'Jahre aus Seide' - Seiten 001 - 080

  • Die ersten Seiten lesen sich wirklich weg wie nichts. Ruths Familie gefällt mir richtig gut. Mit Großmutter Emilie werde ich zwar nicht warm, obwohl meine Oma auch so hieß, war sie doch ganz anders, aber vielleicht liegt es wirklich an ihrem Geschäftsleben.

    Merlander ist ein komischer Kauz, etwas abwesend, finde ich, also gedanklich. Ich hoffe ja nicht, dass sich der neue Chauffeur später als "Verräter" herausstellt. Wobei ich eher denke, dass seine Frau, mit ihrem Nähtalent noch eine größere Rolle spielen könnte.

    "Leute die Bücher lesen, sind einfach unberechenbar." Spruch aus "Wilsberg "
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  • Ich bin auch wieder gut reingekommen. Die Familie Meyer gefällt mir. Ruth mit Ihren klugen Fragen. Martha, die alles besser machen möchte als ihre Mutter und Karl, der seine Familie liebt und alles für sie tut. Marthas Mutter Emilie wirkt sehr kalt, vielleicht kann sie ja tatsächlich nicht zeigen, wie sehr sie Martha liebt. Dafür sind Marthas Schwiegereltern toll und lieben Martha wie ihre eigene Tochter.


    Nach dem Buch von Tom Seidmann-Freud musste ich direkt mal googlen und habe dazu einen interessanten Artikel beim Tagesspiegel gefunden.

  • Knoermel  :wave Vielen Dank für den Link zu der Kinderbuch-Illustratorin. Das ist sehr interessant.


    Das Buch liest sich gut an. Ein wenig verwirren mich die unzeitgemäßen Unterhaltungen in der Familie. Ich weiß nicht, wie realistisch es ist, in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts über die psychologischen Auswirkungen der Kinder zu reden, wenn Elternteile arbeiten müssen. :gruebel

    Dass der Schwiegersohn seine Schwiegermutter mit dem Vornamen anredet, obwohl sie sich nicht so toll verstehen, wundert mich auch.


    Dann habe ich mich über die 5-Tage-Woche in dieser Zeit gewundert, die sich nicht nur der Selbständige sondern auch das Kindermädchen leisten können.

    Und dass sich ein Schuhvertreter nicht nur ein Mietshaus mit drei Parteien sondern bald darauf auch noch ein eigenes Haus mit Garten in einer besseren Gegend leisten kann. Hat er für das Mietshaus nicht schon einen Kredit aufnehmen müssen?

    (aber ich bin noch nicht fertig mit diesem Abschnitt)


    Auf Seite 48 ist von einem Nachtlicht im Kinderzimmer die Rede. Gab es dergleichen damals schon? :gruebel

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Siegfried Lenz: Der Verlust

  • Das Buch liest sich gut an. Ein wenig verwirren mich die unzeitgemäßen Unterhaltungen in der Familie. Ich weiß nicht, wie realistisch es ist, in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts über die psychologischen Auswirkungen der Kinder zu reden, wenn Elternteile arbeiten müssen. :gruebel

    Ging es da nicht darum, wie Martha sich gefühlt hat, als ihre Mutter ständig weg war und sie das ihren eigenen Kindern nicht zumuten will?


    Das mit der Schwiegermutter ist in der Tat ungewöhnlich. Sogar noch später hat man die Schwiemu eher nicht mit Vornamen angeredet.

  • Normalerweise war es natürlich eine 6 Tage Woche - aber die Meyers haben den Sabatt gefeiert (nicht wirklich streng) und Leni ihren Sonntag gegönnt. War eben so.
    Karl Meyer hatten den entscheidenen Vorteil ein Auto zu haben - so konnte er mehrere Musterkoffer mitnehmen und war nicht auf die Bahn angewiesen. Er war sehr geschäftstüchtig. Und das Mietshaus brachte ja auch Einnahmen.

    Es war sicherlich kein elektrisches Nachtlicht, dassich drehte oder so, sondern eine heruntergedimmte Petroleumlampe.

  • :gruebel Okay, aber trotz großer Geschäftstüchtigkeit finde ich die Meyers ungewöhnlich reich - außer sie kommen beide aus besonders begüterten Familien und haben einiges an Reichtum geerbt, um sich einen solchen Lebensstil leisten zu können. Das hätte vielleicht anfangs mal erwähnt werden können. Schließlich soll das Ganze in den wirtschaftlich schwierigen 20er Jahren spielen.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Siegfried Lenz: Der Verlust

  • :gruebel Okay, aber trotz großer Geschäftstüchtigkeit finde ich die Meyers ungewöhnlich reich - außer sie kommen beide aus besonders begüterten Familien und haben einiges an Reichtum geerbt, um sich einen solchen Lebensstil leisten zu können. Das hätte vielleicht anfangs mal erwähnt werden können. Schließlich soll das Ganze in den wirtschaftlich schwierigen 20er Jahren spielen.

