'Das zweite Geheimnis' - Seiten 176 - 253

  • Ich persönlich mag auch lieber die facettenreichen Protagonisten.


    Ein packender Abschnitt - gerade die Spionoagetechniken haben es mir ja angetan.

    trotdzem furchtbar, wie und wo und eigentlich überall die Stasi hinterher war.

    Allein schon dei Ausbildung bei der Post - an den Briefen zu riechen. Als ich das gelesen habe, dachte ich gleich "oh, oh, da riechen bestimmt das chemische, das vorher bei Rias vorgefertigten Briefen beschrieben wurde".


    Ganz pervers finde ich Margas Anbiederung an Annie, einen Teenie zum Spitzel tzu animieren, dann noch die eigene Mutter auszuspionieren.

    Diese Marga geht echt über Leichen. Hoffentlich bekommt sie einen Denkzettel - sprich - hat keinen Erfolg, Ria zu schaden.



    Die Beschreibung von Hennings Ausbruchversuch gefällt mir auch - ich muß dann auch dauernd an den Film gespregte Ketten denken. Den Film liebe ich ja und kann ihn fast mitsprechen. Auch wenn die Hintergründe natürlich andere sind. Aber die akribische Planung des Ausbruchs finde ich immer hochinteressant.

  • Es geht richtig ab, den Abschnitt musste ich gestern Abend noch beenden. Jeder spioniert gegen jeden und man weiß nicht, wem man noch trauen kann. Ich denke es gibt einige die ein doppeltes Spiel gespielt haben und dies macht diese Geschichte auch so interessant.


    Warum Ria ihre Sachen nicht überprüft und so den Sender von Marga nicht entdeckt, macht mir ein wenig Bauchschmerzen, sie ist doch sonst immer so vorsichtig.


    Anni lässt sich von Marga einlullen, aber ich denke sie ist ein cleveres Mädchen und wir sehr schnell rausbekommen, dass Marga ihr sehr wahrscheinlich gar nichts zu bieten hat.


    Marga hat einen ziemlichen Hass auf Ria, sie hat sich regelrecht in sie verbissen. Es ist erschreckend zu sehen, wozu Menschen fähig sind.


    Um Hennig mache ich mir auch Sorgen, nicht das seine Tätigkeiten noch entdeckt werden. Sollte es so kommen, sieht es sehr düster aus.


    Die Guillaume-Affäre sagte mir gar nichts, habe das gestern noch schnell nachgelesen, da kommt noch einiges auf uns zu.


    Ich mag auch keine schwarz / weiß Zeichnung bei den Figuren, wir Menschen sind schließlich nicht auf nur gut und böse. Das Leben besteht nun einmal aus Facetten und so sollte es auch in den Büchern sein.

  • Da kann ich ich wieder nur komplett anschließen: ich finde das Buch mega spannend und ich kann es kaum aus der Hand legen. Diese ganzen Spionagetechniken und Tricks sind für mich total fesselnd zum Lesen.

    Ich fand auch die Szene mit Ria im Zug und Marga als ihre Verfolgerin super spannend. Als Ria in der Toilette versucht hat ein Versteck für ihre Papiere zu finden und dann in sekundenschnelle umschalten musste und alles vernichtet hat, da habe ich echt gedacht sie schafft es nicht mehr rechtzeitig.

    Ja, der Spannungsbogen ist hier besonders gut gelungen! :thumbup:

    Schade um die viele Arbeit, die Ria mit der Zubereitung der Informationen für den BND hatte und den Gefahren dabei und während des Versuchs der Übermittlung. Muss sie jetzt alle Unterlagen wieder neu raussuchen und fotografieren? Oder warten, bis wieder etwas brisantes über ihren Schreibtisch wandert?


    Henning finde ich in diesem zweiten Band total stark. Ich weiß noch, dass ich ihn in dem ersten Buch nicht so besonders mochte. Aber hier erfährt man soviel mehr über ihn, seinen Charakter und seine Gedanken. Und ich finde es wirklich bewundernswert, dass er im Gefängnis seine Mut nicht verliert und versucht einen Ausweg zu finden. Ich hoffe so sehr, dass es ihm gelingt, auch wenn ich es mir tatsächlich nicht so recht vorstellen kann.

    Ich frage mich, was wohl noch Schlimmeres mit ihm passieren würde, wenn er offen gesagt hätte, dass er gläubig ist und nicht länger lügen möchte. Hätten sich seine Befrager auf eine Argumentation gegen die Religion eingelassen?


    Sehr eindrücklich fand ich auch den Besuch von Honecker in dem Gefängnis. Als er seine alte Zelle sehen möchte und sich dabei Gedanken macht, dass ja jetzt hoffentlich alles viel besser in den Gefängnissen ist als zu seiner Zeit als Insasse. Da kommen ihm dann doch leise Zweifel, die er aber so gut es geht versucht zu ignorieren.. Diese Szenen fand ich ganz stark und sie zeigt Honecker so menschlich.

