Böse Absichten - Keigo Higashino

  • Klappentext
    Am Tatort erkennt Kommissar Kyochiro Kaga den besten Freund des Ermordeten wieder. Vor vielen Jahren unterrichteten er und Nonoguchi gemeinsam an einer öffentlichen Schule. Kaga ging in den Polizeidienst, während Nonoguchi den Lehrerberuf an den Nagel hängte, um sich mit mäßigem Erfolg dem Schreiben zu widmen. Im Laufe der Ermittlungen findet Kaga Hinweise, dass die Beziehung der beiden Schriftsteller alles andere als freundschaftlich war. Doch die eigentliche Frage ist nicht wer oder wie, sondern warum. Wenn Kaga kein Motiv für den Mord nachweisen kann, wird die Wahrheit nie ans Licht kommen. In einem brillanten Katz-und-Maus-Spiel kämpfen der Kommissar und der Killer um die Vergangenheit und den tatsächlichen Tathergang.



    Der Autor
    Keigo Higashino, wurde 1958 in Osaka, Japan, geboren. Nach seinem Ingenieurs-Studium begann der Kapitän einer Bogenschützenmannschaft Kriminalromane zu schreiben. Viele seiner Kriminalromane wurden für Kino und Fernsehen adaptiert und mit Preisen ausgezeichnet. Sein größter Erfolg war »Verdächtige Geliebte«, das sich in seiner Heimat mehr als zwei Millionen Mal verkauft hat. Er lebt zurückgezogen in Tokio.






    Keigo Higashino legt hier einen wendungsreichen Krimi vor, wie ich ihn so in der Art noch nicht gelesen habe. Das mag daran liegen, das der Autor Japaner ist, die Handlung in Japan spielt und man sich deswegen in einer anderen Kultur bewegt. Bei jedem anderen Autor hätte ich die Sprache als kühl und distanziert empfunden, aber hier passte es, die Sprache kam mir eher "japanisch" vor.


    Im ersten Kapitel lernen wir Osamu Nonoguchi kennen. Er ist der Ich-Erzähler, jedenfalls des ersten Kapitels. Aber das ahnen wir Leser da noch nicht. Nonoguchi prägt unseren ersten Eindruck über den ermordetetn Hidaka und die Tat. Doch schon bald müssen wir feststellen, das Nonoguchi nicht zu trauen ist. Sein Bericht enstspricht nicht unbedingt der Wahrheit. Offenbar war die Beziehung zwischn ihm und Hidaka doch nicht so unbelastet. Zu seinem Pech ist der ermittelnde Kommisar ein alter Kollege, dem einiges an der Geschichte komisch vorkommt, und der auch nicht locker läßt, als der Fall vermeindlich geklärt ist.


    Keigo Higashino erzählt langsam und bedächtig. Er läßt Nonoguchi und Kommissar Kaga abwechselnd zu Wort kommen. Es gibt einige Wendungen. Der Erzählstil ist sehr eigen, knapp, etwas kühl, so wie ich mir "japanisch" vorstelle. Trotzdem gelingt es ihm schon sehr schnell, eine gewisse Spannung aufzubauen. Die Seiten fliegen nur so dahin und man rätselt mit, was denn nun an der ganzen Sache nicht stimmt. Somit ist dem Autor ein wirkllich interessanter, ungewöhnlicher, irgendwie fremdartiger Krimi gelungen, der sehr unterhaltsam ist. Er endet etwas plötzlich, aber im Grunde ist alles geklärt. Ich bin jedenfalls sehr angetan von diesem Buch und vergebe 9 Punkte.

  • Keigo Higashino: Böse Absichten
    Verlag: Klett-Cotta 2015. 288 Seiten
    ISBN-13: 978-3608980271.14,95€
    Originaltitel: Akui
    Übersetzerin: Ursula Gräfe


