Die deutsche Sprache: Irrungen und Wirrungen

  • Ich versteh auch die Aufregung nicht, es geht doch nur um die schriftliche Form dieser Grundordnung.
    Und ganz ehrlich, mir persönlich ist da fast lieber, wenn da nur noch von Professorinnen die Rede ist als von Professoren und Professorinnen. Die "Emanzen" haben diesen ( in meinen Augen umständlichen und unnötigen)Unfug gewollt, mir persönlich war das generische Maskulinum am liebsten. Jetzt eben das generische Femininum, von mir aus, Hauptsache der Unsinn, immer beide Geschlechter unbedingt aufführen zu müssen, damit sich ja keiner diskriminiert fühlt, hört endlich auf.
    Die direkt Anrede von Personen bleibt natürlich so, wie sie auch schon zu den rein maskulinen Zeiten war. Da hat auch keiner im Supermarkt gefragt: Frau Verkäufer, können Sie mir bitte weiter helfen?
    Die Unsitte, warum es üblich ist, Frau Doktor zu sagen, kann ich mir allerdings nicht erklären.

    Man möchte manchmal Kannibale sein, nicht um den oder jenen aufzufressen, sondern um ihn auszukotzen.


    Johann Nepomuk Nestroy
    (1801 - 1862), österreichischer Dramatiker, Schauspieler und Bühnenautor

  • Wenn in Deutschland endlich alle aufhören würden, sich dauernd auf den Schlips getreten zu fühlen, wäre uns schon sehr geholfen. Wenn ich da an die Diskussion hier denke, dass einige sogar Briefe wegwerfen, die nicht mit "Sehr geehrte ..." beginnen, dann wundere ich mich ja schon lange über gar nichts mehr. Ich fand Maskulinum völlig ausreichend und habe mich zu keiner Zeit ungewürdigt gefühlt. Aber mir ist so was eh sehr unwichtig. Wenn es nach mir ginge, würde es auch den Unterschied zwischen siezen und duzen nicht geben.

  • Zitat

    Original von Groupie
    Wenn in Deutschland endlich alle aufhören würden, sich dauernd auf den Schlips getreten zu fühlen, wäre uns schon sehr geholfen. Wenn ich da an die Diskussion hier denke, dass einige sogar Briefe wegwerfen, die nicht mit "Sehr geehrte ..." beginnen, dann wundere ich mich ja schon lange über gar nichts mehr. Ich fand Maskulinum völlig ausreichend und habe mich zu keiner Zeit ungewürdigt gefühlt. Aber mir ist so was eh sehr unwichtig. Wenn es nach mir ginge, würde es auch den Unterschied zwischen siezen und duzen nicht geben.


    Mich stört das generische Maskulinum nicht sonderlich, dementsprechend aber auch das generische Femininum genauso wenig.


    In der Tat ist bei uns an der Fakultät das Ganze schon seit längerem so formuliert - die Prüfungsordnung ist auch komplett im Femininum geschrieben, weil keiner Lust hatte, beide Formen zu verwenden.


    Wenn es okay ist, dass mit "der Prüfungsausschusvorsitzende" (so wie früher) auch Frauen angesprochen werden, dann ist es doch genauso okay, dassmit "die Prüfungsausschussvorsitzende" auch Männer mit eingeschlossen werden. Mein Chef ist zurzeit übrigens gerade "die Prüfungsausschussvorsitzende" und eindeutig männlich...


    Generell fände ich es gut, wenn einfach beides gleich häufig verwendet würde und sich automatisch beide Geschlechter angesprochen fühlen würden. Grad weil ich diese ganzen "/-innen" und "Studierende" usw. ziemlich schrecklich finde. Aber ich befürchte, bis dahin ist noch ein weiter Weg...


    (Übrigens: ich finde es generell schon wichtig, über sowas auch mal nachzudenken. Sprache schafft Bewusstsein und so. Und Gleichberechtigung herrscht in Deutschland halt doch leider lange noch nicht...)

  • Ich habe auch mal wieder eine Frage.


