Pseudonym

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    Original von Mulle
    2) Der Vergleich mit dem Esen hinkt, denn der Autor(enname) wird ja nicht gegessen (zumindest sollte das nicht der Fall sein); der Autor bereitet nur zu. Und zwar u.U. die unterschiedichsten Dinge.
    Wenn dir von einem Koch die Bratkartoffeln nicht schmecken, könnte dir seine mediterane Pasta ja sehr gut munden.
    Bratkartoffeln und Pasta erfordern ja so unterschiedliche Qualitäten am Herd, dass du vermutlich nicht mal merken würdest, dass der Koch, der so wunderbare Pasta zubereitet hat, derjenige ist, der beim letzten mal die Bratkartoffel so versaut hat. :grin


    Bei vielen, wenn nicht fast allen Autoren, färbt ihre Persönlichkeit auf das ab was sie schreiben.
    Wenn ich ein Buch vollkommen und unrettbar mies fand, mag ich von dem Autor wahrscheinlich nichts. Eva Ibbotson hat mich mit einem Erwachsenenbuch mal arg schockiert - aber wer genau hinschaute, konnte die Ansätze die in der Romanze dann zum reinen Grauen wurden auch schon in ihren Kinderbüchern sehen.
    Den Stil, den ich immer gemocht habe, fand ich auch in diesem Buch gut. Aber inhaltlich ... nun ja.

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    Original von SiCollier
    Wenn Nicoles letztes Buch „In dieser ganz besonderen Nacht“ unter anderem Namen erschienen wäre, hätte ich es weder gekauft noch gelesen. Fantasy gehört seit längerer Zeit überhaupt nicht mehr zu „meinen“ Genres, hier war es ausschließlich der (mir bekannte) Autorenname, der mich zum Buch greifen ließ.


    Leser sind nicht treu. Oder wenn, sind es Ausnahmen (vor allem, wenn es um bekannte Namen geht). Stelle ich immer wieder fest. Muss ich mich als gefloppter Autor wirklich verpflichtet fühlen, bei meinem Namen zu bleiben, um eine Handvoll (?) tatsächlich existierende treue Leser mitzunehmen, aber dafür wieder zu floppen?


    Das kann ich mir nicht leisten.

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    Original von Salonlöwin


    Die Vielzahl der wirklich üblen, unoriginellen Namen sorgt bei mir nur für eines, nämlich den Schluss, dass ich vom augenscheinlich lieblosen Pseudonym auf einen eben solchen Inhalt eines Buches schließe.


    Das kann man auch nicht verallgemeinern. Ich wähle meine Pseudonyme ohne jede gefühlsmäßige Bindung aus. Es soll passend und gut klingen, das genügt mir. Manchmal wird man ja sogar aufgefordert, eine ganze Liste zu schicken, aus dem der Verlag dann auswählt. Ich seh das völlig nüchtern und ziehe daraus keinerlei Verbindung zum Schreiben, dessen Leidenschaft allein vom Inhalt abhängt.

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    Original von SabineW
    Muss ich mich als gefloppter Autor wirklich verpflichtet fühlen, bei meinem Namen zu bleiben, um eine Handvoll (?) tatsächlich existierende treue Leser mitzunehmen, aber dafür wieder zu floppen?


    Und das moecht' ich auch unterschreiben duerfen.

  • Zitat

    Original von SabineW
    Muss ich mich als gefloppter Autor wirklich verpflichtet fühlen, bei meinem Namen zu bleiben, um eine Handvoll (?) tatsächlich existierende treue Leser mitzunehmen, aber dafür wieder zu floppen?


    Das verstehe ich jetzt ehrlich gesagt nicht so ganz...
    Man ist Autor, veröffentlichst ein Buch und das verkauft sich schlecht.
    Man veröffentlicht ein zweites unter dem selben Namen und das floppt erneut.
    Ehrlich gesagt wäre meine erste Schlussfolgerung dann, dass mein Misserfolg bedeuten könnte, dass Autor der falsche Beruf für mich ist und nicht, dass das Problem darin liegt, dass ich ständig unter dem selben Namen veröffentliche :gruebel


    Haben wirklich die Buchhändler schuld an der Pseudonymseuche, weil sie Autoren, die sich einmal schlecht verkauft haben, keine zweite Chance geben?

    "Sobald ich ein wenig Geld bekomme, kaufe ich Bücher; und wenn noch was übrig bleibt, kaufe ich Essen und Kleidung." - Desiderius Erasmus

  • Ich verstehe das auch nicht so ganz.


