Was ich euch nicht erzählte – Celeste Ng

  • Gebundene Ausgabe: 288 Seiten
    Verlag: dtv Verlagsgesellschaft (27. Mai 2016)
    Sprache: Deutsch


    Kurzbeschreibung
    "Lydia ist tot." Der erste Satz, ein Schlag, eine Katastrophe. Am Morgen des 3. Mai 1977 erscheint sie nicht zum Frühstück. Am folgenden Tag findet die Polizei Lydias Leiche. Mord oder Selbstmord?
    Die Lieblingstochter von James und Marilyn Leewar ein ruhiges, strebsames und intelligentes Mädchen. Für den älteren Bruder Nathan steht fest, dass der gutaussehende Jack an Lydias Tod Schuld hat. Marilyn, die ehrgeizige Mutter, geht manisch auf Spurensuche. James, Sohn chinesischer Einwanderer, bricht vor Trauer um die Tochter das Herz. Allein die stille Hannah ahnt etwas von den Problemen der großen Schwester. Was bedeutet es, sein Leben in die Hand zu nehmen? Welche Kraft hat all das Ungesagte, das Menschen oft in einem privaten Abgrund gefangen hält? Nur der Leser erfährt am Ende, was sich in jener Nacht wirklich ereignet hat.


    Die Autorin
    Celeste Ng (sprich: Ing) wuchs auf in Pittsburgh, Pennsylvania und in Shaker Heights, Ohio. Ng studierte in Harvard und machte ihren Master an der University of Michigan. Sie schrieb Erzählungen und Essays, die in verschiedenen literarischen Magazinen erschienen und mit dem Hopwood Award und dem Pushcart Prize ausgezeichnet wurden. 'Was ich euch nicht erzählte' ist ihr erster Roman, ein New York Times-Bestseller, der, vielfach prämiert, in 20 Sprachen übersetzt wurde und auch verfilmt wird.


    Meine Meinng
    Celeste Ng schrieb mit „Was ich euch nicht erzählte“ ein fesselndes Familienporträt und es ist ihr
    Debütroman.


    Der erste Satz ist „Lydia ist tot“.
    Der Vater James Lee ist chinesischer Abstammung und Lehrer, die Mutter Marylin ist Anerikanerin, die eigentlich Medizin studieren wollte..
    Die Kinder Nath, Lydia und Hannah sehen asiatisch aus, nur Lydia hat blaue Augen, sie ist ein schönes Mädchen.
    Die Familie ist in einer kleinen Stadt in Ohio ziemlich isoliert.
    Das es in der Schule Probleme gibt bemerken die Eltern nicht. Sie haben nicht bemerkt das Lydia keine Freundin hat und ihre Leistungen in der Schule schlechter wurden.
    In dieser Familie wurde über Probleme nicht gesprochen.
    Als Nath und Lydia klein waren, gab für sie ein Erlebnis, das sie der Mutter jetzt alles recht machen müssen. Am meisten frisst Lydia alles in sich hineien.
    Es erschüttert mich beim Lesen, wie es in dieser eigentich intakten Familie doch so schweigsam zugeht.


    Celeste Ng zeichnet die Charktere und Eigenschaften aller Familienangehöriger sehr schön.
    Das Leben James und Marylin, wird schon ab ihrer Kindheit erzählt und dann kam ihre Liebesbeziehung..
    Dann kommen auch die Kinder zu Wort.


    Besonders waren die Empfindungen des Nachzüglers Hannah, sie wurde oft einfach übersehen.
    Das Verschwinden von Lydia liest sich wie ein Krimi. Was ist passiert, war es Mord oder Selbstmord? Die Frage stellte sich mir bis zum Schluss.


    Die Stimmung in dem Roman ist ruhig, teils traurig bedrückend, aber auch bezaubernd.
    Ich habe den Roman mit Spannung gelesen, ich war gefangen von der Stimmung.
    Die Autorin muss ich mir merken, ich würde gerne mehr von ihr lesen.

  • Bei diesem Buch habe ich resigniert abgebrochen. Zwar geht es auch um das Verschwinden von Lydia, doch die meiste Zeit reflektieren sich die anderen Familiemitglieder selbst. Mit vielen Rückblicken auf die Vergangenheit der einzelnen Personen und damit auch auf die Kindheit von Lydia und ihren Geschwistern wird hier eine sehr ruhige, für mich zu ruhige Story geboten.
    Es gab einfach nichts, was mich zum Weiterlesen verführen konnte und ich habe mich über große Strecken so gelangweilt, dass ich es noch weit nach der Hälfte aus der Hand gelegt habe, weil mich einfach nicht mehr interessiert hat, wie es ausgeht.

