Lost in Fuseta - Gil Ribeiro

  • Einleitung/ Info


    Gil Ribeiro
    Lost in Fuseta
    Originalsprache: deutsch
    Taschenbuch mit Klappebnbroschur, 384 Seiten, 14,99 €
    Verlag: Kiepenheuer & Witsch
    ISBN: 978-3-462048872


    Gil Ribeiro alias Holger Karsten Schmidt (geboren 1965 in Hamburg) ist ein erfolgreicher Drehbuchautor in Deutschland. „Lost in Fuseta“ ist sein erster Roman als Gil Ribeiro. Als Holger Karsten Schmidt sind von ihm bereits "Isenhart" und "Auf kurze Distanz" erschienen.


    Handlung


    Leander Lost, Kriminalkommissar aus Hamburg, nimmt an einem Europol-Austauschprogramm teil, nach dem Motto „Lasst uns die Besten austauschen“, landet er für ein Jahr in Portugal.
    Schnell wird Lost in einen Mordfall eingespannt, bei dem er seine Fähigkeiten unter Beweis stellen kann. Und Fähigkeiten hat er: So kann er bereits nach drei Wochen fließend Portugiesisch und hat ein fotografisches Gedächtnis. Im zwischenmenschlichen Bereich zeigen sich jedoch schnell gewisse Problematiken, mit denen die neuen Kollegen lernen müssen umzugehen. Bald stellt sich die Frage, was ist „typisch deutsch“ und was ist „typisch Lost“. Nach einem mehr als holprigen Start kommt langsam alles ins Rollen und der spannende Kriminalfall entwickelt sich vor dem interessanten Hintergrund des neuen Ermittlerteams.


    Covergestaltung und Buchtitel


    Der Buchtitel ist mehrdeutig gewählt. Leander, der mit Nachnamen Lost heißt ermittelt für ein Jahr in Fuseta. Gleichzeitig suggeriert einem die englische Bedeutung des Wortes „Lost“, dass es anfangs gewisse Schwierigkeiten und Differenzen geben wird und sich Leander Lost nicht sofort aufgehoben und eingegliedert fühlt.
    Das Cover finde ich durchschnittlich. Es schreckt mich nicht ab, spricht mich jedoch auch nicht besonders an. Ich empfinde es als etwas leblos, vorallem weil im Buch das Leben auf der Straße und vor den Häusern in Portugal sehr anschaulich geschildert wird. Ich vermisse die alten Herren, die vor ihren Häusern sitzen und stumme Blicke wechseln. Einen Fehlgriff würde ich das Cover aber auch nicht nennen. Im Endeffekt spielt das Cover keine außergewöhnlich große Rolle für mich, wenn mich der Klappentext anspricht.


    Meinung


    Mir hat der Krimi sehr gut gefallen. Ich lese allgemein gerne über Menschen wie Leander Lost und hier war das ganze in eine schöne warme Portugal-Umgebung gebettet, die mir Lust aufs Reisen gemacht hat. Gleichzeitig ist der Kriminalfall spannend und gut erzählt, wenn auch gegen Ende etwas vorhersehbar. Da für mich aber die Portugal-Stimmung und die Differenzen zwischen dem Ermittlerduo in Fuseta und ihrem neuen Kollegen aus Deutschland im Vordergrund standen, hat es mir gereicht, dass es einige spannende Stellen gab und der Fall schlüssig und interessant war.
    Einziges wirkliches Manko für mich war folgende Stelle auf Seite 212. Hier argumentiert eine Person bezüglich der Frage wodurch ein Gut wertvoll wird: „Wert entsteht durch Seltenheit. Ist Sand kostbar? Nein. Wir haben Sand im Überfluss. Niemand würde für einen Kilo Sand etwas bezahlen, keinen einzigen Cent.“. Diese Aussage ist schlichtweg falsch und ich kann es nicht gut haben, wenn in einem Buch, dass viele Menschen lesen werden (und dem ich auch viele Leser wünsche) Sachen wiedergegeben werden, die ein falsches Bild von der Realität malen. Sand ist eines der kostbarsten Güter heutzutage und sehr umkämpft und wertvoll. Wer sich darüber informieren möchte, dem seien diverse Artikel nahegelegt, z.B. in der ZEIT schon von 2014 (wie auch der Tagesspiegel). Auch 2016 gab es wieder Berichte dazu (hier in der Berliner Zeitung) oder der Artikel in "Schrot und Korn" mit guten weiterführenden Links unter Anderem zu der informativen Dokumentation "Sand Wars" von Denis Delestrac. Es lohnt, sich darüber zu informieren und es stört mich, wenn, und sei es nur in einem eher unwichtigen Dialog in einem Roman, schlichtweg falsche Informationen weitergegeben werden.
    So, genug gemeckert. ;-)