    Inhalt
    Jeder sieht, was er sehen will
    Der bekannte Schriftsteller Kunihiko Hidaka war offenbar kein einfacher Zeitgenosse. Mit der Nachbarin liegt er im Streit um deren Katze, und in einem seiner Romane soll er gegen die Persönlichkeitsrechte verstoßen haben. Kurz vor seiner Abreise zu einem längeren Auslandsaufenthalt wird Hidaka von seinem Jugendfreund Osamu Nonoguchi in einem verschlossenen Raum ermordet aufgefunden. Wer verfügte über ein Motiv, die Gelegenheit, eine Tatwaffe? – Außer Hidakas Ehefrau verdächtigt die Polizei auch Nonoguchi der Tat. In der Ichform liefert Nonoguchi seinen penibel beobachteten Bericht der Geschehnisse ab. Hidakas Schriftstellerkollege scheint ein perfekter Zeuge in einem fast perfekten Verbrechen zu sein. Nonoguchis Protokoll gibt Einblick in die Beziehung zwischen zwei unterschiedlich erfolgreichen Schriftstellern und zeigt dabei jene fein austarierten Hierarchien von Herkunft und gesellschaftlichem Status, die für die sozialen Beziehungen in Japan so wichtig sind. Ebenfalls schriftlich und in Ichform nimmt der Ermittler Kyochiro Kaga den intellektuellen Wettstreit mit seinem vorgeblichen Bilderbuchzeugen Nonoguchi um die Lösung des Falls auf. Der Ermittler und sein Zeuge kennen sich bereits seit ihrer Schulzeit. Beide waren früher Lehrer, beide haben in der Lebensmitte ihren Beruf gewechselt. Auf der Suche nach Tatmotiv und Beziehungsmuster liest sich Kaga geduldig durch Hidakas Buchmanuskripte und befragt Zeugen aus dessen Jugend. Jeder Zeuge hat seine eigene Sicht der Dinge und mancher will das Offensichtliche nicht mitbekommen haben. Mit jeder notierten Zeugenaussage hat sich meine Einschätzung des Falls geändert. Hidaka gelangt schließlich zu gewaltigen Emotionen vergangener Zeiten, die bei der Tat zum Ausbruch gekommen sind.


    Fazit
    Durch die in dem Fall benutzten schon etwas älteren Gegenstände (Disketten, Telefonschnur) wirkt Higashinos Kriminalroman wie ein Klassiker der Kriminalliteratur, wie auch durch Kagas unspektakuläre Ermittlungsmethoden. Higashinos in ihrer Schlichtheit raffinierte Erzählweise, die zwischen der Sicht des Ermittlers und seines Verdächtigen wechselt, hat mir ausnehmend gut gefallen.


    9 von 10 Punkten

  • Ja, diese beiden Rezensionen machen mir auch große Lust auf das Buch.


    Dankeschön für den Wanderbuch-Thread, Buchdoktor.


    Im Moment ist es ein bisschen eng bei mir und ich könnte es sicher nicht in den nächsten 3 Wochen lesen, aber ich behalte den Thread im Auge.


    Wenn er noch eine Weile offen ist (was ja irgendwie in meiner Hand liegt :grin), melde ich mich dort.

  • Kurzbeschreibung (Klappentext)
    Der gefeierte Bestsellerauto Kunihiko Hidaka wird in seinem Haus brutal ermordet, unmittelbar bevor er nach Kanada auswandern will. Seine Ehefrau und sein erfolgloser Kollege Osamu Nonoguchi finden die Leiche, aber beide haben wasserfeste Alibis und kein Motiv. So scheint es zumindest zu Beginn der Ermittlungen von Kommissar Naga…


    Autor (Quelle: amazon)
    Keigo Higashino, wurde 1958 in Osaka, Japan, geboren. Nach seinem Ingenieurs-Studium begann der Kapitän einer Bogenschützenmannschaft Kriminalromane zu schreiben. Viele seiner Kriminalromane wurden für Kino und Fernsehen adaptiert und mit Preisen ausgezeichnet. Sein größter Erfolg war »Verdächtige Geliebte«, das sich in seiner Heimat mehr als zwei Millionen Mal verkauft hat. Er lebt zurückgezogen in Tokio.


    Allgemeines
    Titel des japanischen Originals: Akui (erschienen 2001), ins Deutsche übersetzt von Ursula Gräfe
    Erscheinungstermin der deutschen Ausgabe: 23.Mai 2015 bei Klett-Cotta, Taschenbuch 288 Seiten
    Gliederung: mehrere Hauptteile, Ich-Erzählungen aus unterschiedlichen Perspektiven
    Die Handlung spielt um 2001 (mit Rückblenden auf die Jugend der Protagonisten) in Japan.


