Gut Greifenau - Morgenröte : Hanna Caspian

  • Sie atmete tief ein. Und stieß den Atem wieder aus. Also, das jetzt auch noch. (Seite 157)

    „Sie lassen uns keine Luft zum Atmen! Sie wollen uns sterben sehen!“ (S. 484)


    81yAborpIrL._AC_UL436_.jpg574 Seiten, 3 Karten, kartoniert

    Verlag: Knaur Taschenbuch Verlag, München 2019

    ISBN-10: 3-426-52152-0

    ISBN-13: 978-3-426-52152-6


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    Die Greifenau-Trilogie:

    1) Gut Greifenau - Abendglanz

    2) Gut Greifenau - Nachtfeuer

    3) Gut Greifenau - Morgenröte



    Zum Inhalt (eigene Angabe)


    Die Handlung dieses Bandes setzt wenige Minuten vor Ende des zweiten vorigen Teiles ein, schließt sich also nahtlos an die bisherigen Geschehnisse an. Konstantin wurde durch ein Attentat schwer verwundet und wird nun von Rebecca - mit Wissen und Billigung des Grafen - gepflegt. Denn solange nicht klar ist, wer den Anschlag verübt hat, soll Konstantin als tot gelten.

    Derweil werden die Hochzeitsvorbereitungen für Katharina mit dem Prinzen von Preußen vorangetrieben. Katharinas Wünsche zählen nicht - doch sie beginnt sich mehr und mehr zu sträuben, und schließlich steht die Hochzeit auf der Kippe. Ob sie sich erfolgreich wehren kann?

    Auch bei den Dienstboten tut sich einiges, während der Krieg immer noch nicht vorbei ist. Doch das Ende ist in Sicht und am Himmel ziehen für Herr- wie Dienerschaft die Wolken der Veränderung herauf.



    Über die Autorin (Verlagsangabe)


    Hanna Caspian ist das Pseudonym einer erfolgreichen deutschen Autorin. Hanna Caspian studierte Literaturwissenschaften, Sprachen und Politikwissenschaft in Aachen und arbeitete danach lange Jahre im PR- und Marketingbereich. Zuletzt war sie Anzeigenleiterin und Projektmanagerin in einem Fachverlag. Mit ihrem Mann lebt sie heute als freie Autorin in Köln, wenn sie nicht gerade durch die Weltgeschichte reist.



    Meine Meinung


    War es mir im zweiten Band gegen Ende doch etwas viel, so konnte mich dieser abschließende Roman der Trilogie vollends überzeugen. Ich habe eigentlich nur einen wirklichen Kritikpunkt, nämlich (ich will nicht spoilern, weil das mitten im Buch geschieht) die Sache mit Ida; die hätte ich nicht mehr gebraucht, denn auch ansonsten war das Buch randvoll. Aber da diese Entwicklung anders verlief, als ich zunächst befürchtet habe, ist das aus meiner Sicht ein eher schwacher Kritikpunkt, der zu keiner Abwertung führt.


    Ansonsten war es wie ein Nachhausekommen zu „alten Freunden“. Von denen man manche mehr, andere weniger mag. Da ich den zweiten Band erst vor kurzem gelesen hatte und dieser direkt anschließt, war ich wieder direkt mitten drinnen im Geschehen. Das Erzähltempo blieb zwar ähnlich den ersten Büchern, doch die Ereignisse beginnen sich, je näher das Ende des Krieges rückt, zu überschlagen, und so ist alleine schon deshalb dauernd etwas los.


    Die Figuren bleiben sich treu, nicht alle lernen, sich in den sich verändernden Verhältnissen zurecht zu finden, und halten stur an bisherigen Gewohnheiten und Denkmustern fest. Wer die Vorgängerbände gelesen hat, dem ist hier schon klar, daß dies für Personen wie Konstantin, Rebecca, Alexander oder Katharina nicht zutrifft. Vor allem Katharina macht eine gewaltige Entwicklung durch, die nicht zuletzt auf Grund der äußeren Umstände und dem, was sie erlebt und erleidet, sehr glaubhaft und nachvollziehbar ist.


