Elsa ungeheuer - Astrid Rosenfeld

  • Elsa ungeheuer- meine Meinung



    Das Cover gefällt mir. 4 bunte Vögel, vereint und jeder doch für sich allein und keiner passt so recht zum anderen.
    Es ist eine HC Ausgabe mit Schutzumschlag, gehört also zum gehobenen Preissegment, was man an der wirklich guten Verarbeitung sieht.
    Sie beginnt im ersten Teil mit der Kindheit der drei Hauptprotagonisten, geht dann im zweiten Teil mit dem Eintritt Lorenz und Karls in die Kunstszene weiter. Es ist eine Geschichte von Liebe, Schuld, Wünschen, Träumen, Verfall und zum Schluss doch auch Hoffnung.
    Mir hat der Erzählstil der Autorin sehr gut gefallen. Allein die Aussage, über die Liebe eines kleinen dicken Jungen , die man doch ernstnehmen soll …
    Die Mutter der Kinder , die beschrieben wird, als ein Mensch für den die Erde nicht der rechte Ort sei, die den Ponys misstraut und dem Esel ein Zimmer im Haus reserviert.
    Elsa, das ungeheuerliche, widerspenstige Mädchen und ihre wunderschöne, oberflächliche Mutter.
    Am besten von all den skurrilen Protagonisten, die diesen Roman bevölkern, gefiel mir der gute Geist der Kinder, Herr Murmelstein „das Murmeltier“ , der mit seinen bizarren Guten Nachtgeschichten die beiden Jungen, und später auch Elsa, diese „herrlichen Kinder“ aufs Leben vorbereitet. Elsa ungeheuer ist ein Buch, das nicht nur unterhält und zum Nachdenken anregt, sondern einfach auch durch seinen wunderschönen Erzählstil und seine wunderbaren Metaphern lebt .
    Ich hätte mir nur gewünscht mehr über Irina zu erfahren, die meiner Meinung nach tragischste Figur dieses Romans. Eine reiche Kunstmäzenin, die nicht nur ihre unmittelbare Umgebung manipuliert. Allein die Gestaltung ihres Gartens!?
    Es gibt in diesem Buch einige Menschen, die das Leben der anderen beeinflussen, so wie Elsa, die, selbst als sie sie weg ist, das Denken und Handeln der Brüder bestimmt. Menschen, die anderen Selbstvertrauen und Stärke geben, so wie das „Murmeltier“ und andere, die in ihrer eigenen Trostlosigkeit gefangen sind und jene, die ihnen zu nahe kommen, zerstören.



    Ich gebe 9 von 10 Eulenpunkten

  • Auch ich habe dieses Buch im Rahmen der Leserunde lesen und genießen können.
    Zumindest den Teil, der die Kindheit von Elsa, Karl und Lorenz beschreibt, fand ich sehr, sehr lesenswert und er hat mich sehr gut unterhalten.


    Im letzten Drittel hat mir etwas gefehlt, vermutlich die im ersten Teil so schön herausgearbeitete Naivität Karls, aber die kann er ja als Erwachsener mit Drogenproblemen nicht mehr haben. Oder doch? :gruebel
    Für mich sind 19-Jährige ja eigentlich immer noch Teenager, und seine Liebe zu Elsa hat er nie überwunden, das wird schnell klar.


    Alles in allem für Viel-Leser auf jeden Fall empfehlenswert. Ich finde, es lohnt sich.


    butterfly
    Sei mir bitte nicht böse, aber ich finde, du verrätst in deiner Rezi viel zu viel vom Ende!!! Spoilern wäre eine faire Möglichkeit gegenüber Eulen, die das Buch noch nicht gelesen haben und sich auch überraschen lassen möchten.
    (EDIT: Danke butterfly, für´s Spoilern :)


    8 gute Punkte (Punktabzug wegen des abfallenden Endes),
    Gruß an die LR-Eulen und Dank an den Verlag für das Leseexemplar
    vom killerbinchen :wave

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von killerbinchen ()

  • In „Elsa ungeheuer“ erzählt Astrid Rosenfeld die Geschichte der Brüder Brauer, deren Leben von sonderbaren Eseln und skurrilen Gestalten geteilt wird. Da wäre Mutter Hannah zu nennen, die sich ihre rosa Unterhose über den Kopf zieht und vom Balkon springt. Die Herzjesu flüsternde Kratzlerin, eine Haushälterin, die immer schon da war und für die Jungs die älteste Frau der Welt ist. Oder Herr Murmelstein, ein ehemaliger weltreisender Rammler, der besuchsweise bei ihnen um Erkenntnis ringt. Noch in der Kindheit tritt die kratzbürstige Elsa in ihr Leben.


    Das burschikose Auftreten des extravagant gekleideten Mädchens fordert die beiden Jungen heraus, die Zuneigung und Ablehnung gleichermaßen für sie empfinden. Natürlich verbirgt sich hinter ihrer Aufsässigkeit, neben der offensichtlichen Vernachlässigung der Eltern ein Geheimnis. Bis die Jugend zu Ende geht, die Wahrheit ans Licht tritt und die Enge der Oberpfalz, den unendlichen Möglichkeiten der internationalen Kunstszene weicht vergehen viele Jahre und das Trio wird durch Elsas Fortgehen endgültig gesprengt. Und Lorenz Brauer entwickelt sich zum Shootingstar des Malerolymps, der nächste Jackson Pollock, ein neuer Neo Rauch, zumindest scheint es so. Ein Weg auf den ihn sein Bruder Karl koksend begleitet, bis er einsieht auf die Weise keine Geister loswerden zu können.