    Zum Inhalt...
    ...soll nicht viel gesagt werden, um nichts Wesentliches vorwegzunehmen. Als der erfolgreiche Schriftsteller Kunihiko Hidaka in seinem Haus ermordet wird, gibt es aufgrund der speziellen Umstände nur zwei Tatverdächtige, die beide ein Alibi zu haben scheinen. Dem mit den Ermittlungen beauftragten Kommissar Kaga gelingt es dennoch schnell, einen Tatverdächtigen dingfest zu machen. Dieser legt auch bald ein Geständnis ab, der Kommissar will sich allerdings nicht mit der Entlarvung des Mörders zufriedengeben, sondern unbedingt das Motiv hinter der Tat ergründen. Da sich der Tatverdächtige nicht kooperativ zeigt, muss Kommissar Kaga eine Reise in dessen Vergangenheit antreten und die Aussagen von Mitschülern, Lehrern, Nachbarn und Bekannten sammeln, die ein überraschendes Bild ergeben.


    Beurteilung
    Obwohl auch für den Leser die Identität des Mörders nicht lange ungewiss bleibt, handelt es sich bei "Böse Absichten" um einen wendungsreichen und raffinierten Krimi. In den ersten Teilen des Romans werden abwechselnd die Niederschriften des Tatverdächtigen und des Kommissars präsentiert. Als Kommissar Kaga zunehmend Zweifel an der Darstellung des Verhafteten hegt, beschließt er, sich ein eigenes Bild über dessen Persönlichkeit und Beziehung zum Mordopfer zu machen. Die weiteren Teile des Romans bestehen aus Zeugenaussagen, die allerdings je nach der befragten Person unterschiedliche Eindrücke erzeugen. Der Leser erlebt - ebenso wie der Kommissar - ein Wechselbad der Gefühle, da er die Persönlichkeiten von Täter und Opfer nicht wirklich einordnen kann und lange über das Motiv der Tat im Unklaren bleibt.
    Das Thema "Mobbing", das offenbar auch an Japans Schulen aktuell ist, nimmt bei den Rückblenden in die Vergangenheit viel Raum ein. Allerdings zeigt es sich, dass die Schuldfrage zu den Vorgängen an der Schule der beiden Protagonisten nicht so leicht zu klären ist.
    Trotz des ruhigen Erzählstils mit seinem Verzicht auf Gewaltdarstellungen und dem Fokus auf den komplex ausgearbeiteten Charakteren der Protagonisten samt der daraus resultierenden psychologischen Spannung entwickelt der intelligent konstruierte Kriminalroman einen gewissen Sog, dem man sich nur schwer entziehen kann. Die japanischen Namen mögen für den europäischen Leser ungewohnt sein, allerdings sind nur wenige Figuren von so großer Bedeutung für den Verlauf der Handlung, dass man deren Namen gut memorieren und zuordnen kann.


    Fazit
    Ein raffiniert angelegter psychologisch ausgerichteter Kriminalroman, der sich weniger mit der Frage nach der Identität des Täters als vielmehr mit dessen Tatmotiv beschäftigt. Lesenswert für Freunde ruhiger Krimis mit gehobenem Qualitätsanspruch!
    8 Punkte

  • Tolles Buch. Vor allem gefallen hat mir die Technik, frühzeitig ein bestimmtes Bild in den Kopf gesetzt zu bekommen, das beeinflusst, wie man alles weitere beurteilt. Ich glaube, ich werde noch mehr von diesem Autor lesen. Es hat mich auch ein bisschen an den Film "Wild Things" erinnert, bei dem man denkt, dass man nun die Auflösung hat, und dann ist es im Abspann doch noch mal ganz anders.


    Ich hab das Buch auf Englisch gelesen, weil die englische Ausgabe günstiger war.
    .

  • Als WB hat der Krimi sehr schnell zu mir gefunden *gg*


    Meine Meinung dazu:
    Am letzten Tag vor seiner Auswanderung nach Kanada wird der Bestsellerautor Kunihiko Hidaka in seinem Haus niedergeschlagen und mit einer Telefonschnur erwürgt. Er hatte an diesem Tag noch verschiedene Treffen und sein letzter Gast, sein Freund und Kollege Osamu Nonogucchi findet ihn tot. Die Ermittlungen leitet ein früherer Lehrerkollege von Osamu Nonogucchi, Kommissar Kaga.