    Ähnlich dem ersten Band werden hier in den Zeiten des Umbruchs grundsätzliche Fragen mehr und mehr aktuell und müssen jeden Tag aufs Neue beantwortet, müssen immer neue Schwierigkeiten gemeistert werden. Indem die Figuren sich diesen stellen oder nicht stellen, sie bewältigen oder nicht bewältigen, wurde mir die Dramatik jener Zeit - und wie groß die Umbrüche waren - erst so recht bewußt. Anschaulicher kann man Geschichte nicht vermitteln - prima.


    Wie schon die vorigen Teile, ist auch dieser flüssig zu lesen. Ich konnte mir alles gut vorstellen, das Kopfkino sprang schon bei den ersten Zeilen an, die Figuren handelten in sich schlüssig (auch wenn mir nicht immer alles gefiel, was die so sagten oder taten, aber es paßte zu ihnen), am Ende waren alle losen Fäden fest verknüpft und alle wesentlichen offenen Fragen beantwortet. Zufrieden, aber mit leichtem Bedauern, nun von „alten Freunden“ Abschied nehmen und diese ihren weiteren Lebensweg alleine gehen lassen zu müssen, habe ich das Buch zu´geklappt. In dem sicheren Bewußtsein, daß die Trilogie einen festen Platz in meiner Bibliothek hat und gewißlich eines nicht zu fernen Tages wieder auf dem Leseplan stehen wird.



    Mein Fazit


    Grandioser Abschluß einer insgesamt hervorragenden Trilogie über die Zeit des Ersten Weltkrieges, das Ende der Monarchie und das Heraufdämmern der Weimarer Republik. Als wäre man selbst dabei gewesen - die Figuren werden mir noch sehr lange im Gedächtnis bleiben.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Dieser dritte Band ist der krönende Abschluss der Saga um Gut Greifenau, denn er ist mit Abstand der beste Band den Hanna Caspian vorgelegt hat. Viele unerwartete Wendungen, sehr gute Szenen und dazu eine stimmige Auflösung.

    Das Cover passt perfekt zu den ersten beiden Bänden, hier hat der Verlag ganze Arbeit geleistet. Zusammen sehen die drei Bücher einfach wunderschön aus. Auch der Klappentext ist ansprechend gestaltet, die wichtigsten Begebenheiten werden erwähnt, dennoch wird nicht zu viel verraten.

    Besonders gut hat mir die Story an sich gefallen, die letzten Tage des Krieges waren gleichzeitig aufregend, als auch sehr einschneidende für die gesamte Bevölkerung. Die Protagonisten werden noch einmal gefordert und als Leser erlebt man so die eine oder andere Überraschung. Einige unerwartete Wendungen bereichern den Roman ungemein und sorgen für Gänsehaut bzw. Schmunzeln in der einen oder anderen Szene. Beide Parteien, die Bediensteten, als auch die Herrschaft müssen erfahren, dass die Spanische Grippe keinen Halt macht und jeder genauso betroffen ist, egal welcher Schicht man angehört. Besonders für die Frauen wird es immer härter, aber mit dem Wahlrecht haben sie auch einen wichtigen Sieg errungen, welches einigen Protagonisten sehr viel bedeutet.

    Der Schreibstil der Autorin ist auch in dem dritten Band bestens zu lesen, das Lesetempo sehr hoch und die eine oder andere Überraschung bzw. unvorhergesehene Ereignis tragen dazu bei, dass die Seiten nur so dahin fliegen. Die Spannung ist gerade auf den letzten Seiten zum Greifen nah, sodass die Autorin auch hier alles richtig gemacht hat und alles zu einem großen Showdown zusammenläuft. Wie auch in den ersten beiden Bänden finden sich sowohl Karten, als auch ein ausführliches Personenregister zur Orientierung. Ich habe diese Saga wirklich sehr, sehr gerne gelesen und kann sie nicht nur allen Fans von Downton Abbey ans Herz legen, sondern auch allen Leserinnen und Lesern, die gerne historische Familiensagas lesen. Eine ganz klare Leseempfehlung, wenn nicht sogar ein Muss in diesem Frühjahr! Ich bin auf das neue Buch von Hanna Caspian wirklich schon sehr gespannt und kann es kaum erwarten zu erfahren, wo sie uns das nächste Mal hin entführt.

