'Ein Hummer macht noch keinen Sommer' - Seiten 074 - 144

  • Diese TV-Show von Natalie ist wirklich grässlich. Diese Frau mit ihrem Stöckelschuhen kann ich mir richtig gut vorstellen. Als ob die ein Interview mit Stephen King bekommen würde. Bei ihr steckt doch nichts als heiße Luft hinter ihrem Geplapper.
    Als jemand, der Effi Briest in der Schule lesen musste, kann ich Natalies Geschmack auch nicht ganz nachvollziehen, aber ich verstehe nicht, warum sie nicht auch Bücher vorstellen darf, die ihr gefallen. Zumindest mal Probeweise eines im Monat. Und wenn Natalie ihren Job angeblich so schlecht macht und angeblich soooo viele andere Frauen Schlange stehe, warum schmeißt der Sender sie dann nicht raus und stellt eine dieser anderen Frauen ein?Ich dachte, was Quoten angeht sind die gandenlos?



    Bei dem erneuten Therapiegespräch fällt mir eine Unstimmigkeit auf. Bisher waren Perspektivenwechsel immer durch Absätze gekennzeichnet, hier springt die Erzählerpetspektive aber willkürlich von Natalie zu Theodor und wieder zurückhalb innerhalb von wenigen Zeile. Ist das Absicht oder eine Unachtsamkeit?


    Ich frage mich, woher Natalies plötzliche Besessenheit von Theodor kommt und was sie an einem älteren, hysterischen, unausgeglichenen Therapeuten mit Vogelgesicht findet. Und ich frage mich, was Theodor von ihr will und warum er sie nicht über seine Sexualität aufgeklärt hat, als er die Gelegenheit hatte. Oder ist er vielleicht bi?
    Die SMS zwischen Theodor und David fand ich wieder super kindisch. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass ein Mann von fast 60 Jahren solche SMS schreibt. Das ist eifersüchtiges Teenie-Gehabe. Zumindest ist unter den 60-Jährigen, die ich kennen, niemand dabei, der solche SMS schreibt.


    Auch das Gespräch zwischen Theodor und seiner Mutter zeigt wie unreif der Therapeut ist. Berufsbedingt kenne ich einige Männer und Frauen in Theodors Alter und von denen redet und verhält sich niemand so unreif und kindisch wie er.


    Geschrieben finde ich es bisher ganz gut, es liest sich relativ schnell, obwohl ich mich zwischendurch ertappt habe, wie ich querlesen wollte. Das habe ich dann ganz schnell wieder sein lassen und die Seite noch mal gelesen^^
    Ich habe noch eine Frage, weil ich mir da wirklich unsicher bin und ich nichts falsch verstehen will: soll die Geschichte amüsant sein, also etwas zum Lachen, oder eher überdreht aber ernst?

  • Mit gefällt gut, dass zwischen den Personen gesprungen wird, sodass man die Geschichte von mehreren Charakteren kennen lernt.


    Irgendwie werde ich aber mit Natalie immer noch nicht warm. ;-) Es ist zwar schon besser als am Anfang, aber ihre Art verstehe ich einfach nicht. Ich begreife nicht so ganz, wo ihr Problem eigentlich liegt. Ich hoffe weiterhin, dass sich das aufklärt.


    Gut gefällt mir weiterhin das Hin und Her zwischen David und Theodor. Auch wenn ich FaerieGirl recht geben muss und mir die beiden absolut nicht Alters gemäß vorkommen. Ich habe Theodor ehrlich gesagt auch immer eher als Anfang vierzig Jährigen vor Augen und David als Mitdreißiger. Das bekomm ich auch nicht mehr aus meinem Kopf raus. :grin


    Ich muss aber sagen, dass Theodor mir sympathisch ist, auch wenn ich fast die einzige bin, die so denkt. :grin Er ist mir von den Figuren bisher der liebste, gerade weil er ein Therapeuth ist, der selbst mal dringend einen bräuchte. Ich finde die Szenen in seinen Sitzungen eigentlich meistens am witzigsten.


    Die Frage von FaerieGirl würde mich auch interessieren: ist das ein Buch mit Komik oder eines mit ernstem Hintergrund?

  • Zitat

    Original von FaerieGirl


    Oder ist er vielleicht bi?


    Das habe ich mich ja auch schon gefragt. Das bleibt m.E. auch weiterhin offen.


    Zitat

    Original von FaerieGirl
    Ich habe noch eine Frage, weil ich mir da wirklich unsicher bin und ich nichts falsch verstehen will: soll die Geschichte amüsant sein, also etwas zum Lachen, oder eher überdreht aber ernst?