  • Ich war von dem Buch leider auch nicht wirklich angetan, auch wenn ich es bis zum Ende gelesen habe. Die Stimmung war wirklich sehr düster und obwohl jedes Familienmitglied ein anderes dunkles Geheimnis hatte, wollte keine Spannung beim Lesen aufkommen.

  • Was ich euch nicht erzählte - Celeste Ng


    Kurzbeschreibung:
    Ohio 1977: James Lee möchte seine Tochter Lydia als Abschlussballkönigin sehen - eine Popularität, die ihm als Sohn chinesischer Einwanderer verwehrt blieb. Für ihre Mutter soll die 17-Jährige Klassenbeste sein. Auch ihre beiden Geschwister vergöttern sie. Doch dann der Schock: Lydia wird tot aufgefunden. War es Mord oder Selbstmord? Der tragische Verlust verwandelt das Leben der Familie in eine Tragödie, die ihre glückliche Vergangenheit als Illusion entlarvt.


    Über die Autorin:
    Website der Autorin: http://www.celesteng.com/


    Über die Übersetzerin:
    Brigitte Jakobeit lebt in Hamburg und übersetzt seit 1990 englischsprachige Literatur für Erwachsene und Jugendliche, darunter die Autobiografien von Miles Davis und Milos Forman sowie Bücher von Lorrie Moore, William Trevor, Audrey Niffenegger und Jules Feiffer.


    Mein Eindruck:
    „Was ich euch nicht erzählte“ ist eine intensiv erzählte Familiengeschichte.


    Der Uniprofessor James hat chinesische Wurzeln und sieht auch so aus, Er heiratet Marilyn,eine amerikanische junge Frau, die ursprünglich Ärztin werden wollte. Sie bekommen 3 Kinder, die auch deutlich chinesische Züge tragen.
    Es ist eigentlich eine ganz normale amerikanische Familie der Mittelschicht


    Dennoch, eine amerikanisch-chinesische Familie wird in den siebziger Jahre trotz Angepasstheit in der amerikanische Vorstadt von Ohio als außergewöhnlich angesehen. Für die Leute sind sie “die Chinesen”, obwohl sie eigentlich durch und durch amerikanisch sind. Dass die Familie dadurch isoliert wird, ist anfangs nicht offensichtlich.


    Sprachlich hat mich die Autorin beeindruckt. Celeste Ngs Buch ist psychologisch feinfühlig und geschickt gestaltet. Immer dichter gerät man als Leser an die Figuren.


    Es ist ein interessanter Debütroman, typisch amerikanisch, wie ich es schätze. Von mir gibt es die volle Punktzahl! 10 / 10!

  • Ich habe das Buch in der englischen Originalversion bereits im Februar gelesen. Auch mich hat es leider nicht überzeugen können. Ich fand es recht lahm und auch kühl und unpersönlich erzählt. Ich habe kein Rezension dazu verfasst, weil ich es irgendwie nicht besonders bemerkenswert fand und mir die Worte fehlten, die Wichtigkeit, dieses Buch zu teilen. Deswegen bin ich erstaunt, das es plötzlich überall gehypt wird. Es ist ein relativ unspektakuläres Buch, sehr amerikanisch. Mir ist es kaum in Erinnerung geblieben.

  • Zitat

    Original von Darcy
    Ich habe das Buch in der englischen Originalversion bereits im Februar gelesen. Auch mich hat es leider nicht überzeugen können. Ich fand es recht lahm und auch kühl und unpersönlich erzählt. Ich habe kein Rezension dazu verfasst, weil ich es irgendwie nicht besonders bemerkenswert fand und mir die Worte fehlten, die Wichtigkeit, dieses Buch zu teilen. Deswegen bin ich erstaunt, das es plötzlich überall gehypt wird. Es ist ein relativ unspektakuläres Buch, sehr amerikanisch. Mir ist es kaum in Erinnerung geblieben.


    Da bin ich froh, dass ich mit meiner Meinung nicht allein dastehe. Den Eindruck bekommt man nämlich manchmal wenn es einen riesigen Hype gibt, alle total begeistert sind und man selbst das Ganze absolut nicht verstehen kann und vielleicht sogar schlecht findet.