    Ich bedanke mich sehr beim Knaur Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars. Mein besonderer Dank gilt aber Hanna Caspian für die unvergesslichen Lesestunden und die Bereitschaft zum Interview.


    10/10 Eulenpunkten

  • 1918. Während der 1. Weltkrieg weiter seinen grausamen Finger überall hin ausstreckt und zahlreiche Opfer fordert, scheint ein Frieden mit Russland in greifbarer Nähe gerückt zu sein. Nachdem Konstantin knapp einem Mordanschlag entgangen ist, aber dennoch schwer verletzt wurde, hängt sein Leben an einem seidenen Faden. Rebecca kümmert sich um seine Versorgung und Pflege. Auch dem Gut geht es schlecht, denn Graf Adolphis hat sich verspekuliert und nun fehlt es an allen Ecken und Enden. Einzig Katharina kann den Ruin noch abwenden, wenn sie mit Ludwig den Neffen des Kaisers heiratet, wozu sie ihre Mutter Feodora regelrecht hineindrängt. Doch Katharina konnte bisher noch ihren Widerstand gegen diese Eheverbindung halten, denn ihre Liebe gilt dem Industriellensohn Julius und veranlasst sie zur Flucht…


    Hanna Caspian hat mit ihrem Buch „Gut Greifenau – Morgenröte“ den finalen Roman ihrer Greifenau-Trilogie vorgelegt, der den beiden Vorgängern in punkto Spannung, Gefühl und exzellenter historischer Hintergrundrecherche in nichts nachsteht. Der Erzählstil ist flüssig und fesselnd zugleich, die Autorin knüpft nahtlos an die Ereignisse des letzten Bandes an, so dass der Leser, einem Kinofilm gleich, sofort wieder als Gast auf Greifenau logiert und sowohl den Bediensteten als auch den höheren Herrschaften auf Schritt und Tritt bei ihren Unternehmungen folgen kann. Sehr schön lässt die Autorin auch in diesem Teil wieder den Alltag auf dem Gut an dem Leser vorbeiziehen, doch nicht ohne die Folgen des herrschenden Krieges mit einzubeziehen. Die harte Arbeit der Dienstboten, der Mangel an Lebensmitteln und der drohende Ruin des Gutes hinterlassen bei allen ihre Spuren, auch beim Leser, der sich bei dem Einblick in die Gefühle und Gedanken der einzelnen immer wieder fragt, wie das alles nur enden soll. Die Autorin sorgt mit immer wieder neuen Überraschungen und Wendungen dafür, dass die Geschichte wie ein Kinofilm vor dem inneren Auge abläuft und dem Leser immer wieder vor neue Überlegungen stellt. Alles wirkt so natürlich und realistisch, wie man es nur selten in Romanen findet. Das historische Zeitgeschehen ist während der gesamten Lektüre sehr präsent und wunderbar mit der Handlung verwoben.


    Die Charaktere wurden von der Autorin entsprechend der Realität weiterentwickelt, sie alle sind älter geworden, haben so einiges erlebt, was ihr Leben geprägt hat. Der Leser fühlt sich nach den beiden Vorgängerbänden bereits als Mitglied des Gutes und schätzt doch recht familiäre Atmosphäre sowohl bei den Dienstboten als das Zusammentreffen mit den Familienangehörigen, denn man fühlt sich ihnen in besonderer Weise verbunden, hat mit ihnen so manche schwierige Phase erlebt. Katharina ist zu einer starken und mutigen Frau herangewachsen, die sich ihren Aufgaben stellt und ihren eigenen Kopf hat. Sie ergibt sich nicht in ihr Schicksal, sondern kämpft um das, was ihr wichtig ist. Rebecca ist ebenfalls eine selbstbewusste Persönlichkeit, die sich trotz ihres Zerwürfnisses mit Konstantin doch aufopferungsvoll um seine Genesung kümmert. Feodora ist weiterhin unerträglich und arrogant, an ihr prallt alles ab. Aber auch Alexander, Albert und die Bediensteten gestalten die Handlung abwechslungsreich und sind immer wieder für eine Überraschung gut.