    Seltsam, dass einer, der selber mal im Widerstand gegen eine Diktatur war, nicht erkennt, dass sich die DDR wieder zu einem ähnlichen Unrechtsstaat entwickelt hat.

    Das hat er auch mit Putin gemeinsam.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Siegfried Lenz: Der Verlust

  • Warum Ria ihre Sachen nicht überprüft und so den Sender von Marga nicht entdeckt, macht mir ein wenig Bauchschmerzen, sie ist doch sonst immer so vorsichtig.

    So wie ich das verstanden habe, ist das kein Sender, sondern nur eine radioaktive Nadel, die unmerklich in den Schuh eingebaut wurde, und nur mit einer Art Geigerzähler zu erkennen und nachfolgbar wird.

    :licht

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Siegfried Lenz: Der Verlust

  • Putin war aber nie im Widerstand gegen eine Diktatur, er hat immer nur für eine gearbeitet.

    Ich meinte, dass er andere Nazis nennt und dabei selber wie einer handelt.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Siegfried Lenz: Der Verlust

  • Momentan ist es eine sehr spannende Spionagegeschichte mit Spionen auf beiden Seiten und den Versuchen, sie zu enttarnen. Henning hat durch Jolantes Anwesenheit bei seiner Verurteilung Mut gefasst und er arbeitet nun verbissen an seinen Zielen. Auch Marga ist verbissen und entschlossen, Ria zu überführen. Ria strahlt eine Ruhe aus, die für mich nicht nachvollziehbar ist. Christel Guillaume ist etwas übereifrig und gibt Anlass zu einer Überprüfung. Mir scheint es, dass sich die Methoden in weiten Teilen ähneln und dass der Zufall eine große Rolle spielt. Annie ist zum Spielball geworden und wird aus Liebe zu Michael zur Agentin. Dabei ist völlig unklar, ob Michael auch in sie verliebt ist.

    :lesend James Lee Burke - Die Tote im Eisblock

    hörend: Hanna von Feilitzsch - Bittersüße Mandeln

  • Ich habe viel darüber nachgedacht, was einen Ehemann und Familienvater veranlasst, seine Familie zurückzulassen und letztendlich alles riskiert. Henning musste damit rechnen, dass er seine Kinder und seine Frau nie wieder sehen würde. Oder im schlimmsten Fall musste er sogar mit seinem Tod rechnen. Ich denke, dass der Leidensdruck enorm sein muss, um so eine riskante Flucht zu planen. Es muss ihn so viel Kraft kosten, in und mit dem System zu leben, dass er sonst keinen Ausweg sieht. Ähnlich stelle ich mir den Druck vor, wenn ein Mensch entscheidet, dass er nicht mehr leben möchte.

    Henning und seine Beweggründe sehe ich ähnlich. Es geht für ihn einfach nicht mehr in der DDR. Dazu kommt, dass er und Jolanthe sich auseinandergelebt haben, er hat ja den Eindruck, er sei für sie nur noch "ein Klotz am Bein". Von daher kann ich es verstehen, dass er die Flucht gewählt hat. Schön finde ich, dass beide - sowohl Henning als auch Jolanthe - erst durch die Abweseneheit des anderen erkennen, was sie aneinander haben und wie sehr sie sich doch lieben. Leider erkennt man solche Wahrheiten wirklich viel zu oft erst zu spät. ;(


    Eine Frage hätte ich noch dazu: irgendwann überlegt Henning, dass seine Tochter Jolanthe immer ähnlicher wird. Wieso das? Jolanthe ist doch die Stiefmutter, oder hab ich das falsch in Erinnerung?

    Ich finde es immer am interessantesten, wenn die Figuren in den Romanen Grautöne haben. Nur "gute" oder "böse" Personen finde ich persönlich einfach langweilig und unglaubwürdig. Ich mag die Protagonisten mit Ecken und Kanten immer deutlich lieber, als die supersympathischen.

    :writeDa möchte ich mich meinen ganzen Vorschreiberinnen anschließen! Bitte keine zu "sympathischen" Protagonisten, die sind nicht "menschlich". Auch Ria hat ja erfreulicherweise ihre Graubereiche.


    Die Szene im Zug war wirklich megaspannend! Ein Gutes hat die ganze Aktion: zumindest weiß Ria, dass die Stasi an ihr dran ist und verhält sich jetzt hoffentlich entsprechend vorsichtig! Ansonsten rückt Ria für mich momentan etwas in den Hintergrund, Hennings Geschichte ist für mich präsenter. Dazu kommen die vielen Hintergrundinfos zu Honecker und Brand, die ich aber sehr interessant finde!

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Eine Frage hätte ich noch dazu: irgendwann überlegt Henning, dass seine Tochter Jolanthe immer ähnlicher wird. Wieso das? Jolanthe ist doch die Stiefmutter, oder hab ich das falsch in Erinnerung?

