'Der Untertan' - Seiten 102 - 160

  • Ich kopiere das mal vom ersten Abschnitt hier rüber, da meine Ausgabe von den Seitenzahlen abweicht.




    Zitat

    Tante Li schrieb: Diederich war ganz nahe dran, den von Agnes ersehnten Heiratsantrag zu machen. Aber dann konnte er sich nicht dazu überwinden. Was hat ihn gehindert? War es die Angst, sich dem Gefühl unterzuordnen oder dass Agnes Macht über sein Leben gewinnen würde? Er möchte sich aber nur Personen unterordnen, die er selber für höherstehend ansieht. Eine Frau kann das wohl nicht sein:schlaeger

    Warum heult Diederich in seinen Koffer? Ahnt er, dass er sein Lebensglück seinem Stolz geopfert hat?


    Mein Kommentar:

    Selbstmitleid??? Ich glaube nicht, dass er weiß was sein Lebensglück ist, außer zu kriechen.


    Agnes war ihm zu unterwürfig. Bezeichnend ja seine Gedanken, als er das Mädchen im Zug küsst und sie ihm einen Ohrfeige gibt. "So eine könne man getrost heiraten." Er sehnt sich nach Härte, nicht nach Weichheit und Anschmiegsamkeit. Das mit der Jungfräulichkeit war nur ein Vorwand, irgendwas muss er dem Vater ja sagen.

  • Ich kopiere das mal vom ersten Abschnitt hier rüber, da meine Ausgabe von den

    Agnes war ihm zu unterwürfig. Bezeichnend ja seine Gedanken, als er das Mädchen im Zug küsst und sie ihm einen Ohrfeige gibt. "So eine könne man getrost heiraten." Er sehnt sich nach Härte, nicht nach Weichheit und Anschmiegsamkeit. Das mit der Jungfräulichkeit war nur ein Vorwand, irgendwas muss er dem Vater ja sagen.

    :write:write:write:write


    Ubd das das Mädchen geerbt hat ist auch ein Plus. Bei der Firma von Göppel hat er Angst das er da Geld 🤑 verliert.

  • Ich bin in diesem Abschnitt noch nicht sehr weit, aber wie sich der kleine "Diederich" den Fabrikarbeitern als neuer Chef vorstellt, zeugt ja schon von seiner Lust an am machthaberischen Gebaren. Die Arbeiter werden wohl kaum Freude an ihm haben, ich kann mir vorstellen, die hätten ihm am liebsten schon als Kind im Bottich .... ;)


    Er hat ja auch deutlich gemacht, dass neben Zucht und Ordnung auch die politische Linie wichtig ist, da werden sicher einige Köpfe rollen, wenn der "kleine" Diederich bockig ist. Selbst in der Familie fühlt er sich bereits als neues Oberhaupt, da der Vater ja gestorben ist.

  • Ich bin in diesem Abschnitt noch nicht sehr weit, aber wie sich der kleine "Diederich" den Fabrikarbeitern als neuer Chef vorstellt, zeugt ja schon von seiner Lust an am machthaberischen Gebaren. Die Arbeiter werden wohl kaum Freude an ihm haben, ich kann mir vorstellen, die hätten ihm am liebsten schon als Kind im Bottich .... ;)


    Er hat ja auch deutlich gemacht, dass neben Zucht und Ordnung auch die politische Linie wichtig ist, da werden sicher einige Köpfe rollen, wenn der "kleine" Diederich bockig ist. Selbst in der Familie fühlt er sich bereits als neues Oberhaupt, da der Vater ja gestorben ist.

    Ja aber den er kündigen wollte, kann er nicht. Das wird bestimmt noch lustig.


    Bin mal gespannt ob er mit seiner Firma pleite geht, bei den Plänen die er hat.


    Jetzt habe ich nich an die Sprache gewöhnt, und es liest sich besser.

  • Dietrich jat sich in der Firma vorgestellt, und natürlich mit richtigen Tamtam. Die Firma ist ja ziemlich verlottert😉😏

    Wie gut, dass Diederich zur Stelle ist, um mit harter Hand das Schiff wieder auf Kurs zu bringen. ;)


    Selbstmitleid??? Ich glaube nicht, dass er weiß was sein Lebensglück ist, außer zu kriechen.

    Kriechen scheint sein einziges Lebensglück zu sein.


