Psychoterror durch einen Toten?
Zum Inhalt
"Damals", vor mehr als zehn Jahren, lebten die jungen Paare Heinrich und Kathrin sowie Erik und Amelie in einer funktionierenden Studenten-WG harmonisch zusammen und feierten gern feuchtfröhlich mit ihrem gemeinsamen Freund Thomas. Doch dann kam eine Winternacht, die alles veränderte und in der Erik den Tod fand.
"Heute" haben sich die Wege der vier überlebenden Freunde getrennt. Heinrich und Kathrin sind längst kein Paar mehr, aber sie sind beruflich als Anwalt und Ärztin erfolgreich, Heinrich ist glücklich verheiratet und Kathrin hat eine süße kleine Tochter. Thomas und Amelie dagegen haben nach der tragischen Nacht ihr Leben nie mehr auf die Reihe bekommen.
Doch auch für Heinrich und Kathrin endet das relativ unbeschwerte Leben, als die Schatten der Vergangenheit sie einholen: Heinrich bekommt bedrohliche Mails vom verstorbenen Erik, in Kathrins Wohnung dringt wiederholt ein Unbekannter ein, verlegt Gegenstände und macht sich schließlich im Kindergarten an ihre vierjährige Tochter Mia heran. Der unbekannte Mann ist gekleidet wie Erik und er stellt sich der kleinen Mia als "Erik, ein alter Freund Deiner Mama" vor. Heinrich und Kathrin nehmen erstmalig wieder Kontakt zueinander und zu Amelie auf, über Thomas bringen sie nichts in Erfahrung. Der Psychoterror des (Un-?)Toten treibt sie allmählich in den Wahnsinn. Kann es sein, dass Erik die schrecklichen Ereignisse damals doch überlebt hat? Wer sonst könnte das Geheimnis der überlebenden Freunde kennen?
Zum Aufbau
Die relativ kurzen Kapitel von "Sterbenswort" sind jeweils mit "Damals", "Heute" und "Neulich" überschrieben, wobei die Kapitel, die über die Vorgänge "damals" berichten, chronologisch immer weiter zurückgehen. Mit dem Tod Eriks und der Reaktion der Freunde darauf beginnend, geht die Erzählung weiter zurück in die Vergangenheit und enthüllt dem Leser nach und nach, welche Umstände zu dem tragischen Vorfall geführt haben. Die "heute" spielende Handlung verläuft chronologisch in der richtigen Reihenfolge und führt eine neue Handlung ein, da die ehemaligen Freunde sich bedroht fühlen und schließlich um ihren Verstand und letztlich auch ihr Leben fürchten. Die eingestreuten Kapitel berichten, was sich "neulich" ereignet hat, hier erkennt der Leser allmählich den Zusammenhang mit den beiden Haupthandlungssträngen.
Im Gegensatz zu anderen Krimis spielt die Polizei hier keine Rolle. Da die vier ehemaligen WG-Bewohner damals kein Sterbenswort über die Vorgänge verloren haben, können sie die Polizei nicht zu Rate ziehen und versuchen selbst, ihre Schwierigkeiten zu lösen.
Erzählstil
Obwohl in diesem Krimi keine blutigen Szenen vorkommen und das Ende recht kurz gefasst ist, habe ich das Buch als ausgesprochen spannend empfunden. Auch die ziemlich kurzen Kapitel mit unaufdringlichen Cliffhangern am Ende haben zum möglichst pausenlosen Weiterlesen verleitet. Die gepflegte Sprache und die glaubwürdige Ausgestaltung der Charaktere macht die Lektüre zum kurzweiligen Vergnügen. Das Hauptaugenmerk liegt eindeutig auf der Hauptfigur Kathrin Voss, die anderen Figuren hätten etwas detaillierter präsentiert werden können.
Fazit
Dieser Krimi hat mich in jeder Hinsicht begeistert, ich gebe für alle Leser, die sich nicht nur für brutale, sondern auch für etwas subtilere Thriller begeistern, eine uneingeschränkte Leseempfehlung.
9 Punkte