'Die Farben des Himmels' - Seiten 057 - 144

  • Ich bin begeistert von dem Buch.
    Christina Baker Kline beschönigt nichts. Sie lässt "ihre Christina" das Landleben genauso beschreiben wie es ist: hart, ungerecht (vor allem gegenüber Frauen/Mädchen) und geprägt von der anfallenden Arbeit.

    Nichts liest man, wie in so vielen anderen Romanen, durch die rosarote Brille, nichts wird romantisiert. Das gefällt mir sehr gut.


    Als Christina ihre Schule abbrechen musste, habe ich ein paar Tränchen vergossen. Hier beschreibt sie klar und schnörkellos die Ungerechtigkeit, die unter diesen Umständen aber nicht abzuwenden war. Dasselbe gilt für Christinas hartes Arbeitspensum den sie danach täglich bewältigen muss.

    Die Mutter wird hier als nach außen hin hart dargestellt. Aber ich empfinde sie gar nicht so. Sie steckt in der gleichen Tretmühle wie ihre Tochter. Aber sie sieht trotzdem Christinas wahres Wesen. Dass beide Eltern ihr dieses kleine, große Glück gönnen, finde ich so schön.
    Ich bin mir aber sicher, dass Waltons Familie etwas dagegeben haben wird und das mit Walton nicht gut ausgeht (das steht ja leider auch schon auf dem Klappentext). Das finde ich sehr traurig, trägt aber dazu bei, dass man die leise Melancholie, die über allem, was Christina erzählt, sehr gut mitbekommt. Allerdings glaube ich nicht, dass sie mit ihrem Leben hadert. Sie hat sich damit abgefunden und arrangiert. Wie ihr das gelingt, darauf bin ich sehr gespannt.

    Ich finde ihr Verhältnis zu Betsy und Andy Wyett sehr schön. Mal sehen, wann er erkennt, dass er nicht Arzt werden kann, weil er bereits ein Künstler ist.

  • Das ist ein ganz wunderbares Buch, ich genieße jede Zeile und möchte das Buch gleichzeitig verschlingen und gaaaaaaaaanz langsam auf mich wirken lassen, damit der Genuss noch möglichst lange andauert. :-) Diese langsame und detaillierte, aber niemals langweilige Erzählweise ist einfach wunderbar. Zwar gibt es auch hier zwei Zeitebenen (ich habe momentan ein bisschen zuviel von Romanen mit mehreren Handlungssträngen abbekommen), aber wir bleiben ja im gleichen Setting und erleben die nicht mehr junge Christina, wie sie da in ihrem Haus sitzt, und das Kind / junge Mädchen, dem nicht nur durch die Krankheit Möglichkeiten genommen wurden, sich anders zu entfalten, sondern vor allem durch die eigenen Eltern, die sie nicht mehr zur Schule gehen lassen wollen. Was könnte ich solche Leute schütteln, die meinen, ihr eigener Bildungshorizont (wie auch immer der aussehen möge) sei auch der einzig richtige für ihr Kind. :bonk



    :lesend :lesend :lesend

  • Ich bin jetzt auch ganz mit dem Abschnitt fertig und habe deinen Kommentar gelesen, Saiya . Bin ebenfalls gespannt, wie es mit Walton weitergeht und woran die beiden schließlich scheitern. Ja, das Thema Klappentexte... :schlaeger Ich hätte hier auch viel lieber mit Christina gefiebert, gehofft und die Welt in rosa Herzchen getaucht, aber letztendlich ist ja schon durch die Zeitsprünge klar, dass Christina zumindest kein dauerhaftes Glück mit Walton beschieden ist, da sie ja mit Ende 40 nur noch mit ihrem Bruder zusammenlebt.


    Auch am Ende des Abschnitts bin ich noch wütend auf Christinas Eltern, die ihrer Tochter offene Türen vor der Nase zuknallen, nur damit sie in der Lebenssphäre der Eltern verbleibt. Wie klein und eng die denken, schrecklich! :-( Und wie zeitlos das ist... :-( Irgendwie hat da auch das Wesen der Großmutter eine Generation übersprungen, oder es soll halt das berühmte Pendel dargestellt werden...


    Morgen geht's weiter... :lesend

  • Dass Christina die Schule abbrechen muss, hat mir auch sehr leid getan. Ich habe es aber so empfunden, dass die Eltern sich diese Entscheidung nicht leicht gemacht haben, aber vermutlich wurde sie wirklich dringend als Arbeitskraft auf der Farm gebraucht. Auf der anderen Seite frage ich mich aber auch, ob Christina mit ihren körperlichen Gebrechen als Lehrerin wirklich von ihren Schülern akzeptiert worden wäre... :gruebel Trotzdem ist es sehr schade, wenn einem so wachen, hungrigen Geist der Zugang zu Bildung verwehrt bleibt.