  • Kurzbeschreibung (Quelle: amazon)
    "Lydia ist tot." Der erste Satz, ein Schlag, eine Katastrophe. Am Morgen des 3. Mai 1977 erscheint sie nicht zum Frühstück. Am folgenden Tag findet die Polizei Lydias Leiche. Mord oder Selbstmord?
    Die Lieblingstochter von James und Marilyn Lee war ein ruhiges, strebsames und intelligentes Mädchen. Für den älteren Bruder Nathan steht fest, dass der gutaussehende Jack an Lydias Tod Schuld hat. Marilyn, die ehrgeizige Mutter, geht manisch auf Spurensuche. James, Sohn chinesischer Einwanderer, bricht vor Trauer um die Tochter das Herz. Allein die stille Hannah ahnt etwas von den Problemen der großen Schwester. Was bedeutet es, sein Leben in die Hand zu nehmen? Welche Kraft hat all das Ungesagte, das Menschen oft in einem privaten Abgrund gefangen hält? Nur der Leser erfährt am Ende, was sich in jener Nacht wirklich ereignet hat.


    Autorin (Quelle: amazon)
    Celeste Ng (sprich: Ing) wuchs auf in Pittsburgh, Pennsylvania und in Shaker Heights, Ohio. Ng studierte in Harvard und machte ihren Master an der University of Michigan. Sie schrieb Erzählungen und Essays, die in verschiedenen literarischen Magazinen erschienen und mit dem Hopwood Award und dem Pushcart Prize ausgezeichnet wurden. 'Was ich euch nicht erzählte' ist ihr erster Roman, ein New York Times-Bestseller, der, vielfach prämiert, in 20 Sprachen übersetzt wurde und auch verfilmt wird.


    Allgemeines
    Titel der Originalausgabe: "Everything I never told you", ins Deutsche übersetzt von Brigitte Jakobeit
    Erscheinungstermin: 27.05.2016 bei der dtv Verlagsgesellschaft als Hardcover mit 288 Seiten
    Gliederung: Portrait der Autorin - Anmerkung zum Roman - zwölf Kapitel
    Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven
    Handlungszeit und -ort: Gegenwartshandlung 1977 mit Rückblenden in die Vergangenheit, Middlewood / Ohio


    Zum Inhalt
    Im Mittelpunkt des Romans, dessen übergeordnete Handlung im Jahr 1977 in einer amerikanischen Kleinstadt spielt, steht die binationale Familie Lee: James Lee hat es als Sohn armer chinesischer Einwanderer zum Professor am College gebracht, seine amerikanische Frau Marilyn, deren Leidenschaft den Naturwissenschaften gilt, hat ihre beruflichen Ambitionen aufgegeben und widmet sich ihren drei Kindern Nath, Lydia und Hannah. Sie fühlt sich allerdings von den hauswirtschaftlichen Tätigkeiten nicht ausgefüllt. Als der Tod ihrer Mutter, die sie immer in die Rolle des "Hausmütterchens" zu drängen versuchte, Marilyn aufrüttelt, nimmt eine unheilvolle Entwicklung ihren Anfang, die zehn Jahre später in eine Katastrophe mündet.