    Die Geschichte wird aus zwei Perspektiven erzählt. Zuerst kommt Osamu Nonogucchi und seine akribisch genauen Aufzeichnungen zu Wort und dann wird gewechselt zu Kommissar Kagas Protokollen sowie zu seinen Überlegungen.


    Es war für mich ein besonderer Krimi, der mich eintauchen ließ in die Mentalität und die Kultur Japans. Der Schreibstil ist zwar gewöhnungsbedürftig, aber mir gefiel er sehr gut und ich konnte mir auch die Gesten und das Verhalten der Figuren bildlich vorstellen. Der Autor lässt den Leser miträtseln und führt ihn durch die wechselnden Perspektiven immer wieder in die Irre. Kaga gibt sich nicht mit dem Offensichtlichen zufrieden, er will die Freundschaft von Osamu und Hidaka genau beleuchten und befragt deshalb Schulfreunde, Nachbarn etc. die vor allem auch die unterschiedliche Herkunft der beiden beschreiben. Und obwohl sich der Täter schnell bzw. zu schnell zu seiner Tat bekennt, hat man als Leser Zweifel. Kann es wirklich so gewesen sein bzw. es stellt sich die alles entscheidende Frage nach dem WARUM.


    Wer einen raffinierten Krimi sucht, wird von dem Buch begeistert sein. Ich werde mich jedenfalls nach weiteren Büchern dieses Autors umsehen.




    Von mir 10 Eulenpunkte

  • Auch zu mir ist dieses Wanderbuch ganz fix gereist. Dankeschön.


    Zum Inhalt möchte ich gar nichts mehr sagen, alles Wesentliche ist hier schon zu lesen.


    Meine Meinung
    Ich mag Bücher, in denen ein Sachverhalt aus verschiedenen Perspektiven geschildert wird und hier ist das besonders gut gelungen.
    Ob die eher knappe und sachliche Schreibweise typisch japanisch ist, vermag ich nicht zu beurteilen, sie passt jedenfalls zu dieser Geschichte und ermöglicht der Leserin, zu den handelnden Personen eine gewissen Distanz zu behalten. Erstaunlicherweise führt diese Distanz nicht zu Langeweile oder Desinteresse, vielmehr lockt sie auf die verschlungenen Spuren der so sorgfältig versteckten Wahrheit.
    Ein Krimi wie ein Irrgarten, in dem es sogar Spaß macht, sich in Sackgassen lotsen zu lassen.


    Ich vergebe 9 Punkte.

  • Zu mir hatte das WB ebenfalls eine gute Reise, vielen Dank dafür!


    Kurz vor seiner Abreise nach Kanada wird der bekannte Schriftsteller Kunihiko Hidaka in seinem Arbeitszimmer ermordet.
    Es gibt einen Hauptverdächtigten, der allerdings ein Alibi hat – scheinbar…
    Kommissar Kaga will diesen Mordfall unter allen Umständen aufklären.


    Gleich zu Beginn muss ich sagen: Ich bin begeistert!


    Relativ schnell wird in diesem Kriminalroman geklärt, wer der Täter ist. Die Spannung baut sich über die Motivsuche auf, und diese Suche hat mich dermaßen fasziniert, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte.


    Dies ist kein Buch, das auf Effekthascherei abzielt, sondern den Leser ruhig und unaufgeregt auf immer neue Fährten führt. Und nein – Langeweile kam zu keinem Zeitpunkt auf!
    Immer wenn ich dachte – jetzt ist alles geklärt, kam wieder ein Detail ans Licht, das eine gedankliche Kehrtwende unumgänglich machte.


    In seinem Pragmatismus, seiner Sturheit, seiner Intuition dass irgendetwas nicht stimmt und in seinem Willen ein Verbrechen bis in den allerletzten Winkel auszuleuchten, erschien mir Kommissar Kaga so manches Mal wie das japanische Equivalent zu Detectiv Columbo.


    Ein raffinierter, wendungsreicher und spannender Kriminalroman von einem Autor, den ich auf jeden Fall auf dem Radar behalten werde!


