Einfach fragen ab 29.10.2013

  • Das mit dem weiteren Geschlecht oder den weiteren Geschlechtern ist nochmal ein ganz anderes Problem.

    Da gibt es äußerst eigenwillige Vorschläge, wie das wohl zu regeln wäre.

    Das Problem geht ja dann mit den Personalpronomen los.

    Wenn jemand sich nicht mit "er" oder "sie" angesprochen fühlt - dann ist "es" bestimmt auch keine gute Lösung.

  • O Mann!Da wird mir angst und bange um das männliche Geschlecht. Sic transitgloria mundi.

    Armer magister wigbold! :freundschaft

    Immerhin wird in deinem Post deutlich, wenn auch selbstverständlich ironisiert, was tatsächlich viele Männer treibt, so gegen das Gendern zu wettern: Die Angst, etwas von der Deutungshoheit abgeben zu müssen.


    Die Gesellschaft, die Lebensbedingungen und das Bewusstsein der Menschen verändern sich. Darf Sprache dem nicht Rechnung tragen? Kannst oder willst du nicht nachvollziehen, dass viele Frauen bei allem, was sie tagtäglich leisten, einfach die Nase voll davon haben, sich immer nur "mitgemeint" zu fühlen?

    Wie man die Sternchen-, Binnenmajuskel- oder sonstigen Varianten dann aussprachetechnisch umsetzt, ist in der Tat eine spannende Frage. Es geht hier aber v.a. um eine entsprechende Wahrnehmung - und die schonmal in schriftlichen Äußerungen umsetzen zu können, bringt ein Stück Realität in die Sprache, die vorher eben nicht umgesetzt wurde.


    Übrigens ist auch das "Narrenschiff" von Sebastian Brant ein sprachliches Meisterwerk. Sprechen wir deshalb alle Frühneuhochdeutsch? Wenn jemand im Blick auf Sprachwandel also mit Goethe und so argumentiert, fällt mir da immer so ein bescheuerter Filmtitel ein. :fiesesgrinsen :lache

  • Ich dachte, das * hat mit dem Thema 'drittes Geschlecht' zu tun; dass es nicht mehr nur noch männlich und weiblich gibt, sondern noch divers, so wie der Bundestag es neulich beschlossen hat. Und das Sternchen bedeutet für mich, dass noch anderes als männlich und weiblich gemeint ist.


    So habe ich das auch verstanden. Und selbst, wenn die Bibel von "Mann und Frau" spricht, kann man die Augen schlecht vor der Tatsache verschließen, dass es rein biologisch auch diverse Möglichkeiten von "Zwischengeschlechtern" gibt, von sozialem Geschlecht mal ganz zu schweigen. Und diese Menschen wollen sich halt auch nicht mehr zwangsweise in eine der beiden Schubladen gequetscht oder völlig unter den Teppich gekehrt sehen.

  • Mir geht die neue Rechtschreibung am Allerwertesten vorbei, ich lehne sie konsequent ab. Das gilt für jeglichem Schriftverkehr, ich schreibe nur alte Rechtschreibung.

    Mir gefiel schon die Argumentation bei der Umstellung nicht: Die Kinder hätten so große Probleme, korrekt zu schreiben. Wer, bitteschön, hat auf uns damals Rücksicht genommen? Wir mußten lernen, richtig zu schreiben und wir haben es auch gelernt! Warum sollte das die heutige Jugend nicht können?

    Es mag daran liegen, daß wir damals viel mehr gelesen haben. Die Kinder heute daddeln mehr auf dem Handy und haben sich dort ihre eigene Rechtschreibung kreiert.

    Wenn denn alles konsequent umgesetzt werden sollte, müßten alle Bücher - auch die Alten Meister - umgeschrieben werden auf die neue Rechtschreibung. Da sich aber die Gelehrten selbst so manches Mal nicht einig sind, ist es eh egal, wie man schreibt.

    Wie sagte der Deutschlehrer des Sohnes einst: „Egal, ob alte oder neue Rechtschreibung, Hauptsache richtig“ ....