    Was mir an dem Roman gefallen hat? „Elsa ungeheuer“ ist lebensprall. Es wird gekokst, gevögelt, geprügelt, gemalt, gesoffen, geliebt und philosophiert, was das Zeug hält. Und egal, ob man diesen Roman für gelungen oder missraten hält, der Autorin gebührt Respekt für einen an verspielter Leichtigkeit und Tiefgang schwer zu schlagenden Schreibstil, der auf Knappheit, Präzision und Rasanz aufbaut. Dazu wimmelt es nun von kleinen gemeinen Weisheiten, die das Buch zu einem sinnlichen Vergnügen machen. Nach und nach wird es immer witziger und bissiger, auch tragisches kommt nicht zu kurz. Ebenso habe ich mich über formidable Ideen gefreut, vor allem die zynische Kunstszene wirkt authentisch. Überhaupt mag ich, dass die Autorin etwas riskiert, auch wenn sie dabei fast scheitert, weil das Buch nicht gut austariert ist, denn die unerfüllte Liebe wird zum Randgeschehen.


    Für mich mangelt es dem Roman an mehreren Punkten. Zu Beginn baut die Autorin gleich einem John Irving auf einem skurrilen Personal auf, dass sie im Gegensatz zu ihrem männlichen Kollegen allerdings fast zur Karikatur verkommen lässt. Der „Ich“ Erzähler Karl Brauer wirkt auf die gesamte Länge des Romans schwächlich, weil dauerhaft defensiv. Er bietet wenig Identifikationspotential und kommt eigentlich nie wirklich aus seinem Kokon heraus und bleibt für mich ein Pappkamerad, ohne Rückgrat. Das gilt durchaus auch für den Bruder, der die Ewigkeit malen will und manch andere lediglich angerissene Person. „Elsa ungeheuer“ ist auf Tiefgang angelegt, dümpelt aber letztendlich auch aufgrund des brachialen Erzähltempos an der Oberfläche dahin.


    7 von 10 Punkten

  • Karl ist von ersten Kennenlernen an von Elsa fasziniert. Elsa ist ein besonderes Kind, etwas älter als Karl, selbstbewusst, frech, mitleidlos und tief traurig. Die Bewunderung zu diesem Mädchen wird Karls Leben beeinflussen.


    "Elsa ungeheuer" ist in einer wunderschönen Sprache geschrieben. Ruhig und ohne Hektik wird Karls Geschichte und seine Gefühle beschrieben. So kann man als Leser alle späteren Eskapaden, Entscheidungen und Gefühlsausbrüche verstehen, die man ohne diese Vorkenntnisse vielleicht als übertrieben angesehen hätte.
    Anfangs ist das Buch als kindlicher Sicht geschrieben, mit viel Humor aber auch mit einer unschuldigen Traurigkeit. Später als erwachsener Karl ist der meiste Humor verschwunden, trotzdem erfrischen immer wieder kleine Gemeinheiten, Weisheiten das Lesevergnügen.



    "Elsa ungeheuer" ist kein leichter Roman, er ist traurig, melanchnisch und von hoher Qualität.
    Ich vergebe 8/10 Punkte und kann dieses ruhige Buch nur empfehlen.

  • Das Buch hat mich von Anfang bis Ende fasziniert und ich bin es sehr froh, es durch Büchereule gewonnen zu haben, denn für den Preis hätte ich mir ein so schmales Büchlein auch bei den allerbesten Rezis nicht gekauft. Da hätte ich zumindest gewartet, bis ich es gebraucht viel günstiger bekommen hätte. Cover und Titel finde ich zudem nicht so gelungen, dass ich es mir aus einem Regal spontan herausgeriffen hätte.


    Aber ich durfte es ja lesen und eine interessante, lustige, verstörende und zum nachdenken anregende Geschichte lesen. Die Figuren darin waren so bunt, unterschiedlich und gelungen wie es wirklich nur ganz ganz selten der Fall ist. Und gerdae in der Figurenzeichnung sehr ich die größte Stärke des Buches. Sie macht sogar die Handlung, die stellenweise nicht gerade die Spannenste ist, mehr als wett und zieht den Leser (also mich auf jeden Fall) in seinen Bann.


    Ein Buch mit einem sehr sehr hohen Wiederlesefaktor! Ich bin aboslut begeistert und kann teilweise auch gar nicht sagen, warum genau es mir so gut gefallen hat. Es hat einfach gepasst.

  • "Elsa ungeheuer" - schon der Titel des Romanes ist irgendwie zweideutig, zumindest kann er das kurzzeitig vermitteln.
    Elsa, eine der Hauptpersonen, ist kein Ungeheuer aber ungeheuer - ja, was?
    Ungeheuer anstrengend, ungeheuer aussergewöhnlich, ungeheuer einnehmend. Wer ihr einmal verfallen ist, kommt schwer von ihr los.
    Und so geht es auch Karl. Er und sein Bruder Lorenz lernen Elsa als Kinder kennen und erleben einige sehr aufregende Jahre mit ihr.
    Besonders für Karl bleibt sie immer "der besondere Mensch seines Lebens".


    Der sehr schöne Schreibstil von Astrid Rosenfeld hat mich sofort für das Buch eingenommen. Bereits nach dem ersten Satz ( Für manche Menschen scheint die Erde einfach nicht der rechte Ort zu sein, und meine Mutter Hanna war so ein Mensch. ) wusste ich, dass ich dieses Buch sehr mögen würde.
    Meine Begeisterung hat im zweiten Teil ein klein wenige nachgelassen, die Erlebnisse in der Künsterszene waren nicht ganz so fesselnd wie der Anfang und das Ende - aber das war wirklich nur minimal.


    Ich bin wirklich froh, dass ich dieses Buch und damit auch die Schriftstellerin Astrid Rosenfeld entdecken durfte.
    Die Covergestaltung mit den vier bunten Vögeln gefällt mir rücklblickend auch gut, denn das Buch handelte letztendlich von vielen bunten Vögeln, deren Leben nicht immer schön aber immer interessant war.


    Das Buch bekommt von mir 9 von 10 Punkten.

  • Elsa kommt als Kind in das Dorf in dem Lorenz und Karl zusammen mit ihrem Vater leben. Doch Elsa ist anders und bringt die zwei Jungen schwer durcheinander. Sie ist alles auf einmal und weiß wie sie ihren Willen bekommt auch wenn sie über Leichen gehen muss.
    Karl tut alles was Elsa will und verlangt, er ist ihr treuer Begleiter mir Lorenz lehnt sich gegen sie auf jedenfalls kommt es Karl so vor.
    Je älter die zwei Jungen werden desto mehr ist der Name Elsa gleich bedeutend mit dem Wort Schicksal, aber beide zeiht es in andere Richtungen und keiner weiß was kommen wird.