    Fazit


    Insgesamt hat es mir gut gefallen und ich kann das Buch für spannende, kurzweilige und unterhaltende Lesestunden weiterempfehlen.
    Ich vergebe 8/10 Eulenpunkte. :-)


    ASIN/ISBN: 3462051628

  • Der Hamburger Kriminalkommissar Leander Lost wird im Rahmen eines Austauschprogrammes für ein Jahr nach Portugal an die Algarve versetzt. Dort soll er das Team um Sub-Inspektorin Rosado und ihren Kollegen Esteves verstärken. Gleich an seinem ersten Tag kommt es zu einem Leichenfund und Leander Lost beginnt zusammen mit den neuen Kollegen in einem Mordfall zu ermitteln.
    Der Fall entwickelt sich recht spannend. Doch was mir fast noch mehr gefallen hat, als die Aufklärung des Mordes, war die Zusammenarbeit des deutschen Kommissars mit den portugiesischen Kollegen. Die gestaltete sich nämlich zu Beginn erst einmal recht schwierig. Der neue deutsche Kollege verhält sich in vielen Situationen sehr seltsam und es dauert eine Weile, bis sich der Grund dafür offenbart und die drei Polizisten zu einem richtigen Team zusammenwachsen.


    Das Buch war sehr flüssig, spannend und teilweise auch recht amüsant zu lesen. Dabei kommt auch die Beschreibung von Portugal, seinen Menschen und Eigenheiten und seiner Landschaft nicht zu kurz. Mich hat das Buch dadurch in eine schöne Urlaubsstimmung versetzt.
    Sowohl die Hauptpersonen als auch die Nebenfiguren werden anschaulich und detailliert charakterisiert. Und gerade die Entwicklung der drei Polizisten und wie sich ihr Verhältnis zueinander verändert hat mir gut gefallen.
    Das Buch ist ein gelungener Auftakt einer neune Krimireihe und ich freue mich jetzt schon auf weitere Bücher rund um den deutschen Kommissar Lost in Portugal.
    Von mir bekommt dieser kurzweilige Krimi mit Urlausfeeling 8 Eulenpunkte

  • Der Autor: Gil Ribeiro, geboren 1965 in Hamburg, landete 1988 während einer Interrail-Reise quer durch Europa nur dank eines glücklichen Zufalls an der Algarve und verliebte sich umgehend in die Herzlichkeit und Gastfreundschaft der Portugiesen. Seitdem zieht es ihn immer wieder in das kleine Städtchen Fuseta an der Ost-Algarve, wo ihm die Idee zu »Lost in Fuseta« kam. In seinem deutschen Leben ist Gil Ribeiro alias Holger Karsten Schmidt seit vielen Jahren einer der erfolgreichsten Drehbuchautoren Deutschlands. 2010 waren drei Filme für den Adolf-Grimme-Preis nominiert, zu denen Schmidt das Drehbuch geschrieben hatte; für »Mörder auf Amrum« erhielt er die Auszeichnung. Für »Mord in Eberswalde« erhielt er 2013 den deutschen Fernsehkrimipreis sowie 2014 erneut den Grimme-Preis. 2011 erschien sein Mittelalter-Thriller »Isenhart« bei Kiepenheuer & Witsch. Holger Karsten Schmidt lebt und arbeitet in Asperg in Baden-Württemberg.



    Inhalt: Im Rahmen eines europäischen Austauschprogramms der Polizei wird Leander Lost von Hamburg nach Portugal an die Algarve versetzt.
    Was seine zukünftigen Kollegen der Dienststelle in Fuseto aber nicht ahnen, Leander hat das Asperger Syndrom. Er ist zwar einerseits in der Lage innerhalb weniger Wochen eine fremde Sprache zu erlernen und hat ein fotografisches Gedächnis aber andererseits ist er unfähig in den Gesichtern seiner Mitmenschen zu lesen oder ihre Emotionen zu verstehen.
    Er selbst handelt stets rational und logisch und - vor allem - er sagt immer die Wahrheit.
    Direkt nach seiner Ankunft in Portugal werden Leander und seine neuen Kollegen Graciana und Carlos zu einem ungeklärten Todesfall gerufen und Leander muss sich als Teil des Teams beweisen.