    Agnes war ihm zu unterwürfig. Bezeichnend ja seine Gedanken, als er das Mädchen im Zug küsst und sie ihm einen Ohrfeige gibt. "So eine könne man getrost heiraten." Er sehnt sich nach Härte, nicht nach Weichheit und Anschmiegsamkeit. Das mit der Jungfräulichkeit war nur ein Vorwand, irgendwas muss er dem Vater ja sagen.

    Ja, das dachte ich mir auch, eine Frau mit Nudelholz ist ihm lieber und anfangs dachte ich mir, er braucht eine Frau, die er herumkommandieren kann, aber klar, er braucht diese Härte auch in der Ehe.

  • Er hat ja auch deutlich gemacht, dass neben Zucht und Ordnung auch die politische Linie wichtig ist, da werden sicher einige Köpfe rollen, wenn der "kleine" Diederich bockig ist. Selbst in der Familie fühlt er sich bereits als neues Oberhaupt, da der Vater ja gestorben ist.

    Und das ist er ja auch, das neue Oberhaupt natürlicher Ordnung. Man stelle sich mal unsere Söhne vor, wenn sie in dem Alter die Familie und den Hausvorstand übernehmen müssten...Da muss ja ein Widerstreit zwischen der riesigen Verantwortung und dem "endlich-Frei-Gefühl" betreffend entstehen. Diederich dürfte das sehr zupass gekommen sein. Ambitionen nach Oben und selbstüberschätzendes Selbstbewusstsein hat er ja genug, ein weiterer Grund, seine inneren Unsicherheiten zu überspielen.

    Zum Glück sind da andere Zeiten angebrochen.

  • Und das ist er ja auch, das neue Oberhaupt natürlicher Ordnung. Man stelle sich mal unsere Söhne vor, wenn sie in dem Alter die Familie und den Hausvorstand übernehmen müssten...Da muss ja ein Widerstreit zwischen der riesigen Verantwortung und dem "endlich-Frei-Gefühl" betreffend entstehen. Diederich dürfte das sehr zupass gekommen sein. Ambitionen nach Oben und selbstüberschätzendes Selbstbewusstsein hat er ja genug, ein weiterer Grund, seine inneren Unsicherheiten zu überspielen.

    Zum Glück sind da andere Zeiten angebrochen.

    Naja manchmal ist das immer noch so. Manche neue Chefs müssen auch das Rad neu erfinden

  • In diesem Abschnitt wird noch deutlicher, wie Mann die damalige Zeit und ihre Bürger auf die Schippe nimmt, manchmal direkt bösartig dann wieder in einer eleganten unnachahmlichen Schreibweise.


    Wie er sich beim Bürgermeister anbiedert aber ebenso beim alten Burk, das Fähnchen hängt er nach dem Wind. MIt diesem Jodassohn werden wir wohl auch noch Freude haben. An ihn wird sich Diederich wohl anhängen und ihm nacheifern, dazu noch dass er in der gleichen Verbindung war.

  • Ja, da hat er seinen Antisemitismus erst einmal bezwungen - so steht Gesinnung doch über Rassezugehörigkeit - bei mir heißt er Jadassohn (ist das wirklich ünterschiedlich?)


    Ich frage mich, was damals eigentlich unter "liberal" verstanden wurde - es kann wohl kaum etwas mit Freigeist oder Demokratie zu tun gehabt haben, weil sich die Herren so vehement dagegen aussprechen. :gruebel

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Franz Kafka: Das Schloss

  • Ja, da hat er seinen Antisemitismus erst einmal bezwungen - so steht Gesinnung doch über Rassezugehörigkeit - bei mir heißt er Jadassohn (ist das wirklich ünterschiedlich?)


    Ich frage mich, was damals eigentlich unter "liberal" verstanden wurde - es kann wohl kaum etwas mit Freigeist oder Demokratie zu tun gehabt haben, weil sich die Herren so vehement dagegen aussprechen. :gruebel

    Bei mir heißt er auch so, hatte das falsch in Erinnerung, wusste nur, dass es nicht Judassohn war.


    Liberal wird von Diederich so angewendet, dass er es großzügig auslegt und sein Mäntelchen in den Wind hängen kann. Je nachdem, wie es ihm zupass kommt. Also, ich bin für alles und gegen alles.