    „Gut Greifenau – Morgenröte“ ist ein brillianter Abschlussband einer außerordentlichen Trilogie, die sich von Band 1 bis Band 3 ins Herz des Lesers einschleicht und dort kleben bleibt, auch noch lange, nachdem die letzte Seite gelesen ist. Mit einer Träne im Auge gibt es die absolute Leseempfehlung für einen Pageturner der Extraklasse, denn der Abschied tut weh!!!


    Ein würdiger Abschluss mit 5 von 5 Sternen.

    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben"(Oscar Wilde) :)

    "Bücher sind wie Drogen, nur ohne die Gefahr einer Überdosierung" (Karl Lagerfeld)

  • Der 3. Band knüpft nahtlos an Teil 2 an und endlich, endlich werden alle offenen Fäden zusammengefügt. Bis zum Ende gibt es noch viele Wendungen und Überraschungen, aber letztlich findet alles zu einem runden Schluss. Jeder hat seinen neuen Platz gefunden und einige haben eine erstaunliche Entwicklung durchgemacht. Und dass es dennoch auch die Ewig-Gestrigen gibt, macht die Trilogie stimmig.

    Ich habe Band 3 ebenso gerne gelesen wie die beiden ersten Teile und auch hier haben es mir wieder die kleinen Details und Randgeschichten angetan, aus denen ich viel über die damalige Zeit erfahren habe.


    Auch wenn ich ein wenig traurig war, Gut Greifenau und seine Bewohner nun verlassen zu müssen, wünsche ich mir keine Fortsetzung, für mich war das Ende so stimmig und wunderbar. Aber auf weitere Bücher der Autorin freue mich auf jeden Fall!

  • Auch dieser 3. Teil hat mich gleich wieder eingesogen. Man ist ganz leicht wieder drin und das Buch schließt nahtlos an den Vorgänger an. Der Spannungsleven ist direkt wieder hoch.

    Katharinas Plänen finde ich erstaunlich und muss ihr Respekt zollen, sie reift wirklich bewundernswert.

    Manche Figur trifft es hart und man empfindet Mitleid. Der Graf tritt erstaunlich kulant und risikobereit auf. Das Schicksal der Figuren und deren familiären Verbindungen entwickeln sich dynamisch und spannend weiter. Die Geschichte kann sehr fesseln.


    Man kann diese schlimmen Zeiten in dem nun schon 5 Jahre dauernden Krieg sehr gut nachempfinden! Gesteigert werden sie dann auch noch durch die gefährliche spanische Grippe, die durchs ausgezehrte Land zieht.

    Ich konnte in diesem Band viel über das Ende des 1. Weltkriegs lernen. Das Kriegsende hilft spontan nur wenigen, denn Armut und Hunger herrschen weiter vor. Nur die Soldaten können sich endlich auf den Heimweg machen. Auch die Hauptfiguren müssen unerwartete weitere dramatische Entwicklungen erleben. Man kann das Buch zwischenzeitlich kaum aus der Hand legen. Es geht Schlag auf Schlag. Unglaublich, was die Figuren alles noch erleben und ertragen müssen! Man kann es kaum in Worte fassen. Die Zustände in der ersten Zeit nach Kriegsende waren vertrackt und teilweise haarsträubend. Das war mir bislang so nicht bewusst. Es mussten noch viele Menschen in den Gemetzeln zwischen den verschiedenen Gruppierungen sterben. Man leidet mit und ist fassungslos.


    Noch bis ca. 100 Seiten vor dem Ende ist für die meisten Figuren kein glückliches Ende oder eine Zukunft in Sicht. Man fragt sich mittlerweile, wie die Autorin das noch einigermaßen zum Guten wenden will. Aber dann kann das Ende doch auf ganzer Linie überzeugen.


    Die gesamte Trilogie konnte mich auf ganzer Linie begeistern. So gut unterhalten befasse ich mich gerne mit historischen Ereignissen.


    5 von 5 Sternen

  • Buchmeinung zu Hanna Caspian – Gut Greifenau. Morgenröte


    „Gut Greifenau. Morgenröte“ ist ein Roman von Hanna Caspian, der 2019 bei Knaur TB erschienen ist. Dies ist der dritte und abschließende Band einer Trilogie um die Bewohner des fiktiven Gutes Greifenau, die von 1913 bis 1919 spielt.