    Die Schilderung des Alltags hat mich auch sehr beeindruckt - was waren das für Lebensbedingungen damals, v.a. im Winter! Das Christina das alles so klaglos meistert, beeindruckt mich zutiefst, zumal es mit ihrem Handicap ja noch viel anstrengender und schmerzhafter gewesen sein muss.


    Tja, die Beziehung zu Walton... Auch ohne Klappentext ist es eigentlich naheliegend, dass die Aussichten auf Erfolg da eher gering sind. Walton würde ja sicher nicht auf die Farm ziehen und Christina in der Stadt??? Ich weiß nicht, ob sie da wirklich glücklich werden würde, auch wenn sie dort den ganzen Tag lesen und kulturelle Einrichtungen/Veranstaltungen besuchen könnte. Mal ganz abgesehen davon, dass sie sicher nicht das ist, was sich Waltons Eltern als geeignete Schwiegertochter vorstellen.


    Die Beziehung zu Andy und Betsy finde ich auch herzerwärmend. Mit Andy verbindet Christina ja ein tieferes Verständnis, da beider Kindheit von Schmerzen und Ausgrenzung geprägt war. Er scheint ja auf der Farm für die Sommermonate eine Art zweites Zuhause zu finden und Christina tut seine Anwesenheit auch gut. Interessant finde ich übrigens auch die Ausführungen über Andys Malerei!


    LG, Bella

  • Die Monotonie des Alltags kann man gut nachvollziehen. Tag für Tag die gleichen Handgriffe , unterbrochen durch Sommergäste, die Abwechslung bringen. Für Christina umso schwieriger diese zu bewältigen. Wobei ich mich frage, wird die Wäsche nicht nochmal schmutzig, wenn sie auf der Erde liegt. Die Mutter kennt kein Pardon.

    Schade ist es, dass sie ihre Schulausbildung beenden muß. Zu dieser Zeit ein ganz normaler Vorgang. Wenn es noch eine Schwester gäbe, dann hätte man die Arbeit besser verteilen können. Der Vater hat ja immer neue Ideen um den Ertrag zu erhöhen. Sieben Personen zu versorgen ist nicht leicht und auch heute wird es solche Situationen geben.

    Ob es mit Walton etwas wird, wage ich zu bezweifeln. Zu verschieden ihre Herkunft.


    Die Mutter entwickelt nach der Geburt eine Depression. Das ist das vierte Buch innerhalb kurzer Zeit,das ich lese, indem eine Depression vorkommt. Die Idee mit der blauen Farbe, um die Mutter aufzumuntern, war nicht schlecht.


    Andy wird Dauergast im Olsonhaus und Christina geniesst die Abwechslung. Es passiert ja sonst nichts.

  • Wobei ich mich frage, wird die Wäsche nicht nochmal schmutzig, wenn sie auf der Erde liegt.

    Ich bin davon ausgegangen, dass unter der Wäscheleine Gras ist. Früher hat man die weiße Wäsche ja auch auf die Wiese in die Sonne gelegt, um sie zu bleichen. An der Stelle habe ich mich eher gefragt, ob so eine Leine voll nasser Wäschestücke nicht tierisch schwer ist, wenn man sie über Kopf heben und dann auch noch festbinden muss! :gruebel


    LG, Bella

  • Ich bin davon ausgegangen, dass unter der Wäscheleine Gras ist. Früher hat man die weiße Wäsche ja auch auf die Wiese in die Sonne gelegt, um sie zu bleichen. An der Stelle habe ich mich eher gefragt, ob so eine Leine voll nasser Wäschestücke nicht tierisch schwer ist, wenn man sie über Kopf heben und dann auch noch festbinden muss! :gruebel


    LG, Bella

    Wenn da Gras gestanden hätte und nicht Erde wäre es für mich logisch gewesen.

    Obwohl die Kleidungsstücke sowieso dunkel waren.

    Den Gedanken hatte ich auch mit den nassen Wäschestücken ob es nicht zu schwer ist.

  • Christina zu zwingen, die Schule abzubrechen fand ich jetzt zwar passend zur damaligen Zeit. Mädchen wurden halt im Haushalt gebraucht und trotz ihres verdrehten Fußes ist sie ja im Haus auch gut beschäftigt. Aber es passte für mich nicht so zur Nachgiebigkeit als es um die Untersuchung ging. Da scheint der Vater ja nicht gegen ihre Entschlossenheit anzukommen.


    Die Verlobung und eine eventuelle Ehe mit Walton hätte aber bestimmt verhindert, dass Christina für Andy Modell sitzt. Oder er hätte das Ehepaar malen müssen, weil sie doch sicher nicht stundenlang mit einem Mann allein hätte sein dürfen.

  • Christina zu zwingen, die Schule abzubrechen fand ich jetzt zwar passend zur damaligen Zeit. Mädchen wurden halt im Haushalt gebraucht und trotz ihres verdrehten Fußes ist sie ja im Haus auch gut beschäftigt. Aber es passte für mich nicht so zur Nachgiebigkeit als es um die Untersuchung ging. Da scheint der Vater ja nicht gegen ihre Entschlossenheit anzukommen.

    Gegen den Abbruch der Schule hat sie sich aber anders gewehrt als gegen die Untersuchung beim Arzt. Hier wäre wohl körperliche Gewalt nötig gewesen. Außerdem kann sie ihre Arbeit ja trotzdem erledigen, was sie eben nicht kann, wenn sie weiter die Schule besucht. Abgesehen davon fand diese Diskussion auf der Farm und nicht in der Öffentlichkeit statt, wo er ja jedes Aufsehen zu vermeiden sucht. Ich denke ja, dass der Vater sehr auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist. Christina hat er ja nun so oder so an sein Haus und ihre Arbeit verbunden.

  • Ich bin davon ausgegangen, dass unter der Wäscheleine Gras ist. Früher hat man die weiße Wäsche ja auch auf die Wiese in die Sonne gelegt, um sie zu bleichen. An der Stelle habe ich mich eher gefragt, ob so eine Leine voll nasser Wäschestücke nicht tierisch schwer ist, wenn man sie über Kopf heben und dann auch noch festbinden muss! :gruebel


    LG, Bella

    Ich denke, dass Christina keine andere Möglichkeit hatte, die Wäsche aufzuhängen. Sie war sicher nicht in der Lage, sich ständig zu bücken, die Arme nach oben zu strecken usw. Wahrscheinlich hat ihr sonst einer ihrer Brüder die Wäscheleine nach dem Aufhängen hochgehoben und befestigt.

  • Ich bin begeistert von dem Buch.
    Christina Baker Kline beschönigt nichts. Sie lässt "ihre Christina" das Landleben genauso beschreiben wie es ist: hart, ungerecht (vor allem gegenüber Frauen/Mädchen) und geprägt von der anfallenden Arbeit.

    Nichts liest man, wie in so vielen anderen Romanen, durch die rosarote Brille, nichts wird romantisiert. Das gefällt mir sehr gut.


    Als Christina ihre Schule abbrechen musste, habe ich ein paar Tränchen vergossen. Hier beschreibt sie klar und schnörkellos die Ungerechtigkeit, die unter diesen Umständen aber nicht abzuwenden war. Dasselbe gilt für Christinas hartes Arbeitspensum den sie danach täglich bewältigen muss.

    Die Mutter wird hier als nach außen hin hart dargestellt. Aber ich empfinde sie gar nicht so. Sie steckt in der gleichen Tretmühle wie ihre Tochter. Aber sie sieht trotzdem Christinas wahres Wesen. Dass beide Eltern ihr dieses kleine, große Glück gönnen, finde ich so schön.
    Ich bin mir aber sicher, dass Waltons Familie etwas dagegeben haben wird und das mit Walton nicht gut ausgeht (das steht ja leider auch schon auf dem Klappentext). Das finde ich sehr traurig, trägt aber dazu bei, dass man die leise Melancholie, die über allem, was Christina erzählt, sehr gut mitbekommt. Allerdings glaube ich nicht, dass sie mit ihrem Leben hadert. Sie hat sich damit abgefunden und arrangiert. Wie ihr das gelingt, darauf bin ich sehr gespannt.

    Ich finde ihr Verhältnis zu Betsy und Andy Wyett sehr schön. Mal sehen, wann er erkennt, dass er nicht Arzt werden kann, weil er bereits ein Künstler ist.

    Deinen Beitrag kann ich genau so unterschreiben Saiya .

    Die übrigen Kommentare ebenfalls, aber ich kann ja nicht alle zitieren :grin.


    Auch ich finde das Buch ganz wunderbar.

    Al und Kristina leben in diesem Haus wie aus der Zeit gefallen, umgeben von alten, sich langsam auflösenden Dingen, die in der Vergangenheit Bedeutung hatten. Andy und Betsy bringen ein bisschen frischen Wind und Leben in ihre eingefahrenen Strukturen. Inzwischen bin ich ebenso gespannt wie Andy, wie es Kristina und Al ergangen ist und wie es dazu kam, dass die Beiden leben wie ein altes Ehepaar. Wovon leben sie eigentlich? Immer noch von den Erträgen der Farm?