    Ganz ehrlich ist weiß wirklich nicht wie ich das Buch beschreiben soll.
    Nachdem ich den Klappentext gelesen hatte ging ich davon aus es würde um Elsa gehen und wie sie mit ihrer Widerspenstigkeit erwachsen wird und ohne Rücksicht auf Verluste die zwei jungen Männer mitzieht.
    Aber das Buch wird aus Sicht von Karl Brauer erzählt, es beginnt irgendwann in den 80-er Jahren als Karl acht Jahre alt was und Elsa zu ihrer Familie in den Ort kam. Bis ins neue Jahrtausend wo alle erwachsen sich und ihr eigenes Leben haben, wie z.B. Lorenz der Maler geworden ist. In dieser zeit klärt sich für Karl alles auf und er findet an den Ort zurück wo er herkommt.
    Zwar spuckt ihm Elsa immer noch im Kopf herum, aber das war es eigentlich schon.
    Auch die Karriere von Lorenz wird aufgegriffen und auch Elsa taucht gegen Ende des Buches noch mal auf.
    Vielleicht bin ich auch zu einfach gestrickt was das Bücher lesen angeht, aber bei mir ist der Funke für das Buch einfach nicht übergesprungen und ich fand die Geschichte auch teilweise sehr langatmig.
    Alles in allem hat mich das Buch einfach nicht überzeugt.

  • „Elsa ungeheuer“, ein eigenwilliger und außergewöhnlicher Titel, der neugierig machen oder auch abschrecken kann. Und diese Einschätzung lässt sich auch auf den Inhalt des Buches übertragen. Eine Geschichte die polarisiert, entweder man findet den Zugang zu ihr und ist fasziniert und gefesselt oder man kann wenig bis nichts mit ihr anfangen – das jedenfalls war mein Eindruck im Rahmen der Leserunde.


    Neben dem Klappentext, der von einigen Lesern als irreführend bezeichnet wurde, gibt es noch einen Text auf der Rückseite des Covers und der passt meines Erachtens ausgesprochen gut – ganz besonders der letzte Satz, da sitzt jedes einzelne Wort:
    „ Zärtlich und schonungslos schlägt Astrid Rosenfeld in diesem Roman einen Bogen von einer verrückten Kindheit auf dem Land bis zum Glamour der modernen Kunstwelt“.


    Es ist eine Geschichte zum Lachen, zum Weinen und zum Nachdenken, auf den ersten Blick heiter und leicht zu lesen. Doch in der zweiten Hälfte, als die Brüder in eine bizarre „Kunst-Welt“ von Kunst und Kunstverständigen geraten, in der Geld keine und jede Rolle spielt, tun sich Abgründe auf, die schwer zu verdauen und auch nicht immer so ganz verständlich sind (jedenfalls für mich).


    Trotzdem hat mich das Buch sehr beeindruckt. Obwohl bizarr, manchmal fast schon grotesk und frappierend drastisch in der Ausdrucksweise haben mich die Geschichte und ihre Protagonisten vor allem in der ersten Hälfte bezaubert. Im II. und III. Teil verlor sich dieser Zauber etwas, das Drama rückte in den Vordergrund.
    Für mich ist diese Geschichte hervorragend aufgebaut und erzählt. Ich freue mich schon darauf den ersten Roman von Astrid Rosenfeld zu lesen, Adams Erbe.


    Fazit:
    Trotz des leichtfüßigen Erzählstils und des immer wieder aufblitzenden Humors ist es eine zutiefst melancholische Geschichte, deren Vielschichtigkeit ein intensives Lesen erfordert.
    Als Highlight dieses Lese-Monats bekommt "Elsa ungeheuer" auch von mir alle Eulenpunkte.

  • Aus dem Kurzurlaub zurück, muss ich meine Rezension noch nachreichen:


    Auf den Klappentext vertrauend hatte ich eigentlich einen Roman aus der Kunstszene erwartet. Diese spielt auch eine gewisse Rolle, aber für mich eben nur eine zweitrangige. Als ich dann verdaut hatte, dass das eigentliche Thema die Geschichte der Dreiecksbeziehung zwischen Elsa, Lorenz und Karl ist, die durch Lorenz in seinem Lebenswerk verarbeitet wird, habe ich mich mit dem Buch doch recht schnell angefreundet.


    Die Geschichte um die zu Beginn des Romans 11-jährige Elsa, die von ihrer Mutter beim Vater „abgestellt“ wird, damit diese sich auf einer Weltreise mit dem neuen Mann an ihrer Seite vergnügen kann, wird von Karl aus seiner Sicht erzählt. Elsa, die ihren Kummer und Schmerz nicht zeigen will, verbirgt sich hinter einem Schutzwall aus Starrköpfigkeit, Widerborstigkeit und Frechheit gepaart mit schriller Kleidung. Karl liebt Elsa, er himmelt sie an. Mit Lorenz, Karls älterem Bruder, streitet und schlägt sie sich. Trotzdem hat Karl immer das Gefühl, dass Elsa und Lorenz etwas gemeinsam haben, das ihn eifersüchtig macht.


    Astrid Rosenfeld hat gekonnt eine sehr eigentümliche, oft fast schon skurrile Protagonistenschar ins Rennen geschickt. Mein Liebling war natürlich 'Murmeltier', auch wenn seine Gutenacht-Geschichten schon sehr speziell waren, erfuhren die Kinder einzig bei ihm Nähe, Wärme und Zuneigung. Sie hat überzeichnet und überspitzt und über viele Dinge mit einem lachenden und einem weinenden Auge berichtet.


    „Elsa ungeheuer“ ist ein Roman, der lange nachhallt. Das ist hauptsächlich dem beeindruckenden Stil der Autorin zu verdanken, der Sprachgewalt und Einfühlungsvermögen verbindet und mit Metaphern und Wortwitz geschmückt ist.


