Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)
Erbin, Mutter, Rebellin: der große Roman um Königin Konstanze, die heimliche Schlüsselfigur der Stauferdynastie.
Es ist die berühmteste Geburtsszene des Mittelalters: Konstanze, Frau des deutschen Kaisers Heinrich VI., vierzigjährig, als unfruchtbar verschrien, hochschwanger. Um jeden Preis muss sie die Legitimität ihres Kindes sicherstellen. Und so bringt sie ihren Sohn öffentlich, auf dem Marktplatz von Jesi, zur Welt. Die Nachwelt kennt sie als Mutter des Stauferkaisers Friedrich II. Aber welcher Weg liegt wirklich hinter Konstanze von Sizilien? Wem gehört ihre Treue: ihrer Heimat Sizilien oder ihrem Mann, dessen Grausamkeit sie entsetzt?
Sabine Weigand erzählt das Leben einer Frau, deren Träume ganze Königreiche umfassen…
Autorin (Quelle: Verlagsseite)
Sabine Weigand stammt aus Franken. Sie ist Historikerin und arbeitet als Ausstellungsplanerin für Museen. Dokumente aus Nürnberg waren der Ausgangspunkt ihres Romans ›Das Perlenmedaillon‹, das wahre Schicksal einer Osmanin am Hof August des Starken liegt dem Roman ›Die Königsdame‹ zugrunde. In ›Die Seelen im Feuer‹ bilden die Hexenakten von Bamberg die historische Romanvorlage, bei ihrem ersten Roman ›Die Markgräfin‹ war es die reale Geschichte der Plassenburg bei Kulmbach, bei ›Die silberne Burg‹ die Bestallungsurkunde einer jüdischen Ärztin, in ›Die Tore des Himmels‹ das Leben der Hl. Elisabeth und in ›Das Buch der Königin‹ das Schicksal der Konstanze von Sizilien.
Allgemeines
Erscheinungstermin: 26. Juni 2014 im Verlag FISCHER Krüger, Hardcover 464 Seiten
Vier Bücher, mit einem Prolog und insgesamt 83 Kapiteln, ausführliches Nachwort der Autorin, Personenverzeichnis mit Markierung aller historischen Persönlichkeiten, Glossar
Landkarten von Deutschland und Italien im vorderen und hinteren Einband
Die Handlung des Romans spielt an verschiedenen Orten in Deutschland und Italien (Sizilien) im 12.Jahrhundert (1160er Jahre bis 1198)
Die Kapitel sind abwechselnd als Ich-Erzählung der Protagonistin und als Erzählung in der dritten Person aus verschiedenen Perspektiven gestaltet.
Zum Inhalt
Im Prolog wird die Krönung des gerade einmal 3 1/2jährigen Friedrich II zum König von Sizilien geschildert, der seine Mutter Konstanze von Sizilien (1154 - 1198) voller Stolz beiwohnt. Die folgenden 83 Kapitel schildern das Leben Konstanzes von ihrer Kindheit bis zu diesem feierlichen Tag, für den sie lange gekämpft und teuer bezahlt hat. Im Mittelpunkt steht ihre unglückliche Ehe mit dem elf Jahre jüngeren Staufer Heinrich VI (1165 - 1197), Sohn des berühmten Friedrich Barbarossa, die von ständigen Konflikten geprägt und lange von Kinderlosigkeit überschattet ist.
Konstanze sieht sich nach dem Tod der männlichen Familienmitglieder als rechtmäßige Thronerbin und strebt, vom sizilianischen Adel unterstützt, die alleinige Herrschaft über Sizilien an. Ihr königlicher Gemahl will dagegen Sizilien seinem Stauferreich einverleiben, seiner Frau gesteht er bei der angestrebten Herrschaft über sein riesiges Reich keine aktive Rolle zu. Der Papst möchte die unumschränkte Herrschaft des Staufers unbedingt vermeiden, da er in einer Umklammerung des Kirchenstaates durch das Stauferreich eine Gefahr sieht. Die schwelenden Konflikte zwischen diesen Parteien bereiten den Boden für die in diesem Roman geschilderten Verschwörungen und Intrigen.