    Zum Autor:

    Hinter Hanna Caspian verbirgt sich eine erfolgreiche deutsche Autorin, die ihr Herz ans Rheinland verloren hat. Ihre historischen Liebesromane behandeln spannende Themen der vergessenen deutschen Geschichte. Dabei verwebt sie akribisch tatsächliche historische Begebenheiten mit dem Leben fiktiver Figuren. Hanna Caspian studierte Literaturwissenschaften und Sprachen.

    Mit ihrem Mann wohnt und arbeitet in unmittelbarer Nähe zum Rhein.


    Klappentext:

    1918 ist der Frieden mit Russland in greifbarer Nähe.

    Nach einem Mordanschlag ist es fraglich, ob Konstantin das noch erleben wird. Immerhin pflegte die Dorflehrerin Rebecca ihn aufopferungsvoll. Graf Adolphis indes ist verzweifelt. Durch den Kauf von Kriegsanleihen ist das Gut hoch verschuldet.

    Gräfin Feodora drängt Katharina zur Hochzeit mit dem Scheusal Ludwig, einem Neffen des Kaisers. Diese Verbindung wird zur Überlebensfrage für Gut Greifenau. Doch Katharinas Herz schlägt für den Industriellensohn Julius. Kurz vor der Hochzeit flieht sie. In Berlin gerät sie mitten in die Wirren der Novemberrevolution.

    Der Krieg ist zu Ende und der Kaiser selbst geflohen.

    Meine Meinung:

    Vieles, was ich zu den ersten beiden Teilen geschrieben habe, kann ich nur wiederholen. Ich habe mich in und mit diesem Buch wohlgefühlt. Die Figuren sind erfrischend und zum Teil in erstaunlicher Tiefe mit Ecken und Kanten beschrieben. Wieder geht es um die Liebesgeschichten der beiden Grafenkinder, Themen aus der Welt der Bediensteten, aber auch Entwicklungen, die sich aus dem Kriegsende ergaben. Politische Ereignisse spielen weiterhin im Leben der Bewohner kaum eine Rolle, wohl aber der allgegenwärtige Standesunterschied und immer noch Versorgungsengpässe, die nach Kriegsende verstärkt auftreten. Es gibt immer noch viele Geheimnisse um die Bewohner des Gutes, die nach und nach an die Oberfläche gebracht werden und auch die ein oder andere Figur taucht wieder auf, die das Gut zwischenzeitlich verlassen hatte. Albert Sonntag bleibt meine Lieblingsfigur, auch wenn sich seine Rolle wieder etwas wandelt. Er hat eine Frau gefunden, die er liebt, und einen Vater, der ihn nicht als Sohn kennt. Und dann ist da noch das Ziel seiner Rachegedanken, Pastor Wittekindt.

    Katharina, die schon im letzten Band von einem jungen Mädchen zu einer selbstbewußten jungen Dame geworden ist, arbeitet weiter an der Realisierung ihrer Träume. Viele in ihrem Umfeld sind von der Hartnäckigkeit und der Kompromisslosigkeit der jungen Frau beeindruckt. Überhaupt sind es weiterhin die kleinen Dramen und Erfolge, die dem Roman Würze verleihen. Manche Figuren sind etwas einseitig gestaltet, aber sie passen dennoch in die Geschichte. Das Leben auf dem Gut wird glaubhaft und realistisch beschrieben und von Zeit zu Zeit passiert etwas aufregendes. Und diesmal werden alle wesentlichen Erzählstränge zu einem gemeinsamen Ende verwebt. Nach vielen dramatischen Ereignissen endet die Geschichte mit der ersten freien Wahl, bei der auch Frauen abstimmen durften. Dies ist ein überaus passender Abschluss der Geschichte.

