Zukunft der Bibliotheken

  • Ich haette da mal eine ganz andere Frage - besonders an die, die in einer Buecherrei arbeiten.
    Duerfen/Wollen Buecherreien keine Geschenke annehmen? Ist das bei euch anders?
    Ich selbst bin nicht in einer Buecherrei angemeldet (als Kind ja - jetzt nicht mehr). Mein Sohn allerdings schon.
    Wir sind dann gemeinsam durch die Kinderabeteilung gestroepert und haben uns umgesehen und haben dort auch einige Buecher gesehen, die mein Sohn auch im Regal stehen hat, wo er allerdings mit seinen fast 9 Jahren langsam rausgewachsen ist.
    Jetzt habe ich sie der Buecherrei angeboten, da die Exemplare dort teilweise schon mit Pflaster am Buchruecken stabilisiert wurden. Die Buecher wollten sie aber nicht. Mit der Bemerkung: "Was sollen wir denn damit?"`Also ich fands schade und war sogar ein wenig geschockt von der Aussage :yikes

  • Ich denke es kommt auf den Träger der Bücherei an. In der Bücherei wo ich arbeite, nehmen wir gerne Spenden an. Natürlich wählen wir sorgfältig aus. 20-30 Jahre alte Bücher nehmen wir nicht auf, da sie im Regal stehen bleiben würden und wir nicht allzu viel Platz haben. Und eine Bücherei muss auch ziemlich aktuell sein um attraktiv zu sein, zumindest bei unserem Publikum.


    Ich habe aber mal gehört, dass unsere Stadtbibliothek keine geschenkten Bücher annehmen durften. Sie durften auch nur bei einer Buchhandlung einkaufen. Also Angebote etc pp waren so auch nicht möglich. Vielleicht gibt es dort irgendwelche Verträge.


    Schade ist dass die Mitarbeiter dir das nicht erklärt haben warum sie keine Bücher nehmen. Aber vielleicht haben die auch so einen großen Etat, dass die auf gebrauchte Bücher nicht angewiesen sind.

  • In unserer Bücherei sind Spenden eigentlich gern gesehen (eine Freundin von mir bringt z.B. regelmäßig gelesene Bücher dort hin). Die sind allerdings auch immer gut erhalten. Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass z.B. verschmutzte oder auch extrem alte Bücher nicht angenommen würden.

  • Die öffentlichen Bibliotheken, die außer Büchern auch elektronische Medien, wie etwa Internetzugang, Hörbücher oder e-books anbieten, werden sicher nicht so bald aussterben. In meiner Bücherei herrscht immer ein arges Gedränge um die PC, vor allem Jugendliche mit Migrationshintergrund nutzen diese Möglichkeit sehr eifrig.
    Vielleicht müssen die kleineren Stadtbüchereien teilweise geschlossen oder zusammengelegt werden, aber die großen dürften keine Probleme haben.
    In der AK-Bücherei wird kein Mitgliedsbeitrag verlangt und auch das Herunterladen der e-books ist gratis.


    Ohne Leihbüchereien kann ich mir mein Leseleben jedenfalls nicht vorstellen.

  • Zitat

    Original von katrinnya
    Jetzt habe ich sie der Buecherrei angeboten, da die Exemplare dort teilweise schon mit Pflaster am Buchruecken stabilisiert wurden. Die Buecher wollten sie aber nicht. Mit der Bemerkung: "Was sollen wir denn damit?"`Also ich fands schade und war sogar ein wenig geschockt von der Aussage :yikes


    Ich vermute, das ist einfach ein politisches Problem. Wenn der Bestand stärker steigt als über die Zuwendungen möglich, wird man vermutlich im Rathaus schnell zu dem Schluß kommen, daß man ja dann bei der Bib einsparen kann. Deshalb wird wohl eine hauptsächlich aus öffentlichen Geldern finanzierte Bibliothek keine Sachspenden von Privatpersonen in den Bestand aufnehmen.


