'Als wir unsterblich waren' - Seiten 158 - 226

  • Ich habe Paulas Liebe zu Alex beim Lesen immer als sehr tief und auch als sehr zart, scheu und sacht empfunden. Die Art miteinander umzugehen, auch die Namen, würde ich zärtlich nennen.
    Gefühlskälte ist ganz anders.

  • Wow das Buch zieht mich immer mehr in seinen Bann.


    Hier erfahren wir nun wieder etwas über Alex, wenn auch nur kurz. Seitdem Momi im Krankenhaus ist, möchte Alex mit Oliver nichts mehr zu tun haben. Woher kennt Momi ihn nur? Doch verraten kann die liebe Großmutter es nicht, denn sie ist kaum bei Bewusstsein und wenn doch, dann redet sie nur wirres Zeug.


    Sehr heftig fand ich die Empfehlung des Arztes Momi sterben zu lassen. Nun gut sie ist 93 Jahre alt, aber ein Arzt sollte so eine Empfehlung nicht aussprechen, der hat doch einen Eid geschworen. Mal sehen was da noch kommt.


    Im Paula Teil geht es wieder heiß her, denn der Krieg steht vor der Tür und verdreht allen jungen Männern den Kopf. Harry, Heinz und Clemens melden sich freiwillig. Das ist nicht ihr Ernst? Boa da musste ich wirklich schlucken. Selbst der kleine Joachim würde gern, denn er sieht sich nicht als Jude, sondern als Deutscher und der Kaiser hat schließlich gesagt alle Deutschen sollen kämpfen.


    Aber es passiert noch etwas anderes, denn Paula hat ihr erstes Mal und das natürlich mit Clemens, was sonst? Ihre Diskussion über Heiraten nur wenn er ihr was bieten kann, fand ich total niedlich. :-] Bei Paula kann er endlich der sein, der er wirklich ist.


    Ich bin hin und weg von der Geschichte und das Thema 1. Weltkrieg bewegt mich sehr. Durch den Roman lerne ich wirklich sehr viel dazu, danke liebe Charlotte dafür, denn selten schafft ein Roman so etwas...

  • Zitat

    Original von Findus



    ABer die Szene mit der Mutter, nun ja, Mütter und vor allem solche, die nur einen Sohn haben, reagieren oft irrational und sind sehr besitzergreifend, ja einengend.


    Ja da stimme ich dir voll und ganz zu, erst recht wenn Mütter das Gefühl haben ihr Sohn sei das Einzige was sie richtig gemacht haben. Meine Schwiegermutter ist auch so und ihr Sohn (mein Mann) geht ihr über alles. Jahrelang glaubte sie ich wolle ihrem Sohn etwas schlechtes, bis sie feststellen musste, das wir uns wirklich lieben. *tztz*



    Zitat

    Original von Findus
    Alllerdings auf Seite 189 fiel mir ein Wort auf, das vielleicht nciht ganz zeitgemäß ist oder gab es damals schon PULLUNDER?


    So etwas gab es da bestimmt schon, oder? Ich kenne es ja noch als Westover...

  • S. 161 Wer unter den Trümmern seines eingestürzten Hauses feststeckte, hatte mehr als genug mit sich selbst zu tun.
    Ich denke, daß trifft auf so manche Situation, die einem im Leben begegnet, zu.


    Ich kann Alexandras Reaktion auf Oliver bis zu einem gewissen Grade nachvollziehen, aber in so von sich zu stoßen, ohne zumindest zu versuchen, seine Darstellung der Dinge zu hören, ist doch sehr ... unüberlegt.


    Der Arzt im Krankenhaus war erfreulich ehrlich. Ich wünschte, man könnte heute öfter so ehrlich sein, ohne die „Keule der Juristen“ fürchten zu müssen. Der Mensch ist nun mal sterblich. Nachdem Momi „noch etwas zu erledigen hat“, bevor sie sterben kann, dürfte ihr Leben (und das Buch) enden, wenn sie alles, was sie bedrückt, losgeworden ist. Also wir die ganze Geschichte kennen.