    Der Schreibstil der Autorin ist fesselnd und bei der Vielzahl der Figuren findet sich für jeden Leser etwas. Mit einigen Figuren fiebert man mit, anderen wünscht man weniger Erfolg. Der Leser lernt die Auswirkungen des Krieges auf die Bewohner des Gutes kennen und die kleinen Dramen wirken präsenter als die auch vorhandenen Glücksmomente. Viele der Figuren entwickeln sich weiter und überraschen mit neuen Eigenschaften. Nikolaus und Anastasia, die beiden anderen Grafenkinder, spielen eine größere Rolle als bisher, aber auch für die bekannten Figuren stehen Entwicklungen an, die diese fordern und manchmal auch überfordern. Es gibt viel Leid, aber auch für die ein oder andere Figur eine Portion Glück.


    Fazit:

    Die Autorin hat sich noch einmal gesteigert und die Geschichte hat mich mitgenommen, wie ich es kaum erwartet hatte. Fast immer war die Entwicklung der Ereignisse glaubhaft und es war durchgehend spannend und mitreißend. So vergebe ich fünf von fünf Sternen (95 von 100 Punkten) und spreche eine klare Leseempfehlung für diese faszinierende Familiensaga aus.

    :lesend James Lee Burke - Die Tote im Eisblock

    hörend: Hanna von Feilitzsch - Bittersüße Mandeln

  • „Morgenröte“ ist Abschluss der Trilogie aus der Feder von Hanna Caspian. Die in den Vorgängerbänden zahlreichen angefangenen Handlungsstränge mussten hier nun zusammengeführt und abgewogen werden, wie viel Neues und Spannendes man noch einbaut. Ich hatte den zweiten Band verärgert zugeklappt. Meiner Meinung nach konnte die Dramatik nicht noch mehr gesteigert werden, mir war es zu viel was die Autorin auf den letzten 100 Seiten an Hindernissen, Schicksalsschlägen & Co. eingebaut hatte.


    Die Reihe gehört nicht zu meinem normalen Lesebeuteschema. Allerdings wurden mir vom Herbst an beruflich die einzelnen Bände als Besprechungsexemplare angeboten, so wurde ich auf die Reihe aufmerksam. Allerdings schied diese Lektüre für die Publikation in unseren Fachzeitschriften aus. Da ich nur Buchempfehlungen schreibe und selbst skeptisch war, ob mir diese gefallen, umso mehr. Daher habe ich den Büchern eine Chance gegeben, als hier Leserunden, sogar von Autorin begleitet, angeboten wurden. Man kann ja auch mal etwas anderes lesen. Hätte es mir absolut nicht gefallen, dann würde ich nicht auch noch etwas zum dritten Band schreiben.


    Im Abschlussband wird für mich zufriedenstellend die Reihe beendet. Was jetzt noch nicht geklärt ist, hat der Leser in seiner Phantasie für sich selbst weiter zu spinnen.


    Im Verlauf der Reihe macht vor allen Dingen die Tochter des Hauses eine enorme Entwicklung. Man lernt sie als Teenager kennen, glaubt aber aufgrund Ihrer Handlungen und der familiären Heiratspolitik für junge Damen von Stand, dass sie älter ist. Während des Krieges erlebt sie, wie mit ihr umgegangen wird, wenn sie nicht funktioniert und mitmacht und lehnt sich auf. Sie muss sich durchbeißen, hat Kontakt mit den täglich ums Überleben kämpfenden Bürgern und erkennt, was sie wirklich will.


    Ihr älterer Bruder und Hoferbe, Konstantin, war immer schon einer, der mit anpackte und wusste, was an Arbeiten in Feld und Flur ansteht. Durch die Liebe zu einer Bürgerlichen, einer Lehrerin und den Dienst im Feld, erkennt auch er, was ihm wichtig ist und dass man auch um Lösungen kämpfen muss.


    Die Mutter, der Kinder, die Gräfin Feodora, bleibt wohl allen Lesern unsympathisch und man ist froh, dass die Autorin ihr im dritten Band einen Wohnort entfernt von ihren Kindern und außerhalb ihrer Einflussnahme zuweist.


    Die Reihe ist gut geschrieben. Klar und unterhaltsam formuliert, so dass man in einen Lesesog gerät. Die Autorin beherrscht ihr Handwerk, wichtig für Leser, die schnell zum nächsten Buch greifen.