    Beurteilung
    Die Handlung des Romans setzt im Frühjahr 1977 ein, als die scheinbar so wohlgeordnete Welt der Familie Lee aus den Fugen gerät. Die sechzehnjährige Lydia ist verschwunden und wird zwei Tage später tot aufgefunden. Während ihr Vater seine Trauer in einer Affäre zu ertränken versucht, glauben Marilyn und Nath an ein Fremdverschulden, obwohl sich infolge der polizeilichen Ermittlungen keinerlei Hinweise darauf ergeben. Lediglich das Nesthäkchen, die elfjährige Hannah, die neben ihrer von den Eltern stets bevorzugten Schwester Lydia fast schon ein außenstehender Beobachter ist, durchschaut die verhängnisvollen Unterströmungen im Familiengefüge weitgehend. Die Erzählung ist auf verschiedenen zeitlichen Ebenen angesiedelt. Die Ereignisse des Sommers 1977 werden im Präsens geschildert und machen den Leser zum Augenzeugen der Handlung. Die Rückblicke in die Vergangenheit sind im Präteritum gehalten und reichen bis in die Kindheit von James und Marilyn zurück. Dabei wird offensichtlich, wie sehr die Prägung der Eltern in ihrer eigenen Jugend unheilvollen Einfluss auf das spätere Familienleben nimmt. James, der aufgrund seiner asiatischen Herkunft nie richtig dazugehörte, wünscht sich für seine Kinder nichts sehnlicher als die komplette soziale Integration in einen großen Freundeskreis. Die begabte Marilyn, die ihren beruflichen Ehrgeiz nie ausleben konnte, fürchtet nichts mehr, als dass ihre geliebte Tochter Lydia nicht in dieselbe Falle tappt und ihr Leben als Hausfrau vergeudet. Nach den Lebensvorstellungen der Tochter fragt keiner der beiden Elternteile.
    Äußerst eindrucksvoll schildert die Autorin, wie Eltern durch Projektion ihrer eigenen Defizite und Wünsche auf ihr Kind dessen Leben entgegen bester Absichten komplett zerstören können.
    Der Leser erhält durch die aus Lydias Perspektive geschilderten Kapitel den Einblick in Lydias Psyche, der ihren Eltern nie zuteilwird, da es dem Mädchen nicht gelingt, gegen seine Eltern aufzubegehren, wodurch es sich in ein Lügengespinst flüchten muss und in die Isolation getrieben wird.
    Der Sprachstil ist anschaulich und niemals pathetisch, dennoch ist der Leser erschüttert und empfindet tiefes Mitgefühl für Lydia.
    Aufgrund der häufigen Wechsel von einer Zeitebene zur anderen erfordert die Lektüre Konzentration, auch die inhaltlich "schwere Kost" lässt es ratsam erscheinen, sich für die Lektüre dieses nicht allzu umfangreichen Romans Zeit zu nehmen.


    Fazit
    Ein ausgezeichnetes Psychogramm einer amerikanischen Familie der Siebzigerjahre, großartig geschrieben und lange im Gedächtnis haftend! Besonders für Eltern unbedingt empfehlenswert!
    10 Punkte

  • Ich bin erst am Anfang - aber bis jetzt gefällt mir das Buch wirklich gut.


    Hier nun meine Rezi:


    Was für ein Buch!


    "Was ich euch nicht erzählte" hat mich vom ersten bis zum letzten Satz überzeugt und in seinen Bann gezogen.
    Erzählt wird die Geschichte der Familie Lee.
    Ausgangspunkt ist der Tod der ältesten Tochter Lydia, ertrunken im nahen See.
    Es ist das Jahr 1977 - und Mischehen wie die von Marilyn und James Lee haben es nicht leicht in Amerika. Und natürlich bekommen das auch die Kinder zu spüren.
    War es Selbstmord? Mord? Wie konnte es dazu kommen?
    Erzählt wird in Rückblenden und aus verschiedenen Blickwinkeln der einzelnen Familienmitgliedern.
    Die Sprache und Erzählweise von Celeste Ng hat mich fasziniert und gefesselt.
    Nach und nach erfährt man als Leser von den Wünschen und Träumen der einzelnen Familienmitgliedern. Und was daraus geworden, bzw. nicht geworden ist.
    Dabei kommt die ganze Tragik dieses vermeintlich typisch amerikanischen Familienlebens zutage.
    Viele Sätze und Szenen habe mich sehr berührt und zum Nachdenken gebracht.
    Ich stufe dieses Buch jetzt schon als eines meiner Jahreshighlights ein und bin wirklich froh, dass ich es lesen konnte.


    10 Punkte von mir.

  • "Was ich euch nicht erzählte“ ist eine dicht erzählte Familiengeschichte.
    Der Historiker (Professor) James Lee ist Sohn chinesischer Einwanderer. Zeit seines Lebens hat er in Amerika aufwachsend unter seinen chinesische Wurzeln gelitten. Er heiratet Marilyn,eine amerikanische junge Frau, die das ehrgeizige Ziel hat und Ärztin werden wollte. Doch sie wird schwanger und muss ihre Pläne aufschieben. Nach dem zweiten Kind haut Mariyln ab, um ihre Träume zu verwirklichen. Doch die dritte Schwangerschaft lässt sie zu ihrer Familie zurückkehren. Die Familie fällt in der Vorstadt von Ohio als außergewöhnlich auf, denn man sieht, dass chinesische Wurzeln hat. Das bringt der Familie einen Sonderstatus ein. Ich möchte nicht zu sehr auf die Geschichte eingehen, aber es hat mich doch sehr berührt, wie gut es Eltern eigentlich "meinen" können und was sie mit ihrem guten Willen anrichten können.