    Ging es bei "ähnlich" vielleicht nicht um Äußerlichkeiten, sondern Angewohnheiten/Verhalten, Art sich zu bewegen/Dinge zu entscheiden...

    weil bei Stiefmutter Jolanthe abgeguckt?

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Ging es bei "ähnlich" vielleicht nicht um Äußerlichkeiten, sondern Angewohnheiten/Verhalten, Art sich zu bewegen/Dinge zu entscheiden...

    weil bei Stiefmutter Jolanthe abgeguckt?

    So habe ich das auch verstanden. Wenn man mit jemandem länger zusammen lebt, nimmt man oft die gleichen Gewohnheiten oder Eigenheiten an.

  • Das ist schon ganz schon ganz schön heftig, wie da wirklich mehr oder weniger jedem misstrauisch begegnet wurde. Ich glaube das habe viele echt vergessen, wie es war in einem Staat zu leben, in dem jedes falsche Wort die vermeintliche Freiheit kosten kann.

    Das trifft meiner Meinung nach auf jeden Spion zu, egal in welchem Umfeld er lebt. Enttarnung ist lebensgefährlich. Trifft auch auf Undercoveragenten zu.

    Ich schließe mich mal meinen Vorrednern an. Menschen sind doch auch nicht nur gut oder nur böse…. Warum sollten es dann Protagonisten in Büchern sein?

    So ist es. Gerade bei historischen Romanen nervt mich oft die Hauptfigur, die unsagbar positiv daherkommt.

    :lesend James Lee Burke - Die Tote im Eisblock

    hörend: Hanna von Feilitzsch - Bittersüße Mandeln

  • Eine Frage hätte ich noch dazu: irgendwann überlegt Henning, dass seine Tochter Jolanthe immer ähnlicher wird. Wieso das? Jolanthe ist doch die Stiefmutter, oder hab ich das falsch in Erinnerung?

    Das ist ein Fehler, ganz klar. Werde ich korrigieren in der nächsten Auflage. So, wie es auf S. 188 formuliert ist, kann ich mich leider auch nicht damit herauswinden, dass sie Jolanthe im Verhalten ähnlicher wird. Danke für den guten Hinweis!

  • Stimmt, wenn man auf der Seite nachliest, dann passt die Formulierung nicht mit "Jolanthes Schönheit in Majas jungem Gesicht". Sehr gut, Lese-rina.👍

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Ich bin vor allem drübergestolpert, weil ich überlegt habe, ob wohl in der „fehlenden“ Zeit zwischen Band 1 und 2 Jolanthe und Henning ein gemeinsames Kind bekommen haben. Aber dazu passt das Alter nicht.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Tut mir leid, dass ich mich nicht mehr gemeldet habe, aber gesundheitlich bin ich im Moment völlig daneben. Die Suche nach dem Grund scheint nicht so einfach und der Verdacht, der nun im Raum steht, beunruhigt mich. Ich habe das Buch bereits durch, aber da ich immer nur mal Stückchen lesen konnte, kriege ich die Leseabschnitte nicht mehr auseinandergepflückt. Daher werde ich nur auf eure Post antworten.

  • Mich erstaunt, dass Ria diesen Sender unter ihren Schuhen nicht findet. Den muss Marga doch in ihrer Wohnung angebracht haben. Dort schien mir Ria besonders aufmerksam zu sein.

    Ria ist sonst so gewieft, da hat sie wirklich nicht aufgepasst.

    Marga ist von Ehrgeiz zerfressen. Eine nützliche Eigenschaft für die Stasi.

    Dabei hat sie ja gar keinen ofiziellen Auftrag mehr. Aber Ria ist wohl wie ein Stein in ihrem Schuh, den sie nicht los wird. Sie kann gar nicht anders.

    Mir war unbekannt, dass Willy Brandt als Herbert Frahm zur Welt gekommen ist und den Namen, unter dem er bekannt wurde, neu gewählt hat.

    Bekannt war mir das schon, aber irgendwie auch nicht mehr greifbar. Jetzt habe ich mich erinnert.

  • Und ich finde es wirklich bewundernswert, dass er im Gefängnis seine Mut nicht verliert und versucht einen Ausweg zu finden. Ich hoffe so sehr, dass es ihm gelingt, auch wenn ich es mir tatsächlich nicht so recht vorstellen kann.

    Ich könnte es mir vorstellen, dass es gelingt. Doch wo will er dann hin? Sie werden doch gleich mit allen Mitteln die verfolgung aufnehmen.

    Ich hoffe sehr, das Mädel checkt, worauf Marga hinauswill, bevor es zu spät ist.

    Ich haben auch gleich gedacht. Annie lass dich auf nichts ein. Doch sie ist so jung und hat keine Lebenserfahrung. Sie kann gar nicht erkennen, wie sie manipuliert wird.