    Der Frage schließe ich mich auch an. Ich weiß einfach nicht so richtig, wo die Geschichte hin will, mehr in die eine oder in die andere Richtung?


    Dieser Abschnitt liest sich auch wieder gut und schnell. Es gibt aber keine großen Ereignisse, man lernt einfach weiter die Protagonisten und ihr Umfeld bzw. ihren Hintergrund und ihre Beziehung untereinander intensiver kennen.

  • Ich finde viele Aspekte des Buches echt nett. Zwergenphobie, ein Therapeut mit psychischen Problemen und eine niedliche, schrullige alte Frau.


    Aber dann gibt es leider noch einiges, womit ich nicht so klar komme. Die Protagonistin ist absolut überdreht und ich weiß oft nicht (wie es auch schon von den anderen Eulen geschrieben wurde), ob ich das Ganze sehr tragisch und traurig finden soll, oder ob ich darüber versuchen soll zu lachen. So richtige Lacher waren bei mir noch nicht dabei wie es z.B. bei Kinsella oft der Fall ist. Eher mal ein Schmunzeln und da bekomme ich fast ein schlechtes Gewissen, weil wirklich gar nichts gut für Natalie läuft.
    Außerdem bin ich handlungstechnisch noch nicht so wirklich gefesselt. Ich habe keine Probleme das Buch mal aus der Hand zu legen und was anderes zu machen, weil für mich die Frage, wie es denn weitergeht, irgendwie nciht so wichtig ist. Mir fehlt ein wenig die Spannung, die ja auch bei heiterer Frauenliteratur absolut vorhanden sein kann.
    Theodor mag ich auch ganz gerne, kann mich aber immernoch nicht mit seinem Alter anfreunden. Er wirkt mir dafür zu jugendlich und zu "hip". Die Menschen, die ich in dem Alter kenne sind zwar auch jung geblieben, aber dann doch nicht so extrem wie Theodor.
    David finde ich sehr interessant, wenn auch nicht sympathisch. Dass er Künstler sein will und deshalb (extra?) sein Leben nicht auf die Reihe bekommt, rücksichtslos auf seine Freiheit pocht etc. finde ich für einen Mann in dem Alter unpassend.


    Aber ansonsten liest es sich ganz nett. Ich weiß nur oft nicht, was ich wovon halten soll. Ich denke, wenn man es einfach nicht so ernst und als lockere Sommerlektüre nimmt, dann ist man damit am besten beraten.


    Und bevor ich es vergesse: Ganz toll finde ich diese Überblicke, wenn man innerhalb eines Satzes / Abschnitts erfährt, was zeitgleich bei den verschiedenen Figuren los ist. Das finde ich eine klasse Idee der Autorin!

  • Zitat

    Original von LadyTudor


    :write


    Das finde ich auch gut.Allerdings bin ich schon manchmal etwas genervt, vor allem von Natalie. Sie ist wohl in der Midlife Crisis, dann noch dieser Zwerg im Kopf, ich weiß nicht. Schon etwas seltsam das alles. Ich bin auch noch unschlüssig, ob da irgendeine "Message" (mir fällt gerade kein anderes Wort ein) rüberkommen soll, oder ob es sich hier nur um einen lustigen Roman handelt.Manches ist ja wirklich super, so wie Lisa, die listige, die sich immer irgendwo hinschmeist und dann ihren Inhalt ausk... Herrlich. Andere Sachen sind mir etwas zu gewollt, ich weiß nicht.
    Natalie analysiert Theodor ganz gut beim gemeinsamen Abendessen (Theodors Intension für ebendieses verstehe ich nicht so ganz)
    Herta finde ich super, so weise, fast schon philosophisch, was sie so von sich gibt. schauen wir mal, wie es weitergeht.

  • Zitat

    Original von n8eulchen


    Aber ansonsten liest es sich ganz nett. Ich weiß nur oft nicht, was ich wovon halten soll. Ich denke, wenn man es einfach nicht so ernst und als lockere Sommerlektüre nimmt, dann ist man damit am besten beraten.