    Meine Meinung: Mir hat dieser portugiesische Regionalkrimi sehr gut gefallen.
    Er ist als Auftakt zu einer neuen Serie gedacht und so ist es logisch, dass der Autor seine Protagonisten sehr detailliert, fast schon liebevoll, vorstellt. Mir sind Leander, seine Kollegen und vor allem Soraia, Gracianas Schwester, die ein Auge auf Leanders geworfen hat, dadurch sehr ans Herz gewachsen.
    Ob Leanders Verhaltensweisen typisch für Menschen mit Asperger sind, kann ich nicht beurteilen. Aber Gil Ribeiro hat es geschafft, dass ich mich in ihn genauso wie in seine Kollegen und Freunde hineinversetzen und seine Handlungen verstehen konnte.
    Auch die Beschreibung der portugiesischen Landschaft und der dortigen Lebensart ist gut gelungen. Am liebsten würde man sofort in ein Flugzeug Richtung Algarve steigen und dort einen Bico trinken.
    Der Kriminalfall gefiel mir ebenfalls. Er fängt zwar eher gemächlich an und man ahnt schon bald worauf das Ganze hinausläuft. Aber Leanders besondere Herangehensweise an den Fall macht den Krimi zu einem großen Lesevergnügen, auch wenn Kollege Carlos die Folgen von Leanders Logik besonders schmerzvoll erfahren muss.


    Fazit: Ein stimmiger Krimi mit einem außergewöhnlichen Protagonisten, gewürzt mit einer kleinen Prise Humor und mit viel Liebe zu Portugal.
    Einen weiteren Band mit Leander Lost würde ich sehr gerne lesen!

  • Kommissar Leander Lost kommt im Rahmen eines internationalen Austauschprogramms für ein Jahr zu einer Polizeidienststelle an der Algarve. Fuseta in Portugal. Lost ist ein Autist mit Asperger-Syndrom, er hat ein fotografisches Gedächtnis, kann aber mit Menschen nur schlecht umgehen. Er denkt logisch, er kann nicht lügen und Gefühle sind ihm nur schwer verständlich. Das führt zu Missverständnissen mit seinem neuen Team, den Sub-Inspektoren Graciana und Carlos. Situationskomik und -tragik liegen dicht beieinander. Aber die Schwierigkeiten können überwunden werden, nicht zuletzt dank der sympathischen Kollegen aus Portugal. Schließlich gilt es, einen Mörder zu ermitteln. Eine gute Zusammenarbeit ist dafür die Voraussetzung.
    Ein spannender Fall mit einem überraschenden Ende, sympathische Charaktere in landschaftlich beeindruckender Atmosphäre – ein guter Krimi. In der Realität würde ein Polizist wie Lost vermutlich nicht im ermittelnden Außendienst tätig sein können, in der Spurensicherung vielleicht. Aber es ist eben ein Roman, und wie ich finde, ein sehr gelungener. Die Örtlichkeiten werden sehr gut beschrieben, bei mir entstand sogar so etwas wie ein Feeling für die portugiesische Lebensart. Man merkt, dass der Autor da von etwas schreibt, was er persönlich gesehen und erlebt hat. Sehr gut rübergebracht! Mir hat das sehr gefallen, absolut lesenswert und gerne mehr von Leander und seinem neuen Team.

  • Endlich mal wieder ein Krimi, der pures Lesevergnügen war! Ich habe es vom Anfang bis zum Ende genossen.
    Schon der Titel ist eindeutig zweideutig, (Leander) Lost (Verloren?) in Fuseta. Was es mit diesem doch sehr speziellen Kommissar auf sich hat, erfährt man erst im Verlauf der Geschichte, aber ich konnte es mir schnell denken. Und der soll sich nun vom gesetzestreuen Deutschland im um einiges liberalerem Portugal zurechtfinden. Seine beiden neuen Kollegen, die wirklich smarte Inspektorin Graciana Rosado und der eigenwillige Carlos Esteves wissen am Anfang noch nicht so recht etwas mit ihm anzufangen. Es gilt, den Mord an einem Privatdetektiv aufzuklären, der nur die Spitze eines Eisberges ist.
    Wer allerdings einen spannenden Krimi erwartet, der wird hier kaum bedient. Mir hat es nicht gefehlt, denn es gab so einige Lacher und man merkt, wie gut der Autor die Gegend kennt in der er seine Leute agieren lässt. Die Charaktere waren mir gleich sympatisch und durch die mitreißende Erzählweise mochte ich das Buch kaum aus der Hand legen.
    Von dieser Reihe möchte ich gerne mehr lesen!