    Leider hat der Verlag Droemer Knaur beim Korrekturlesen geschlampt. Über zahlreiche Fehler bin ich gestolpert. Ich habe daher den Eindruck, dass der Qualitätsanspruch an ein fehlerfreies Druckerzeugnis auch in diesem Haus nicht mehr angestrebt wird. Ärgerlich für die Leser, aber auch Autoren, die vertrauensvoll ihr Werk einem Verlag anvertrauen, in der Hoffnung ein Produkt zu veröffentlichen, an dem akribisch im Verlag viele mitwirken. Manchmal sollte man nicht das günstigste Angebot eines Dienstleisters annehmen, weil sich später zeigen kann, dass möglicherweise weniger gewissenhaft/ unter Zeitdruck gearbeitet wurde.



    Ich danke Hanna Caspian für die engagierte Begleitung der drei Leserunden über einen Zeitraum von drei Monaten.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Morgenröte ist der dritte und abschließende Band der Reihe um das Gut Greifenau. Der Leser lernte die Familie im ersten Teil ja kurz vor Kriegsbeginn kennen und im dritten Band nähert sich dieser Krieg nach so vielen Jahren nun endlich dem Ende. Wer von den jungen Männern hat den Krieg überlebt, wer kehrt verwundet nach Hause, wer ist auf dem Schlachtfeld geblieben? Wie ging es in den Kriegsjahren den Daheimgebliebenen? Wie hat das Gut die wirtschaftlichen und personellen Probleme weggesteckt?


    Es ist eine Zeit des großen gesellschaftlichen Umbruches und jeder in dieser Geschichte verändert sich in den Jahren des Krieges. Diese Entwicklungen sind spannend zu verfolgen und die Schicksale stehen für eine ganze Generation an jungen Leuten. Es hat mir auch im dritten Teil wieder wahnsinnig gut gefallen, wie hier Fakten und Fiktion miteinander verwoben werden. Die liebgewonnenen Darsteller erleben so einiges. Glück und Unglück liegen nah beisammen und mehr als einmal wird es sehr dramatisch. Auch wenn es natürlich dadurch oftmals etwas überzogen oder komprimiert erscheint, so ist die Geschichte für mich doch wunderbar zu lesen gewesen und hat mir von der ersten bis zur letzten Seite großen Lesespaß beschert. Dass die drei Bände zu einem sehr zufriedenstellenden und durchaus auch realistischen Ende geführt werden, hat mich sehr gefreut.


    Für mich war Hanna Caspian eine neu entdeckte Autorin und der Erzählstil und die Art, wie sie den Spannungsbogen spannt hat mir ausnehmend gut gefallen. Mit ruhigem Gewissen habe ich es sofort in meinem Bekannten- und Verwandtenkreis weitergereicht bzw. weiter empfohlen.


    Die komplette Trilogie bekommt von mir hervorragende 9 Eulenpunkte. Ich freue mich, wenn ich Neues von Hanna lesen kann.:)

    Hollundergrüße :wave




    :lesend








    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, daß er tun kann, was er will, sondern daß er nicht tun muß, was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Gelungener Abschluss


    Mit dem dritten und letzten Teil der Gut-Greifenau-Reihe "Morgenröte" ist Hanna Caspian ein wirklich toller Abschluss gelungen.

    Das Ende des 1. Weltkriegs rückt näher - aber es werden noch viele Opfer gefordert.

    Als Leser leidet und fühlt man mit den Personen mit. Und hofft, dass es doch zumindest für einige ein gutes Ende geben wird.

    Und dass es für das Gut eine Rettung geben wird, denn schließlich ist die finanzielle Lage alles andere als rosig.

    Zudem wackelt die Monarchie, die spanische Grippe fordert unendlich viele Opfer und nach dem Ende des Krieges ist erstmal nichts mehr so, wie es war.

    Hanna Caspian führt spannend und kurzweilig durch diese schweren Jahre.


    Toll, wenn eine Reihe so fesselnd und überzeugend ist.

  • Mit dem dritten und letzten Teil der Gut-Greifenau-Reihe "Morgenröte" ist Hanna Caspian ein wirklich toller Abschluss gelungen.