    "Dies und das und ist ab Tag 1 vorzulegen" ( z.B. eine AU beim Arbeitgeber)


    Wie versteht Ihr das? Kann man auch später vorlegen? Oder muss man direkt an Tag 1 alles vorlegen? Müsste es dann nicht heißen an Tag 1? Und nicht ab?

    Man möchte manchmal Kannibale sein, nicht um den oder jenen aufzufressen, sondern um ihn auszukotzen.


    Johann Nepomuk Nestroy
    (1801 - 1862), österreichischer Dramatiker, Schauspieler und Bühnenautor

  • Groupie : und "vorne"?
    Ich frage für eine Freundin, bei der laut Vertrag die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung "ab dem ersten Krankheitstag vorzulegen ist".
    Sie hat die AU per Post geschickt und daher kam die erst am zweiten Krankheitstag beim Arbeitgeber an. Und der will sie nun abmahnen, weil angeblich direkt am ersten Tag die Bescheinigung in der Firma hätte sein müssen. Würde so im Vertrag stehen.
    "Ab" meint aber für mich nicht dasselbe wie "am ersten Krankheitstag".
    Für mich meint "Die Bescheinigung ist ab dem ersten Tag vorzulegen" nur, dass die AU dann auch gelten muss ab dem Tag, seit dem man nicht mehr bei der Arbeit war wegen Krankheit. Das meint aber nicht, dass man direkt am ersten Tag auch wirklich den "gelben Schein" dort abgeben muss. Einen Tag später abgegeben reicht auch noch, weil es ja heißt "ab dem ersten Tag vorzulegen" Und nicht "am ersten Tag".
    Oder irre ich mich da?

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    Johann Nepomuk Nestroy
    (1801 - 1862), österreichischer Dramatiker, Schauspieler und Bühnenautor

  • Also, ab hat für mich immer einen festen Startpunkt und ein loses Ende.


    Wenn ich z. B. ab 19 Uhr einlade, dann erwarte ich, dass die ersten um 19 Uhr langsam eintrudeln und viele erst später kommen.


    Wenn ich um 19 Uhr einlade, dann erwarte ich, dass die Gäste auch um 19 Uhr kommen.


    Wenn ich eine AU ab dem ersten Tag vorlegen muss, dann heißt das für mich, dass sie die Startgrenze = 1. Tag hat und das Ende in diesem Falle aber auch nicht offen ist (Geltungsdauer der AU, da bin ich ganz bei dir). Vielleicht weil das Ende immer ein bisschen unsicher ist, da die AU (in unserem Fall) verlängert werden kann. Ab dem ersten Tag heißt für mich also nicht am ersten Tag, sondern eher vom ersten Tag an. Was in unserem Fall dann sehr, sehr ähnlich ist. Ich kenne es auch mehr so, dass sie am 3. Tag spätestens da sein muss, aber ab dem ersten Tag gelten muss.


    Ich glaube aber kaum, dass ein Arbeitgeber jemanden abmahnen kann, wenn der Poststempel vom richtigen Tag auf dem Umschlag ist. Schließlich wird kein Arbeitgeber dieser Welt verlangen können, dass ein arbeitsunfähiger Mensch die AU direkt zur Arbeit bringt.

  • Zitat

    Original von Frettchen
    Ich frage für eine Freundin, bei der laut Vertrag die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung "ab dem ersten Krankheitstag vorzulegen ist".


    "Ab" bezieht sich meines Erachtens auf die Krankheit und dann ist auch eindeutig, daß nach hinten kein Spielraum vorliegt, denn ab bedeutet in diesem Fall den Beginn des Ereignisses. Z.B. im Fall von "ab Freitag ist in Bremen Freimarkt" heißt das ja auch nicht, daß der Freimarkt in Bremen irgendwann zwischen Freitag und ??? beginnt, sondern AM Freitag.


    Ich würde die Abmahnung auch eher auf dem letztgenannten Standpunkt von Groupie anfechten: Wenn die Krankschreibung nachweislich am ersten Tag an die Post gegeben wurde, sollte das reichen (es sei denn, die Arbeitsstelle ist näher als der nächste Postkasten, dann kann man vermutlich persönliches Abliefern verlangen).