    Mich hat das Buch sprachlich beeindruckt und inhaltlich berührt. Das Debütwerk con Celeste NG ist feinfühlig, aber manchmal auch erdrückend. Man kann sich als Leser gut in die Figuren hinein versetzen und fühlt mit ihnen. Ich hoffe, ich darf noch mehr con Celeste Ng lesen! 10/10 Punkte.

  • Inhalt:


    In Celeste Ngs „Was ich euch nicht erzählte“ geht es um Familie Lee und die Probleme, die sie mit ihrer Umgebung aber auch miteinander haben. Der Vater, James, ist das Kind chinesischer Einwanderer, Wissenschaftler und fühlt sich nie wirklich zugehörig. Die Mutter, Marilyn, wollte einmal Ärztin werden, musste diesen Traum aber opfern. Ihr Sohn, Nath, erinnert den Vater zu sehr an sich selbst und bekommt wenig Aufmerksamkeit von der Mutter. Beide Eltern legen ihre ganzen Hoffnungen in die älteste Tochter, Lydia, die stets bemüht ist die Träume ihrer Eltern zu erfüllen. Die jüngste Tochter, Hannah, wird dagegen meistens ignoriert. Als Lydia eines Tages verschwindet fangen die Familienmitglieder an darüber nachzudenken was schief gelaufen sein könnte. Und auch Jack, der in letzter Zeit viel mit Lydia zusammen war, hatte seine eigenen Gründe dafür.


    Meine Meinung:


    Das Cover ist leider nichts Besonderes. Der Inhalt dafür umso mehr. Die kurze Einführung ist recht anstrengend zu lesen, doch zum Glück entpuppt sich der Roman selbst dann als sehr flüssig, der Schreibstil ist gut zu lesen. Die Geschichte beschreibt mit viel Tiefe den emotionalen Hintergrund, die Wünsche und verlorenen Hoffnungen der einzelnen Familienmitglieder. Jeder hat seine ganz eigenen Gründe wieso er so handelt, wie er es tut. Und dies hat dann natürlich Auswirkungen auf die anderen Familienmitglieder. Das alles ist sehr schlüssig und das gesamte Konstrukt funktioniert sehr gut. Da man die Hintergründe aus verschiedenen Perspektiven erfährt, weiß man immer etwas mehr als die Personen selbst und erkennt wo Missverständnisse entstehen.


    Dieses Buch sollten sich besonders Eltern durchlesen, denn es ist wirklich erschreckend was man seinen Kindern in bester Absicht doch antun kann. Ich finde beide Eltern teilweise wirklich schrecklich, schlimmer noch als ihre eigenen Eltern. Die Kinder haben keine Möglichkeit sich frei zu entfalten und werden von den Vorurteilen der Eltern noch mehr eingeschränkt als von denen der Gesellschaft. Die Eltern hatten so eine klare Vorstellung von ihrem Leben und genaue Wünsche an ihre Zukunft. Und weil dies nicht so geklappt hat wie es sollte, wofür sie aber im Grunde selbst verantwortlich waren, zwingen sie nun ihre Kinder in diese Vorstellungen hinein und nehmen ihnen die Freiheit eigene Wünsche zu entwickeln. Am Ende hat nur der Leser einen kompletten Überblick über die Hintergründe und Ereignisse, die Familie selbst kann sich nur zusammenreimen was mit Lydia wirklich passiert ist.


    Fazit:


    Ein gut durchdachter Roman über die Beziehungen von Familienmitgliedern untereinander und was Eltern ihren Kindern in bester Absicht dennoch antun können. Die einzelnen Personen sind mit viel Tiefe charakterisiert und am Ende kennt nur der Leser alle Hintergründe und Ereignisse.


    10/10 Sterne

  • Tut er das wirklich? Mich lässt das Buch etwas ratlos zurück. Die Verhältnisse von 1977 im amerikanischen Hinterland haben so gar nichts mit mir zu tun und ehrlich - interessieren mich nicht besonders. Diesem Buch hätte es gelingen müssen das zu ändern. Daran ist es gescheitert. Die Familienverhältnisse - geprägt von der Isolation wegen der ethnischen Herkunft- lassen sich zwar lesen, aber echtes mitfiebern, gar Mitleid, will mir nur in wenigen Momemten gelingen. Manches ist so klischeehaft - Papa sucht Trost zwischen den Schenkeln seiner Sekretärin- voll egoistisch, rücksichtslos und ohne Nachzudenken, manches bewusst doppelbödig. Keine verschwendete Zeit, aber auch kein Buch, dass mich befriedigt hätte.