    Doch nicht das Ende. Hurra. :freude am 1.3. gibt es einen vierten Teil. Wisst ihr sicher alle schon. :)

    Hollundergrüße :wave




    :lesend








    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, daß er tun kann, was er will, sondern daß er nicht tun muß, was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Über die Autorin (Amazon)

    Die SPIEGEL-Bestsellerautorin Hanna Caspian beleuchtet mit ihren gefühlvollen und spannungsgeladenen historischen Romanen bevorzugt spannende Themen der deutschen Geschichte. Dabei verwebt sie akribisch tatsächliche historische Begebenheiten mit dem Leben fiktiver Figuren. Seit ihrer Kaisersturz-Trilogie „Gut Greifenau“, das als deutsche „Downton Abbey“ gilt, ist sie auf den Bestsellerlisten zu finden. Die Reihe wird wegen des großen Erfolges nun fortgeführt.

    Hanna Caspian, geb. 1964, studierte Literaturwissenschaften, Politikwissenschaft und Sprachen in Aachen und arbeitete danach lange Jahre im PR- und Marketingbereich. Mit ihrem Mann lebt sie heute als freie Autorin in Köln, wenn sie nicht gerade durch die Weltgeschichte reist.


    Produktinformation (Amazon)

    Herausgeber : Knaur TB; 4. Edition (1. März 2019)

    Sprache : Deutsch

    Taschenbuch : 576 Seiten

    ISBN-10 : 3426521520

    ISBN-13 : 978-3426521526


    Spannender dritter Band

    1918 soll es Frieden mit Russland geben. Auf Konstantin ist ein Mordanschlag verübt worden und es ist fraglich, ob er dies noch erleben wird. Doch die Dorflehrerin Rebecca Kurscheid pflegt ihn aufopferungsvoll. Das Gut ist hoch verschuldet und der Graf ist verzweifelt. Gräfin Feodora will Katharina zur Hochzeit mit dem schauderhaften Kerl Ludwig, einem Neffen des Kaisers, zwingen. So soll Greifenau überleben. Doch Katharina ist unsterblich verliebt in Julius, einen Industriellensohn. Sie flieht kurz vor der Hochzeit. Aber in Berlin gerät sie in die wirren der Novemberrevolution. Der Kaiser ist geflohen und der Krieg zu Ende.


    Meine Meinung

    Das Buch schließt nahtlos an den zweiten Band an. Ich hatte keine Probleme wieder in die Geschichte hinein zu kommen. Durch den angenehm unkomplizierten Schreibstil der Autorin – es gab keine Unklarheiten i9m Text – konnte ich das Buch auch leicht und flüssig lesen. Nichts störte den Lesefluss. Auch konnte ich mich gut in die Protagonisten hineinversetzen. In Katharina, die wie eine Gefangene gehalten wurde, weil sie den Prinzen nicht heiraten wollte. Doch mit einer List gelang ihr letztendlich die Flucht. In Konstantin, der Rebecca trotz ihres Widerstandes unbedingt heiraten wollte. Der von ihr gepflegt wurde, wovon niemand wissen durfte. Warum? Das soll der geneigte Leser bitte selbst lesen. In Alexander, Katharina half, so gut er konnte und von ihr ein Versprechen dafür bekam. Wen ich nicht sonderlich mochte, war die hochnäsige Tochter Anastasia, die gut verheiratet war, die Gräfin selbst, die nicht wahr haben wollte, was dieser Lümmel Ludwig von Preußen für ein Mensch war und ihre eigene Tochter für Geld opfern wollte, letztendlich noch Nikolaus, der nicht viel besser war. Den Grafen mochte ich auch nicht sehr, denn er ließ sich von seiner Frau mitziehen. Die Bediensteten waren mir durchweg sympathisch, zumindest in diesem Buch. Es ist spannend geschrieben vom Anfang bis zum Ende. Das Buch hat mich gefesselt und ich bin richtig in die Geschichte eingetaucht. Von der historischen Seite her habe ich einiges erfahren, was ich noch nicht wusste. Es hat mir sehr gut gefallen und mich gut unterhalten. Daher von hier eine Leseempfehlung sowie die volle Bewertungszahl.

    ASIN/ISBN: 3426521520