  • „Das war ein Scherz“, sagte Leander aufgeregt. „Hat er funktioniert?“ (S.383)


    Zusammenfassung. In „Lost in Fuseta“ begleiten wir die Ermittler eines portugiesischen Ortes bei den Ermittlungen in einem Mordfall, der einige Fragen aufwirft; und lernen mit ihnen zusammen den seltsamen neuen Kollegen aus Deutschland kennen, der im Rahmen eines EU-Austauschprogramms ein Jahr bei ihnen in Fuseta leben und arbeiten wird. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten gelingt es der ungleichen Truppe, sich zusammen zu raufen und gegen gemeinsame Gegner vorzugehen.


    Erster Satz. Es war einer dieser Tage, der so verheißungsvoll begonnen hatte, dass man fürchtete, es müsse zwangsläufig etwas dazwischenkommen.


    Cover. Das Cover hat mich jetzt nicht vom Hocker gehauen, aber es ist schon ganz hübsch. Lust auf Urlaub an der portugiesischen Küste macht es auf jeden Fall. Nettes Feature: die Landkarten in den Innenseiten des Einbands, die ein klein wenig mehr der Gegend vor Augen führt.


    Inhalt. Ich muss ehrlich sagen, ich hatte bei einem Krimi etwas anderes erwartet, und in anderer Stimmung würde mein Urteil vielleicht auch anders ausfallen. Denn eines habe ich festgestellt: Für mich war der ganze Roman eher einer, in dem es um Menschen im Allgemeinen und unseren Leander Lost im Besonderen ging, als ein „echter“ Krimi. Der Mordfall und alles, was damit zusammenhing, war zwar durchaus spannend und unterhaltsam, aber was mich wirklich gepackt hat, das war alles dazwischen.
    Denn während ich die persönlichen Entwicklungen sehr geschätzt habe, konnten mich die ermittlerischen Wendungen nicht immer überzeugen. Irgendwie war mir häufig alles zu einfach (oder sie haben es nur einfach zu einfach gesehen). In jedem Fall, hätte ich einen Krimi gewollt, der durch Verbrechen und Ermittlungen spannend ist, dann wäre ich vermutlich enttäuscht gewesen.


    Personen. Fast alle Charaktere haben mir gut gefallen, wobei hier natürlich einige herausstechen. Zum einen die portugiesischen Ermittler Graciana und Carlos, die beide auf ihre eigene Art sympathisch sind (wenn sie sich auch ermittlerisch hin und wieder das Leben ein wenig zu leicht gemacht haben); Gracianas Schwester Soraia, die ein beeindruckendes Gespür im Umgang mit Leander Lost an den Tag legt; die verletzte, starke Zara; und natürlich der titelgebende Leander Lost himself.
    Gemocht habe ich ihn von Anfang an, und kann stolz behaupten, dass ich schon vor den Ermittlern auf sein Geheimnis gekommen bin. Hier haben wir auch wieder einen Pluspunkt des Krimis, der mir sehr gut gefallen hat: in den ersten Kapiteln wird Leanders Hintergrund so eindeutig und doch so in die Geschichte eingebunden geschildert, dass alles so gut passt, glaubwürdig ist und mich wirklich begeistert hat. Ich weiß natürlich nicht, wie realistisch das alles tatsächlich ist, aber das ist mir jetzt auch gar nicht so wahnsinnig wichtig.