    Nach der Enttäuschung über den Klappentext habe ich den Roman sehr gern gelesen, er hat mich gut unterhalten und auch nachdenklich gestimmt. Die Autorin ist eine Entdeckung für mich und ihr Erstling „Adams Erbe“ steht bereits auf meinem Leseplan.


    8 von 10 Eulenpunkten

  • Einleitung/ Info


    "Elsa ungeheuer" ist der zweite Roman von Astrid Rosenfeld (1977 in Köln geboren) und auch der zweite, den ich von ihr gelesen habe. Von „Adams Erbe“ (2011 erschienen) war ich vollkommen begeistert und da stand es für mich außer Frage, dass ich auch ihr zweites Buch lesen muss.
    „Elsa ungeheuer“ ist ein ganz anderes Thema, eine andere Welt, aber Rosenfelds kurze, prägnant humoristische Sprache ist geblieben.


    Handlung


    >>Für manche Menschen scheint die Erde einfach nicht der rechte Ort zu sein, und meine Mutter Hanna war so ein Mensch. In dem kleinen oberpfälzischen Dorf, in dem wir lebten, betrachtete man die Sachen nüchterner und nannte sie einfach eine Verrückte.<< (S. 7)


    Lorenz und Karl, zwei Brüder, die gerade ihre Mutter verloren haben und Elsa, die von ihrer Mutter in ebendiesem oberpfälzischen Dorf abgestellt wird, damit diese mit ihrem Mann auf Weltreise gehen kann, das sind die drei Hauptprotagonisten des Romans.
    Die Geschichte ist aus der Sicht von Karl geschrieben und das erste Drittel des Buches beschreibt die Kindheit von allen, erst in den letzten zwei Dritteln wird auf die Entwicklung im Erwachsenenalter fokussiert.


    Covergestaltung und Buchtitel


    Der Titel ist mir schon im Diogenes-Prospekt aufgefallen und ich fand ihn interessant, weil das Wortspiel schon den Inhalt andeutet bzw. zumindest neugierig macht. Auch nach der Lektüre finde ich ihn gut gewählt. Ein Wortspiel aus Elsa das Ungeheuer, so wie Karl sie geschildert bekommt und wahrnimmt, bevor er sie das erste Mal trifft und Elsa ungeheuer als Adjektiv im Sinne von anders, ungeheuer lebendig, ungeheuer frech, ungeheuer traurig, ungeheuer lebenslustig, ungewöhnlich, unvorstellbar, unglaublich, ungeheuerlich, außerordentlich. Für mich steckt im Titel die ganze Elsa mit all ihren Facetten und all ihrer vollkommenen Unvollkommenheit.
    Das Bild auf dem Cover hingegen hat mir nicht außergewöhnlich gefallen und ich habe auch erst keinen Sinn darin gesehen. In der Leserunde hat Bookworm geschrieben: „Was das Titelbild betrifft, finde ich es eigentlich sehr passend, lauter individuelle, kunterbunte Vögel, jeder für sich so einzigartig wie die Charaktere.“ - das ist für mich eine stimmige Erklärung und ich nehme das einfach mal an. Wirklich begeistern tut mich das Cover aber nicht. In diesem Fall hat das für mich aber auch keine Rolle gespielt.


    Positives


    Astrid Rosenfeld kann mich allein mit ihrem Schreibstil begeistern. Sie erzählt die Dinge klar und schonungslos offen, jedoch auch mit viel Feingefühl und Zärtlichkeit für ihre Protagonisten. Sie schafft es traurige und tragische Geschehnisse humorvoll einzukleiden, sodass man oft über sein Lachen stolpert. Ihre Sprache ist es, die mich so viele verschiedene Gefühlsregungen empfinden lässt, während ich lese, und das schätze ich an dieser Autorin sehr.
    Auch die Geschichte ansich konnte mich überzeugen, kein Protagonist war mir wirklich unsympathisch, keiner richtig sympathisch, aber genau das hat den Reiz des Buches ausgemacht. Als Leserin war ich fasziniert von der Entwicklung der Handlung, gespannt, wie sich die Geschichte entwickelt. Und genau das ist es auch, was Rosenfeld in diesem Buch macht: sie erzählt Geschichten, viele Geschichten über einige Personen, die sich zusammen zu den Ereignissen des Buches verdichten. Denn:
    >>Macht man das nicht ständig? Außer Acht lassen, dass die Menschen, die in unser Leben treten, bereits ihre Geschichten, Wunden und Geheimnisse besitzen, die rein gar nichts mit uns zu tun haben?<< (Seite 105)
    Und auch Karl kommt immer wieder zu dem Schluss:
    >>So hat anscheinend jeder seine Geschichte<< (mehrmals)
    Ich freue mich sehr, dass ich die von Frau Rosenfeld erzählten Geschichten lesen durfte. :-)


    Negatives


    In der Leserunde gab es verschiedene Stimmen, die diverse Dinge kritisiert haben, die teilweise auch schon hier im Rezithread angesprochen wurden. Manches davon verstehe ich nicht und einiges kann ich verstehen, aber mir erging es an keiner Stelle ebenso. Meiner Empfindung nach, hätte nichts anders sein müssen.


    Fazit


    Volle zehn Punkte von mir. Ich kann nur nochmals betonen, dass der Schreibstil mit der wunderbaren Mischung aus melancholischem Ernst und skurrilem Humor mich völlig eingenommen hat. Astrid Rosenfeld hat mit "Elsa ungeheuer" ihr Debüt nicht übertroffen, aber sie hat einen gleichwertigen und ebenso unterhaltsamen zweiten Roman geschrieben.

  • Umschlagtext
    Lorenz Brauer ist der neue Star der internationalen Kunstszene. Doch kaum einer ahnt, dass hinter seinem komentenhaften Aufstieg nicht nur Talent, sondern der raffinierte Plan zweier einflussreicher Frauen steckt.
    Karl Brauer, Lorenz jüngerer Bruder, weiß das natürlich. Und auch, dass die verrätselten Bilder des aufstrebenden Malers ihren Ursprung in der Kindheit haben- in der Zeit, als Lorenz und Karl gerade ihre Mutter verloren hatten und Elsa in ihr Leben trat. Elsa mit den Streichholzarmen, dem rotzfrechen Mundwerk, den extravaganten Kleidern. Das Mädchen, an das einer der Brüder sein Herz verlor und der andere seine Illusionen. Das Mädchen, das keiner von beiden vergessen kann.