    Verdiente und begeisterte 10 Punkte

  • Das ist wirklich mal eine ganz andere Art Krimi. Der Täter ist schnell ausgemacht, doch die Suche nach dem Mordmotiv lässt Kommissar Kaga weiter ermitteln.
    In einem deutschen Krimi wäre die Geschichte zum Zeitpunkt der Verhaftung und des nachfolgenden Geständnisses des Täters wohl beendet. Doch in diesem in Japan spielenden Roman ermittelt der Kommissar weiter, bis er nach einigen erstaunlichen Drehungen und Wendungen endlich die Wahrheit über das Mordmotiv herausfiltern kann. Und so ist die Auflösung denn auch eher eine japanische, als eine westliche. Kaum etwas ist schlimmer für einen Japaner, als sein Gesicht zu verlieren, und das wird hier sehr gut verdeutlicht.


    Daraus bezieht die Geschichte ihre Spannung, denn ansonsten ist ein ruhig dahinfließender Roman, in dem mal aus der Perspektive des Täters, mal aus der des Kommissars erzählt wird und zuletzt, als immer deutlicher wird, dass die Wahrheit weit zurück in der Vergangenheit zu suchen ist, werden auch Personen aus der gemeinsamen Schulzeit des Opfers und des Täters herangezogen.


    Mir hat die Geschichte sehr gut gefallen, trotz kleiner Längen war sie unterhaltsam und mal etwas ganz anderes als die Krimis oder Thriller, die ich ansonsten lese.

  • Zitat

    Original von Lumos
    Ach, da wäre ja schon gleich die Rezi, der ich mich anschließen kann - siehe unser Deal von Herzsammler, JaneDoe :lache.


    Ich weiß nur nicht, ob Buchdoktor damit einverstanden wäre, deren Wanderbuch ich gerade ausgelesen habe ;-).


    Meine hier ist aber viel kürzer als Deine vom Herzsammler. Damit hast du noch mindestens eine halbe gut :grin

  • Nach den letzten, vor psychischer und/oder physischer Gewalt nur so strotzenden Krimis/Thrillern war das eine wohltuend andere Lektüre.


    Der unaufgeregte und (im positiven Sinn) schlichte Erzählstil lenkt den Fokus ganz auf die Raffinesse, mit der diese Geschichte entwickelt wird. Nüchtern, mit sehr wenig Emotion und ohne jede Effekthascherei, ist das typisch japanisch? Japanische Autoren lese ich zu wenig, um das beurteilen zu können.


    Der Mörder findet sich schnell und ist auch noch geständig. Aber damit beginnen die Herausforderungen für Kommissar Kaga erst. Verblüffenderweise gibt er sich nicht mit dem „vordergründigen“ Motiv zufrieden, das mir als Leser eigentlich schon reichlich verzwickt erschienen ist. Er hinterfragt und forscht, gräbt sich immer tiefer in die Hintergründe der Beteiligten und jedes Rätsel, das er auflöst, zieht weitere Ungereimtheiten nach sich, was seinen Ehrgeiz nur noch weiter befeuert.


    Man muss sich konzentrieren und aufmerksam lesen, damit man bei den zahlreichen Wendungen nicht den Faden verliert, und wird dafür mit einer intelligent konstruierten Geschichte belohnt.


    Sehr empfehlenswert für Leser, die weder Identifikationsfiguren, noch eine treibende Handlung benötigen, sondern sich einfach nur an einer interessanten, in einem anderen Kulturkreis angesiedelten Geschichte erfreuen möchten.
    9 Punkte

  • Ich bin immer wieder froh, dass es das "Büchereulenforum" gibt durch das ich auf so tolle und interessante Bücher wie diesen Krimi aufmerksam gemacht werde.
    Im Geschäft hätte ich "Böse Absichten" wahrscheinlich vollkommen übersehen, weil mich der Klappentext einfach nicht genügend gereizt hätte.


    Aber zum Glück bin ich auf dieses Wanderbuch aufmerksam geworden, sonst hätte ich wirklich ein kleines Lesehighlight verpasst.