    Zitate. […] „Dann wirst du sehr wahrscheinlich ums Leben kommen.“
    „Das ist ja tröstlich.“
    Mit einem Mal wurde Losts Gesicht durch ein Lächeln dominiert, er beugte sich neugierig zu ihr vor.
    „War das Ironie?“
    „Natürlich. Ich finde es nicht sehr tröstlich, wenn ich sterben muss.“
    Er strahlte. (S.320)


    Fazit. Nach „Lost in Fuseta“ bin ich völlig angefixt und freue mich echt wahnsinnig auf einen Nachfolgerteil (der auf der Rückseite durch den Satz „Der brillante Start einer Krimireihe um Leander Lost“ angedeutet wird). Ich werde ihn nicht lesen, wenn ich einen brutal spannenden Krimi-Krimi lesen möchte, aber werde dafür eine Menge Spaß mit einem Haufen liebenswerter Charaktere haben, die sich nur hin und wieder ihr Leben ein bisschen leicht gemacht und alles ziemlich schwarz und weiß gesehen haben.

  • Liebeserklärung mit Krimihandlung


    Der deutsche Polizist Leander Lost gerät im Rahmen eines europäischen Austauschprogramms an die östliche Algarve, nach Fuseta, ins Gebiet dicht an der Grenze zu Spanien, dem die große Lagune vorgelagert ist, aus der das Naturschutzgebiet "Ria Formosa" hauptsächlich besteht, weshalb der Massentourismus seine Tentakel noch nicht in diese Region ausgetreckt hat. Was Leander Lost nicht weiß: Die Kollegen aus Hamburg wollten ihn nur loswerden, er ist quasi weggelobt worden. Was die Kollegen in Portugal nicht wissen: Lost ist Asperger-Autist. Er ist unfähig, zu lügen, er kann menschliche Mimik nicht interpretieren, er benötigt viele Rituale, um sich sicher zu fühlen, und er verfügt über ein eidetisches Gedächtnis: Kurze visuelle Eindrücke genügen, damit sich Leander Lost komplexe Szenen detailgenau merken kann.


    Praktisch direkt nach der Ankunft wird der "alemão" in die Ermittlungen zu einem Todesfall einbezogen - ein Privatdetektiv wurde erschlagen auf einem Boot gefunden. Als die Polizisten wenig später das Büro des Detektivs begutachten wollen, überraschen sie dort einen Einbrecher, der kurzerhand Losts neuen Kollegen Carlos Esteves als Geisel nimmt und mit der Waffe bedroht. Lost fackelt nicht lange - und schießt auf das Bein des Polizisten. Die Vernunft gebot schließlich, die Verletzung des Kollegen in Kauf zu nehmen, um den Geiselnehmer in die Schusslinie zu bekommen. Den portugiesischen Polizisten gefällt das krass-vernünftige Manöver allerdings kaum, obwohl es funktioniert hat, und sie wollen den merkwürdigen Deutschen, der auch noch im schwarzen Anzug herumläuft, schnellstmöglich wieder loswerden. Bis sie begreifen, über welche besonderen Eigenschaften der schlanke, eigenartige Mann verfügt. Und dass er eigentlich ein recht netter Typ ist, auf seine sehr spezielle Art.


    "Lost in Fuseta" ist nur in zweiter Linie ein Krimi, obwohl es mehrere Morde und finstere Machenschaften gibt, die Leander Lost, der angeschossene Sub-Inspektor Esteves und dessen Kollegin Graciana Rosado aufzuklären haben. In erster Linie ist dieser dritte Roman des aus guten Gründen sehr erfolgreichen Drehbuchautors Holger Karsten Schmidt, der hier unter einem Pseudonym auftritt, eine Liebeserklärung: An das Portugal, das bislang von den EasyJet-Horden verschont blieb, an die portugiesische Lebensart, den freundschaftlichen und familiären Umgang dort, an die Langsamkeit, die Esskultur, die Landschaft - und ein wenig auch an den ortsüblichen Stoizismus und Durchhaltewillen. Insofern, insbesondere aber in Bezug auf die titelgebende Hauptfigur ist "Lost in Fuseta" außerdem eine Liebeserklärung an die besonderen Menschen, an die man sich vielleicht nicht so schnell gewöhnt, die aber eine umso höhere Belohnung für die Geduld bereithalten. Damit sind durchaus auch die Portugiesen gemeint, aber eben nicht nur.


    Gil alias Holger ist ein liebenswürdiges und spannendes Buch gelungen, das sich wohltuend vom Krimi-Einerlei abhebt, weil die Geschichte von den Figuren vorangetrieben wird - und eben nicht vom simplen Whodunnit. Fein!

  • Auf dem bereits reich bestückten Markt nun ein weiterer Krimi, der in einer beliebten Urlaubsregion spielt. Aber die portugiesische Algarve ist, zumindest für mich, Krimi-Neuland.