    Für manche Menschen scheint die Erde einfach nicht der rechte Ort zu sein, und meine Mutter Hanna war so ein Mensch.
    Schon dieser erste Satz aus dem Buch nahm mich gefangen und ich wußte das es keiner der üblichen Romane sein würde, was sich dann auch mehr als bestätigt hat.
    Der Klapptext ist etwas irreführend er bezieht sich eigentlich auf den zweiten Teil des Buches.
    Erzählt wird aus der Sicht von Karl.Der Roman beginnt in der Kindheit von Karl und Lorenz und wie sie Elsa kennenlernen.
    Alle Charaktere werden knapp aber trotzdem markant beschrieben, die meisten sind etwas skurill beschrieben, es ist aber genug Raum um sich seine eigenen Gedanken um die einzelnen Personen und ihre Hintergründe zu machen.
    Der Autorin gelingt es, obwohl sie nicht alle Ereignisse detailgenau schildert ein sehr lebendiges Geschehen zu beschreiben, trauriges wird oft durch kurze Bemerkungen aufgeheitert und veranlaßt den Leser öfter zum Schmunzeln. Eigentlich ein sehr melancholischer Roman über Menschen die kein alltägliches Leben führen und ihrer Suche nach ihrem Platz im Leben.Immer wieder stößt man beim Lesen auf Sätze mit einer tieferen Aussagekraft die einem noch länger im Gedächtnis bleiben werden.


    Mein Fazit: Ein wunderbares Buch, sehr facettenreich, lebendig und tiefgründig.

  • Die Brüder KArl und Lorenz wachsen in einem kleinen, bayrischen Dorf auf. Gerade erst hat sich ihre Mutter das Leben genommen als Elsa, die in Lorenz Alter ist, zu ihrem Vater ins Dorf zieht. Aber da sie das nicht freiwillig tut, sondern von ihrer Mutter gegen Elsas Willen abgeschoben wird, benimmt sie sich auch entsprechend rebellisch und unangepasst. Lorenz ist davon genervt, Karl fasziniert. Eine Faszination, die sein Leben verändern und lange Zeit begleiten wird...


    Ich kann leider immer noch nicht genau sagen, was für mich den Reiz dieser Geschichte ausgemacht hat. Zuallererst ist da mal die Sprache, die mich sehr angesprochen hat. Klarer, knapper und präziser Stil, viele kurze Sätze und der Witz, die Situationskomik, teilweise schon sarkastisch - das hat mir sehr gut gefallen. Beispiel: "Wenn man allein in einem Auto sitzt -ungeachtet seines Volumens-, ist man der Fahrer und solllte nach vorne und nicht nach hinten schauen." Es sind auch viele schöne Sätze im Buch zu finden: "Sechs Geschöpfe traten den Heimweg an, und mindestens eines von ihnen hatte mitten im Bayrischen Wald das Ende der Welt erreicht."


    Aber andererseits auch die Personen, ja vor allem die Personen und weniger die Handlung, waren für mich sehr interessant. Alle haben so ihre Schrullen: die kratzbürstige Haushälterin, genannt die "Kratzlerin", mit ihrem 'Herzjesulein'. Herr Murmelstein (das 'Murmeltier') und seine legendären Gutenachtgeschichten (deren Ruf schon bis nach Amerika gedrungen sein soll ;-)). Karl, der kleine dicke Junge mit seinen Träumen. Elsa, so herrlich (oder sollte ich sagen: ungeheuer) unangepasst mit ihren Krawattenstulpen. Sie sind einfach alle unvergleichlich. Und das könnte schon ein einziger (aus meiner Sicht) Kritikpunkt sein, denn eigentlich mag ich solche überzeichneten Figuren gar nicht. Hier stört es aber kein bisschen, es ist vielmehr so, dass ich das Gefühl habe, man kann Karl und Lorenz nur verstehen, wenn man diese Personen alle kennt.


    Fazit: Ein sprachlich beeindruckendes Buch voller bunter Charaktere, die ich mit Sicherheit gerne einmal wieder treffen/lesen will.


    PS: Ich habe selten ein Buch gesehen, bei dem das Coverbild so treffend gewählt wurde. Die bunten Vögel repräsentieren für mich die schillernden Persönlichkeiten und der Titel des Kunstwerks "Birdaid" schlägt einen Bogen zu den Graugänsen (die eine nicht unerhebliche Rolle in dieser Geschichte spielen) und dem Kapitel 6.

    Liebe Grüße :wave


    Waldmeisterin


    Every day I give my family two choices for dinner: take it or leave it!


    Nulla unda tam profunda quam vis amoris furibunda

  • Ohne Leserunde hätte ich wohl nicht zu "Elsa ungeheuer" gegriffen. Zum einen, weil der Klappentext mich zweifeln ließ, ob es mir gefallen wird und ich wäre auch nicht bereit, den HC-Preis zu bezahlen. - Diogenes ist mit seiner Preisgestaltung ja erfolgreich. - Aufs Taschenbuch zu warten, ist eine Option oder auf einen Zufallsfund "gebraucht" zu warten, eine weitere Möglichkeit.


    Astrid Rosenfeld kann formulieren, sie beherrscht die Kunst Sätze und Aussagen spielerisch zu bilden, die mir gut gefallen hat. Daher lässt sich das Buch wirklich gut lesen. Es gibt einige schöne Sätze - nachhallend- im Buch!
    Die Handlung des Buches konnte mich nicht begeistern, vielleicht war dies der falsche Zeitpunkt für den Titel oder meine Erwartung unglücklich. Ich empfinde auch den Klappentext als nicht gerade gut gewählt. Allerdings ist rückblickend das Coverbild gut gewählt, die bunten Vögel und im Hintergrund die angedeuteten Blondschopfköpfe.