    Und was heißt überhaupt floppen? Wenn es bedeutet, dass das entsprechende Buch viele schlechte Kritiken bekommen hat, würde ich auch erstmal an meiner Kompetenz als Schriftstellerin zweifeln. Dann wäre es in der Tat so was wie Beschiss, wenn ich es unter einem anderen Namen nochmal versuchen würde.


    Verkauft es sich einfach mäßig, bekommt aber im Großen und Ganzen ganz gute Kritiken, dann hat vielleicht das Thema einfach nicht mehr Leser interessiert oder es ging ganz einfach unter, was bei der Schwemme z. B. historischer Romane auch kein Wunder ist. Die Zahl der Leser ist nun mal begrenzt, da müssen sich mittlerweile viele den Kuchen teilen.
    Sich dann mit einem neuen Namen in ein anderes Haifischbecken zu stürzen und zu glauben, damit das Pech, das am alten Namen zu kleben scheint, loszuwerden, halte ich für ein naiv.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Zitat

    Original von Asmos


    Das verstehe ich jetzt ehrlich gesagt nicht so ganz...
    Man ist Autor, veröffentlichst ein Buch und das verkauft sich schlecht.
    Man veröffentlicht ein zweites unter dem selben Namen und das floppt erneut.
    Ehrlich gesagt wäre meine erste Schlussfolgerung dann, dass mein Misserfolg bedeuten könnte, dass Autor der falsche Beruf für mich ist ...


    Ah, das verstehe ich jetzt gleich besser.
    Manchmal vergisst man als Autor, wie die Leserwelt das von außen wahrnimmt.


    Ob ein Buch sich verkauft oder floppt hängt erschreckend selten an der Qualität.
    In manchen Fällen kann man sogar sagen, dass ein bisschen weniger Qualität, Originalität und Einfallsreichtum sich "besser" verkauft.
    Man sieht das hier bei der Büchereule (oder anderen Foren, in denen sich Vielleser tummeln) oft sehr schön: Fantastisch besprochene Bücher, begeisterte Leser ... und dahinter ein Autor, der tapfer lächelt und sich still fragt: Und warum bitte ist das Buch dann ein wirtschaftlicher Flopp?
    Nach ein paar Flaschen Wein beim Eulentreffen kommen immer wieder erstaunliche Details zutage. Die Flopps sind da, wo man sie als allerletztes vermuten würde, weil das einfach verdammt gute Bücher sind.


    Es gibt keine Garantiemaßnahmen, mit denen man ein Buch dazu bewegen kann, sich gut zu verkaufen, aber zwei ziemlich große Sicherheitsaspekte sind der Programmplatz und der Werbeetat. Die beiden Herzchen entscheiden darüber, ob das Buch in den Läden irgendwo ins Regal kommt (wo es keine realistische Chance hat, sich "gut" zu verkaufen) oder auf die prominenten Tische im Eingangsbereich.
    Wer diese Spitzenplätze bekommt, scheint oft genug eher eine Lotterie zu sein. Und hat - meiner Beobachtung nach - nicht zwingend mit Qualität zu tun.


    Oder müssen wir jetzt darüber diskutieren, ob "Shades of Grey" ein qualitativ gutes Buch ist?


  • Ich nehme das Zitat von Sabine auch für mich in Anspruch.


    Denn, liebe Asmos, und hier beziehe ich mich auf das Fettgedruckte in deinem Zitat, so einfach ist es nämlich nicht. Ich denke, jede/r Autor/in stellt sich diese Frage, und zwar mehr als einmal. Aber ein Buch floppt eben nicht nur, wenn es schlecht ist. (Im Umkehrschluss fanden zum Beispiel eine Menge Leser/Eulen die Grauschatten grottig, aber das Buch ist alles andere als gefloppt.) Angenommen, da ist ein Buch, dass eigentlich ziemlich vielen Lesern gefallen könnte, nur leider finden die es nicht, weil der Buchhändler das Cover scheußlich fand und es deshalb nicht bestellt hat. Oder er hat es bestellt, aber nur zwei Stück, und die stehen hinten im Regal. Oder das Buch liegt zwar in der Stapelware, aber leider zwischen Sara Lark und Ini Lorenz. Die meisten potenziellen Käufer entscheiden sich dann doch für den bekannten Namen. Die Liste ließe sich noch endlos fortführen. Ich persönlich glaube ja daran, dass sich Qualität früher oder später durchsetzt, nur leider ist ein Buch auf Graswurzelmarketing und Mund-zu-Mund-Propaganda angewiesen, wenn es nicht massiv beworben wird (siehe Grauschatten). Dafür dreht sich das Karussel heutzutage aber viel zu schnell. Kaum im Laden, sind die Bücher schon wieder draußen.
    Apropos Graswurzelmarketing und Mund-zu-Mund-Propaganda: Mir fällt spontan nur ein einziges Buch ein, das es in den letzten Jahren geschafft hat, mit genau diesem Effekt zum echten Long- und Bestseller zu werden, ist Sendkers "Herzenhören".
    Aber zurück zum Anfang: Auch ich bin froh über eine zweite, vielleicht auch dritte Chance mit neuen Namen. Denn was heute nicht gleich einschlägt wie eine Bombe, wird spätestens zwei Monate nach Erscheinungstermin unter einer Flut Neuerscheinungen begraben.
    Trotzdem: Wenn ich könnte, wie ich wollte, würde ich alles unter einem Namen veröffentlichen. Ich schätze, das geht den meisten Autoren so.