Ein paralleler, sich mit der Haupthandlung verzahnender Erzählstrang berichtet aus dem Leben des jungen Gottfried von Streitberg, der , nach tragischen Ereignissen aus seiner Heimatburg vertrieben und auf der Flucht befindlich, nach allerhand Irrungen und Wirrungen an den sizilianischen Hof gelangt und dort zum königlichen Schreiber und Illustrator avanciert. Gottfried ist eine fiktive Figur, steht aber exemplarisch für die mittelalterlichen Schreiber, die königliche Urkunden und Briefe verfassten. Im Roman ist er der Verfasser des titelgebenden dreiteiligen "Buchs der Königin", das unter dem lateinischen Originaltitel "Liber ad honorem Augusti sive de rebus Siculis" bekannt ist, die ersten beiden dieser drei Bücher befassen sich mit Konstanzes Leben, das letzte ist dagegen ein "Lobgesang" auf Heinrich VI.
Persönliche Beurteilung
Der Großteil der auftretenden Romanfiguren sind historische Persönlichkeiten, auch die geschilderten Ereignisse entsprechen den historischen Tatsachen. Die Autorin hat - wie in jedem ihrer vorherigen Romane - ausgezeichnet recherchiert und versteht es meisterhaft, dem Leser die manchmal etwas verzwickten Hintergründe verständlich nahezubringen. Die Charakterzeichnung der Hauptfiguren ist gelungen: Der Leser kann sich sehr gut in Konstanze einfühlen und entwickelt eine starke Abneigung gegen den harten, gefühlskalten und erbarmungslosen Staufer. Es handelt sich hier jedoch nicht um eine reißerische Schwarz-Weiß-Malerei, sondern schildert realistisch das Vorgehen des Stauferkönigs, dessen extrem brutales Vorgehen gegen tatsächliche oder verdächtigte Aufständische in den Quellen belegt ist.
Sehr interessant sind auch die kenntnisreichen Ausführungen zur mittelalterlichen Buchherstellung, angefangen von den unterschiedlichen verwendeten Tinten über die Gewinnung der Farben für die Illustrationen der Manuskripte bis hin zum Binden der fertigen Manuskripte zu Büchern.
All diese (kunst)geschichtlichen Informationen werden in einem flüssig lesbaren Sprachstil sehr unterhaltsam vermittelt.
In einem ausführlichen Nachwort gibt die Autorin Hintergrundinformationen zu den im Roman angesprochenen geschichtlichen Fakten und erläutert die (wenigen) dichterischen Freiheiten, die sie sich genommen hat. Eine Liste bibliographischer Empfehlungen, ein Personenverzeichnis und ein Glossar zeitgenössischer Ausdrücke runden diesen hervorragenden Roman perfekt ab.
Schließlich sollte auch die sehr ansprechende äußere Gestaltung des Romans gewürdigt werden: Der Umschlag zeigt eine für die Romanhandlung zentrale Szene aus dem "Buch der Königin", Konstanze muss ihren Säugling der Herzogin von Spoleto zur Pflege übergeben und wird gewaltsam von ihm getrennt. Auch die Deckblätter der vier Bücher des Romans zeigen Illustrationen aus diesem mittelalterlichen Werk. Der vordere und der hintere Einband enthalten Karten, auf denen man die Wege der Romanfiguren durch Deutschland und Italien verfolgen kann, was sehr hilfreich ist.
Fazit
"Das Buch der Königin" bietet ebenso informative wie fesselnde Unterhaltung für Liebhaber gründlich recherchierter historischer Romane. In jeder Hinsicht ein gelungenes Buch!
10 Punkte