    War mir zu Beginn Elsa unsympathisch, habe ich nach einiger Zeit das Mädchen und ihr Handeln besser verstanden. Abgeschoben von der Mutter, abgegeben beim fremden Vater und seinem Bruder, gelandet in der dörflichen Umgebung, in der Elsas Mutter nicht in bester Erinnerung geblieben ist. Argwöhnisch wird Elsa beobachtet - von Groß und Klein. Das Buch wird aus der Erzählsicht von Karl aufgebaut, dieser und sein älterer Bruder verbringen einige gemeinsame Monate mit Elsa. Auch nach dieser Zeit bleibt Elsa in den Gedanken von Karl und er kann sie nicht vergessen. Sein Bruder Lorenz versucht sich als Künstler durchzusetzen, sein Bruder bleibt im Hintergrund und unterstützt den Werdegang des Bruders. Das Leben im Künstlermilieu wird anschaulich geschildert, es ist eine eigene Welt mit Sex, Drugs & Co. Auch die Brüder haben keine leichte Kindheit, die Mutter macht Suizid, der Vater begleitet apathisch und trauernd, oft alkoholisiert das Geschehen. Der Untermieter und die Haushälterin bieten Erziehung, Wohlfühlen, wecken Lebensgeister und Abenteuerlust und geben den Jungs Rückhalt.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Nachdem mir bereits "Adams Erben", der Debütroman der Autorin sehr gut gefallen hatte, war ich gespannt auf den Nachfolger. Nachdem ich den Klappentext gelesen hatte, war ich mir allerdings nicht sicher, ob dieses Buch thematisch etwas für mich ist. bis ich die Leseprobe im Diogenes Magazin, in dem Der Anfang des Romans abgedruckt war, gelesen hatte.


    Bereits mit dem ersten Satz , dier hier bereits zitiert wurde, hatte mich Astrid Rosenfeld am Haken. Und der Roman hält in weiten Teilen, was dieser erste Satz verspricht.


    Die Geschichte wird aus der Sicht von Karl, den wir zunächst als einen kleinen, dicken Jungen kennenlernen. Er hat gerade sie Mutter verloren, und sein Bruder Lorenz ist seine wichtigste Bezugsperson. Bis Elsa in sein Leben tritt und er sein Herz an sie verliert.


    Astrid Rosenfeld versteht es, eine traurige und berührende Geschichte leichtfüßig und amüsant zu erzählen, ohne dabei in das Geschmacklose abzudriften. Dabei braucht sich nicht viele Worte, um das dahinterstehende Drama für den Leser greifbar zu machen. Die Traurigkeit und Melancholie der Geschichte ist immer unterschwellig vorhanden, sodass mir das eine oder andere Lachen geradezu im Halse stecken blieb. Außerdem ist der Roman mit vielen kleinen wunderbaren Sätzen gespickt, die ich einfach immer wieder lesen musste.


    Astrid Rosenfelds Charaktere sind bis zu den Nebenfiguren wunderbar ausgearbeitet und einzigartig - liebenswürdig, bunt, skurril, wie die Vögel auf dem Cover, das ich für die Geschichte sehr passend finde. Besonders liebenswert empfand ich das Murmeltier mit seiner liebenswerten aber doch sehr eigenwilligen Art, mit den Kindern umzugehen.


    Über die Geschichte möchte ich eigentlich nicht viel verraten, außer, dass die Kunstszene erst in der zweiten Hälfte in den Vordergrund tritt, für mich der schwächere Part der Geschichte.


    Das Ende hat mich dann aber wieder begeistert.


    Ich vergebe 8 Punkte für dieses berührende Buch, das nachwirkt.


    Ich habe das Buch in der Testleserunde gelesen und bedanke mich an dieser Stelle nochmals bei Wolke, dem Verlag und den tollen Mitlesern.

  • „Elsa ungeheuer“ von Astrid Rosenfeld ist wohl ein Buch, welches ungeheuer polarisierend ist.


    Ich muss zugeben, dass auch ich zu Beginn noch so meine Bedenken hatte, ob mir die Geschichte gefallen würde – doch nachdem ich einige Seiten gelesen hatte, zog mich das Buch dann regelrecht in seinen Bann.


    Auf den ersten paar Seiten „plätschert“ die Geschichte noch ein wenig vor sich her – dafür werden die Charaktere umso liebevoller beschrieben und verleihen dem Ganzen dann doch das gewisse Etwas. Zum Ende des Buches hin überschlagen sich dann auch noch die Ereignisse und so überzeugten mich nicht nur die Charaktere, sondern auch die ausgefallenen Beschreibungen der Geschehnisse.


    Auch Astrid Rosenfelds Schreibstil hat mich sehr überzeugt. Dieser ist wirklich wunderschön und passt hervorragend zur Geschichte.


    Es gibt viele Abschnitte in „Elsa ungeheuer“ die wirklich etwas Besonderes sind – und schon allein deswegen, kann ich das Buch all denen empfehlen, die dazu bereit sind sich auch auf eine etwas außergewöhnliche Geschichte einzulassen. :-)

  • Und plötzlich ist sie da: Elsa. Stur und verletzlich, geheimnisvoll und offen. Sie wird das Schicksal von Karl und Lorenz. Was ist wichtiger: Liebe? Ruhm? Rache oder Rausch?


    *



    Elsa wäre in unserer Gesellschaft in einer Stadt wahrscheinlich diejenige, die immer Schulverweise kassieren würde und die nie jemand versteht. Da kommt das Land für sie wie gerufen, dort ist sie nur auffällig, der heimliche Star mit Ecken und Kanten und passt perfekt zu den Brüdern.


    Karl ist mir sofort sympathischer, immerhin ist er auch der Erzähler und gibt mehr von seinen Gefühlen preis. Deswegen bin ich später von seiner Wandlung sehr enttäuscht. Leider ist ihm alles vorbestimmt, denn er ist etwas scheu und wehrt sich eigentlich nie.


    Tja und Lorenz? Er ist des Bruders Untergang und Stern am Horizont. Ein Künstler schon als Kind, aber formbar wie Gummi.