  • USA 1977 eine Kleinstadt in Ohio, die 16 jährige Lydia Lee wird eines Morgens vermisst, das Bett ist unangerührt und keiner weiß wo sie sein könnte. Jack ein Junge aus der Nachbarschaft hat sie sehr wahrscheinlich das letzte Mal gesehen, schweigt jedoch. Lydia stammt aus einer chinesisch-amerikanischen Familie, hat noch einen Bruder Nathan und ihre Schwester Hannah. Ihr Vater James ist Wissenschaftler und Mutter Marilyn hat ihr Medizinstudium der Familie wegen geopfert. Lydia ist das Lieblingskind beider Eltern, für sie möchte Marilyn die beste Zukunft, deshalb achtet sie darauf das Lydia fleißig lernt damit sich ihr Traum Ärztin erfüllen kann. Alles sieht nach heiler Welt aus, doch in jedem einzelnen wächst immer mehr die Unzufriedenheit, die an den Tag will. Als man wenige Tagen später die Leiche Lydia´s am angrenzenden See findet ist die Tragödie groß. Erst geht man von einem Verbrechen aus, nach dem man jedoch keine Beweise findet, vermutet die Polizei ein Suizid. Aber Marilyn will das nicht glauben, schien doch Lydia ein glückliches Mädchen zu sein und so zerbricht die Familie immer mehr. Was ist wirklich in dieser Nacht geschehen? Und wie konnte es soweit kommen das diese Tragödie passierte?


    Meine Meinung:
    Celeste Ng ist mit ihrem Debütroman ein wirklich gutes, gleichzeitig aber auch tragisches Werk gelungen. Ihr geht es in erster Linie nicht darum zu fragen wie ist sie gestorben, sondern es geht um das warum. Warum ist dieses Unglück passiert, wie konnte es soweit kommen ohne das jemand etwas bemerkt hat? Dieser vielfach prämierte Bestseller beschäftigt sich mit den Konflikten von Mischehen in den USA. Den in den 50 er Jahren war eher außergewöhnlich, eine solche Mischehe einzugehen. Aber auch bei den Kindern gehörten Konflikte an der Schule zur Tagesordnung und meist wussten die Eltern nichts davon. So bekommt der Leser in diesem Buch eine Einsicht, über das was jeder aus dieser Familie denkt und erlebt hat. Es fügt sich von Kapitel zu Kapitel ein Puzzle zusammen, was einen erschüttert, beängstigt, aber auch nachdenken lässt. Das Buch hat mich emotional sehr ergriffen und ist auch nicht unbedingt etwas für schwache Nerven. Dieses Werk ist kein Krimi, kein Thriller sondern im Grunde ein Roman, bzw. ein Familiendrama. Am Ende des Buches wird der Familie bzw. den Eltern einige ihrer Fehler bewusst. Leider hat sich auch in unserer heutigen Zeit, was die Themen und Konflikte anbelangt nicht allzu viel getan. Noch immer gibt es Rassismus und Ausländerfeindlichkeit in der Welt, vor dem gerade die Mischehen und -familien am meisten betroffen sind. Auf jeden Fall ist dies ein lesenswertes Buch, das für mich in die Bestsellerliste gehört und 10 von 10 Eulen verdient hat.

    "Lebe jeden Tag so, als ob du dein ganzes Leben lang nur für diesen einen Tag gelebt hättest."

  • Ihr zweitbester Roman bisher


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    Lydia erscheint nicht zum Frühstück, Lydia erscheint auch später nicht mehr, jedenfalls nicht lebend. Sie wird nur kurz vermisst, bis man ihre Leiche findet, im See, nicht weit vom Haus entfernt, einem Einfamilienhaus am Rand einer Kleinstadt irgendwo in Ohio. Dort leben in den späten Siebzigerjahren die Lees, eine Familie, wie es sonst wenige in dieser Gegend gibt, denn James Lee, der Universitätsdozent für amerikanische Geschichte, hat asiatische Wurzeln, während Marilyn, seine Frau, der ethnischen Mehrheit angehört. Die drei Kinder sind, wie man das damals und später noch viel zu lange nannte, gemischtrassig, und auch wenn alle in der Familie so tun, als wäre das kein Problem, spricht der gesellschaftliche Alltag eine deutlich andere Sprache.


