Leipziger Buchmesse 2022 abgesagt!

  • Kommt ja nicht ganz unerwartet.


    Ich hatte mir 2020 überlegt, zum ersten Mal mit meinem Mann die Buchmesse zu besuchen. Der Rest ist Geschichte. Aber wir hatten damals ein paar nette Tage damit, Leipzig auf eigene Faust zu erkunden.


    Inzwischen ist die Vorstellung, auf eine Messe zu gehen, für mich so unwirklich und fast beängstigend. Zu viele Menschen auf zu engem Raum.

  • Ich denke, die Ängste vor vielen Menschen auf engerem Raum werden wir uns ebenso schnell wieder abgewöhnen, wie sie uns heimgesucht haben, da bin ich optimistisch.


    Ansonsten ist das jetzt tatsächlich einfach noch nicht der richtige Zeitpunkt für eine solche Messe - und auch noch für eine Publikumsmesse. Frankfurt als Hybrid war schon desaströs.


    Bitter ist das für die Veranstalter und, vor allem, für die Messebauer, aber bitter ist die Pandemie ja auch für viele andere Branchen.

  • Ich hoffe, du behältst recht. Aber mir ist schon bewusst, dass die Pandemie andere viel schlimmer getroffen hat.


    Für die Branche und für alle unmittelbar und mittelbar von Messen lebenden ist das natürlich eine Katastrophe, vor allem so kurzfristig. Ich kann mich noch gut an das fast gespenstisch leere Hotel 2020 erinnern - wir haben 2 Abende die fast ungeteilte Aufmerksamkeit des Barkeepers gehabt.

  • Schade für die Branche - des Messebaues, die haben ja nun wirklich schon eine lange Durststrecke zu stemmen, mehr wie viele andere Branchen und man vernimmt kaum was in den Medien mehr von Ihnen.


    Auch wenn ich verstehen kann, das sie die Messe lieber "längerfristig" schon absagen.


    Unser Konzert für März in einer ehemaligen Kirche ist ja auch schon verlegt auf Sept. mal schauen was dann ist.... es bleibt einem nur abzuwarten.

    Muff Muff Muff dat Muffelinchen


    Leben ist was uns zustößt, während wir uns etwas ganz anderes vorgenommen haben. (Henry Miller)

  • Aber wir hatten damals ein paar nette Tage damit, Leipzig auf eigene Faust zu erkunden.

    :knuddel1

    Ja hollyhollunder und mir ging es damals ja genauso. Zumindest haben wir dann ein kleines, nettes Eulentreffen dort geschafft, daran denke ich noch oft.

    Wir hatten auch schon überlegt, dieses Jahr wieder zur Messe zu fahren. Wir haben die Idee aber schon vor einiger Zeit wieder verworfen. Im Moment ist wohl einfach noch nicht der richtige Zeitpunkt für so eine Veranstaltung. Ich hoffe einfach mal, dass es irgendwann wieder möglich sein wird. Ich möchte doch so gerne endlich mal auf diese von allen empfohlene Buchmesse gehen.:)

  • Es ist allerdings auch ohne Zweifel so, dass Messen längst an Reichweite verloren haben, und allgemein an Bedeutung. Das betrifft Fachmessen ganz besonders, aber auch Publikumsmessen. In vielen Branchen, zu denen es Fachmessen gibt, sind die Produktzyklen längst ganz andere als die Messerhythmen, außerdem hat man inzwischen (genau genommen seit zwanzig Jahren) viele zusätzliche, deutliche schnellere Informationswege. Die soziale Komponente der Messen gerät immer mehr in den Vordergrund, aber das reicht - bei unveränderten oder sogar gestiegenen Kosten - vielen nicht mehr aus. Corona hat diesen Prozess - wie so viele andere, etwa die, äh, Digitalisierung des Gesundheitswesens - beschleunigt. Messen als Leistungsschauen und zentrale Orte und Zeitpunkte für die Knüpfung von Handelsbeziehungen, für Auftragsvergaben und ähnliches, haben zu einem Gutteil ausgedient. Für Fachmessen sehe ich für die mittelfristige Zukunft ziemlich dunkelgrau. Das wird in einigen Branchen zum reinen Posertum verkommen - "Seht, ich kann mir immer noch eine Messepräsenz leisten."


    In der Buchwelt läuft noch vieles synchron, etwa die Programme der Publikumsverlage mit den beiden großen Buchmesseterminen. Aber auch das wird sich ändern. Die Branche hat jetzt zwei Jahre lang gemerkt, dass es ohne die zentrale Fachmesse ja auch geht, wenn auch etwas anders. Die Rückkehr zur Vorcoronagröße wird aber nach meinem Dafürhalten hier auch nicht stattfinden, und dass viele Aussteller mit relativ dünnen Begründungen LBM abgesagt haben, zeigt, dass sie eigentlich nur darauf gewartet haben, aussteigen zu können. Für die Zigzehntausendeuro, die ein Messestand kostet, muss man ganz schön viele Bücher verkaufen.