    Die ersten 50 Seiten habe ich mich etwas schwer getan mit diesem Buch. Vor allem wegen dem nüchternen und distanzierten Erzählstil und auch wegen der japanischen Namen, die ich mir erst nicht recht merken konnte und mich verwirrt haben.
    Aber dann hat mich das Buch plötzlich richtig gepackt und ich habe es innerhalb von zwei Tagen ausgelesen, weil ich es gar nicht mehr aus den Händen legen mochte. Der Schreibstil ist wie schon gesagt recht kühl und geradlinig ohne Ausschweifungen oder Ausschmückungen. Als ich mich daran gewöhtn hatte, fand ich ihn super angenehm zu lesen und genau passend zu dem Buch.
    Das interessante an diesem Krimi ist ja auch, dass er zu einem Zeitpunkt erst richtig beginnt, an dem andere Bücher eigenlich schon wieder enden: Der Mörder ist gefasst und geständig.
    Aber das reicht dem ermittelnden Kommissar nicht aus. Er möchte ganz genau wissen wie und vor allem warum der Mord ausgeführt wurde.
    Dabei kommt es immer wieder zu überraschenden Wendungen und jedesmal wenn ich mir dachte: "ach so muss es gewesen sein" wird alles wieder über den Haufen geworfen.
    Erst auf den letzten Seiten wird alles logisch und unerwartet aufgelöst.


    Dieses Buch ist wirklich ein ganz besonderer Krimi und mir hat er ausgesprochen gut gefallen. Es gibt keine brutale Handlung, keine detaillierte Schilderung von Blutvergießen oder Gewalt. Sondern alleine durch den Wechsel von Perspektiven und durch überraschende Details wird eine kuntinuierliche Spannung erzeugt.


    Für mich war das Buch ein großes Lesevergnügen. Vielen Dank auch noch mal, dass ich das Buch hier als Wanderbuch lesen durfte.


    Ich vergebe für den Krimi "nur" 9 Eulenpunkte, weil ich am Anfang die leichten Startschwierigkeiten hatte und empfehle ihn sehr gerne weiter.

  • Böse Absichten -


    - stecken hinter dem Mord an dem Schriftsteller Hidaka.


    Und es dauert fast bis zur letzten Seite, bis der Leser die Auflösung erfährt.
    Zuvor gibt es vielerlei Wendungen und neue Erkenntnisse.
    Dies hängt auch damit zusammen, dass die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven geschildert wird.
    Einmal ist da Kommissar Haga, der ermittelnde Beamte.
    Und zum anderen der Tatverdächtige Nonoguchi.
    Diese beiden betreiben zeitweise ein Katz-und-Maus-Spiel, bei dem der Leser kräftig miträtseln darf.
    Der Schreibstil ist angenehm zu lesen. Langeweile kam bei mir nicht auf.
    Ich hatte nur manchmal Schwierigkeiten mit den japanischen Namen ( bei Rückblenden und Zeugenbefragungen ).
    Irgendwie wollten die einfach nicht so gut in meinem Gedächntis bleiben.
    Ich denke auch, dass es gut ist, dass Buch relativ am Stück zu lesen.


    Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen, die Story ist raffiniert aufgebaut und kann überraschen.


    8 von 10 Punkten dafür von mir.

  • Dieses Buch und der Autor waren mir komplett unbekannt, bis ich hier bei den Eulen drüber gestolpert bin.
    Anfangs habe ich mich etwas schwer getan damit, doch nach ca. 70 Seiten hab ich mich reingefunden. Der Schreibstil ist etwas gewöhnungsbedürftig und sehr distanziert, aber wenn man sich einmal darauf eingelassen hat, dann ist es gut zu lesen.
    Im Laufe des Lesens wurde das Buch richtig spannend. Die Art und Weise wie alles aufeinander aufgebaut ist, ist einfach genial. Die Geschichte steckt voller Wendungen und Hinweisen, da macht es richtig Spaß mitzurätseln. Bis zum Schluss tappt man quasi im dunkeln.
    Unterstützt wird das ganze durch den ständigen Perspektiven-Wechsel zwischen dem Tatverdächtigen und dem Ermittler.
    Auch wenn es in diesem Buch kein großes Blutvergießen und keine brutale Taten gibt, ist es auf seine ganz eigene Weise besonders.


    Ganz klar, hier hat man es mit einem etwas anderen Krimi zu tun, der perfekt dafür gemacht ist, einfach mal abzutauchen, zu rätseln und alles andere zu vergessen.


    Der einzige Kritikpunkt ist der Schreibstil und die damit verbundenen Startschwierigkeiten. Ansonsten ein Klasse Buch mit 9 von 10 Punkten :)