    S. 194: Männern wir denen geht es nicht um das Leben von Tausenden, sondern um ihre Macht.
    Auch daran hat sich bis heute - egal welche Partei! - nichts geändert. Leider.


    Bei der Mutter von Clemens frage ich mich, ob sie Alkoholikerin ist. Einige Anzeichen (Verhaltensweisen) sprechen sehr dafür.



    Zitat

    Original von Charlie
    Dass man ueber seine Nachbarin erreichbar war, war in meiner Kindheit (obwohl westgeboren) noch ganz normal ...


    :write Bei uns war das ähnlich. Mein Vater weigerte sich, ein eigenes Telefon anzuschaffen, das war ihm viel zu teuer. Also hatten wir nur den Nebenstellenapparat seiner Dienststelle (wir hatten eine Werkdienstwohnung, da er immer wieder Bereitschaftsdienst hatte). Wenn man uns anrufen wollte, mußte man sich von der Zentrale verbinden lassen. Und wenn wir „rausrufen“ wollen, desgleichen. Wer kennt Heute noch den „Werbespruch“: Fasse Dich kurz!?

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier
    Wer kennt Heute noch den „Werbespruch“: Fasse Dich kurz!?


    Ich meine, mich dunkel daran erinnern zu können, dass es da ein weißes Viereck mit blauer Schrift an den öffentlichen Telefonzellen gab. Kann das sein?

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Zitat

    Original von maikaefer
    Ich meine, mich dunkel daran erinnern zu können, dass es da ein weißes Viereck mit blauer Schrift an den öffentlichen Telefonzellen gab. Kann das sein?


    So genau wieiß ich es nicht mehr, aber die Maxime "Fasse Dich kurz!" galt generell fürs Telefonieren.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von Findus


    Das hatte ich doch gemeint, das einzig zärtliche war "Süppchen" und da streiten sich die Geister ob das überhaupt zärtlich ist.


    Hatte ich auch so verstanden :knuddel1 - es vielleicht nur falsch beschrieben...


    Zitat

    Original von chiara
    Vielleicht liegt es daran, dass beide einfach nicht gelernt haben, was mütterliche Liebe ist? Wenn jemand nicht weiß wie sich Mutterliebe anfühlt, ist es schwer sie seinen Nachkommen zu vermitteln.
    In dem Buch "Solange am Himmel Sterne stehen" beschreibt Kristin Harmel sehr gut wie sich Gefühlskälte durch die Generationen ziehen kann.

    Das kann es natürlich auch sein :gruebel, denn auch Paula wächst ja ohne Mutter auf, wenn auch, wie von Charlie beschrieben, in einer sehr liebevollen. Aber es ist wirklich schwer zu beurteilen, was das Leben in Paula so alles angetan hat - und wie sie versucht, damit klarzukommen. :wave

  • Mit Alex werde ich auch nicht richtig warm, allerdings verstehe ich vom Kopf her schon, warum sie so handelt.
    Was mich allerdings gewundert hat, daß sie nicht neugierig ist, warum Momi so reagiert hat. Eine einfache Ähnlichkeit löst ja nicht unbedingt so eine Reaktion aus. Da muss doch mehr dahinterstecken.
    Vor allem weil Momi ja sonst wohl eine recht besonnene Person ist.


    Paula finde ich bewundernswert. Sie hat gelernt, das Leben und auch Clemens so zu nehmen wie es ist. Und dabei nicht zu jammern, auch wenn es manchmal wehtut.
    Ich finde es eh wahnsinnig bewundernswert was die Frauen, die die beiden Kriege miterlebt haben, so alles weggesteckt haben. Die Oma meines Mannes hat 45 ihren oten Mann mit einem Leiterwagen nach Hause geschafft und erstmal im Garten begraben, um ihn später ordentlich begraben zu können.
    Und sie hat weitergemacht, ihre drei Kinder und die Kinder der Schwester gross gezogen. Ich weiss nicht wie unsereins mit solchen Situationen klarkommt.