    Aber es wird andere Feste für die Literatur geben, auch mit großer Beteiligung, da bin ich sicher.

  • Die Absage der Leipziger Buchmesse ist vernünftig, wenn auch bedauerlich. Die Ansteckung mit Omikron geht so schnell, da kann man gar kein vernünftiges Hygienekonzept erarbeiten. Ich sehe das tagtäglich in der Corona-Kontaktverfolgung, spreche mit vielen Betroffenen. Ich hoffe auf 2023!

    Es gibt weder moralische noch unmoralische Bücher. Bücher sind gut oder schlecht geschrieben, sonst nichts.


    Oscar Wilde (1854 - 1900)

  • Es ist allerdings auch ohne Zweifel so, dass Messen längst an Reichweite verloren haben, und allgemein an Bedeutung.

    Die Leipziger Buchmesse ist für mich aus ganz anderem Grund von Bedeutung. Nicht wegen der eigentlichen Messe SONDERN wegen der unzähligen Lesungen in ganz Leipzig. Ein einzigartiges Erlebnis, wenn in jedem zweiten Lokal, Kirche, Brauerei, Theater, Gerichtssaal kostenlose Lesungen stattfinden. Dieses Erlebnis hat mir bis jetzt in dieser intensiven Form - inklusive Messebesuch - NUR Leipzig gegeben.

    Hollundergrüße :wave




    :lesend








    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, daß er tun kann, was er will, sondern daß er nicht tun muß, was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Die Leipziger Buchmesse ist für mich aus ganz anderem Grund von Bedeutung. Nicht wegen der eigentlichen Messe SONDERN wegen der unzähligen Lesungen in ganz Leipzig. Ein einzigartiges Erlebnis, wenn in jedem zweiten Lokal, Kirche, Brauerei, Theater, Gerichtssaal kostenlose Lesungen stattfinden. Dieses Erlebnis hat mir bis jetzt in dieser intensiven Form - inklusive Messebesuch - NUR Leipzig gegeben.

    So geht es mir auch. Die Messe in Leipzig an sich finde ich deutlich ansprechender als Frankfurt - für das Lesepublikum gemacht und mit deutlich mehr Veranstaltungen als in Frankfurt.


    "Leipzig liest" ist jedoch ungeschlagen, die zahllosen unterschiedlichsten Veranstaltungen sind für mich etwas ganz besonderes. Bei den Festivals in Großbritannien gibt es dann zwar auch viele Lesungen, aber alle auf eine Stunde begrenzt, an festen, sterilen Orten. Kein Vergleich zur Atmosphäre in Leipzig. (oder Frankfurt)

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")

  • "Leipzig liest" ist fantastisch, ohne Frage - ich habe auch drei oder vier Male mitgemacht.


    Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass die Reichweite von Messen abnimmt, dass man sich die Präsenz dort leisten können muss, weil sie abseits der reinen Präsenz wenig bringt. Als Autor bestand (oh, ich rede schon im Präteritum) der Reiz von Leipzig aus den Lesungen und den Treffen mit Freunden und den Späßchen an den DKZV-Ständen und den Podiumsdiskussionen, an denen ich teilgenommen habe, aber der Rest hat mich kaum interessiert, und die zwei, drei Termine am Verlagsstand waren schnell gehakt. Als reiner Leser würde ich im Traum nicht auf die Idee kommen, Leipzig zu besuchen. Nach Frankfurt käme ich in dieser Rolle gar nicht erst, oder nur für ein paar Stunden am Wochenende.

  • Ergänzung: Aus Sicht der Verlage - und die allermeisten Aussteller sind Verlage - haben die Buchmessen hauptsächlich einen anderen Zweck als denjenigen, das Publikum zu unterhalten, ihnen neue Titel vorzustellen und/oder den Kontakt mit Autoren und -innen zu ermöglichen. Es wird gedealt. Es werden Rechte eingekauft und angeboten, es werden Lizenzen akquiriert und vertickt, und es geht um Buchpropaganda im großen Stil. Dass sich gerade Leipzig so besucherfreundlich anfühlt, ist recht teuer eingekauft. Frankfurt versucht das ja gar nicht erst. ;)

  • Da habe ich einen ganz anderen Eindruck, weil in Frankfurt parallel zur Messe von Jahr zu Jahr mehr Veranstaltungen für das Lesepublikum stattfinden.

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")

  • > Hier < die heutige "Presseschau" des Börsenblattes zur Messeabsage und > hier ein Meinungsbeitrag < vom Geschäftsführer des Oetinger-Verlages zum Thema.

    Der Verfasser hat seine Nase offensichtlich tief in Wirtschaftsblätter gesteckt. Für meinen Geschmack etwas zu tief. Ich hätte bereits bei "Emotionsermöglicher" die Lektüre quittieren sollen, Schlagworte wie "agile, transformierte Messen" oder "pulsierende, offene Begegnungsorte" machen die Sache auch nicht besser.

    Schade, denn über Phrasen hinaus hat der Artikel nicht viel zu bieten.