    EDIT: Mein Post hat sich mit Mulles Post überschnitten.

    Ship me somewhere's east of Suez,
    where the best is like the worst,
    where there aren't no ten commandments
    an' a man can raise a thirst


    Kipling

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  • Zitat

    Original von tweedy39
    Es können nicht alle Bücher ein Erfolg werden, dafür gibt es zu viele Neuerscheinungen.


    Yup. Aber natürlich hoffen wir alle, zu den Gewinnern zu gehören. Sonst könnten wir es ja gleich lassen. Die meisten Berufe zahlen nämlich besser.
    Und klar kämpfen Charlie, Tereza, Julia, Nicole, Sabine und ich um die wenigen Plätze ganz vorne. Glücklicherweise sind meine Mitstreiterinnen ungemein nett und sehen das ganze sportlich – und sagen auch, wenn ihnen ein Buch der Konkurrenz gefällt. Was ich unglaublich toll finde!

    Ship me somewhere's east of Suez,
    where the best is like the worst,
    where there aren't no ten commandments
    an' a man can raise a thirst


    Kipling

  • Zitat

    Original von Delphin
    Wenn ein "geflopptes Buch" eh schnell in Vergessenheit gerät, oder überhaupt nie wahrgenommen wurde, wieso braucht man dann für die zweite Chance einen neuen Namen?


    Weil der Buchhändler vielleicht das Buch vergisst - nicht aber die Tatsache, dass er es schlecht verkauft hat.


    Man kann sich das gar nicht vorstellen, an was für Punkten manchmal alles steht und fällt.
    Nimm mal mein Dark Canopy als Beispiel: Die Buchblogger nennen es ein "Hype-Buch". Weil es auf zahllosen Bloggs besprochen wurde. Offenbar gefiel es den Bloggern. Es hat Fans. Es hat seit heute 100 mal die volle Punktzahl beim großen Fluss.
    Thalia hat dieses Buch komplett ignoriert, d.h. es wurde allenfalls auf Kundenwunsch bestellt und hinten ins Regal gestellt, 9 von 10 Thalia-Fillialen hatten es im Erscheiungsmonat überhaupt nicht. Keine Ahnung, was die gegen dieses Buch hatten, aber für das Buch war das schon eine kleine Katastrophe und es hätte mir als Autorin um Haaresbreite eine wahnsinnige "Katsche" in die Karriere gehauen. Unangenehm war es in jedem Fall.
    An solchen Details kann man komplett scheitern. Wäre schade drum. Finde ich :wave

  • Zitat

    Original von Delphin
    Wenn ein "geflopptes Buch" eh schnell in Vergessenheit gerät, oder überhaupt nie wahrgenommen wurde, wieso braucht man dann für die zweite Chance einen neuen Name?


    Zitat

    Original von SteffiB
    Weil dann oft der Einzelhandel gar nicht mehr bestellt. Und aus die Maus.


    Zitat

    Original von Mulle
    Weil der Buchhändler vielleicht das Buch vergisst - nicht aber die Tatsache, dass er es schlecht verkauft hat.


    Da fühle ich mich aber in guter Gesellschaft, dass nicht nur ich, sondern auch der Buchhändler verarscht wird.

  • Zitat

    Original von Mulle
    Man kann sich das gar nicht vorstellen, an was für Punkten manchmal alles steht und fällt.
    Nimm mal mein Dark Canopy als Beispiel: Die Buchblogger nennen es ein "Hype-Buch". Weil es auf zahllosen Bloggs besprochen wurde. Offenbar gefiel es den Bloggern. Es hat Fans. Es hat seit heute 100 mal die volle Punktzahl beim großen Fluss.
    Thalia hat dieses Buch komplett ignoriert, d.h. es wurde allenfalls auf Kundenwunsch bestellt und hinten ins Regal gestellt, 9 von 10 Thalia-Fillialen hatten es im Erscheiungsmonat überhaupt nicht. Keine Ahnung, was die gegen dieses Buch hatten, aber für das Buch war das schon eine kleine Katastrophe und es hätte mir als Autorin um Haaresbreite eine wahnsinnige "Katsche" in die Karriere gehauen. Unangenehm war es in jedem Fall.
    An solchen Details kann man komplett scheitern. Wäre schade drum. Finde ich :wave


    Ich hatte bis jetzt übrigens gedacht, dass sich "Dark Canopy" gut verkauft, weil es hier bei den Eulen x-mal als Buch des Jahres genannt wurde. Da sieht man mal, dass die Eulen nicht die Realität widerspiegeln.