    Marilyn hat den auf zurückhaltende Weise liebenswürdigen James gegen den wenig überraschenden Rat ihrer spießigen Mutter geheiratet, aber nicht nur aus diesem Grund schleicht sich allmählich die Unzufriedenheit in ihr Leben. Sie wäre so gerne Ärztin geworden, eine starke Frau, eine Säule der Gesellschaft, doch die ersten zwei Kinder - Lydia und ihr Bruder Nathan - zogen einen Strich durch diese Rechnung. Eine Art Fluchtversuch Jahre später endet nach wenigen Wochen in der Erkenntnis, zum dritten Mal schwanger zu sein, weshalb Lydia, die älteste und vermeintlich klügste Tochter, zur Projektionsfläche für die Marilyns Träume wird, während Lydia umgekehrt beschließt, alles zu tun, damit die Mutter nicht noch einmal abhaut, ihre Wünsche also zu erfüllen versucht, obwohl ihr dafür die Voraussetzungen fehlen und der Druck irgendwann enorm wird.


    Celeste Ng wechselt die Perspektiven und Zeiten, erzählt vom drohenden Auseinanderbrechen der Familie aus der Sicht aller Beteiligten, diese Geschichte vom Scheitern des Versuchs, anders zu sein und doch „normal“, von unverarbeiteten Konflikten und nicht erwiderten Gefühlen, vor allem aber vom Risiko, etwas Lebenswichtiges zu verschweigen. Selbst Lydia, von der man von der ersten Seite an weiß, dass sie nicht mehr lebt, spielt eine wesentliche, aktive Rolle. Neben dem alltäglichen Rassismus (nicht nur) in den Staaten der ausgehenden Siebzigern steht die schwelende Brisanz des Unausgesprochenen im Vordergrund. All das müsste nicht geschehen und wäre nicht geschehen, wenn falscher Stolz und dumme Ängste überwindbar (gewesen) wären und man einfach mehr miteinander geredet, sich ausgedrückt und einander in der Krise beigestanden hätte. Also die Familie nicht nur hergestellt, sondern auch gelebt hätte. Das drückende Beleidigtsein jener, die nicht ertragen können, wenn andere ihre dummen Konventionen einfach ignorieren, markiert allerdings deutlich mehr als nur das sprichwörtliche Tröpfchen im ohnehin übervollen Fass. Es ist die Ursache des Übels, umso mehr, da James und Marilyn viel zu lange nicht wahrhaben wollen, wie groß die Probleme sind, die hier fußen.


    Ich habe Celeste Ngs zweiten Roman „Kleine Feuer überall“ vor diesem Buch, ihrem weltweit beachteten Debüt, gelesen, was ich möglicherweise nicht hätte tun sollen, denn im Vergleich verliert „Was ich euch nicht erzählte“, obwohl es ein großartiges, dichtes, starkes, toll komponiertes und beeindruckend erzähltes Buch ist. Aber in „Kleine Feuer überall“ hat Celeste Ng eine ähnliche Thematik auf die Spitze getrieben und noch besser verarbeitet, zugleich ihren Figuren mehr Freiheiten eingeräumt und sie glaubwürdiger agieren lassen. „Was ich euch nicht erzählte“ ließ mich, obwohl hochdramatisch und jederzeit nachvollziehbar, nicht selten auf etwas merkwürdige Art kalt, während „Kleine Feuer überall“ auch emotional den Punkt präzise traf, mich vereinnahmt und mitgenommen hat. Deshalb ist dieser Roman, obwohl es sich um ein bravouröses Stück Gegenwartsliteratur handelt, meiner Meinung nach nur ihr zweitbester.


  • Ich besitze tatsächlich beide Bücher von ihr. Eigentlich wollte ich "Kleine Feuer überall" demnächst lesen. Aber dann werde ich dieses hier vorziehen.

    Ich habe "Was ich euch nicht erzählte" auch in diesem Jahr gelesen. Es hat mir gut gefallen. Dann wandert "Kleine Feuer überall" auf die Wunschliste. Seufz!

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin