Welches Buch liest Du gerade, das Dich begeistert?

  • Cormac McCarthy, Stella Maris


    ASIN/ISBN: 3498003364


    Dieses Buch habe ich vor 2 Tagen beendet, und die Begeisterung hält an.

    Ein Feuerwerk an Ideen, naturwissenschaftlichen und philosophischen Theorien, die immer um erkenntnistheoretische Fragen kreisen!


    Dieser philosophische Diskurs allein hätte mich aber nicht so begeistert, dazu brauche ich keinen Roman. Es ist die Art und Weise, wie McCarthy dem Leser die Protagonistin nahebringt, wie man als Leser ihre große Einsamkeit mitfühlt und mit ihr leidet.

    Und wie der Autor diese Emotionalisierung sprachlich gestaltet - das hat mich erst recht begeistert.


    EDIT:

    Ich habe Buch + Hörbuch parallel gelsen/gehört und die Rezension unter die Hörbücher gestellt,und zwar hier.

  • Danke für diesen tollen Thread, da wird meine Wunschliste bestimmt wachsen :)


    Ich lese gerade: "Porträt einer Ehe" von Maggie O`Farrell. Ich habe jetzt das erste Drittel von dem Buch gelesen und ich bin wahnsinnig begeistert von diesem Roman:anbet

    Die Autorin hat eine ganz wunderbare Art Szenen zu schildern. Sie nimmt mich richtig mit in die Geschichte und erschafft ein faszinierendes Bild von dem kurzen Leben der Lucrezia di Cosimo de’ Medici. Ich hoffe mal, das Buch bleibt bis zum Ende hin so mitreißend, spannend und anrührend. Für mich ist es jetzt auf jeden Fall schon ein absolutes Jahreshighlight und ich muss unbedingt noch mehr Bücher von dieser Autorin lesen.



    ASIN/ISBN: 3492071767

  • Das will ich auch lesen. Vor ein paar Tagen hatte ich es in der Hand in der Bibliothek und hätte es fast ausgeliehen.;) Habe es aber zurückgestellt, weil ich jetzt noch Weihnachtsbücher lesen will.

  • Martin Simon - Beifang

    ASIN/ISBN: 3351038798



    Eine Zechensiedlung in einer Kleinstadt im nördlichsten Ruhrgebiet. Beifang ist eine Bergmannssiedlung, der Bergbau hatte sich hineingefressen in das bäuerlich geprägte Münsterland in den 50er Jahren. Bis dann das Ende kam, etwa zehn Jahre später.

    Es wuchs nie zusammen, was eigentlich zusammengehören sollte, die Alteingesessenen und die Zugezogenen, die blieben in zwei Welten in einer unbedeutenden Gemeide, irgendwo in Westdeutschland.

    Zwölf Kinder auf 60 qm in einer Zechenhaushälfte, die Familie von Wilfried Zimmermann war auch im Bergmannsmilieu alles andere als alltäglich. Diese Familie war in jeder Beziehung krass.

    Häusliche Gewalt, Alkoholsucht,Armut, Diskriminierung, Entfremdung, die uneingestandene Wut, als "asozial" zu gelten, all das läßt Enkel Frank Fragen stellen, wie es denn nun wirklich gewesen ist?

    Ob sie denn alle einen "Schaden" hätten, ob er deswegen in seinem Leben "nichts auf die Reihe" bekommt? Ob er darum selbst Probleme hat mit seiner Vaterrolle?

    So sucht er seine zahlreichen Onkel und Tanten auf und fragt, nicht jeder und jede erinnert sich gern. Auch Franks eigener Vater Otto nicht, zunehmend irritiert von der Hartnäckigkeit des Sohnes.

    Frank sucht seine Familie und findet ein Dutzend Einzelkämpfer, von denen jeder mit seinen Dämonen ringt. Aber er findet auch einen unzerbrüchlichen Zusammenhalt, eine ungeschriebene Übereinkunft, ein für einander Einstehen in dieser wahrhaft skurrilen Sippe.

    Frank findet keine eindeutigen Antworten und dennoch zu einem seltsam versöhnlichen Bild.



    Ich muss vorausschicken, ich kenne diesen Ort, kenne Beifang, es ist ein realer Ort. Ich kenne auch die Örtlichkeiten, die Erwähnung finden, kannte einige der Geschäftsleute persönlich, wenn auch als Zehnjähriger.

    Das schreibe ich, weil es mir schwerfällt zu verstehen, wie man in der selben kleinen Gemeinde zwei so verschiedene Welten erleben kann.

    Hier schreibt einer, der nicht das geringste beschönigt, nichts schminkt, nichts retuschiert.

    Wieviel autobiographisches darin steckt, wage ich nicht zu beurteilen, doch der Anteil scheint mir erheblich zu sein.

    Das alles sitzt zu tief beim Autor und genau so wird es erzählt, Simon wirkt "echt".

    Keine Familiengeschichte vom Aufstieg, vom langsamen Emporarbeiten, von Zeichen der Entwicklung, eher die Flucht aller vor der Erinnerung, den Tatsachen, vor sich selbst.

    Und doch bleibt da dieses Gefühl, etwas Besonderes zu sein, etwas zu wissen, was keine andere Familie weiß, etwas Unerhörtes, etwas Grundgutes.

    Und so stellt sich mir zum Schluß die Frage, ob diese Familie nicht eigentlich völlig normal ist?

    Simons Sprache ist ungekünstelt, sie wirkt klar und deutlich, er muss keinen Ruhrpottslang verwenden, um authentisch zu sein.

    Und ganz nebenbei schreibt er ein paar sehr gescheite Sätze, die ich noch von keinem Autor so gelesen habe.

    Ein gutes Buch, das mich staunen ließ, mich fassungslos machte, zuweilen laut lachen ließ und bis kurz vor dem Ende keine Minute gelangweilt hat.

  • Ein gutes Buch, das mich staunen ließ, mich fassungslos machte, zuweilen laut lachen ließ und bis kurz vor dem Ende keine Minute gelangweilt hat.

    Das freut mich sehr, dass Dir das Buch so gefallen hat!

    Magst Du Deinen Beitrag nicht zusätzlich in dem entsprechenden Rezensions-Thread unterbringen?


    Beifang - Martin Simons - Zeitgenössisches - Büchereule.de (buechereule.de)


    Ich finde diese unprätentiöse, undramatische Weise, wieder Autor dieses ernste Thema behandelt, sehr gelungen. Daher hat mir auch der Verzicht auf eine Art Familiengeschichte gut gefallen.

  • ASIN/ISBN: B09Y9H296P


    Fynn Haskin, Der Mondmann. Blutiges Eis.


    Das Cover finde ich einfach nur grässlich, und dann dieser Untertitel, brrr - das fand ich nur reißerisch. Und entsprechend vorsichtig bin ich an den Krimi herangegangen und habe trotz bester Vorsätze nichts zu meckern gefunden :)!

    Sehr schöne Naturbeschreibungen, vor allem des Eises und der archaischen Landschaft und vor allem eine sehr differenzierte Auseinandersetzung mit der Kultur der Inuit, ohne irgendwo herablassend oder belehrend zu werden.

  • Volker Reinhardt (Hrsg.) - Deutsche Familien

    ASIN/ISBN: 3423345802


    Volker Reinhardts Bücher sind für mich schon fast eine Garantie für beste Unterhaltung bei exzellenter Recherche. Der Professor für Neuere Geschichte aus Fribourg versteht es, komplexe Dinge in verständlichen Sätzen auf den Punkt zu bringen.


    In diesem Buch fungiert er als Herausgeber, steuert selbst den hervorragenden Beitrag über die Familie Mann zu.


    Zwölf Portraits sind es, die Deutschlands berühmte Sippen essayistisch ans Licht zerren, was diese sonst immer gerne selbst besorgten, manchmal aber auch wohlwissend vermieden.

    Die Moltkes, Thyssen, Krupp, Bismarck, Hohenzollern, Wittelsbach, etc., sie waren Markierungspunkte in der Geschichte Deutschlands, ihr Verhalten war beispielgebend und symptomatisch, aber ihre Voraussetzungen waren dennoch andere, als beim Normalbürger.

    Leistungen Einzelner und daraus entstehende ökonomische Macht, politisches Talent oder künstlerische Singularität, sorgten für Privilegien, Immunität und Glanz. Aber auch für Scheitern, Missbrauch und Zerbrechen an den übermächtigen Vorbildern.

    Eines der seltsamsten Phänomene der Postmoderne ist das Wiederauferstehen des uraristokratischen Merkmals der Abstammung, gerade in dieser Zeit medial gesteuerter Massendemokratie. Dies führt zu geradezu obszön intensivierter Observierung von Dynastien, die schon längst nicht mehr herrschen.

    Allerdings, diktierten früher die Dynastien das Verhalten und das Maß der Vornehmheit, zittern sie heute unter dem Joch der Korrektheitsregeln der Massen und deren Doppelmoral.

    Sie sind das Wertemuseum der Massen, sollen dabei aber immer volksverbunden bleiben. Ein hoher Preis, der aber immer noch gerne gezahlt wird, bringt doch der große Name einfach zuviele Vorteile für Karriere und Fortkommen.

    Anderes gilt für die Künstlerdynastien, für sie wird die Messlatte an die Moral niedriger gelegt, dafür ist die Gretchenfrage:

    Was war zwischen 1933 und 1945?

    Kommen die Manns dahingehend recht gut weg, stehen die Wagners immer vor dem Dilemma der Fixierung auf Richard, den Ahnherrn. Der hat auch heute nichts von seinem Faszinosum und Polarisierungspotential verloren. Das Hitler jährlich im nahen Bernecker Hotel Bube abstieg, um die Bayreuther Festspiele zu besuchen, wofür Richards Nachfolger durchaus nicht alle etwas konnten, kostete die Wagners mehr Glaubwürdigkeit, als alles dumme antisemitische Zeug, das der Altmeister vielleicht selbst von sich gegeben hatte.

    Dennoch ist die Attraktivität, rituelle Präsenz, Barrikadenkampf, Faszination, Empörung, Neugier, Fürstenanbiederung, Künstlerwahn, ein bleibendes Faszinosum und wird bis heute mit der Sippe identifiziert.

    Es sind gute, teilweise brilliante Essays, klug zusammengestellt und in der Länge adaptiert, sprachlich ein Genuss und sauber recherchiert. Das Buch hat alle Chancen, mein Monatshighlight zu werden.

  • ASIN/ISBN: 349207300X


    Ich lese es mit zunehmendem Erschrecken. Was Elmar Thevessen hier eindrucksvoll belegt, ist nichts weniger als die drohende Übernahme der Weltherrschaft durch China. Es macht fassungslos zu sehen, wie weit man dabei bereits fortgeschritten ist.

    Melde mich wieder, wenn ich durch bin.

    Wir haben letztens eine Dokureihe gesehen, da wurde auch ganz ausführlich über Chinas Machthunger berichtet. Mein Mann hat ja viel mit chinesischen Firmen zu tun und hat da auch nen Bezug dazu. Das ist teilweise wirklich sehr erschreckend, was da so läuft. Und vor allem auch, wie sehr die Menschen da mit Mauern umgeben sind und nicht mal die Möglichkeit haben sich selbst zu informieren....

  • Ich bin gerade bei einer meiner SuB-Leichen und finde es richtig gut.


    Der Fall ist super aufgebaut, die Charakter werden von Band zu Band stärker und ich habe nur eine vage Vermutung, wer der Täter ist und bin kurz vor dem Ende... Es sind wirklich gute Switches eingearbeitet !


    ASIN/ISBN: 9783442363322