'Mittagsstunde' - Seiten 001 - 075

  • Mich packt das Buch von den ersten Seiten an. Ich frage mich, ob es daran liegt, dass ich eine ähnliche Welt noch erlebt habe - aber im Süden der Republik.

    Es ist für mich ein Gefühl zwischen: ja, so war es (die stinklangweiligen Ferien, nix los, die Eltern keine Zeit) und: ist das wirklich erst 50 Jahre her.

  • Mich packt das Buch von den ersten Seiten an. Ich frage mich, ob es daran liegt, dass ich eine ähnliche Welt noch erlebt habe - aber im Süden der Republik.

    Es ist für mich ein Gefühl zwischen: ja, so war es (die stinklangweiligen Ferien, nix los, die Eltern keine Zeit) und: ist das wirklich erst 50 Jahre her.

    Das ist einer der Gründe, warum ich das Buch so mochte. Ich kenne diese Art Leben, zwar schon etwas moderner, weil ich Anfang der 70er geboren und auf dem Land aufgewachsen bin. Es ist schlicht authentisch.

  • Mich packt das Buch von den ersten Seiten an. Ich frage mich, ob es daran liegt, dass ich eine ähnliche Welt noch erlebt habe - aber im Süden der Republik.

    Es ist für mich ein Gefühl zwischen: ja, so war es (die stinklangweiligen Ferien, nix los, die Eltern keine Zeit) und: ist das wirklich erst 50 Jahre her.

    Jetzt, zu Ende des ersten Abschnittes, bin ich auch gepackt. Ganz zu Anfang war ich es noch nicht, ging bei "Altes Land" schneller.

    Zu Anfang sind mir mitten in der bildreichen Sprache Sätze aufgefallen, die für mich irgendwie im Leeren hingen, und das stört mich. Aber das ging vorbei. Die Autorin schafft schnell und intensiv Atmosphäre.

    Das ist einer der Gründe, warum ich das Buch so mochte. Ich kenne diese Art Leben, zwar schon etwas moderner, weil ich Anfang der 70er geboren und auf dem Land aufgewachsen bin. Es ist schlicht authentisch.

    Ich bin auch auf dem Land aufgewachsen, allerdings in einem anderen Land:grin

    Die ganze Dörflichkeit kommt mir trotzdem bekannt vor.

  • Ich mag Ingwer, der seine scheinbar graue Aura wie eine Last mit sich herumschleppt, der sich nicht aus der Sicherheit einer WG, die sich schon lange selbst überlebt hat, lösen kann und der sein Sabbatical dafür ntzen wird, sich um seine uralten Großeltern zu kümmern und um deren Gasthof, nutzen wird. Interessant, dass von der Mutter, Marret, nur in den allgemeinen Erzählungen die Rede ist und nicht in seinen Gedanken. Er ist vielleicht mehr bei den Großeltern aufgewachsen?


    Ich glaube, das wird ein melancholisches Buch...Allein Ingwers Beobachtung (Seite 58), wie der "Olle" mit der Zeit und den Jahren schwindet, durchsichtig-unsichtbarer wird, dünner mit zu großem Ehering, sterblicher, wie er ihn mit einem Kind vergleicht, an dessen Bett man steht und den Atemzügen und ob sie da sind lauscht - das greift mich grad ganz schön an.

    Mal schauen, wie es weiter geht.

  • Ich bin auch auf dem Land aufgewachsen, allerdings in einem anderen Land:grin

    Die ganze Dörflichkeit kommt mir trotzdem bekannt vor.

    Ich bin auch nicht in Norddeutschland augewachsen, sondern in einem Kaff im Westerwald. So unähnlich war das Dorleben aber wohl nicht. Auch die Entwicklung des Lebens auf den Land (immer mehr Maschinen, immer größere Höfe bzw. das Aufgeben der Landwirtschaft, die Landflucht der jungen Leute etc.), war wohl überall gleich. Dörte Hansen erzählt das alles sehr nüchtern und gleichzeitig so echt und mit viel Wärme für die Menschen. Das macht ihre Figuren, wie Ingwer und seine Großeltern so liebenswert, finde ich.