    Sie haben weder geerbt, noch sind sie außerordentlich reich - das ist die gehobene Mittelschicht damals. Reich war Merländer - das waren ganz andere Dimensionen.

  • Ich bin gut in die Geschichte reingekommen. Wir lernen die junge Familie kennen. Martha kümmert sich wirklich sehr um ihre Familie.


    Ich kann gut verstehen, daß Martha sich wünscht, daß ihr Mann nicht immer unterwegs sondern mehr Zuhause ist. Als meine Tochter klein war, war mein Ex-Mann auch viel auf Montage, aber man gewöhnt sich daran.


    Es ist schön zu sehen, daß die Familie durch das neue Haus in eine sichere Gegend zieht. Ruth lernt dort Rosi kennen.


    Ich bin gespannt, wann wir den Unternehmer Merländer kennenlernen.

    Die Diskussion bei der Hauseinweihung über die politischen Verhältnisse haben mich dann doch sehr an die jetzigen Verhältnisse erinnert. Das darf nicht wieder geschehen, dass man Menschen wegen ihrer Andersartigkeit verjagt und ermordet.

    Ich glaube, da hat schon jemand weitergelesen. Die Hauseinweihung gehörte nicht zum ersten Leseabschnitt!

  • Ich bin wunderbar ins Buch gestartet, es ist komischerweise alles sofort so vertraut, als würde man die Familie schon kennen. Oft ist es ja so,das die Eltern der Hauptfiguren sehr streng sind, hier ist es mal anders. Ich mochte Martha und Karl sofort, sie sind so liebevoll im Umgang mit Ruth und Ilse. Die Grossmutter Emilie dagegen hab ich jetzt schon gefressen, scheint eine ziemlich hochnäsige Person zu sein. Die Eltern von Karl finde ich bisher ganz nett. Mir gefällt hier auch sehr gut, wie die jüdischen Traditionen beschrieben werden, das gehört eben auch in diese Zeit und zu unserer Geschichte.


    Achja, ich gestehe ich habe ein wenig gegrummelt das es mit Freddy nicht weiterging, Ulrike hat mir versprochen das ich Ruth lieben werde...ich war skeptisch, umso beeindruckter bin ich jetzt, das sie es tatsächlich geschafft hat, nach nur 80 Seiten bin ich mitten drin und liebe Ruth tatsächlich<3

  • Ach, ein schöner Einstieg ins Buch! Der Stil und die ganze Familienidylle gefällt mir sehr gut. Bisher ist noch alles rosig, wobei ich mir vorstellen kann, dass sich das auch noch schnell ändern wird. Aber für den Einstieg finde ich das immer sehr schön. :)


    Irgendwie hätte ich das Buch örtlich irgendwo anders eingeordnet, umso mehr habe ich mich über eine bekannte Gegend gefreut. Ich habe zwei Jahre in Moers gewohnt und war beruflich öfter in Krefeld, so dass ich mit all den Ortsnamen etwas anfangen kann und Bilder dazu im Kopf habe. Sowas freut mich immer sehr.


    Die Meyers scheinen ein großes Problem mit ihrem Personal zu haben. Ständig sind sie auf der Suche nach neuen Leuten. Sind sie so anspruchsvoll oder ist ihre Religion wirklich ein so großes Problem? Na ja, gerade scheint ja zumindest alles gut zu sein. Hoffen wir, dass Köchin und Chaffeur noch eine Weile bleiben können, zumindest Herr Aretz ist mehr als nur eine große Hilfe als Chaffeur, sondern macht sich auch darüber hinaus noch unentbehrlich.


    Der Tagebucheintrag am Anfang - ist der überliefert, Ulrike Renk ? Es hatte den Anschein. Und falls ja, wie bist du darauf aufmerksam geworden? Hast du dann mehr zu Ruth und ihrer Familie recherchiert und das Buch ist das Ergebnis oder hast du dir eine Geschichte dazu ausgedacht?

  • Marthas Mutter Emilie wirkt sehr kalt, vielleicht kann sie ja tatsächlich nicht zeigen, wie sehr sie Martha liebt. Dafür sind Marthas Schwiegereltern toll und lieben Martha wie ihre eigene Tochter.

    Diese Umkehrung fand ich klasse. Normalerweise wird eher über die Schwiegereltern gehetzt und es ist kein Auskommen mit denen, während die eigene Mutter klasse ist. Das hier umgekehrt zu haben, gefällt mir gut. Dabei ist Emilie gar keine so verkehrte Person, wie ich finde. Sie ist alt und hat ihre Meinung, die wird sie nicht mehr ändern. Aber für ihre Geschäftstüchtigkeit in der damaligen Zeit muss ich sie wirklich auch bewundern.

  • Der Tagebucheintrag am Anfang - ist der überliefert, Ulrike Renk ? Es hatte den Anschein. Und falls ja, wie bist du darauf aufmerksam geworden? Hast du dann mehr zu Ruth und ihrer Familie recherchiert und das Buch ist das Ergebnis oder hast du dir eine Geschichte dazu ausgedacht?

    Es ist ein Auszug aus Ruth Meyers Tagebuch, dass mir die überlebenden Nachfahren der Familie überlassen haben. Die Geschichte ist wahr und beruht auf diesem Tagebuch und anderen Material. Im Nachwort erkläre ich das wie immer ausführlich.

  • Ich bin sehr gut in das Buch gekommen - kein fremdeln, sich einfühlen oder rätseln, nein - gleich wohlfühlen.

    Das schöne neue Haus, das Mehrfamilienhaus - wir ahnen, wie lange sie dies bewohnen dürfen und wann sie ihre Werte verlieren. Die Mutter und der Vater bilden eine tolle Einheit, die Mutter ist gleichberechtigte Ratgeberin. Die Großmutter mütterlicherseits ist eine selbstbewusste, eigenständige, weil eben auch Geschäftsfrau. Das Buch lest sich wirklich gut.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Ich hab gestern schon angefangen und hätte dabei beinahe meinen Friseurtermin verpasst. Bin also gut reingekommen ins Buch :-)


    Mir gefallen die Meyers gut, Martha macht sich ja viele Gedanken was ihre Kinder betrifft und möchte vieles besser machen als ihre Mutter. Die ihr gegenüber ja eher weniger liebevoll ist. Was mir gut gefallen hat war, dass die Schwiegermutter da vermittelt und Martha erklärt, warum die Mutter vielleicht so ist, wie sie ist.


    Karl Meyer muss ja wirklich erfolgreich gewesen sein mit seinen Schuhkollektionen. Und scheinbar war das damals auch ein einträgliches Geschäft. Ich denke der Markt an der Stelle hat sich so grundlegend verändert, dass man das heute nicht mehr nachvollziehen kann.

    Auch würde sich heute kaum einer aus der gut verdienenden Mittelschicht mehr ein Hausmädchen leisten, oder eine Köchin. Ich denke mal, damals gehörte das noch zum guten Ton, das zeigte, was man erreicht hat.


    Ich freue mich, dass den Meyers wenigstens ein bisschen Glück beschert ist, auch wenn es in den auf sie zukommenden Jahren ja wesentlich härter wird. Und manchmal ist es auch gut, dass man nicht weiss, was auf einen zukommt. Wir als Leser wissen ja schon was kommen wird, das macht es manchmal schwer, weil man gerne das Kommende verhindern möchte, damit den liebgewonnenen Personen nichts passiert und ihnen Leiden erspart wird.

  • Mich wundert schon, dass es damals so einen großen Markt für fertige Schuhe gab. Schließlich war es eher üblich sein Schuhe beim Schuster maßanfertigen zu lassen. Und große Kaufhäuser mit Schuhabteilung waren eher selten. :gruebel

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Siegfried Lenz: Der Verlust

  • Mich wundert schon, dass es damals so einen großen Markt für fertige Schuhe gab. Schließlich war es eher üblich sein Schuhe beim Schuster maßanfertigen zu lassen. Und große Kaufhäuser mit Schuhabteilung waren eher selten. :gruebel

    ich glaub Schuster waren in den Zwanzigern schon nicht mehr so verbreitet, Maßschuhe sind ja nochmal teurer. Du hast schon recht, die großen Kaufhäuser waren da ja erst im entstehen, aber Schuhgeschäfte hat es sicher auch damals gegeben. Und die mussten ja schließlich ihre Schuhe irgendwo herkriegen, Internet gab’s ja noch nicht (Gott sei Dank!). Ich denke mal Karl hat genau diesen Zwischenhandel organisiert. Und wenn man da ein gutes Gespür für das hat, was den Leuten gefällt, ist man sicher auch erfolgreich und baut sich nen Kundenstamm auf.

    Alleine in Erlangen hätte man da schon ein gutes Geschäft gemacht, wenn man mal überlegt, wieviele Schuhläden es vor ein paar Jahren noch gab ;-)

    Nachdem ich nur wenig Vorstellungen davon habe, was genau Karl denn nun eigentlich wirklich getan hat und ich weiss, dass Ulrike sich solche Tatsachen ja nicht aus den Fingern saugt, gehe ich einfach mal davon aus, dass das damals einfach noch ein einträglicher Job war. Ich frage mich, ob es diesen Beruf heute eigentlich noch so gibt.