    Die Begeisterung für den Krieg kann ich irgendwie schon nachvollziehen. Der letzte Krieg war fast 45 Jahre vorbei, da verblasst die Erinnerung. Und wirklich grausam war der 70/71er ja nicht. Und zusätzlich wussten sie ja nicht was kommen würde, der erste Chlorgasangriff erfolgte ja erst 1915.
    Am 28.5. gibt es im übrigen einen Film in der ARD über Clara Haber, geb. Immerwahr, die Frau von Fritz Haber dem Vater des Chlorgasangriffes. Muss recht interessant sein.


    Was mich sehr fasziniert ist, dass Charlie es schafft die Stimmung und die Atmosphäre dieser Zeit so toll rüber zu bringen. Man hat das Gefühl man ist mittendrin.

  • Zitat

    Original von streifi
    Am 28.5. gibt es im übrigen einen Film in der ARD über Clara Haber, geb. Immerwahr, die Frau von Fritz Haber dem Vater des Chlorgasangriffes. Muss recht interessant sein.


    Clara Immerwahr - Brandenburger Geschichten


    Ich lese hier noch weiter mit, habe aber momentan leider kaum Zeit zum posten. :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Ist guter Geschichtsunterricht denn wirklich so eine Ausnahme? Ich hatte einen guten Geschichte LK mit einem super Lehrer und das Glück einer kleinen Klasse mit nur 12 Schülern. Und das im geburtenstärksten Jg der deutschen Geschichte! Das ganze ist also wirklich ein paar Jahrzehnte her, doch ich hab tatsächlich was fürs Leben gelernt - und nebenbei so einiges zur Entstehungsgeschichte des 1. Weltkrieges, der Weimarer Republik und des 3. Reiches und Widerstand (wenn auch weniger speziell zum Thema Judenverfolgung).


    So funktioniert der geschichtliche Aspekt dieses Buches vor allem darin wieder vergrabene Erinnerungen aus gerade diesem Geschichtsunterricht wachzurufen. Kann mich noch sehr deutlich an eine Hausaufgabe erinnern, wo wir eine 1913-14 Zeittafel kreieren mussten, diese Zugzwänge gut aufzeigen konnte.


    Ich hab überhaupt kein Problem die Kriegsbegeisterung zu verstehen. Wer hatte denn schon am eigenen Leib erfahren wie Krieg wirklich aussieht? Das waren doch nur einige wenige alte Leute. Massenmedien, die das Grauen in die deutschen Wohnzimmer tragen, gibt es auch noch nicht. Was hatte man da schon dem allgemeinen Aufruf zum Heldentum entgegenzusetzen?!?


    Schwieriger fand ich es die Pazifisten zu verstehen. Woher hatten sie ihre Ängste?


    Zitat

    Original von Charlie
    Und die Erwaehnung Bertha von Suttners haett' ich vielleicht auch drinlassen sollen.

    Original von Charlie


    Genau! Wie konnte ich diesen Namen nur vergessen! Hätte Paula Berta von Suttners "Die Waffen nieder!" und nicht nur Rosa Luxemburg gelesen, wäre es für den Leser klarer geworden. Wobei ich mich jetzt hier auch frage, wie bekannt der Name der ersten Friedensnobelpreisträgerin heute eigentlich noch ist :gruebel


    Zitat

    Original von Findus


    Ich vermute mal, um für die Handlungen und Reaktionen der Protagonisten etwas Verständnis aufzubringen braucht es doch etwas an Lebenserfahrung


    Also ich hadere auch mit Alexandra. Und mit Momi. Und das hat sicherlich nichts mit fehlender Lebenserfahrung zu tun. Ich muss Figuren im Buch nicht unbedingt lieben, aber wenn mir die Motivation der Protagonisten so unverständlich bzw. unrealistisch bleibt, dann werd ich doch leicht ärgerlich. Ich geb ihnen noch etwas Zeit sich auf den noch zu lesenden Seiten besser zu erklären, aber das ist für mich als Leser nicht so toll gelöst.