  • Dörte Hansen erzählt das alles sehr nüchtern und gleichzeitig so echt und mit viel Wärme für die Menschen. Das macht ihre Figuren, wie Ingwer und seine Großeltern so liebenswert, finde ich.

    Da hast du Recht.

    Bei den Großeltern muss ich noch schauen, ob ich sie mögen werde. Sie ist ja recht dement. Ich bin gespannt, was ich später noch über früher erfahre. Er hat seinen Gasthof scheinbar mit harter Hand geführt und auch seinen Enkel. Und nun im Alter kehrt sich alles um.


    Auch die Entwicklung des Lebens auf den Land (immer mehr Maschinen, immer größere Höfe bzw. das Aufgeben der Landwirtschaft, die Landflucht der jungen Leute etc.), war wohl überall gleich.

    Ich habe kleinere Höfe gar nicht erlebt. In der DDR wurde die Landwirtschaft schon Ende der 50er verstaatlicht. Es gab fast gar keine wirklichen Höfe mehr, jedenfalls bei uns in den Dörfern nicht.

  • ups, das klingt ja äußerst interessant, ich sollte mir das Buch auch noch zulegen??? Nur wie bringe ich das durch die Schleuse der Suchtklinik?

    Richie, Du kennst das Buch noch gar nicht?? Das solltest Du unbedingt nachholen. Es war mein Jahreshighlight im letzten Jahr.:anbet:anbet Deswegen verfolge ich auch die Leserunde hier sehr interessiert.

  • Liebenswert? Ich denke, das Leben war sehr hart und die Menschen oft genug auch. Ingwers Großeltern haben sicher alles für ihn getan und ihn so gut sie konnten großgezogen.

    Damit meine ich nicht, dass sie liebenswert sind bzw. sich so verhalten, sondern dass ich als Leserin sie geliebt habe und sie mir in mehr als guter Erinnerung geblieben sind.

    Ich liebe in Büchern nicht die netten, lieben Figuren, sondern die, die authentisch sind.

  • Mich packt das Buch von den ersten Seiten an. Ich frage mich, ob es daran liegt, dass ich eine ähnliche Welt noch erlebt habe - aber im Süden der Republik.

    Es ist für mich ein Gefühl zwischen: ja, so war es (die stinklangweiligen Ferien, nix los, die Eltern keine Zeit) und: ist das wirklich erst 50 Jahre her.

    Ich bin noch nicht durch den Abschnitt durch - aber von der ersten Seite an gepackt. Habe eine neue Lieblingsdarstellerin: Marret Ünnergang. Wie sie mit ihren Holzlatschen durchs Dorf schlappt und in allem den Weltuntergang sieht, wie sie schon als junges Mädel als seltsam beschrieben wird, das ist so toll... Ich hab schon voll das Kopfkino.


    Ich bin auch auf dem Land aufgewachsen, allerdings in einem anderen Land

    Die ganze Dörflichkeit kommt mir trotzdem bekannt vor.

    Ich bin zwar nicht auf dem Land aufgewachsen. Aber meine Mama auf einem Bauernhof in Bayern. Und die Ferien war ich oft bei meinen Großeltern zwischen Kühen und Schweine, mit Plumpsklo und Traktorfahren. Ja, löst auch bei mir Kindheitserinnerungen aus.

    Hollundergrüße :wave




    :lesend








    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, daß er tun kann, was er will, sondern daß er nicht tun muß, was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Ich bin gut reingekommen und bisher ziemlich begeistert von dem Buch.


    Das ist einer der Gründe, warum ich das Buch so mochte. Ich kenne diese Art Leben, zwar schon etwas moderner, weil ich Anfang der 70er geboren und auf dem Land aufgewachsen bin. Es ist schlicht authentisch.

    Kann ich für die 70er in OWL ebenfalls bestätigen. Zum Glück war allerdings die Grundschulpädagogik schon weiter und auch bei uns auf dem Lande angekommen, dass man als Lehrer nicht zu körperlichen Strafen greifen sollte.

    Das Landleben scheint sich wohl in Einzelheiten zu unterscheiden, ist aber schon grundsätzlich sehr ähnlich, egal wohin man guckt.