    Zwar würde es sich in Deinem Fall nur um einen Ersatz von bereits im Bestand verfügbaren Büchern handeln, aber ich denke, die Biblitothek wird da einfach ein generell mit Nein antworten.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Ich finde, dass es aber ganz schön schade ist, wenn Bibliotheken Bücherspenden nicht annehmen. Damit meine ich ja auch nicht, dass sie alle Bücher annehmen sollen... ist schon klar, dass sie auch darauf achten müssen, was sie anbieten. Dieses komplette Ablehnen finde ich persönlich aber nicht gut. Manches Mal sind bei solchen Angeboten sicher sehr gute Bücher dabei, die die Bibliothek so oder so anschaffen würde...

    :wave Gruß Dany


    Die Wirklichkeit ist etwas für Leute, die mit Büchern nicht zurechtkommen.
    Leserweisheit

  • Zitat

    Original von Dany-Maus1986
    Ich finde, dass es aber ganz schön schade ist, wenn Bibliotheken Bücherspenden nicht annehmen. Damit meine ich ja auch nicht, dass sie alle Bücher annehmen sollen... ist schon klar, dass sie auch darauf achten müssen, was sie anbieten. Dieses komplette Ablehnen finde ich persönlich aber nicht gut. Manches Mal sind bei solchen Angeboten sicher sehr gute Bücher dabei, die die Bibliothek so oder so anschaffen würde...



    Meistens ist das eine grundsätzliche Sache - denn leider ist das Durchsehen von Buchspenden eine aufwändige Sache, die viel Personalzeit kostet, die eben nicht jede Bücherei leisten kann. Und dann bleibt ja auch die Frage der Entsorgung - alle Bücher, die die Bücherei nicht gebrauchen kann, müssen ja irgendwie dem Altpapier zugeführt werden.
    Insgesamt ist es einfach eine Kostenfrage, ob eine Bücherei Buchspenden annimmt oder nicht - langfristig kann es durchaus günstiger sein, KEINE anzunehmen.

  • Zitat

    Original von Tilia Salix



    Meistens ist das eine grundsätzliche Sache - denn leider ist das Durchsehen von Buchspenden eine aufwändige Sache, die viel Personalzeit kostet, die eben nicht jede Bücherei leisten kann. Und dann bleibt ja auch die Frage der Entsorgung - alle Bücher, die die Bücherei nicht gebrauchen kann, müssen ja irgendwie dem Altpapier zugeführt werden.
    Insgesamt ist es einfach eine Kostenfrage, ob eine Bücherei Buchspenden annimmt oder nicht - langfristig kann es durchaus günstiger sein, KEINE anzunehmen.


    Okay so weit habe ich natürlich nicht gedacht, aber ich dachte auch eher daran direkt auszuwählen, was angenommen werden kann und was nicht. So könnte der Spender die restlichen Bücher direkt wieder mitnehmen.

    :wave Gruß Dany


    Die Wirklichkeit ist etwas für Leute, die mit Büchern nicht zurechtkommen.
    Leserweisheit

  • Zitat

    Original von Dany-Maus1986
    Ich finde, dass es aber ganz schön schade ist, wenn Bibliotheken Bücherspenden nicht annehmen. Damit meine ich ja auch nicht, dass sie alle Bücher annehmen sollen... ist schon klar, dass sie auch darauf achten müssen, was sie anbieten. Dieses komplette Ablehnen finde ich persönlich aber nicht gut. Manches Mal sind bei solchen Angeboten sicher sehr gute Bücher dabei, die die Bibliothek so oder so anschaffen würde...


    Dafür kann ich mir verschiedene Gründe vorstellen:


    Die Bibliothek hat noch keine positiven Erfahrungen gemacht, noch keine sehr gut erhaltenen aktuellen Bücher geschenkt bekommen. Möglich, dass die Leser die besseren Bücher selbst verkaufen und das verschenken, was sich nicht mehr lohnt.