    Hatte Kristinas Mutter nach der Geburt von Fred Depressionen? Zu dieser Zeit wurde Kristina ganz besonders gebraucht und vielleicht war es mit ein Grund, warum die Eltern ihr den weiteren Schulbesuch verweigert haben. Das war wirklich bitter für sie, sie wäre ganz sicher eine prima Lehrerin geworden. Sie ist eine so kluge junge Frau.


    Es freut mich, dass sie dieses Glück erfährt, das sie mit Walton erlebt. Auch wenn es nicht zu einem gemeinsamen Leben kommt, wie man dem Klappentext entnehmen konnte. Aber die glücklichen Tage und Empfindungen kann ihr keiner mehr nehmen.

    Die tiefgründigen Gedichte von Emily Dickinson passen zu Kristina.

  • Wenn ich ganz ehrlich bin, finde ich das Buch leider meist langatmig und auch irgendwie langweilig, so richtig flasht es mich noch nicht. Es passiert einfach nichts. Die Abschnitte von damals sind noch ok, die Zeit von Christina mit Al nur noch in dem Haus lebt und Betsy und Andy immer kommen, sind für mich bisher eintönig.


    Werde trotzdem weiterlesen, die Geschichte mit Walton könnte noch interessant werden

  • Was mir im Nachhienein noch aufgefallen ist. Habt ihr auch den Eindruck, das Christina alles auf der farm machen muss, nachdem sie die Schule verlassen hat ? Man bekommt total das Gefühl, das die Mutter eigentlich nichts macht, es wird immer nur gesagt was Christina alles zu tun hat... Ich finde das irgendwie unfair:pueh

  • dieUnkaputtbare Ich denke, der Eindruck trügt nicht, der Großteil der Hausarbeit bleibt an Christina hängen, darum durfte sie ja auch nicht weiter zur Schule gehen. Die Brüder gehen ja noch in die Schule, die Großmutter wird auch älter und gebrechlicher und bei der Mutter habe ich den Eindruck, dass sie nie über die postnatale Depression nach der letzten Entbindung hinwegkommen ist - dementsprechend ist sie vermutlich auch nicht wirklich belastbar. Nach fair und unfair wurde damals nicht gefragt...


    Bisschen offtopic: Ich finde es total interessant, dass du dieses Buch langatmig findest, "Ohne ein einziges Wort" dagegen gar nicht - mir geht es genau andersrum!


    LG, Bella

  • Auf einer solchen Farm gibt es auch einfach unglaublich viel Arbeit und alle sind eingespannt. Jeder hat seine Aufgaben, auch die Jungs.

    Ich hatte schon den Eindruck, dass die Mutter langsam wieder auf die Füße kommt, aber für diese große Familie zu sorgen schafft sie nicht allein und die Großmutter kann immer weniger helfen, insofern bleibt viel an Christina hängen. Und sie kämpft sich durch, obwohl ihr viele Dinge schwer fallen und sie jede Menge kleinere und größere Verletzungen davonträgt.

  • Wenn ich ganz ehrlich bin, finde ich das Buch leider meist langatmig und auch irgendwie langweilig, so richtig flasht es mich noch nicht. Es passiert einfach nichts. Die Abschnitte von damals sind noch ok, die Zeit von Christina mit Al nur noch in dem Haus lebt und Betsy und Andy immer kommen, sind für mich bisher eintönig.

    So ähnlich geht es mir gerade auch. Die Geschichte finde ich eher langatmig, ich werde hauptsächlich durch die angenehme und schöne Sprache gefesselt.


    Christinas Kindheit und Jugend finde ich bisher auch interessanter als die Begegnung mit Andy.

  • Gegen den Abbruch der Schule hat sie sich aber anders gewehrt als gegen die Untersuchung beim Arzt. Hier wäre wohl körperliche Gewalt nötig gewesen. Außerdem kann sie ihre Arbeit ja trotzdem erledigen, was sie eben nicht kann, wenn sie weiter die Schule besucht. Abgesehen davon fand diese Diskussion auf der Farm und nicht in der Öffentlichkeit statt, wo er ja jedes Aufsehen zu vermeiden sucht. Ich denke ja, dass der Vater sehr auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist. Christina hat er ja nun so oder so an sein Haus und ihre Arbeit verbunden.

    Ich denke, zu dieser Zeit war ein längerer Schulbesuch für die meisten Kinder aus "einfachen" Verhältnissen eine Art Luxus. Bildung hatte damals einfach einen anderen Stellenwert als heute, Grundkenntnisse reichten aus.

    Und die Arbeitskraft aller Familienmitglieder wurde einfach benötigt um zu überleben.

    Ich glaube nicht, das der Vater hierbei auf seinen Vorteil bedacht war.