  • Die Erschießung des Arbeiters Karl von dem Posten vor dem Regierungsgebäude passt richtig zu der nationalen Gesinnung, in der Diederich schwelgt und teilt die Stadt gleich in zwei konträre Lager auf. Noch scheint er und seine Gesinnungsgenossen in der Minderzahl - aber fühlt sich berufen das Vaterland und seinen Kaiser zu verteidigen und gleich in der Kneipe ein Telegramm zu ihm zu initiieren. Da hängt er sich in seinem Suff schon arg weit aus dem Fenster.


    Ob man je erfahren wird, was da ursprünglich passiert ist zwischen Karl und dem Posten?

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Franz Kafka: Das Schloss

  • Liberal wird von Diederich so angewendet, dass er es großzügig auslegt und sein Mäntelchen in den Wind hängen kann. Je nachdem, wie es ihm zupass kommt. Also, ich bin für alles und gegen alles.

    Ja, so lege ich es auch. Der Typ Dlederich hätte wohl in den meisten Epochen der vergangenen Jahrzehnte bzw. Jahrhunderte seine Karriere gemacht. Erst Pickelhaube, dann Hakenkreuz, dann überzeugter Sozialist und so weiter. Derartige Karrieren hat es ja gegeben, erst braun, dann rot und dann schwarz oder so.

  • Diederich als neuer Chef der Firma hat gerade ganz unangenehme Assoziationen zu einem meiner ehemaligen Chefs geweckt - impulsgesteuert, cholerisch und während so eines Anfalls jeglichen Sachverstand vergessend.


    An den habe ich seit Jahren keinen Gedanken mehr verschwendet. Aber auch so ein Typus, der einfach nicht ausstirbt. :yikes

  • Diederich als neuer Chef der Firma hat gerade ganz unangenehme Assoziationen zu einem meiner ehemaligen Chefs geweckt - impulsgesteuert, cholerisch und während so eines Anfalls jeglichen Sachverstand vergessend.


    An den habe ich seit Jahren keinen Gedanken mehr verschwendet. Aber auch so ein Typus, der einfach nicht ausstirbt. :yikes

    Mir fiel spontan der Struwwelpeter ein:

    "Der Diederich, der Diederich das ist ein arger Wüterich..." :grin


    Im Original heißt es natürlich "Friederich".

  • Mir fiel spontan der Struwwelpeter ein:

    "Der Diederich, der Diederich das ist ein arger Wüterich..."

    Wie passend. :lache

    Ob man je erfahren wird, was da ursprünglich passiert ist zwischen Karl und dem Posten?

    Hm, bisher glaube ich nicht so recht daran, aber es sind ja auch noch ein paar Seiten. Manchmal hatte ich den Eindruck, der Posten steht kurz davor, zum Volkshelden erklärt zu werden, zumindest von den entsprechenden Personen.

  • Ich finde ja interessant, dass Diederich eigentlich von nichts eine Ahnung hat und trotzdem große Reden schwingt, wenn es um die Politik und die Monarchie geht. Er bezeichnet sich als liberal, eiert aber herum, wenn er erklären soll, was das überhaupt bedeutet. Dass niemandem auffällt, wie doof er eigentlich ist, ist fast schon lustig. Die Hellsten scheinen sie ja alle nicht zu sein, aber Hauptsache rumkrakeelen und Machtansprüche stellen.

  • Ich finde ja interessant, dass Diederich eigentlich von nichts eine Ahnung hat und trotzdem große Reden schwingt, wenn es um die Politik und die Monarchie geht. Er bezeichnet sich als liberal, eiert aber herum, wenn er erklären soll, was das überhaupt bedeutet. Dass niemandem auffällt, wie doof er eigentlich ist, ist fast schon lustig. Die Hellsten scheinen sie ja alle nicht zu sein, aber Hauptsache rumkrakeelen und Machtansprüche stellen.

    Naja... manche Politiker sind immer noch so.


    Ich finde es erstaunlich das er obwohl er jedes Fettnäpfchen anvisiert, was rum steht, unbeschadet vorbei kommt. Und dabei noch Gewinn macht. Wie er seine Schwester verkauft.... :zuhoer

  • Wie er seine Schwester verkauft.... :zuhoer

    Das gehört wohl in den nächsten Abschnitt.

    Im Kapitel 3 sind sich die Geschwister noch einig in ihrer Sammlung von Gerüchten über verschiedene Leute des Städtchens.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Franz Kafka: Das Schloss