    Falls die Geschenke nicht in den Bestand übernommen werden, müsste man vorher das Einverständnis der Spender eingeholt haben, dass die Spenden auch auf einem Flohmarkt verkauft werden dürfen, ohne dass die Bücherei das im Einzelfall erläutern muss.


    Eine Bücherei, die die Bücher ausleihfertig bei einem Dienstleister einkauft, hat evtl. weder Personal noch Material dafür, Geschenke ausleihfertig zu machen, selbst wenn der Bestand dadurch sichtbar erneuert würde.


    Bücherbazare, die Spenden zum Weiterverkauf für soziale Projekte erhalten, klagen darüber, dass sie für ihr Altpapier beim Entsorger zahlen müssen, d. h. im schlimmsten Fall entsehen durch Spenden Kosten, aber kein Vorteil für den Empfänger.

  • Bei uns in der Bibliothek werden Bücherspenden auch gern entgegen genommen. Es kommt aber immer auf das Buch an. Ältere Bücher, die nicht so bekannt sind, werden ( glaube ich ) nicht genommen. Die Gefahr ist einfach zu groß, das sie für andere Leser nicht interessant sind.
    Ebenfalls werden einzelne Bücher aus Serien nicht genommen, wenn nicht wenigstens schon ein Teil der Serie vorhanden ist.


    Meiner Meinung nach hat die Ablehnung nichts mit den Büchern direkt zu tun, sondern einfach nur mit der möglichen Nachfrage. Und es ist immer ein Platzproblem. Deshalb gibt es bei uns auch in der Bibliothek den Flohmarkt, bei dem die alten Bücher, die selten ausgeliehen werden, verkauft werden um Platz für neue Bücher zu schaffen. Daher kann man sicherlich auch nicht jede Spende annehmen.

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

  • Als ich das letzte Mal Bücherspenden abgegeben hatte, hat sich die Frau an der Info sehr gefreut. Ich hatte vorher auch per Mail angefragt. Allerdings hat sie mir dann auch gleich gesagt, dass sie Bücher, die sie nicht "gebrauchen" können, dann auf dem büchereiinternen Flohmarkt verkaufen würden, falls das für mich okay wäre. Ich war gleich damit einverstanden, weil ich eh nicht gewusst hätte, was ich mit ihnen hätte anstellen sollen.


    Dass Spenden abgelehnt werden liegt bestimmt oft am vorhandenen Platzproblem. Unsere Bücherei ist erst in ein neues Gebäude gezogen, aber irgendwie scheint mir jetzt schon wieder kein Platz mehr zu sein :pille.

    Gelesene Bücher/Ebooks 2022: 0/2
    Aktueller SuB/Ebooks: 106/122 (End-SuB 2021: 106/99)


    :lesend Der Heimweg - Sebastian Fitzek :sekt

  • Zitat

    Original von ypsele84
    Als ich das letzte Mal Bücherspenden abgegeben hatte, hat sich die Frau an der Info sehr gefreut. Ich hatte vorher auch per Mail angefragt. Allerdings hat sie mir dann auch gleich gesagt, dass sie Bücher, die sie nicht "gebrauchen" können, dann auf dem büchereiinternen Flohmarkt verkaufen würden, falls das für mich okay wäre. Ich war gleich damit einverstanden, weil ich eh nicht gewusst hätte, was ich mit ihnen hätte anstellen sollen.


    Meine Bücherei nimmt auch (aktuelle) Bücher an. So habe ich vor einiger Zeit auf einem Schreibtisch einen ganzen Stapel gebrauchter Bücher gesehen, die bearbeitet wurden. Ansonsten werden nicht gebrauchte auch verkauft und bringen so etwas Geld ein.

  • Auch ich bin bekennender Buechereifan. Und sehe die Zukunft dieser Branche sehr positiv - solange die entsprechenden Stellen es verstehen mit der Zeit zu gehen.