    Ein Kuhdorf, ein Haus mit einem Esel und eine Kindheit, die am Ende keine mehr ist. So setzt Astrid Rosenfeld auf ihre Kulisse, die zu ihrem skurrilen Personen passt. Die Mutter, die etwas neben sich stand, formt dabei die Kulisse mit, auch wenn sie schon längst tot ist. Ein Mann namens Murmeltier rundet dieses Dorfidyll ab. Verrückt, plakativ und unverschämt.



    Nachdem ich mit der Leserunde fertig war, schrieb ich folgenden Satz:


    "Ich stehe auch immer noch auf dem Schlauch, was die Entscheidung zwischen Künstlerdasein und Leben betrifft. Es ist für mich eine Aneinanderreihung komischer Begebenheiten - mehr aber nicht."


    Es geht um Leben in seiner übertriebensten Form. Kiffen, Sex, Gewalt und Kunst werden hier vermengt und sollen eine Geschichte ergeben. Tatsache ist, dass man am Anfang die Kinder Lorenz, Karl und Elsa kennenlernt und die sind eigentlich ganz nett. Leider zieht sich die Kindheit in die Länge. Zwar erlebt der Leser detailliert wie es ist mit einem Bruder aufzuwachsen und ein Mädchen zu vergöttern, aber mit der Zeit werden auch Elsas Spielchen und ihre herrische Art langweilig.


    Dabei schreibt die Autorin so, dass der Leser es mögen muss: Auf den Punkt, ohne viele Schnörkel. Und ehrlich? Ich habe ihre Schreibart geliebt und werde nun bald "Adams Erbe" lesen. Die Erzählsituation wird von ihr nicht unnötig aufgepumpt, aber mir fehlt der rote Faden einer ehrbaren Geschichte.



    Ich mag über Bücher gar nicht schlecht sprechen und im Endeffekt habe ich gesehen, dass es auch Menschen in der Leserunde gab, die das Buch gerne und mit voller Aufopferung gelesen haben. Trotzdem werde ich nur vier Eulenpunkte vergeben. Lest es trotzdem, wenn es Euch anspricht.

  • Ein kleines Dorf in der Oberpfalz. Drei Kinder, Karl, sein Bruder Lorenz und die wilde, temperamentvolle Elsa, wachsen zusammen auf.
    Es verläuft nicht immer reibungslos und besonders der etwas dickere Karl hat unter den Kämpfen zwischen Elsa, die ihm sehr wichtig ist, und seinem Bruder Lorenz zu leiden.
    Im späteren Verlauf ist das Trio erwachsen geworden und Karl taucht ein in eine Welt, die er aus der beschaulichen Heimat nicht gewohnt war. Zudem erfährt er Dinge über Elsa, die er eigentlich gerne nicht wissen möchte.
    Für mich war „Elsa ungeheuer“ von Astrid Rosenfeld eines der besten Bücher seit langem.
    Gefühlvoll und schonungslos erzählt sie die etwas verrückte Geschichte einer Kindheit auf dem Land und dem späteren Erwachsenwerden in der glamourösen Kunstwelt.
    Für mich ist Rosenfelds leichte und ansprechende Sprache schwer zu beschreiben. Ich habe das Buch einfach mit einer großen Lust und Freude gelesen und der Sog der Geschichte hat mich gleich zu Beginn in seinen Bann gezogen.
    Die authentischen Figuren waren teilweise skurril und insgesamt hat mich das Ergebnis manchmal etwas an John Irvings Welt erinnert.
    „Elsa ungeheuer“ ist ein wunderschönes, besonderes Buch, das einen von Anfang an begeistert und Immer wieder überrascht. Es gab zwar einige Andeutungen im Verlauf der Geschichte, dennoch war die letztliche „Auflösung“ am Schluss doch überraschend.
    Ich werde auf jeden Fall noch weitere Bücher der Autorin lesen, da sie es geschafft hat mich mit einer tollen Idee, liebenswerten Charakteren und einer tiefgründigen Sprache zu verzaubern.


    10 von 10 Punkten!

  • Ein kleines Dorf in der Oberpfalz. Hier leben der 8-jährige Karl und sein Bruder Lorenz, 13 Jahre alt, deren Mutter Selbstmord beging. “Für manche Menschen scheint die Erde einfach nicht der rechte Ort zu sein, und meine Mutter Hanna war so ein Mensch” (S. 7). Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht von Karl. In dem kleinen Dorf ist nicht viel los und die Kinder spielen eigentlich immer draußen. Der Vater ertränkt seine Trauer in Wermut und überlässt die Kinder in der Obhut der “Kratzlerin”, die als Haushälterin in dem Haus lebt. Das Haus, ein “Fast-Hotel”, beherbergt nur einen einzigen Gast: Herrn Murmelstein, den alle nur Murmeltier nennen. Er ist der stille Held der Geschichte: liebevoll, ist er für die Kinder da, erzählt ihnen Gutenachtgeschichte, die eigentlich nicht für ihre Ohren bestimmt sein sollten und ist stets mit einer helfenden Hand oder mit einem Rat an ihrer Seite. Er ist Vater und großer Bruder zugleich.


    Eines Tages kommt Elsa in das kleine beschauliche Dorf und wirbelt dort alles Durcheinander. Elsa ist 11 Jahre alt und eine gehörige Zicke. Widerborstig und garstig, doch manchmal auch nur verletzlich und Kind. Ihre Mutter lädt sie bei dem Onkel ab, um kurzerhand eine Weltreise mit ihrem neuen Freund zu unternehmen. Als Karl Elsa zum ersten mal zu Gesicht bekommt, ist es um ihn geschehen. Danach ist für ihn nichts mehr so, wie es war. Doch Elsa macht es ihm nicht leicht und stellt ihre Freundschaft immer wieder auf eine harte Probe, die Karl tapfer erduldet. Er liebt Elsa und ist ihr gleichzeitig hörig. Doch Karl will noch mehr: Er will, dass sein Bruder sich nicht immer mit Elsa streitet. Lorenz und Elsa sind wie Feuer und Wasser. Oftmals unternehmen sie zu dritt etwas und genauso oft, endet der Auflug im Streit zwischen den beiden. Bald gehört Elsa gänzlich dazu. Auch sie bekommt die Gutenachtgeschichten vom Murmeltier zu hören. In den wenigen Stunden, die Elsa mit ihren Freunden und dem Murmeltier zusammen ist, erfährt sie, was es heißt Freunde und Familie zu haben.