    So sehe ich das auch. Ich denke nicht, dass man das Buch zu ernst nehmen sollte.
    Der zweite Abschnitt ist mir irgendwie leichter gefallen als der erste, ich fand ihn auch lustiger. Ich mag Theodor, David und Herta. Natalies Szenen finde ich immer sehr anstrengend zu lesen.
    Jetzt hoffe ich, dass David Tim bald raus wirft und sein "drittes Auge" sich wieder meldet. :lache

    It’s not enough for the phrases to be good; what you make with them ought to be good too. - Aldous Huxley

  • Nun, da ich auch den zweiten Abschnitt beendet habe muss ich sagen, dass ich immer noch nicht so recht weiß, was ich vor allem von Natalie zu halten habe. Auf der einen Seiten verstehe ich sie sogar ganz gut was Männer und einen nervigen Job angeht, aber auf der anderen Seite nervt mich ihr Getue total.
    Die Vorstellung bei einer Büchershow (gibt es sowas eigentlich wirklich?) so verar***t zu werden gefällt mir ganz und gar nicht. Da wird jedes Buch so super angepriesen, auch wenn es vielleicht der letzte Schrott ist. Und weswegen? Geld natürlich.


    David geht mir so langsam mit seiner Art auch immer mehr auf den Geist und ich würde ihn am liebsten anschreien, dass er nicht nur jammern und ans Geld denken sollte, sondern vielleicht auch mal an den Mann, den er ja angeblich liebt. Irgendwie kommt es mir so langsam wirklich so vor, als wäre David nur wegen Theos Geld so lange mit ihm zusammen gewesen. Er will nicht mit ihm zusammenziehen und hat ständig andere Männer - aber Theos Geld nimmt er ohne zu zögern....



    Neben Theodor habe ich aber noch einen zweiten Charakter für mich entdeckt, den ich fast noch liebenswerter finde als den guten Theo: Herta! Ach, ich stelle sie mir als schrulliges altes Ömchen vor, die es aber noch faustdick hinter den Ohren hat. Einfach herrlich diese Frau. Allerdings scheint sie zu David ein intensiveres Verhältnis zu haben als zu ihren eigenen Sohn.



    Dass Tanja im Laufe der Erzählung direkt zwischen den Charakteren hin- und herspringt finde ich richtig super, auch wenn es anfangs etwas verwirrend war. Wenn bei anderen Büchern die gleiche Situation zweimal aus verschiedenen Sichten geschildert wird könnte ich manchmal schon zu viel kriegen.


    Zitat

    Zitat: Original von FaerieGirl
    Ich habe noch eine Frage, weil ich mir da wirklich unsicher bin und ich nichts falsch verstehen will: soll die Geschichte amüsant sein, also etwas zum Lachen, oder eher überdreht aber ernst?


    Das frage ich mich allerdings auch.

  • Habe grad auch den zweiten Abschnitt beendet.
    Ich werd leider mit den ganzen Charakteren immer noch nich so richtig warm, trotzdem fesselt mich die Geschichte iwie. Hab grad ohne es zu bemerken direkt an Seite 144 vorbeigelesen....


    Natalie scheint weder sich selbst, noch andere Menschen , noch ihren Job sehr zu mögen , ist eher Einzelgänger und Punchingball für andere (Die mit den Stöckelschuhen , der Wächter am See, Der Kellner) .Hat sie eigentlich Freunde ?
    Ich glaube dass sie eigentlich gar nicht mehr allein möchte und deshalb einen "Zwerg" ins sich hat und sich deshalb so schnell "verliebt" hat...natürlich in den Falschen.


    Theodor kommt mir ehrlich gesagt auch nicht wie Ende 50 vor. Eher wie Mitte 40 und in der Midlife Crisis .


    Davids Verhalten kann ich gar nich leiden. Führt sich auf wie nen 20zig jähriger MöchtegernPromi, der sich eingeent fühlt von seinem älteren Liebhaber und hat sowas dann auch noch zusätzlich selbst bei sich in der Wohnung rumlaufen (Tim).


    Ich hab immo das Gefühl , dass es erstmal allen richtig richtig schlecht gehen soll ,damit das Buch dann in Happy End umschwenken kann.

  • Teil 2 konnte ich gestern Abend beenden und das Buch werde ich wohl bis morgen schaffen. Es liest sich weiterhin sehr zügig, allerdings weiß ich nicht was ich davon halten soll.


    Zitat

    Original von FaerieGirl
    Als jemand, der Effi Briest in der Schule lesen musste, kann ich Natalies Geschmack auch nicht ganz nachvollziehen, aber ich verstehe nicht, warum sie nicht auch Bücher vorstellen darf, die ihr gefallen. Zumindest mal Probeweise eines im Monat. Und wenn Natalie ihren Job angeblich so schlecht macht und angeblich soooo viele andere Frauen Schlange stehe, warum schmeißt der Sender sie dann nicht raus und stellt eine dieser anderen Frauen ein?Ich dachte, was Quoten angeht sind die gandenlos?


