn hat keine Lust auf die Geburtstagsparty zu seinem 100-jährigen Jubiläum und macht sich einfach mal aus dem Staub. Unterwegs trifft er mehrere eigenartige Gestalten, die ihn, angezogen durch einen von Allan „aus Versehen“ gestohlenen Koffer voll Geld, unterstützen und begleiten. Der Leser erfährt dabei so einiges Erstaunliche aus dem Leben des Veteranen. Als schwierig gestaltet sich die Flucht, als die illustre Truppe gezwungen ist, auch noch einen Elefanten mitzunehmen …


    Der Autor: Jonas Jonasson schrieb mit dem „Hundertjährigen …“ sein Debüt. Zuvor war er als freischaffender Journalist und Medienberater tätig.


    Meine Meinung Sicherlich kann man über den Stil und den Inhalt geteilter Meinung sein. Ich für meinen Teil habe mich köstlich amüsiert und herzhaft gelacht. Der lakonisch ironische Schreibstil trifft voll meinen Geschmack und kommt aus meiner Sicht alles andere als marktschreierisch daher. Da das Ganze als skurriler Slapstick angelegt ist, habe ich weder nach prickelnder Spannung, noch nach geistvollen Metaphern verlangt. Stattdessen habe ich mich immer wieder durch die absurden Wendungen überraschen und unterhalten lassen, die so fett aufgetragen sind, dass es, wenn man sich darauf einlassen möchte, einen riesigen Spaß macht.


    „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ hat Züge eines Road Movies mit Anleihen aus „Forrest Gump“ und "Der brave Soldat Schwejk". Die Vertreter von Polizei und Staats-anwaltschaft haben etwas von den trotteligen Polizisten aus der „Olsenbande“. Trotz dieser geliehenen Motive kreiert Jonassen aber etwas ganz Eigenes, Originelles.


    Für 10 Punkte reicht es nicht ganz, denn das Happy End war dann aus meiner Sicht doch ein wenig zu viel des Guten. Aber auf jeden Fall freue ich mich aber schon auf den Nachfolgeroman von Jonassen.


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  • Heute habe ich den "Hundertjährigen" beendet - und muss sagen, es ist mein Humor und ich liebe solch skurile Menschen und Handlungen.
    Den Schreibstil fand ich - bis auf ein paar Wiederholungen - nicht ermüdend und hätte das Buch an die 1000 Seiten - ich würde immer wieder sagen: Schade - schon zu Ende... :-)

  • Ich habe diese Lebensgeschichte des Alan Karlsson auch gerne gelesen und fand sie wirklich originell. Okay, sie mag teilweise ein wenig platt daher kommen, aber grade deswegen kann man sie gut nebenbei wegschmökern.
    Besonders reizvoll fand ich, wie Alan auf seiner Flucht immer wieder vor seinen Verfolgern einen schier unmöglichen Haken geschlagen hat und wieder entkommen ist.
    9 Punkte von mir für gelungene Unterhaltung!

  • Ich seh schon, es geht nicht nur mir so, dass ich den Hype um das Buch nicht verstehe. Ich fand es einfach mit der Zeit idiotisch wie Alan in jedes mögliche Ereignis verwickelt war. Nett war eigentlich nur die Erzählung in der Gegenwart, bis zum Ende hat mich das Buch aber nicht halten können, nach der Hälfte wurde es mir zu dumm.
    Ganz im Gegensatz dazu meine Mutter - die war begeistert

    Ich lese grade:


    Der Herr des Turms - Anthony Ryan
    ________
    Save the earth - it's the only planet with chocolate!

  • Ich habe das Buch auf Seite 60 zum ersten Mal weg gelegt, dann nochmal weiter gemacht, es wieder weg gelegt, mich nochmal weiter gequält, jetzt - ca in der Mitte ist endgültig Schluss. Ich kann nicht weiter.
    Aber dafür freut sich eine Freundin von mir - die wollte es immer schon lesen und kann es jetzt früher haben als geplant. Mal sehen, wie sie es findet.

  • Sowohl das Buch als auch das Hörbuch befanden sich in meinem Haus. Ich schreibe "befanden", denn beides habe ich so schnellst als möglich versucht loszuwerden. Erfreulicherweise mit Erfolg.


    Obwohl ich sonst sehr auf die skandinavischen, skurrilen Belletristiken (siehe z. B. "Sturmerprobt", "Dreck am Stecken" oder "Die italienischen Schuhe") abfahre, konnte ich dieses Buch nicht ausstehen!


    1 Minus-Punkt und Gruß vom killerbinchen :wave

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“

  • Also ich habe in diesem Buch auch keine Botschaft gesucht. Ich habe kein literarisches Meisterwerk erwartet, sondern ein Buch, das mich unterhält. Das hat es eindeutig getan. Sicherlich sind manche Dinge vorhersehbar oder manches zu überdreht. Aber das hat mich nicht gestört. Das Ende war vielleicht ein bißchen zu rosarot - aber gut. Mir hat es gefallen.