    Doch das Kindheitsidyll bekommt Risse. Zunächst stirbt der Freund, das Murmeltier. Dann, eines Tages, Elsa ist bereits 15, verkündet sie, dass sie nach Texas und geht und dort den “Schweine-Willi” heiratet, der dort mittlerweile Rinder züchtet. Ebenso schnell wie Elsa damals in Karls Leben trat, ist sie verschwunden und zurück bleibt nur ein kleiner Junge, der sein Herz an die Falsche verloren hat. “Man kann über die Liebe eines kleinen, dicken Jungen lachen. Aber man sollte nicht” (S. 159).


    Jahre später und durch Umwege, wird Lorenz zum gefeierten Star der Kunstszene. Er versucht in einem Mammut Experiment die Ewigkeit auf eine Leinwand zu bannen. Immer tiefer rutschen Karl und Lorenz in die Tiefen der Szene hinab. Sex, Drogen und Macht bestimmen ihren Alltag. Ich konnte mir zunächst schwer vorstellen, wie diese Kindheitserlebnisse übergehen in die heutige Kunstszene, in denen der zweite Teil des Romans spielt. Doch Astrid Rosenfeld spannt geradezu mühelos den Bogen, gerade so, als wäre eine andere Wendung nahezu lachhaft gewesen.


    Als sich Karl jedoch eines Tages auf den Weg nach Texas macht, ahnt er nicht, dass diese neue Begegnung mit Elsa sein Innerstes erschüttern wird. “Sechsundzwanzig Jahre, drei Monate und neunzehn Tage alt. Unverändert und doch so anders. Elsa – vollkommen” (S. 247).


    Dieser Roman ist der Hammer. Ich habe ihn vor zwei Tagen beendet und er lässt mich noch immer nicht los. Die kleine Elsa, kratzbürstig und liebenswert hat mit ihren Krawattenbandagen mein Herz erobert. Sie ist die eigentliche Protagonistin und stellt selbst das Murmeltier in den Schatten. Doch auch der kleine Karl, den Elsa stets nur Fetti nennt, hat mich verzaubert. Er hat seine ganz eigene Sicht auf die Dinge, manchmal ein bisschen naiv, doch stets an das Gute glaubend. Dass er so in seinem Leben enttäuscht wird, hat mir sehr weh getan.


    Mir ist eine Rezension noch nie so schwer gefallen, wenn mir ein Buch gut gefallen hat. Eigentlich merke ich auch gerade erst jetzt, beim Schreiben, wie SEHR es mir gefallen hat. Astrid Rosenfeld hat eine Art den Leser mit einfacher, poetischer Sprache in seinen Bann zu ziehen. Geradezu lebensklug erzählt Karl von seiner großen Liebe, von der er nie wieder loskam. Doch auch Lorenz hat einiges zu bieten und hat am Ende meine Sympathiepunkte deutlich erhöht, auch wenn ich seine Reaktionen nicht nachvollziehen kann.


    “Ich sah Elsa mit einem Hund, der vielleicht ein Wolf war, und dem Murmeltier durch die Prärie wandern, gegen sprechende Rinder kämpfen und Mimosen pflücken. Es war, als hätte es dieses Mädchen nie gegeben, außer in meiner Phantasie. Sie war eine Märchengestalt, deren Geschichte längst geschrieben stand” (S. 203).


    Elsa ungeheuer ist für mich tatsächlich bis jetzt das Jahreshighlight 2013.


    Von mir gibt es 9,5 von 10 Punkten (einen halben Punkt Abzug, weil mich diese Geschichte aus der Kunstszene etwas aus der ganzen bezaubernden Geschichte herausgezogen hat)

  • Karl und Lorenz sind Geschwister und Leben in einem kleinen Dorf. Die Mutter ist gerade gestorben und der Vater kommt über ihren Tod nicht hinweg und überlässt die Kinder teilweise sich selber. Sie haben ein kleines Familienhotel mit zwei Dauergästen, die sich dann mehr um die Kinder kümmern. Eines Tages kommt Elsa (ein Mädchen im Alter von Karl und Lorenz) ins Dorf und verdreht den beiden Brüdern den Kopf mit. Eines Tages verschwindet sie plötzlich aus dem Dorf. Aber das Leben der Bruder hat sie doch mit geprägt.


    Das Buch mit seinen vielen skurrilen Personen hat mir sehr gut gefallen. Einige Personen hatten es nicht leicht im Leben, haben dieses aber so hingenommen, weil sie es teilweise auch nicht anders kannten.


    Karl und Lorenz erleben eine abgedrehte Zeit in der Kunstszene, der sie sich auch nur schwer wieder entziehen können.


    Die Sätze der Autorin waren sehr poetisch.


    Ich vergebe dem Buch 9 Punkte.

  • Meine Lese-Eindrücke


    Mir fiel es schwer, am Anfang des Kurzromanes mich auf den knappen, verdichteten Erzählstil einzulassen, doch dann bekam ich Spaß an den skurillen Figuren, solange bis sich zeigte, was mit Elsa wirklich los ist. Danach war ich zugleich geschockt, traurig und wütend, aber auch neugierig, voller Hoffnung...
    Die Szenen in der Kunstszene waren so herrlich zutreffend, wenn auch leicht überspitzt, da musste ich mehrfach grinsen.
    Die Autorin hat ein gutes Gespür für Dramaturgie und Sprache. Der interessante Erzählstil, der mich manchmal an Peter Hoegs "Kinder der Elefantenhüter" und manchmal an Boris Vian erinnerte, ist so verdichtet, die Szenen enthalten so viele Symbolisches, dass damit sehr viel zwischen den Zeilen gesagt wird. Die Sprache der Bilder übermittelt sehr viel, ohne zu erklären.
    Gerade das hat mir besonders gefallen.


    Ich gebe 10 von 10 Eulenpunkten.