    Mir kommt es so vor, dass Natalie mit ihrem erlesenen Büchergeschmack als Literaturkenner dargestellt wird und alle anderen (Amazon-Rezensenten) einen Mainstream-Wanderhure-Geschmack haben. :gruebel
    Was ich etwas realitätsfern finde. Es stimmt zwar vieles, vor allem was die Bestsellerlisten betrifft, aber alle Büchersendungen, die es im TV gibt, beschäftigen sich doch mit "gehobenerer Literatur".



    Zitat

    Original von FaerieGirl
    Ich frage mich, woher Natalies plötzliche Besessenheit von Theodor kommt und was sie an einem älteren, hysterischen, unausgeglichenen Therapeuten mit Vogelgesicht findet. Und ich frage mich, was Theodor von ihr will und warum er sie nicht über seine Sexualität aufgeklärt hat, als er die Gelegenheit hatte. Oder ist er vielleicht bi?
    Die SMS zwischen Theodor und David fand ich wieder super kindisch. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass ein Mann von fast 60 Jahren solche SMS schreibt. Das ist eifersüchtiges Teenie-Gehabe. Zumindest ist unter den 60-Jährigen, die ich kennen, niemand dabei, der solche SMS schreibt.


    Theodor finde ich auch immer seltsamer. Mit Natalie habe ich abgeschlossen, da sie mich nur noch nervt mit ihrer Zwergphobie. Ich mag zwar auch keine Clowns, werde aber nicht gleich hysterisch oder paranoid.


    Theodor wirkt hier dann stellenweise richtig unreif und was er nun mit Natalie will, geht mir auch nicht ein. er war 25 Jahre mit einem Mann zusammen und jetzt nimmt er dann eine Frau, oder wie soll ich mir das vorstellen? Ich weiß nicht, ob ich über ein Happy End der beiden froh wäre.


    Davids Verhalten finde ich dann auch grenzwertig. Warum schmeißt er Tim nicht einfach raus? :hau


    Ich lese jetzt weiter. Die Idee finde ich an sich sehr gut.

  • Original vonLady Tudor:

    Zitat

    Mir gefällt gut, dass zwischen den Personen gesprungen wird, sodass man die Geschichte von mehreren Charakteren kennen lernt.
    Irgendwie werde ich aber mit Natalie immer noch nicht warm. Augenzwinkern Es ist zwar schon besser als am Anfang, aber ihre Art verstehe ich einfach nicht. Ich begreife nicht so ganz, wo ihr Problem eigentlich liegt. Ich hoffe weiterhin, dass sich das aufklärt.
    Gut gefällt mir weiterhin das Hin und Her zwischen David und Theodor.
    Auch wenn ich FaerieGirl recht geben muss und mir die beiden absolut nicht Alters gemäß vorkommen. Ich habe Theodor ehrlich gesagt auch immer eher als Anfang vierzig Jährigen vor Augen und David als Mitdreißiger. Das bekomm ich auch nicht mehr aus meinem Kopf raus. Grinsen Ich muss aber sagen, dass Theodor mir sympathisch ist, auch wenn ich fast die einzige bin, die so denkt. Grinsen Er ist mir von den Figuren bisher der liebste, gerade weil er ein Therapeuth ist, der selbst mal dringend einen bräuchte. Ich finde die Szenen in seinen Sitzungen eigentlich meistens am witzigsten.


    Die Frage von FaerieGirl würde mich auch interessieren: ist das ein Buch mit Komik oder eines mit ernstem Hintergrund?


    Dem kann ich zustimmen, mit dem Unterschied, dass ich mir Theodor gut als 57-Jährigen vorstellen kann. Es gibt mehr solche Menschen als man denkt, die hinter der soliden Fassade in mancherlei Hinsicht noch wie Kinder sind. :lache


    Die Frage, ob das nun ein ernst zu nehmendes Buch werden soll oder ein komisches stellt sich mir auch immer wieder. Ich vermute, dass Frau Wekwerth sich dem Trend anschließen möchte, einen Episodenroman im Stil einer TV-Soap zu schreiben. So wie Armistead Maupins Stadtgeschichten, oder ganz neu: Tania Wittes queere Berliner Stadtgeschichten, in denen kurze Szenen wechseln und der Abbruch immer an einem spannenden Höhe- oder Wendepunkt erfolgt, so dass man unbedingt weiterlesen muss, um (später) zu erfahren, wie es in den jeweiligen Erzählsträngen weitergeht.