    Wenn die Menschen nur über das sprächen, was sie begreifen, dann würde es sehr still auf der Welt sein... (Albert Einstein)

  • Ich handle hier nach meinem Gusto.

    Thunfisch und Mayonnaise gibt es bei mir nur nach alter Rechtschreibung, denn Tunfisch ( "der tut nix!" :-) ) und Majonäse schmecken mir nicht.

    An den Stängel und an den Tipp habe ich mich mittlerweile gewöhnt, aber es gibt eben einige Schreibweisen, da tut mir was weh und die ignoriere ich dann gekonnt...

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Wenn ich mich richtig erinnere, gab es zur Zeit der Rechtschreibreform noch keine Smartphones. Außerdem erscheinen die Bücher nach den Regeln dieser Reform.

    Abgesehen davon sollte man vielleicht eher kontraproduktiven Lernkonzepten wie "Schreiben nach Gehör" einen Vorwurf machen, anstatt allgemein der "Jugend von heute".

  • So habe ich mal eine Erklärung zum * gelesen, aber trotzdem tue ich mich unglaublich schwer damit. Ich finde es ehrlich gesagt ein bisschen albern, weil es so künstlich ist. Es gibt keine sprachliche Entsprechung - wie sag ich denn, was ich da lese? Lesersternchenin?

    Ja, stimmt, ich wüsste jetzt auch nicht, wie ich das aussprechen soll.

    Sasaornifee :eiskristall



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    "Wer seid ihr und was wollt ihr?" - Die unendliche Geschichte - Michael Ende


  • Wobei meine Kinder jetzt Althochdeutsch in der Schule lernen und den Parzifal in eben dieser Sprache vorlesen und in moderne Sprache umsetzen sollen. Blöd nur, wenn selbst der Geschichtslehrer, der den Arbeitsauftrag durchführen sollte, nicht alle Wörter kannte :lache

  • Meine herzallerliebste Nadezhda,


    ja, genau der Film (gibt ja schon Teil 3) trifft unbeabsichtigt :lachedie Situation.


    Niemand will hier wie zu Goethes Zeiten sprechen. Sprache ist immer im Fluss. Aber hier wird's einfach übertrieben.


    Hier hast du auch noch einmal ein paar rationale Argumente. Deutungshoheit abgeben? Das ist schlicht Unfug. Und so sieht das in der Praxis aus:


    https://www.faz.net/aktuell/be…udent-innen-14511321.html


    Und da ist auch gleich noch ein Literaturhinweis drin für jene, die die Problematik interessiert. Mich interessiert sie nicht :grin


    "Bislang habe noch keine „Geschlechter-Ideologin“ ein Sachargument aus seinem gerade erschienenen Buch (Das Gender-Paradoxon) „aufgegriffen, diskutiert und widerlegt“." (Ulrich Kutschera)



    Gruß

    magister wigbold

  • Ich sehe das ähnlich und finde das äußerst spannend, wie sich das gerade entwickelt.

    Das wird aber noch ein langer Weg.

    Wenn ich hier sehe, wie schwer man sich noch nach über 20 Jahren mit der Rechtschreibreform tut, dauert es noch länger. Die Ängste diverser männlicher Wesen nicht zu vergessen.


    Mich persönlich irritiert die Schreibweise mit "*" oder andere Varianten nicht und stört auch meinen Lesefluss nicht.

  • Mir ist ja eigentlich wums, ob man in der Schriftform ein Binnenmajuskel oder den Schrägstrich oder das Sternchen oder beide ausgeschriebene Formen oder, oder, oder benutzt oder die Frauen implizit anspricht.

    Was ich aber ganz und gar dämlich finde ist die "x-Form" :schlaeger:rolleyes und da gibt's noch ne Menge abgefahrene Ideen.

    Die Begründung dahinter ist schon sinnvoll, aber diese sehr konstruierte Umsetzung finde ich nervig.

    https://feministisch-sprachhandeln.org/leitfaden/kapitel4/


    Es kommt für mich aber auch auf den Inhalt und die Intention des Textes an. Manchmal braucht es es eben eine Form, bei der alle explizit enthalten sind, manchmal nicht. Das immer durchzuziehen ist für mich überflüssig. Da gilt es Aufwand und Nutzen abzuwägen.