    Menschen mit Asperger haben für mich eine ganz besondere Anziehungskraft. Sie faszinieren mich mit ihren Einschränkungen und ihren Stärken und wann immer ich ihnen literarisch begegne, ist ihnen meine Sympathie gewiss. Für eine Person mit Asperger scheint mir Leander Lost in vielen Dingen recht „sozialisiert“, aber er ist ja nicht mehr ganz jung und ausgesprochen lernwillig was „normale“ Verhaltensweisen betrifft. Das klingt immer wieder an und ich fand es rührend, wie sehr er bemüht ist Lügen zu lernen und Ironie zu erkennen.


    Von daher ist klar, welche hier meine Lieblingsfigur gewesen ist ;-). Aber nicht nur Leander Lost, den Namen mag ich, ziemlich cool und genial gewählt, denn verloren fühlt er sich fast immer und überall, auch alle anderen Figuren haben mich rundum überzeugt. Erstklassig herausgearbeitet, eine wie die andere. Obgleich die Geschichte die meiste Zeit eng an den Ermittlungen bleibt, spielt der Fall in meiner Wahrnehmung fast eine Nebenrolle angesichts dieser durchweg spannenden und intensiven Protagonisten. Deshalb will ich darauf auch nicht näher eingehen, obwohl ich das Thema gut gewählt finde.


    Was den Erzählstil angeht bin ich etwas hin- und hergerissen. Großartig fand ich die ebenso spritzig-amüsanten wie authentischen wirkenden Dialoge. Damit fühlte ich mich bestens unterhalten! Aber hinsichtlich der Schilderung von Land und Leuten wurde für meinen Geschmack zu viel hineingepackt. Hatte ich anfangs noch das Empfinden auf angenehm intensive Weise in die Atmosphäre von Portugals Algarve einzutauchen, wurde mir dieses Stilmittel im Laufe der Geschichte überstrapaziert. Auch kam es mir so vor, als würden diese Passagen zunehmend hölzerner und weniger liebevoll ausgestaltet. Gänzlich entbehrlich sind für mich detaillierte Wegbeschreibungen wie in diesem Beispiel:“ Der Transporter nahm die Ausfahrt nach Odeleite, fuhr aber nicht in den Ort hinein, sondern bog links in eine kleine Überlandstraße ab, die diejenige, die sie hierhergeführt hatte, unterquerte und sich mehrmals gabelte. Bandeira wollte die Straße nach links nehmen, aber in dem Moment kamen ihm zwei baugleiche weiße Transporter entgegen, die Vorfahrt hatten und ihm zuvorkamen. Also schloss er sich ihnen an.“ Möglicherweise ist so was interessant für Leser, die schon mal vor Ort gewesen sind, für mich war das sperriges Füllmaterial, welches die Geschichte nicht voranbringt und von diesen Stellen gab es einige.


    Aber genug gemeckert. Das Meiste in diesem Buch hat mir sehr gut gefallen, wie gesagt, in erster Linie die Figuren und ihre Entwicklung. Ein paar kleine Klischees haben diesen Eindruck eher abgerundet als getrübt. Fuseta, seine Menschen und seine Atmosphäre sind mir ans Herz gewachsen und eine Fortsetzung werde ich mir wohl nicht entgehen lassen.

  • Wunderbare neue Krimiserie mit Urlaubsfeeling


    Im Rahmen eines Austauschprogrammes kommt Kriminalkommissar Leander Lost nach Portugal in das nette Städtchen Fuseta. Dort soll er ein Jahr lang mit seinen beiden portugiesischen Kollegen, Sub-Inspektorin Graciana Rosado und ihrem Kollegen Carlos Esteves, Kriminalfälle lösen.
    Kaum dass Lost angekommen ist, gibt es auch schon den ersten Mordfall, ein Privatdetektiv wurde ermordet auf einem Boot aufgefunden.


    Das Buch war wirklich eine Entdeckung für mich und wäre es beinahe nicht geworden, da ich Lost anfangs nicht als Namen sondern als "Verloren in Fuseta" übersetzt hatte. Ich fand den Titel komisch und habe mich dann gar nicht mehr mit dem Buch beschäftigt, obwohl das Cover sehr schön ist, man fühlt sich wie im Urlaub, wenn man es ansieht.
    Durch die Empfehlung einer Freundin habe ich dann doch noch mal ein Auge auf das Buch geworfen und es glücklicherweise auch gelesen. Und ich habe es kein bisschen bereut. Es ist eine Perle unter den vielen 08/15 Kriminalromanen, die man sonst oft zu lesen bekommt.


