Vielleicht ist aber auch das Buch einfach nicht besonders gut.
'Lange hatte ich Angst in der Nacht' - Seiten 084 - 153
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Genau das hat mich auch gestört: Normalerweise dienen zwei Erzählperspektiven (auch wenn sie natürlich beide vom Autor / der Autorin stammen ) dazu, Dinge aus verschiedenen Richtungen zu beleuchten, sodass die LeserInnen sich aus diesen Bruchstücken dann selbst ein Bild zusammenpuzzeln. Hier haben wir nur Suzannes Perspektive - einmal auf sich selbst, einmal auf Arsène - , und die unterschiedlichen Erzählweisen täuschen die unterschiedlichen Perspektiven nur vor. Oder vielleicht will die Autorin auch gar nichts vortäuschen, sondern für sie ist klar, dass den LeserInnen klar ist, dass hier einzig und allein Suzanne den Scheinwerfer in der Hand hält und abwechselnd auf sich selbst und auf Arsène richtet.
Vielleicht ist es doch ein Leserundenbuch .
Was Buchdoktor angesprochen hat, hast du hier für mich sehr griffig zusammengefasst.
Bisher war mir das nicht so deutlich vor Augen gestanden, aber genau so ist es. Ich hatte beim Lesen die ganze Zeit das Gefühl sie fülllt Arsènes Erzählungen mit ihren eigenen Emotionen und spricht in ihrer eigenen Sprache.
Das mit den Scheinwerfern gefällt mir, eine sehr anschauliche Formulierung, die es sehr gut trifft .
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Leserundenbücher sind ja häufig schwierige Lebewesen, die einem nicht gleich voller Begeisterung in die Arme springen, sondern durch die Leserunden erst angeschubst werden sollen. Hier fand ich auffällig, dass die Dozentin keine Pädagogin ist und offensichtlich keine Erfahrung mit Jugendlichen hat. So einfach ist es mit Quereinsteigern oder Ehrenamtlichen dann doch nicht ...
Man könnte sich auch fragen, ob Kreatives Schreiben wirklich so sein soll und ob Jugendliche nicht besser selbst zu ihren Aha-Erlebnisse finden sollten.
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Das mit den Scheinwerfern gefällt mir, eine sehr anschauliche Formulierung, die es sehr gut trifft .
Da kam bei mir jetzt die Theaterfrau durch.
Das mit den Emotionen von Suzanne, die sie auf Arsène projiziert, hatte aber jemand anders vorher geschrieben - und an der Stelle war bei mir dann der Groschen gefallen, was mich stört.
Ich will das Buch jetzt aber nicht nur madig machen. Bin manchmal auch ein überkritischer Mensch. Und bei aller Kritik will ich trotzdem noch einmal betonen, dass mir die Schilderung von Arsènes Schicksal sehr nahegegangen ist und ich dieses Bild vom Jungen im Koffer wohl so schnell nicht wieder aus meinem Kopf bekommen werde...
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Hier fand ich auffällig, dass die Dozentin keine Pädagogin ist und offensichtlich keine Erfahrung mit Jugendlichen hat.
Dann erwähne ich jetzt doch noch etwas, das ich auch seltsam fand, nämlich den wiederholten Körperkontakt von Suzanne in Richtung Arsène, den dieser offenbar wohlwollend duldet: Sie legt ihre Hand auf seine, streicht ihm übers Haar... Da habe ich innerlich nur gebrüllt: Nie im Leben! Der Junge ist sechzehn!!!
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Ich habe das Buch ja so ziemlich in einem Rutsch gelesen und war im ersten Moment sehr überzeugt, vor allem natürlich, weil mich Arsenes Geschichte so berührt hat.
Aber eure Kritikpunkte kann ich im Nachhinein gut verstehen.
Also bei mir hat die LR dem Buch nicht gut getan.
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Oh weh...
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Um ein wenig die Gegenpartei zu ergreifen:
Mir ist irgendwie gar nicht aufgefallen, dass Suzanne sich zweimal von ihrer alten Wohnung aus ihrer Kindheit verabschiedet hat. Aber ich verstehe nicht, warum es so schlecht ist, wenn es zweimal im Buch steht. Suzanne hat, meiner Meinung nach, sich einfach noch einmal verabschieden müssen. Es war ihr dann wohl ein Bedürfnis; wenn es kein Fehler war.
Ich kann hier nicht mehr schreiben. Das Buch ist ausgelesen und eine Rezi habe ich auch schon erfasst. Mit dem Buch habe ich erst einmal abgeschlossen.
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Mich hat das irgendwie verwirrt, dass sie sich erst endgültig von der Wohnung verabschiedet hat und dann wieder. Aber vielleicht war das auch ein Übersetzungsfehler?
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Das mit dem Abschied von der Wohnung hat mich nicht irritiert. Nach dem erste Mal hat sie nicht vor, die alte Dame nochmal zu besuchen, als dann die Wohnung aber wieder leer steht, muss sie noch einmal rein um dieses Mal endgültig Abschied zu nehmen, war für mich nachvollziehbar.
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aber auf den 160 Seiten gäbe es doch bestimmt noch etwas Interessanteres zu berichten als diese Wiederholung?
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Vielleicht ist aber auch das Buch einfach nicht besonders gut.
Das könnte tatsächlich sein. Insgesamt hat es mir nicht besonders gefallen. Holpriger Stil, aus einseitiger Sicht erzählt, ein paar merkwürdige Ungereimtheiten und die so offensichtliche Intention dem Leser Betroffenheit einzuhämmern - Ich habe es noch etwas sacken lassen, aber ich komme zu keinem anderen Fazit. Die LR hat es nochmal deutlich herausgearbeitet. Auch wenn ich nicht so viel geschrieben habe (heftiger Umzugsstress auf der Arbeit), so habe ich eure Beiträge doch gern gelesen und es hat mal wieder Spaß gemacht, gemeinsam mit euch zu lesen.
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Mich würde mal interessieren, wie ein(e)14 bis 16jährige(r) das Buch findet.
Mir hat das Buch gefallen. Arsenes Geschichte berührt auf jeden Fall mehr, als Suzannes, obwohl ich ihr das bis jetzt nicht überwundene Trauma des verschwundenen und dann von der Mutter totgeschwiegenen Vaters abnehme. Etwas, das sie nie ganz verarbeitet hat, aber mit dem sie, nachdem sie Arsenes Geschichte gehört hat, endlich abschließen konnte.
Suzanne und Arsenes Geschichte kann man nicht vergleichen, das ist, wie wenn man Zahnschmerzen mit einem Hirntumor vergleicht. Allerdings wollte die Autorin wohl gar nicht vergleichen, sondern damit etwas anderes sagen, was aber nicht so gut rüberkommt. -
Ich habe auch erstaunlich lange für dieses kurze Buch gebraucht.
Insgesamt bin ich schon ziemlich gut damit zurecht gekommen.
Der Perspektivwechsel ( auch in der Sprache ) hat mir wirklich gefallen.
Die in meinen Augen recht distanzierte Erzählweise hat dem Buch gut getan, finde ich.
Wichtig war die Bedeutung des Koffers - diese ist auch gut vermittelt worden.
Zu den beiden Geschichten kann sich jeder selbst weiterführende Gedanken machen.
Die Länge bzw. Kürze des Buches fand ich passend.
Es handelt sich hier um keinen ausschweifenden Roman - hier muss die Geschichte auf kleinem Raum wirken.