    Und wo es hier schon erwähnt wurde: auch ich liebe die Zitate von Brecht und Biermann!!!

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Zitat

    Original von Beatrix

    Original von Charlie


    Genau! Wie konnte ich diesen Namen nur vergessen! Hätte Paula Berta von Suttners "Die Waffen nieder!" und nicht nur Rosa Luxemburg gelesen, wäre es für den Leser klarer geworden. Wobei ich mich jetzt hier auch frage, wie bekannt der Name der ersten Friedensnobelpreisträgerin heute eigentlich noch ist :gruebel


    Ich hätte es schön gefinden, wenn Bertha von Suttner neben Rosa Luxemburg ebenfalls erwähnt worden wäre. Vor etlichen Jahren las ich sowohl das erwähnte Buch als auch mindestens eine Biographie über sie. Sie zierte in Österreich vor einiger Zeit einen Schillingschein. :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

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  • Na ja, man hat eben nicht tausend Seiten Platz und muss dann immer mal eine Entscheidung treffen, was unverzichtbar ist und was zu weit fuehrt und rausfliegt. Wie man hier sieht, trifft man allzu oft leider die falsche. Kann ich nun nicht mehr aendern, nur einen mentalen Vermerk fuers naechste Mal machen! (Ich habe mich da wohl auch verschaetzt und gedacht, Berta Suttners Werk waere bei heutigen Lesern kaum noch abrufbar. Zwar doof fuer mein Buch - ansonsten ja aber ein erfreulicher Irrtum.)
    Pazifismus als Bewegung war aber zu der Zeit stark und verbreitet. Mich aergert hier auch, dass wir die Teile zur franzoesischen Friedensbewegung, die ja eng mit der deutschen in Verbindung stand, so eingekuerzt haben. Das ist eben ein Abwaegen, bei dem man sich leicht verschaetzen kann.


    Herzlich,
    Charlie

  • Ich schließe mich denen an, die mit Alex' Verhalten wenig anfangen können. Mir ist, als betrachte ich diese Figur die ganze Zeit nur von außen, wie eine Fadenpuppe, die mir etwas vortanzt, was ich nur bedingt nachvollziehen kann. Der Handlungsstrang 1989 interessiert mich daher weniger; das einzige, was ihn für mich (im Moment!) mit dem spannenden Strang um 1914 verknüpft, ist die Frage, was Momi mit dem Namen Schramm und Oliver verbindet und was sie Alex bislang verschwiegen hat.


    Die Geschehnisse um 1914 hingegen haben mich voll und ganz in ihren Bann gezogen. Paula ist eine wirklich starke Figur und ihre Liebe glaubhaft, ohne kitschig zu werden. Ich oute mich auch mal als absoluter Clemens-Fan. Auch wenn ich davon ausgehe, dass das mit der Liebschaft nicht gut ausgeht, liebe ich solche Figuren. Manfred gewinnt allmählich an Kontur, Harry empfand ich als schwächer in diesem Abschnitt. Ich bin gespannt, wie der Krieg sich auf die ganzen Herren auswirkt. Frau Deborah würde mir persönlich auf den Keks gehen, aber sie ist schön gezeichnet. Clemens' Mutter hingegen ist auch mir etwas over the top, overacting. Ich kenne solche manipulativen Frauen, und die handeln alle sehr ähnlich, aber nicht so überdramatisch-theatralisch. Ich denke, es hätte der Figur gut getan, sie ein wenig runterzufahren und das Manipulative eine Spur subtiler wirken zu lassen. So habe ich sie beim Lesen als unglaubwürdig und nervtötend empfunden. Clemens Vater hingegen kann ich aus seinen Beweggründen heraus sogar verstehen (was nicht heißt, dass ich ihn mögen würde); er ist halt ein typischer Vertreter des zu Geld gekommenen, konservativen Bürgertums, das seine Kinder genauso mit Strenge und Disziplin formen will wie er es in seinem Unternehmen macht (und damit wirtschaftlichen und auch gesellschaftlichen Erfolg hatte).