    Warum hat Thalia es denn ignoriert, wenn es in Blogs so gehyped wurde? Das Denken finde ich nicht besonders wirtschaftlich. Und warum sollte sich daran etwas ändern, wenn Du das nächste Buch unter einem neuen Namen heraus bringst, wenn Thalia das Buch doch offenbar nicht schlecht verkauft, sondern einfach komplett ignoriert hat?

  • Bin ich jetzt schuld, dass der thread wiederbelebt wurde? Weil ich auf das Pseudonym offen hingewiesen habe? :gruebel


    Also: bei mir war es so, dass der zweite Verlag ein Pseudonym wollte, weil ich unter meinem Namen Bücher in einem anderen, großen Verlag veröffentlicht hatte. Zudem war es eben ein anderes Genre - und eigentlich hatte ich damit gerechnet, weil es bei allen anderen Autoren auch so war. Ein Problem hatte ich damit nicht. Ich sollte ein Liste mit Vorschlägen schicken - und es wurde der am spanischsten klingende Name gewählt. (Was mich eigentlich auch nicht überraschte, weil es eben bei allen Anderen...)


    Dass manche Leser sich dadurch etwas veräppelt fühlen, kann ich allerdings verstehen. Die Gefahr, dass man nochmals das Buch eines Autors kauft, den man nicht mag, besteht durchaus. Meistens hilft da einfach vorheriges Googeln im Internet, da mit den Pseudonymen offen umgegangen wird.


    Es gibt durchaus Autoren, die unter ihrem richtigen Namen floppten, aber mit einem Pseudonym in einem anderen Genre plötzlich sehr erfolgreich waren. Ebenso gibt es Autoren, die jahrelang floppten und dann mit dem demselben Namen plötzlich den Durchbruch schafften. Es gibt auch Autoren, die nach einem oder gar mehreren Bestsellern plötzlich nur noch floppten usw.
    Positive oder negative Rezensionen im Internet sagen nicht unbedingt etwas darüber aus, wie erfolgreich ein Buch war.


    Und was das hier mehrfach angeführte Shades of Grey betrifft, das so viele Leute so grottenschlecht finden (ich hab's nicht gelesen, weil es mich nicht interessiert): das Buch wurde nicht einfach durch Werbung erfolgreich. Die Autorin veröffentlichte es zunächst selbst im Internet, und da war es so beliebt, dass síe anschließend einen Verlagsvertrag bekam und ihren Siegeszug antrat.


    Was Bücher erfolgreich macht oder nicht, bleibt in vieler Hinsicht ein Rätsel (das wir Autoren alle gern lösen würden) :grin.


    Die Pseudonymeritis ist momentan gängige Praxis. Wenn sehr, sehr viele Leser sich dagegen sträuben und streiken, wird sich das wahrscheinlich irgendwann ändern. Aber im Augenblick sieht es nicht danach aus.


    Viele Grüße


    Tereza

  • Zitat


    Ich hatte bis jetzt übrigens gedacht, dass sich "Dark Canopy" gut verkauft, weil es hier bei den Eulen x-mal als Buch des Jahres genannt wurde. Da sieht man mal, dass die Eulen nicht die Realität widerspiegeln.


    Warum hat Thalia es denn ignoriert, wenn es in Blogs so gehyped wurde? Das Denken finde ich nicht besonders wirtschaftlich. Und warum sollte sich daran etwas ändern, wenn Du das nächste Buch unter einem neuen Namen heraus bringst, wenn Thalia das Buch doch offenbar nicht schlecht verkauft, sondern einfach komplett ignoriert hat?


    Die Thalia-Kette ist, ihrer Natur nach, keine Buchhandlung. Habe da mal einen Artikel drüber gelesen - die Kette gehört einem Großkonzern, der sie führt wie einen X-beliebigen anderen Laden, nicht wie eine Buchhandlung.


    Außerdem habe ich gerüchteweise mitbekommen, dass von Verlagen Geld dafür verlangt wird, die Bücher an prominenter Stelle zu platzieren.


    Sollte mich nicht wundern, wenn Bücher von kleineren Verlagen erst gar nicht in die Regale kommen.