    Damit meine ich nicht, dass sie liebenswert sind bzw. sich so verhalten, sondern dass ich als Leserin sie geliebt habe und sie mir in mehr als guter Erinnerung geblieben sind.

    Ich liebe in Büchern nicht die netten, lieben Figuren, sondern die, die authentisch sind.

    Geht mir genau so und gerade die Authentizität der Figuren der Autorin hier sehr gut gelungen.

  • Die Autorin schafft schnell und intensiv Atmosphäre.

    Das kann ich so nur voll und ganz :write. Ich finde zudem, dass momentan die Atmosphäre des Dorfes und der Landschaft fast vorherrschend sind und die Menschen in die zweite Reihe treten müssen. Sie gehören dazu und sind Geschöpfe dieses kargen, rauen Landstriches aber "Hauptperson" ist (zumindest in diesem Abschnitt) die Natur.


    Saiya schrieb:

    Dörte Hansen erzählt das alles sehr nüchtern und gleichzeitig so echt und mit viel Wärme für die Menschen. Das macht ihre Figuren, wie Ingwer und seine Großeltern so liebenswert, finde ich.


    Ich glaube, diese Nüchternheit trägt auch zu dieser ganz besondere Atmosphäre bei. Aber ich mag es so, da ist nichts rosarot, weichgespült oder nostalgisch verklärt. Das passt. :thumbup:


    Interessant, dass von der Mutter, Marret, nur in den allgemeinen Erzählungen die Rede ist und nicht in seinen Gedanken. Er ist vielleicht mehr bei den Großeltern aufgewachsen?


    Ich glaube, das wird ein melancholisches Buch...

    Hoffentlich nicht allzusehr, denn bei aller Nüchternheit und Realitätsnähe möchte ich von einem Buch doch nicht runtergezogen werden. Das fand ich bei "Altes Land" gut gelöst, das war ja auch etwas melancholisch, aber auch hoffnungsfroh und manchmal sogar humorvoll. Da bin ich gespannt, ob Dörte Hansen auch hier wieder so eine gelungene Mischung hinbekommt.


    Die Abwesenheit von Marret in der Gegenwartszeitschiene ist mir auch aufgefallen. Ich nehme an, sie ist entweder jung gestorben oder verschwunden, so dass für Ingwer hauptsächlich die Großeltern die Bezugspersonen waren. Überhaupt sind mir die Gegenwartskapitel momentan lieber. Ich würde gern mehr über Ingwer erfahren und wie er diese Diskrepanz aus Land und Stadt, aus Vergangenheit und Gegenwart, aus Verbundenheit und Abnabelung empfindet und vielleicht auflösen kann. Zwar finde ich Marret in ihrer Besonderheit außergwöhnlich und damit sehr authentisch, aber insgesamt interessiert mich momentan halt die Gegenwart mehr. Allerdings ist es auch das dritte Buch kurz hintereinander, in dem es zwei Zeitschienen gibt und vielleicht bin ich dem schon etwas überdrüssig (auch wenn ich das normalerweise wirklich gern mag).

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Das fand ich bei "Altes Land" gut gelöst, das war ja auch etwas melancholisch, aber auch hoffnungsfroh und manchmal sogar humorvoll. Da bin ich gespannt, ob Dörte Hansen auch hier wieder so eine gelungene Mischung hinbekommt.

    Ich hoffe das auch.


    Die Abwesenheit von Marret in der Gegenwartszeitschiene ist mir auch aufgefallen. Ich nehme an, sie ist entweder jung gestorben oder verschwunden, so dass für Ingwer hauptsächlich die Großeltern die Bezugspersonen waren.

    Naja, ganz am Anfang ist, in der Gegenwart, auch von ihr die Rede. Sie ist die Untergangs-Marret. die mit Holzschuhen klappernde "Verrückte", die durchs Dorf zieht und alle in ihren Küchen besucht. Ich glaube eigentlich nicht, dass sie tot ist, als Inwer für längere Zeit zurück ins Dorf kommt, aber ich kann mich auch irren, denn seit er da ist, ist sie nicht mehr aufgetaucht.