    Edit: zur Erklärung: Soweit ich mich erinnere (Berufsschule ist schon das ein oder andere Jahrzehnt her), bezieht sich das "ab dem ersten Krankheitstag vorlegen" nicht auf den Zeitpunkt der Vorlage, sondern auf die Dauer der Krankheit. In dem Fall muß also immer eine Krankschreibung vorgelegt werden (gesetzlich meines Wissens nach innerhalb von drei Tagen). Es kann z.B. auch eine Krankschreibung ab dem dritten Krankheitstag verlangt werden, dann heißt das, wenn man einen oder zwei Tage zuhause ist, braucht man sich nur telefonisch (möglicherweise geht mittlerweile auch per Mail???) entschuldigen.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

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  • Es gibt Buffet. Und Büfett. Beides meint das Gleiche.
    Bleibe bitte beim Buffet! Büfett ist für mich einer der schlimmsten Beweise, dass die Rechtschreibreform nicht so tofte war und alle für doof gehalten werden.
    Büfett, wer sagt denn so was? Büfett. Ich glaub, es hackt bei den Rechtschreibreformern.
    Solange beides noch erlaubt ist, sollten alle Buffet schreiben, sonst setzt sich der Unsinn noch durch.

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    Johann Nepomuk Nestroy
    (1801 - 1862), österreichischer Dramatiker, Schauspieler und Bühnenautor

  • Ich hatte gerade auf dem Weg zur Arbeit eine schicke gelbe Corvette vor mir ... am Heck klebte ein Aufkleber:


    Zitat

    "Beginne nie ein Kampf, den du nicht gewinnen kannst."


    Tja, ich würde sagen, den Grammatik-Kampf kann der Fahrer mal direkt verloren geben. :lache

    With freedom, books, flowers and the moon, who could not be happy? - Oscar Wilde


    :lesend Rock My World - Christine Thomas

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Enchantress ()

  • mir fällt in letzter Zeit auf, dass sich in den Medien ruckzuck Worthülsen festsetzen, die dann in genau der Form immer wieder und nahezu ausschließlich verwendet werden. Oft sind das sogar Worte, die im allgemeinen Sprachgebrauch eher selten verwendet werden.


    Mir fallen spontan die notleidenden ( :pille) Banken, das havarierte Atomkraftwerk (Fukushima. Tschernobyl ist nicht havariert sondern explodiert oder was auch immer.), das Eurohawk-Debakel ein. Da gibt es sicher einen Fachausdruck, wenn sich bestimmte Wortkombinationen so einbrennen, dass sie ein ganz bestimmtes Ereignis bezeichnen :gruebel


    Edit fällt gerade noch ausspähen ein bzw. der Begriff Späh-Affaire. Wer dieses Wort wohl ausgegraben hat :grin

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von DraperDoyle ()

  • ohja, ganz schlimm war ja auch die "Bush-Administration" in den USA. komisch, "Obama-Administration" habe ich noch nicht so häufig gehört.


    nciht nur ein Übersetzungsfehler, sondern auch noch eine dämliche Worthülse

  • Sagt man im Deutschen mittlerweile wirklich "eine Dusche nehmen" oder ist das wieder so eine wortwörtliche Übersetzung von "to take a shower"? Ich lese das in letzter Zeit so oft (auch in Büchern deutscher Autoren) und mir rollt's da jedes Mal die Fußnägel hoch. :yikes Dabei wäre ein simples "ich würde jetzt gern duschen" doch viel einfacher als dieses umständliche "ich würde jetzt gern eine Dusche nehmen", oder? :gruebel


    LG, Bella

  • Was meint eigentlich das Wort "Anglizismus"? Ich realisiere das nicht wirklich. Macht das überhaupt Sinn, darüber nachzudenken? Ich erinnere das noch: In 1980 hat man anders gesprochen. Aber egal, ich denke, am Ende des Tages macht das keinen Unterschied.


    Kleine Quizfrage:
    Wie viele und Welche eingedeutschte Anglizismen habe ich hier verwendet?