    Hier verhält es sich ähnlich, es gibt viele Schnitte, die Szenen sind kurz, aber das Ausreizen der Spannung sowie der konsequente Abbruch miitendrin, wenn es am wenigstens erträglich ist, wird hier nicht so konsequent angewendet.
    Mir geht es so (wie hier schon von jemand anderem beschrieben), dass ich das Buch immer wieder weglege und etwas anderes tue, weil ich nicht unbedingt wissen muss, wie es weitergeht.
    Manche Szenen sind sogar so geschrieben, dass ich mich fühle wie in einem Kasperle-
    oder einem Puppen-Theater. Ich kann, obwohl ich es gerne möchte, die Figuren nicht ernst nehmen, und dementsprechend lässt auch ein Interesse an dem, was aus ihnen wird, nach.
    Woran das liegt, frage ich mich. Ich glaube, der Spannungsverlust und der Eindruck von zu viel Oberflächlichkeit rührt daher, dass in traurigen oder sehnsüchtigen Momenten mit alltagssprachlichen Sätzen die Stimmung, die gerade Fuß zu fassen beginnt, sofort wieder banalisiert wird. Es kommt mir so vor, als ob die Autorin sich nicht getraut hat, melodramatische oder wirklich traurige Szenen entstehen und längere Zeit wirken zu lassen. Indem sie immer wieder sehr schnell die sich gerade entstehende Dramatik bricht, entweder durch slapstick-artige Einlagen, die manchmal gelungen und lustig sind, manchmal aber lauwarm und kindisch wirken, oder durch alltägliche Hausmacher-Philosophie-Gedanken-Einschübe, die aufgrund der Formulierung jegliche Tiefe in der Figurenzeichnung zerstören, wirken die Figuren oberflächlich und nicht ernstnehmbar.
    Wenn die ernsthaften und traurigen Momente ohne Alltagsbananlitäten auf sprachlicher Ebene geschrieben worden wären (also überarbeitet worden wären) und einige der Slapstick-Einlagen gestrichen würden, damit die Handlung nicht zu sehr ins Klamaukhafte abgleitet, könnte das ein guter leichter, lustiger Roman sein. Denn dass in Hinsicht auf Plot und Ideen eine ganze Menge Gelungenes vorhanden ist, merke ich schon allein daran, dass ich inzwischen immer noch dabei bin und weiterlese und manche Szenen als echt gelungen empfinde. Im Vergleich zu gut gemachten witzigen Frauenromanen, Queer-Soaps, Stadtgeschichten oder amüsanter Ferienlektüre ist dieser Roman noch nicht ausgereift genug, und ich finde es erstaunlich, dass der Verlag den Roman so wie er ist, auf den Markt gebracht hat. Ist es nicht Sache des Lektoriats, an der sprachlichen Qualität so lange in Zuammenarbeit mit der Autorin zu feilen, bis alles richtig gut "sitzt"? Doch auf jeden Fall scheint mir die Autorin das nötige Potential zu haben.
    Die Idee, Fernseh-Büchershows, die reine Kommerz-Veranstaltungen zu sein scheinen, zu kritisieren, gefällt mir gut. Aber wenn ich so etwas lese, dann erwarte ich, dass der Roman selbst, in dem diese Kritik vorkommt, ein sprachliches Niveau, das nicht dem zu kritisierenden entspricht.


    Was ich genau ich damit meine, werde ich hier an zwei Beispielen demonstrieren, die typisch sind für das, was meiner Meinung nach diesem Roman die Wirkung nimmt:
    1. Die eigentlich schöne Idee, Handtaschen auftreten zu lassen, die ein Eigenleben führen, ist für mein Empfinden im Kontext der Szene Theodor - Natalie - Restaurant einfach zu viel des Guten sind. Die Szene wird dadurch auf eine recht kindlich wirkende Art ins Lächerliche gezogen. Aber wozu? Die Wirkung dieser Szene wird stark abgeschwächt, obwohl sie eine entscheidende ist.
    Auch die Handtaschen-Kolumne wirkt kindlich. Aus der Handtaschen-mit-eigenen-Namen-Idee könnte eine Kabarettistin oder ein Kabarettist eine gute Nummer machen (und ich liebe solche Kabarettisten wie Erwin Grosche, die mit einfachen Haushaltsgegenständen tolle Kabarettnummern hinzaubern), aber so wie sie hier in den Roman eingebaut ist, wirkte sie auf mich kontraproduktiv.