    Leander Lost hat das Asperger-Syndrom, das war mir von Anfang an klar, seine Kollegen mussten das allerdings erst mal herausfinden, sehr zum Leidwesen von Carlos...
    Das Buch lebt von der Andersartigkeit Leanders, es kommt zu allerlei Missverständnissen, die manchmal ernst ausfallen, aber auch oft sehr amüsant sind. Der besondere Humor des Buches macht es für mich zum Highlight.
    Sowohl Leander, als auch seine beiden portugiesischen Kollegen, samt deren Familie wirken lebendig, wirklichkeitsnah und sind äußerst sympathisch.
    Der Mordfall ist spannend, hat einige Wendungen und lässt den Leser rätseln und mit fiebern.


    Fazit:
    Der spannende Kriminalroman verbindet portugiesisches Flair mit einer Portion Humor, einfach wunderbar. Ich kann es jetzt schon kaum abwarten, würde am liebsten sofort die Fortsetzung lesen!

  • Nachdem hier schon sehr viele Rezensionen zu finden sind, keine Rezension von mir sondern ein kurzgefasster Leseeindruck.


    Lost in Fuseta hebt sich mit der ungewöhnlichen Hauptfigur und den weiteren tragenden Charakteren sehr wohltuend vom Krimieinerlei und der Masse der momentan erscheinenden Urlaubskrimis ab. Gil Ribeiro bzw. Holger Karsten Schmidt Ist es gelungen, die im menschlichen Miteinander zwischen dem Ermittler Leander Lost, der aufgrund seines Asperger-Syndroms die Welt anders wahrnimmt, aber auch in der Welt anders agiert, und den Menschen, denen er begegnet, ohne Kitsch und mit augenzwinkerndem Humor auszugestalten. In Verbindung mit der liebevollen Schilderung von Portugals Land und Leuten und der spannenden Krimi-Handlung ist Lost in Fuseta ein unterhaltsamer Krimi für einen schönen Sommertag, der nicht zwingend nach Meer verlangt, aber nach mehr verlangt ;-)


    8 von 10 Punkten

  • So ganz kann ich mich der Begeisterung hier nicht anschließen.


    Ich war schon seit längerer Zeit auf diese Buchreihe neugierig, weil ich irgendwo gelesen hatte, dass die Hauptperson Leander Lost das Asperger-Syndrom hat. Das erschien mir eine spannende Ausgangssituation, Krimis lese ich sowieso am liebsten, und so habe ich mir das Buch endlich einmal besorgt. Und das, obwohl ich normalerweise Bücher und Filme meide, in denen deutsche Ermittler in fremde (meist schöne) Umgebungen verpflanzt werden, um der dortigen Polizei unter die Arme zu greifen. Mit dem Austauschprogramm, durch das Leander Lost nach Portugal geschickt wird, ist das aber auf eine sehr elegante Weise erklärt.


    Leider entwickelt sich die Geschichte etwas zu gemächlich und nach etwa einem Viertel des Buches habe ich angefangen, die Abschnitte nur noch zu überfliegen, in denen es mehr um Lokalkolorit und Eingewöhnung ging als um die Ermittlungen. Neugierig auf die Auflösung war ich aber schon noch.


    Insgesamt ist das wohl einfach nicht mein Genre.

    Ich bleibe bei meinen bevorzugten Krimis, die gerne in fremden Ländern angesiedelt sein können, aber dann von einheimischen Autorinnen und Autoren geschrieben worden sind.

  • Wie hat euch denn die Verfilmung gefallen? Ausnahmsweise - bin ich von der ARD gar nicht gewohnt - hat sie mir sehr gut gefallen, die Charaktere waren absolut passend besetzt. Es war auch sehr nah am Buch, selbst Dialoge waren 1:1 wiedergegeben. War nicht so düster und finster, wie die Öffentlich-Rechtliche das gerne in letzter Zeit machen, es gab auch ein paar lustige Momente. die Charaktere waren sympathisch - und haben sich genau wie im Buch angenähert.


    Ich wünsche mir noch mehr Verfilmungen von Lost - wäre total gespannt auf das Buch, in dem seine Kollegen aus Hamburg kommen :)