    Mit viel Genuss habe ich auch die Auseinandersetzungen innerhalb der SPD um die Frage der Kriegskredite gelesen. Das ist ja im Grunde eine Frage, die sich bis heute stellt, inwieweit eine Partei mit ihren Überzeugungen bricht, wenn es die "Staatsräson" fordert (wie ja jüngst erst bei der Mitgliederbefragung zur Großen Koalition).
    Von Bertha von Suttner hätte ich auch gern gelesen, und auch von der Französischen Friedensbewegung :-) Überhaupt hätten die politischen Fragen für mich gerne noch einen höheren Stellenwert haben dürfen. Teilweise ging es mir gerade bei den Kriegskrediten fast ein wenig zu schnell.


    Bislang ein sehr schönes Buch, und ich weiß auch schon ein paar Leute, denen ich es dringend weiterempfehlen werde :anbet

    Der Bernsteinbund - Historischer Roman - Juni 2010 im Aufbau-Verlag
    Die Tote im Nebel - Historischer Kriminalroman - März 2013 im Gmeiner-Verlag

    Rabenerbe/ Rabenbund - DSA-Fantasyromane - 2017/2018 bei Ulisses

  • Zitat

    Original von Heike
    Überhaupt hätten die politischen Fragen für mich gerne noch einen höheren Stellenwert haben dürfen.


    Dem schliesse ich mich an! Das ist es doch, was diese Erzählung so faszinierend macht: ganz normale Menschen wie du und ich stehen im Brennpunkt der Geschichte, werden von ihr geprägt und prägen sie mit. Da darf es auch ein bischen mehr an Politik und Geschichte sein.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Zitat

    Original von Beatrix
    Ist guter Geschichtsunterricht denn wirklich so eine Ausnahme?


    Kurz und bündig: Ja. Ich denke an meinen eigenen vor einigen Jahrzehnten sowie den meiner Tochter, derzeit 12. Klasse.



    Zitat

    Original von Charlie
    (Ich habe mich da wohl auch verschaetzt und gedacht, Berta Suttners Werk waere bei heutigen Lesern kaum noch abrufbar. Zwar doof fuer mein Buch - ansonsten ja aber ein erfreulicher Irrtum.)


    Dann oute ich mich mal: der Name ist mir ein Begriff, weil mir immer mal Straßen, die nach ihr benannt sind, begegnen. Aber sonst weiß ich nichts und verbinde nichts mit ihr. :rolleyes



    Zitat

    Original von Beatrix
    Da darf es auch ein bischen mehr an Politik und Geschichte sein.


    Zitat

    Original von Charlie
    Das sehen Publikumsverlage nun einmal anders.


    Wir haben insgesamt fuenfzig Seiten Politik herausgekuerzt.


    Es kommt auch darauf an, wen (welche Zielgruppen) man erreichen will. Sind das nur die SPD-Anhänger, kann es natürlich mehr Politik sein. Sind das aber Leser anderer politischer Coleur, ist das Verhältnis passend. Das greift hier jetzt etwas vor, aber weil es hierher paßt: an manchen Stellen fühle ich mich sogar an Bücher, die von der Russischen Revolution und der KPdSU (bzw. deren Anfänge) handeln erinnert.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Ich denke, der Verlag hat da eine vernuenftige Entscheidung getroffen. Und ich moechte auch noch anfuegen, dass es mir nur geraten wurde, diese Kuerzung vorzunehmen, mit dem ausdruecklichen Zusatz, dass man das Buch auch tragen wuerde, wenn ich das nicht moechte.
    Mir war's wichtig, dass es gelesen wird. Deshalb war ich froh ueber diesen Rat. Fuer mich ist das seit fast dreissig Jahren ein Lieblingsthema - es war klar, dass ich da weit ueber's Ziel hinaus schiesse und eine Menge Zeugl erzaehle, das einfach nur einen kleinen Kreis fesseln kann und den Rest von der Geschichte ablenkt.