    2. Beispiel
    Eine Szene, in der die Banalisierung durch sprachliche Mittel sehr deutlich wird, ist die Szene auf Seite 156, in der Natalie nach dem Abendessen bei Theodor zu Hause anschließend im Park verliebt zu dessen Fenster aufblickt und, als das Licht ausgeht, sich auf einmal so allein fühlt. Was auch schon naiv klingt, aber das geht gerade noch durch. Doch dann kommt's:
    Und wo war überhaupt der schöne Mond von gestern geblieben? Der Himmel war ja voller Wolken Das ist geschrieben wie gesprochen. Alltagssprache halt. Hätte man aber geschrieben
    Und wo war der Mond geblieben, der gestern Abend noch rosa leuchtend am Himmel gestanden hatte? Der Himmel war voller Wolken, so wäre dieser Moment nicht übermäßig melodramatisch, aber auch nicht banal geworden. Es sind die Kleinigkeiten, die den Ton des Erzählten erzeugen und die Stimmung und die Eindrücke der Leser/innen oft unbemerkt beeinflussen.


    Es scheint so, als ob die Autorin einfache Grundregeln des Schreibens nicht beachtet hat, aus welchem Grund auch immer. Dass unnötige Füllwörter wie überhaupt, eigentlich, noch, auch, dann und ähnliches in den meiste Fällen in geschriebener Sprache besser wegzulassen sind, immer aber in solchen Sätzen, in denen Stimmung und Gefühl ernsthaft vermittelt werden soll, kenne ich aus dem normalen Aufsatzunterricht, den ich in der ganz normalen Regelschule genossen habe. Dass man abgegriffene Wendungen wie "der schöne Mond" meiden sollte, wenn es ernsthaft oder ein wenig poetisch klingen soll, ebenso.
    Ich finde es schade, dass in diesem Roman immer wieder gehäuft alltagssprachliche Wendungen an den unpassendsten Stellen auftreten - das ist es, was mich beim Lesen dieses Buches wirklich stört. Die Figuren an sich mag ich eigentlich, und auch die Ereignisse und Szenen an sich entsprechend durchaus meinen Erwartungen an einen witzigen Episodenroman. Es fehlt allein an Ernsthaftigkeit und Tiefe in den richtigen Momenten, um den Figuren die nötige Glaubhaftigkeit zu geben.


    Edit sagt, wenn ich noch irgendwelche Tipp- oder Satzumstell-Restfehler übersehen haben sollte, bitte darüber hinwegsehen, denn ich arbeite an einem mir fremden Laptop mit einer Mouse, die mich einiges an Geduld kostet. :bonk

  • Darf ich als Autorin auch auf diese Frage antworten? Meiner Meinung nach ist es ein Roman, der durchaus einen traurigen und melancholischen Hintergrund hat. Die Einsamkeit und Verschrobenheit von Großstadtmenschen, ihr Scheitern, ihre Ohnmacht, die Lügen, das sind die dunklen Seiten der Zivilisation. Mir war es wichtig, dieses menschliche Stolpern und Straucheln mit einem Augenzwinkern zu beschreiben. Dass Einiges überzogen dargestellt wird, ist einfach mein Stilmittel. Man kann es vielleicht auch als einen gesellschaftlichen Zerrspiegel betrachten und sollte die Protagonisten mit einem großen Herzen betrachten.

  • Zitat

    Original von Tanja Wekwerth
    Darf ich als Autorin auch auf diese Frage antworten? Meiner Meinung nach ist es ein Roman, der durchaus einen traurigen und melancholischen Hintergrund hat. Die Einsamkeit und Verschrobenheit von Großstadtmenschen, ihr Scheitern, ihre Ohnmacht, die Lügen, das sind die dunklen Seiten der Zivilisation. Mir war es wichtig, dieses menschliche Stolpern und Straucheln mit einem Augenzwinkern zu beschreiben. Dass Einiges überzogen dargestellt wird, ist einfach mein Stilmittel. Man kann es vielleicht auch als einen gesellschaftlichen Zerrspiegel betrachten und sollte die Protagonisten mit einem großen Herzen betrachten.


    Na klar darfst du (ist das Du okay?). Aus diesem Grund lieben wir ja Leserunden, die der Autor / die Autorin begleitet. Man kann Fragen stellen und Dinge klären, die man vielleicht nicht verstanden hat. Wir freuen uns auf deine Antworten :)


    Edit: nur ein Tippfehler

  • Mit diesem zweiten Abschnitt bin ich nun endlich mehr ,drin' in der Geschichte.
    Aber Natalies Zwergenphobie immer noch recht anstrengend ;-), und die Tatsache, dass sie sich nur schreiend verständigt, wenn sie sich unter Menschen befindet.

    Zitat

    Tanja Wekwerth
    Darf ich als Autorin auch auf diese Frage antworten? Meiner Meinung nach ist es ein Roman, der durchaus einen traurigen und melancholischen Hintergrund hat. Die Einsamkeit und Verschrobenheit von Großstadtmenschen, ihr Scheitern, ihre Ohnmacht, die Lügen, das sind die dunklen Seiten der Zivilisation. Mir war es wichtig, dieses menschliche Stolpern und Straucheln mit einem Augenzwinkern zu beschreiben. Dass Einiges überzogen dargestellt wird, ist einfach mein Stilmittel. Man kann es vielleicht auch als einen gesellschaftlichen Zerrspiegel betrachten und sollte die Protagonisten mit einem großen Herzen betrachten.


    ..aber das erklärt einiges ;-) Unsere drei Hauptdarsteller drehen sich hier ja wirklich nur um sich selbst...
    Das Natalie ihren Job nicht mag, ist unter dieser Chefin mehr als verständlich, denn deren tragische Vorliebe für Mittelalterromane würde ich auch nicht teilen. Die dann noch als große Literatur glaubhaft präsentieren zu müssen, erfordert schauspielerisches Talent! :grin


    Wo es mit Theodor hin geht, kann ich mir hier noch immer nicht vorstellen. Aber ich könnte mir vorstellen, dass ihn seine Mutti schon noch auf Kurs bringt :lache
    David scheint mir ein sehr autentischer Schwuler, viele haben eben so keinen Nestbautrieb. Was mag wohl dieser Rudolf sein, an den er da grade geraten ist? Ein Mäzen, den er so sehnlichst erwünscht hat?

  • Auch im zweiten Abschnitt werde ich mit Natalie nicht so richtig warm.
    Theodor wird mir dagegen inzwischen etwas sympathischer. Wenn ich auch immer noch finde, dass sich beide nicht altersgemäß verhalten, sondern wesentlich jünger und unreifer handeln, denken und wirken.


    Richtig gern mag ich wirklich Herta. Auch dieser Eindruck aus dem ersten Abschnitt hat sich bestätigt.


    Das Lesen geht trotzt der leichten Kritik locker und flüssig voran. Besonders gut gefällt mir - wie auch von einigen Mitlesern schon geschrieben - dass die parallelen Abläufe bei allen Protagonisten beschrieben werden. Etwas, das ich bisher eher selten in Romanen gefunden habe.

    :lesend Nächstes Jahr am selben Tag - Colleen Hoover

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  • Ich habe das Buch eigentlich so aufgefasst, dass es durchaus ein ernsteres Thema ansprechen will. Im letzten Abschnitt wurde die Einsamkeit der Großstadtmenschen ja schon angesprochen. Trotzdem kann man ja sicher auch ein solches Thema mit einigem Humor angehen. Ich hatte bisher nicht das Gefühl, dass es sich nur um ein oberflächliches und komisches Buch handeln soll. Kann aber natürlich auch bloß subjektives Empfinden sein.


    Allgemein bin ich im zweiten Abschnitt ein bisschen besser reingekommen. Wobei, so ist das wahrscheinlich falsch ausgedrückt. Die Geschichte gefällt mir immer noch und ich nähere mich den Protagonisten ein wenig. Auch wenn ich sagen muss, ich habe immer noch Probleme, mir das Alter vorzustellen. Ich versetze die Personen gedanklich immer in frühere Lebensjahre. Ob das damit zu tun hat, dass die meisten Protagonisten meiner Bücher jünger sind, habe ich mich schon gefragt. Da ich allerdings offensichtlich nicht allein das Problem habe, liegt es vielleicht auch einfach an den Personen. Mir geht allerdings grade selbst auf die Nerven, dass ich Personen irgendeinen Alters in gewisse Verhaltensmuster stecken will. Ich benehme mich ja schließlich auch selten altersgerecht :lache.


    Ansonsten lässt es sich immer noch sehr flüssig weglesen und es ist durchaus unterhaltsam. :wave

  • ich hab den zweiten Abschnitt jetzt auch fertig.
    Mir gehts wie einigen anderen Eulen ich kann das Buch jederzeit aus der Hand legen und was anderes tun den ich bin nicht so gefesselt das ich umbedingt wissen will wie es weitergeht.
    Der zweite Abschnitt war jetzt find ich besser von der Handlung her als der erste. Was auch mir auffiel das sehr wohl ein ernster Hindergrund da wäre aber meiner Meinung nach der zu oberflächlich beschrieben ist so das man da nicht wirklich reinfindet. Was ich immer noch nicht versteh ist wieso Natalie plötzlich in Theodor verliebt ist oder glaubt es zu sein und der Grund ihrer Therapie ist mir auch noch nicht klar gekommen. Bei David hab ich das Gefühl das er immer noch nicht begriffen hat das jede Beziehung auch ein Stück weit Verantwortung mit sich bringt mal sehen ob er das noch begreift.
    Den Zwerg in Natalies Kopf seh ich als ihre innere Stimme und ist aber so ganz witzig dargestellt.
    Man merkt das sie aus ihren Leben dringend raus will aber nicht weis wie und wohin überhaupt. Theodor ist auch sehr festgefahren irgendwie und seine Mutter muß doch endlich mal loslassen den sie weis sicher nicht was das Beste für ihren Sohn ist :grin das weis er eigentlich nur selber ..mal sehen ob er das noch rausfindet.
    Ansonsten ist es ganz amüsant zu lesen :-)

  • Irgendwie tun mir die Hauptpersonen dieses Romans allmählich etwas leid. Jeder hat sein Päckchen zu tragen, keiner fühlt sich so richtig wohl und alle sind allein.


    Herta finde ich übrigens echt süß. Die ist taff. Gibt den beiden Herren auch mal richtig Bescheid. Und ich glaube, die Beiden können das auch sehr gut gebrauchen. Traurig finde ich nur, dass sie nach ihrer großen Liebe Serge immer allein geblieben ist.


    Natalie scheint auch gar keine Freunde zu haben. Da kommt niemand vor, der ihr mal zur Seite steht. Mit dem sie sich trifft, mit dem sie abends telefoniert. Das erschreckt mich etwas. Man braucht ja keinen Stall voll Freunde, aber so ein zwei wirklich gute Freunde sind doch Gold wert. Aber bisher kommt da keiner vor. (Aber Theodor und David ist es auch so. - echt traurig)


    Die Aktion mit den Büchern, die sie im See versenkt hat, fand ich ja amüsant. Man merkt, dass Natalie nicht mehr wirklich Lust auf diesen Job hat. (Bei der Vorgesetzten auch kein Wunder!) Aber dann packt sie doch wieder das schlechte Gewissen und sie kauft sich die Bücher doch wieder.
    Und die Zwergenphobie.... warum nicht? Ich kenn auch jemanden, der Angst hat vor Clowns. Das ist dann aber nicht mit Geschrei gekoppelt, sondern mit plötzlicher Flucht in die andere Richtung.
    Witzig ist, dass Natalies innere Stimme als Zwerg benannt wird. Die Arme....


    David möchte ich auch gern mal schütteln. Wenn ihn das Verhalten von Tim doch so sehr nervt (nun nachdem das Modelstehen beendet ist), hätte er ihm doch schon längst mal zeigen können, wo der Maurer das Loch gelassen hat. Aber nein, da kommen ständig angeschickerte junge Leute in das Atelier, verdrecken alles, müllen alles zu und David nimmt das hin. Himmel, der muss echt mal seinen Mann stehen. Ich hätte diesen Tim schon längst rausgeworfen, wenn der mich so stören und einschränken würde.


    Theodor ist auch ein Fall für sich. Der braucht mal dringend Urlaub. Er ist so gar nicht bei der Sache. Aber Natalie mag er ja. Und wirft für das Abendessen sogar die eisernen Regeln über Bord.
    Ich bin gespannt, wo das noch hinführt.


    Womit ich, wie auch einige andere hier, so meine Probleme habe, ist das Alter der Hauptpersonen. Warum ich mich damit so schwer tue, sie mir in ihrem beschriebenen Alter zu sehen, weiß ich nicht. In meinem Kopf sind sie irgendwie jünger.


    Die SMS-Geschichte ist so typisch. Anstatt mit einander zu reden werden SMS hin und her geschickt. Und womöglich auch noch falsch verstanden. Per SMS klärt man sowas sowieso nicht. Aber es passt ja zu unserer Gesellschaft. Gut aufgegriffen.

    Es geht uns mit den Büchern wie mit den Menschen. Wir machen zwar viele Bekanntschaften, aber wenige erwählen wir zu unseren Freunden, unseren vertrauten Lebensgefährten.
    Ludwig Feuerbach (1804-1872)

  • Für mich funktioniert auch diese Mischung aus eigentlich ernsthaften Themen (Einsamkeit, fremdgehen...) mit der locker-flockigen Art und diesen slapstickartigen Einlagen (z.B. Handtasche) nicht so ganz. Irgendwie kann ich z.B. Natalie nicht so richtig ernstnehmen. Und auch ihre Zwergen-Phobie ist doch seltsam. Hat sie irgendein Trauma erlebt? Da wurde bisher nichts drüber gesagt, nur dass ihr Vater sich nicht so sehr für sie interessiert hat.