    Gleiches Problem gibt es übrigens auch auf Englisch und ist mir in Fachpapern (beim Schreiben) untergekommen.

    Zwar hat ein Nomen dort ja keine 2 Formen, aber das Pronomen variiert ja schon...

    Da heißt es dann beispielweise "The recipient asked the instructor for help, because [???] needed additional information about the test procedure." Aber welches Pronomen nimmt man macht dort korrekterweise, wenn nicht klar ist, ob es ein "he" oder eine "she" ist, bzw. man alle einschließen will?

    Auf englisch ist es korrekterweise das "they". Nutzt kaum jemand, aber ich schreibe seitdem alle meine Paper so, weil's so eine schön simple Lösung ist.

    "Show me a girl with her feet planted firmly on the ground and I'll show you a girl who can't put her pants on." (Annik Marchand)

  • Zum Beispiel mit einer ganz kurzen Pause im Wort. LinguistInnen nennen das "stimmloser glottaler Verschlusslaut", um dich mit einem neuen Fachbegriff zu piesacken. :lache  :knuddel1


    http://www.sprachlog.de/2018/0…der-gesprochenen-sprache/

    Ja, an eine Pause habe ich auch gedacht.


    stimmloser glottaler Verschlusslaut

    stimmloser glottaler Verschlusslaut

    stimmloser glottaler Verschlusslaut

    Binnenmajuskel Binnenmajuskel Binnenmajuskel


    Der Text, den du verlinkt hast, ist nicht ganz einfach zu lesen, aber auch interessant. Danke!

    Sasaornifee :eiskristall



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    "Wer seid ihr und was wollt ihr?" - Die unendliche Geschichte - Michael Ende


  • Auf englisch ist es korrekterweise das "they". Nutzt kaum jemand,

    Meiner Erfahrung nach wird das wird mittlerweile (im Vergleich zu vor ein paar Jahren) schon recht häufig genutzt, zumindest begegnet mir es ständig im geschäftlichen Umfeld. Ich finde diese Lösung auch sehr praktisch. Schade, dass sich das im Deutschen nicht so einfach umsetzen lässt.

  • Mich persönlich irritiert die Schreibweise mit "*" oder andere Varianten nicht und stört auch meinen Lesefluss nicht.

    Mich stört es auch nicht. Fehlende oder überflüssige Kommas finde ich viel schlimmer. :grin


    Das wird aber noch ein langer Weg.

    Wenn ich hier sehe, wie schwer man sich noch nach über 20 Jahren mit der Rechtschreibreform tut, dauert es noch länger.

    Hier sehe ich einen Unterschied: Die Rechtschreibreformen (!) wurden den Menschen ohne tatsächliche Not von außen aufgezwungen, wieder umgeschmissen, nochmal geändert... Das kann man ja kaum noch ernst nehmen. :pille Also, ich kann es nicht mehr. Selbst, wenn ich mir die größte Mühe gebe, muss ich ständig Wörter nachschlagen, weil ich mir nicht sicher bin, ob jetzt aktuell (wieder?) beide Varianten richtig sind oder (wieder?) nur eine, nach welcher Logik jetzt was getrennt und was zusammen geschrieben wird (im Zweifelsfall getrennt, dann unterstreicht das Rechtschreibprogramm es wenigstens nicht :grin ), ob ein Komma wieder ein Muss-Komma ist oder ein Kann-Komma... :konfus Beruflich versuche ich nach bestem Wissen und Gewissen, da so wenig wie möglich zu versemmeln, privat schreibe ich so, wie ich es persönlich für sinnvoll halte. Das haben die Rechtschreibreformen bei mir erreicht. :lache


    Beim Gendern geht es um Phänomene des gesellschaftlichen Wandels, die man versucht, adäquat sprachlich umzusetzen. Das ist mit vielen Hürden verbunden, und dass es (noch) nicht alle einsehen wollen, ist nur eine davon. Ich glaube, das wird noch weit länger als 20 Jahre brauchen. Bis dahin ist dann vielleicht auch die Goethe-Fraktion in einem Alter, wo man alles toleranter sieht... :lache