    Einen froehlichen Abend wuenscht Charlie

  • Bertha von Suttner ist mir aus meiner Karl May Leidenschaftszeit ein Begriff. Sie hat seinen letzten Vortrag 1912 in Wien organisiert, und Adolf Hitler sass wohl mit in den hinteren Reihen des Saals. Das ist mir dauerhaft in Erinnerung geblieben.


    Wegen mir hätte es auch mehr Politik sein dürfen, aber ich bin da auch keine Massgabe, ich wollte unbedingt Geschichte LK machen und krieg auch immer gerne mal Gänsehaut an historischen Stätten. (liegt wohl an den Genen, mein Urgroßvater war Archaeologe und Leiter des Völkerkundemuseums in München).

  • Zitat

    Original von Charlie
    Ich denke, der Verlag hat da eine vernuenftige Entscheidung getroffen. Und ich moechte auch noch anfuegen, dass es mir nur geraten wurde, diese Kuerzung vorzunehmen, mit dem ausdruecklichen Zusatz, dass man das Buch auch tragen wuerde, wenn ich das nicht moechte.
    Mir war's wichtig, dass es gelesen wird. Deshalb war ich froh ueber diesen Rat. Fuer mich ist das seit fast dreissig Jahren ein Lieblingsthema - es war klar, dass ich da weit ueber's Ziel hinaus schiesse und eine Menge Zeugl erzaehle, das einfach nur einen kleinen Kreis fesseln kann und den Rest von der Geschichte ablenkt.


    Einen froehlichen Abend wuenscht Charlie


    Das soll kein Vorwurf sein, falls du das so empfunden haben solltest :knuddel1


    Dass Publikumsverlage das anderes sehen, weiß ich (nur zu gut), und ich finde es schon großartig, dass sich der Verlag überhaupt an dieses Thema gewagt hat.
    Es geht in der Leserunde ja aber auch um persönliche Leseeindrücke, und für MICH hätten diese gekürzten Politikteile gerne drinbleiben können. Aber ich bin kein objektiver Maßstab, ich habe Geschichte studiert, unterrichte genau diese Zeit jedes Jahr auf's Neue und beschäftige mich auch privat mit dem Kaiserreich (aktuell wieder verstärkt).


    Wie gesagt, ich finde deine um-1914-Abschnitte auch in der vorliegenden Fassung großartig :-)


    :wave
    Heike

    Der Bernsteinbund - Historischer Roman - Juni 2010 im Aufbau-Verlag
    Die Tote im Nebel - Historischer Kriminalroman - März 2013 im Gmeiner-Verlag

    Rabenerbe/ Rabenbund - DSA-Fantasyromane - 2017/2018 bei Ulisses

  • Ich wollte nur die Jacke nicht allein meinem Verlag ueberstreifen, sondern mich mit reinstopfen. Also darauf hinweisen, dass mir die Entscheidung nicht aufgedraengt worden ist und dass ich froh bin, sie auf Rat (!) des Verlages getroffen zu haben. Es beschweren sich ja auch zahlreiche Leser darueber, das Buch enthalte zu viel Politik (und bei meinem Mexico-Buch war das der Hauptkritikpunkt). Also denke ich, wir haben das einigermassen richtig hingeschaukelt (dank der Hilfe von Jennifer Benkau und Sabrina Qunaj!).


    Und gegen Vorwuerfe hab ich ganz und gar nichts, dafuer ist die Runde ja da! Nur fand ich meinen Satz ueber Publikumsverlage eben missverstaendlich, er klang ein bisschen wie "Ich wollte ja, aber mein boeser Verlag hat ...", und das ist absolut nicht, was ich sagen wollte.
    Der Verlag hat das Buch und mich absolut optimal betreut - und das heikle, komplizierte, vom hysterischen Autor behampelte ebenso. Das ist kein Verlag, das ist ein Strandkorb, und auf den moecht' ich nix kommen lassen.


    Froehlichen Mittwoch!
    Charlie