    Das bedeutet zum einen innovative Loesungen zu finden mit knappen finanziellen Resourcen das bestmoegliche Angebot fuer die Kunden zu bieten. Im laendlichen Raum kann das z.B. bedeuten, dass kleinere Bibliotheken im Verbund arbeiten.


    Ansonsten find ich es durchaus angemessen einen gewissen Kostenzuschuss vom Kunden zu verlangen. In unserer Stadtbuecherei werden die Jahresbeitraege relativ niedrig gehalten bei ca. 10 Euro, Kinder sind frei, ebenso Sozialhilfeempfaenger. Dafuer sind Strafgebuehren fuer Verspaetungen rigoros und hoch. Das ganze kommt immer noch billiger fuer mich, als wenn ich meine Medien kaufen wuerde.


    Zum anderen sollten moderne Technologien genutzt werden. Onleihe ist inzwischen genauso selbstverstaendlich wie der Verleih von DVDs, das Angebot PCs und Internet zu nutzen, Medien zur Jobsuche anzubieten etc etc.


    Insgesamt sind m.M. die erfolgreichsten Bibliotheken diejenigen, die es verstehen jenseits des reinen Buecherregals ein lebendiges Gemeindezentrum anzubieten, in dem Kommunikation, Weiterbildung, Unterhaltung und Buergernaehe gleichermassen zaehlen.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Ich hoffe es liest noch jemand diesen Thread. Ich hab naemlich gerade einen sehr interessanten Artikel zum Thema gefunden, dessen These zusammengefasst sagt, dass Bibliotheken überholt sein moegen, Bibliothekare dafuer in Zukunft mehr denn je gebraucht werden.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Ich habe bisher Glück mit unserer Bib! Sie haben immer aktuelle Bücher und gerade erst renoviert... Die Kolleginnen da kenn ich zum Teil schon seit ich klein bin...
    Ja ich gehe gern hin und bin auch Dauermitglied, obwohl ich es in der letzten Zeit nicht so häufig hingeschafft habe, wie ich möchte.
    Außerdem habe ich vor kurzem ziemlich viele meiner Bücher nach einer Aufräumaktion gespendet, ich fand das war ein gutes Gefühl und hilft, das gute Angebot zu halten. Ich werde das jetzt ein- bis zweimal im Jahr machen!
    Ich hoffe sehr, das mir "meine" Bib im Stadtteil erhalten bleibt, alles andere wäre zu schade!

  • Zugegeben, ich bin seit Ja h r e n in keiner Bibliothek oder Bücherei mehr gewesen. Einfach deshalb, weil ich Bücher lieber kaufe als leihe und selbst antiquarisches irgendwo online auffindbar ist.


    Als Kind bin ich allerdings sehr gern in die Bücherei gegangen, weil es da die vielfältigen Möglichkeiten von heute noch nicht gab und ich außerdem vor allem Kassetten ausgeliehen habe.
    (Inzwischen gibt es ja Hörbuch-CDs :P - das wäre direkt mal wieder ein Grund, hinzugehen.)


    Ich denke nicht, dass wir so schnell auf Bibliotheken oder Büchereien verzichten werden müssen (auf die Universitätsbibliotheken sowieso nicht). eBooks und allem zum Trotz. Erstens weil dort etliche Werke verfügbar sind, die im Handel vergriffen oder eben nicht als Download verfügbar sind, und zweitens, weil es dennoch eine günstige, platzsparende Alternative zum Bücherkauf ist.


    Ich persönlich fände es schön, wenn Bibliotheken/Büchereien sich mehr zu Treffpunkten von Bücherfreunden entwickeln würden und man dort z.B. Cafés integrieren würde (gibt es wahrscheinlich auch teilweise schon), was eine zusätzliche Einnahmequelle bedeuten könnte.

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers